Samstag, 14. Januar 2017

Alle Theologen sind Heuchler - Pharisäer und Schriftgelehrte

Auf einer christlichen Facebook-Seite las ich heute "Alle Theologen sind Heuchler". Die ganze Argumentation mündete in der Schlussfolgerung, die heutigen Theologen seien die neuzeitliche Entsprechung derer, die Jesus Pharisäer, Schriftgelehrte und Heuchler nannte.

Hier meine Stellungnahme.


Es gibt leider auch heutzutage tatsächlich Pharisäer und Schriftgelehrte. Offensichtlich sterben die nicht aus. Die damaligen Pharisäer und Schriftgelehrten wurden von Gott übrigens niemals dafür gerügt, dass sie Schriftgelehrte waren. Sondern Jesus hat sie gerügt für ihre Bosheit und Hartherzigkeit und für ihre Heuchelei. Vor allem aber dafür, dass sie Ihn ablehnten und nicht an Ihn glaubten. Nicht jedoch dafür, dass sie die Schrift kannten. Jesus sagt zu ihnen: "ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat. Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind's, die von mir zeugen; aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet." (Joh 5:38b-40)

Genau diesen Vers könnte man jetzt so verstehen, dass es eben allein um Jesus geht und um den Glauben an Ihn und um den Heiligen Geist - und dass es darum schlecht ist, wenn man "in den Schriften sucht". 
 

Wie gesagt: könnte man. Doch sollte man? 

 

Ist es nicht vielmehr interessant, dass die Propheten im Alten Testament so oft dagegen gewettert haben, dass niemand das Wort Gottes hören wollte? Auch die Apostel im Neuen Testament weisen an jeder Ecke darauf hin, acht zu haben auf die Lehre (1Tim 4:16), nicht jeder Lehre zu glauben und unbedingt am Wort festzuhalten (Joh 14:23, 2Tim 1:13, Tit 1:9, ...). Die Beröer werden sogar dafür gelobt, denn sie "sie nahmen das Wort bereitwillig auf und forschten täglich in der Schrift, ob sich's so verhielte." (Apg 17:11) Nur von den Gottlosen heißt es, dass "sie nicht an das Wort glauben" (1Petr 2:8).

Das war es, was Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten vorwarf.

Was jedoch die Lehre, das Wort und die Schrift angeht, ist Gott ganz offensichtlich der Ansicht, dass Lehre etwas Gutes ist - und dass sie aus seinem Wort kommen sollte, aus der Schrift. Und dass Sein Wort so heilig ist, dass es niemandem - aber auch absolut gar niemandem zusteht, darüber zu urteilen oder es gar zu verändern.

Und in eben diesem Wort steht, dass "alle Schrift, von Gott eingegeben, nütze [ist] zur Lehre" (2Tim 3,16). Von daher finde ich es am aller-interessantesten, dass eine der Gaben, die niemand anderes als der Heilige Geist(!) der Gemeinde gegeben hat, die Gabe des Lehrers ist! (1Kor 12:29) Und was macht ein Lehrer? Er lehrt. Ist ja klar. Aber was lehrt er? Er lehrt Gottes Wort, so wie es uns in der Heiligen Schrift überliefert wurde - ebendieses Wort, von dem Offb 22,19 steht: "Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht."

Allein darum heisst es in den Briefen: "die der Gemeinde gut vorstehen, die halte man zweifacher Ehre wert, besonders, die sich mühen im Wort und in der Lehre." (1Tim 5:17). Denn den Lehrern selbst wird gesagt: "Wenn du die Brüder und Schwestern [...] lehrst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, genährt durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du gefolgt bist." (1Tim 4:6) Und weil die Lehrer so hoch angesehen sind bei Gott, steht auch: "Gedenkt eurer Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt dem Beispiel ihres Glaubens." (Hebr 13:7).

