Freitag, 12. Dezember 2025

Johannes Evangelium 5,31-38



Das Buch der Zeichen - Das Zeugnis für den Sohn, Teil 1

Nur etwas über sich selbst zu behaupten, hält keiner juristischen Prüfung stand. Schon gar nicht, wenn man behauptet, der Messias zu sein: Gott in menschlicher Gestalt. Das Gesetz verlangt Zeugen. Und Jesus hat einen Zeugen, von dem er weiß, dass er die Wahrheit sagt.

Die Oberen hatten Johannes befragen lassen, der auch die Wahrheit über die Identität von Jesus sagte. Aber Jesus genügt eine menschliche Zeugenaussage allein nicht; er beruft sich auf einen viel wichtigeren Zeugen, weil er möchte, dass seine Hörer gerettet werden.

Johannes war sicher ein Leuchtfeuer für die Wahrheit, und seine Popularität zog sicher auch die Oberen an, wie das Licht die Motten. Der Zeuge jedoch, auf den sich Jesus beruft, ist viel größer als Johannes. Es sind die übernatürlichen Zeichen, die er im Auftrag Gottes tut, die seine Identität bestätigen: er ist der von Gott gesandte Retter.

Darüber hinaus hat der Vater nicht nur durch die Propheten im Alten Testament Jesus’ Kommen über viele Jahrhunderte im Detail angekündigt. Er hat bei Jesus‘ Taufe sogar explizit bestätigt, dass er sein geliebter Sohn ist. Mit ihrer Entscheidung zum Unglauben haben die Oberen jedoch willentlich ihre Augen und Ohren, ja ihre Herzen vor ihm verschlossen. Gerade darum haben sie ihn - trotz aller Offenbarung - nie wirklich erkannt.

O-Ton: »Wenn ich für mich selbst als Zeuge auftreten wollte, hätte meine Aussage keine Beweiskraft. Es gibt einen anderen Zeugen, der für mich aussagt, und ich weiß, dass er die Wahrheit über mich sagt. 

Ich meine damit nicht Johannes. Ihr habt Boten zu ihm geschickt und er ist als Zeuge für die Wahrheit eingetreten. Ich brauche aber keinen Menschen als Zeugen; auf Johannes verweise ich nur, weil ich möchte, dass ihr gerettet werdet. 

Johannes war wie eine brennende Lampe, ihr aber wolltet nichts weiter, als eine Zeit lang an seinem Licht eure Freude haben. Ich habe ein Zeugnis auf meiner Seite, das die Aussage von Johannes weit übertrifft: die Taten meines Vaters, die ich in seinem Auftrag vollenden soll. Sie sprechen für mich und bestätigen, dass mein Vater mich gesandt hat. 

Der Vater selbst, der mich gesandt hat, hat mit diesen Taten für mich ausgesagt. Ihr habt seine Stimme niemals gehört und seine Gestalt nie gesehen. Auch sein Wort in den Heiligen Schriften nützt euch nichts mehr – weil ihr dem, den er gesandt hat, keinen Glauben schenkt. (Joh 5,31-38)

Dienstag, 9. Dezember 2025

Johannes Evangelium 5,24–30


Das Buch der Zeichen - Die Vollmacht des Sohnes, Teil 2

Unser Problem ist, dass wir von Gott unabhängig sein wollen: niemandem als uns selbst unterstellt; uns selbst Gesetz; überzeugt, uns den Himmel mit guten Werken selbst verdienen zu können, wenn wir denn in unserer Gottlosigkeit überhaupt an einen Himmel glauben. »Weit gefehlt!«, sagt Jesus und betont:

Das ewige Leben wird sehen, wer bereit ist, auf seine Gebote zu hören und ihm zu folgen. Wer statt auf seine Leistung auf die Liebe und Gnade Gottes vertraut, der Jesus als Lebensretter zu uns schickte, wird nicht mehr für seine Schuld vor sein Gericht gestellt, sondern kriegt das ewige Leben schon jetzt und hier geschenkt.

Mit Nachdruck betont Jesus, dass eine Zeit kommen wird, ja, dass diese Zeit genau jetzt ist, wo alle „Toten“ — also alle noch von Gott getrennten Menschen — das Evangelium aus Jesus’ Mund hören werden. Und dass die, die auf ihn hören, auf Gottes Liebe und Gnade vertrauen, ewig leben werden.

Weil Gott der Sohn und Gott der Vater völlig eins sind, hat nicht nur der Vater, sondern auch der Sohn die Macht uns zu begnadigen; uns mit seiner Macht aus dem Tod zu reißen; uns ewiges Leben zu schenken. Denn er selbst ist das ewige Leben in menschlicher Gestalt.

Und nicht nur das. Weil Jesus bereit war, Mensch zu werden und für unsere Schuld am Kreuz zu sterben, hat der Vater ihn auch bevollmächtigt, als Richter unser Leben zu beurteilen. Darüber sollten wir uns nicht wundern.

Am Ende der Zeit werden alle Menschen, die jemals gelebt haben, Jesus‘ Stimme hören und aus ihren Gräbern auferstehen: die, die auf ihn vertraut und, dankbar für ihre Erlösung, Gutes getan haben, werden ewig leben. Diejenigen aber, die Gott bis zum Ende den Rücken gekehrt und weiter selbstsüchtig Böses getan haben, werden ihr ewiges Urteil empfangen.

Abschließend macht Jesus noch mal klar, dass er nicht eigenmächtig handeln wird, sondern in völliger Einheit mit dem Vater. Deshalb sind seine Urteile im letzten Gericht auch absolut gerecht. Er setzt nämlich nicht seinen eigenen Kopf durch, sondern den vollkommenen, guten und gerechten Willen Gottes, des Vaters, der ihn als Retter zu uns geschickt hat.

O-Ton: »Amen, ich versichere euch: Alle, die auf mein Wort hören und dem glauben, der mich gesandt hat, haben das ewige Leben. Sie kommen nicht mehr vor Gottes Gericht; sie haben den Tod schon hinter sich gelassen und das unvergängliche Leben erreicht. 

Amen, ich versichere euch: Die Stunde kommt – ja, sie ist schon da –, dass die Toten die Stimme des Gottessohnes hören werden, und wer sie hört, wird leben. Wie der Vater der Geber des Lebens ist, so hat er auch dem Sohn Macht verliehen, Leben zu geben. 

Und er hat dem Sohn die Macht verliehen, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, da werden alle Toten in den Gräbern seine Stimme hören und ihre Gräber verlassen. Alle, die Gutes getan haben, werden auferstehen, um das Leben zu empfangen, und die Böses getan haben, um verurteilt zu werden. 

Ich kann nichts von mir aus tun, sondern entscheide als Richter so, wie ich den Vater entscheiden höre. Meine Entscheidung ist gerecht, denn ich setze nicht meinen eigenen Willen durch, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.« (Joh 5,24–30)

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Johannes Evangelium 5,19–23

 


Das Buch der Zeichen - Die Vollmacht des Sohnes, Teil 1

Mitten in seiner Antwort auf den Vorwurf der Oberen, er hätte am Sabbat die - von ihnen erfundenen und viel zu strengen - zusätzlichen Vorschriften gebrochen, weiht Jesus sie in das Geheimnis seines Lebens in echter Vollmacht ein. 

Auch heute noch glauben ja die meisten Menschen an das Märchen, wir müssten für Gott etwas Gutes tun. Doch es geht um etwas ganz anderes.

Vollmacht und Autorität entspringen der vollkommenen Abhängigkeit vom Willen und von der Führung Gottes: demütig, vertrauend und gehorsam; in liebender Hingabe. Es geht darum, den Vater durch uns wirken zu lassen. 

Jesus wollte die Wunder, die er tat, nie aus sich heraus tun. Er hatte vielmehr seine Sinne geschärft und tat nur das, was Gott der Vater im jeweiligen Moment getan haben wollte. Und das offenbarte ihm der Vater jederzeit; aus Liebe.

Die Heilung eines Mannes, der 38 Jahre lang gelähmt war, war dabei nur der Anfang. Jesus weiß bereits, dass der Vater ihm noch viel größere Wunder zeigen und durch ihn vollbringen wird — so unfassbar, dass es den Oberen die Sprache verschlagen wird. 

Er, Gott der Sohn, wird in vollkommener Einheit mit Gott dem Vater in Kürze Tote auferwecken! Nicht nur physisch Tote, wie Lazarus, sondern auch geistlich Tote; verlorene Menschen zum ewigen Leben. Er hat die Vollmacht dazu.

Ja sogar die allerhöchste Macht und Autorität hat der Vater in Jesus‘ Hände gelegt: die höchstrichterliche Gewalt, das letztgültige Urteil über das Leben eines jeden Menschen zu fällen — auch über das der Oberen! 

Denn Gott der Vater will, dass jeder Mensch Jesus genau so ehrt, wie ihn selbst. Wer also Jesus verachtet, der verachtet keinen Menschen, sondern Gott, der ihn zu uns auf die Erde gesandt  hat. Ihm werden wir am Ende gegenüberstehen.

O-Ton: Jesus erwiderte auf ihre Vorwürfe: »Amen, ich versichere euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun; er kann nur tun, was er den Vater tun sieht. Was der Vater tut, genau das tut auch der Sohn. Der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selber tut. 

Er wird ihm noch größere Taten zeigen, sodass ihr staunen werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und ihnen das Leben gibt, so gibt auch der Sohn das Leben, wem er will. 

