Dienstag, 27. Dezember 2011

Wir sind nicht von dieser Welt...

Wir sind nicht von dieser Welt - zumindest nicht in gewissem Sinne: Keinem Menschen muss man durch Erziehung, oder Kultur beibringen, dass Leid, Krankheit, Tod, Streit oder Schmerz etwas sind, was irgendwie "falsch" ist - nicht zu uns passt. 

Denn wir sind zu Gottes Ehre "...geschaffen und zubereitet und gemacht..." (Jes 43:7). Wir sind "... bereitet ... zur Herrlichkeit." (Röm 9:23). Gott hat "... alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende." (Pred 3:11) Kurz: Wir sind für nichts weniger als für den Himmel geschaffen; und ganz tief in uns drinnen wissen wir das - ohne Worte und Gedanken.

Doch sind wir Renegaten: Von Gott abtrünnige Rebellen, die selber Gott sein wollen: Selber als Legislative, Judikative und Exekutive in unserem Leben herrschen und regieren wollen - gegen Gott oder am besten ganz ohne Gott: Wir selbst wollen "... sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist..." (Gen 3:5), wir wollen uns nichts 'von oben' vorschreiben lassen.

Eigentlich stünde uns das Urteil aller Staatsfeinde zu: lebenslange Haft. Doch unser Gott ist "...barmherzig und gnädig ... geduldig und von großer Güte." (Ps 103:8) - Er bietet uns nicht nur Straffreiheit und begrenztes Asyl an, sondern etwas vollkommen Unfassbares: Adoption in die göttliche Familie. Vorausgesetzt, dass wir bereit werden, vollständig zu kapitulieren und unsere Waffen niederzulegen und ihm ewige Treue und Gehorsam geloben.

Und das ist die Hoffnung für jeden Menschen, der umkehrt von seinem Leben ohne Gott: Dass Gott am Ende unsere kühnsten Träume wahr machen wird und uns gibt, wonach Generationen von Forschern vergeblich gesucht haben: das ewige Leben: "Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!" (Offb 21:4+5)

Wer Christ wird, hat erkannt: er hat nichts zu verlieren, denn er hat längst alles verloren. Und hat erkannt: In Christi Opfertod am Kreuz, der Vergebung seiner Schuld, hat er alles zu gewinnen, was er sich jemals gewünscht hat: Gott selbst, dem er einst den Rücken kehrte...

Sonntag, 25. Dezember 2011

Die Ägyptische Krise und unser geistlicher Standpunkt

Was uns die noch andauernde Krise in Ägypten über unseren geistlichen Standpunkt lehren kann...

In der Tat sehr schlimme Dinge geschehen heutzutage in Ägypten, wie auch in vielen anderen Teilen der Welt: Christen werden verfolgt, ihre Häuser geplündert und ihre Kirchen zerstört.

Und doch zeugt all dieser Wahnsinn auch von der Vertrauenswürdigkeit der Heiligen Schrift Gottes, die uns schon vor 3000 Jahren lehrte: "... um deinetwillen werden wir täglich getötet und sind geachtet wie Schlachtschafe." (Psalm 44:23)

Jesus beschrieb klar, dass es in dieser Welt zwei Lager gibt: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen" (Joh 16:20)

Er lehrte uns auch den Grund für diese Trennung in der Welt: "Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin." (Joh 14:17). "Die Welt ... hasst mich, denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind." (Joh 7:7) und "Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden." (Joh 3:20). 

Vor allem aber: "Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten. Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat." (Joh 15:18-21)

Kurz: Die Welt hasst die Christen, weil diese zum Sünde offenbarenden Christus gehören, welcher die Umkehr von der Gottlosigkeit predigte - und weil sie, als Gottes Kinder, in seinem Auftrag das gleiche tun.

Es mag Auslöser für diesen Hass geben und allzuoft finden sich diese im sündigen Verhalten der Christen selbst. Doch ist das nicht das ganze Bild. Der Riss geht tiefer. In jedem Konflikt gibt es nicht nur einen Auslöser, sondern auch einen unterliegenden Grund. Und der ist in diesem Falle die komplette Andersartigkeit Christi: Seine Heiligkeit, welche unsere sündige Natur so krass kontrastiert - und die Zugehörigkeit der Christen zu diesem Christus, diesem "Heiligen Anderen".

Wenn ich es richtig sehe,  dann gibt es nur zwei mögliche Standpunkte in diesem Leben: Die Seite Jesu und des Wortes Gottes - oder die Seite der Welt und des Teufels: Diejenigen, die wirklich auf der Seite Gottes sind, werden bekannt sein für ihr Leiden, welches, zumindest zu einem gewissen Teil, durch ihre Beziehung zu Gott 'verursacht' ist - und durch ihr treues Aufdecken der Sünde der Welt, was wiederum den Hass der Welt gegen die Christen 'bedingt'.

Und es gibt die auf des Teufels Seite, die bekannt sein werden für ihre Freude an dieser Welt der Sünde und Lust und für die Tatsache, dass sie nicht in das Licht der Liebe und der Wahrheit Gottes treten, um ihre eigene Gottlosigkeit und Erbarmungswürdigkeit und Sündhaftigkeit zu erkennen und sich davon ab- und Gott zuzuwenden.

Doch am Ede wird das Bild auf den Kopf gestellt: Diejenigen, welche für Gottes Sache und seine gute Nachricht der Vergebung und Gnade für Sünder leiden, werden immerwährende Glückseligkeit erleben: "... und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!" (Offb 21:4+5).

Doch jene, die sich abseits von Gottes Anordnungen amüsiert haben, werden für alle Ewigkeit von Ihm getrennt sein und leiden: "Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen." (Lk 13:28)

Darum glaube ich, dass es nichts Wichtigeres gibt in dieser Welt, als diese eine Frage zu beantworten: "Auf welcher Seite stehe ich?" Stehe ich auf der Seite derer, die ihre eigene Sündhaftigkeit anerkennen, umkehren und bereit sind mit Christus für die Wahrheit und das Evangelium zu leiden? Oder stehe ich auf der Seite derer, die ihren Begierden frönen, sich davor fürchten, in das Sünde offenbarende Licht der Wahrheit Gottes zu treten und die Gnade Christi verachten?

Diese Frage richtig zu beantworten - das ist: mit Umkehr zu Gott, alleinigem Vertrauen auf Christus und mit einem in Heiligkeit und Leiden für Christus gelebten Leben - bedeutet das ewige Leben zu erlangen. Alles andere bedeutet die Hölle. 

Die Ehre Gottes in unserer Ebenbildlichkeit Christi und unserer Beziehung zu ihm: das ist es, worum es in diesem ganzen Leben geht. Nicht mehr. Nicht weniger.

Und das ist der Grund warum Christus und alle Propheten aller Zeitalter immer die gleiche Botschaft gepredigt haben: "So sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben (?) ..." (Hes 33:11)

Darum: "Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht." (Heb 4:7), sondern "Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.", "Denn ich habe kein Gefallen am Tod des Sterbenden, spricht Gott der HERR." (Hes 18:32). 

Das ist der Grund, warum Christus - auch heute noch - ruft: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." (Mt 11:28)

Wenn Du also noch immer auf der anderen Seite stehst: "Komm!" (Offb 22:17)

Freitag, 23. Dezember 2011

"Frohe Weihnachten!"

Vor 3.000 Jahren dichtete David „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.“ Vor fast 2.000 Jahren schrieb der Chronist Lukas „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Und vor bald 500 Jahren tat Georg von Frundsberg den bekannten Ausspruch „Viel Feind‘, viel Ehr!“

Und morgen ist Weihnachten.

Zu diesem Fest, im wahrsten Sinne, dem „Geburtstag Gottes“, gehen von meiner Seite nur die besten Wünsche in die Runde: Dass uns die vor uns liegenden Feiertage wirklich zu Tagen der Besinnung werden, der Stille vor Gott und der Dankbarkeit für Seine Gnade, mit der Er uns in Seinem Kommen, Seiner Geburt, Seinem Leben, Seinem Lehren und vor allem in Seinem Leiden und seinem Opfer – für unsere Vergehen! – geliebt hat.

Er, der gekommen ist, uns von dem gerechten Zorn Gottes über unsere Schuld (wir sollten Gottes Spiegelbilder sein - und was ist aus uns geworden?) zu erlösen, ist es denn auch, der [nicht nur] in diesen Tagen alle Ehre verdient! 

Dieser Jesus hat gepredigt: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen."

Darum ermutigt uns auch Paulus, dass wir „...Gott suchen sollen, ob [wir] ihn wohl fühlen und finden könnten; [denn] fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.“ Denn: Wo Christus gegenwärtig ist, da gilt: „...das Reich Gottes ist mitten unter euch.“.

Die Hirten hatten es verstanden und so heißt es dann vom ersten Weihnachtstag:

  ...und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten...