Nun, ich gehöre nicht zu denen, die eine [Zitat des Autors des Postings auf der eingangs genannten Facebook-Seite] "religiöse Brille aufhaben und [...] die Pastoren/Theologen verteidigen." Im Gegenteil: vieles, was heutzutage in unseren Kirchen abgeht, ist nichts weniger als der Abfall von Gott und vom Glauben: dem Zeitgeist angepasste Anbiederung bei der Gesellschaft, kraftlose Predigten über Politik und Gesellschaft und nicht zu Letzt die Verschwendung von unter Zwang eingezogener Kirchensteuer [vgl. 2Kor 9:7]. Ich könnte noch einige Zeit so weiter machen - aber darum geht es hier ja gar nicht...

Worum es geht ist, dass ich vor allem glaube, dass es nicht gut und auch nicht richtig ist, alle Theologen in einen Topf zu werfen und zu behaupten, "jeder Theologe [sei] ein Heuchler".

Wer Gottes(!) Wort liest, der kann - siehe oben - gar nicht zu einer solchen Einschätzung kommen. Und wenn dann auch noch "Gott" im griechischen "theos" heißt und wenn "logos" im griechischen nicht nur "Wort" und "Äusserung", sondern auch "Lehre" bedeutet (und das tut es!), dann ist ein Theologe ganz einfach ein Mensch, der etwas über Gott gelernt hat und lehrt. Also ein Mensch, von denen Paulus und der Schreiber des Hebräerbriefes sich einig waren, dass wir ihn "zweifacher Ehre wert" halten sollten.

Der Satz: "jeder Theologe ist ein Heuchler" tut das nicht.

Sonntag, 8. Januar 2017

Ein neues Herz - Predigt zur Jahreslosung 2017 aus Hesekiel 36,26

Ein neues Herz 

Predigt zur Jahreslosung 2017 aus Hesekiel 36,26

Wenn ich mir anschaue, was aktuell so alles durch die Nachrichten geistert, sind wir von der Situation unseres heutigen Textes gar nicht so weit entfernt: in unserer Welt geht es moralisch drunter und drüber – angefangen bei Themen, wie Schwulenehe, Genderwahnsinn und Frühsexualisierung unserer Kinder – über Ausländerfeindlichkeit, Rechtspopulismus und nationalistischen Strömungen – bis hin zu Christenverfolgung, Boko Haram und IS.

Und was macht die Kirche? Kürzlich erst ist einer der renommiertesten Kirchen-Restauratoren in Deutschland, Prof. Wulf Bennert, aus der evangelischen Landeskirche ausgetreten. Warum? Weil die Kirche sich dem heidnischen Zeitgeist angepasst hat. Ja, weil sie die Kirchensteuer inzwischen auch dafür verwendet (Zitat) „die politischen Einstellungen der Gemeindeglieder systematisch zu untersuchen“, wie z.B. „Homophobie“ oder „Islamfeindlichkeit“. Bennert hat sich dadurch an die Zeiten unter dem DDR-Regime erinnert gefühlt.

Mit anderen Worten: Im Volk geht es drunter und drüber – und die Kirche wagt nicht nur nicht mehr, von Sünde zu sprechen. Sie ist vielmehr ängstlich bestrebt, jegliches Ding, welches eine Kritik am Zeitgeist auch nur andeuten könnte, aus der Welt zu schaffen. So hat – auch dass ein weiterer Austrittsgrund für Prof. Bennert, der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), während seiner Israel-Reise im Oktober, das Kreuz beim Besuch des Tempelbergs und der Klagemauer abgelegt. Bennert dazu: Er wolle kein Mitglied einer Kirche sein, „deren höchster Repräsentant ohne Not das zweitausendjährige, die gesamte Christenheit einigende Symbol des Kreuzes verleugnet“. Er gebe aber, so idea, die Hoffnung nicht auf, dass sich die evangelische Kirche irgendwann nicht mehr wie eine politische Partei gebärde, sondern sich wieder auf die Verkündigung des Evangeliums konzentriere. Dann wolle er gern wieder eintreten.

