Sonntag, 21. November 2021

"Vom Wesen tiefer Verbundenheit" (Philipper 1,7+8)

[Predigt als Video] | [Predigt als MP3]

Einleitung

Heute erzähle ich Euch zum Einstieg mal eine Geschichte über meine Erziehung. Oder besser: über die Erziehung von mir und meinem Bruder. Mein Vater hat uns - meinen Bruder und mich – nämlich „mit Sprüchen großgezogen“, wie ich es heute nenne. Und damit meine ich nicht solche Platitüden, wie "Morgenstund hat Gold im Mund", sondern eher so krasse Sprüche, wie "quidquid agis, prudenter agas et respice finem", also "Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende." Oder chinesische Weisheiten, wie "Ein Schritt vor dem Ziel ist die Hälfte des Weges."

Einen dieser Sprüche hat er sich wohl offensichtlich von Aristoteles oder Goethe „gemopst“, denn Aristoteles hat den Spruch geprägt: „Man kennt einen Freund erst recht, nachdem man viel Salz mit ihm gegessen hat.“ Und Goethe hat es so formuliert: „Ehe du den Scheffel Salz mit dem neuen Bekannten verzehrest, darfst du nicht leichtlich ihm trauen.“ Mein Vater aber hat es auf seine Kernige Art zusammen gefasst und auf den Punkt gebracht und hat uns gesagt: "Kinder, ein Freund ist ein Mensch, mit dem Du einen Sack Salz essen kannst.“

Wenn man sich diesen Spruch mal auf der Zunge zergehen lässt, dann fallen einem daran 3 Aspekte auf; und zwar: 1. der Aspekt der „gemeinsamen Arbeit“. Denn einen ganzen Sack Salz aufzuessen, das ist schon ein Kunststück – da hat man einige Zeit zu tun! 2. der Aspekt von „gemeinsamem Leid“: Weil: es ist ja kein Sack voll Gummibärchen! Da hätte man sicher gleich 10 Freunde bei der Hand, die sich von Herzen gerne daran beteiligen würden, den Sack zu leeren.“ Aber ein Sack Salz?! Da hält sich der Appetit dann doch in Grenzen. Genauso, wie die Anzahl derer, die sich da noch gerne beteiligen würden an diesem Festschmaus. Und 3. ist da natürlich noch der Aspekt „der tiefen Verbundenheit“. Weil: Wie gern muss man jemanden haben, dass man dazu bereit ist, einen Sack Salz mit ihm zu essen? Also, ich meine: einen ganzen Sack? Nicht zwei Teelöffel voll. Auch nicht zwei Esslöffel voll. Ja, nicht einmal zwei Teller voll. Einen ganzen Sack! Ich meine, für so eine Aufgabe braucht man sicher ein ganzes Leben!

Das aber genau ist es, worum es hier geht: Um Menschen, die uns so tief verbunden sind, dass sie sich auch durch einen Sack Salz nicht davon abschrecken lassen, unsere Freunde zu sein. Um Menschen, die uns so tief verbunden sind, dass sie uns mit dem Sack Salz nicht alleine lassen, sondern mit anpacken. Um Menschen, die uns so tief verbunden sind, dass sie bereit sind, sich gemeinsam mit uns der Aufgabe zu stellen – selbst, wenn das Leid bedeutet.

Und um genau um diese Art von Verbundenheit geht es in unserem heutigen Text.

Aber der Reihe nach.


Was kommt also heute auf uns zu?

Was kommt also heute auf uns zu?

Unser heutiger Text: Zu Anfang möchte ich, wie immer, unseren heutigen Text mit Euch lesen Er steht im Philipperbrief im 1. Kapitel, in den Versen 7 und 8. Dieses Mal habe ich mich für die Neue Genfer Übersetzung entschieden, weil die den Inhalt, um den es geht, so richtig gut auf den Punkt bringt. Und was den Inhalt angeht, so werden wir sehen, dass es im großen und ganzen um 3 Aspekte der Verbundenheit geht. Verbunden in Dienst & Leid: Zum 1. um die Verbundenheit im Dienst. Dann 2. um die Verbundenheit im Leid. Tief verbunden im Herzen: Und last, but not least, 3. um die tiefe Verbundenheit im Herzen. Diese 3 Aspekte möchte ich gemeinsam mit Euch betrachten und Euch am Ende auch ein paar praktische Anregungen geben. Ein Aufruf an Dein Herz: Zuletzt möchte ich mit einem Aufruf an Dein Herz abschließen. Mit einem Aufruf, von dem ich überzeugt bin, dass er uns alle - Dich und mich - bereichern wird.

Unser heutiger Text

Hier also unser heutiger Text: Paulus schreibt "Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen, dass es mehr als selbstverständlich für mich ist, mit solcher Zuversicht an euch alle zu denken. Denn ob ich nun inhaftiert bin oder ob ich für das Evangelium eintrete und seine Wahrheit bekräftige – immer beteiligt ihr alle euch an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat, und habt damit auch Anteil an der Gnade, die er mich erfahren lässt. Gott weiß, wie sehr ich mich nach euch allen sehne; er ist mein Zeuge. Er weiß auch, dass hinter dieser Sehnsucht meine tiefe Liebe zu euch steht, eine Liebe, die Jesus Christus selber in mir gewirkt hat."


Verbunden in Dienst & Leid

Wenn man sich den Text so ansieht, so fallen mir daran die gleichen 3 Aspekte auf, die auch in der Redensart vorkommen, die mein Vater uns beigebracht hat. Diese 3 Aspekte sind: "Verbunden im Dienst“, "Verbunden im Leiden" und „Tief verbunden im Herzen“. Auf diese Aspekte möchte ich jetzt etwas detaillierter eingehen. Fangen wir einmal an mit der „Verbundenheit im Dienst“.

"Verbunden im Dienst“

(Paulus) schreibt: „Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen [...] Denn ob ich nun [...] für das Evangelium eintrete und seine Wahrheit bekräftige – immer beteiligt ihr alle euch an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat, und habt damit auch Anteil an der Gnade, die er mich erfahren lässt.“

Paulus saß ja nicht immer im Gefängnis. Dort war er ja erst hineingekommen, weil er missioniert hatte. Weil er für das Evangelium eingetreten war und die Wahrheit bekräftigt hatte. Dass wir „Alle [...] schuldig geworden [...] und [...] nicht mehr die Herrlichkeit wider[spiegeln], die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte.“ (Römer 3,23) Und dass, „[...] was sich keiner verdienen kann, [...] Gott in seiner Güte [schenkt]: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat.“ (Römer 3,24)

Und in dieser Arbeit war er nicht alleine gewesen – sondern die Philipper hatten ihn hier nach Kräften unterstützt. Oder wie Paulus es formuliert: „immer beteiligt ihr alle euch an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat.“ Besonders interessant finde ich dabei die beiden Universalbejahung: "alle". Ganz offensichtlich waren es nicht nur einige der Geschwister, die Paulus in seiner Arbeit als Missionar unterstützten – es waren alle. Das ist schon der Kracher! Was für eine Gemeinde! Da kann ich den Paulus gut verstehen, wenn er sagt: „Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen, dass es mehr als selbstverständlich für mich ist, mit [...] Zuversicht an euch alle zu denken.“ Oder „Gott weiß, wie sehr ich mich nach euch allen sehne; er ist mein Zeuge.“

Die Philipper waren also mit Paulus verbunden im Dienst. Alle! Und jetzt einmal eine ehrliche Frage an uns: „Was würde Paulus wohl in unserer Gemeinde erleben?“ Würde er das Gleiche auch über uns sagen? Also: „immer beteiligt ihr euch alle an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat.“ Nur mal exemplarisch: Was würde Jochen sagen? Oder Regina?


"Verbunden im Leiden"

Aber mit dem vorangegangenen Lob ist der Paulus ja noch nicht fertig. Die Philipper haben ja nicht nur alle immer fleißig bei der Evangelisation mitgeholfen. Paulus sagt ja auch: „Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen [...]. Denn ob ich nun inhaftiert bin [...] – immer beteiligt ihr alle euch an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat [...]“.

Paulus sitzt ja nun im Gefängnis in Rom. Und das war damals – noch viel mehr als heute – eine unglaubliche Schande. Denn damals hielten die Leute noch wirklich viel von solchen „old-style-Werten“ wie „Ehre“ und „Ruhm“ und „Heldentum“. Ein Gefangener aber war genau das Gegenteil von dem, wovon man in den griechischen und römischen Heldensagen träumte. Ein Gefangener war Abschaum. Ein Gefangener war eine Schande. Ein Gefangener war jemand, bei dem man sich besser nicht blicken ließ.

Denn: sich bei einem blicken zu lassen war auch gefährlich! - Vor allem als Christ! Es hätte leicht passieren können, dass auch die Philipper mit ins Gefängnis gewandert wären. Schließlich hatten sie sich ja „alle beteiligt“ an der missionarischen Tätigkeit des Paulus. 

Aber die Philipper scheint das nicht interessiert zu haben. Sie liebten Paulus. Auch dann noch, als er im Gefängnis war. Und sie kümmerten sich unter Einsatz ihres Lebens um ihn, wie wir in späteren Predigten noch sehen werden. Obwohl er inhaftiert war, blieben die Philipper also immer noch mit Paulus tief verbunden.

Und auch hier möchte ich Dich etwas fragen – Dich und mich: „Wie reagierst Du, wenn Du mit Randgruppen der Gesellschaft in Kontakt kommst?“ „Mit dem Abschaum?“ „Mit denen, bei denen man sich besser nicht blicken lässt?“

Tief verbunden im Herzen

Und diese Liebe, diese Unterstützung, die er von den Philippern bekommen hat - diese Solidarität - dieser Zusammenhalt - das hat den Paulus nicht kalt gelassen. Er schreibt: „Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen“. Was für ein Zeugnis für seine tiefe Verbundenheit! Es ist als würde er sagen „Ich hab‘ Euch sooo lieb!“ 

Die gemeinsame Arbeit in Gottes Reich hat etwas gemacht mit Paulus‘ Herzen. Die herzliche Anteilnahme an seiner Gefangenschaft hat etwas wachsen lassen in Paulus‘ Herzen. Es hat seine Philipper von Herzen lieb gewonnen. Er bezeugt Ihnen "bei Gott" („Gott [...] ist mein Zeuge“), dass es „eine tiefe Liebe“ ist eine „eine Liebe, die Jesus Christus selber in [ihm] gewirkt hat.“ 

Und diese Liebe hat Folgen. Paulus schreibt: „Gott weiß, wie sehr ich mich nach euch allen sehne; er ist mein Zeuge.“ Solche Menschen – Menschen, die man liebt – die möchte man nicht missen. Man möchte sie am liebsten allezeit um sich haben.

Paulus sehnt sich nach der Gemeinschaft mit seinen Geschwistern in Philippi Warum? Weil er erfahren hat, wie Gott ihm in seinen Geschwistern begegnet ist. Weil er erfahren hat, wie Gottes Reich der Liebe um ihn wächst. Weil er in der Liebe der Geschwister der Liebe Christi begegnet. Weil da, wo die Liebe Christi regiert das Reich Gottes ist. Und wo die Liebe Christi regiert – da ist Frieden und Freude – da sind wir gern.