Auch seine ganze richterliche Macht hat der Vater dem Sohn übergeben; er selbst spricht über niemand das Urteil. Denn alle sollen den Sohn ebenso ehren wie den Vater. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. (5,19–23)

Montag, 1. Dezember 2025

Johannes Evangelium 5,9b–18


Das Buch der Zeichen - Das 3. Zeichen - Die Heilung am Teich Bethesda, Teil 2: Jesus wird verfolgt, weil er in göttlicher Autorität handelt

Nachdem Jesus einen Mann geheilt hatte, der 38 lange Jahre gelähmt war, hätten sich eigentlich alle freuen müssen. Stattdessen gab es Ärger. Einige der geistlichen Elite, wahrscheinlich aus dem höchsten Forum, dem Sanhedrin, wollten den Mann zurechtstutzen. Die Ultra-Frommen seinerzeit hatten nämlich aus Gottes Gebot, dass man am Sabbat nicht arbeiten soll, viele kleinkarierte Regeln dazu gedichtet. 

So durfte man mach ihren zusätzlichen Regeln am Sabbat nicht einmal einen Gegenstand mehr als ein paar Meter durch die Gegend tragen. Woraufhin der Mann ziemlich lapidar antwortete: „Tja, aber der Mann der mich geheilt hat, hat gesagt, das wäre okay.“

Das wollten sich die Oberen natürlich nicht bieten lassen. Sofort wollten Sie wissen, wer so dreist war, ihre Regeln einfach außer Kraft zu setzen. Der Mann aber wusste gar nicht, dass es Jesus war, der ihn geheilt hatte. Er konnte ihn auch nicht auf die Schnelle fragen, denn Jesus hatte sich wegen der Menschenmassen schon wieder zurückgezogen.

Einige Zeit später, wohl kaum rein zufällig, fand Jesus den Mann im Tempel und redete ihm ins Gewissen: er solle nichts Unrechtes mehr tun, damit ihm nicht etwas Schlimmeres passiere, als 38 Jahre lang gelähmt zu sein. Diese Ermahnung daran, dass er sein Leben eines Tages ultimativ vor Gott würde verantworten müssen, gilt für uns alle. Nachdem der Mann jetzt Jesus‘ Namen kannte, ging er, warum auch immer, zu den Oberen, die ihn verhört hatten, und meldete ihn.

Für die Oberen war das ein gefundenes Fressen: weil er — Gottes Sohn! — gewagt hatte, ihre menschengemachten Regeln zu missachten, wollten Sie ihm an den Kragen. Jesus aber erklärt Ihnen, dass er gar nicht anders kann: er ist eins mit Gott; dem Vater im Himmel. Und weil der Vater ständig damit beschäftigt ist, kann Jesus gar nicht anders als auch ständig damit beschäftigt zu sein, Gutes zu tun; ob nun Sabbat ist oder nicht.

Das schlug aus Sicht der Oberen dem Fass den Boden aus: Jetzt übertrat er nicht nur ihre Vorschriften, sondern behauptete auch noch Gottes Sohn und damit selbst Gott zu sein und damit — als Gesetzgeber! — das Recht zu haben, ihre Vorschriften außer Kraft zu setzen. Für sie war es damit beschlossene Sache: dieser Jesus, der ihre Macht und Position in Frage stellte, muss weg. Und so beschlossen sie, ihn zu töten.

O-Ton: Der Tag, an dem dies geschah, war ein Sabbat. Einige von den führenden Männern sagten deshalb zu dem Geheilten: »Heute ist Sabbat, da darfst du deine Matte nicht tragen!« Er antwortete: »Der Mann, der mich geheilt hat, sagte zu mir: 'Nimm deine Matte und geh!'« 

Da fragten sie ihn: »Wer ist es, der dir so etwas befohlen hat?« Aber er konnte keine Auskunft darüber geben; denn Jesus hatte den Ort wegen der vielen Menschen schon wieder verlassen. 

Später traf Jesus ihn im Tempel und sagte: »Hör zu! Du bist jetzt gesund. Tu nichts Unrechtes mehr, sonst wird es dir noch schlimmer ergehen.« Der Geheilte ging fort und berichtete den führenden Männern, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte. 

Da begannen sie, Jesus zu verfolgen, weil er an einem Sabbat geheilt hatte. Jesus aber sagte zu ihnen: »Mein Vater ist ständig am Werk und deshalb bin ich es auch.« Daraufhin waren sie noch fester entschlossen, ihn zu töten. Denn Jesus setzte nicht nur die Sabbatvorschriften außer Kraft, er behauptete sogar, dass Gott sein Vater sei, und stellte sich so mit Gott auf eine Stufe. (Joh 5,9b–18)

Mittwoch, 26. November 2025

Johannes Evangelium 5,1–9a


Das Buch der Zeichen - Das 3. Zeichen - Die Heilung am Teich Bethesda, Teil 1: Jesus heilt einen unheilbar Kranken

Kurz nachdem Jesus den Sohn des königlichen Beamten geheilt hatte, gab es in Jerusalem wieder ein religiöses Fest und Jesus ging hin. Im Norden der Stadt gab es, südlich vom Schaftor, einen Teich namens Bethesda, was so viel heißt wie ‚Haus der Barmherzigkeit‘ oder ‚Haus der Gnade‘. Zum Schutz vor Wind und Wetter hatte man dort fünf Kolonnaden gebaut und überdacht. 

Unter diesen Säulengängen lag eine Unzahl von unheilbar Kranken, Blinden und Gelähmten und wartete darauf, dass das Wasser im Teich Wellen schlug. Von Zeit zu Zeit, so der Volksglaube, kam ein Engel und brachte das Wasser in Wallung — und wer als Erster hineinging, wurde angeblich gesund. 

Unter den unzähligen Kranken lag auch ein Mann, der sich schon seit 38 Jahren nicht mehr rühren konnte; eine tragische Lebensgeschichte. Und dann kommt Jesus. Er sieht ihn nicht nur an, er sieht ihm ins Herz: er weiß, wie sehr der Mann unter seiner Krankheit noch immer leidet. Und dann stellt er ihm die ungeheuerliche Frage:

»Willst du gesund werden?« die Frage erscheint auf den ersten Blick völlig gefühllos. Doch dahinter steckt Jesus‘ herzlicher Wunsch, die Hoffnung in diesem zutiefst resignierten Mann ganz neu anzufachen. Seinen Fokus weg zu lenken von aller irdischer Frustration - vom unerreichbaren Teich, von fehlenden Helfern und von seiner toten Hoffnung - hin auf ihn, den Retter.

In der Antwort des Mannes - »Ich habe niemanden, der mir hilft!« - schwingt dann auch so vieles mit: seine unerfüllte Sehnsucht, seine frustrierte Hoffnung, seine Einsamkeit und Resignation. Er hatte die Lösung von Menschen und Umständen erwartet, statt von Gott. In jedem Fall war das, was er für möglich hielt, durch seine Vorstellungskraft begrenzt.

Jesus lässt sich von der Trostlosigkeit des Mannes jedoch nicht beirren. Auch sieht er über seinen Mangel an Hoffnung voll Mitgefühl hinweg. Er steht über den Menschen; über den Umständen. Er ist der Helfer, den der arme Mann so lange entbehrt hatte. 

Und dann spricht er einen einzigen Satz: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!« Doch in diesen einfachen Worten steckt nicht nur eine Aufforderung, sondern auch die Bevollmächtigung durch den Schöpfer. Dem, der unser ganzes Universum mit seinem »Es werde Licht!« ins Leben rief. Und das Unglaubliche geschieht: der Mann ist geheilt, steht auf, hebt seine Matte auf und geht.

O-Ton: Bald darauf war ein jüdisches Fest und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. Am Schaftor in Jerusalem befindet sich ein Teich mit fünf offenen Hallen. Auf Hebräisch wird er Betesda genannt. Eine große Anzahl von Kranken lag ständig in den Hallen: Blinde, Gelähmte und Menschen mit erstorbenen Gliedern.

Unter ihnen war auch ein Mann, der seit achtunddreißig Jahren krank war. Jesus sah ihn dort liegen. Er erkannte, dass der Mann schon lange unter seiner Krankheit litt, und fragte ihn: »Willst du gesund werden?« 

Der Kranke antwortete: »Herr, ich habe keinen, der mir in den Teich hilft, wenn das Wasser sich bewegt. Wenn ich es allein versuche, ist immer schon jemand vor mir da.« 

Jesus sagte zu ihm: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!« Im selben Augenblick wurde der Mann gesund. Er nahm seine Matte und konnte wieder gehen. (Joh 5,1–9a)

Montag, 24. November 2025

Johannes Evangelium 4,43–54

 


Das Buch der Zeichen - Das 2. Zeichen - Jesus heilt den Sohn eines königlichen Beamten 

Nach zwei Tagen intensiver Gespräche mit den Dorfbewohnern ging es weiter ins 2-3 Tagesreisen entfernte Galiläa. Dort — in Nazareth, seiner Heimatstadt — hatte Jesus schon erlebt, dass niemand ihn anerkannte; dass alle in ihm nur den Zimmermann sahen. Aber in Kana, wo er Wasser in Wein verwandelt hatte, war er herzlich willkommen. Dort hatte sich auch herumgesprochen, was er in Jerusalem für außergewöhnliche Dinge getan hatte.