In diesem Sinne wünsche ich allen von Herzen frohe Weihnachten und ein gesegnetes Jahr 2012!   Herzlichst, Michael

Dienstag, 20. Dezember 2011

Psalm 16 - Das schöne Erbteil

Text

1 "Ein güldenes Kleinod Davids." Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. / 2 Ich habe gesagt zu dem HERRN: Du bist ja der Herr! Ich weiß von keinem Gut außer dir. 3 An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen hab ich all mein Gefallen. 4 Aber jene, die einem andern nachlaufen, werden viel Herzeleid haben. Ich will das Blut ihrer Trankopfer nicht opfern noch ihren Namen in meinem Munde führen. 5 Der HERR ist mein Gut und mein Teil; du erhältst mir mein Erbteil. 6 Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden. 7 Ich lobe den HERRN, der mich beraten hat; auch mahnt mich mein Herz des Nachts. 8 Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; steht er mir zur Rechten, so werde ich festbleiben. 9 Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher liegen. 10 Denn du wirst mich nicht dem Tode überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe. 11 Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.


Kommentar

In diesem Lied Davids (Luther übersetzt 'Miktam' mit 'güldenes Kleinod' - mglw. handelt es sich jedoch um einen musikalischen, oder liturgischen Ausdruck) vermischen sich Anbetung mit Prophetie auf der einen Seite - und Liebe, Glaube, Freude und Dankbarkeit gegenüber Gott mit dem Abscheu vor den Gottlosen auf der anderen. 

Auch vermischen sich Diesseits und Jenseits, das Leben in der Welt und das Sein in der Gegenwart Gottes. Aus diesem Grunde ist dieser Psalm sehr schwer allein exegetisch zu fassen oder zu "strukturieren", will man die emotionale Komponente nicht verlieren: David bittet und betet an, er ist verzückt von Gott und weissagt die Auferstehung Christi. 

1-2 Aus der profanen Welt seines gegenwärtigen Lebens, in welchem auch David Verfolgung durch Gottlose leidet, tritt David ein in das Gebet dieses Liedes mit der Bitte um Bewahrung und begründet seine Bitte in seiner Vertrauensbeziehung zu Gott: Gott allein ist der HERR über alles - auch über seine Feinde. Und in Seiner Gegenwart verblasst die Welt und es wird strahlend klar: Gott selbst ist das einzig wahre Gut seines und unseres Lebens.   

3-4 Wie David aus der Gegenwart Gottes zurück blickt auf die Welt, sieht er die Heiligen und Herrlichen, die sich, wie er, zu Gott halten und freut sich an ihnen. Auch sieht er, wie aus der Ferne, die Gottlosen, die ihren nichtigen Götzen hinterher rennen und sich damit selbst das Herz zerbrechen. Mit ihnen will er keine Gemeinschaft haben. Auch mit ihren heidnischen Opferritualen (das israelitische Gesetz verlangt in 4Mo 28:7-7 ein Trankopfer aus starkem Wein, nicht aus Blut!) will er nichts zu schaffen haben, ja er will nicht einmal ihre Namen aussprechen. 

5-7 Davids Blick gleitet zurück zu Gott, dem einzig wahren Gut und Anteil (ESV: 'cup' = Quelle des Lebens, vgl. Abendmahl!) seines Lebens (vgl. Vers 2) und auf das wunderschöne, ihm durch Gottes Gnadenwahl (vgl. 4Mo 26:55 & Jes 34:17) vermachte Erbe, welches von Gott selbst behütet und bewahrt wird. So dankt er Gott, dessen Wort und Rat er dieses Glück verdankt (vgl. Ps 119:105

8-11 Im folgenden verschmelzen - angesichts der Schau von Gottes Herrlichkeit - Anbetung, Dank und Freude mit der Prophetie der Auferstehung Christi (vgl. Apg 2:27, Apg 13:35).

Niederländisches Glaubensbekenntnis - Artikel 2 - Von der Erkenntnis Gottes

Wir erkennen aber Gott auf zwei Weisen: Zuerst durch die Schöpfung, Erhaltung und Regierung dieser ganzen Welt (1). Denn diese ist für unsre Augen wie ein schönes Buch, in welchem alle Geschöpfe, kleine und große, gleich wie hingeschriebene Buchstaben sind, aus denen das unsichtbare Wesen Gottes ersehen und erkannt werden kann, nämlich seine ewige Macht und Göttlichkeit, wie der Apostel Paulus sagt Röm. 1, 20. Dies alles reicht hin, um die Menschen zu überführen und zu machen, dass sie keine Entschuldigung haben. Zweitens gibt er sich uns weit klarer und deutlicher in seinem heiligen und göttlichen Worte (2) zu erkennen und offenbart sich, soviel nämlich uns in diesem Leben zu seiner Ehre und zum Heile der Seinigen notwendig ist. 1) Ps. 19, 2; Eph. 4, 6 2) Ps. 19, 8

Mittwoch, 7. Dezember 2011

„Ist die Bibel wirklich ‚Gottes Wort‘?“ – Teil 1a: Glaubwürdigkeit aus literaturhistorischer Sicht (Fragen & Antworten)

In Antwort auf den Blog-Eintrag „Fragen an den christlichen Glauben: „Ist die Bibel wirklich ‚Gottes Wort‘?“ – Teil 1: Glaubwürdigkeit aus literaturhistorischer Sicht“ erreichten mich einige Fragen und Anmerkungen, die in einem simplen Kommentar – vor allem unter der von mir gewünschten Angabe von Literaturhinweisen und Querverweisen – nicht zu beantworten waren.
Daher möchte ich die Fragen & Anmerkungen, sowie die darauf gegebenen Antworten & Hinweise hier als eigenständigen Blog-Eintrag vorstellen:

Fragen & Anmerkungen
  • «Was sind „fragliche Zeilen“ [im Sinne der Überlieferungsgenauigkeit des NT]?»
  • «Abschriften des NT existieren in der Überzahl, weil die Kirche alles andere unterdrückt hat.»
  • «Die zeitliche Nähe der Abfassung sollte eher mit > 150 Jahren angegeben werden, da die Kanonisierung der Bücher des NT erst „um 180 n.Chr.“ stattfand.»
  • «Die Jünger/Schreiber der Evangelien waren ‚Nutznießer‘ des „industriellen Komplexes Kirche.“»
  • «Man schließt ..., dass Jesus den ... Satz [zum Scheidungsrecht der Frauen] ... nicht geäußert haben [kann].»
  • «...der Vergleich der Bibel mit der Ilias ist gut gewählt... In beiden werden Freiheiten des Autors (der Autoren) mit historischen Elementen vermischt und zu Kernaussagen im Rahmen einer Erzählung verdichtet.»
  • «Für eine Vorschrift, wie ich mein Leben ausrichten sollte, benötige ich mehr Fundierung.»

Antworten & Hinweise
Fragliche Zeilen
„Fragliche Zeilen“ sind solche, die aufgrund fragmentarischer Schriftstücke nicht, oder nur ungenau übersetzt werden können. Die Zahlen stammen von Norman Geisler, Theologe und Philosoph (B.A, M.A., Th.B., and Ph.D in Philosophie), sowie William Nix, Professor am Christian Heritage College.

Norman Geisler, William Nix, “A General Introduction to the Bible”, 1968, Chicago, Moody Press, S. 366+367. ISBN-13: 978-0802429162.

Überzahl der Abschriften
Sicher hat die Kirche, insbesondere im Mittelalter, durch schwere Verstöße gegen das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, sowie der Vorenthaltung der Wahrheit, Geldgier und anderer Sünden schwerste Schuld auf sich geladen.
Das ist eine wichtige, schwerwiegende und vor allem berechtigte Kritik an der Kirche.

Dennoch macht sie keine Aussage über die Genauigkeit der Überlieferung, bzw. über die Historizität archäologischer Funde: Bei den genannten Texten handelt es sich nicht allein um Abschriften aus der „Machtzeit“ der Kirche, sondern auch um überlieferte griechische Handschriften. Die Anzahl noch vorhandener griechischer Handschriften beläuft sich dabei auf 5.686. Das sind ca. 9x (!) so viele Handschriften, wie Abschriften von der Ilias Homers existieren (siehe auch: Josh McDowell, „Die Fakten des Glaubens“, 2003, S.118 (ISBN-10:
3-7751-1869-1).
In den Anfangsjahren, das bezeugen auch außerbiblische Geschichtsschreiber, war die Kirche nicht der gemeinhin bekannte „Machtkoloss“ heutiger oder mittelalterlicher Tage, der die Redaktion der historischen Geschichtsschreibung hätte beeinflussen können. Vielmehr wurden die Christen im ersten und angehenden zweiten Jahrhundert, z.B. von Sueton eher als „lästige Sekte“ empfunden. Dieses ‚Aberglaubens‘, so glaubte z.B. noch Plinius der Jüngere, könne man sich durch Folter(!) und erzwungene Abgötterei entledigen (siehe „Außerchristliche Notizen zu Jesus von Nazareth“ in Wikipedia).

[NOTIZ: Die restlichen >19.284 Manuskripte sind Abschriften in verschiedensten Sprachen – über 10.000 davon in lateinischer Sprache. Eine
Handschriftenliste kann bei der Universität Münster / Westf. eingesehen werden.]