Alle 3 Aspekte gehören also zusammen: 1. Ein Freund ist nur dann wirklich ein Freund, wenn er nicht allein schöne Gefühle hervorruft, sondern auch mit anpackt. Und 2. ein Freund ist nur dann wirklich ein Freund, wenn er nicht allein mit anpackt, sondern uns auch in der Not zur Seite steht. Und 3. wenn er uns in der Not zur Seite steht, dann werden wir ihn über kurz oder lang lieben und uns nach ihm sehnen.

Wer aber hat diese Liebe gestiftet? Diese „tiefe Liebe“ aber ist die „Liebe, die Jesus Christus selber in [uns wirkt]“. Oder mit den Worten der Schrift: „[...] uns ist der Heilige Geist geschenkt, und durch ihn hat Gott unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt.“ (Römer 5,5)

Ihr Lieben! Heute feiern wir Abendmahl! Es ist die Liebe Christi, die wir feiern. Die Tatsache, dass Er für unsere Erlösung alles getan hat. Die Tatsache, dass Er uns – trotz unserer Schande - nicht im Stich gelassen hat. Die Tatsache, dass Er uns geliebt hat – mehr als sein Leben – und immer noch liebt.


Ein Aufruf an Dein Herz

Erinnert ihr Euch noch an mein Eingangsversprechen? Ich hatte angekündigt, dass ich mit einem Aufruf an Dein Herz abschließen möchte. Mit einem Aufruf, von dem ich überzeugt bin, dass er - Dich und mich - und uns alle - bereichern wird. 

Und das hier ist mein Aufruf: Bitte mache Dich auf den Weg! Suche die Gemeinschaft zu Deinen Geschwistern! Baue neue Beziehungen auf! Wenn Du Dir dafür einen größeren Rahmen wünscht: Überlege Dir, ob Du Dich nicht einer unserer Kleingruppen anschließen möchtest?

Bitte frage Dich, wo es in der Gemeinde gerade Not gibt – wo zu viel Arbeit ansteht – und pack‘ mit an! Wir haben aktuell so viele „Lücken“: Im Lobpreis. In der Technik. In der Kinder- und Jugendarbeit. In der Gestaltung des Gottesdienstrahmens. In der Predigt. Und – und – und... Und wenn Gott Dich gerade „angestupst“ hat: bitte sprich jemandem aus der Leitung an und sag‘, wo Du Dich gerne einbringen willst.

Und bitte frage Dich, wo gerade ein Bruder oder eine Schwester leidet oder in Not ist – und sei für ihn / sei für sie da! Lade sie zum Abendessen ein – oder auf einen Kaffee – es ist sooo ein großes Geschenk (für beide!) Lass es Dir egal sein, ob sie in der Mitte stehen – oder am Rand! Schenke ihnen Dein Ohr! Schenke ihnen Deine Hände! Schenke ihnen Dein Herz! Ich möchte es noch einmal sagen: Bitte mache Dich auf den Weg! 

Sei Du der Freund oder die Freundin, mit dem man einen Sack Salz essen kann.

AMEN.

Sonntag, 31. Oktober 2021

"Werde ich es bis zum Himmel schaffen?" (Philipper 1,2.6)

 [Predigt als MP3]


Einleitung

Heute ist der 31.10. – und das ist nicht nur der Geburtstag meines Vaters, es ist auch der Reformationstag – der Tag an dem wir die Reformation feiern. Also die Tatsache, dass Luther und andere das Evangelium wiederentdeckt haben. Doch worum geht es da? Und was genau ist passiert? Und wie kam es dazu? 

Nun, der Reihe nach.

Luther war ehemals ein Mensch, der von einem „schiefen“ Gottesbild geprägt war: Gott war für ich der absolut gerechte, allmächtige, zornige und strafende Weltenrichter. Einer, dem man es – bei aller Mühe – nicht recht machen konnte. Und Luther wollte es ihm recht machen - durch ein vorbildliches Leben - als Mönch - durch Anstrengung und Selbstkasteiung. 

Luther wollte mit seinen Werken „Rechtfertigung“ und Frieden vor Gott erlangen - doch er blieb von Zweifeln geplagt. Je mehr er sich bemühte, umso mehr verzweifelte er – und um so mehr wuchsen in ihm Vorwürfe gegenüber Gott. Einem Gott, der scheinbar unerreichbare Forderungen an die Menschen stellte – einem Gott, dem man es nicht recht machen konnte.

Bis zu diesem einen Tag, der als die „reformatorische Wende“ oder als das „Turmerlebnis“ in die Geschichte einging: In einem kleinen Turmzimmer studierte Luther den Römerbrief des Paulus. Ein einziger Vers (Röm 1,17), und darin der Kernsatz „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ trieb ihn zur Verzweiflung. Denn ein vor Gott „Gerechter“ zu sein daran, – genau daran! – war er ja gescheitert!

„Ich pochte aber trotzdem ungestüm an dieser Stelle bei Paulus an. Da erbarmte Gott sich meiner“, schreibt Luther später über dieses Erlebnis.

Mit einem Mal gingen ihm die Augen auf und er verstand den Satz auf umgekehrte Weise: Der Mensch muss nicht erst „gerecht“ werden, um dann von Gott beschenkt zu werden, sondern der Mensch, der sich ungeachtet seiner Kleinheit und Fehlerhaftigkeit Gott anvertraut, der Mensch, der sich selbst nichts und Gott alles zutraut - der findet das wahre Leben.

„Allein aus Gnade“ – „Sola Gratia“.

Genau darum dreht sich der Inhalt unserer heutigen Predigt – um das „Sola Gratia“ – um das „Allein aus Gnade“. Und darum, dass dieses „Sola Gratia“ nicht nur für am Beginn unseres Glaubenslebens gilt, sondern für immer:

  • am Anfang unserer Reise werden wir – „allein aus Gnade“– gerechtfertigt
  • im Laufe unseres Lebens werden wir – „allein aus Gnade“– geheiligt und umgestaltet in Gottes Bild
  • und nach dem Ende unseres Lebens hier auf Erden werden wir – „allein aus Gnade“– verherrlicht.

Ganz speziell wird es in dieser Predigt um den 2. Teil gehen: darum, dass auch unsere Heiligung „allein aus Gnade“ geschieht; nicht auf Grundlage unserer Werke.


Was kommt also heute auf uns zu?

  • Unser heutiger Text 
    • Zu Anfang möchte ich unseren heutigen Text mit Euch lesen. Er steht im Philipperbrief im 1. Kapitel, in den Versen 2 und 6. 

  • Für wen diese Predigt ist
    • Dann möchte ich – damit die Predigt auf fruchtbaren Boden fällt - etwas klarstellen. Nämlich, an wen sich diese Predigt richtet: und zwar an die, die an sich selbst verzweifeln.

  • Was ist das Problem?
    • Unter dem Titel „Was ist das Problem?“ möchte ich gemeinsam mit Euch einen Irrtum aufdecken: Ich möchte mir anschauen, was das Problem zu sein scheint (das ist: unser Leiden). Und was in Wirklichkeit das Problem ist. (wir werden sehen – es soll ja spannend bleiben).

  • Was ist dann die Lösung?
    • Und wenn wir ein Problemen haben, dann brauchen wir natürlich auch eine Lösung.

  • Balsam für Dein Herz 
    • Zum Schluss möchte ich Euch einen Abschnitt aus einem Buch vorlesen, von dem ich hoffe, dass er auch für Euch eben dies ist: Balsam für Euer Herz.


Unser heutiger Text

2 Wir wünschen euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, dem Herrn. [...] 6 Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt.


Für wen diese Predigt ist


Diese Predigt ist nicht für die, die ihren Taufschein mit einem Freifahrschein zur Sünde verwechseln. Sie ist nicht für die Bequemen, die sich auf Gottes Gnade ausruhen möchten.
Sie ist nicht für eine Kirche, die, wie Dietrich Bonhöffer es formulierte nach, „billiger Gnade“ sucht: nach

„billiger Bedeckung ihrer Sünden, die sie nicht bereut und von denen frei zu werden sie erst recht nicht wünscht." Denn: "Billige Gnade ist [...] Leugnung des Wortes Gottes, Leugnung der Menschwerdung des Wortes Gottes. Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders."

Sondern diese Predigt ist für die geängstigten und geknechteten Seelen: Für die, die unter ihrer Sünde leiden und sich mit Sorgen quälen. Für die, die denken: „Ich bin nicht gut genug.“ „Ich bin ein Sünder!“ Für die, die spüren: „Ich kämpfe und kämpfe, aber ich schaffe es einfach nicht.“ Für die, die verzweifeln beim Blick in den geistlichen Spiegel. Für die, die zerknirscht sind und seufzen: „Wenn ich mich anschaue, sehe ich nur Sünde.“ Diese Predigt ist für die, denen es geht, wie Luther. Für die, die sich sich fragen: „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?!“ Für die, die sich ängsten und sorgen: „Werde ich es bis zum Himmel schaffen?“

Diese Ängste kennt natürlich nur, wer jemals versucht hat, Gottes Gebote zu halten. Oder um es mit C.S. Lewis zu sagen: 

„Niemand weiß, wie schlecht er ist, bevor er nicht ernsthaft versucht hat, gut zu sein.“

„[... wir] können [...] unser völliges Unvermögen, Gottes Gebote zu halten, [...] nur endecken, wenn wir uns mit aller Kraft darum bemüht – und versagt – haben. Solange wir das nicht wirklich versuchen, werden wir, ganz gleich, was wir sagen, immer den Hintergedanken haben, dass es uns das nächste Mal vielleicht doch gelingen wird, wenn wir uns noch etwas mehr anstrengen. [...]“

Und er schreibt weiter:

„All unser Bemühen muss zu jenem entscheidenden Augenblick führen, in dem wir uns Gott zuwenden und sagen: „Du musst es tun. Ich kann es nicht.“

Für die, die das Versucht haben – Gottes Gebote zu halten – für die, die diese Verzweiflung kennen – daran zu scheitern - für Euch ist diese Predigt – und mit ihr die erste Zusage unseres Textes:

„Wir wünschen Euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, Und Jesus Christus, dem Herrn.“


Was ist das Problem?


Die, für die diese Predigt ist, werden fragen: „Was das Problem ist? Das ist doch klar: Es ist das bange Fragen: werde ich es bis zum Himmel schaffen?! Schau‘ mich doch an: Ich kriege vorne und hinten nichts gebacken – wie soll ich jemals vor Gott bestehen? Das werde ich in hundert Jahren nicht schaffen!

Doch ich wage das zu bezweifeln. -- Also, dass das Problem ist, meine ich...

Ich glaube vielmehr, dass das eigentliche Problem schon uralt ist. Mindestens so alt, wie die Reformation. Nein: älter. Es ist das Problem, dass wir glauben, etwas beitragen zu müssen zu unserer Heiligung. Es ist das Problem, dass wir glauben, überhaupt etwas beitragen zu können zu unserer Heiligung. Es ist das alte Problem mit der Werkgerechtigkeit, die in unseren Herzen gegen den Glauben kämpft.