Genau zu der Zeit lag in Kafarnaum der Sohn eines königlichen Beamten — der wohl im Dienst des Vierfürsten Herodes Antipas stand — im Sterben. Als der mitkriegte, dass Jesus aus Judäa zurück und wieder in Galiläa war, machte er sich sofort auf den Weg. Als er dann bei Jesus angekommen war, hatte er nur einen einzigen Wunsch: Jesus sollte mit ihm mitkommen und seinen Sohn wieder gesund machen.

Anstatt ihm sofort zu helfen, kritisiert Jesus erst mal alle Anwesenden. Denn uns Menschen geht es meist zuerst um unsere Wünsche statt um Gott; um die Gabe, statt den Geber; um ein Spektakel, statt um echtes Vertrauen. Und doch bezeugen solche Zeichen Jesus‘ wahre Identität. 

Der Beamte — verzweifelt und den drohenden Tod seines Kindes vor Augen — fleht Jesus an, doch mit ihm zu kommen. Aber Jesus spricht nur ein Wort. Allerdings mit göttlicher Vollmacht: sein Sohn werde leben; er könne getrost nach Hause gehen.

Und der Beamte glaubte Jesus und ging zurück. Er war noch nicht zu Hause angekommen, da kamen ihm seine Diener schon mit der guten Nachricht entgegen, dass sein Sohn am Leben und wieder gesund sei; das Fieber habe aufgehört. Jetzt wollte es der Vater natürlich genau wissen. 

Und als er nachfragt, bestätigt sich seine Vermutung: sein Sohn wurde um ein Uhr mittags aus der Ferne geheilt, genau zu dem Zeitpunkt, an dem Jesus es gesagt hatte. Das überzeugte den Mann dann völlig und er selbst und seine ganze Familie kamen vollends zum Glauben. Das war — nach dem auf der Hochzeit zu Kana — das zweite Zeichen, das Jesus in Galiläa tat.

O-Ton: Nachdem Jesus zwei Tage dort geblieben war, verließ er die Gegend und ging weiter nach Galiläa. Er selbst hatte gesagt: »Kein Prophet gilt etwas in seiner Heimat.« Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Leute freundlich auf. 

Sie waren nämlich beim Passafest in Jerusalem gewesen und hatten alles gesehen, was er dort während der Feiertage getan hatte. In Galiläa kam Jesus auch wieder nach Kana, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. 

Damals lebte in Kafarnaum ein königlicher Beamter, dessen Sohn war krank. Als er hörte, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen war, ging er zu ihm und bat ihn: »Komm doch nach Kafarnaum und mach meinen Sohn gesund; er liegt im Sterben.« 

Jesus sagte zu ihm: »Ihr alle glaubt mir nur, wenn ihr Aufsehen erregende Wunder seht.« Der Beamte bat ihn: »Herr, komm doch mit mir, bevor mein Kind stirbt!« »Geh ruhig heim«, sagte Jesus zu ihm, »dein Sohn lebt!« 

Er glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und ging. Schon unterwegs kamen ihm seine Diener entgegen und berichteten: »Dein Sohn lebt!« Er fragte sie, seit wann es ihm besser gehe, und sie antworteten: »Gestern Mittag um ein Uhr hat das Fieber aufgehört.« 

Da erkannte der Vater, dass es genau zu der Stunde geschehen war, als Jesus zu ihm sagte: »Dein Sohn lebt!« Er kam zum Glauben an Jesus, er und seine ganze Hausgemeinschaft. Dieses zweite Wunderzeichen vollbrachte Jesus, als er von Judäa wieder nach Galiläa gekommen war. (Joh 4,43–54)

Mittwoch, 19. November 2025

Johannes Evangelium 4,35–42

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und die Frau aus Samarien (4): Saat, Ernte & Erweckung

Eben noch hatte er ihnen erklärt, wie es ihn satt macht, im Einklang mit Gottes Willen seiner Berufung zu folgen. Jetzt öffnet Jesus den Schülern die Augen für die geistliche Welt und für ihre Berufung. Dazu überträgt er ein Sprichwort aus dem Volksmund auf die geistliche Welt: in der Landwirtschaft und in der Mission gibt es Saat und Ernte. Doch in der Mission ist etwas anders: hier müssen sie nicht erst warten, bis die Ernte reif ist; das ist sie längst. Auch hier in Samarien, wo sie es am wenigsten erwartet haben.

Hier arbeiten Sämann und Schnitter Hand in Hand. Und seine Schüler dürfen sich gemeinsam mit ihm darüber freuen, dass sie jetzt schon ernten dürfen, was Jesus gerade eben erst gesät hat. In Form von Freude kriegen sie jetzt schon ihren Lohn, während sie tun, wozu er sie berufen hat: „Menschen fischen“. Er selber hat - wie schon die Propheten vor ihm - die gute Nachricht ausgesät: dass er der Messias ist. Sie brauchen nur noch einzusammeln, was sie nicht säen mussten.

Allein durch den Bericht der Frau, mit der Jesus am Brunnen so allwissend über ihr Leben gesprochen hatte, kamen viele der Dorfbewohner zum Glauben. Als sie ihm aber persönlich begegnen und ihn reden hören, werden es noch viel mehr. Zwei Tage bleibt er bei ihnen und am Ende bestätigen sie der Frau, was jetzt auch sie erkannt haben: sie hat sich nicht in ihm getäuscht — er ist tatsächlich der Retter der Welt.

O-Ton: Ihr denkt, wie es im Sprichwort heißt: 'Zwischen Saat und Ernte liegen vier Monate!' Aber ich sage euch: Macht die Augen auf und seht euch die Felder an! Das Korn ist schon reif für die Ernte. 

Er, der sie einbringt, erhält schon jetzt seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben. Er freut sich zur gleichen Zeit wie der, der gesät hat. Aber das andere Sprichwort, das trifft zu: 'Einer sät und ein anderer erntet.' Denn ich habe euch zum Ernten auf ein Feld geschickt, auf dem ihr nicht gearbeitet habt. Andere haben sich vor euch dort abgemüht, ihr braucht ihre Arbeit nur weiterzuführen.«

Viele Samariter in jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus, weil die Frau bezeugt hatte: »Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.« Als sie nun bei Jesus eintrafen, baten sie ihn zu bleiben, und er verbrachte zwei Tage bei ihnen. Da kamen noch viel mehr von ihnen zum Glauben aufgrund seiner Worte. Sie erklärten der Frau: »Jetzt glauben wir nicht länger wegen deiner Erzählung, sondern weil wir ihn selbst gehört haben. Wir wissen jetzt, dass er wirklich der Retter der Welt ist.« (Joh 4,35–42)

Freitag, 14. November 2025

Johannes Evangelium 4,27-34

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und die Frau aus Samarien (3): Mundpropaganda & Seelenfutter

Ganz offensichtlich waren seine Schüler zumindest verwundert, dass Jesus mit der Frau am Brunnen sprach; wenn es sie nicht sogar störte. Ob das daran lag, dass es in der Antike keine Gleichberechtigung gab oder dass die Frau aus Samarien war — für viele Juden eine religiöse Gegengruppe! — ist unklar. Dennoch wissen Sie instinktiv, dass Jesus immer nur das Gute tut, auch wenn es ihnen vielleicht gegen den Strich geht. Also lassen Sie ihre Fragen stecken.

Die Frau wiederum ist so begeistert über das, was sie gerade – über sich selbst und über Jesu Identität – gehört hat, dass sie alles stehen und liegen lässt. Sie läuft ins Dorf und redet mit genau den Leuten, denen sie bis jetzt so erfolgreich aus dem Weg gegangen ist. Und sie begeistert sie für genau die Frage, deren Antwort sie selbst so begeistert hat: ist Jesus wirklich der Messias?

Während die Frau ins Dorf unterwegs ist, kommen seine Schüler zurück. Und sie machen sich Sorgen, dass Jesus ihnen verhungert. Sie hatten ja gerade Brot aus dem Dorf mitgebracht. Und so drängen Sie ihn, doch etwas zu essen. Doch die Antwort, die sie bekommen ist so unerwartet, wie typisch für Jesus: er spricht in Bildern! Er redet von etwas zu essen, von dem sie keine Ahnung haben. 

Doch, weil sie ihn zu wörtlich nehmen, missverstehen sie, was er sagt. Sie glauben, jemand hätte ihm, während sie noch im Dorf waren, etwas zu Essen gebracht. Als Jesus das merkt, erklärt er ihnen, was er gemeint hat. Dass das, was ihn im Innersten satt macht, etwas ganz anderes ist. Nämlich, Gottes Willen zu tun; im Einklang mit ihm seinen Plan umzusetzen, für den er zu uns geschickt wurde: um uns zu retten.

O-Ton: In diesem Augenblick kehrten seine Jünger zurück. Sie wunderten sich, ihn im Gespräch mit einer Frau anzutreffen. Aber keiner fragte ihn: »Was willst du von ihr?«, oder: »Worüber redest du mit ihr?« 

Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen, ging ins Dorf und sagte zu den Leuten: »Da ist einer, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Kommt mit und seht ihn euch an! Ist er vielleicht der versprochene Retter?« Da gingen sie alle hinaus zu Jesus. 