Zeitliche Nähe der Abfassung
Die zeitliche Nähe zur Abfassung ergibt sich nicht aus der Kanonisierung – die ab 140 n.Chr. bis ins 4. Jahrhundert stattfand und mit dem Osterbrief des Athanasius 367 n.Chr. verbindlich festgeschrieben wurde (siehe Bechhaus) – sondern aus der Differenz des Datums der Abfassung der archäologischen Fundstücke und dem Zeitpunkt der darin beschriebenen Ereignisse.
Der Zeitpunkt ihrer Aufnahme in den biblischen Kanon ist für die Betrachtung der „zeitlichen Nähe zur Abfassung“ also belanglos. Vielmehr datieren die ältesten dieser Handschriften auf ca. 36 Jahre nach Christi Tod, wurden also bereits zu Lebzeiten der Augenzeugen abgefasst und nicht 150 Jahre später.

Die Jünger/Evangelisten als ‚Nutznießer‘
Die Schreiber der Evangelien waren nicht zwingend Jünger, so, wie etwa Matthäus oder Johannes und auch nicht zwingend Apostel, wie allein Johannes, sondern z.B. Gefolgsleute der Apostel, wie Markus oder Historiker & Arzt, wie Lukas.

Die ersten Christen wurden ihres Glaubens wegen zu Tode gefoltert (siehe „Außerchristliche Notizen zu Jesus von Nazareth“ in
Wikipedia) und – wie allgemein bekannt – in den römischen Arenen zum Spektakel der Massen an die Löwen verfüttert.

Auch von den 12 Aposteln starben alle bis Johannes den Märtyerertod, d.h. sie wurden auf grausame Art und Weise zu Tode gefoltert, weil sie an der Wahrheit dessen fest hielten, was sie beobachtet hatten und bezeugten: das Jesus der Christus ist; Gott in Menschlicher Gestalt:
„Das Wort, das zum Leben führt, war von Anfang an da. Wir haben es selbst gehört. Ja, wir haben es sogar mit unseren eigenen Augen gesehen und mit unseren Händen berührt. Dieses Leben hat sich uns gezeigt. Wir haben es gesehen und können es bezeugen. Deshalb verkünden wir die Botschaft vom ewigen Leben. Es ist von Gott, dem Vater, gekommen, und er hat es uns gezeigt. Was wir nun selbst gesehen und gehört haben, das geben wir euch weiter, damit ihr mit uns im Glauben verbunden seid.“ (1. Joh 1:1-3a)

Inwiefern man angesichts von Märtyrertoden von ‚Nutznießern‘ oder ‚ Vorteilsnehmern‘ reden kann oder sollte, scheint angesichts des historischen Blutvergießens äußerst fragwürdig.

Markus, Jesus und die Scheidungsfrage
Das Markus-Evangelium wurde „vorwiegend für eine heidenchristliche Gemeinde niedergeschrieben“, es wird jedoch angenommen, „dass auch judenchristliche Gemeindemitglieder zu den Hörern/Lesern Markus' zählten“ (siehe Wikipedia).

Für die betrachtete Scheidungsfrage macht das jedoch keinen Unterschied.

Die im NT gelehrte Gleichstellung von Mann und Frau – „...in dem Herrn ist weder die Frau etwas ohne den Mann noch der Mann etwas ohne die Frau...“ (1. Kor. 11:11) – wurde im Leben Christi schon allein dadurch deutlich, dass er Frauen zu seinen ‚Jüngern‘ (=Schülern!) zählte, was unter damaligen Rabbis absolut undenkbar war.

Die Schlussfolgerung ist also falsch. Markus hat sich nicht geirrt, sondern er zitiert lediglich Jesus, der auch schon vor der Niederschrift des NT sehr frauenfreundlich war. Wer das NT gelesen hat, ist über diese Tatsache nicht erstaunt, sondern weiß um diese Dinge.

Vergleich von Bibel und Ilias
Der Vergleich der Bibel mit der Ilias stammt von F.F. Bruce, Professor für Bibelkritik und Exegese an der Universität von Manchester sowie Bruce M. Metzger, Professor für Neutestamentliche Sprache und Literatur des Princeton Theological Seminary.
Der Vergleich wurde übrigens angestellt, um die Genauigkeit der Überlieferung zu vergleichen – und nicht um beide Texte dem Genre der Erzählung zuzuordnen. Für die ‚Ilias‘ scheint diese Zuordnung jedoch zutreffend zu sein.
F.F. Bruce war einer der einflussreichsten Neutestamentler in der britischen Theologie des 20. Jahrhunderts (weitere Infos zu F.F. Bruce, siehe Wikipedia).
Metzger war einer der führenden Experten für die Textkritik des Neuen Testaments und hat an mehreren Bibelübersetzungen mitgewirkt. Er gehörte zu den Editoren des Nestle-Aland Novum Testamentum Graece (weitere Infos zu Bruce M. Metzger, siehe Wikipedia).

Die Autorität der Schrift
Wenn das übereinstimmende Zeugnis der Evangelien, wie die innere Harmonie der verschiedenen Bücher der Heiligen Schrift (und das trotz der Jahrtausende währenden Geschichte und der Unzahl verschiedener Autoren), das minutiöse Eintreffen göttlicher Prophetie, die überwältigende Anzahl erhaltener Handschriften, das übereinstimmende Zeugnis von Archäologie und biblischen Angaben, etc. pp. nicht ausreichen, dann scheint mir das Problem nicht an einem „Mangel an Fundierung“ zu liegen.
Und das bringt mich zu meinem wichtigsten Punkt:
Immer wieder ist festzustellen, dass von Kritikern Argumente ins Feld geführt werden, die den Anschein erwecken, dass das Objekt der Betrachtung, trotz aller geäußerten Kritik, entweder gar nicht oder zumindest nicht vollständig studiert wurde. In solcher Weise Kritik zu üben ist jedoch unwissenschaftlich; und das aus gutem Grund:

Zur Kritik an einer Sache berechtigt vor allem die Kenntnis der Sache selbst – und nicht die Aussage von Meinungen über die Sache. Kein Wissenschaftler würde es wagen, Einsteins Relativitätstheorie so scharf zu kritisieren, nur weil die Zeitdilatation – nach Meinung einer überwältigenden Mehrheit – nicht in die altbekannte Vorstellungswelt Newtons hinein zu passen scheint. Vielmehr ist es zu Recht gängige Praxis, zuerst die Quellen zu studieren, sodann Sekundärliteratur zu bemühen, um erst am Ende zu einem Urteil zu kommen; in diesem Falle: dass Einstein Recht hat. Somit würde ich mir eben genau das für die Zukunft dieses Blogs wünschen: Die Äußerung von Kritik, die sich auf eingehende und persönliche Kenntnisse der Sache stützt – und, wo dieses Wissen noch nicht vorhanden ist, Fragen zu stellen. Nur so ist eine fundierte Auseinandersetzung auch öffentlich möglich. Ziel dieses Blogs ist nicht der polemische Meinungsabtausch, sondern die aufrichtige Suche nach Wahrheit – basierend auf wissenschaftlich nachweisbaren Fakten.
In diesem Sinne: Anbei die Stimmen etlicher renommierter Wissenschaftler namhafter Universitäten, welche sich, nach zum Teil jahrzehntelangem Studium der Fakten, zum Thema „Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments“ zu äußern wagten. Ihr Urteil ist einhellig: Dass es sich bei den Berichten des NT nicht, wie oft vermutet, um eine mythische Erzählung wie der ‚Ilias‘ handelt, sondern um einen Bericht historischer Tatsachen:

Stimmen renommierter Wissenschaftler
C.S. Lewis, Professor für Literatur in Cambridge
Lewis war Literaturwissenschaftler und lehrte am Magdalen College. Dort hatte er den Lehrstuhl für englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge inne. Lewis nahm Stellung gegen jene, die meinten, die Evangelien würden aus erfundenen Legenden bestehen:
"Als Literaturhistoriker bin ich restlos davon überzeugt, dass die Evangelien keine Legenden sind - was immer sie auch sonst sein mögen. Ich habe sehr viele Legenden gelesen, und es ist für mich eindeutig, dass die Jesusgeschichten nicht in diese Gattung passen. Sie sind nicht kunstvoll genug, um Legenden zu sein. In der Darstellung ihrer Inhalte sind sie unbeholfen, sie arbeiten die Dinge nicht sauber heraus. Der größte Teil des Lebens Jesu bleibt uns genau so unbekannt wie das Leben irgendeines seiner Zeitgenossen. Kein Volk, das einen seiner Helden zum legendären Heiligen erheben wollte, würde so etwas zulassen. Auch kenne ich, außer einigen Teilen aus den platonischen Dialogen, in der Literatur des Altertums keinerlei Gespräche, wie sie etwa im Johannesevangelium vorkommen. Bis fast in unsere Zeit gab es sie einfach nicht. Erst vor etwa hundert Jahren, mit dem Aufkommen des realistischen Romans, fand das Gespräch Eingang in die Literatur. Und noch ein anderer Aspekt: In der Geschichte von der Ehebrecherin wird uns erzählt, Jesus habe sich gebückt und mit dem Finger etwas in den Staub gekritzelt. [„Dies aber sagten sie, ihn zu versuchen, damit sie etwas hätten, um ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.“ (Joh 8:6)] Dieser Hinweis bringt nichts ein. Niemand hat je eine Lehre darauf gegründet. Aber solch kleine unbedeutende Details nur zu erfinden - das wäre ein ganz moderner Kunstgriff. Ist nicht die einzige Erklärung für diese Schilderung die, dass es sich wirklich so zugetragen hat? Der Schreiber erzählte es, einfach weil er es gesehen hatte."
C.S. Lewis, „Gott auf der Anklagebank“, Kap 9: „Was sollen wir mit Jesus Christus anfangen?“, S. 96. (vgl. „Sind die Evangelien wirklich Legenden?“). Im engl. Original ist dieses Essay entnommen aus „Asking Them Questions“, Third series, herausgegeben von Ronald Selby Wright (Oxford University Press, 1950), S.95-104. ISBN-13 der deutschen Ausgabe: 978-3765534720.