Lasst es mich mit Luther sagen:

„Es bleibt immer im Herzen, dass wir nicht wollen gar nichts sein noch dass Christus alles allein getan hat, sondern wir wollen stets die Hand mit im Tun haben, so viel tun und Gott dienen, dass Gott müsse uns ansehen und um desselben willen die Sünden vergeben und gnädig sein, und soll doch und kann nicht sein. Denn damit geht der Glaube und der ganze Christus zu Boden. Soll Christus allein gelten und soll ich solches bekennen, so muss ich die Zunge rein schaben und sprechen: So es Christus tut, so muss ich‘s nicht tun, denn die zwei leiden sich nicht miteinander im Herzen, dass ich auf beide mein Vertrauen setze, sondern eins muss heraus, entweder Christus oder mein eigen Tun, das ist klar und wohl zu verstehen.“

Ich möchte den letzten Satz noch einmal lesen, weil er so wichtig ist: 

||: „So es Christus tut, so muss ich‘s nicht tun, denn die zwei leiden sich nicht miteinander im Herzen, dass ich auf beide mein Vertrauen setze, sondern eins muss heraus, entweder Christus oder mein eigen Tun, das ist klar und wohl zu verstehen.“ :||


Was ist dann die Lösung?


Wir scheitern also deshalb so schmerzvoll in unserer Heiligung, weil wir etwas Unmögliches versuchen. Wir scheitern deshalb so schmerzvoll auf unserem Weg mit Gott, weil wir versuchen Gottes Arbeit zu tun. Wir scheitern deshalb so schmerzvoll in unserem Glaubensleben, weil wir versuchen Gottes Werk zu vollenden.

Wenn das aber das Problem ist – dass wir meinen, zu unserer Heiligung auch nur ein Tüpfelchen hinzutun zu können – oder gar zu müssen – was ist dann die Lösung?

Hier möchte ich noch einmal C.S. Lewis zitieren. Er schreibt: 

„Christus bietet uns [...] alles, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. In gewissem Sinn besteht das ganze christliche Leben darin, dieses unerhörte Geschenk annehmen zu lernen. Die Schwierigkeit ist nur, dass alles, was wir getan haben, und alles, was wir tun können, nichts nützt. Wir hätten es so gern, wenn Gott nur unsere Pluspunkte zählen und die schlechten Noten übersehen würde. Aber nochmals müssen wir sagen, wir können keine Versuchung wirklich überwinden, solange wir uns noch selbst bemühen. Wir müssen es aufgeben, wir müssen das Handtuch werfen.“

Ihr Lieben – ich möchte das noch einmal sagen:

||: „wir können keine Versuchung wirklich überwinden, solange wir uns noch selbst bemühen. Wir müssen es aufgeben, wir müssen das Handtuch werfen.“ :||

Das ist die Lösung: „Christus in Euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ (Kol 1,27)

Oder, wie es in meinem Taufspruch heißt: 

„ Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben. “ (Gal 2,20)

Es ist Gott allein, der in der Lage ist, das gute Werk zu vollenden, das Er in uns begonnen hat.
Es ist Christus allein – Christus in uns! – der in der Lage ist, uns in Sein Bild zu verwandeln. (2Kor 3,18) Es ist der Heilige Geist in uns – der in der Lage ist, „solche Leute aus uns zu machen, die in Gottes Geboten wandeln und Seine Rechte halten und danach tun.“ (Hes 36,27)

Es ist Gott allein, der das kann!


Balsam für Dein Herz

„Als das Jesus hörte,
sprach er zu ihnen: 
Die Starken
bedürfen keines Arztes,
sondern die Kranken. 
Ich bin gekommen, 
die Sünder zu rufen 
und nicht die Gerechten.“

(Markus 2,17)


Ich möchte Euch zum Schluss einen Abschnitt aus einem Buch von Hans-Joachim Eckstein vorlesen. Einen Abschnitt, der – wie ich finde – den zentralen Aspekt dieser Predigt sehr gut zum Ausdruck bringt. 

Dort schreibt er unter der Überschrift „Der entscheidende Schritt“:

„Wie ist es möglich, Herr, dass ich seit Jahren versucht habe, unabhängig von Dir für Dich zu leben, anstatt zu verstehen, dass Du selbst durch mich leben willst? Wie konnte ich Dich immer wieder um Kraft bitten, wenn Du selbst als meine Stärke bei mir bist, wie um Liebe, wenn Du selbst als die Liebe in mir wohnst? 
Wie oft habe ich Dir in dieser Zeit Versprechen gegeben, die ich dann doch nicht eingelöst habe. Unzählige Male habe ich mir vorgenommen, mich endgültig zu ändern, endlich ganz neu und ganz anders anzufangen – solange, bis ich selbst ich mehr daran glauben konnte. Immer wider versuchte ich bei geeigneten Anlässen >aufzutanken<, um in meinem Alltag mit dem nötigen Schwung bestehen zu können – aber meine Vorräte gingen mir oft schon aus, bevor ich wieder richtig zu Hause war. 
Ich merkte wohl, dass sich der Glaube nicht speichern und das Leben nicht konservieren lässt. Jedoch zog ich daraus die falschen Schlüsse. Ich verzweifelte abwechselnd an Dir, an meinem Glauben und mir selber – aber zweifelte zu wenig an der Art, wie ich meinen Glauben lebte. Ich kam nicht auf den Gedanken, dass ich vielleicht mit dem richtigen Glauben an den wahren Gott glaubte – aber eben auf die falsche Weise.
Ich dachte, Du wärst mir mit Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung viele entscheidende Schritte entgegengekommen – bis auf den einen, den ich allein und ohne Dich zu gehen hätte. Ich fühlte mich verpflichtet, auch etwas von mir aus für Dich zu tun, nachdem Du schon so viel für mich getan hattest. Aber je mehr ich mich anstrengte, desto verkrampfter und verzweifelter wurde ich. Zwar bat ich Dich stets um Deine Unterstützung, aber letztlich suchte ich das Entscheidende doch bei mir. Jetzt erkenne ich, dass gerade das mein Fehler war, dass ich von mir etwas erwartete, was Du gar nicht von mir gefordert hattest, dass ich etwas erkämpfen wollte, was ich in Dir schon längst hatte.
Du bist mir nicht nur neun – oder auch neunundneunzig – Sachritte entgegengekommen, so dass jetzt alles an meinen einen eigenen Schritt läge, sondern Du bist alle – zehn oder hundert – Schritte auf mich zugekommen, damit ich nun jeden Schritt, den ich zu gehen habe, mit Dir und durch Dich gehen kann.“

AMEN.

--- anbei noch einige hilfreiche Textstellen zum Thema Heilsgewissheit ----

  • Jes 41,10 „fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“

  • Mk 2,17 „Als das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“

  • Joh 3,36 „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“

  • Joh 5,24 „ Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“

  • Joh 10,28-30 „[...] ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen.“

  • Rö 8,23-25.29-38 „Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind gerettet auf Hoffnung hin. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht?  Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld. [...] Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind. Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht. Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt. Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht (Psalm 44,23): »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“

  • Heb 11,1 „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ 

Sonntag, 3. Oktober 2021

"Eine gesunde Gemeinde" (Philipper 1,1-5)

 [Predigt als MP3]


Einleitung

Heute geht es um die ersten 5 Verse im Philipperbrief. Heute geht es um die Frage „Was ist eine gesunde Gemeinde?“ Dazu möchte ich heute von Gottes Wort her etwas sagen.

  1. Was bedeutet „Gemeinde“? Gemeinde hat etwas zu tun mit Gemeinschaft. Und Gemeinschaft hat etwas zu tun mit Beziehung

  2. Was bedeutet das: „gesund“? Oder besser: Was ist eine gesunde Beziehung? Hier geht es um herzliche Verbundenheit; eine Verbundenheit, für die man dankbar ist

Eigentlich ist es ganz passend, dass heute Tag der Deutschen Einheit ist und auch Erntedank. Denn beim Tag der Deutschen Einheit geht es ja gerade um eine herzliche Verbundenheit; die Freude über den Mauerfall; den Jubel; die frohe Gemeinschaft.

Und beim Erntedank geht es um Dankbarkeit! Für die Früchte des Feldes - und im übertragenen Sinne auch (laut. Gleichnis vom Sämann), um die Frucht von Gottes Wort:  um gläubige Menschen. Dennoch möchte ich es heute mal von einer anderen Seite aufziehen. Und zwar mit einer Frage: "Für welche Art von Gemeinschaft sind wir dankbar?"

Gäste im Haus: Denken wir mal daran, wie es ist, wenn wir Gäste zu Hause haben. Es gibt ja (scherzhaft) das Chinesische Sprichwort: „Gäste immel gut sein. Wenn nicht gut sein, wenn kommen: gut sein, wenn gehen!".

Aber was sind dann „gute“ oder „schlechte“ Gäste? Für mich macht sich das fest am "Teilen von Couch und Kühlschrank". Bzw. am "Dinieren des Menüs mit Knigge im Hinterkopf". 

Was ich damit meine: Ich habe gute Freunde, die können einfach kommen und es ist kein Streß. Wenn sie Hunger haben, gehen sie einfach an den Kühlschrank und nehmen sich was - und wenn sie müde sind, dürfen sie gerne einfach auf der Couch einschlafen. 

Und dann sind da die 'offiziellen Gäste': die, für die man sich riesig Mühe macht, ein Menü zu kochen, für die man sich schick anzieht und die besten Manieren an den Tag legt. Diese Gäste sind furchtbar anstrengend - und das nicht, weil sie per se schlechte Menschen wären. Es fehlt einfach etwas, was den Abend irgendwie angenehm macht.

Und jetzt meine Frage: Welche Gäste habt ihr lieber zu Gast? Das hat etwas mit Vertrauen und der Tiefe der Beziehung zu tun, richtig? Und: wie tief wir uns kennen und wie tief wir uns vertrauen, das haben wir selbst in der Hand.

Und das gilt auch für die Gemeinde, denn: wie wohltuend wir Gemeinde erfahren, auch das haben wir selbst in der Hand. Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinde uns so lieb haben wie die „Couch & Kühlschrank Typen“ (mit viel Vertrauen, Offenheit, und Gemeinschaft).

„Und das ist sein Gebot, dass wir [...] uns lieben [...] untereinander [...].“  (1Joh 3,23)

„Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Joh 13,35)

Da liegt heute also der Fokus! Auf einer froh und dankbar machenden Gemeinschaft. Und wie wir noch sehen werden: auf einer Gemeinschaft, die an einem Strang zieht.


Worum es heute geht

  • Unser heutiger Text 
    • Zu Anfang möchte ich unseren heutigen Text mit Euch lesen: Philipper 1,1-5

  • Eine interessante Begrüßung
    • schon hier abzulesen: Eigenschaften einer gesunden Gemeinde

  • Ordnung muss sein! 
    • hier werden wir sehen: Struktur ist eine Eigenschaft einer gesunden Gemeinde

  • Ein Bomben-Team! 
    • hier geht es um das Herzstück! 
    • Darum ein Herz und eine Seele zu sein 
    • um echte Gemeinschaft & ums gemeinsame Anpacken!

  • Fragen an Dein Herz 
    • zum Schluss möchte ich Dir 4 anregende Fragen stellen
    • Es wird spannend!