Inzwischen forderten die Jünger ihn auf: »Rabbi, iss doch etwas!« Aber er antwortete: »Ich lebe von einer Nahrung, die ihr nicht kennt.« Da fragten sie einander: »Hat ihm vielleicht jemand etwas zu essen gebracht?« Jesus sagte zu ihnen: »Meine Nahrung ist, dass ich dem gehorche, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende. (Joh 4,27–34)

Mittwoch, 12. November 2025

Johannes Evangelium 4,15-26

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und die Frau aus Samarien (2): Jesus offenbart sich; überwindet alle Scham

Jetzt wird die Frau dann doch neugierig: wenn Jesus wirklich Zugang zu einer Quelle hat, die für immer allen Durst löscht, dann will sie dieses Wasser haben! Es wäre die ideale Lösung, um sich für immer zurückzuziehen und ihre Scham über ihr verkorkstes Leben vor den Blicken der Dorfbewohner am Brunnen zu verbergen. Doch Jesus kann sie nichts vormachen. Er weiß alles und kennt sie. Er schaut ihr ins Herz und spricht sie ohne Anklage auf ihren größten Schmerz hin an: auf ihren geplatzten Lebenstraum vom Eheglück, ihre unrechte Beziehung: die Wurzel ihrer Scham. 

Das ist ihr dann doch zu viel und sie wechselt erst einmal das Thema. Weil er ja offenbar ein Prophet ist und über ihre privaten Dinge Bescheid weiß, kann man ihn als religiösen Mann ja vielleicht in ein theologisches Gespräch verwickeln? — etwa darüber, was eigentlich der korrekte Ort ist, um zu Gott zu beten und ihn zu verehren? Aber Jesus lässt sich nicht kirre machen. Ihm geht es um etwas viel Wesentlicheres: er will mit ihr über ihre Erlösung sprechen.

Und darum führt er den Bogen ihrer Unterhaltung weg vom „korrekten Ort der Gottesbegegnung“ hin zur zentralen Frage: was ist mit der Qualität ihrer Gottesbeziehung? Der Geist Gottes befähigt ja jeden Menschen, Gott an jedem beliebigen Ort anzubeten. Aber was ist mit unserer Aufrichtigkeit? Wollen wir unsere Schuld und Scham vor Gott verbergen? Oder sind wir bereit ihm unser Herz zu öffnen? Uns ihm zu offenbaren? Wirklich wahrhaftig vor ihm zu werden? Denn das ist es, was Gott wirklich interessiert: dass wir echt werden vor ihm.

So langsam dämmert es der Frau, wer Jesus sein könnte. Und so bringt sie zu guter Letzt das Gespräch auf den Messias. Sie weiß, was die Propheten schon vor Jahrhunderten angekündigt haben: dass er eines Tages kommen und die Menschheit in alle Wahrheit führen würde. Jetzt - endlich! - ist sie offen für das, worüber Jesus schon die ganze Zeit mit ihr sprechen wollte: dass er es selbst ist; der Messias; der verheißene Retter, der sie erlösen kann von ihrer Sünde, Schuld und Scham.

O-Ton: »Herr, gib mir von diesem Wasser«, bat die Frau, »dann werde ich keinen Durst mehr haben und muss nicht mehr hierher kommen, um Wasser zu schöpfen.« Jesus sagte zu ihr: »Geh und bring deinen Mann her!« »Ich habe keinen Mann«, sagte die Frau. Jesus erwiderte: »Es stimmt, wenn du sagst: 'Ich habe keinen Mann.' Fünfmal warst du verheiratet, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt.« 

»Herr, ich sehe, du bist ein Prophet «, sagte die Frau. »Unsere Vorfahren verehrten Gott auf diesem Berg. Ihr Juden dagegen behauptet, dass Jerusalem der Ort ist, an dem Gott verehrt werden will.« Jesus sagte zu ihr: »Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, da werdet ihr den Vater weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten. Ihr Samariter betet zu Gott, aber ihr kennt ihn nicht; doch wir kennen ihn, denn die Rettung für alle Menschen kommt von den Juden. - 

Aber die Stunde kommt, ja sie ist schon gekommen, da wird der Heilige Geist, der Gottes Wahrheit enthüllt, Menschen befähigen, den Vater an jedem Ort anzubeten. Gott ist ganz anders als diese Welt, er ist machtvoller Geist, und alle, die ihn anbeten wollen, müssen vom Geist der Wahrheit erfüllt sein. Von solchen Menschen will der Vater angebetet werden.«

Die Frau sagte zu ihm: »Ich weiß, dass der Messias kommen wird, der versprochene Retter. Wenn er kommt, wird er uns alles sagen.« Jesus antwortete: »Er spricht mit dir; ich bin es.« (Joh 4,15–26)

Dienstag, 4. November 2025

Johannes Evangelium 4,1–14

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und die Frau aus Samarien (1): Ein Umweg und ein Angebot

Schon Johannes war den Pharisäern ein Dorn im Auge, weil er ihnen das Volk abspenstig machte. Auch das Taufen - ein Zeichen der Umkehr! - ging diesen Selbstgerechten gegen den Strich. Dass Jesu Jünger jetzt in noch größerem Stil damit weitermachten, setzte dem Ganzen die Krone auf. 

Als Jesus von ihrem Unmut Wind bekam, wich er nach Galiläa aus. Der Weg dahin führte von Judäa nach Norden durch Samarien. Gegen Mittag kam er am Jakobsbrunnen an; ganz in der Nähe des kleinen Dorfes Sychar. Jesus — Gott und doch ganz Mensch! — war von der Wanderung erschöpft. Und so setzte er sich, um sich auszuruhen, an den Brunnen.

Während Jesus sich ausruhte — seine Schüler waren ins Dorf, um Essen zu kaufen — kam eine samaritische Frau zum Wasser holen. Dass sie allein in der Mittagshitze kam, hatte seine Gründe. Obwohl nun Juden und Samariter, die sich selbst für das einzig wahre Israel hielten, sonst nichts miteinander zu schaffen hatten, spricht Jesus die Frau an und bittet sie um Wasser. 

Dass er diesen religiösen Graben in Liebe überwindet, verblüfft die Frau: wer ist er und was ist sein Motiv? Jesus sagt ihr, dass wenn sie wüsste, wer er ist, und dass Gott uns in ihm beschenken will, sie ihn gebeten hätte, ihren spirituellen Durst zu löschen.

Noch ist Jesu Identität für sie verborgen. Auch hat sie nicht verstanden, dass Jesus von spirituellen Dingen spricht. Von daher ist es kein Wunder, dass die Frau noch immer skeptisch ist: er hat keinen Eimer aber bietet ihr Wasser an? Betrachtet er als Jude vielleicht sogar den Brunnen der Samariter mit Geringschätzung?! Wer glaubt er, dass er ist?! 

Jesus macht ihr klar, dass es nicht um irdisches Wasser geht, dass unserem irdischen Durst nur für kurze Zeit stillt. Das „Wasser“ von dem er spricht, ist ein Bild ist für etwas überirdisches, das nicht nur unsere tiefste spirituelle Sehnsucht stillt, sondern unsere Seele in eine Quelle verwandelt, die bis ins ewige Leben sprudelt.

O-Ton: „Jesus erfuhr, dass die Pharisäer auf ihn aufmerksam wurden, weil er mehr Anhänger gewann und taufte als Johannes. – Er selbst taufte übrigens nicht; das taten seine Jünger. – Deshalb verließ Jesus Judäa und ging zurück nach Galiläa. Dabei musste er durch Samarien ziehen. 

Unterwegs kam er in die Nähe des Dorfes Sychar, das nicht weit von dem Feld entfernt liegt, das Jakob einst seinem Sohn Josef vererbt hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war von dem langen Weg müde geworden und setzte sich an den Brunnen. Es war gegen Mittag. 

Da kam eine samaritische Frau zum Wasserholen. Jesus sagte zu ihr: »Gib mir einen Schluck Wasser!« Seine Jünger waren ins Dorf gegangen, um etwas zu essen zu kaufen. Die Frau antwortete: »Du bist ein Jude und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich da um etwas zu trinken bitten?« – Die Juden vermeiden nämlich jeden Umgang mit Samaritern. 

Jesus antwortete: »Wenn du wüsstest, was Gott den Menschen schenken will und wer es ist, der dich jetzt um Wasser bittet, dann hättest du ihn um Wasser gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.«

 »Herr, du hast doch keinen Eimer«, sagte die Frau, »und der Brunnen ist tief. Woher willst du dann das lebendige Wasser haben? Unser Stammvater Jakob hat uns diesen Brunnen hinterlassen. Er selbst, seine Söhne und seine ganze Herde tranken daraus. Du willst doch nicht sagen, dass du mehr bist als Jakob?« 

Jesus antwortete: »Wer dieses Wasser trinkt, wird wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nie mehr Durst haben. Ich gebe ihm Wasser, das in ihm zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt.“ (Joh 4,1–14)

Montag, 3. November 2025

Johannes Evangelium 3,31–36

 


Das Buch der Zeichen - Gottes Sohn bringt das Leben

Noch einmal erklärt Johannes, warum er ohne Probleme hinter Jesus zurück tritt: Jesus ist niemand geringeres, als Gott in menschlicher Gestalt. Er kommt vom Himmel. Und darum steht er meilenweit über uns. Johannes dagegen ist nur ein Mensch, wohnt auf der Erde und kann alles nur aus irdischer Sicht beurteilen. Jesus aber kann, weil er dort wohnt, mit Vollmacht über den Himmel reden: weil er alles mit eigenen Augen gesehen hat und alles, wovon er spricht, mit eigenen Ohren gehört hat.