So also schaut es gegenwärtig aus in der Welt. Sünde vorne und hinten – und ein Großteil der Kirche schweigt dazu oder passt sich diesem Zeitgeist auch noch an, anstatt ihn zu kritisieren und zur Umkehr zu rufen. So viel anders war es auch nicht kurz vor dem Babylonischen Exil. Und genau in diese Zeit des Babylonischen Exils hinein spricht die Jahreslosung 2017. Denn sie hatte dem Volk Israels damals etwas wichtiges zu sagen. Und weil unsere Zeiten nicht viel anders sind, hat sie auch uns etwas Wichtiges zu sagen.

 

Worum es geht

Wie schon in der letzten Jahreslosung, so steckt auch in dieser Jahreslosung wesentlich mehr, als in eine Predigt passen würde. Ich werde mich daher einschränken müssen. Ebenfalls, wie bei der letzten Jahreslosung, besteht die Gefahr, die Botschaft „verkürzt“ wieder zu geben – so nach dem Motto: „Alles, was uns unser heutiger Text zu sagen hat ist, dass Gott unser Herz ganz neu macht – ist das nicht schön?“

Doch das wäre zu wenig, denn es geht um weitaus mehr: Es geht darum, dass das Volk Israel (wie unser Volk) in unglaublicher Weise gesündigt hat. Es geht darum, dass Gott sein Volk zur Züchtigung in die Babylonische Verbannung hat verschleppen lassen. Und es geht vor allem darum, dass Gott – aus freier Gnade und in seiner absoluten Souveränität – etwas tut. Etwas, das nur vordergründig etwas mit uns und unsrem Herzen zu tun hat. Denn letztlich geht es in diesem Text um ein viel größeres Ziel: Es geht um die Ehre Gottes  - zu der wir geschaffen wurden (Jes 43:7). Und es geht um das Heil der Nationen (Hes 36:23).

Um das zu entfalten, will ich in 4 Schritten vorgehen – und berichten über:
  1. den geschichtlichen Hintergrund
  2. den Text (in seinem Kontext!)
  3. die in dieser Prophetie verborgenen Bilder – und letztlich
  4. den Willen Gottes – und damit über die Fragen:
  • "Was ist das, ein neues Herz?" 
  • "Warum muss Gott das machen?" und
  •  "Wozu gibt er es uns dieses neue Herz"?

Etwas Geschichte

„Das Volk [...] verspottete die Propheten so lange,
bis der Herr [...] durch nichts mehr zu besänftigen war."
(2Chr 24:16)


Die Zeit in die unser Text spricht, war bereits die Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Dieser Gefangenschaft ging eine politisch sehr turbulente Zeit voraus, in welcher in Jerusalem gottlose Könige herrschten, die dann entweder vom Ägyptische Pharao oder später vom Babylonischen Herrscher Nebukadnezar II. abgesetzt und durch Vasallenkönige ersetzt wurden. Weder im Volk, noch unter den Priestern oder der Obrigkeit gab es zu dieser Zeit noch Gottesfurcht.

Hier ein kurzer Abriss: Nach dem Tod von König Josia (der Gott treu war und seinen Willen tat, siehe 2Kö 22:2) wurde sein Sohn Joahaz König. Er regierte jedoch nur 3 Monate, denn der Ägyptische Pharao Necho setzte im Jahre 609 v. Chr.  einen anderen Sohn Josias als König ein – und benannte ihn um in Jojakim (2Kön 23:34). Jojakim – eine Strohpuppe des Pharao – „tat, was dem Herrn missfiel“ – ganz wie sein Bruder Joahaz (2Kö 23:32.37). Zudem war er ein Opportunist, der sein Fähnchen immer nach dem Wind hing: Als in der Pharao 604 v. Chr. bei Karkemisch geschlagen wurde, zahlte Jojakim 3 Jahre lang an den Babylonischen Herrscher Nebukadnezar Tribut – nur, um sich dann doch wieder dem Pharao zuzuwenden (2Kö 24:1). Nach seinem Tod wurde sein Sohn Jojachin König – inzwischen war das ganze Land von den Babyloniern besetzt. Auch Jojachin „tat, was dem Herrn missfiel“ (2Chr 36:9) und wurde dann in der ersten Welle der Babylonischen Gefangenschaft mit den „oberen 10.000 „aus Jerusalem, nach Babylon deportiert. Nach ihm setzte Nebukadnezar Zedekia, den Bruder Jojachins als König ein (2Chr 24:10). 

