Mittwoch, 29. Oktober 2025

Johannes Evangelium 3,22-30

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und der Täufer

Nachdem er in Jerusalem einigen Staub aufgewirbelt hatte, zog sich Jesus mit seinen Schülern in das Umland von Judäa zurück. Dort verbrachten sie einige Zeit, und Jesus - genauer: Jesu Schüler unter seiner Aufsicht - tauften die Leute mit der Taufe des Johannes; als Zeichen der Umkehr zu Gott und der Reinigung von ihrer Schuld.

Die Gefangennahme und Einkerkerung des Täufers durch Herodes Antipas, den Vierfürsten über die Provinzen Galiläa und Peräa, lag noch in der Zukunft. Noch immer kamen die Menschen daher auch zu Johannes, um sich im Jordan von ihm taufen zu lassen; möglicherweise ca. 40 km südlich vom See Genezareth, wo es genug Wasser dazu gab.

Und dann gab es dazu einen Disput mit einem Mitbürger. Die Schüler des Täufers waren nämlich offensichtlich neidisch auf Jesus. Sie ärgerten sich wohl darüber, dass ihr Rabbi jemanden unterstützte, der ihn an Beliebtheit bereits in den Schatten stellte. Und so beschweren sie sich bei ihm über den, auf den Johannes bei dessen Taufe als den Messias gezeigt hatte.

Auf diese Verärgerung reagiert der Täufer mehr als vorbildlich: mit Demut und mit Freude. Und er erklärt seinen Schülern drei Dinge. Erstens: was auch immer wir im Leben erreichen, sei es Ruhm oder Ehre, Status oder Macht: nichts von dem können wir uns einfach so nehmen – es muss uns von Gott geschenkt werden.

Zweitens macht Johannes klar, dass er von Anfang an ganz klar dazu gestanden ist, dass er nicht der von den Propheten vorhergesagte Messias ist, sondern nur sein Wegbereiter. Und drittens lehrt er seine Jünger und uns das Wichtigste: es geht nicht um uns – um unseren Ruhm, unseren Status, unsere Beliebtheit - es geht um Jesus. Er ist die zentrale Figur der Weltgeschichte. 

Wie sich ein bester Freund freut, wenn er hört, wie der Bräutigam am Altar jubelnd seine Braut in die Arme schließt, so freut sich auch der Täufer darüber, dass mehr und mehr Menschen zu Jesus finden. Dass der Retter der Welt ins rechte Licht gerückt wird, dafür tritt er gerne - Schritt für Schritt - zurück in den Schatten.

O-Ton: Danach ging Jesus mit seinen Jüngern in das Gebiet von Judäa. Dort verbrachte er einige Zeit mit ihnen und taufte. Auch Johannes taufte in Änon, nicht weit von Salim, denn dort gab es reichlich Wasser. Immer noch kamen Leute zu ihm und er taufte sie; denn er war zu jener Zeit noch nicht im Gefängnis. 

Einmal stritten sich einige Jünger von Johannes mit einem anderen Juden darüber, welche Taufe den höheren Rang habe. Sie kamen deshalb zu Johannes und sagten zu ihm: »Rabbi, der Mann, der dich am anderen Jordanufer aufsuchte und auf den du als Zeuge hingewiesen hast, der tauft jetzt auch und alle gehen zu ihm!« 

Johannes antwortete: »Kein Mensch kann sich etwas nehmen, auch nicht das Geringste, wenn Gott es ihm nicht gegeben hat. 

Ihr könnt selbst bestätigen, dass ich sagte: 'Ich bin nicht der versprochene Retter, sondern ich bin nur vor ihm hergesandt worden.' Wer die Braut bekommt, ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams steht dabei, und wenn er den Bräutigam jubeln hört, ist er voller Freude. Genauso geht es jetzt mir: An meiner Freude fehlt nichts mehr. Sein Einfluss muss wachsen, meiner muss abnehmen.« (Joh 3,22-30)

Montag, 27. Oktober 2025

Johannes Evangelium 3,13-21


 

Das Buch der Zeichen - Ohne Glauben an Jesus kein Leben

Gerade erst hatte er Nikodemus mit der Nase darauf gestoßen, wie wichtig es ist, das anzunehmen, was er zu sagen hat. Denn jetzt kommt Jesus zu den ewigen Dingen. Dingen, die mit dem Himmel und mit dem Schicksal von uns allen zu tun haben: Er, Jesus, ist der Messias; der, den die Propheten als “Sohn eines Menschen“ vorher gesagt hatten. Er selbst ist der Ewige, der vom Himmel zu uns auf die Erde kam.

In einem Bild aus dem Alten Testament erklärt Jesus auch, was Er mit unserem Schicksal zu tun hat: wie er uns vor Gottes Gericht bewahren kann. Und zwar so, wie schon das Volk Israel im Alten Testament: durch Glauben. Sie mussten nur ein Symbol ansehen, das auf das Kreuz zeigte: auf Christus, der am Kreuz (Pfahl) die Strafe (Schlange) für unsere Sünde trug. Und genau so werden auch wir gerettet.

Was wir am Kreuz sehen ist, dass Gott bereit war, uns seinen geliebten Sohn zu schicken; vom Himmel auf die Erde zu kommen, um die Strafe, die wir verdient hätten, selbst zu tragen. Weil er unseren Freispruch will; dass wir in ewigem Glück leben können. Weil er uns so sehr liebt. Wer das begreift und glaubt, wird nicht vergehen. Dazu ist Jesus gekommen: uns zu retten; nicht uns zu verurteilen. Wer das glaubt, wir freigesprochen; nicht verurteilt.

Wer diese größte Liebestat aber in den Wind schießt, das unendliche Opfer Christi verachtet, der hat sich selbst schon das Urteil gesprochen. Das ist das Problem mit unserer Welt: dass wir den finsteren Abgrund der Sünde – unser ständiges, egoistisches Streben nach Befriedigung unserer Wünsche – mehr lieben als ihn; die Liebe in Person.

Den, der Gott den Rücken kehrt und nur zur Befriedigung seiner Wünsche lebt, ekelt es vor nichts mehr, als vorm Licht der Wahrheit Gottes. Diesem Licht weicht er aus, wo er nur kann, denn es würde die Hässlichkeit seines Strebens offenbaren. Wer aber die Tiefe der Liebe Gottes am Kreuz erkannt hat und umgekehrt ist zu einem Leben in Gottes Wahrheit, hat keine Angst, ins Licht zu treten, weil er weiß, dass ihn nichts als Lob erwartet.

O-Ton: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen als nur der eine, der vom Himmel herabgekommen ist, der Menschensohn. 

Mose richtete in der Wüste den Pfahl mit der bronzenen Schlange auf. Genauso muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die sich im Glauben ihm zuwenden, durch ihn ewiges Leben bekommen. 

Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben. Gott sandte den Sohn nicht in die Welt, um die Menschen zu verurteilen, sondern um sie zu retten. Wer sich an den Sohn Gottes hält, wird nicht verurteilt. 

Wer sich aber nicht an ihn hält, ist schon verurteilt, weil er Gottes einzigen Sohn nicht angenommen hat. So geschieht die Verurteilung: Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht; denn ihre Taten waren schlecht. 

Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und bleibt im Dunkeln, damit seine schlechten Taten nicht offenbar werden. Aber wer der Wahrheit gehorcht, kommt zum Licht; denn das Licht macht offenbar, dass er mit seinen Taten Gott gehorsam war. (Joh 3,13–21)

Freitag, 24. Oktober 2025

Johannes Evangelium 3,1-12

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und Nikodemus

Nikodemus war ein strenggläubiger Jude, ein renommierter Gesetzeslehrer, dem sein Ruf vorauseilte, und ein reiches Mitglied des Hohen Rates. Also so etwas, wie ein Mitglied des Bundestages und des Bundesverfassungsgerichtes und noch dazu ein Kirchenoberhaupt; alles in einem. Der war so umgetrieben von Jesus, dass er mehr wissen wollte, über ihn. Aber aus Sorge davor, dass seine nicht gerade Jesus-freundlichen Kollegen etwas davon mitbekommen, besucht er Jesus bei Nacht und Nebel. 