Und obwohl das so ist, hört kaum jemand auf ihn; es ist zum Schreien. Gott, der Vater schickt seinen Sohn, um uns zu retten. Und durch den Heiligen Geist hat Jesus unbegrenzte Weisheit und Macht — er tut Wunder, wie niemand vor oder nach ihm! — und doch ignorieren wir, was er uns von Gott, dem Vater zu sagen hat. Die wenigen aber, die auf ihn hören, bestätigen ihm mit Brief und Siegel, dass Gott nichts als die Wahrheit sagt.

Am Ende spitzt Johannes der Täufer seine Rede auf einen einzigen, ja den zentralen Punkt der Entscheidung zu: Gott, der Vater hat Seinen Sohn nicht „einfach mal so“ geschickt, sondern mit ultimativer Autorität. Wer auf ihn vertraut, wird ewig leben. Wer seine Worte jedoch achtlos in den Wind schlägt, wird das ewige Leben nicht zu Gesicht bekommen, sondern bleibt zu Recht, wie unter einem Damoklesschwert, unter Gottes Zorn.

O-Ton: „Er, der von oben kommt, steht über allen. Wer von der Erde stammt, gehört zur Erde und redet aus irdischer Sicht. Er aber, der vom Himmel kommt, bezeugt das, was er dort gesehen und gehört hat.

Doch keiner hört auf ihn. Wer auf ihn hört, bestätigt damit, dass Gott die Wahrheit sagt. Der von Gott Gesandte spricht ja die Worte Gottes, denn Gott gibt ihm seinen Geist in grenzenloser Fülle. 

Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer sich an den Sohn hält, hat das ewige Leben. Wer nicht auf den Sohn hört, wird niemals das Leben finden; er wird dem Zorngericht Gottes nicht entgehen.“ (Joh 3,31–36)

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Johannes Evangelium 3,22-30

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und der Täufer

Nachdem er in Jerusalem einigen Staub aufgewirbelt hatte, zog sich Jesus mit seinen Schülern in das Umland von Judäa zurück. Dort verbrachten sie einige Zeit, und Jesus - genauer: Jesu Schüler unter seiner Aufsicht - tauften die Leute mit der Taufe des Johannes; als Zeichen der Umkehr zu Gott und der Reinigung von ihrer Schuld.

Die Gefangennahme und Einkerkerung des Täufers durch Herodes Antipas, den Vierfürsten über die Provinzen Galiläa und Peräa, lag noch in der Zukunft. Noch immer kamen die Menschen daher auch zu Johannes, um sich im Jordan von ihm taufen zu lassen; möglicherweise ca. 40 km südlich vom See Genezareth, wo es genug Wasser dazu gab.

Und dann gab es dazu einen Disput mit einem Mitbürger. Die Schüler des Täufers waren nämlich offensichtlich neidisch auf Jesus. Sie ärgerten sich wohl darüber, dass ihr Rabbi jemanden unterstützte, der ihn an Beliebtheit bereits in den Schatten stellte. Und so beschweren sie sich bei ihm über den, auf den Johannes bei dessen Taufe als den Messias gezeigt hatte.

Auf diese Verärgerung reagiert der Täufer mehr als vorbildlich: mit Demut und mit Freude. Und er erklärt seinen Schülern drei Dinge. Erstens: was auch immer wir im Leben erreichen, sei es Ruhm oder Ehre, Status oder Macht: nichts von dem können wir uns einfach so nehmen – es muss uns von Gott geschenkt werden.

Zweitens macht Johannes klar, dass er von Anfang an ganz klar dazu gestanden ist, dass er nicht der von den Propheten vorhergesagte Messias ist, sondern nur sein Wegbereiter. Und drittens lehrt er seine Jünger und uns das Wichtigste: es geht nicht um uns – um unseren Ruhm, unseren Status, unsere Beliebtheit - es geht um Jesus. Er ist die zentrale Figur der Weltgeschichte. 

Wie sich ein bester Freund freut, wenn er hört, wie der Bräutigam am Altar jubelnd seine Braut in die Arme schließt, so freut sich auch der Täufer darüber, dass mehr und mehr Menschen zu Jesus finden. Dass der Retter der Welt ins rechte Licht gerückt wird, dafür tritt er gerne - Schritt für Schritt - zurück in den Schatten.

O-Ton: Danach ging Jesus mit seinen Jüngern in das Gebiet von Judäa. Dort verbrachte er einige Zeit mit ihnen und taufte. Auch Johannes taufte in Änon, nicht weit von Salim, denn dort gab es reichlich Wasser. Immer noch kamen Leute zu ihm und er taufte sie; denn er war zu jener Zeit noch nicht im Gefängnis. 

Einmal stritten sich einige Jünger von Johannes mit einem anderen Juden darüber, welche Taufe den höheren Rang habe. Sie kamen deshalb zu Johannes und sagten zu ihm: »Rabbi, der Mann, der dich am anderen Jordanufer aufsuchte und auf den du als Zeuge hingewiesen hast, der tauft jetzt auch und alle gehen zu ihm!« 

Johannes antwortete: »Kein Mensch kann sich etwas nehmen, auch nicht das Geringste, wenn Gott es ihm nicht gegeben hat. 

Ihr könnt selbst bestätigen, dass ich sagte: 'Ich bin nicht der versprochene Retter, sondern ich bin nur vor ihm hergesandt worden.' Wer die Braut bekommt, ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams steht dabei, und wenn er den Bräutigam jubeln hört, ist er voller Freude. Genauso geht es jetzt mir: An meiner Freude fehlt nichts mehr. Sein Einfluss muss wachsen, meiner muss abnehmen.« (Joh 3,22-30)

Montag, 27. Oktober 2025

Johannes Evangelium 3,13-21


 

Das Buch der Zeichen - Ohne Glauben an Jesus kein Leben

Gerade erst hatte er Nikodemus mit der Nase darauf gestoßen, wie wichtig es ist, das anzunehmen, was er zu sagen hat. Denn jetzt kommt Jesus zu den ewigen Dingen. Dingen, die mit dem Himmel und mit dem Schicksal von uns allen zu tun haben: Er, Jesus, ist der Messias; der, den die Propheten als “Sohn eines Menschen“ vorher gesagt hatten. Er selbst ist der Ewige, der vom Himmel zu uns auf die Erde kam.

In einem Bild aus dem Alten Testament erklärt Jesus auch, was Er mit unserem Schicksal zu tun hat: wie er uns vor Gottes Gericht bewahren kann. Und zwar so, wie schon das Volk Israel im Alten Testament: durch Glauben. Sie mussten nur ein Symbol ansehen, das auf das Kreuz zeigte: auf Christus, der am Kreuz (Pfahl) die Strafe (Schlange) für unsere Sünde trug. Und genau so werden auch wir gerettet.

Was wir am Kreuz sehen ist, dass Gott bereit war, uns seinen geliebten Sohn zu schicken; vom Himmel auf die Erde zu kommen, um die Strafe, die wir verdient hätten, selbst zu tragen. Weil er unseren Freispruch will; dass wir in ewigem Glück leben können. Weil er uns so sehr liebt. Wer das begreift und glaubt, wird nicht vergehen. Dazu ist Jesus gekommen: uns zu retten; nicht uns zu verurteilen. Wer das glaubt, wir freigesprochen; nicht verurteilt.

Wer diese größte Liebestat aber in den Wind schießt, das unendliche Opfer Christi verachtet, der hat sich selbst schon das Urteil gesprochen. Das ist das Problem mit unserer Welt: dass wir den finsteren Abgrund der Sünde – unser ständiges, egoistisches Streben nach Befriedigung unserer Wünsche – mehr lieben als ihn; die Liebe in Person.

Den, der Gott den Rücken kehrt und nur zur Befriedigung seiner Wünsche lebt, ekelt es vor nichts mehr, als vorm Licht der Wahrheit Gottes. Diesem Licht weicht er aus, wo er nur kann, denn es würde die Hässlichkeit seines Strebens offenbaren. Wer aber die Tiefe der Liebe Gottes am Kreuz erkannt hat und umgekehrt ist zu einem Leben in Gottes Wahrheit, hat keine Angst, ins Licht zu treten, weil er weiß, dass ihn nichts als Lob erwartet.

O-Ton: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen als nur der eine, der vom Himmel herabgekommen ist, der Menschensohn. 

Mose richtete in der Wüste den Pfahl mit der bronzenen Schlange auf. Genauso muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die sich im Glauben ihm zuwenden, durch ihn ewiges Leben bekommen. 

Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben. Gott sandte den Sohn nicht in die Welt, um die Menschen zu verurteilen, sondern um sie zu retten. Wer sich an den Sohn Gottes hält, wird nicht verurteilt. 

Wer sich aber nicht an ihn hält, ist schon verurteilt, weil er Gottes einzigen Sohn nicht angenommen hat. So geschieht die Verurteilung: Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht; denn ihre Taten waren schlecht. 

Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und bleibt im Dunkeln, damit seine schlechten Taten nicht offenbar werden. Aber wer der Wahrheit gehorcht, kommt zum Licht; denn das Licht macht offenbar, dass er mit seinen Taten Gott gehorsam war. (Joh 3,13–21)

Freitag, 24. Oktober 2025

Johannes Evangelium 3,1-12

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und Nikodemus

Nikodemus war ein strenggläubiger Jude, ein renommierter Gesetzeslehrer, dem sein Ruf vorauseilte, und ein reiches Mitglied des Hohen Rates. Also so etwas, wie ein Mitglied des Bundestages und des Bundesverfassungsgerichtes und noch dazu ein Kirchenoberhaupt; alles in einem. Der war so umgetrieben von Jesus, dass er mehr wissen wollte, über ihn. Aber aus Sorge davor, dass seine nicht gerade Jesus-freundlichen Kollegen etwas davon mitbekommen, besucht er Jesus bei Nacht und Nebel. 