Will Durant – Philosoph, Historiker & Pulitzer-Preisträger
Der Historiker Will Durant besaß große Erfahrung im Umgang mit der Überprüfung historischer Ereignisse und analysierte sein Leben lang antike Aufzeichnungen. Er schrieb über die Meinung einiger, die Evangelien seien erfunden worden:
"Obwohl die Schreiber der Evangelien sich ganz klar zu Jesus bekennen, berichten sie doch von vielen Begebenheiten, die verschwiegen worden wären, wenn es sich bei den Evangelien um reine Dichtung handeln würde, zum Beispiel das Buhlen der Apostel um die höchsten Plätze im Himmelreich [Mt 20,20–28; Mk 10,35–45], ihre Flucht nach Jesu Festnahme [Mt 26,47-56; Mk 14,43–50], die Verleugnung des Petrus [Mt 26,69-75; Mk 14,66–72; Lk 22,56–62; Joh 18,15–18.25–27], die Bemerkungen einiger Zuhörer Jesu gegenüber bezüglich seines möglichen Wahnsinns [Mk 3,21; Joh 10,20], sein verzweifelter Schrei am Kreuz [Mt 27,46; Mk 15,34]. Beim Lesen spürt man, wie real die Szenen und Handelnden beschrieben werden. Sollte eine Handvoll einfacher Männer tatsächlich eine solch gewaltige Persönlichkeit wie Jesus, eine solch erhabene Ethik und eine solch beeindruckende Idee von Brüderschaft unter den Menschen aus dem Nichts erfunden haben, grenzte dies an ein weit unglaublicheres Wunder als irgendein in den Evangelien beschriebenes Wunder. Auch nach zwei Jahrhunderten historischer Bibelkritik sind das Leben, Reden und Wesen Christi unbeschadet geblieben. Er ist die faszinierendste Person in der Geschichte der westlichen Welt."
Will Durant, Caesar and Christ, the Story of Civilisation, New York, 1944, S.557. Deutsch: Caesar und Christus (Die Geschichte der Zivilisation, Band 3), Bern 1949. ASIN der deutschen Auflage von 1957 (Bernd Francke Verlag): B006ECBE2Q.

F.F. Bruce – Professor für Bibelkritik und Exegese an der Universität von Manchester
"Wir haben viel mehr Unterlagen für die neutestamentlichen Schriften als für die meisten Schriften der klassischen Autoren, deren Echtheit anzuzweifeln niemand einfallen würde. Wäre das Neue Testament eine Sammlung von weltlichen Schriften, so wäre seine Echtheit im Allgemeinen über allen Zweifel hoch erhaben. Es ist eine seltsame Tatsache, dass Historiker den neutestamentlichen Schriften oft viel bereitwilliger Vertrauen geschenkt haben als viele Theologen."
F.F. Bruce, „Das Neue Testament: glaubwürdig, wahr, verläßlich“, Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell, 1997, übs. des engl. Originals: The New Testament Documents - are they reliable?, 1943. ISBN-13: 978-3880026421.

Prof. Kurt Aland – Institut für neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster
Nach 40jähriger Forschungsarbeit stellte Prof. Kurt Aland vom Institut für neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster zur Überlieferung des Neuen Testaments fest: "Der Text des Neuen Testaments ist hervorragend überliefert, besser als der jeder anderen Schrift der Antike; die Aussicht, dass sich Handschriften finden, die seinen Text grundlegend verändern, ist gleich Null."
Kurt Aland, Das Neue Testament zuverlässig überliefert. Die Geschichte des neutestamentlichen Textes und die Ergebnisse der modernen Textforschung, Reihe: Wissenswertes zur Bibel, Teil 4, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1986, S.28. ASIN der Ausgabe von 1993: B0052U73C6.

Dienstag, 6. Dezember 2011

„Ist die Bibel wirklich ‚Gottes Wort‘?“ – Teil 2: Glaubwürdigkeit aus Sicht der Prophetie

Im Teil 1 hatte ich gezeigt, dass die Bibel ein literaturhistorisches Werk der Antike von höchster Überlieferungsgenauigkeit ist – genauer noch als die ‚Ilias‘ des Homer und der ‚De bello Gallico‘ des Caesar.
In diesem zweiten Teil möchte ich nun der Frage nachgehen, inwiefern die Bibel allein das Werk von Menschen ist. Anbei noch einmal der Überblick über die verschiedenen Perspektiven:
  • die Perspektive der Literaturgeschichte (Teil 1) 
  • die Perspektive der Prophetie (dieser Teil 2) und 
  • die Perspektive der Archäologie (Teil 3)
Im Teil 1 ging ich der Frage nach, ob die Bibel wirklich so „schlecht überliefert“ ist, wie es ihr Ruf ist. Im diesem zweiten Teil gehe ich der Frage nach, ob die Bibel wirklich nur Menschenwerk ist und im letzten Teil, dem Teil 3, möchte ich der Frage nachgehen, ob die Bibel eine Fabel ist.
Prophetie und Propheten
Eingangs scheint es hilfreich, den Begriff der Prophetie kurz zu umreißen.
Die Wikipedia schreibt hierzu: «Als Prophetie bezeichnet man die Verkündigung von Botschaften ... durch Personen, die sich durch einen Gott berufen sehen. Solche Propheten (von altgriechisch pro-phetes: „Fürsprecher”, „Sendbote”) legitimieren ihre Botschaft im Unterschied ... zum Wahrsagen durch den Auftrag einer Gottheit, den sie als Intuition, Audition und/oder Vision zu empfangen und öffentlich weiterzugeben beanspruchen. Prophetie ... ergeht mündlich, wurde vielfach dann schriftlich fixiert und überliefert und umfasst nicht nur Zukunftsereignisse, sondern vielfach auch Kritik an der Vergangenheit und Gegenwart ihrer Adressaten.»
Wer sich mit der Bibel eingehender befasst, stellt dabei fest, dass die Prophetien im Alten und Neuen Testament sich von der landläufigen Wahrsagerei oder Zeichendeuterei deutlich unterscheidet – und zwar durch die Fülle an Fakten, mit welcher die prophetisch vorausgesagte Ereignisse zum Teil bis ins Detail beschrieben und vorhergesagt werden. Die Fülle der Details ist dabei so groß und der zeitliche Unterschied zwischen der Botschaft der Prophetie und dem Eintreffen des Ereignisses so lang, dass eine zufällige Erfüllung oder eine unbewusste Erfüllung im Sinne „Selbsterfüllender Prophezeiung“ ausgeschlossen ist.
Das ist natürlich eine steile Behauptung, deren Wahrheitsgehalt es kritisch zu betrachten und an den wissenschaftlich nachweisbaren Fakten zu messen gilt. Daher an dieser Stelle erst einmal einige gut nachprüfbare historische Fakten zu einigen Prophetien; genauer: zu Lebzeiten und Wirkungsperioden der, stellvertretend für die Gesamtheit, hier vorgestellten, biblischen Propheten:
  • David                    lebte um 1.000 v. Chr., s. Wikipedia 
  • Micha                   wirkte 757–697 v. Chr., s. Wikipedia 
  • Jesaja                   wirkte 740 und 701 v. Chr., s. Wikipedia 
  • Daniel                  lebte um 605 v. Chr., s. Wikipedia 
  • Sacharja              wirkte ab 520 v.Chr., s. Wikipedia 
  • Maleachi             verfasst um ca. 433 bis 424 v. Chr., vgl.  Jesus.ch und Wikipedia

Die Vorhersagen – Eine Zusammenfassung
Diese Propheten haben sich alle mit einer Person beschäftigt, die für die Zukunft erwartet wurde, dem Messias. Über diesen wurde – zusammengefasst –folgendes vorhergesagt:
  • Er wird der Sohn einer Jungfrau sein
  • Er wird in Bethlehem geboren werden
  • Er wird Gott sein und einen Boten vorausschicken, der sein Kommen ankündigt
  • Dieser Gott in menschlicher Gestalt wird Blinde, Taube, Gelähmte und Stumme heilen
  • Für ihn werden 30 Silberstücke Preisgeld ausgesetzt und in den Tempel geworfen
  • Er, der Gottessohn wird gefoltert, Hände und Füße durchbohrt, seine Kleider werden verlost
    (siehe vor allem auch der Kommentar zum 22. Psalm)
  • Er wird grausam getötet, im Grab eines Reichen beerdigt und wird doch weiter leben!