Auch war es ihm wohl peinlich, dass er - als „Lehrer Israels“ - noch Fragen hatte. Und doch sieht man die Ernsthaftigkeit seiner Suche nach Wahrheit. Er hat wohl schon eine Ahnung davon, dass Jesus mehr sein könnte, als nur ein Prophet; aber er will sich diesbezüglich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Was er sicher weiß ist, dass Jesus zumindest ein von Gott geschickter Lehrer ist; das zeigen klar die Wunder, die er tut. Und so spricht er ihn auch an: als Rabbi.

Jesus aber hält sich nicht mit höflichem Geplänkel auf; er kommt gleich zur Sache. Er weiß, warum Nikodemus da ist: es geht um ihn, den Messias, den Retter. Und so fokussiert er Nikodemus auf eine einzige Tatsache: um ein Teil von Gottes Reich zu werden, das unsere sichtbare Welt durchdringt und doch, wie hinter einem Schleier, hinter ihr verborgen liegt, braucht es ein neues geistliches Leben. Weil wir seit dem Sündenfall im Paradies alle spirituell tot sind. Es braucht eine Geburt von oben; eine Geburt von Gott; eine neue Geburt.

Als Nikodemus das mit der neuen Geburt hört, missversteht er Jesus komplett: es sei absurd, zu glauben ein Erwachsener könnte in den Mutterleib zurückkehren, um noch einmal geboren zu werden, sagt er. Aber Jesus macht ihm klar, dass es darum nicht geht. Auch nicht um Karma oder gar um Seelenwanderung. Es geht darum, dass Gott von oben her etwas tun muss: Wer in Gottes Reich hineinkommen will, braucht eine neue Natur, …

… ein neues inneres geistliches Leben; nicht nur ein verbessertes irdisches Leben. Der braucht eine Erneuerung seines Herzens; eine Reinigung - wie mit Wasser - von seinem alten Wesen. Der braucht eine neue Sehnsucht nach Heiligkeit, eine neue Begeisterung dafür, Gottes Willen zu tun, statt ständig nur die eigenen Wünsche befriedigen zu wollen. Der braucht eine ganz neue Liebe zu Gott und seinen Nächsten. Diese komplette innere Neuschöpfung kann aber nur einer bewerkstelligen: der Heilige Geist selbst.

Und um den Sack zuzumachen, setzt Jesus noch einen obendrauf und zeigt, dass dies neue Leben nie von Menschen ‚produziert‘ werden kann: Menschen sind irdisch und können nur irdisches Leben produzieren. Gott allein ist himmlisch und nur er kann dieses neue Leben ‚von oben’ schenken. Nur Gottes Geist ist geistlich und nur er kann neues geistliches Leben schenken. Darum soll Nikodemus sich nicht wundern, dass das neue Leben von oben kommen muss. Doch wie genau das funktioniert, bleibt ein Mysterium; genau so unvorhersehbar, wie Ursprung und Ziel eines Windhauchs. 

Jetzt ist Nikodemus platt und fragt, wie das denn bitteschön funktionieren soll? Und genau für diese Frage fängt er sich von Jesus einen Rüffel ein: Er ist Israels Top-Theologe und kann diese einfache Frage nicht beantworten? Er hätte es in der Tat wissen müssen, denn was Jesus gerade erklärt hat, war seit hunderten von Jahren bekannt (siehe Hesekiel 37,9-14). 

Noch einmal richtet Jesus Nikodemus’ volle Aufmerksamkeit auf folgendes: er, Jesus, weiß Bescheid. Er ist vom Himmel. Er kennt sich aus. Er sieht die unsichtbare Welt so klar, wie wir die sichtbare. Darum müssen wir zuhören, was er zu sagen hat. Denn wenn wir schon das irdische nicht annehmen, was er uns zu sagen hat (nämlich, wie wir hier auf der Erde zum Glauben kommen und gerettet werden können), wie sollen wir dann die noch höheren Dinge annehmen, die er uns über den Himmel zu sagen hat?

O-Ton: Einer von den Pharisäern war Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Rates. Eines Nachts kam er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen, dass Gott dich gesandt und dich als Lehrer bestätigt hat. Nur mit Gottes Hilfe kann jemand solche Wunder vollbringen, wie du sie tust.« 

Jesus antwortete: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von oben her geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen.« »Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon ein Greis ist?«, fragte Nikodemus. »Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!« Jesus sagte: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen. 

Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt von menschlicher Art. Von geistlicher Art kann nur sein, was vom Geist Gottes geboren wird. Wundere dich also nicht, dass ich zu dir sagte: 'Ihr müsst alle von oben her geboren werden.' Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So geheimnisvoll ist es auch, wenn ein Mensch vom Geist geboren wird.« 


»Wie ist so etwas möglich?«, fragte Nikodemus. Jesus antwortete: »Du bist ein anerkannter Lehrer Israels und weißt das nicht? Amen, ich versichere dir: Wir sprechen über Dinge, die wir kennen, und bezeugen das, was wir gesehen haben. Aber keiner von euch ist bereit, auf unsere Aussage zu hören. Wenn ich zu euch über die irdischen Dinge rede und ihr mir nicht glaubt, wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich über die himmlischen Dinge mit euch rede?« (Joh 3,1–12)

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Johannes Evangelium 2,23-25

 


Das Buch der Zeichen - Jesus kennt die Menschen

Auf dem Passafest in Jerusalem tat Jesus noch mehr Wunder. Dass wir in Johannes’ Evangelium nicht von allen etwas lesen, liegt daran, dass Johannes sich ein wenig die Rosinen aus dem Kuchen gepickt hat: Dass Jesus viel mehr Wunder getan hat, als er für uns aufgeschrieben hat, gibt er auch ganz offen und ehrlich zu; und zwar am Ende seines Evangeliums. 

Von den Wundern waren viele Besucher des Festes schwer beeindruckt. Dieser „Glaube“ der Leute war aber kein echter Glaube, sondern eine Art oberflächliche Begeisterung, weil sie die übernatürlichen Dinge gesehen hatten, zu denen Jesus fähig war. 

Sie waren sicher davon überzeugt, dass Jesus ein ganz Großer war, aber hatten noch nichts davon verstanden, dass es im Glauben nicht allein ums Staunen geht, sondern um echtes Vertrauen – darum, Jesus sein Herz zu öffnen; ja ihm sein Herz zu schenken; ihm zu vertrauen; ihn im eigenen Leben regieren zu lassen. Und weil Jesus weiß, dass sie nicht wirklich an ihn glauben, dass sie ihm nicht von Herzen vertrauen, vertraut er sich ihnen auch nicht an.

Um zu verstehen, wie wir Menschen im Innersten ticken, braucht Jesus keinen Nachhilfeunterricht; im Gegenteil. Wir sind ja seine Geschöpfe. Und er ist der, der hinter all‘ unsere Fassaden blickt: der allwissende Gott. Erkennt unsere Herzen durch und durch; selbst unsere tiefsten Abgründe. Er weiß, ob wir ihn lieben oder nicht. Ihm können wir nichts vormachen.

O-Ton: Während sich Jesus am Passafest in Jerusalem aufhielt, kamen viele zum Glauben an ihn, weil sie die Wunder sahen, die er vollbrachte. Aber Jesus traute ihnen nicht und hielt sich ihnen gegenüber zurück, weil er sie alle durchschaute. Über die Menschen brauchte ihm niemand etwas zu sagen, denn er kannte das menschliche Herz bis auf den Grund. (Joh 2,23–25)

Dienstag, 21. Oktober 2025

Johannes Evangelium 2,13-22

 


Das Buch der Zeichen - Jesus im Tempel

Zum Passafest war in Jerusalem immer die Hölle los. Juden aus allen Regionen kamen hier einmal im Jahr zusammen, um das größte Fest von allen zu feiern: die Erinnerung daran, wie Gott ihr Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit hatte. Im Zentrum der Feierlichkeiten stand dabei der Jerusalemer Tempel: hier wurde gedankt und gebetet, hier wurden Opfer gebracht. Die meisten Pilger hatten eine weite Anreise. 