Auch war es ihm wohl peinlich, dass er - als „Lehrer Israels“ - noch Fragen hatte. Und doch sieht man die Ernsthaftigkeit seiner Suche nach Wahrheit. Er hat wohl schon eine Ahnung davon, dass Jesus mehr sein könnte, als nur ein Prophet; aber er will sich diesbezüglich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Was er sicher weiß ist, dass Jesus zumindest ein von Gott geschickter Lehrer ist; das zeigen klar die Wunder, die er tut. Und so spricht er ihn auch an: als Rabbi.

Jesus aber hält sich nicht mit höflichem Geplänkel auf; er kommt gleich zur Sache. Er weiß, warum Nikodemus da ist: es geht um ihn, den Messias, den Retter. Und so fokussiert er Nikodemus auf eine einzige Tatsache: um ein Teil von Gottes Reich zu werden, das unsere sichtbare Welt durchdringt und doch, wie hinter einem Schleier, hinter ihr verborgen liegt, braucht es ein neues geistliches Leben. Weil wir seit dem Sündenfall im Paradies alle spirituell tot sind. Es braucht eine Geburt von oben; eine Geburt von Gott; eine neue Geburt.

Als Nikodemus das mit der neuen Geburt hört, missversteht er Jesus komplett: es sei absurd, zu glauben ein Erwachsener könnte in den Mutterleib zurückkehren, um noch einmal geboren zu werden, sagt er. Aber Jesus macht ihm klar, dass es darum nicht geht. Auch nicht um Karma oder gar um Seelenwanderung. Es geht darum, dass Gott von oben her etwas tun muss: Wer in Gottes Reich hineinkommen will, braucht eine neue Natur, …

… ein neues inneres geistliches Leben; nicht nur ein verbessertes irdisches Leben. Der braucht eine Erneuerung seines Herzens; eine Reinigung - wie mit Wasser - von seinem alten Wesen. Der braucht eine neue Sehnsucht nach Heiligkeit, eine neue Begeisterung dafür, Gottes Willen zu tun, statt ständig nur die eigenen Wünsche befriedigen zu wollen. Der braucht eine ganz neue Liebe zu Gott und seinen Nächsten. Diese komplette innere Neuschöpfung kann aber nur einer bewerkstelligen: der Heilige Geist selbst.

Und um den Sack zuzumachen, setzt Jesus noch einen obendrauf und zeigt, dass dies neue Leben nie von Menschen ‚produziert‘ werden kann: Menschen sind irdisch und können nur irdisches Leben produzieren. Gott allein ist himmlisch und nur er kann dieses neue Leben ‚von oben’ schenken. Nur Gottes Geist ist geistlich und nur er kann neues geistliches Leben schenken. Darum soll Nikodemus sich nicht wundern, dass das neue Leben von oben kommen muss. Doch wie genau das funktioniert, bleibt ein Mysterium; genau so unvorhersehbar, wie Ursprung und Ziel eines Windhauchs. 

Jetzt ist Nikodemus platt und fragt, wie das denn bitteschön funktionieren soll? Und genau für diese Frage fängt er sich von Jesus einen Rüffel ein: Er ist Israels Top-Theologe und kann diese einfache Frage nicht beantworten? Er hätte es in der Tat wissen müssen, denn was Jesus gerade erklärt hat, war seit hunderten von Jahren bekannt (siehe Hesekiel 37,9-14). 

Noch einmal richtet Jesus Nikodemus’ volle Aufmerksamkeit auf folgendes: er, Jesus, weiß Bescheid. Er ist vom Himmel. Er kennt sich aus. Er sieht die unsichtbare Welt so klar, wie wir die sichtbare. Darum müssen wir zuhören, was er zu sagen hat. Denn wenn wir schon das irdische nicht annehmen, was er uns zu sagen hat (nämlich, wie wir hier auf der Erde zum Glauben kommen und gerettet werden können), wie sollen wir dann die noch höheren Dinge annehmen, die er uns über den Himmel zu sagen hat?

O-Ton: Einer von den Pharisäern war Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Rates. Eines Nachts kam er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen, dass Gott dich gesandt und dich als Lehrer bestätigt hat. Nur mit Gottes Hilfe kann jemand solche Wunder vollbringen, wie du sie tust.« 

Jesus antwortete: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von oben her geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen.« »Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon ein Greis ist?«, fragte Nikodemus. »Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!« Jesus sagte: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen. 

Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt von menschlicher Art. Von geistlicher Art kann nur sein, was vom Geist Gottes geboren wird. Wundere dich also nicht, dass ich zu dir sagte: 'Ihr müsst alle von oben her geboren werden.' Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So geheimnisvoll ist es auch, wenn ein Mensch vom Geist geboren wird.« 


»Wie ist so etwas möglich?«, fragte Nikodemus. Jesus antwortete: »Du bist ein anerkannter Lehrer Israels und weißt das nicht? Amen, ich versichere dir: Wir sprechen über Dinge, die wir kennen, und bezeugen das, was wir gesehen haben. Aber keiner von euch ist bereit, auf unsere Aussage zu hören. Wenn ich zu euch über die irdischen Dinge rede und ihr mir nicht glaubt, wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich über die himmlischen Dinge mit euch rede?« (Joh 3,1–12)

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Johannes Evangelium 2,23-25

 


Das Buch der Zeichen - Jesus kennt die Menschen

Auf dem Passafest in Jerusalem tat Jesus noch mehr Wunder. Dass wir in Johannes’ Evangelium nicht von allen etwas lesen, liegt daran, dass Johannes sich ein wenig die Rosinen aus dem Kuchen gepickt hat: Dass Jesus viel mehr Wunder getan hat, als er für uns aufgeschrieben hat, gibt er auch ganz offen und ehrlich zu; und zwar am Ende seines Evangeliums. 

Von den Wundern waren viele Besucher des Festes schwer beeindruckt. Dieser „Glaube“ der Leute war aber kein echter Glaube, sondern eine Art oberflächliche Begeisterung, weil sie die übernatürlichen Dinge gesehen hatten, zu denen Jesus fähig war. 

Sie waren sicher davon überzeugt, dass Jesus ein ganz Großer war, aber hatten noch nichts davon verstanden, dass es im Glauben nicht allein ums Staunen geht, sondern um echtes Vertrauen – darum, Jesus sein Herz zu öffnen; ja ihm sein Herz zu schenken; ihm zu vertrauen; ihn im eigenen Leben regieren zu lassen. Und weil Jesus weiß, dass sie nicht wirklich an ihn glauben, dass sie ihm nicht von Herzen vertrauen, vertraut er sich ihnen auch nicht an.

Um zu verstehen, wie wir Menschen im Innersten ticken, braucht Jesus keinen Nachhilfeunterricht; im Gegenteil. Wir sind ja seine Geschöpfe. Und er ist der, der hinter all‘ unsere Fassaden blickt: der allwissende Gott. Erkennt unsere Herzen durch und durch; selbst unsere tiefsten Abgründe. Er weiß, ob wir ihn lieben oder nicht. Ihm können wir nichts vormachen.

O-Ton: Während sich Jesus am Passafest in Jerusalem aufhielt, kamen viele zum Glauben an ihn, weil sie die Wunder sahen, die er vollbrachte. Aber Jesus traute ihnen nicht und hielt sich ihnen gegenüber zurück, weil er sie alle durchschaute. Über die Menschen brauchte ihm niemand etwas zu sagen, denn er kannte das menschliche Herz bis auf den Grund. (Joh 2,23–25)

Dienstag, 21. Oktober 2025

Johannes Evangelium 2,13-22

 


Das Buch der Zeichen - Jesus im Tempel

Zum Passafest war in Jerusalem immer die Hölle los. Juden aus allen Regionen kamen hier einmal im Jahr zusammen, um das größte Fest von allen zu feiern: die Erinnerung daran, wie Gott ihr Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit hatte. Im Zentrum der Feierlichkeiten stand dabei der Jerusalemer Tempel: hier wurde gedankt und gebetet, hier wurden Opfer gebracht. Die meisten Pilger hatten eine weite Anreise. 

So hatte es sich eingeschlichen, dass die meisten ihre Opfertiere nicht mehr selber mitbrachten, sondern diese direkt vor Ort kauften. Und um sicher zu gehen, dass die Tiere genau den Vorschriften der Tora entsprachen, kaufte man geprüfte Tiere direkt beim Tempel. Um dort eine Taube, ein Schaf oder ein Rind kaufen zu können, musste man sein regionales Geld aber erst mal in den zentralen Tempelgroschen umtauschen. Man kann sich vorstellen, was für ein Gedränge damals geherrscht haben muss; aus dem Dankfest für die Befreiung war ein Geschäft geworden.

Und das ging Jesus unfassbar auf den Zeiger. Er ist ja fast nie ausgeflippt. Vor allem nicht, wenn er selbst beleidigt oder sogar gefoltert wurde. Aber wenn es um die Ehre Gottes, seines Vaters ging, gab es für ihn kein Halten. Er war sowas von stocksauer! Weil man — TV preachers: listen! — aus der Wohnung Seines Vaters, dem dem Ort, an dem Gott und Mensch sich begegnen sollten, einen Ort gemacht hatte, an dem es nur noch ums Geld ging. 

