Sonntag, 4. Mai 2014

Die Verklärung Jesu (Mt 17:1-13)


Text

1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. 4 Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! 6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. 9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. 10 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elia kommen? 11 Jesus antwortete und sprach zu ihnen:Elia soll freilich kommen und alles zurechtbringen. 12 Doch ich sage euch: Elia ist schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten. So wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. 13 Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.


Kommentar

Zusammenfassung

Auf einem hohen Berg wird Jesus vor Zeugen, Seinen engsten Jüngern, verklärt und von Seinem Vater als der Christus, der Bringer des Evangeliums bestätigt. Mit Mose und Elia spricht er über sein Leiden, stärkt, ermutigt und ermahnt Seine Nachfolger und legt ihnen die Schrift richtig aus.


Struktur

1-4 Mit drei seiner engsten Jüngern besteigt Jesus einen hohen Berg und wird vor ihren Augen verklärt, wie er es ihnen vorhergesagt hatte. Mose und Elia erscheinen und sprechen mit Christus über dessen Leidensweg. Und Petrus, völlig hin und weg vom verklärten Christus, will, selbstvergessen, allen dreien je eine Hütte bauen.

5-8 Noch spricht Petrus, da überschattet die Shekinah-Wolke die Gemeinschaft und der allmächtige Vater selbst bestätigt und autorisiert Seinen Sohn und seine Predigt. Zutiefst erschreckt über die gewaltige Stimme Gottes fallen die Jünger anbetend auf ihr Angesicht; Christus aber rührt sie an und spricht ihnen Mut zu. Und schon ist die himmlische Schau vorüber.

9-13 Während des Abstieges ermahnt Christus die Jünger zu absolutem Schweigen über das Gesehene bis zu Seiner Auferstehung, um seinen Leidensweg nicht durch falsche Ambitionen des Volkes zu torpedieren. Und er erklärt Seinen, aufgrund einer irrigen Auslegung der Schriftgelehrten, verwirrten Jüngern, dass das Verschwinden Elias kein Widerspruch zur Schrift ist - und prophezeit noch einmal sein Leiden. 


Inhalt

1-4 Vor kaum einer Woche hatte Jesus Seinen Jüngern prophezeit, "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich" (Mt 16:28) und schon vollzieht sich die erste Vorschattung dessen, wovon Er sprach. Christus hatte den Kreis Seiner drei engsten Jünger, Simon Petrus und die Donnersöhne Jakobus und Johannes (Mk 3:17), mit sich genommen und sie -sie allein- auf einen "hohen Berg" geführt; vermutlich den im Nordosten von Cäserea Philippi liegenden über 2.800 m hohen Hermon.

Dort oben, in der Einsamkeit der Bergwelt, abgeschottet vom hektischen Treiben der Welt, geschieht etwas. Etwas so Außergewöhnliches, dass die Worte unserer irdischen Sprachen es kaum zu fassen vermögen. Es ist, als ob Gott den Schleier der Diesseitigkeit beiseite schöbe, ja so, als ob das, was wir als Realität betrachten, plötzlich transparent würde und den Blick freigäbe auf das, was wirklich ist, auf das letzgültige und wahre Sein, die ultimative Wirklichkeit. Vor den Augen der Jünger vollzieht sich, was mit Worten nicht auszusagen ist (vgl. 2Kor 12:4), denn für einen Moment ist es ihnen vergönnt, einen tieferen Blick zu erhaschen auf Ihn: Jesus Christus, den Sohn Gottes, die zweite Person der Trinität, den Allmächtigen, in Seiner Herrlichkeit: das Antlitz Christi erstrahlt wie die gleißende Sonne und seine Gewänder werden "hell und sehr weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann" (Mk 9,3); so weiß, wie das Licht. 

Er ist " »...der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«" und dieser "Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden" (Mt 22,32). Und so wird den Jüngern ein Stück der Blick frei in die himmlische Welt, die Welt der Lebenden in Christus. Moses und Elia, die größten Propheten nach Johannes dem Täufer, werden sichtbar und sprechen mit Christus über dessen Leidensweg (Lk 9:30f). 

So überirdisch ist die Schau des verklärten Christus, dass Petrus, völlig verzückt, gern für immer dort geblieben wäre. So sagt er es seinem Herrn und fragt ihn, ob auch Er gerne bliebe; gerne würde er mit frohem Herzen jedem der Drei eine eigene Bleibe bauen; sich selbst und seine Mitjünger hatte er ob der himmlischen Schau schon ganz vergessen. So verzückt war er, das Lukas später schrieb: "er wusste aber nicht, was er redete" (Lk 9,33).

5-8 Mitten in diesem Moment der Verklärung, hinein in das Gestammel Petri werden sie alle von der Shekinah überschattet, der leuchtenden Wolke der manifestierten Gegenwart Gottes des Vaters, in der Er sich auch schon bei der Einweihung des Tempels Salomons (2Chr 5:14) dem Volk Israel zeigte. Und aus der Wolke heraus hören sie alle die Stimme des Allmächtigen, der ihnen, wie schon bei Christi Taufe versichert "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe..." (Mt 3,17) und dieses Mal hinzufügt "...auf den sollt ihr hören!" Damit bestätigt der Vater nicht allein die Echtheit Seines Sohnes, Seine Identität und Authentizität, sondern auch Seine Vollmacht und Autorität in der Verkündigung Seines Evangeliums vom Reich Gottes: das Er die Schuld unserer Sünde am Kreuz bezahlte, damit wir -von aller Schuld freigesprochen- ewig leben können.