Die Vorhersagen – im Einzelnen
Für diejenigen Leser, die der genaue Wortlaut der Prophetien interessiert, ist er hier in der modernen Übersetzung der Bibel („Hoffnung für Alle“) wiedergegeben: 
  • „Jetzt gibt euch der Herr von sich aus ein Zeichen: Eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn bekommen.“ (Jesaja 7:14)
     
  • „Aber zu Bethlehem ... sagt der Herr: "Du bist zwar eine der kleinsten Städte Judas, doch aus dir kommt der Mann, der mein Volk Israel führen wird.“ (Micha 5:2)
  • „Der Herr, der allmächtige Gott, antwortet: "Ich schicke meinen Boten voraus, der mein Kommen ankündigt und die Menschen darauf vorbereitet“ (Maleachi 3:1)
  • „Gott selbst kommt, um euch zu helfen und euch zu befreien. Dann bekommen die Blinden ihr Augenlicht wieder, und die Tauben können hören. Gelähmte springen wie ein Hirsch, und Stumme singen aus voller Kehle.“ (Jesaja 35:4b-6a)
  • „Da sagte der Herr zu mir: "Das ist also die stolze Summe, die ich ihnen wert bin! Wirf das Geld dem Schmelzer vor die Füße!" Ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie im Tempel ... .“ (Sacharja 11,12-13)
  • „Meine Kraft schwindet wie Wasser, das versickert, und alle meine Knochen lösen sich voneinander. Mein Herz verkrampft sich vor Angst, und meine ganze Kraft ist dahin. Die Zunge klebt mir am Gaumen. Du lässt mich im Tode versinken. Eine Meute übler Verbrecher umkreist mich, gierig wie wildernde Hunde. Hände und Füße haben sie mir durchbohrt. Ich kann alle meine Knochen zählen. Sie aber starren mich an, diese schaulustigen Gaffer! Schon teilen sie meine Kleider unter sich auf und losen um mein Gewand!“ (Psalm 22:15-19)
  • „Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und grausam hingerichtet. Niemand glaubte, dass er noch eine Zukunft haben würde. Man hat sein Leben auf dieser Erde ausgelöscht. Wegen der Sünden meines Volkes wurde er zu Tode gequält! Man begrub ihn bei Gottlosen, im Grab eines reichen Mannes, obwohl er sein Leben lang kein Unrecht getan hatte. Nie kam ein betrügerisches Wort über seine Lippen. Doch es war der Wille des Herrn: Er musste leiden und blutig geschlagen werden. Wenn er mit seinem Leben für die Schuld der anderen bezahlt hat, wird er Nachkommen haben. Er wird weiterleben und den Plan des Herrn ausführen. Wenn er dieses schwere Leid durchgestanden hat, sieht er wieder das Licht und wird für sein Leiden belohnt. Der Herr sagt: "Mein Bote kennt meinen Willen, er ist schuldlos und gerecht. Aber er lässt sich für die Sünden vieler bestrafen, um sie von ihrer Schuld zu befreien.“ (Jesaja 53:8-11)

Die Erfüllung der Prophetie – Eine Zusammenfassung
Über die historische Genauigkeit und Glaubwürdigkeit der Bibel und des Neuen Testamentes hatte ich bereits in Teil 1 berichtet.
Dieses Neue Testament, dessen Historizität besser bezeugt ist, als der Gallische Krieg des Caesar, macht nun, nach Ablauf einer Zeitspanne von 424 bis ca. 1.000 Jahren (!) nachdem diese Voraussagen aufgeschrieben wurden, folgende historische Angaben:
  • Jesus war der Sohn einer Jungfrau – deren Mann über die Schwangerschaft so pikiert war, dass er sich aufgrund zwar falscher, doch nachvollziehbarer Vermutungen von ihr trennen wollte
  • Jesus Eltern wohnten eigentlich in Nazareth, mussten aber aufgrund eines Zensus des Kaisers Augustus (63 v.Chr. – 14 n.Chr., siehe Wikipedia) in die Heimatstadt ihrer Vorfahren, nach Bethlehem reisen – dort wurde Jesus dann eher unfreiwillig geboren.
  • Johannes der Täufer wird von der theologischen und politischen Elite seiner Zeit ins Verhör genommen – und bestätigt, dass er der schon vor langem angekündigte Bote ist, der Gott dem Herrn vorausgeht
  • Jesus heilt Blinde, Taube und Gelähmte – Er, der allmächtige Gott erweckt sogar Tote zum Leben
  • Judas verrät Jesus um das Preisgeld von 30 Silberstücken – die er nach dem Verrat in den Tempel wirft
  • Jesus wird gekreuzigt – ihm werden Hände und Füße mit Nägeln durchbohrt – und die römischen Soldaten, die Besatzer Israels, würfeln um seine Kleider
  • Jesus starb – und wurde im Grab eines reichen Mannes begraben...
  • ...und lebt doch – für einen Menschen völlig unmöglich – weiter

Die Erfüllung der Prophetie – im Einzelnen
Im Einzelnen berichtet das Neue Testament von folgenden Ereignissen: 
  • „Und so wurde Jesus Christus geboren: Seine Mutter Maria war mit Josef verlobt. Noch vor der Ehe erwartete Maria - durch den Heiligen Geist - ein Kind. Josef wollte nach Gottes Geboten handeln, aber auch Maria nicht öffentlich bloßstellen. So überlegte er, die Verlobung stillschweigend aufzulösen. Noch während er nachdachte, erschien ihm im Traum ein Engel Gottes und sagte: "Josef, du Nachkomme Davids, zögere nicht, Maria zu heiraten! Denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn bekommen, den sollst du Jesus nennen. Denn er wird die Menschen seines Volkes von ihren Sünden befreien." (Matthäus 1:18-21) 

  • „In dieser Zeit befahl Kaiser Augustus, alle Bewohner des römischen Reiches in Listen einzutragen. Eine solche Volkszählung hatte es noch nie gegeben. Sie wurde durchgeführt, als Quirinius Statthalter in Syrien war. Jeder musste in seine Heimatstadt gehen, um sich dort eintragen zu lassen. So reiste Josef von Nazareth in Galiläa nach Bethlehem in Judäa. Denn er war ein Nachkomme Davids und in Bethlehem geboren. Josef musste sich dort einschreiben lassen, zusammen mit seiner Verlobten Maria, die ein Kind erwartete. In Bethlehem kam für Maria die Stunde der Geburt. Sie brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe im Stall, denn im Gasthaus hatten sie keinen Platz bekommen.“ (Lukas 2:1-7)
     
  • „Die führenden Männer der Juden in Jerusalem schickten einige Priester und Leviten zu Johannes. Sie fragten ihn: "Wer bist du?" Da bekannte Johannes und ließ keinen Zweifel offen: "Ich bin nicht Christus, auf den wir alle warten." "Wer bist du dann?", fragten sie weiter. "Bist du vielleicht Elia?" Johannes verneinte auch das. "Bist du der Prophet, den Mose uns angekündigt hat?" "Nein!", entgegnete Johannes. "Dann sag uns doch, wer du bist. Welche Antwort sollen wir denen geben, die uns hergeschickt haben?" Da sagte Johannes: "Der Prophet Jesaja hat es schon angekündigt: 'Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Räumt die Hindernisse aus dem Weg, denn der Herr will kommen!'"“ (Johannes 1:19-23)
  • „Jesus heilte gerade viele von ihren Krankheiten und Leiden. Er befreite Menschen ... und den Blinden schenkte er das Augenlicht wieder. Deshalb antwortete er den Jüngern des Johannes: "Geht zu Johannes zurück und erzählt ihm, was ihr gehört und gesehen habt: Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden wieder lebendig, und den Armen wird die rettende Botschaft verkündet! Und sagt ihm: Glücklich ist jeder, der nicht an mir Anstoß nimmt!"“ (Lukas 7:21-23)
  • „Als Judas, der Verräter, sah, dass Jesus zum Tode verurteilt werden sollte, bereute er bitter, was er getan hatte. Er brachte den Hohepriestern und den führenden Männern des Volkes die dreißig Silbermünzen zurück. "Ich habe eine große Schuld auf mich geladen und einen Unschuldigen verraten!", bekannte er. "Was geht uns das an?", gaben sie ihm zur Antwort. "Das ist deine Sache!" Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel.“ (Matthäus 27:3-5)
  • „Dort schlugen sie ihn ans Kreuz. Rechts und links von ihm wurden zwei andere Männer gekreuzigt.  Pilatus ließ ein Schild an das Kreuz Jesu nageln, auf dem die Worte standen: "Jesus von Nazareth, der König der Juden!" ... Als die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider unter sich auf, so dass jeder der vier Soldaten etwas davon bekam. Das Untergewand war in einem Stück gewebt, ohne jede Naht. Deshalb beschlossen sie: "Dieses Untergewand wollen wir nicht aufteilen. Wir werden darum losen."“ (Johannes 19:18-19.23-24)
  • „Josef, ein Mann aus Arimathäa, einer Stadt in Judäa, ging zu Pilatus und bat ihn, den toten Jesus begraben zu dürfen. Er war Mitglied des Hohen Rates und ein guter Mensch, der nach Gottes Willen lebte und auf das Kommen der neuen Welt Gottes wartete. Er hatte nicht zugestimmt, als der Hohe Rat Jesus zum Tode verurteilt hatte. Er nahm Jesus vom Kreuz, wickelte den Toten in ein feines Leinentuch und legte ihn in ein neu angelegtes Grab, das in einen Felsen gehauen war.“ (Lukas 23:50-53)
  • „Noch während sie berichteten, stand Jesus plötzlich mitten im Kreis der Jünger. "Friede sei mit euch!", begrüßte er sie. Die Jünger erschraken furchtbar. Sie dachten, ein Geist stünde vor ihnen. "Warum habt ihr Angst?", fragte Jesus. "Wieso zweifelt ihr daran, dass ich es bin? Seht doch die Wunden an meinen Händen und Füßen! Ich bin es wirklich. Hier, fasst mich an und überzeugt euch, dass ich kein Geist bin. Geister sind doch nicht aus Fleisch und Blut!" Und er zeigte ihnen seine Hände und Füße. Aber vor lauter Freude konnten sie es noch immer nicht fassen, dass Jesus vor ihnen stand. Endlich fragte er sie: "Habt ihr etwas zu essen hier?" Sie brachten ihm ein Stück gebratenen Fisch, den er vor ihren Augen aß. Dann sagte er zu ihnen: "Erinnert euch daran, dass ich euch oft angekündigt habe: 'Alles muss sich erfüllen, was bei Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich steht.'" Nun erklärte er ihnen die Worte der Heiligen Schrift. Er sagte: "Es steht doch dort geschrieben: Der Messias muss leiden und sterben, und er wird am dritten Tag von den Toten auferstehen. Alle Völker sollen diese Botschaft hören: Gott wird jedem, der zu ihm umkehrt, die Schuld vergeben.“ (Lukas 24:36-47)