Unser heutiger Text

1 Diesen Brief schreiben Paulus und Timotheus, die Jesus Christus dienen, an alle in Philippi, die mit Jesus Christus verbunden sind und ganz zu Gott gehören, an die Leiter der Gemeinde und die Diakone. 2 Wir wünschen euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn. 3 Ich danke meinem Gott immer wieder, wenn ich an euch denke, 4 und das tue ich in jedem meiner Gebete mit großer Freude. 5 Denn ihr habt euch vom ersten Tag an bis heute mit mir für die rettende Botschaft eingesetzt.


Eine interessante Begrüßung

Wir erinnern uns noch mal an den Kontext. Paulus sitzt im Gefängnis weil er evangelisiert hat - 
und schreibt an die Gemeinde in Philippi – die erste Gemeinde, die er in Europa gegründet hat - einer römischen Kolonie in der man es sich gut gehen lassen konnte - in Griechenland - nahe der Grenze zur Türkei: Und er schreibt:

1 Diesen Brief schreiben Paulus und Timotheus, die Jesus Christus dienen, an alle in Philippi, die mit Jesus Christus verbunden sind und ganz zu Gott gehören, an die Leiter der Gemeinde und die Diakone. 2 Wir wünschen euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn. 

An dieser Begrüßung fallen mir 3 Formulierungen auf
  1. die Jesus Christus dienen
  2. die ganz zu Gott gehören und 
  3. dass Paulus weiß, dass auch jeder in Philippi weiß, dass Gott unser Vater ist und dass Christus unser Herr ist. 
Lasst uns da mal genauer rein-zoomen:

Diener: „die Jesus Christus dienen“ Normalerweise stellt sich Paulus vor als ἀπόστολος (apostolos), also als Apostel, oder Gesandter - und den Timotheus als ἐπισκόπος (episkopos), also als Aufseher, Ältester, Leiter [oder Bischof]. Aber hier: als δοῦλοι (douloi), also als Knechte, oder Diener. 

Das ist ein wichtiges Detail ! Später im Brief wird Paulus noch viele Beispiele vom Dienen bringen, und zwar von Epaphroditus, von Timotheus, und nicht zuletzt von Jesus. Weil nämlich das Dienen wichtig ist! 

Das können wir uns also schon mal merken: Eine gesunde Gemeinde ist eine dienende  Gemeinde. Eine Gemeinde, die in ihrer Umgebung auffällt, weil sie etwas tut. Weil sie etwas beiträgt zum Wohl der Menschen um sie herum. Jesus hat das so formuliert: 

„Ihr seid das Licht der Welt!“ (Mt 5,14)
 
„Darum lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,16)

Heilige: Weiter schreibt Paulus an die, „die [...] ganz zu Gott gehören“. Im griechischen steht hier „ἁγίοις“ (hagiois), also "Heilige". Heilig bedeutet: abgesondert, beiseite gesetzt, besonders gemacht. Also weg vom Dreck der Welt – weg von der Sünde - es sind die, die mit Jesus Christus verbunden sind – die, die ganz zu Gott gehören.

Das scheint mir auch besonders wichtig zu sein. Weil wir Gott nämlich nur dann wirklich dienen können, wenn wir mit der Sünde gebrochen haben. Wenn wir uns Gott ganz zur Verfügung stellen – mit Haut und Haaren! Eine gesunde Gemeinde ist also auch ein hingegebene Gemeinde!

Vater und Herr: Und wenn Paulus schreibt: "Wir wünschen euch Gnade und Frieden 
von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn.", dann macht er auch damit eine Aussage über die Gemeinde: Die Gemeinde hat Gott zum Vater – und Christus zum Herrn.

Die Menschen in einer gesunden Gemeinde sind also auf der einen Seite geborgene und behütete und versorgte Menschen, denn sie haben Gott zum Vater, der für sie sorgt und sie beschützt. Und die Menschen in einer gesunden Gemeinde sind auf der anderen Seite auf Jesus ausgerichtete und fokussierte Menschen: Sie übernehmen ihre Definition von Gut und Böse nicht mehr von ihrer Umgebung oder ihren persönlichen Vorlieben.
  • Sie haben Christus als Herrn und Meister.
  • Sie folgen Seinen Geboten 
  • Sie folgen Seinem Wort
  • Sie haben den Heiligen Geist im Herzen
  • Sie folgen Seiner Stimme
  • In ihrer Intuition, in ihrem Gewissen

Struktur ist wichtig!

Lasst mich noch mal kurz zum ersten Vers zurück kommen...

3 Personengruppen: ... dort kann man nämlich sehen, dass Paulus und Timotheus an 3 verschiedene Personengruppen schreiben. Es heißt in Vers 1 nämlich "Diesen Brief schreiben Paulus und Timotheus [...]" 
  1. an alle in Philippi, die [...] ganz zu Gott gehören
  2. an die Leiter der Gemeinde und 
  3. die Diakone
Auf diesen Aspekt will ich nur ganz kurz eingehen. Auf jeden Fall man kann hier sehr schön sehen, dass eine gesunde Gemeinde auch eine gesunde Struktur hat: 

  1. Es gibt die „Heiligen“ – die für Gott ausgesonderten – die Gläubigen – die sich ganz Gott hingegeben haben: die Gläubigen

  2. Es gibt die „Episkopen“ – die Leiter – die Ältesten – die die Gemeinde leiten und sich auf strategischer Ebene um das geistliche, seelische und leibliche Wohl der Gemeinde konzentrieren.

  3. Es gibt die „Diakone“ – das sind die, die (δια κόνος) „in ihrer Eile Staub aufwirbeln“ – also diejenigen, die sich auf taktischer Ebene um das geistliche, seelische und leibliche Wohl der Gemeinde kümmern.
Eine gesunde Gemeinde ist also auch immer eine Gemeinde, die eine klare und biblische Leitungs-Struktur hat; in der jedes Glied seine Aufgabe hat. Oder mit den Worten von 1 Kor 12,12: 

„Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist.“


Ein Bomben-Team!

Als ich dann die Verse 3-5 gelesen habe, ist mir etwas aufgefallen. Dort heißt es ja:

3 Immer bin ich meinem Gott dankbar, wenn ich an euch denke, 4 und das tue ich in jedem meiner Gebete mit großer Freude. 5 Denn ihr habt euch vom ersten Tag an bis heute mit mir für die rettende Botschaft eingesetzt.“ (HOF Philipper 1:3-5)

Ich finde, in der Luther-Übersetzung kommt das noch besser raus:

3 Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke – 4 was ich allezeit tue in allen meinen Gebeten für euch alle, und ich tue das Gebet mit Freuden 5 für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tage an bis heute (DELUT1984, Philipper 1:3-5)

Paulus überschlägt sich förmlich mit Superlativen! Immerallezeit – in allen Gebeten – für alle.
Er kriegt sich bald gar nicht mehr ein vor Freude! Was muss das für ein Bomben-Team gewesen sein – dort in Philippi!

Wir erinnern uns: Paulus wünscht ihnen schon zu Anfang des Briefes nur das Beste: Gnade & Frieden! Was sind das für Menschen, denen Du Gnade und Frieden wünschst? Sind es nicht die, mit denen Du Dich innig verbunden fühlst? Die an Deinen Kühlschrank dürfen – und auf Deiner Couch einschlafen?

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Paulus ist, wenn er an die Philipper denkt, von Herzen dankbar! Was sind das für Menschen in unserer Gemeinde für die Du dankbar bist? Bist Du selber so ein Mensch – bzw. möchtest Du so einer werden?

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Paulus betet für die Philipper mit riesiger Freude! Es gibt ja Menschen, an die denke ich nur mit Bedrückung Und dann gibt es welche, für die ich von Herzen danken kann Für die ich mit Freude und wirklich von Herzen gerne bete. Wer sind diese Menschen in Deinem Leben? Wer sind diese Menschen, für die Du von Herzen gerne betest? Bist Du selber so ein Mensch – bzw. möchtest Du so einer werden?

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Gebetskreis: Und jetzt muss ich noch einen Herzenswunsch loswerden: Ich wünsche mir einen ganz besonderen Gebetskreis. Ich weiß, wir haben nicht nur einen Gebetskreis. Wir haben viele:

  • 9:15 Sonntagsmorgens... (1x pro Woche)
  • Gemeindegebetskreis (1x im Monat)
  • Hauskreise... 
Dennoch wünsche ich mir einen Gebetskreis, der gezielt für unsere Gemeinde betet. Nicht nur einmal im Monat – sondern öfter. Nicht nur mit wenigen – sondern mit vielen von Euch. Ich möchte beten:
  • Dass wir Gott begegnen
  • Dass wir lernen betend zu hören, was Er uns sagt – wohin Er uns führen will
  • Dass Gott unsere Herzen anzündet – und wir brennen für Ihn und Sein Reich
  • Dass Gott uns die Mitarbeiter schenkt, die wir brauchen
  • Und ich möchte, dass wir im Gebet so zusammen wachsen, dass wir einander – zwischen Couch und Kühlschrank – unsere Nöte anvertrauen. Dass wir zusammenwachsen. Uns vertrauen. Uns unterstützen. Uns gegenseitig das Herz ausschütten. Das wir selber so ein Bomben-Team werden, wie die Gemeinde in Philippi!

Fragen an Dein Herz

Darum möchte ich Dich zum Schluss 4 Dinge fragen:

  • Hast Du Frieden mit Gott?
    • Wie schaut es mit Deiner Gottesbeziehung aus?
    • Weißt Du schon, dass Gott Dein liebender Vater ist?
    • Dass Jesus Dein Retter ist – Dein Heiland – der Dir all‘ Deine Schuld von Herzen gern vergibt?
    • Hast Du ihm schon Dein Herz und Dein Leben anvertraut?
    • Wenn nicht, dann tue es heute – tue es jetzt!

  • Bist Du Jesus hingegeben?
    • Bist Du Jesus wirklich hingegeben?
    • Folgst Du Seinem Willen?
    • Wie schaut es bei Dir mit der Heiligung aus?
    • Orientierst Du Dich noch an den Wertvorstellungen der Welt?
    • Dienst Du noch Deinen Leidenschaften?
    • Wenn nicht: dann Kehr um! Heute! Und beginne ein Leben aus der Liebe Gottes heraus – ein Leben in Seiner Nachfolge.

  • Wo ist Dein Platz?
    • Wo bringst Du Dich ein in Gottes Reich? 
    • Wo lässt Du Dich von Jesus gebrauchen?
    • Bitte Gott von Herzen, Dir Deinen Platz zu zeigen! 

  • Möchtest Du mitbeten?
    • Dass wir ein Bomben-Team werden? 
    • Unter Gottes Leitung und Segen?
    • Dann sag‘ bitte Bescheid.

Sonntag, 8. August 2021

"Der Philipperbrief - Sneak Preview“

 [Predigt als MP3]


Einleitung

Ich liebe Filme. Und ich schaue beinahe täglich Filme. Wer mich schon mal besucht hat, weiß, dass ich zu Hause ein kleines Heimkino habe; so mit Beamer und Dolby-Surround-Sound und so. Und, wenn ein neuer Film rauskommt, den ich vielleicht gerne anschauen will, mir aber nicht sicher bin, ob er was taugt, dann lese ich mir die Kritiken auf der IMDB durch. Ich möchte ja nicht, dass ich meine Kohle aus dem Fenster haue und dann ist der Film nichts.