So hatte es sich eingeschlichen, dass die meisten ihre Opfertiere nicht mehr selber mitbrachten, sondern diese direkt vor Ort kauften. Und um sicher zu gehen, dass die Tiere genau den Vorschriften der Tora entsprachen, kaufte man geprüfte Tiere direkt beim Tempel. Um dort eine Taube, ein Schaf oder ein Rind kaufen zu können, musste man sein regionales Geld aber erst mal in den zentralen Tempelgroschen umtauschen. Man kann sich vorstellen, was für ein Gedränge damals geherrscht haben muss; aus dem Dankfest für die Befreiung war ein Geschäft geworden.

Und das ging Jesus unfassbar auf den Zeiger. Er ist ja fast nie ausgeflippt. Vor allem nicht, wenn er selbst beleidigt oder sogar gefoltert wurde. Aber wenn es um die Ehre Gottes, seines Vaters ging, gab es für ihn kein Halten. Er war sowas von stocksauer! Weil man — TV preachers: listen! — aus der Wohnung Seines Vaters, dem dem Ort, an dem Gott und Mensch sich begegnen sollten, einen Ort gemacht hatte, an dem es nur noch ums Geld ging. 

Jesus war darüber so sauer, dass er den Leuten nicht nur sagte, sie sollten sich verziehen und aus Gottes Haus keinen Basar machen, sondern in einem Wisch auch noch die Tische umschmiss, das Geld auf den Boden fegte und die ganze Bagage mit einem Treibriemen wie Hühner aus dem Tempel scheuchte. Als seine Jünger das mitkriegen, mussten sie daran denken, dass die Propheten über ihn geschrieben hatten: „Die Liebe zu deinem Haus wird mich noch auffressen; wie ein Feuer!“ 

Die obersten Geistlichen seiner Zeit hätten es als fleißige Studenten der Tora eigentlich wissen müssen, dass Jesus im Recht war; dass der Tempel ein heiliger Ort war. Aber ihre Gier nach Macht und ihr Hochmut vernebelten ihnen den Blick. Statt nur danach zu fragen, woher er (Gott!) das Recht habe, das zu tun, forderten sie (bloße Menschen) auch gleich noch ein Wunder ein. Auf diese verstockte Arroganz reagiert Jesus mit einer für sie kryptischen Prophetie: Sie sollten doch den Tempel einreißen, und er würde ihn in drei Tagen wieder aufbauen.

Die Pharisäer bezogen das natürlich auf den Tempel, den sie sehen konnten. Und den zu bauen, hatte 46 Jahre gedauert. Daher sagen Sie ihm, diesen Tempel in nur drei Tagen wieder aufzubauen sei ein Ding der Unmöglichkeit. Jesus sprach aber gar nicht vom Jerusalemer Tempel, sondern im übertragenen Sinn vom Tempel seines Leibes: vom Wohnort des Heiligen Geistes. Erst als er nach drei Tagen von den Toten auferstanden war, kapierten seine Jünger, was was Jesus mit seiner kryptischen Prophezeiung eigentlich gemeint hatte und glaubten seinen Worten; Gottes Worten. 

O-Ton: „Als das Passafest näher kam, ging Jesus hinauf nach Jerusalem. Im Vorhof des Tempels sah er die Händler, die dort Rinder, Schafe und Tauben verkauften; auch die Geldwechsler saßen dort an ihren Tischen.

Da machte er sich aus Stricken eine Peitsche und trieb sie alle aus dem Tempelbezirk, mitsamt ihren Rindern und Schafen. Er fegte das Geld der Wechsler zu Boden und warf ihre Tische um. Den Taubenverkäufern befahl er: »Schafft das hier weg! Macht aus dem Haus meines Vaters keine Markthalle!« Seinen Jüngern kam das Wort aus den Heiligen Schriften in den Sinn: »Die Liebe zu deinem Haus wird mich noch umbringen.« 

Die führenden Männer fragten ihn: »Woran können wir erkennen, dass du so etwas tun darfst? Gib uns ein Wunderzeichen als Beweis!« Jesus antwortete ihnen: »Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen!« 

Sie hielten ihm entgegen: »Für den Bau dieses Tempels wurden sechsundvierzig Jahre gebraucht! Und du willst ihn in drei Tagen wieder aufbauen?« Mit dem Tempel meinte Jesus aber seinen Leib. Als er vom Tod auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger an dieses Wort. Da glaubten sie den Heiligen Schriften und dem, was Jesus damals gesagt hatte.“ (Joh 2,13–22)

Montag, 20. Oktober 2025

Johannes Evangelium 2,1–12



Das Buch der Zeichen - Das 1. Zeichen - Die Hochzeit in Kana

Drei Tage nach dem Start von Jesus‘ Tour gab es in Kana in Galiläa eine Hochzeit. Sowohl seine Mutter Maria, als auch Jesus und seine Schüler waren eingeladen. Wahrscheinlich waren die Familie Jesu und die Familie des Hochzeitspaares verwandt oder befreundet: Maria hatte eine wichtige organisatorische Rolle bei der Hochzeit und wird daher noch vor Jesus genannt. Jesus war zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich bekannt, denn er war ja erst vor einer Woche von Johannes dem Täufer als Messias identifiziert worden. Er war einfach als Freund eingeladen.

Während der Hochzeitsfeier passierte dann etwas Peinliches: auf einmal war der Wein alle! Maria, für die Organisation zuständig, suchte sofort nach einer Lösung und fragt sofort Jesus. Ab hier überlagern sich dann die Bild-Ebenen im Text; ganz typisch für die Komplexität und Tiefe bei Johannes: Zum einen redet Jesus Maria nicht als Mutter an, sondern als „Frau“ und macht so klar, dass er nicht mehr als ihr Sohn, sondern als Messias unterwegs ist. Auch sagt er ihr, dass seine Aufgaben als Messias seine Sache sind - und mit dem Hinweis auf seinen Todeszeitpunkt, dass diese einem klaren Plan folgen.

Und dann tut Jesus etwas, was für ihn sehr typisch ist: er gibt den Leuten Anweisungen, die vordergründig absolut unsinnig erscheinen: Wasserkrüge mit Wasser füllen, obwohl der Wein alle ist. Aber — und das ist ein ganz wichtiger Punkt — die Leute vertrauen ihm und tun, was er sagt. Direkt danach erleben sie, dass das, was erst als völlig unsinnig erschien, auf einmal total Sinn macht: Jesus hatte das Wasser in Wein verwandelt. Natürlich ist schon allein das ein Zeichen dafür, dass er der von den Propheten angekündigte Messias ist, der Sohn Gottes. 

Aber in der Verwandlung von Wasser in Wein steckt noch mehr: das Wasser war in Gefäße gefüllt, die zur Reinigung nach dem rituellen Gesetz des Moses dienten. Und Jesus füllt diese Gefäße mit Wein, der überall im Alten Testament ein Symbol der Freude und im Neuen Testament ein Zeichen der Erlösung ist. Mit diesem Wunder zeigt er also auch, dass er derjenige ist, mit dem die Zeit des rituellen Gesetzes des Alten Testaments zu ihrem Ende kommt und von der Zeit der Gnade, des Evangeliums und der Freude des Neuen Testaments abgelöst wird.

Der Wein, zu dem Jesus das Wasser gemacht hatte, war übrigens so außerordentlich gut, dass der Caterer ganz aus dem Häuschen war. Denn nach seiner Erfahrung schenkten die meisten Hochzeitspaare, einfach um Geld zu sparen, erst mal den guten Wein aus und dann, wenn die Leute schon einen im Tee hatten, den nicht mehr ganz so guten. Aber 600 Liter (!) von einem solchen Top-Tropfen zu so fortgeschrittener Stunde, das hatte er noch nicht erlebt.