Zwischenbilanz
Kurz: Das Neue Testament, für die Bezeugung von dessen Glaubwürdigkeit die Apostel mit ihrem Leben bezahlt hatten – Petrus sogar, indem er kopfüber gekreuzigt wurde – bestätigt, dass sich die alttestamentlichen Prophetien im Detail in der Person Jesu Christi erfüllt  haben.
Und das, obwohl alle Faktoren von außen nicht hätten gesteuert werden können: 
  • Kein Mensch hat Einfluss darauf, wo und von wem er geboren wird
  • Kein Mensch ist in der Lage, so wie Christus Blinde, Taube, Gelähmte und Stumme zu heilen und sogar Tote (Lazarus war schon im Verwesungsprozess begriffen!) wieder zum Leben zu erwecken
  • Kein Mensch ist in der Lage, den genauen Lohn zweier verfeindeter Parteien zu bestimmen – und schon gar nicht für den eigenen Verrat
  • Niemand würde sich kreuzigen lassen, um eine Prophezeiung zu erfüllen – noch viel weniger könnte er eine militärische Besatzungsmacht davon überzeugen, auf welche Weise sie die Habseligkeiten eines „Schwerverbrechers aus der besetzten Zone“ untereinander aufzuteilen hätten
  • Auch kann kein Mensch aus eigener Kraft von den Toten zurück kommen – es sei denn, er ist tatsächlich der allmächtige Gott und Schöpfer des Lebens
Vor allem aber kann niemand im Nachhinein dafür sorgen, dass alle diese Dinge bis zu 1.000 Jahre vorher – von Menschen unterschiedlichster Zeitalter – minutiös angekündigt werden und sich dann exakt so, wie vorausgesagt, erfüllen.

Ein Schmankerl für Skeptiker – Beispiele aus den Geschichtsbüchern
Wer an dieser Stelle noch immer nicht davor überzeugt ist, dass die Bibel echte Prophetien enthält, dem seien zwei letzte (von mehreren tausend!) Beispielen erfüllter Prophetie genannt:
Der Fall der phönizischen Hafenstadt Tyrus
Ca. 700 vor Christus schrieb der Prophet Jesaja über die phönizische Hafenstadt Tyrus:
„Das ist Gottes Botschaft an Tyrus: Heult, ihr Leute auf den großen Handelsschiffen, denn eure Stadt liegt in Schutt und Asche! In euren Hafen könnt ihr nicht mehr einfahren. Die Gerüchte, die ihr auf Zypern gehört habt - sie sind alle wahr! Es soll euch die Sprache verschlagen, ihr Bewohner der phönizischen Küste! Vorbei ist die Zeit, in der zahlreiche Händler aus Sidon eure Gegend bevölkerten. Mit ihren Handelsschiffen segelten sie in ferne Länder und unternahmen mühevolle Reisen über das weite Meer. Was in Ägypten am Nil gesät und geerntet wurde, das verkauften die Phönizier in alle Welt. Ja, Sidon war zum Handelsplatz der Völker geworden. Beschämt stehst du da, Sidon, und du, Tyrus, die Festung am Meer! Denn das Meer klagt: "Ach, es ist, als hätte ich nie Kinder geboren, nie Söhne und Töchter großgezogen!" Wenn die Ägypter diese Nachricht über Tyrus hören, werden sie sich winden vor Entsetzen. Weint und klagt, ihr Küstenbewohner! Rettet euch und segelt hinüber nach Tarsis in Spanien! Soll das Tyrus sein, die Stadt, die früher so fröhlich und berühmt war? Sie, die in grauer Vorzeit schon gegründet wurde? Ihre Abgesandten reisten doch immer bis in die fernsten Länder, gründeten überall Kolonien und setzten Könige als Herrscher über diese Gebiete ein. Die phönizischen Händler waren Fürsten und gehörten zu den angesehensten Männern der Erde. Wer hat dieses Unheil über Tyrus beschlossen? Der Herr, der allmächtige Gott, hat es getan! Er wollte dem Hochmut der Phönizier ein Ende bereiten; die angesehensten Männer der Erde hat er gedemütigt.“ (Jesaja 23:1-9)
Aus den Geschichtsbüchern wissen wir, dass Alexander der Große über 3 Jahrhunderte später, im Jahre 332 v.Chr., die Hafenstadt Tyrus belagerte, alle männlichen Einwohner töten, die letzten 2.000 Überlebenden  ans Kreuz schlagen ließ und  Frauen und Kinder in die Sklaverei verkaufte (siehe Wikipedia).
Die Aufteilung des Alexandrinischen Reiches
Ca. 605 vor Christus beschrieb der Prophet Daniel vier aufeinander folgende Weltreiche: Das Reich der Babylonier, der Meder & Perser, der Griechen und der Römer. Über das griechische Reich heißt es dort:
„Doch ... zerfällt sein Reich in vier Teile, die im Norden, Süden, Osten und Westen liegen und viel schwächer sind als das vorige. Keiner der königlichen Nachkommen kann weiterregieren, das Königshaus geht unter, und andere reißen die Macht an sich.“ (Daniel 11:4)
Und eben diese Aufteilung des Reiches Alexanders des Großen in vier Teile fand zwischen 333 v. Chr. und 323 v. Chr. – also über zwei Jahrhunderte nach(!) Daniel statt.
Und in der Tat: Seine Nachkommen können nicht weiter regieren. In der Wikipedia heißt es dazu:
„Nach Alexanders Tod erwies sich die Loyalität zu seiner Familie, die keinen herrschaftsfähigen Nachfolger stellen konnte, als sehr begrenzt. Zwar wurde zunächst der Erbanspruch seines geistessschwachen Halbbruders und auch der seines postum geborenen Sohnes anerkannt, doch hatte diese Regelung keinen Bestand. Seine Mutter Olympias von Epirus, seine Frau Roxane, sein Sohn Alexander IV., sein illegitimer Sohn Herakles, seine Schwester Kleopatra, seine Halbschwester Kynane, deren Tochter Eurydike und sein Halbbruder Philipp III. Arrhidaios fanden einen gewaltsamen Tod. Statt der Angehörigen des bisherigen makedonischen Königsgeschlechts übernahmen Alexanders Feldherren als seine Nachfolger... die Macht“
Detailliertere Informationen finden sich hier.

Fazit
Zurück zu unserer Fragestellung „inwiefern die Bibel allein das Werk von Menschen ist“:
Alexander der Große war eine historische Figur und seine Lebzeiten und die Daten seiner Eroberungen sind bestens bekannt. Auch die Lebzeiten der Propheten und die Datierung ihrer Prophetien auf mehrere Jahrhunderte vor(!) den geschichtlichen Ereignissen sind zweifelsfrei belegt.
Wenn die Bibel also wirklich nur Menschenwerk wäre, dann sind die oben genannten Prophetien und deren minutiöse Erfüllung schlicht nicht erklärbar.
Erst wenn man erkennt, dass die Bibel tatsächlich ist, was sie zu sein behauptet – das von Menschen aufgeschriebene Wort des ewigen & allwissenden Gottes, erst dann fallen alle Puzzle-Steine an ihren richtigen Platz:
Gott allein kennt unsere Zukunft – und das von Ewigkeit her. Für ihn, den Allwissenden, ist es ein Leichtes, zu wissen, was geschehen wird – und uns das zu offenbaren und mitzuteilen, was für uns einmal Wesentlich sein wird.
Die Bibel ist Gottes Wort – an Menschen offenbart und von Menschen niedergeschrieben – und doch auf unverkennbare und nachprüfbare Weise übernatürlichen Ursprungs.