Über die Zustände unter der Herrschaft Zedekias lesen wir dann: „Zedekia war 21 Jahre alt, als er König wurde, und er regierte elf Jahre in Jerusalem.  Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, missfiel, und weigerte sich, vor dem Propheten Jeremia Buße zu tun, der im Namen des Herrn zu ihm sprach. Zugleich lehnte er sich auch gegen König Nebukadnezar auf, obwohl er vor ihm im Namen Gottes geschworen hatte. Zedekia war ein hartherziger, widerspenstiger Mann, der sich weigerte, zum Herrn, dem Gott Israels, umzukehren. Auch die Anführer der Priester und des Volkes wandten sich immer mehr von Gott ab. Sie folgten den gottlosen Bräuchen der Völker und entweihten das heilige Haus des Herrn in Jerusalem. Der Herr, der Gott ihrer Vorfahren, sandte wieder und wieder seine Boten, die sie warnten, denn er sorgte sich um sein Volk und um sein Heiligtum.  Doch das Volk machte sich über die Boten Gottes lustig und gab nichts auf deren Worte. Sie verspotteten die Propheten so lange, bis der Herr so zornig auf sein Volk wurde, dass er durch nichts mehr zu besänftigen war. (2Chr 24:12-16). Das Ergebnis war das Babylonische Exil. Weitere Details kann man nachlesen in den Büchern der Könige, der Chronika und im Propheten Jeremia.


Der Text – Hesekiel 36:26

Das Buch Hesekiel ist unterteilt in 3 Teile:
  1. Gerichtsankündigungen über das Volk Israel (Kap 1-24
  2. Gerichtsankündigungen über die Völker (Kap 25-32) und
  3. Weissagungen über die Wiederherstellung Israels (Kap 33-48)

Während die Gerichtsankündigungen in die Zeit vor dem Exil fallen, so fällt der 3. Teil – in dem auch unsere Jahreslosung steht – bereits in die Zeit der Verbannung. 

 

Hier also unser Text – in seinem Kontext:

 

"Weil sie in dem Land Blut vergossen und es mit ihren Götzen unrein gemacht haben, habe ich meinen Zorn über sie ausgegossen. Ich habe sie unter die Völker zerstreut und in viele Länder versprengt. Ich habe sie so gerichtet, wie sie es für ihr Verhalten und ihre Taten verdienten. [...] Da sorgte ich mich um meinen heiligen Namen, der durch das Volk der Israeliten bei allen Völkern, zu denen sie kamen, entweiht worden war. Deshalb sag zum Volk der Israeliten: `So spricht Gott, der Herr: Ich mache das nicht euretwegen, Volk der Israeliten, sondern für meinen heiligen Namen, den ihr bei den Völkern, zu denen ihr gekommen seid, entweiht habt. So werde ich meinem großen Namen, den ihr bei den Völkern entweiht habt, seine Heiligkeit zurückgeben. Und wenn ich vor ihren Augen meine Heiligkeit an euch offenbare, spricht Gott, der Herr, dann werden die Völker erkennen, dass ich der Herr bin. Denn ich hole euch aus den Völkern und sammle euch aus allen Ländern und bringe euch in euer Land zurück. Dann gieße ich reines Wasser über euch aus, und ihr werdet rein sein. Von allen euren Unreinheiten und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen. Und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken. Ich werde das Herz aus Stein aus eurem Körper nehmen und euch ein Herz aus Fleisch geben. Und ich werde euch meinen Geist geben, damit ihr nach meinem Gesetz lebt und meine Gebote bewahrt und euch danach richtet. Und ihr sollt in dem Land leben, das ich euren Vorfahren gegeben habe. Ihr werdet mein Volk sein, und ich will euer Gott sein. Ich befreie euch von eurer Unreinheit. [...] Dann werdet ihr an euer schlimmes Verhalten und an eure bösen Taten zurückdenken, und es wird euch vor euch selbst ekeln wegen eurer Sünden und eurer abscheulichen Taten. Aber ich tue das alles nicht, weil ihr es verdient, spricht Gott, der Herr. Das müsst ihr wissen!" (Hesekiel 36,18-19.21-29a, 31-32a)