So Film-Kritiken sind eigentlich nichts anderes, als eine Zusammenfassung mit einer Meinung. Wichtig dabei ist, einen guten Überblick zu geben - eine gute Übersicht - ohne zu viel zu verraten. Weil: Spoilern gilt nicht; sonst macht ja das Anschauen nachher keinen Spaß mehr, weil die ganze Spannung weg ist.

Und die Meinung soll zwar persönlich und authentisch sein, vor allem aber soll sie den Film nicht über Gebühr verreißen und auch nicht über den grünen Klee loben. Sie soll einem den bestmöglichen Eindruck darüber geben, was auf einen zukommt und ob es gut gemacht ist oder nicht.

So eine Filmvorschau möchte ich Euch heute geben. Joi hatte mich nämlich gefragt ob ich die Serie über den 2. Timotheusbrief nicht unterbrechen könnte, um Euch eine Serie über den Philipperbrief zu kredenzen; was ich natürlich sehr gerne mache.

Hier also der „Sneak Preview“, also die Filmvorschau und Filmkritik für den Philipperbrief:


Philippi


Erst mal zum Namen des Briefes. „An die Philipper“ heißt ja der Brief. Und so fängt der Brief auch an: „an alle Heiligen [...] in Philippi“. Philippi war der Name einer Stadt: und zwar im Nordosten Griechenlands, nahe der Landbrücke zwischen Orient und Okzident; also nahe der Grenze zur heutigen Türkei. Philippi wurde benannt nach Philipp von Mazedonien, dem Vater von Alexander dem Großen.  Φίλιππος (von φίλέω und `ίππος) heißt übrigens Pferdeliebhaber; oder, wie wir vielleicht sagen würden: Pferdenarr. 

Philippi war zu der Zeit, wo Paulus den Brief schrieb, eine römischen Kolonie. Nach der Schlacht zwischen Marcus Antonius und Octavian im Jahre 42 v.Chr. gründete Marcus Antonius in Philippi eine römische Kolonie und siedelte dort auch Veteranen an. Für die Veteranen gab es dort das Privileg Land zu besitzen.  Zudem gewährte die Stadt allen Einwohnern die Privilegien des römischen Bürgerrechts, also Steuerbefreiung und (falls nötig) das Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren. Es gab dort übrigens nicht nur eine Agora und ein Forum, sondern sogar ein Theater. Zudem lag die Stadt an einer wichtigen Handelsroute. Mit anderen Worten: in Philippi konnte man es aushalten — und das nicht wirklich schlecht.

Die Gemeinde in Philippi war übrigens die erste, die Paulus in Europa gründete. Hier war es, wo die Purpurhändlerin Lydia zum Glauben kam. Hier war es auch, wo Paulus und Silas im Kerker waren und durch ein Wunder frei kamen. Und hier war es, wo der Kerkermeister von Philippi zum Glauben fand. Wer diese Geschichten noch nicht kennt: die kann man alle in der Apostelgeschichte nachlesen; und zwar im 16. Kapitel.

An die Christen in dieser Stadt also schreibt Paulus seinen Brief. Und zwar wohl im Jahr AD 62 aus Rom. Und zwar aus dem Knast. Genauso, wie den 2. Timotheusbrief, den wir gerade unterbrochen haben. Dieser Brief an die Philipper ist also ebenfalls einer der späten Briefe von Paulus. Allerdings ist der Philipperbrief noch etwas älter, stammt also wohl noch von Paulus‘ 1. Inhaftierung in Rom, wo er noch mal freikam. 

Das Herzensanliegen


Das Herzensanliegen des Paulus, das sich durch den ganzen Brief zieht, ist Ermutigung. Und zwar, die Ermutigung dazu, dem Beispiel von Jesus nachzufolgen — ganz so, wie es Paulus, Timotheus und Epaphroditus den Philippern vorgemacht haben. 

Ich finde, der Philipperbrief ist einer der schönsten neutestamentlichen Briefe: Weil er so strahlt so vor Freude und Hoffnung – und von himmlischer Sehnsucht und Gnade. Und das aus dem Gefängnis! 

Es geht darin um echte Nachfolge und um das, was für echte Nachfolge wichtig ist: Um Hingabe und Demut – um Einheit und um gelebte Nächstenliebe –  um einen guten Charakter und um Freude – und vor allem: um die alles überragende Erkenntnis Jesu Christi — Seines Wesens — Seiner Gnade; die Erkenntnis dessen, der uns so unendlich liebt, dass Er nicht nur bereit war, Seine Herrlichkeit im Himmel für uns zu verlassen und Mensch zu werden 
— sondern bereit, sich aus Liebe zu uns an das Kreuz nageln zu lassen; als stellvertretendes Opfer für all den Dreck, den wir in unserem Leben verzapft haben – und oft noch verzapfen.

Eigentlich ist der Philipperbrief, was wir einen missionarischen Rundbrief nennen würden.
Also so ein Brief, wie ihn z.B. Thomas über seine Arbeit in Riedelhütte schreibt – oder Jochen über seine Arbeit in Kleinhadern. Ein Brief, in dem gedankt wird für Spenden – und berichtet wird, was grad so passiert. Paulus möchte der Gemeinde in Philippi mit diesem Brief aber nicht nur danken, sondern er möchte sie darüber hinaus noch im Glauben ermutigen; eben zu einer brennenden Hingabe für Jesus.


Die „Highlights“


Und weil dem Paulus so viele Sachen gleichzeitig durch den Kopf gehen, verschmelzen die Grenzen zwischen seinen Anliegen: 

Es verschmelzen die Grenzen zwischen Paulus‘ Dankbarkeit auf der einen Seite und dem, wofür Paulus so dankbar ist. Es verschmelzen die Grenzen zwischen  Paulus‘ Dank für die Liebe die der Epaphroditus ihm erwiesen hat und dem Vorbild, dass Epaphroditus damit für die Gemeinde ist: 

Epaphroditus war ein Mann aus der Gemeinde in Philippi, der Paulus trotz Gefahr und Unannehmlichkeiten - im Gefängnis in Rom besucht hatte, und zwar, um ihm eine Spende der Gemeinde in Philippi zu überbringen und um ihm in seiner Gefangenschaft zur Seite zu stehen. Und während während seines Aufenthalts in Rom – während dieses Liebesdienstes – wurde Epaphroditus todkrank und wäre fast gestorben! Er hatte also sein Leben auf‘s Spiel gesetzt, um dem Paulus etwas Gutes zu tun!

Es verschmelzen die Grenzen zwischen Paulus‘ Dankbarkeit für Timotheus und dessen Vorbild für die Gemeinde. Timotheus war für Paulus, wie ein Sohn. Er war ein Mensch voller Herzlichkeit und immer im Einklang mit Paulus. Er war komplett selbstlos und dem Evangelium hingegeben. 

Es verschmelzen auch die Grenzen zwischen Paulus‘ Dankbarkeit für die Spende der Philipper und seinem Lob und seinem Segen für die Gemeinde. Vor allem aber verschmelzen die Grenzen zwischen Paulus‘ Dankbarkeit für die Gnade Christi und seinem Lobpreis auf Ihn und Sein Vorbild; Seine Herrlichkeit.

Der Philipperbrief beinhaltet einige der strahlendsten Stellen im ganzen NT:
  • über die ewige Bewahrung unseres Glaubens durch Gottes Gnade (in 1:6 + 2:12)
  • über die mächtige Kraft der Liebe zu Jesus und der Nachfolge im Geist (1:21-26) 
  • den Christushymnus — also der Lobgesang auf Jesus und sein Werk (2:5-11 )
  • die Sehnsucht nach der Einheit mit Christus; dem Ziel des Glaubens (3:7-14)
  • u.v.a.m.

Paulus erklärt dabei  auch, wie echter geistlicher Fortschritt aussieht: Christliche Reife entsteht nämlich nicht durch mystische Einsichten, sondern durch das geduldige Üben von Tugenden: durch echte Nächstenliebe und auch hingegebenen Dienst am Nächsten.

Ein fein gewebter Brokat

Alles in allem kann man sagen, dass der Philipperbrief „sehr fein und dicht gewoben“ ist, 
so dass ich beim Auslegen wohl öfters einmal herausgefordert sein werde, die eine oder andere Passage — zumindest Teile davon — mehrmals unter die Lupe zu nehmen; 
weil eben in vielen Passagen nicht nur ein Thema anklingt, sondern mehrere Gedankengänge sich überlappen und unlöslich miteinander verbunden sind, wie die verschiedenen farbigen und goldenen Fäden in einem fein gewebten Brokat-Stoff.

Ich habe mir den Philipperbrief sehr genau unter die Lupe genommen und einmal versucht, alle Fäden und Gedankengänge, die den Paulus bewegen, einzeln und im Detail zu betrachten. Aber selbst unter der Lupe ist noch alles sehr fein gewebt und ineinander verwoben.

Hier einmal ein Eindruck von den „Farben“ und verschiedenen Gedankenfäden, die uns im Philipperbrief begegnen werden:
  • |: zuerst einmal die Liebe von Paulus zu den Philippern :|
  • |: und dann das Thema Gebet :| (alle Themen kommen wieder und wieder vor)
  • |: und dann vor allem das Thema der Gnade Christi: wie sie unser Heil bewirkt und unser Heil bewahrt :|    (einige der schönsten Stellen über Heilsgewissheit stehen hier!)
  • |: das Thema Einheit :| die Einheit mit Christus & unter uns, nötige Demut & Frieden |: das Thema Heiligung und persönliche Reife – und unser Zeugnis vor der Welt :|
  • |: das Thema Evangelisation: die Verkündigung des Evangeliums :|
  • |: das Thema Nachfolge: die Kennzeichen echter Nachfolge, der Preis der Nachfolge :|
  • |: das Thema Vorbilder: Das Vorbild Christi & Timotheus & Epaphroditus :|
  • |: das Thema Hoffnung: die Sehnsucht nach dem Himmel :|
  • |: Ganz zentral: das Thema Freude – und auch das Thema Dankbarkeit :|

Das Herzensanliegen

Viele Theologen sehen die Hauptaussage dieses Briefes in 1,27 zusammen gefasst: 

"Vor allem ist wichtig, dass ihr als ganze Gemeinde so lebt, wie es der rettenden Botschaft entspricht. Ob ich nun bei euch sein kann und es mit eigenen Augen sehe oder ob ich nur davon höre, ich möchte, dass ihr alle durch Gottes Geist verbunden seid und einmütig für die Ausbreitung dieser Botschaft kämpft."