Mit diesem Wunder offenbarte Jesus, dass in ihm das neue Zeitalter der göttlichen Gnade begonnen hatte und was für ein herrlicher Gott er ist: bei ihm gibt es nicht nur das Beste, sondern das auch noch in rauen Mengen. Seine Schüler waren von dem, was sie erlebt hatten, so beeindruckt, dass sie anfingen, an ihn zu glauben. Nachdem die Hochzeit vorbei war, ging Jesus mit seiner Mutter und seinen Brüdern (sein Adoptivvater Josef war wahrscheinlich schon gestorben) und mit seinen Schülern nach Karfanaum; etwa einen Tagesmarsch entfernt.

O-Ton: Am dritten Tag wurde in Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Die Mutter von Jesus war dabei, und auch Jesus war mit seinen Jüngern dazu eingeladen. Als der Weinvorrat zu Ende war, sagte seine Mutter zu ihm: »Sie haben keinen Wein mehr!« Jesus erwiderte ihr: »Frau, das ist meine Sache, nicht deine! Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Da wandte sich seine Mutter an die Diener und sagte: »Tut alles, was er euch befiehlt!«

Im Haus standen sechs Wasserkrüge aus Stein, von denen jeder etwa hundert Liter fasste. Man brauchte sie wegen der Reinigung, die das Gesetz vorschreibt. Jesus sagte zu den Dienern: »Füllt diese Krüge mit Wasser!« Sie füllten sie bis an den Rand. Dann befahl er ihnen: »Jetzt nehmt eine Probe davon und bringt sie dem Mann, der für das Festessen verantwortlich ist.« Sie brachten ihm eine Probe, und er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war.

Er wusste nicht, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Er rief den Bräutigam zu sich und sagte: »Jeder bringt doch zuerst den guten Wein auf den Tisch, und wenn die Gäste schon reichlich getrunken haben, folgt der schlechtere. Aber du hast den guten Wein bis zuletzt aufgehoben!«

So vollbrachte Jesus in Kana in Galiläa sein erstes Wunderzeichen und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger kamen zum Glauben an ihn. Danach ging er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinunter und blieb einige Tage dort. (Joh 2,1–12)

Freitag, 17. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,43–51


Das Buch der Zeichen - Die ersten Jünger - Philippus und Nathanaël

Am Tag darauf wollte Jesus los und den Jordan überqueren. Er wollte von der östlichen Nordseite des Sees Genezareth, wo er Andreas und Petrus getroffen hatte, auf die Westseite kommen, um in der Provinz Galiläa an die Öffentlichkeit zu gehen. Genau in dieser Gegend trifft er Philippus, der aus Betsaida kam. Und er lädt ihn ein, mit ihm zu kommen; nicht nur nach Galiläa, sondern ihm sein ganzes Leben anzuvertrauen. 

Die Begegnung mit Jesus war offenbar so intensiv, dass Philippus danach - mit der gleichen Begeisterung wie am Tag davor Andreas - zu Natanaël rennt und mit der guten Nachricht heraus platzt. Der, den alle äußerlich nur für Jesus aus Nazareth, den Sohn des Zimmermanns, gehalten haben, ist in Wirklichkeit auch der Mensch gewordene Gott. Er ist der Messias, dessen Kommen schon Moses und die Propheten im Alten Testament vorausgesagt hatten. Er ist der, auf das ganze Volk so voller Sehnsucht gewartet hatte.

Natanaël allerdings war anfangs gar nicht so begeistert. Als Skeptiker fand er die Idee, das aus dem unbedeutenden und „von Heiden umgebenen“ Nazaret etwas Gutes kommen sollte, ziemlich dubios. Zumal auch der Messias aus Bethlehem erwartet wurde. Aber Jesus holt ihn ab. Er weiß, dass Nathanael ein geradliniger und aufrichtiger Mann ist und sagt ihm, dass er das zu schätzen weiß. 

Jetzt ist Natanaël allerdings verblüfft: Woher um Himmels willen kennt ihn dieser Jesus? Als Jesus ihm erklärt, dass er ihn schon kannte, bevor Philippus ihn rief, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Wer mich auf übernatürliche Weise so durch und durch kennt, der kann nicht nur ein Lehrer sein; nicht nur ein Rabbi, sondern Jesus ist tatsächlich Gottes Sohn und damit der rechtmäßige Herrscher über Israel.

Jesus nimmt diese Begeisterung auf. Er dämpft sie nicht nur nicht, sondern setzt noch einen oben drauf. Mit einem Bild aus dem alten Testament machte er Natanaël klar, was heute schon Realität ist und was wir eines Tages in seiner Vollendung sehen werden: 

Er selbst, Jesus, ist die Himmelsleiter, die Jakob damals im Traum sah. Mit dem Bild der Engel sagt er Nathanaël und den anderen: Im Laufe meines Dienstes werdet ihr noch erkennen, dass in mir der Himmel offen steht und Gott durch mich wirkt.

O-Ton: Am Tag darauf wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen. Er traf Philippus und forderte ihn auf: »Komm, folge mir!« Philippus stammte wie Andreas und Petrus aus Betsaida.

Philippus wiederum traf Natanaël und sagte zu ihm: »Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz geschrieben hat und den die Propheten angekündigt haben. Es ist Jesus aus Nazaret, der Sohn Josefs.«

 »Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?«, fragte Natanaël. Philippus antwortete: »Komm mit und überzeuge dich selbst!« Als Jesus Natanaël kommen sah, sagte er: »Da kommt ein wahrer Israelit, ein Mann ohne Falschheit.« Natanaël fragte ihn: »Woher kennst du mich?« Jesus antwortete: »Bevor Philippus dich rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.« Da sagte Natanaël: »Rabbi, du bist der Sohn Gottes! Du bist der König von Israel!« 

Jesus sagte: »Glaubst du das jetzt, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch viel größere Dinge erleben.« Und er fuhr fort: »Amen, ich versichere euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und erleben, wie die Engel Gottes zum Menschensohn herab- und von ihm zum Himmel hinaufsteigen!« (Joh 1,43–51)

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,35-42



Das Buch der Zeichen - Die ersten Jünger - Andreas und Petrus


Gedanken: Ich finde, dass die heutige Stelle eine der schönsten Stellen ist, wenn man wissen will, wie man die gute Nachricht von Jesus und Gottes Gnade weitergeben soll: nicht die Leute mit Bibelversen totschlagen, sondern einfach mit seinen Worten und Taten auf Jesus hinweisen und sagen: „Der da ist der Retter der Welt!“ So hat Johannes es am dritten hier aufgezeichneten Tag auch gemacht und schon hatte Jesus zwei Nachfolger mehr.

Die beiden ehemaligen Johannes-Schüler waren übrigens Andreas und Johannes, die Brüder von Simon (Petrus) und Jakobus. Sobald Jesus merkte, dass ihm jemand auf den Fersen war, drehte er sich um und fragte sie, warum. 

Daraufhin sagten sie, sie würden gerne wissen, wo er wohne. Das war ein höflicher Hinweis, dass sie (sie hielten ihn erst mal nur für einen spirituellen Lehrer) gerne mit ihm alleine unter vier Augen sprechen wollten. Jesus fand das gut und nahm sie mit und so hatten sie den Rest des Nachmittags und des Abends sicher sehr tiefgehende Gespräche.
 
Und so zog die gute Nachricht erste Kreise: Andreas war nach dem langen Gespräch mit Jesus offensichtlich so begeistert, dass er es gleich seinem Bruder Simon erzählte: dass in Jesus tatsächlich Gott selbst auf diese Welt gekommen war; unser Retter; der uns Menschen so sehr liebt, dass er bereit war, für unsere Schuld zu sterben.