Jesus war darüber so sauer, dass er den Leuten nicht nur sagte, sie sollten sich verziehen und aus Gottes Haus keinen Basar machen, sondern in einem Wisch auch noch die Tische umschmiss, das Geld auf den Boden fegte und die ganze Bagage mit einem Treibriemen wie Hühner aus dem Tempel scheuchte. Als seine Jünger das mitkriegen, mussten sie daran denken, dass die Propheten über ihn geschrieben hatten: „Die Liebe zu deinem Haus wird mich noch auffressen; wie ein Feuer!“ 

Die obersten Geistlichen seiner Zeit hätten es als fleißige Studenten der Tora eigentlich wissen müssen, dass Jesus im Recht war; dass der Tempel ein heiliger Ort war. Aber ihre Gier nach Macht und ihr Hochmut vernebelten ihnen den Blick. Statt nur danach zu fragen, woher er (Gott!) das Recht habe, das zu tun, forderten sie (bloße Menschen) auch gleich noch ein Wunder ein. Auf diese verstockte Arroganz reagiert Jesus mit einer für sie kryptischen Prophetie: Sie sollten doch den Tempel einreißen, und er würde ihn in drei Tagen wieder aufbauen.

Die Pharisäer bezogen das natürlich auf den Tempel, den sie sehen konnten. Und den zu bauen, hatte 46 Jahre gedauert. Daher sagen Sie ihm, diesen Tempel in nur drei Tagen wieder aufzubauen sei ein Ding der Unmöglichkeit. Jesus sprach aber gar nicht vom Jerusalemer Tempel, sondern im übertragenen Sinn vom Tempel seines Leibes: vom Wohnort des Heiligen Geistes. Erst als er nach drei Tagen von den Toten auferstanden war, kapierten seine Jünger, was was Jesus mit seiner kryptischen Prophezeiung eigentlich gemeint hatte und glaubten seinen Worten; Gottes Worten. 

O-Ton: „Als das Passafest näher kam, ging Jesus hinauf nach Jerusalem. Im Vorhof des Tempels sah er die Händler, die dort Rinder, Schafe und Tauben verkauften; auch die Geldwechsler saßen dort an ihren Tischen.

Da machte er sich aus Stricken eine Peitsche und trieb sie alle aus dem Tempelbezirk, mitsamt ihren Rindern und Schafen. Er fegte das Geld der Wechsler zu Boden und warf ihre Tische um. Den Taubenverkäufern befahl er: »Schafft das hier weg! Macht aus dem Haus meines Vaters keine Markthalle!« Seinen Jüngern kam das Wort aus den Heiligen Schriften in den Sinn: »Die Liebe zu deinem Haus wird mich noch umbringen.« 

Die führenden Männer fragten ihn: »Woran können wir erkennen, dass du so etwas tun darfst? Gib uns ein Wunderzeichen als Beweis!« Jesus antwortete ihnen: »Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen!« 

Sie hielten ihm entgegen: »Für den Bau dieses Tempels wurden sechsundvierzig Jahre gebraucht! Und du willst ihn in drei Tagen wieder aufbauen?« Mit dem Tempel meinte Jesus aber seinen Leib. Als er vom Tod auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger an dieses Wort. Da glaubten sie den Heiligen Schriften und dem, was Jesus damals gesagt hatte.“ (Joh 2,13–22)

Montag, 20. Oktober 2025

Johannes Evangelium 2,1–12



Das Buch der Zeichen - Das 1. Zeichen - Die Hochzeit in Kana

Drei Tage nach dem Start von Jesus‘ Tour gab es in Kana in Galiläa eine Hochzeit. Sowohl seine Mutter Maria, als auch Jesus und seine Schüler waren eingeladen. Wahrscheinlich waren die Familie Jesu und die Familie des Hochzeitspaares verwandt oder befreundet: Maria hatte eine wichtige organisatorische Rolle bei der Hochzeit und wird daher noch vor Jesus genannt. Jesus war zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich bekannt, denn er war ja erst vor einer Woche von Johannes dem Täufer als Messias identifiziert worden. Er war einfach als Freund eingeladen.

Während der Hochzeitsfeier passierte dann etwas Peinliches: auf einmal war der Wein alle! Maria, für die Organisation zuständig, suchte sofort nach einer Lösung und fragt sofort Jesus. Ab hier überlagern sich dann die Bild-Ebenen im Text; ganz typisch für die Komplexität und Tiefe bei Johannes: Zum einen redet Jesus Maria nicht als Mutter an, sondern als „Frau“ und macht so klar, dass er nicht mehr als ihr Sohn, sondern als Messias unterwegs ist. Auch sagt er ihr, dass seine Aufgaben als Messias seine Sache sind - und mit dem Hinweis auf seinen Todeszeitpunkt, dass diese einem klaren Plan folgen.

Und dann tut Jesus etwas, was für ihn sehr typisch ist: er gibt den Leuten Anweisungen, die vordergründig absolut unsinnig erscheinen: Wasserkrüge mit Wasser füllen, obwohl der Wein alle ist. Aber — und das ist ein ganz wichtiger Punkt — die Leute vertrauen ihm und tun, was er sagt. Direkt danach erleben sie, dass das, was erst als völlig unsinnig erschien, auf einmal total Sinn macht: Jesus hatte das Wasser in Wein verwandelt. Natürlich ist schon allein das ein Zeichen dafür, dass er der von den Propheten angekündigte Messias ist, der Sohn Gottes. 

Aber in der Verwandlung von Wasser in Wein steckt noch mehr: das Wasser war in Gefäße gefüllt, die zur Reinigung nach dem rituellen Gesetz des Moses dienten. Und Jesus füllt diese Gefäße mit Wein, der überall im Alten Testament ein Symbol der Freude und im Neuen Testament ein Zeichen der Erlösung ist. Mit diesem Wunder zeigt er also auch, dass er derjenige ist, mit dem die Zeit des rituellen Gesetzes des Alten Testaments zu ihrem Ende kommt und von der Zeit der Gnade, des Evangeliums und der Freude des Neuen Testaments abgelöst wird.

Der Wein, zu dem Jesus das Wasser gemacht hatte, war übrigens so außerordentlich gut, dass der Caterer ganz aus dem Häuschen war. Denn nach seiner Erfahrung schenkten die meisten Hochzeitspaare, einfach um Geld zu sparen, erst mal den guten Wein aus und dann, wenn die Leute schon einen im Tee hatten, den nicht mehr ganz so guten. Aber 600 Liter (!) von einem solchen Top-Tropfen zu so fortgeschrittener Stunde, das hatte er noch nicht erlebt.

Mit diesem Wunder offenbarte Jesus, dass in ihm das neue Zeitalter der göttlichen Gnade begonnen hatte und was für ein herrlicher Gott er ist: bei ihm gibt es nicht nur das Beste, sondern das auch noch in rauen Mengen. Seine Schüler waren von dem, was sie erlebt hatten, so beeindruckt, dass sie anfingen, an ihn zu glauben. Nachdem die Hochzeit vorbei war, ging Jesus mit seiner Mutter und seinen Brüdern (sein Adoptivvater Josef war wahrscheinlich schon gestorben) und mit seinen Schülern nach Karfanaum; etwa einen Tagesmarsch entfernt.

O-Ton: Am dritten Tag wurde in Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Die Mutter von Jesus war dabei, und auch Jesus war mit seinen Jüngern dazu eingeladen. Als der Weinvorrat zu Ende war, sagte seine Mutter zu ihm: »Sie haben keinen Wein mehr!« Jesus erwiderte ihr: »Frau, das ist meine Sache, nicht deine! Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Da wandte sich seine Mutter an die Diener und sagte: »Tut alles, was er euch befiehlt!«

Im Haus standen sechs Wasserkrüge aus Stein, von denen jeder etwa hundert Liter fasste. Man brauchte sie wegen der Reinigung, die das Gesetz vorschreibt. Jesus sagte zu den Dienern: »Füllt diese Krüge mit Wasser!« Sie füllten sie bis an den Rand. Dann befahl er ihnen: »Jetzt nehmt eine Probe davon und bringt sie dem Mann, der für das Festessen verantwortlich ist.« Sie brachten ihm eine Probe, und er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war.

Er wusste nicht, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Er rief den Bräutigam zu sich und sagte: »Jeder bringt doch zuerst den guten Wein auf den Tisch, und wenn die Gäste schon reichlich getrunken haben, folgt der schlechtere. Aber du hast den guten Wein bis zuletzt aufgehoben!«

So vollbrachte Jesus in Kana in Galiläa sein erstes Wunderzeichen und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger kamen zum Glauben an ihn. Danach ging er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinunter und blieb einige Tage dort. (Joh 2,1–12)

Freitag, 17. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,43–51


Das Buch der Zeichen - Die ersten Jünger - Philippus und Nathanaël

Am Tag darauf wollte Jesus los und den Jordan überqueren. Er wollte von der östlichen Nordseite des Sees Genezareth, wo er Andreas und Petrus getroffen hatte, auf die Westseite kommen, um in der Provinz Galiläa an die Öffentlichkeit zu gehen. Genau in dieser Gegend trifft er Philippus, der aus Betsaida kam. Und er lädt ihn ein, mit ihm zu kommen; nicht nur nach Galiläa, sondern ihm sein ganzes Leben anzuvertrauen. 