„Ist die Bibel wirklich ‚Gottes Wort‘?“ – Teil 1: Glaubwürdigkeit aus literaturhistorischer Sicht

Die Frage: „Ist die Bibel wirklich von Gott inspiriert?“ ist eigentlich eine Frage, die selten in dieser Form gestellt wird. Vielmehr verbirgt sie sich hinter vielen Behauptungen, die in Gesprächen über den Christlichen Glauben und die Bibel immer wieder ausgesagt werden, wie z.B.: „Die Bibel ist schlecht überliefert.“, oder „Die Bibel ist Menschenwerk.“ und letztlich „Die Bibel ist eine Fabel.“.
Um der Frage des Titels nachzugehen, möchte ich sie mehreren Perspektiven betrachten:
  • aus der Perspektive der Literaturgeschichte (Teil 1) 
  • aus der Perspektive der Prophetie (Teil 2) und 
  • aus Perspektive der Archäologie (Teil 3)
Im Teil 1 gehe ich dabei der Frage nach, ob die Bibel wirklich so „schlecht überliefert“ ist, wie es ihr Ruf ist. Im Teil 2 gehe ich der Frage nach, ob die Bibel wirklich nur Menschenwerk ist und im letzten Teil, dem Teil 3, der Frage, ob die Bibel eine Fabel ist.
Vorab ist es mir wichtig festzustellen, dass ich alle genannten Fragen für gute Fragen halte. Denn es sind Fragen wissenschaftlichen Zweifelns. Mit ‚wissenschaftlichem Zweifel‘ meine ich dabei eine der Grundlagen wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens: Die Richtigkeit einer Behauptung so lange anzuzweifeln, bis sie durch Fakten bewiesen oder widerlegt ist.
Eine weitere Grundlage wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens ist Unvoreingenommenheit. Doch wirklich unvoreingenommen ist niemand. Jeder von uns hat einen (seinen) Standpunkt – und das ist auch gut so, denn ohne verschiedene Standpunkte gäbe es keinen Dialog, keine Kritik und damit auch keinen wissenschaftlichen Fortschritt.
Gleichwohl ist es mir wichtig darauf hinzuweisen, dass wir manche Fakten gar nicht wahrnehmen, weil sie uns, z.B. aus dem Glauben heraus, wir „wüssten“ die – anderslautende – Wahrheit bereits, als nicht ernst zu nehmen vorkommen – ohne den eigenen Standpunkt jemals faktisch hinterfragt zu haben.
Mit Unvoreingenommenheit meine ich also nicht, keinen eigenen Standpunkt zu haben, sondern die Fähigkeit, den hier vorgetragenen Standpunkt zu erfassen und auf seinen faktischen Gehalt zu prüfen und allein das für wahr zu halten, was durch harte Fakten gesichert werden kann.

Um aus der ersten Perspektive zu klären, inwiefern die Bibel ein glaubwürdiges Dokument ist, ist ein Vergleich mit bekannten Schriften der Antike, allen voran der „Ilias“ des Homer und dem „De bello gallico“ des Cäsar nicht nur interessant, sondern vor allem aufschlussreich (siehe auch mein früherer Post): 


Genauigkeit der Überlieferung
Dabei fällt folgendes ins Auge: Die „Ilias“ beherbergt 764 fragliche Zeilen von insgesamt ~15.600, was einer „Fraglichkeit“ von 4,9%, bzw. einer Textgenauigkeit von 95,1% entspricht. Damit ist sie das am zweitbesten rekonstruierbare Dokument der Antike. Das Neue Testament enthält dem gegenüber ~20.000 Textzeilen. Allein 40 davon sind „fraglich“, entsprechend einer Ratio von 0,2% oder einer Textgenauigkeit von 99,8%. Damit ist das NT das am besten überlieferte Schriftstück der Antike.


Belege durch "Textzeugen"
Beim Vergleich der Anzahl erhaltener Abschriften dieser antiken Dokumente fällt weiter ins Auge: Von der „Ilias“ sind 643 Abschriften erhalten, von Cäsar’s „De bello gallico“ 10 und vom Neuen Testament 5.500 bis 5.600 überlieferten Handschriften und insgesamt 24.970 Manuskripte. Damit ist das NT nicht nur das am genauesten überlieferte, sondern auch das am besten „bezeugte“ Schriftstück der Antike.


Zeitliche Nähe der Abfassung
Vergleicht man weiter die Zeitspanne zwischen der Abfassung der Dokumente und ihrer ältesten Abschrift, so fällt ins Auge, dass hier bei der „Ilias“ ganze 400 Jahre dazwischen liegen. Beim NT sind es 40 Jahre, also eine 10x kürzere Zeitspanne. 
Das älteste Fragment des NT (genannt „P52“) wird dabei auf 130 n.Chr. datiert, wobei die Verfassung des Originals Johannesevangeliums an das traditionell akzeptierte Datum 90 n. Chr. herankommt, also ca. 57 Jahre nach Christi Tod und Auferstehung und damit noch zu Lebzeiten der Augenzeugen verfasst wurde.

Neuere Forschungen ergeben als früheste überlieferte Handschrift, den Papyrus "Magdalen GR 17", der auf die Zeit um 65 n. Chr. datiert wird, also 36 Jahre nach Christi Tod* (29 n.Chr.) und damit ebenfalls zu Lebzeiten der Augenzeugen: Der Apostel Johannes starb 101 in Ephesus.
Ob also "P52" oder "Magdalen GR 17": die handschriftliche Überlieferung der Bibel beginnt, entgegen der allgemeinen Annahme, bereits zu Lebzeiten der Augenzeugen.

Fazit

Wenn wir also glauben, dass es einen Cäsar gegeben hat, der „Veni, vidi, vici!“ ausrief und ein Verhältnis mit Cleopatra hatte, dann führt kein Weg daran vorbei, auch alle Aussagen des NT als glaubwürdig überliefert zu betrachten – ja als noch viel glaubwürdiger und genauer.
---
Dieser Eintrag basiert auf einem Ausschnitt eines früheren Blog-Eintrages – er wurde an dieser Stelle noch einmal separat dargestellt, um die Glaubwürdigkeit der Bibel in einer zusammenhängenden Serie unter dem Titel «Fragen an den christlichen Glauben: „Ist die Bibel wirklich Gottes Wort?“» darstellen zu können.

Donnerstag, 24. November 2011

Niederländisches Glaubensbekenntnis - Artikel 1 - Vom Wesen Gottes

Wir glauben von Herzen und bekennen mit dem Munde, dass da ist ein einziges (1) und einfaches geistiges (2) Wesen, das wir Gott nennen, ewig (3), unbegreiflich (4), unsichtbar (5), unveränderlich (6), unendlich(7), der vollkommen weise ist (8), gerecht (9) und gut (10) und die reichlichste Quelle aller Güter ist (11).

1) Eph. 4, 6; 5. Mos. 6, 4; 1. Tim. 2, 5; 1. Kor. 8, 6 2) Joh. 4, 24 3) Jes. 40, 28 4) Röm. 11, 33 5) Röm. 1, 10 6) Mal. 3, 6 7) 2. Chron. 6, 18 8) 1. Tim. 1, 17 9) Jer. 12, 1 10) Matth. 19, 17 11) 1. Chron. 29, 10-12

Sonntag, 20. November 2011

Wissenschaft als Weg zur Erkenntnis?

Heute las ich folgendes Zitat

„Die moderne Physik führt uns notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort. - Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler. Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen.“
–– Sir Arthur Stanley Eddington (1882-1946), englischer Astronom und Physiker ––

Nun bin ich zwar, offen gestanden, selber überzeugt davon, dass die Naturwissenschaft mit dem Glauben an Gott nicht nur vereinbar ist, sondern sich sogar bestens mit ihm verträgt – viel besser gar, als es eine atheistische oder agnostische Weltanschauung angesichts aktueller Forschungsergebnisse vermag. Doch dass uns die Naturwissenschaft notwendig zu Gott führe, das widerlegen aus meiner Sicht die Existenz atheistischer Wissenschaftler und deren Interpretationen der Ergebnisse aktueller Forschung.

Und ich denke, dafür gibt es einen guten Grund:

Weil nämlich alles Untersuchen und alle Wissenschaft und das aus ihr resultierende Weltbild maßgeblich von den Prämissen und Axiomen beeinflusst wird, die wir festlegen, bevor wir uns überhaupt auf die Suche nach Erkenntnis machen. Und das gilt, nicht nur aus Gründen der Fairness, sondern aus Gründen der Notwendigkeit, für christliche und atheistische Forscher gleichermaßen.

So ist es möglich, dass der gläubige Wissenschaftler, weil er bereits vor dem Beginn seiner Forschung davon ausgeht, dass Gott die Welt schuf, im Urknall erkennt und bestätigt findet, dass die Ursache desselben die Existenz Gottes „beweist“, weil ‚vor‘ der Existenz von Raum & Zeit, Masse & Energie, Kräften & Feldern keine andere Ursache in Frage kommt, als eine überräumliche, überzeitliche, etc.