Und weil ihm das Erzählen offenbar nicht genug war, schleppte Andreas seinen Bruder gleich mit zu Jesus. Als Jesus ihn unter die Lupe nahm, wusste er sofort, wer Simon war. Auch, welche Rolle er - auch mit seinem Zeugnis - noch in der Kirchengeschichte spielen würde, und verpasste ihm den Spitznamen „Fels“ (aram. Κηφᾶς Kephas, gr. Πέτρος Petros).

O-Ton: Am nächsten Tag stand Johannes an derselben Stelle, und zwei von seinen Jüngern waren bei ihm. Als er Jesus vorbeigehen sah, sagte er: »Seht dort das Opferlamm Gottes.« Die beiden hörten es und gingen Jesus nach. 

Jesus drehte sich um, sah, dass sie ihm folgten, und fragte: »Was sucht ihr?« Sie antworteten: »Wo wohnst du, Rabbi?« – Rabbi bedeutet Lehrer. »Kommt, dann werdet ihr es sehen!«, antwortete er. Sie gingen mit ihm, sahen, wo er wohnte, und verbrachten den Rest des Tages mit ihm. Es war ungefähr vier Uhr nachmittags. 

Der eine von den beiden, die Johannes reden gehört hatten und Jesus gefolgt waren, war Andreas, der Bruder von Simon Petrus. Als er bald darauf seinen Bruder Simon traf, sagte er zu ihm: »Wir haben den Messias gefunden, den versprochenen Retter.« 

Dann brachte er ihn zu Jesus. Jesus sah ihn an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn von Johannes. Du wirst einmal Kephas genannt werden.« Kephas ist das hebräische Wort für Petrus (Fels). 
(Joh 1,35-42)

Dienstag, 14. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,29-34

 


Das Buch der Zeichen - Die Zeugenaussage des Täufers - über das Gotteslamm


Gedanken: Einen Tag nach der Befragung sieht der Täufer, wie Jesus auf ihn zugeht und proklamiert, was ihm auf übernatürliche Weise gezeigt worden ist: dass dieser Jesus - oberflächlich nur der Sohn eines einfachen Zimmermanns - das ‚Lamm Gottes‘ ist; also der, der die Sünde der ganzen Welt wegträgt; der, dessen Opfer für die Bezahlung und Löschung von all unserer Schuld reicht.

Und dann erklärt Johannes der Täufer, dass es genau das war, worauf uns schon der Apostel Johannes im Prolog seines Evangeliums hingewiesen hatte: Eben, dass Jesus nicht nur der Sohn eines Zimmermanns war – ein Mensch, wie du und ich – sondern eben auch der, der unendlich weit über uns steht: der ewige Gott, der schon da war, bevor Johannes der Täufer auch nur geboren wurde.

Natürlich kannten sich Johannes und Jesus, zumindest als Menschen. Denn schließlich waren die beiden Cousins. Dass Jesus aber auch der Messias war, der Mensch gewordene Gott, unser Erlöser, das war Johannes, bevor Gottes ihm zeigte, noch nicht klar. 

Nachdem er es aber offenbart bekommen hatte, fing er damit an, seine Mitbürger zu taufen. Diese Taufe war ein Symbol der Umkehr. Johannes wollte das ganze Volk darauf vorbereiten, die wahre Identität von Jesus zu erkennen.

Dass Jesus der Messias ist, der Sohn des allmächtigen Gottes, das hatte Gott dem Täufer klar gemacht, indem er ihm - noch bevor es passierte - zeigte, woran er ihn erkennen würde: daran, dass der Geist des Dreieinen auf ihn herab kommen und bei ihm bleiben würde. Und als Johannes es dann exakt so passieren sah, wusste er es ohne jeden Zweifel und konnte es vor der ganzen Welt bezeugen.

O-Ton: „Als Johannes am nächsten Tag Jesus auf sich zukommen sah, sagte er: »Seht dort das Opferlamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt. 

Von ihm habe ich gesprochen, als ich sagte: 'Nach mir kommt einer, der über mir steht; denn bevor ich geboren wurde, war er schon da.' 

Auch ich kannte ihn vorher nicht. Aber eben deshalb bin ich gekommen und habe mit Wasser getauft, damit er in Israel bekannt wird.« 

Johannes machte dazu folgende Zeugenaussage: »Ich sah, dass der Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel auf ihn kam und bei ihm blieb. Vorher wusste ich nicht, dass er es war. 

Aber Gott, der mir den Auftrag gab, mit Wasser zu taufen, hatte zu mir gesagt: 'Wenn du einen siehst, auf den sich der Geist niederlässt und bei dem er bleibt, dann weißt du: Das ist der, der mit dem Heiligen Geist tauft.' Das habe ich gesehen«, sagte Johannes, »und ich verbürge mich dafür, dass dieser der Sohn Gottes ist.«“ (Joh 1,29–34)

Montag, 13. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,19-28

 


Das Buch der Zeichen - Die Zeugenaussage des Täufers - über sich selbst

Gedanken: Leute aus dem religiösen Establishment Jerusalems - Mitglieder oder Abgesandte des Hohen Rates, des Sanhedrin, also Sadduzäer und vor allem Pharisäer - schickten jüdische Geistliche und Lehrer des mosaischen Gesetzes los, um höchstamtlich untersuchen zu lassen, ob Johannes möglicherweise der Messias oder zumindest ein angekündigter Prophet sein könnte. Johannes aber bezeugte die Wahrheit und stritt nicht ab, dass er nicht der Messias wäre.

Zur damaligen Zeit erwartete das Volk Israel aufgrund einer Prophezeiung im Propheten Maleachi (Kapitel 4, Vers 9), dass der Prophet Elia als Vorläufer des Messias auftreten würde - oder zumindest laut Moses ein anderer Prophet. Nachdem Johannes klargemacht hatte, dass er selbst nicht der Messias ist, war es nur klar, was er als Nächstes gefragt werden würde: ob er zumindest Elia sei, oder “der Prophet“. Aber auch hier kriegen Sie von Johannes nur ein klares und knappes “Nein.“ als Antwort.

Nun machen die Fragesteller Druck. Sie sind schließlich mit einem Auftrag los geschickt worden und wollen nicht mit leeren Händen zurückkommen. Man kann die aufgeheizte Situation beinah greifen. Und zum ersten Mal geben Sie die Antworten nicht vor, sondern stellen eine offene Frage. Und Johannes beantwortet sie, indem er den Propheten Jesaja (aus Kapitel 40, Vers 3) zitiert und dann auf sich bezieht; er ist ganz einfach: „der Wegbereiter“ des Messias.

Unter den Fragern waren auch Pharisäer, und die wollten nun mit Nachdruck wissen, mit welcher Berechtigung Johannes dann das jüdische Volk taufte, die doch bereits gläubige Juden waren? Normalerweise taufte man nur, um gläubige Nicht-Juden (Proselyten) ins jüdische Volk aufzunehmen. Und „Wegbereiter des Messias“ war den Pharisäern wohl noch nicht genug.

Johannes antwortet ihnen, er taufe nur mit Wasser – als Symbol zum Abwaschen der Sünden. Das eigentliche Drama aber sei, dass sich mitten unter ihnen bereits der Messias befinde, sie ihn aber nicht erkannt hätten: er, der, weil er der ewige Gott in menschlicher Gestalt ist, so heilig ist, dass Johannes sich nicht einmal würdig fühlte, ihm die Sandalen von den Füßen zu schnallen. All das passierte am Ostufer des Jordan ca. 9 km nördlich des Toten Meeres; in der Nähe von Bethanien.