„Mit Gott verbunden & gemeinsam für das Evangelium kämpfen.“ - das ist Paulus‘ Anliegen. 
Und den Grund für diesen Wunsch, ja die Ursache und Motivation dazu -  finden wir im so genannten Christushymnus – das ist der Abschnitt von Kapitel 2, Vers 5-11. Dort zitiert Paulus eines der frühesten Loblieder der frühen Kirche; es ist eine der beeindruckendsten Stellen im ganzen Neuen Testament: Ich lese mal von Vers 5-8: 

„Nehmt euch Jesus Christus zum Vorbild: Obwohl er in jeder Hinsicht Gott gleich war, hielt er nicht selbstsüchtig daran fest, wie Gott zu sein. Nein, er verzichtete darauf und wurde einem Sklaven gleich: Er wurde wie jeder andere Mensch geboren und war in allem ein Mensch wie wir. Er erniedrigte sich selbst noch tiefer und war Gott gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum schändlichen Tod am Kreuz.“

Es ist diese unfassbare Liebe Gottes zu uns Menschen um die es Paulus hier geht. Um diese Liebe, die die Glückseligkeit und Herrlichkeit des Himmels verlässt, um zu uns zu kommen und uns zu retten - uns zu befreien und Schuld und Sünde. Um uns zu retten vor der gerechten Strafe für unsere gottlosen Taten. Diese unfassbare Liebe Jesu, die bereit ist, diese Strafe — unsere Strafe! — lieber selbst zu ertragen, nur, damit wir sie nicht tragen müssen; damit wir in Freude und Freiheit in Ewigkeit glücklich leben können. Darum starb Jesus am Kreuz: um Dich zu retten — und Dich — und mich.

Die treibende Kraft im Philipperbrief ist die Begeisterung von dieser Liebe Christi, die Sehnsucht nach dem Leben in Gottes Reich, eine Sehnsucht, mit der Paulus spricht: 

„Ich will alles vergessen, was hinter mir liegt, und schaue nur noch auf das Ziel vor mir. 
Mit aller Kraft laufe ich darauf zu, um den Siegespreis zu gewinnen, das Leben in Gottes Herrlichkeit.“ (Phil 3:13b-14a)

Die treibende Kraft im Philipperbrief ist diese Freude und dieses Brennen im Herzen, auch anderen von Jesus zu erzählen, damit sie ihn kennen lernen. Und genau das ist der Inhalt dessen, was Gott auch unseren Ältesten gezeigt hat, als sie Ihn unter Fasten darum gebeten haben: Seine Vision für unsere Gemeinde: Gott begegnen: diesem unfassbar großen – und doch gnädigen und liebenden Gott! 

Und dabei Kraft schöpfen: Bewegt werden: von seiner unermesslichen Gnade – und von Seiner Herrlichkeit! Bewegt werden von Freude – von Sehnsucht nach Seinem Reich – und dann:

Leben teilen: mit den Menschen in unserem Umfeld – mit Menschen aller Kulturen und Generationen  – um ihnen in ihren Nöten und Bedürfnissen zu begegnen – und um ihnen zu dienen – mit praktischer Nächstenliebe – und indem wir ihnen die gute Nachricht weiter sagen – dass es einen Gott gibt, der sie unendlich liebt!


2 Verse und 1 Gebet

Zum Abschluss möchte ich Euch 2 Verse mit auf den Weg geben – und ein Gebet. 2 Verse, die – neben dem Christushymnus – das Herzstück aller Gedanken ausmachen, die den Paulus im Philipperbrief bewegt haben. Paulus schreibt: 

„Denn das ist mir klar geworden: Gegenüber dem unvergleichlichen Gewinn, dass Jesus Christus mein Herr ist, hat alles andere seinen Wert verloren. Um seinetwillen habe ich das alles hinter mir gelassen; es ist für mich nur noch Dreck, wenn ich bloß Christus habe.“  (Phil 3,8)

Und er schreibt weiter: 

„Ich will alles vergessen, was hinter mir liegt, und schaue nur noch auf das Ziel vor mir. Mit aller Kraft laufe ich darauf zu, um den Siegespreis zu gewinnen, das Leben in Gottes Herrlichkeit.“ (Phil 3:13b-14a)

Das ist das Herzstück des Philipperbriefs: die alles überragende Erkenntnis Christi. Diese Sehnsucht im Herzen – dieses Ziehen – hin auf Gottes Herrlichkeit. Diese Motivation, alles hinter sich zu lassen, für die Gemeinschaft mit Ihm. 

Angesichts dieser Sehnsucht – möchte ich Dir nur eine Bitte ans Herz legen: Bitte: lies den Philipperbrief! Bitte Gott, Dir in Seinem Wort so zu begegnen. Bitte Ihn um dieses brennendes Herz. Dass er Dein Herz entfacht mit der Erkenntnis Seiner Herrlichkeit.  

AMEN.

Sonntag, 6. Juni 2021

"Außen hui - innen pfui" - Gottes Wunsch für unseren Freundeskreis (2. Timotheus 3,1-5)

Einleitung

Kennt ihr das!? Falschgeld?! Sieht echt aus, ist es aber nicht. Ist mir zum Glück noch nie untergekommen. Zumindest nicht in monetärer Form. Sehr wohl aber in menschlicher Form! Nämlich als „Falscher Fuffziger“ — als Mensch, der vorgibt fromm zu sein, aber in Wirklichkeit gar nicht fromm ist. 

Wir alle kennen das in Form von amerikanischen Fernsehpredigern. Sie predigen Wasser aber saufen Wein – predigen Heiligkeit und leben in Sünde – predigen Bescheidenheit und raffen Millionen. Phil Colins von Genesis hat mal ein Lied über solche Leute geschrieben – es heißt „Jesus, he knows me!“ Dort heißt es – ich zitiere mal auszugsweise aus einer Übersetzung:

Ich saufe Wein, obwohl ich Wasser predige

Ich bringe auch keine Opfer

Ich schätze mich wirklich glücklich

Ich habe das wahre Glück gefunden

Denn ich werde immer reicher

Tag für Tag

Darum wird es heute gehen: um falsche Fuffziger: Menschen, die nach außen hin einen frommen Eindruck machen, die aber innen vollkommen verdorben sind. 

Es müssen auch gar nicht immer große und bekannte Fernsehprediger sein. Heuchelei gibt es nämlich auch in ganz bodenständigen Kreisen. Daher möchte ich Euch darum bitten, heute ganz genau hinzuhören: Trifft das, was ich höre auf irgendwelche Menschen zu, mit denen ich in Beziehung stehe? Menschen, die vielleicht bereits einen schlechten Einfluss auf mich haben?


Inhalt 

Bevor wir anfangen, möchte ich Euch einen kurzen Überblick darüber geben, was heute auf uns zukommt!

Unser Text: Zu Beginn möchte ich mit Euch den Text lesen - und schon mal kurz den Fokus unserer Beobachtung setzen. Schlimme Zeiten! Dann möchte ich mir mit Euch anschauen, warum Paulus in unserem Text von „schlimmen Zeiten“ spricht – und was – oder besser WER – diese Zeiten eigentlich so schlimm macht: nämlich die „Falschen Fuffziger“. Und wir werden uns anschauen, wie man sie erkennt. Wes Geistes Kind? Dann werden wir uns anschauen, wie so ein „Falscher Fuffziger“ zustande kommt: also welche Geisteshaltung hinter seinen Taten steckt. Grenzen setzen. Und es wird darum gehen, wie ich mich gegenüber solchen „Falschen Fuffzigern“ abgrenzen kann... Fragen an Dein Herz: Zuletzt möchte ich uns ein paar ganz praktische Fragen mit auf den Weg geben – und ein Gott um Seinen Segen für uns bitten.

Lasst uns zu Anfang den Text gemeinsam lesen


Unser Text

„Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!“ (2Tim 3,1-5)

Es geht in unserem Text um Menschen, die von außen und oberflächlich betrachtet fromm scheinen, im Herzen aber wüst und böse sind. Um solche „falschen Fuffziger“ wird es heute gehen: um pseudo-fromme Heuchler und darum, wie wir mit ihnen umgehen sollen. 

Wie aber geht man richtig mit Falschgeld um? Richtig: man muss es aus dem Verkehr ziehen. Dazu aber muss man es erst einmal als Falschgeld erkennen. Und wie geht das? Jesus hat dazu folgenden Tipp: In Mt 7,16-20 lesen wir: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Mt 7,16-20)


Schlimme Zeiten

Paulus beginnt das 3. Kapitel seines Briefes an Timotheus mit den Worten: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden“. χαλεπος (chalepos) heißt dabei: "schwierig, schwer zu ertragen; schmerzhaft". Es geht also um harte, schwierige, schwer zu ertragende Zeiten. 

Aber warum sind sie so schwer zu ertragen? Es liegt – wie wir noch im Detail sehen werden – an den Menschen, die in dieser Zeit leben. Mit anderen Worten: Der „Wohlfühlfaktor“ ist direkt proportional zum moralischen Standard einer Gemeinschaft. Mal ehrlich: Wenn wir alle Gottes Gebote halten würden: wir hätten den Himmel auf Erden! Aber, was, wenn nicht? 


Was sind das also für Menschen? Woran sind sie zu erkennen? Paulus sagt: „die Menschen werden gottlos [sein], viel von sich halten, hochmütig [sein], aufgeblasen, prahlerisch, [...]“. Die erste und wichtigste Eigenschaft, die Paulus hier nennt, ist die Gottlosigkeit – die Wurzel allen Übels. Paulus sagt in Römer 1, dass „sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, [darum] hat sie Gott dahingegeben in verkehrten Sinn, so daß sie tun, was nicht recht ist, voll von aller Ungerechtigkeit, [...]“Alle schlechten Eigenschaften, von denen wir im folgenden noch hören werden haben also eine gemeinsame Wurzel: die Rebellion gegen Gottes Herrschaft. 

Und was kommt dabei raus? – Selbstvergötterung – Arroganz, Selbstüberschätzung und Prahlerei – Bei solchen Menschen dreht sich alles nur noch um sie selbst. Dabei sollte es eigentlich ganz anders sein – Gott möchte, dass wir als Liebende leben. Und „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe [...] bläht sich nicht auf“ (1. Kor 13). 

Ist der Damm erst mal gebrochen - dann fallen die anderen Gebote wie Dominosteine.

Ich werde im Folgenden nicht auf alles im Einzelnen eingehen – ich werde vielmehr nur zusammenfassen. Wichtig ist für uns nur: Wenn man solche Menschen erkennen will, dann kann man das, weil sie zwar schön reden – aber im Stillen ständig Gottes Gebote übertreten. 

Sie sind: „den Eltern ungehorsam“. Das geht von Widerworten, über mangelnden Respekt und blanken Ungehorsam bis hin zur Vernachlässigung der Eltern im Alter. Solche Menschen sind: „zuchtlos, wild, unbedacht, Sie lieben die Wollust mehr als Gott“

Es sind Hedonisten! Für sie gilt: „Mein Lustgewinn ist oberstes Gebot!“ „Hauptsache, ICH fühle mich gut!“ Sie leben nach dem Motto des Teufels: „Absolut alles ist erlaubt - Hauptsache, es macht Spaß!“ Sie leben unmoralisch, ohne Anstand, ohne Selbstbeherrschung --- sie sind ungezogen, aggressiv und lüstern! Sie sind Sklaven ihrer eigenen Triebe!