 

Prophetie in 3 Bildern

„Ich hole euch aus den Völkern [...]
und bringe euch in euer Land zurück. [...]
Und ich werde euch ein neues Herz geben
und euch einen neuen Geist schenken."
(Hes 36:24.26)

 

In diese Zeit hinein spricht das heutige Wort aus dem Propheten Hesekiel. Und bevor ich auf den zentralen Text der Jahreslosung eingehe, ist es mir wichtig, darauf hin zuweisen, dass unsere Jahreslosung  – wie viele Prophetien – mehrere Schichten in sich trägt. In unserem Falle sind es, soweit ich das erkennen konnte, zumindeste drei Schichten. Stellt Euch dazu vor, ihr betrachtet ein Bild, welches mit Edding auf 3 verschiedene Glasplatten gemalt wurde, die nun übereinander liegen. Ihr seht dann nur ein Bild. Und doch enthält es 3 verschiedene Bilder.

1. Bild: Ein Teil unserer Prophetie beschäftigt sich mit der Heimholung des Volkes Israel. Diese Prophezeiung hat sich bereits nach der Verbannung ins Babylonische Exil erfüllt: Im Jahre 538 v. Chr. hatte König Kyrus von Persien ein Edikt erlassen, den Tempel zu Jerusalem wieder aufzubauen und so kamen die ersten Heimkehrer zurück nach Jerusalem – nachzulesen z.B. im Buch Esra.

3. Bild: Die Heimholung des Volkes Israel hat sich jedoch noch einmal erfüllt. Im Jahre 1948 wurde der Staat Israel – nach vielen Jahrhunderten der Diaspora – erneut gegründet. Doch noch ist der Sinn der Israeliten „verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke über dem alten Bund [...] bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, liegt die Decke auf ihrem Herzen. Wenn es aber umkehrt zu dem Herrn, so wird die Decke abgetan.“ (2Kor 3:14-16). Sie haben noch nicht dieses neue Herz, von dem hier die Rede ist. Aber der Tag wird bald kommen.

2. Bild: Und auch, wenn diese Prophetie eigentlich eine Prophetie für das Volk Israel ist, so scheint doch in dieser Prophetie bereits die Zeit der Gemeinde durch, die, wie „ein wilder Ölzweig [...], in den Ölbaum eingepfropft“ wurde (Rö 11:17).  Was hier durchscheint, ist die „Wiedergeburt“, von der Jesus in Johannes 3 zu Nikodemus sprach. Und was hier durchscheint, ist die Ausgießung des Heiligen Geistes, wie sie sich Pfingsten ereignet hat (siehe Apg 2).

 

Der Wille Gottes - oder: "Was ist das, ein neues Herz?"