Die Begegnung mit Jesus war offenbar so intensiv, dass Philippus danach - mit der gleichen Begeisterung wie am Tag davor Andreas - zu Natanaël rennt und mit der guten Nachricht heraus platzt. Der, den alle äußerlich nur für Jesus aus Nazareth, den Sohn des Zimmermanns, gehalten haben, ist in Wirklichkeit auch der Mensch gewordene Gott. Er ist der Messias, dessen Kommen schon Moses und die Propheten im Alten Testament vorausgesagt hatten. Er ist der, auf das ganze Volk so voller Sehnsucht gewartet hatte.

Natanaël allerdings war anfangs gar nicht so begeistert. Als Skeptiker fand er die Idee, das aus dem unbedeutenden und „von Heiden umgebenen“ Nazaret etwas Gutes kommen sollte, ziemlich dubios. Zumal auch der Messias aus Bethlehem erwartet wurde. Aber Jesus holt ihn ab. Er weiß, dass Nathanael ein geradliniger und aufrichtiger Mann ist und sagt ihm, dass er das zu schätzen weiß. 

Jetzt ist Natanaël allerdings verblüfft: Woher um Himmels willen kennt ihn dieser Jesus? Als Jesus ihm erklärt, dass er ihn schon kannte, bevor Philippus ihn rief, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Wer mich auf übernatürliche Weise so durch und durch kennt, der kann nicht nur ein Lehrer sein; nicht nur ein Rabbi, sondern Jesus ist tatsächlich Gottes Sohn und damit der rechtmäßige Herrscher über Israel.

Jesus nimmt diese Begeisterung auf. Er dämpft sie nicht nur nicht, sondern setzt noch einen oben drauf. Mit einem Bild aus dem alten Testament machte er Natanaël klar, was heute schon Realität ist und was wir eines Tages in seiner Vollendung sehen werden: 

Er selbst, Jesus, ist die Himmelsleiter, die Jakob damals im Traum sah. Mit dem Bild der Engel sagt er Nathanaël und den anderen: Im Laufe meines Dienstes werdet ihr noch erkennen, dass in mir der Himmel offen steht und Gott durch mich wirkt.

O-Ton: Am Tag darauf wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen. Er traf Philippus und forderte ihn auf: »Komm, folge mir!« Philippus stammte wie Andreas und Petrus aus Betsaida.

Philippus wiederum traf Natanaël und sagte zu ihm: »Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz geschrieben hat und den die Propheten angekündigt haben. Es ist Jesus aus Nazaret, der Sohn Josefs.«

 »Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?«, fragte Natanaël. Philippus antwortete: »Komm mit und überzeuge dich selbst!« Als Jesus Natanaël kommen sah, sagte er: »Da kommt ein wahrer Israelit, ein Mann ohne Falschheit.« Natanaël fragte ihn: »Woher kennst du mich?« Jesus antwortete: »Bevor Philippus dich rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.« Da sagte Natanaël: »Rabbi, du bist der Sohn Gottes! Du bist der König von Israel!« 

Jesus sagte: »Glaubst du das jetzt, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch viel größere Dinge erleben.« Und er fuhr fort: »Amen, ich versichere euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und erleben, wie die Engel Gottes zum Menschensohn herab- und von ihm zum Himmel hinaufsteigen!« (Joh 1,43–51)

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,35-42



Das Buch der Zeichen - Die ersten Jünger - Andreas und Petrus


Gedanken: Ich finde, dass die heutige Stelle eine der schönsten Stellen ist, wenn man wissen will, wie man die gute Nachricht von Jesus und Gottes Gnade weitergeben soll: nicht die Leute mit Bibelversen totschlagen, sondern einfach mit seinen Worten und Taten auf Jesus hinweisen und sagen: „Der da ist der Retter der Welt!“ So hat Johannes es am dritten hier aufgezeichneten Tag auch gemacht und schon hatte Jesus zwei Nachfolger mehr.

Die beiden ehemaligen Johannes-Schüler waren übrigens Andreas und Johannes, die Brüder von Simon (Petrus) und Jakobus. Sobald Jesus merkte, dass ihm jemand auf den Fersen war, drehte er sich um und fragte sie, warum. 

Daraufhin sagten sie, sie würden gerne wissen, wo er wohne. Das war ein höflicher Hinweis, dass sie (sie hielten ihn erst mal nur für einen spirituellen Lehrer) gerne mit ihm alleine unter vier Augen sprechen wollten. Jesus fand das gut und nahm sie mit und so hatten sie den Rest des Nachmittags und des Abends sicher sehr tiefgehende Gespräche.
 
Und so zog die gute Nachricht erste Kreise: Andreas war nach dem langen Gespräch mit Jesus offensichtlich so begeistert, dass er es gleich seinem Bruder Simon erzählte: dass in Jesus tatsächlich Gott selbst auf diese Welt gekommen war; unser Retter; der uns Menschen so sehr liebt, dass er bereit war, für unsere Schuld zu sterben.

Und weil ihm das Erzählen offenbar nicht genug war, schleppte Andreas seinen Bruder gleich mit zu Jesus. Als Jesus ihn unter die Lupe nahm, wusste er sofort, wer Simon war. Auch, welche Rolle er - auch mit seinem Zeugnis - noch in der Kirchengeschichte spielen würde, und verpasste ihm den Spitznamen „Fels“ (aram. Κηφᾶς Kephas, gr. Πέτρος Petros).

O-Ton: Am nächsten Tag stand Johannes an derselben Stelle, und zwei von seinen Jüngern waren bei ihm. Als er Jesus vorbeigehen sah, sagte er: »Seht dort das Opferlamm Gottes.« Die beiden hörten es und gingen Jesus nach. 

Jesus drehte sich um, sah, dass sie ihm folgten, und fragte: »Was sucht ihr?« Sie antworteten: »Wo wohnst du, Rabbi?« – Rabbi bedeutet Lehrer. »Kommt, dann werdet ihr es sehen!«, antwortete er. Sie gingen mit ihm, sahen, wo er wohnte, und verbrachten den Rest des Tages mit ihm. Es war ungefähr vier Uhr nachmittags. 

Der eine von den beiden, die Johannes reden gehört hatten und Jesus gefolgt waren, war Andreas, der Bruder von Simon Petrus. Als er bald darauf seinen Bruder Simon traf, sagte er zu ihm: »Wir haben den Messias gefunden, den versprochenen Retter.« 

Dann brachte er ihn zu Jesus. Jesus sah ihn an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn von Johannes. Du wirst einmal Kephas genannt werden.« Kephas ist das hebräische Wort für Petrus (Fels). 
(Joh 1,35-42)

Dienstag, 14. Oktober 2025

Johannes Evangelium 1,29-34

 


Das Buch der Zeichen - Die Zeugenaussage des Täufers - über das Gotteslamm


Gedanken: Einen Tag nach der Befragung sieht der Täufer, wie Jesus auf ihn zugeht und proklamiert, was ihm auf übernatürliche Weise gezeigt worden ist: dass dieser Jesus - oberflächlich nur der Sohn eines einfachen Zimmermanns - das ‚Lamm Gottes‘ ist; also der, der die Sünde der ganzen Welt wegträgt; der, dessen Opfer für die Bezahlung und Löschung von all unserer Schuld reicht.

Und dann erklärt Johannes der Täufer, dass es genau das war, worauf uns schon der Apostel Johannes im Prolog seines Evangeliums hingewiesen hatte: Eben, dass Jesus nicht nur der Sohn eines Zimmermanns war – ein Mensch, wie du und ich – sondern eben auch der, der unendlich weit über uns steht: der ewige Gott, der schon da war, bevor Johannes der Täufer auch nur geboren wurde.

Natürlich kannten sich Johannes und Jesus, zumindest als Menschen. Denn schließlich waren die beiden Cousins. Dass Jesus aber auch der Messias war, der Mensch gewordene Gott, unser Erlöser, das war Johannes, bevor Gottes ihm zeigte, noch nicht klar. 

Nachdem er es aber offenbart bekommen hatte, fing er damit an, seine Mitbürger zu taufen. Diese Taufe war ein Symbol der Umkehr. Johannes wollte das ganze Volk darauf vorbereiten, die wahre Identität von Jesus zu erkennen.

Dass Jesus der Messias ist, der Sohn des allmächtigen Gottes, das hatte Gott dem Täufer klar gemacht, indem er ihm - noch bevor es passierte - zeigte, woran er ihn erkennen würde: daran, dass der Geist des Dreieinen auf ihn herab kommen und bei ihm bleiben würde. Und als Johannes es dann exakt so passieren sah, wusste er es ohne jeden Zweifel und konnte es vor der ganzen Welt bezeugen.

O-Ton: „Als Johannes am nächsten Tag Jesus auf sich zukommen sah, sagte er: »Seht dort das Opferlamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt. 

Von ihm habe ich gesprochen, als ich sagte: 'Nach mir kommt einer, der über mir steht; denn bevor ich geboren wurde, war er schon da.' 

Auch ich kannte ihn vorher nicht. Aber eben deshalb bin ich gekommen und habe mit Wasser getauft, damit er in Israel bekannt wird.« 

Johannes machte dazu folgende Zeugenaussage: »Ich sah, dass der Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel auf ihn kam und bei ihm blieb. Vorher wusste ich nicht, dass er es war. 

Aber Gott, der mir den Auftrag gab, mit Wasser zu taufen, hatte zu mir gesagt: 'Wenn du einen siehst, auf den sich der Geist niederlässt und bei dem er bleibt, dann weißt du: Das ist der, der mit dem Heiligen Geist tauft.' Das habe ich gesehen«, sagte Johannes, »und ich verbürge mich dafür, dass dieser der Sohn Gottes ist.«“ (Joh 1,29–34)