So machtvoll, vielschichtig und reich ist Gottes Stimme, wie das Rauschen großer Wasser (Hes 1:24, vgl. Offb 1:15); so gewaltig ist die Stimme des Allmächtigen, dass die Jünger sich zu Tode erschreckten und vor Ihm niederfielen - mit dem Gesicht zum Boden, in die Haltung der Anbetung. Doch sogleich ist Jesus bei ihnen, kommt ihnen in Seiner Barmherzigkeit nahe und berührt sie mit Seiner Kraft und spricht die ermutigenden und stärkenden Worte zu ihnen, die schon vor ihnen gehört haben, die vor der Stimme Gottes erzitterten: "Fürchtet Euch nicht!" (vgl. 1Mo 15:1, 1Mo 26:24, 1Mo 46:3, u.v.a.m.; vgl. insbesondere Johannes: Offb 1:12-18). 

Und Jesus fügt hinzu: "Steht auf!", als ob er sagen wollte, "Es ist vorüber!". Und kaum hat Er diese Worte ausgesprochen, kaum haben die Jünger sich auch nur ein wenig von ihrem Schrecken erholt, kaum heben sie ihren Kopf, schon ist dieser Moment der außergewöhnlichen Gnade und Verzückung vorbei und sie finden sich wieder mit Jesus ganz allein auf dem Berg, zurück in der Welt des Profanen.

9-13 Und Christus bleibt auch nach diesem Erlebnis, als sie den Berg hinabsteigen, bei Ihnen, wenn auch nicht mehr in Herrlichkeit, sondern in Knechtsgestalt (Phil 2:6-7). Auf dem langen Weg des Abstieges schärft Er es Ihnen ein: keinesfalls sollen sie mit einer Menschenseele über das Gesehene sprechen; wohl um Seinen hinab ans Kreuz führenden Weg nicht durch unangebrachte Ambitionen des Volkes zu hindern, das seit nun schon über 400 Jahre auf das Erscheinen des Messias gewartet hatte und sich sehnte, die Befreiung aus der römischen Besatzungsherrschaft möge vom König der Könige in Seiner Macht und Herrlichkeit beendet werden. Deshalb mahnt Jesus Seine Jünger, über das Gesehene zu schweigen, bis dass Er, - und bei dieser zweiten Leidensankündigung (vgl. Mt 16:21) kommen die Jünger ins Stocken -, von den Toten auferstanden sei. 

Nicht die Auferstehung von den Toten gibt Ihnen Rätsel auf, denn von ihr ist auch schon im Alten Testament die Rede (Jes 26:19), sondern vielmehr verwirrt sie, dass Elia, den sie eben noch sahen, nun nicht mehr da ist. Elia jedoch, so hatten sie es von den Schriftgelehrten sagen gehört, solle zuvor kommen, um alles zurecht zu bringen. Die dieser Lehre zugrunde liegende Prophezeiung jedoch (Mal 3:23) bezog sich auf das zweite Kommen Christi (siehe 2Pe 3:4). Und so legt ihnen Christus die Prophezeiung richtig aus: Natürlich soll Elia vor dem großen Tag des Herrn kommen und "das Herz der Väter bekehren zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern" (Mal 3:24). Doch wie für so viele Prophetien, so gibt es auch für diese eine Vorschattung; und zwar für die Zeit von Jesu erstem Kommen - der Zeit der Jünger. 

Eben dies war aber bereits geschehen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer hatten ihn jedoch nicht erkannt, sondern ihn vielmehr einen Besessenen genannt (Lk 7:30.33). Und so, wie Johannes leiden musste, der von Herodes getötet wurde (Mk 6:14-29), so würde auch Christus leiden müssen. Als Jesus es ihnen so erklärt, verstehen die Jünger, von wem er redete: von Johannes dem Täufer, der zwar nicht Elia in Person war (Joh 1:21), der jedoch den Geist der Reformation Elias repräsentierte in dem er Busse zur Vergebung der Sünden predigte und so den Weg für den Messias ebnete, wie es vorhergesagt war (Jes 40:3-5, Mal 3:1, Lk 3:3-6). 


Praktische Anwendung

1. Wenn Christus Dich in Höhen führt und verzückt, freue Dich - und lasse los: noch sind wir nicht im Himmel; und noch wird es immer wieder einen Abstieg geben.

2. Höre auf Christus und Sein Evangelium vom Gnadenreich Gottes; Er ist es der Dich mit Seinem Wort anrührt und Dir auch in der Angst neue Kraft gibt.

3. Was Christus Dir anvertraut, verkündige zur rechten Zeit und bitte Ihn um Seinen Heiligen Geist, dass Er Dir die Schrift recht auslege.

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[Predigt als MP3]