O-Ton: „Die führenden Männer aus Jerusalem schickten Priester und Leviten zu Johannes. Die sollten ihn fragen: »Wer bist du?« Da machte Johannes seine Zeugenaussage; er wich der Antwort nicht aus, sondern bezeugte mit aller Deutlichkeit: »Ich bin nicht der versprochene Retter.«

 »Wer bist du dann?«, fragten sie ihn. »Bist du Elija?« »Nein, der bin ich auch nicht.« »Bist du der erwartete Prophet?« »Nein.« »Sag uns, wer du bist«, forderten sie. »Die Männer, die uns geschickt haben, verlangen eine Antwort von uns. Was sagst du selbst von dir?« Johannes antwortete: »Der Prophet Jesaja hat von mir gesprochen. Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: 'Macht den Weg bereit, auf dem der Herr kommt!'« 

Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: »Wenn du weder der versprochene Retter bist noch Elija und auch nicht der Prophet, warum taufst du dann die Leute?« 
Johannes antwortete: »Ich taufe nur mit Wasser. Aber mitten unter euch steht schon der, den ihr nicht kennt: er, der nach mir kommt. Ich bin nicht gut genug, ihm die Schuhe aufzubinden.« Das ereignete sich in Betanien auf der anderen Seite des Jordans, wo Johannes taufte.“ (Joh 1,19-28)

Freitag, 10. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,14-18


Jesus Christus - Gottes Wort von Ewigkeit her - Gnade und Wahrheit durch Christus (Joh 
 1,14-18)


Gedanken: Als Johannes lebte, gab es eine ganz bestimmte Sorte Irrlehrer, die falsche Glaubensinhalte unter das Volk mischten, und zwar die Doketisten. Der Doketismus (griechisch δοκεῖν dokein „scheinen“) ist eine Lehre, die behauptet, Jesus sei nur ein Gott und nicht auch ein Mensch gewesen; als „nur Gott“ habe er also nur zum Schein gelitten und sei auch nur zum Schein gestorben. 

Diesem Unsinn stellt Johannes, der ja drei Jahre mit Jesus gelebt hat und auch bei seiner Kreuzigung mit dabei war, seine Zeugenaussage gegenüber, nämlich dass Jesus ein echter Mensch aus Fleisch und Blut war.

Und doch hat er auch die Herrlichkeit Gottes an Christus mit eigenen Augen gesehen. Nicht nur indirekt, weil er alle Wunder mit erlebt hat, die Jesus getan hat, sondern auch direkt, als er mit Jesus, Petrus und Jakobus auf dem Berg der Verklärung war, wo er einen kurzen Blick auf die Herrlichkeit Jesu werfen konnte. Damit ist für Johannes unumstößlich klar: Jesus ist der Mensch gewordene, einzige Sohn Gottes.

Als ob er das eben Gesagte noch einmal ganz deutlich unterstreichen möchte, bringt der Apostel Johannes jetzt auch noch das Zeugnis von Johannes dem Täufer mit ins Spiel, der damals laut in die Welt hinaus gerufen hatte, dass Jesus als Gott klar über ihm als Mensch steht und als der ewige Gott auch schon längst vor ihm existiert hat.

Was Johannes mit Jesus erlebt hat, hat ihm klargemacht, dass Gott der Vater uns, in dem er Jesus auf die Erde schickte, aus seinem unermesslichen Reichtum mit grenzenloser Gnade überschüttet hat. 

Wenn schon das Gesetz beeindruckend war, das Gott dem Volk Israel durch Moses mit auf den Weg gegeben hatte, dann sind es die Güte und Treue, die uns in Jesus Christus begegnen, nur noch umso mehr. Johannes ist von Gottes Güte und Treue so beeindruckt, dass er gleich mehrmals darauf hinweist.

Und dann macht Johannes den Sack zu und beschließt seinen Epilog mit der unbestreitbaren Tatsache, dass keiner von uns Gott jemals gesehen hat, weil er sich all unseren Sinnen entzieht. Wenn wir überhaupt eine Aussage über Gott machen wollen, dann haben wir es nötig, dass Gott sich uns offenbart.

Und genau das ist geschehen: Jesus Christus, der einziggeborene Sohn Gottes, der schon vor aller Zeit im Himmel war und mit Gott die engste Gemeinschaft hatte, ist zu uns auf die Erde gekommen und hat uns mit seinem Leben, Sterben und Auferstehen gezeigt, wer Gott wirklich ist: die Liebe; voller Gnade und Wahrheit.

O-Ton: Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut. Er lebte unter uns, und wir sahen seine Macht und Hoheit, die göttliche Hoheit, die ihm der Vater gegeben hat, ihm, seinem einzigen Sohn. Gottes ganze Güte und Treue ist uns in ihm begegnet. Johannes trat als Zeuge für ihn auf und rief: »Das ist der, von dem ich sagte: 'Nach mir kommt einer, der über mir steht; denn bevor ich geboren wurde, war er schon da.'« 

Aus seinem Reichtum hat er uns beschenkt, uns alle mit grenzenloser Güte überschüttet. Durch Mose gab Gott uns das Gesetz, in Jesus Christus aber ist uns seine Güte und Treue begegnet. Kein Mensch hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine, der selbst Gott ist und mit dem Vater in engster Gemeinschaft steht, hat uns gesagt und gezeigt, wer Gott ist.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,9-13

 


Jesus Christus - Gottes Wort von Ewigkeit her -  Die Inkarnation des Wortes


Gedanken: Hier, gegen Ende des Epilogs, wiederholt und bekräftigt Johannes die geistlichen Wahrheiten und Wortbilder, die er für Christus verwendet hat: Jesus selbst, das lebendige Wort Gottes, ist das vertrauenswürdige Licht, dass unsere Welt besucht hat und uns den Weg zu unserer ewigen Rettung erhellt.

Noch einmal bekräftigt Johannes die Ewigkeit Christi, der schon vor Anbeginn der Schöpfung existierte, der immer noch ist, und immer sein wird. Noch einmal bezeugt er, dass alles was existiert, durch ihn geschaffen wurde. Und doch schlägt ihm, dem Schöpfer aller Dinge, seitens der Menschen, seiner Schöpfung, nur Ignoranz entgegen. Er betrat mit dieser Welt sein Eigentum, doch wir, seine Geschöpfe, nahmen ihn nicht an.

Die wenigen aber, die ihn willkommen hießen und ihm Glauben schenkten, begnadete er mit dem Vorrecht, verwandelt und in den höchstmöglichen Stand empor gehoben zu werden; den royalen Stand von Kindern des Höchsten des Universums.

Dieses Vorrecht ist aus menschlicher Sicht unmöglich zu erlangen; weder durch Erbfolge, durch Zeugung oder durch schiere Willenskraft. Was wirklich erforderlich ist, ist ein Akt Gottes: dass Gott selbst in uns den Funken ewigen Lebens entfacht.

O-Ton: „Das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist und nun allen Menschen leuchtet, ist Er, der das Wort ist. 

Er, das Wort, war schon immer in der Welt, die Welt ist durch ihn geschaffen worden, und doch erkannte sie ihn nicht. Er kam in seine eigene Schöpfung, doch seine Geschöpfe, die Menschen, wiesen ihn ab. 

Aber allen, die ihn aufnahmen und ihm Glauben schenkten, verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden. 

Das werden sie nicht durch natürliche Geburt oder menschliches Wollen und Machen, sondern weil Gott ihnen ein neues Leben gibt.“ (Joh 1,9-13)

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,6-8

 


Jesus Christus - Gottes Wort von Ewigkeit her -  Zeugnis des Täufers über das Licht (1,6–8)


Gedanken: Hier im Prolog, im Vorwort, fasst der Apostel Johannes nur kurz zusammen, wovon er später in seinem Evangelium noch im Detail berichten wird.

Als Gott ihm zeigte, dass die Zeit dazu reif war, verließ ein anderer Johannes, nämlich Johannes der Täufer, die Wüste, in der er seine Zeit mit Gott verbracht hatte und begann - nach Jahrhunderten des Schweigens Gottes – sein öffentliches Wirken in Israel.

Er sollte Jesus, „das Licht der Welt“, vor aller Augen als Zeuge identifizieren, damit alle nicht nur erkennen, dass er „das Opferlamm Gottes“ ist „das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt“ - der, der uns vor Gottes Zorn über unsere Schuld erretten kann - sondern auch wirklich an ihn glauben und tatsächlich gerettet werden.