Solche Menschen sind: „verleumderisch, Verräter“, „Lästerer“. Im griechischen steht hier: διάβολοι, (diaboloi) — das bedeutet, dass das, was jemand redet, die Wahrheit durcheinander würfelt, böse ist, ja diabolisch! Jemand der so ist, spricht finstere, böse und verlogene Worte - und macht andere zutiefst und von Herzen schlecht. Es sind Rufmörder und Verräter. 

Solche Menschen sind: „geldgierig sein, undankbar“Jemand der so ist, sieht alles als „sein Recht“, anstatt als Gnade und Geschenk. Daher auch die Undankbarkeit. Jemand der so ist, kriegt vom Geld den Hals nicht voll. Und verstößt so gegen das 10. Gebot.

Solche Menschen sind: „lieblos, unversöhnlich“Jemand der so ist, verstößt gegen das große Doppelgebot! „Gott [zu] lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt [... und] seinen Nächsten [...] wie sich selbst«". 

Jetzt könnten wir einen großen Fehler machen – indem wir glauben, dass diese Menschen das alles so offensichtlich machen, dass es auf den ersten Blick erkennbar wäre! Das Problem ist aber vielmehr, dass sie alle diese Dinge nicht unbedingt öffentlich tun – nicht unbedingt so, dass es gleich offen auf der Hand liegt. Denkt an die Pharisäer – oder an Judas – denen hätte man ihre Verlogenheit und Heuchelei ja auch nicht auf den ersten Blick angesehen!


Wes Geistes Kind?


Wie kommt das? Bevor wir uns fragen, wie wir mit solchen Menschen umgehen können, ist es wichtig, darüber nachzudenken, was die Ursache für diese schlechten Früchte ist, von denen wir gerade gehört haben. Paulus ist hier ziemlich klar. Er sagt: „Sie haben den Scheid der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie“

Es geht also um Menschen, die zwar äußerlich religiös sind, die sich aber im tiefsten Grunde ihres Herzens bewusst gegen die Herrschaft Gottes in ihrem Leben entschieden haben. Dagegen, der Kraft des Heiligen Geistes Raum zu geben. Dagegen, in der Heiligung zu leben. Dagegen, Jesus wirklich nachzufolgen. Weil es nämlich etwas kostet: Es kostet sie ihre egozentrische Liebe zu sich selbst – ihren Lustgewinn – ihre Rebellion gegen Gott.

Die einzige Kraft, die in der Lage ist, die Sünde zu überwinden, ist nicht unsere verzweifelte Anstrengung! Es ist der Heilige Geist. ER allein schenkt uns Wollen und Vollbringen. Nur Er kann uns wahrhaft heiligen – nicht wir. Niemals!

Gott möchte von uns nur, dass wir uns hingeben: dass wir auf die sanfte Stimme Seines Geistes hören – uns von ihm führen lassen, ihm folgen – und dann darauf vertrauen, dass ER in uns das Wollen und auch das Vollbringen wirkt.

Wenn jemand aber diese Kraft des Heiligen Geistes nicht will, wenn er sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, Jesus nachzufolgen, wenn er „seine Wollust mehr liebt als Gott“ – dann kann nichts anderes herauskommen, als ein falscher Fuffziger. Ein Mensch, der zwar den Schein der Frömmigkeit hat, aber der die Kraft dieser Frömmigkeit, den Heiligen Geist, verleugnet.


Grenzen setzen.

Und was nun? Nachdem wir nun gesehen haben, in welchen Zeiten wir leben; welche Menschen diese Zeiten prägen; woran man solche Menschen erkennen kann; und wie das kommt, dass Menschen so werden; nach alledem ist es wichtig zu fragen: „Und jetzt?“ „ Was nun?“ „Wie soll ich mit solchen Leuten umgehen?“ Paulus ist da mit seiner Antwort ziemlich knackig. Er sagt einfach „Solche Menschen meide!“ Aber was bedeutet das? 

Gute Frage. Bevor wir diese Frage beantworten ist es vielleicht wichtig zurück zu fragen: „Wozu gibt Paulus diesen Rat?“ Ich denke, er tut das nicht nur, weil er möchte, dass Timotheus als Gemeindeleiter in Ephesus keine Zeit auf solche Leute verschwendet. Das ist natürlich für einen Leiter auch ein wichtiger Aspekt: die gesamten Kräfte auf den Hirtendienst zu konzentrieren (Predigt & Evangelium, Seelsorge & Diakonie, etc.). 

Ich glaube aber, es gibt noch einen anderen Grund – und der betrifft uns alle: Es geht um die „Ansteckungsgefahr“. Was meine ich damit? Ich meine damit die Gefahr, dass wir uns durch die schlechten Sitten solcher Menschen „anstecken“ lassen können; dass unsere persönliche Heiligung unter ihrem Verhalten leidet.

Wenn das nämlich geschieht, dann haben auch wir ein Problem. Und das gilt es zu vermeiden. Anderseits heißt es: in Römer 12,21 auch ganz klar: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Und in Matthäus 18,16 „Sündigt aber dein Bruder, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.“ Scheinbar geht es also darum, ein gesundes Gleichgewicht zu finden, zwischen meiner geistlichen Reife auf der einen Seite – und dem Korrekturbedürfnis meines Nächsten auf der anderen.


Balsam für Dein Herz

Die Frage ist also: Gibt es solche Leute in meinem Leben? Und bin ich stark genug, um sie zurecht zu weisen? Dann sollte ich das natürlich tun! 

Oder merke ich, dass ich eher von deren schlechtem Verhalten angesteckt werde? Dann gilt vielmehr das Wort von Paulus: „Solche Menschen meide!“ Gott erwartet von mir nicht mehr, als ich im momentanen Stand meiner persönlichen Reife zu leisten im Stande bin – er „versucht uns [auch] nicht über unsere Kraft“.

Die Frage ist also: Wie stark bin ich wirklich? – Welchen Situationen bin ich gewachsen? Diese Frage kann mir der Heilige Geist in meinem Gewissen beantworten. 

Falls nicht, dann bleibt die Frage: Was tun? Wenn ich einen falschen Fuffziger anhand seiner Taten entdeckt habe und wenn ich merke, dass nicht ich ihn zum Guten, sondern er (oder sie) mich zum Schlechten beeinflusst; wenn ich also merke, dass ich diesen Menschen „meiden“ sollte: wie soll dieses „meiden“ gehen? Soll ich in einfach „schneiden“? Nicht mehr anschauen? Nicht mehr „Grüß Gott!“ sagen? 

Natürlich nicht! Es ja nicht darum, den Kontakt abzubrechen, sondern darum, sein eigenes Herz zu schützen. – Es geht darum, GRENZEN zu ziehen – und Position zu beziehen. – Ich kann
zum Beispiel sagen: „Sorry, aber da möchte ich nicht mitmachen!“ Oder noch besser: das dann auch klar zu begründen. Zum Beispiel: „Meine Nähe zu Jesus ist mir einfach zu wichtig und die möchte ich nicht mit <diesem oder jenem> trüben.“

Aber vielleicht traue ich mich das nicht? – Dann ist die Frage: Mit wem kann ich über mein Dilemma reden? Wer kann mir dabei helfen, meine Grenzen so zu ziehen, wie ich es – um Gottes Willen – gerne möchte?

Gebet: "HERR, bitte segne uns mit dem Wirken Deines Geistes! Zeige uns auf, wo wir Grenzen brauchen! Und wirke Du – in uns – und auch durch unsere Geschwister. AMEN"

Sonntag, 25. April 2021

"Wie Gott möchte, dass wir mit geistlicher Korrektur umgehen" (2.Timotheus 2,23-26)

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Einleitung

Seit einiger Zeit kann ich in Online-Foren mit verfolgen, wie massenhaft „geistliche Weisheiten“ verbreitet werden. „Geistliche Weisheiten“ mit einem ziemlich abstrusen Inhalt. Spekulationen über die Endzeit, wie aus einem Sci-Fi Roman. Spekulationen mit einem so derartig abstrusen Inhalt, dass eigentlich schon beim Lesen der ersten Worte klar wird: hier stimmt irgendwas ganz gewaltig nicht.

Sicher: auch große Theologen haben hier und da mal spekuliert. Aber manche Spekulationen gehen dann doch echt zu weit. Kennt ihr das? Das es so Themen gibt, wo sofort das Blut in Wallung gerät? Wo ihr ihr spürt, dass Euer Gegenüber etwas von sich gibt, was irgendwie Explosionspotential hat? Und wo ihr sofort wisst: wenn ich mich da jetzt drauf einlasse – dann kracht es gewaltig. Dann gibt es Zoff. Und wenn es sich um scheinbar geistliche Themen handelt, dann kochen die Emotionen oft sogar noch schneller hoch!

Und dann gibt es noch etwas ganz anderes: Wirklich gute geistliche Gespräche. Gespräche, die in Liebe geführt werden – und in Geduld. Mit Freundlichkeit und in einer demütigen Haltung. Gespräche, die sicher auch mal kontrovers sein können. Aber Gespräche, die sich um den Kern des Glaubens drehen. Gespräche die uns weiter bringen. Gespräche die zu Christus führen – vielleicht sogar zum ersten Mal. Gespräche, die uns zu Christus zurück führen – zum Evangelium. Wohltuende Gespräche.

Schmeckt ihr den Unterschied?


Inhalt 

Darum geht es heute: Wie Gott möchte, dass wir mit geistlicher Korrektur umgehen.

  • Unser Text
    • Zu Beginn möchte ich mit Euch den Text lesen
    • Und kurz zusammenfassen, worum es geht
    • Und uns noch einmal in Erinnerung rufen,
    • „was bisher geschah“

  • Was wirklich wesentlich ist
    • Dann möchte ich gemeinsam mit Euch anschauen,
    • Welche Auswahl uns bei Themen der geistlichen Korrektur zur Verfügung steht

  • Was zu korrigieren ist
    • Und unter dem Titel „Was zu korrigieren ist“
    • Möchte ich mit Euch anschauen, für welche der beiden Möglichkeiten wir uns entscheiden sollten

  • Wie Korrektur gelingt
    • Nachdem wir gesehen haben, was die bessere Wahl ist,
    • Bleibt die entscheidende Frage: wie kann geistliche Korrektur gelingen?

  • Fragen an Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich uns die Möglichkeit geben,
    • Uns selbst anhand der Schrift zu prüfen

Lasst uns zu Anfang den Text gemeinsam lesen:


Unser Text

"Mit törichten Spekulationen hingegen, die nur von Unverstand zeugen, gib dich nicht ab. Du weißt ja, dass sie zu nichts anderem führen als zu Streitigkeiten. Und wer ein Diener des Herrn sein will, darf nicht streiten, sondern soll zu allen freundlich sein. Er muss fähig sein, die Lehre ´des Evangeliums` weiterzugeben, muss es gelassen ertragen können, wenn ihm Unrecht zugefügt wird, und soll denen, die sich gegen ´das Evangelium` stellen, geduldig den rechten Weg zeigen. Vielleicht gibt Gott ihnen ja die Möglichkeit zur Umkehr, sodass sie die Wahrheit erkennen und zur Besinnung kommen. ´Dann können sie sich` aus der Schlinge ´befreien`, in der sie der Teufel gefangen hält, um ihnen seinen Willen aufzuzwingen."