Der atheistische Wissenschaftler wiederum geht – a priori – davon aus, dass es keinen Gott gibt und auch er wird seine Untersuchungsergebnisse entsprechend deuten. Dabei wird vermutlich herauskommen, dass der Urknall nicht auf den Schöpfungsakt zurück zu führen, sondern z.B. das Ergebnis eines vorherigen Universums ist, welches bis zum Punkt der Singularität kontrahierte. Damit hätten Raum & Zeit, Masse & Energie, Kräfte & Felder, etc. selbst "Ewigkeitscharakter".

Als Christ bin ich überzeugt, dass die Existenz unserer Welt samt unserem Gerechtigkeitsempfinden, unserer Ethik und unserem Gewissen, mit unserem Wahrheitsbegriff und der überall gegenwärtigen Schönheit, mit der Existenz Gottes besser zu erklären ist: Eines allmächtigen, über und neben der Schöpfung und der Zeit stehenden, allgegenwärtigen, Ethik, Moral und Gewissen erklärenden, Liebe und Barmherzigkeit bevorzugenden Gottes, der der alleinige Urheber der Schönheit der Natur und in den Künsten ist.

Der Atheist wird dafür andere Konzepte bemühen und – hier gebe ich Sir Eddington sinngemäß recht – sich dabei in Tautologien und Kompliziertheiten verstricken, die, entgegen dem Prinzip vom "Ockhams Rasiermesser", in umständlicheren Erklärungsversuchen resultieren, um die Herkunft des Universums letztlich zu "erklären".

Einen guten Einblick da hinein, welchen Einfluss unsere Annahmen auf die Ergebnisse der Forschung haben, bietet folgender Beitrag – von einem Standpunkt jedoch ist niemand frei. Weder der Christ, noch der Atheist oder der Agnostiker.

Aus Ockhams Sicht betrachtet, ist das christliche Weltbild das glaubwürdigere, denn es erklärt das Absolute (also das im wahrsten Sinne des Wortes ‚Wesentliche‘) am Grund unserer Existenz, an der Schönheit, an der Gerechtigkeit und an der Wahrheit nicht einfach weg. Die Ursache unserer Existenz wird nicht tautologisch mit der Existenz der Materie wegerklärt, die Liebe nicht auf einen rein pharmakologisch-chemischen Prozess im Hirn reduziert, Gerechtigkeit nicht allein als evolutionärer Entwicklungsgang in die graue Vorzeit verlagert oder als elektro-chemischer Prozess im Körper interpretiert.

Die Dimension des Absoluten – in der Natur und im persönlichem Erleben

Kurz: Unser tiefstes, aufrichtiges Empfinden wird nicht um die wesentlichste Dimension beraubt, von der wir alle zutiefst wissen, dass sie existiert: Wir alle wissen zutiefst um das Glück, welches in wahrer Schönheit verborgen liegt. Wir wissen um die Verantwortlichkeit des Menschen, die letztendlich Ethik und Gerechtigkeit fordert und wir wissen um die Existenz absoluter Wahrheit und unserer Existenz:

Spätestens dann, wenn wir einen Sonnenuntergang am Meer genießen, erkennen wir die Absolutheit der Schönheit: Weil wir unmittelbar erkennen, dass wir das, was wir als schön empfinden nur als schön erkennen können, weil es so etwas wie Schönheit tatsächlich gibt. Und wir werden diesen Moment genießen und bis zum Letzen auskosten. Nicht, weil uns unsere Chemie einen Streich gespielt hätte, sondern weil wir wissen, dass solche Momente wirklich wertvoll sind.

Spätestens dann, wenn ein Unrecht an uns begangen wird, wissen wir um die Absolutheit der Ethik und um die Verantwortlichkeit unseres Mitmenschen, weil wir unmittelbar – an und in uns selbst – erkennen, dass das, was uns gerade widerfahren ist, tatsächlich Unrecht ist. Und wir werden alles tun, damit wir unser Recht bekommen. Nicht, weil wir hormonell gesteuerte Tiere wären, sondern weil wir in uns selber wissen, dass es Dinge gibt, die absolut richtig, oder falsch sind.

Und spätestens dann, wenn wir auf einer Kreuzung stehen und einen LKW auf uns zu rasen sehen, werden wir nicht mehr über den Begriff von Wahrheit kontra Illusion philosophieren, oder ob der Wert unseres Körpers eine reine, auf elektro-chemischen Prozessen basierende Fiktion chemischer Substanzen ist. Sondern wir werden alles tun, um die Kreuzung so schnell wie möglich zu verlassen, um nicht überfahren zu werden. Und das nicht etwa, weil wir „nur instinktgesteuerte Affen“ wären, die sich nicht im Klaren darüber sind, was sie da eigentlich tun, sondern gerade weil wir wissen, dass die Welt, in der wir leben, real ist, dass der LKW real ist und das es – daraus folgend – so etwas, wie absolute, real existierende Wahrheit tatsächlich gibt: Wie zum Beispiel die absolute Tatsache unserer Existenz und der Endlichkeit unseres Lebens.

Die Dimension des Absoluten in der Schrift

All diese Aussagen über Existenz und Herkunft unserer Welt, über den Ursprung von Schönheit, Ethik und Wahrheit begegnen uns auch in der Heiligen Schrift. Dort heißt es: „Am Anfang schuf Gott...“ [1]. Dort lesen wir auch, dass alle Schönheit von Gott kommt, vom „König ... in seiner Schönheit“ [2]. Die Bibel spricht davon, dass alle Wahrheit „seine Wahrheit“ ist [3], dass Christus, der menschgewordene Gott, „voll Wahrheit“ ist [4], und von sich selbst sagt: „ich bin...die Wahrheit“ [5].

Ein Wort zum Schluss – das Ergebnis zählt:

Das Argument jedoch, welches neben aller Wissenschaft am meisten für die christliche Wahrheit spricht, ist ihr Ergebnis: Wahre Christen aller Zeitalter liebten die Schönheit, die Gerechtigkeit und die Wahrheit und sie handelten entsprechend. Sie malten Fresken, schrieben Sinfonien, haben sich für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt, bauten Schulen und Waisenhäuser. Sie leben in der Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen und kümmern sich um die Armen in der Welt. Vor allem aber: Sie taten all das nicht nur aus Liebe zu den Menschen, sondern aus Liebe zu Gott.

Wahre Nachfolger Christi sind per Definition Christi diejenigen, die seine Gesetze beachten: „"Hört her!", rief Jesus seinen Jüngern und den Menschen zu, die bei ihm waren: "Wer mir nachfolgen will, der darf nicht mehr sich selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen.“ [6]

Damit scheiden all diejenigen aus, von denen Gott sagen muss: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände nach einem Volk ausgestreckt, das sich nichts sagen lässt und gegen meinen Willen handelt!“ [7]. Dieses Wort gilt allen Menschen – auch denjenigen, die sich, trotz ihres offenkundig lieblosen, eigensüchtigen oder gar übergriffigen Lebensstils erdreisten, den Namen Christi zu führen. Solche Menschen hat es immer gegeben, gibt es und wird es geben solange die Welt besteht. Es sind die unter uns, die nicht umgekehrt sind zu Gott, sich seiner Herrschaft nicht unterstellen, sondern ihr eigener Gott, Gesetzgeber und Richter sein wollen. Rebellen, die ihr eigenes Reich regieren wollen.

Doch genau daran, an den Konsequenzen ihrer Herzenshaltung, sind sie zu erkennen: An ihrem Verhalten. Oder, um es mit den Worten Christi zu sagen: „Wie man einen Baum an seiner Frucht erkennt, so erkennt man sie [=solche Menschen] an dem, was sie tun. Weintrauben kann man nicht von Dornbüschen und Feigen nicht von Disteln ernten. Ein guter Baum bringt gute Früchte und ein kranker Baum schlechte. Ein guter Baum wird keine schlechten Früchte tragen und ein kranker Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und verbrannt.“ [8]

Von diesem Jesus, dem menschgewordenen und für unsere Schuld gekreuzigten Gott, von dem, der die Wahrheit in Person ist, kommen Recht und Ethik, die er uns offenbart um den „Menschen [zu] sagen, was richtig für sie ist“ [9]. Auch zur Absolutheit unserer Existenz und unseres Todes finden sich in der Schrift klare Worte: „Jeder Mensch muss einmal sterben und kommt danach vor Gottes Gericht.“ [10]. Deshalb betete schon David, „Mach uns bewusst, wie kurz unser Leben ist, damit wir endlich zur Besinnung kommen!“ [11].

Durch die Wissenschaft kommen wir nicht notwendig zur Erkenntnis der Wahrheit und damit zur Besinnung. Aber Gott möge es geben, dass wir zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Besinnung kommen, denn – unser Leben hängt davon ab!

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[1] 1. Mose 1:1
[2] Jesaja 33:17
[3] Psalm 91:4, Psalm 100:5
[4] Johannes 1:14
[5] Johannes 14:6
[6] Markus 8:34
[7] Römer 10:21
[8] Matthäus 7:16-19
[9] Hiob 33:23
[10] Hebräer 9:27
[11] Psalm 90:12