Dem Apostel Johannes ist dabei sehr wichtig, zu betonen, dass Johannes der Täufer nicht selbst „das Licht“ - also der verheißene Erlöser - ist, sondern nur sein Zeuge.

O-Ton: Es trat einer auf, den Gott gesandt hatte; er hieß Johannes. Er sollte Zeuge sein für das Licht und alle darauf hinweisen, damit sie es erkennen und annehmen. Er selbst war nicht das Licht; er sollte nur auf das Licht hinweisen. (Joh 1,6–8 GNB)

Montag, 6. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,1–5


Prolog - Jesus Christus - Gottes Wort von Ewigkeit her - Logos vor aller Zeit


Gedanken: Schon mit den ersten Zeilen seines Evangeliums brennt Johannes ein wahres Feuerwerk an Erkenntnissen ab.

In dem Bild, dass er mit seinen Worten malt, nimmt er uns - wie in einem Echo des Schöpfungsberichts - mit an einen „Ort der Existenz“; vor den Beginn von Raum und Zeit. Wir blicken mit ihm in die Ewigkeit; direkt in den Thronsaal Gottes.

Und dort zeigt er uns Jesus, das Wort Gottes; den Sohn Gottes; die zweite Person der Gottheit - selbst Gott und dem Vater in allen Eigenschaften gleich - vor Seiner Menschwerdung und in enger persönlicher Vertrautheit mit dem Vater.

Alles, was wir kennen: das Universum, unsere Galaxie, unsere Sonne, die Erde, und alles Leben, - auch die unsichtbare Welt – wurde durch Christus, das Wort, geschaffen. Nichts, was ist, entstand an ihm vorbei. Er ist die Quelle und der Ursprung allen Lebens.

Und er ist das Licht der Welt: das Licht der Liebe; der Wahrheit; der Erkenntnis Gottes. Er hat uns in der nachtschwarzen Finsternis unserer sündenverdunkelten Welt besucht – und wir haben ihn nicht ergriffen.

O-Ton: „Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, und in allem war es Gott gleich. Von Anfang an war es bei Gott. Alles wurde durch das Wort geschaffen; und ohne das Wort ist nichts entstanden. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht für die Menschen. Das Licht strahlt in der Dunkelheit, aber die Dunkelheit hat sich ihm verschlossen.“ (Joh 1,1-5)

Freitag, 3. Oktober 2025

Das Johannes-Evangelium - Eine Übersicht

 


Das Johannes-Evangelium - Eine Übersicht

Ein antikes Buch, wie das Johannes-Evangelium, zu lesen, ist nicht nur spannend, weil es uns in eine noch unbekannte Geschichte eintauchen lässt. 

Es ist auch bereichernd, weil es unseren Horizont erweitert und uns mit den Wurzeln unserer Geschichte verbindet. Und es kann uns mit Gottes Gnade helfen, das wichtigste Ziel von allen zu erreichen.

Autor:  Der Autor des Johannes-Evangeliums verbirgt sich hinter dem Pseudonym „Der Jünger, den Jesus besonders lieb hatte“. Und doch wissen wir: dieses Evangelium wurde vom Jünger und Apostel Johannes geschrieben. 

Das beweist nicht nur der Text selbst mit seinen Aussagen, seinem Schreibstil, mit der Logik hinter dem Pseudonym und die Vertrautheit des Autors mit jedem Detail - das bezeugen auch die Kirchenväter.

Datierung: Früher dachte man, das Evangelium sei im 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Durch einen Papyrusfund wurde aber klar, dass es deutlich vor 94 n. Chr. Christus geschrieben worden sein musste. 

Heute geht man davon aus, dass es auf 80-85 n. Chr. zu datieren ist, also noch zu Lebzeiten der Augenzeugen geschrieben wurde. Damit zählt es zu den ältesten und zuverlässigsten Zeitzeugen der Antike.

Zweck: Den Grund, warum er dieses Evangelium geschrieben hat, gibt Johannes im Text selber an: „Damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“ (20,31)

Johannes möchte uns erzählen von dem, was er gesehen und erlebt hat, damit auch wir erkennen, wer Jesus wirklich ist, und dass wir allein durch ihn gerettet werden und ewig leben können.

Fokus: Der zentrale Scheinwerfer des Johannes-Evangeliums liegt auf dem Unfassbaren: der Göttlichkeit Jesu. Auf der Tatsache, dass er der Christus ist, das ist: der Messias, der zum König Gesalbte: Gott selbst, unser Heiland.

Aufbau: So einfach, wie das Griechisch seines Textes ist, so komplex ist der Inhalt dieses Evangeliums. Eine klare Einteilung ist daher schwierig, da sich viele Aspekte im Text überlappen die Grenzen zwischen den Abschnitten oft verschwimmen.

Es lassen sich jedoch, mehr oder weniger deutlich, vier Abschnitte ausmachen, in die Johannes das Evangelium aufgeteilt hat: der Prolog (1,1 – 1,8), das Buch der Zeichen (1,19 – 12,50), das Buch der Herrlichkeit (13,1 – 20,31) und der Epilog (21,1–25).

Leitgedanken: Zwei große Gedanken durchziehen das ganze Buch: die Identität der Person Jesu selbst und die ultimative Relevanz, die die Erkenntnis dieser Identität für uns Menschen hat.

Johannes bezeugt in seinem Evangelium, was er erlebt hat: dass in Jesus Gott selbst diese Welt besucht und erlöst hat. Ob wir dies glauben oder nicht, daran hängt unser Schicksal.

Schlüssel: In jedem Buch der Bibel finden wir einen Schlüsselvers, der uns das Motiv und den Zweck, den Inhalt und die Bedeutung des Buches aufschließt. Im Johannes Evangelium ist es dieser:

„Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.“ (Joh 3,16 GNB)

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Gedanken zu 1. Johannes 5,19-21

 


Gewissheit des Glaubens 

Gedanken: Zum Abschluss des Briefes fasst der Apostel Johannes noch einmal alles das zusammen, dessen wir uns gewiss sein dürfen.

Nach der Heilsgewissheit, die er im Vers zuvor nannte, ist es nun die Gewissheit, dass wir als Glaubende Gottes Kinder geworden sind; herausgerufen aus dem Getriebe der Welt, die —ohne sich dessen bewusst zu werden— tagein tagaus den eigenen Vorteil sucht und damit beweist, dass sie noch immer unter der Herrschaft des Bösen steht.

Uns aber hat Jesus das größte Geschenk gemacht: Er hat uns aus der Blindheit dieses Getriebes befreit und uns durch den Anblick Seines Lebens, Seines Sterbens und Seiner Auferstehung die Augen geöffnet. Dafür, wer einzig und allein wahrer Gott ist: Er, der Mensch wurde und sich opferte, um uns zu retten; Er, die Liebe selbst; Er unser Heiland.

Wir haben aber nicht nur erkannt, wer Er ist; sind nicht nur Gottes Kinder; wir sind durch unseren Glauben auch ‚in Christus‘: mit Jesus innigst verbunden; mit Ihm, der die Wahrheit ist; dem einzig wahren Gott; dem ewigen Leben in Person; und durch Ihn mit dem Vater.

Johannes schließt seinen Brief an uns, die Kinder Gottes, mit einer klaren Warnung: „Hütet euch vor den Götzen!“ Unsere Motive und Ziele, unser Streben und Tun, unsere Hingabe und Anbetung dürfen nicht länger den Abgöttern dieser Welt gelten, aus der uns unser Heiland mit so viel Liebe, Blut und Leid freigekauft hat.

O-Ton: „Wir wissen, dass wir von Gott stammen; doch die ganze Welt ist in der Gewalt des Teufels. 

Wir wissen aber: Der Sohn Gottes ist gekommen und hat uns die Augen geöffnet, damit wir den einzig wahren Gott erkennen. 