Kontext: Lasst uns noch mal kurz rekapitulieren, was bisher geschah: 

Paulus schreibt kurz vor seinem Tod einen Brief an Timotheus, seinen Sohn in Christus
den Leiter der Gemeinde in Ephesus. Er schreibt aus dem Gefängnis in Rom. Und was er schreibt, ist ein Abschiedsbrief. Was er schreibt, ist sein geistliches Vermächtnis. Er möchte Timotheus alles mit auf den Weg geben, was er als Gemeindeleiter wissen muss.

Im vorangegangenen Abschnitt ging es dabei um 2 Dinge: 
  • Timotheus soll sich (s. V14) „nicht um Worte streiten“, bzw. (V16) sich fernhalten „von ungeistlichem losen Geschwätz“. Das ist in unserem heutigen Text in (V23) gemeint, wenn Paulus Timotheus den Rat gibt: „Mit törichten Spekulationen hingegen, die nur von Unverstand zeugen, gib dich nicht ab“. In (1Tim 4,7) nennt Paulus diese Spekulationen „Altweiberfabeln“. 
  • Auf der anderen Seite gab es echte Irrlehrer: Hymenäus und Philetus, von denen es in (V18) heißt: „die von der Wahrheit abgeirrt sind und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und bringen einige vom Glauben ab.“ Das ist in unserem heutigen Text gemeint, wenn in (V25) die Rede ist von „denen, die sich gegen das Evangelium stellen“.

Zusammenfassung: In Ephesus, der Gemeinde, der Timotheus vorstand gab es also mindestens 2 Probleme:
  • Irrlehrer, die behaupteten, Jesus sei schon wiedergekommen und damit den Glauben der Geschwister ernsthaft ins Wanken brachten. 

  • Geplapper: Und obendrein dummes Geschwätz über Altweiberfabeln – sinnlose Debatten mit dem Potential schlimmen Streit zu entfachen. 
Fokus: Was Paulus dem Timotheus mit auf den Weg geben will – und darum geht es in unserem heutigen Abschnitt –, ist: Dass Timotheus sich auf die wirklich wichtigen Themen fokussieren soll; sich also nur dort in den Dialog zu begeben, wo wirklich wesentliche Aspekte der Lehre in Gefahr standen, oder wo der Glaube der Geschwister angefochten wurde.

Worauf Timotheus sich fokussieren soll ist, im Dialog — sanftmütig und Böses ertragend —, theologische Fehler zu korrigieren - und zwar auf der Sachebene – und nicht in hitzigen Debatten. Und das mit nur einem einzigen Ziel: die betroffenen Geschwister zurück auf den Boden von Gottes Wort zu holen. Die betroffenen Geschwister von Ihrem aufgewühlten Wahn zurück zum Evangelium zu führen. 

Was Paulus dem Timotheus mit auf den Weg geben will ist: Dass Timotheus sich mit dem Unfug mancher Debatten gar nicht erst abgeben soll. Es geht heute also darum, sich um die geduldige und sachliche Korrektur von Irrtümern in heilsnotwendigen Dingen zu kümmern,
anstatt sich in hitzigen Streitgesprächen über dumme und halbwahre Unwichtigkeiten aufzureiben, die überhaupt nichts bringen.


Wozu dieser Text?


In (V24) lesen wir: 

Und wer ein Diener des Herrn sein will, [...] muss fähig sein, die Lehre des Evangeliums weiterzugeben, [...] und soll denen, die sich gegen das Evangelium stellen, geduldig den rechten Weg zeigen. Vielleicht gibt Gott ihnen ja die Möglichkeit zur Umkehr, [...].

Es geht Paulus hier also als erstes um die Frage nach unserem FOKUS! Es geht Paulus hier also als erstes um die Frage nach dem was wirklich WICHTIG ist! Und es geht Paulus um den Unterschied zu dem, was eigentlich BELANGLOS ist!

Paulus möchte nicht, dass Timotheus seine Kraft mit dem Kampf gegen harmlosen Unsinn verschwendet. Zum einen, weil das Diskutieren über Spekulationen nur zu Streit führt - und Streit ist nun wirklich nicht das, was Gott sich für uns wünscht. Emotional aufgewühlter Streit ist nutzlos und kostet nur Kraft.

Und zum anderen, weil er all seine Kraft brauchen wird, um die Gemeinde nach Gottes Willen zu leiten. Weil er all seine Kraft brauchen wird:
  • Um die Gute Botschaft des Evangeliums weiter zugeben: dass Gott uns liebt! 
  • Um Unrecht gelassen zu ertragen. 
  • Um den Gegnern des Evangeliums geduldig den rechten Weg zeigen. 
  • Um Gottes Gnade Raum zu geben, der ihnen die Möglichkeit zur Umkehr gibt

  • Damit diese verirrten Seelen die Wahrheit erkennen und zur Besinnung kommen. 
  • Damit sie sich aus dem Gefängnis ihrer falschen Überzeugungen befreien können
  • Damit sie frei werden, den Willen Gottes zu tun – zu glauben – zu hoffen – zu lieben

Was zu korrigieren ist


Deswegen gibt Paulus dem Timotheus den guten Rat mit auf den Weg, zwischen Belanglosem und Wesentlichem zu unterscheiden:

Was ist dieses BELANGLOSE? Es sind törichte Spekulationen: Vermutungen, die nichts mit dem Evangelium zu tun haben. Hier mal ein praktisches Beispiel: Sind im mRNA Impfstoff kleine Chips drin, die uns alle fernsteuern? Oder ist die Patent-Nummer des Impfstoffs die Zahl des Tieres 666? Natürlich nicht – das ist eine völlig haltlose Spekulation – mit der ich mich hier auch gar nicht weiter aufhalten will. Aber lasst Euch bitte nicht jeden Bären aufbinden. 

Das soll übrigens nicht heißen, dass ich nicht glaube, dass wir am Ende der Endzeit leben – lest Matthäus 24! Das soll auch nicht heißen, dass ich nicht glaube, dass alles gut ist, was aktuell so auf diesem Erdball geschieht.

Was es heißt ist, das was Paulus meinte: Solche Spekulationen sind töricht (gr. mooras, dt.: dumm, engl. „moron“ (Dummkopf)) Sie zeugen von Unverstand (gr. apeideutos = ungebildet, nicht erzogen, ohne Zucht). 

Von solchen Spekulationen sagt Paulus: „gib dich nicht mit ihnen ab!“ Sie führen zu nichts anderem als zu Streitigkeiten! Timotheus soll Gespräche über solche Spekulationen also einfach links liegen lassen. Timotheus soll in solche Gespräche gar nicht erst einsteigen.
Denn Paulus weiß: 
  • mit solchen Debatten können wir prima unsere Zeit totschlagen 
  • mit solchen Debatten können wir prima unsere Kräfte verschwenden 
  • und mit solchen Debatten können wir ganz prima prächtig Streit vom Zaun brechen
Aber sie bringen uns in der Liebe und im Glauben und in der Demut keinen Millimeter weiter – im Gegenteil! Darum kommt Paulus zu sprechen auf das was wirklich WESENTLICH ist: Was zu korrigieren ist.

WESENTLICH ist vielmehr, dass: Timotheus – der ja der Leiter der Gemeinde in Ephesus ist, fähig sein soll, die Lehre des Evangeliums weiterzugeben. Und ich denke, dass gilt für jeden Gemeindeleiter! Timotheus soll denen, die sich gegen das Evangelium stellen, den rechten Weg zeigen – und zwar in Geduld. Er soll Ihnen die Möglichkeit zur Umkehr, geben, 
und zwar so, dass sie die Wahrheit des Evangeliums von der Liebe Gottes erkennen 
also so, dass sie zur Besinnung kommen; so, dass sie erlöst werden.

DAS WESENTLICHE IST ALSO : DER GLAUBE DER GESCHWISTER – UND UNSER ALLER LIEBE ZU GOTT UND DEN MENSCHEN.

Versteht ihr? Es geht um den Fokus auf heilsnotwendige Dinge Es geht um den Fokus auf das Evangelium. Es geht darum, alle Kraft darauf zu verwenden, Menschen in die Freiheit Gottes zu führen. Nicht darum, sie mit dem Streit um dumme Vermutungen zu verplempern.

Wenn nun also klar ist, dass es Wesentliches und Unwesentlich es gibt, und wenn klar ist, was das Wesentliches eigentlich ist, und wenn klar ist, dass wir uns nur um das Wesentliche kümmern sollten, dann bleibt natürlich die Frage: WIE?! Wie sollen wir uns darum kümmern?

Wie Korrektur gelingt

Es geht also darum, wie geistliche Korrektur – die Korrektur von wirklich wichtigen Dingen des Glaubens – gelingt. Paulus nennt dabei 4 Punkte:

  1. zu allen freundlich: „freundlich sein“ bedeutet: aus Stärke handeln, nicht aus Schwäche. Kein „anbiedern“, sondern authentisch und von Herzen reden und handeln. Nicht „aufgesetzt“. „Zu allen“; also nicht nur zu den „netten“, sondern auch gegenüber „denen, die sich gegen das Evangelium stellen“. 

  2. fähig, die Lehre des Evangeliums weiterzugeben: fähig: hier geht es um theologische Fachkompetenz, und um persönliche Reife. Wie schaut es dabei Dir aus? Bist Du fachlich kompetent? Die Lehre des Evangeliums; das ist: Gottes Liebe für die Welt, Christus am Kreuz, Gnade statt Werke.

  3. Unrecht gelassen ertragen: zugefügtes Unrecht "ertragen": (gr. anexikakon, dt. Böses ertragen) - ohne zurück zu schlagen; z.B. ad hominem Argumente, Unhöflichkeiten, Beleidigungen, und  Gemeinheiten. Und das "gelassen": also mit der Fähigkeit, nicht auf jeden persönlichen Angriff einzusteigen; mit Geduld; mit innerer Stärke; Leidensfähigkeit; mit Ausdauer.

  4. geduldig den rechten Weg zu zeigen: "geduldig" heißt: einen langen Atem haben; nicht gleich aufgeben; zu glauben, zu hoffen und zu beten! "den rechten Weg": die Beziehung zu Christus. Nicht Egoismus, sondern Liebe führt zu einem erfüllten Leben. Nicht religiöse Leistung, sondern Gottes Gnade rettet. Umkehr zu einem Leben mit Gott!
Damit geistliche Korrektur gelingt, braucht es also schon einiges. Es braucht den Fokus auf das Wesentliche. Es braucht die Frucht des Geistes: echte Liebe: – Freundlichkeit und Geduld. Es braucht die Gaben des Geistes: die Fähigkeit zu Lehren. Und es braucht persönliche Reife: Gelassenheit, innere Stärke und die Bereitschaft, um des Evangeliums willen auch Unrecht zu erleiden.

Wenn wir uns vor diesem Hintergrund einmal die Spannungen und Diskussionen in unserem eigenen Leben anschauen, dann möchte ich uns folgendes fragen:

Fragen an Dein Herz


„Wähle Deine Schlachten!“
  • Was ist Dein Fokus?
  • Was bestimmt Dein Handeln?
  • Was möchtest Du gerne ändern?

„Eure Güte 
laßt kund sein 
allen Menschen!“ 

(Philipper 4:5)