Wir sind mit dem einzig wahren Gott verbunden, so gewiss wir verbunden sind mit seinem Sohn Jesus Christus. Der ist der einzig wahre Gott, der ist das ewige Leben. 

Meine Kinder, hütet euch vor den falschen Göttern!“ (1Joh 5,19-21 GNB)

Dienstag, 30. September 2025

Gedanken zu 1. Johannes 5,16-18

 


Die Fürbitte für stolpernde Mitchristen 

Gedanken: Wenn wir bemerken, dass ein Mitchrist sündigt, sollen wir ihn nicht mit seiner Schuld allein lassen; und ihn schon gar nicht verurteilen. Vielmehr sollen wir für ihn um Umkehr und um Gnade bitten — und Gott wird dies Gebet erhören.

Unser Beten hat jedoch eine Grenze: die unverzeihliche Sünde; die endgültige Apostasie; das vollkommene Fehlen von Reue und die unwiderruflich verhärtete Feindschaft gegen Gottes Wesen, Willen, Wort und Werk.

Für so eine Verstockung und Verhärtung des Herzens —Pharao war ein Beispiel— gibt es keine Hoffnung mehr; gibt es nur noch das Warten auf Gottes Gericht. Für solche Sünden fordert Johannes nicht, zu beten; dies zu unterscheiden ist wichtig.

Wer wahrhaft Gottes Kind geworden ist, muss sich nicht sorgen, so unverzeihlich zu sündigen, denn Christus bewahrt uns vor dem Bösen und niemand —auch der Feind Gottes nicht— kann uns aus Seiner Hand reißen.

O-Ton: „Wenn jemand sieht, dass sein Bruder oder seine Schwester eine Sünde tut, eine solche, die nicht zum Tod führt, dann soll er zu Gott beten, und Gott wird dem Bruder oder der Schwester das Leben geben. Das betrifft die, deren Sünden nicht zum Tod führen. 

Es gibt eine Sünde, die den Tod bringt. In einem solchen Fall sage ich nicht, dass ihr beten sollt. Jedes Unrecht ist Sünde. Aber nicht jede Sünde führt zum Tod. 

Wir wissen: Wer Gott zum Vater hat, sündigt nicht; denn der Sohn des Vaters schützt ihn, und der Teufel kann ihm nicht schaden.“

Montag, 29. September 2025

Gedanken zu 1. Johannes 5,14+15

 


Das Geheimnis erhörter Gebete: Bitten im vertrauenden Einklang mit Gott

Gedanken: Um dem essenziell wichtigen Thema Gebet gerecht zu werden, sind ganze Bücher nötig; allen voran „Vom Beten“ von Ole Hallesby und „Bitten und Empfangen“ von John R. Rice.

Was hier gesagt werden kann muss sich jedoch auf den Text beschränken und kann daher nur ein winziger Einblick sein.

Johannes bekräftigt unsere Gewissheit darauf, dass wir bei Gott immer Gehör finden, wenn wir Ihn um etwas bitten, was Seinem offenbarten Willen entspricht; um Dinge aus den weiten Räumen der Liebe und der Wahrheit.

Und diese Gewissheit, bei Gott Gehör zu finden, reicht noch weiter, bis hin zu der Gewissheit, das Erbetene -obwohl noch unsichtbar- bereits zu besitzen; weil wir darauf vertrauen, dass Gott uns, Seine Kinder, immer liebt, schützt und versorgt.

Der Blick in den Gesamtumfang der Bibel zeigt dabei, dass echtes Beten sicherlich bedeutet, nach Gottes offenbarem Willen zu beten, statt egoistischer Genusssucht, und vor allem auch, …

… geduldig zu beten, gehorsam, und in demütiger Annahme von Gottes höherer Weisheit. Im Glauben und ohne Zweifel, mit ungeteiltem Herzen; mit festem Blick auf Gottes unwandelbare Liebe.

O-Ton: „Wir sind Gott gegenüber voller Zuversicht, dass er uns hört, wenn wir ihn um etwas bitten, das seinem Willen entspricht. 

Und wenn wir wissen, dass er uns hört bei allem, was wir bitten, dann wissen wir auch, dass wir schon haben, worum wir ihn bitten.“

Freitag, 26. September 2025

Gedanken zu 1. Johannes 5,13


Briefschluss: Heilsgewissheit

Gedanken: Indem er zum Schluss kommt, bringt der Apostel Johannes seine Motivation, diesen Brief zu schreiben, noch einmal auf den Punkt: 

Er wünscht seiner von Irrlehrern bedrängten Gemeinde, dass sie dieses eine wissen soll:

Wenn sie an Jesus Christus glauben, wie die Propheten Ihn angekündigt und der Vater Ihn bezeugt hat; wenn sie sich zu Ihm bekennen, als den vom Himmel auf die Erde gekommenen Gott; …

… als Den, der ein Mensch wurde wie wir, damit wir Ihn erkennen können; Der uns mehr liebt als gar Sein Leben; Der für uns starb, um unsre Schuld zu büßen, …

… dann dürfen sie wissen: sie brauchen sich nie mehr zu fürchten, oder um ihre Errettung zu bangen, denn dieser Glaube und dieses Bekenntnis sind nicht von dieser Welt: 

Sie sind das sicherste Anzeichen dafür, dass der heilige Geist in ihrem Herzen das größtmögliche Wunder bereits getan hat: sie dürfen gewiss sein, dass sie das Heil und das ewige Leben bereits haben.

O-Ton: „Ich habe euch diesen Brief geschrieben, damit euch aufs Neue bewusst wird: Ihr habt das ewige Leben, so gewiss ihr euch zu seinem Sohn Jesus Christus bekennt.“

Donnerstag, 25. September 2025

Gedanken zu 1. Johannes 5,9-12



Gottes Zeugnis: Allein in Jesus, dem Heiland, finden wir ewiges Leben.


Gedanken: Unser Leben ist geprägt von Vertrauen: wir glauben dem Arzt, dem Apotheker und dem Ingenieur; fehlbaren Menschen. Sollten wir da nicht Gott — Dem, Der nicht lügen kann, der Wahrheit in Person— mehr glauben, als irgendwem sonst?

Denn Gott hat nicht nur durch Propheten, nicht nur persönlich bei Jesu Taufe und Verklärung, immer wieder Zeugnis über Ihn abgegeben. Sondern ganz praktisch auch durch die geschichtlichen Tatsachen Seines Lebens, Sterbens und Seiner Auferstehung.

Wer bereits an Jesus als den Christus, den Messias und Heiland, glaubt, der trägt die Gewissheit dieses Zeugnisses bereits im Herzen.

Wer aber Gott keinen Glauben schenkt, der bezichtigt den allein Heiligen und Reinen der Lüge. Indem er Gottes Wort verwirft, macht er das Evangelium von Gottes Gnade zu einem Ammenmärchen. 

Gottes Wort und die Geschichte aber bezeugen von Jesus, dass Er Gottes Sohn ist; dass Er das Leben ist; und dass Gott uns dieses ewige Leben durch Jesus, Seinen Sohn, als freies Geschenk anbietet.

Christus ist das personifizierte Leben. In niemand anderem ist dies ewige Leben. Darum ist das auch der Stein des Anstoßes, an dem sich die Geister scheiden: Wer Ihn hat, der hat das ewige Leben. Wer Ihn nicht hat, der hat auch das Leben nicht.

O-Ton: „Wenn wir schon die Zeugenaussage von Menschen annehmen, dann hat die Zeugenaussage Gottes noch viel mehr Gewicht. Es ist die Aussage, mit der Gott für seinen Sohn eingetreten ist. Wer den Sohn Gottes anerkennt, trägt dieses Zeugnis in seinem Herzen. Wer Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner; denn er verwirft die Aussage, die Gott über seinen Sohn gemacht hat. Diese besagt: Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und wir erhalten dieses Leben durch seinen Sohn. Wer den Sohn Gottes hat, hat auch das Leben. Wer aber den Sohn nicht hat, hat auch das Leben nicht.“