„Und ich werde euch ein neues Herz geben.“
(Hesekiel 36,26a)

 

Was ist nun damit gemeint, dass wir ein neues Herz bekommen? Zuerst einmal ist dabei allerdings die Frage: was ist das überhaupt, das „Herz“? Was meint die Bibel damit? Das Herz wird in der Bibel beschrieben als Sitz unserer Emotionen, als Sitz von Wille und Verstand – ja als  der Kern unserer ganzen menschlichen Persönlichkeit. Es ist das, was uns ausmacht. Es ist der Kern unseres Wesens. Darum mahnt schon Salomo: „Vor allem aber behüte dein Herz, denn dein Herz beeinflusst dein ganzes Leben.“ (Sprüche 4:23). Das Herz ist daher auch genau der Teil, den Gott vor Augen hat, wenn er uns beurteilt. Er schaut nicht auf das, was wir vordergründig zu sein scheinen. Er schaut uns direkt in die Seele. In 1. Sam 16:7b lesen wir: „Der Herr entscheidet nicht nach den Maßstäben der Menschen! Der Mensch urteilt nach dem, was er sieht, doch der Herr sieht ins Herz.« “ Und was sieht Gott, wenn Er uns ins Herz sieht?  Jeremia beschreibt sagt es so: „Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen?“ (Jer 16:9). So sind unsere Herzen also: trotzig und verzagt!

Wir sind trotzig: wir wollen unseren Willen haben. Wir wissen es besser als Gott. Wir haben vom Baum der Erkenntnis gegessen und wollen selber entscheiden, was Gut und was Böse ist. Wir sind nicht mehr die, die wir sein sollten – Ebenbilder Gottes (1Mo 1:26). Wir legen unseren Willen nicht mehr vertrauensvoll in Gottes Hand und beten mit Christus in Gethsemane: „doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ (Mt 26,39). Wir wollen es so haben, wie wir es uns ausgemalt haben. Wir sind wie trotzige Kinder.

Und wir sind verzagt: Wie weit kommen wir denn mit all unserer Weisheit? Da stehen wir dann vor den großen Fragen des Lebens, vor Krankheit und Leid, vor unfassbaren Fügungen Gottes – vor den Sünden der Gesellschaft – und vor allem vor unserer eigenen Sünde – und wissen nicht mehr ein und aus. Dahin haben wir es gebracht mit unserem Trotz: wir sind getrennt von Gott! Und dann haben wir Angst. Angst Farbe zu bekennen. Angst vor Gott zu treten, der doch Heilig ist. Weil wir nicht wissen, wie wir dieses Problem lösen sollen. Weil wir nicht die Macht haben, unser Herz von seinem Trotz und seiner Furcht zu befreien. Oder mit den Worten von Paulus aus Römer 8:7-8 „die menschliche Natur steht Gott grundsätzlich feindlich gegenüber. Sie hat sich nicht dem Gesetz Gottes unterstellt und wird es auch nicht können. Deshalb können Menschen, die noch von ihrer menschlichen Natur beherrscht werden, Gott niemals gefallen.“ 

 

Der Wille Gottes - oder: "Warum muss Gott das machen?"

„Und ICH WERDE euch meinen Geist geben,
damit ihr nach meinem Gesetz lebt
und meine Gebote bewahrt
und euch danach richtet.“
(Hes 36,27)

 

Das ist unser Problem! Wir rebellieren gegen Gott – und können uns aus eigener Kraft nicht aus dieser Rebellion befreien. Doch da, wo wir mit unserem menschlichen Latein am Ende sind, fängt Gott erst an. Doch dazu braucht es mehr, als nur ein Lippenbekenntnis: Schon in Hosea 7:16 klagt Gott: „Sie bekehren sich – aber nicht recht...“. Und auch Jesus musste Matthäus 15:7-8 rügen: „Ihr Heuchler, wie fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen (Jesaja 29,13): »Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir...“. 

Es geht Gott nämlich nicht vordergründig darum, dass wir fleißig in die Kirche laufen, fromme Gebete verrichten oder viel spenden. Ihm geht es nicht um religiösen Schein. Ihm geht es darum, ob wir wirklich umkehren wollen zu IHM. Ob wir unserer Rebellion bewusst ein Ende setzen wollen. Ob wir bereit sind, Ihm – unserem Heiligen Schöpfer, Gott und König – unser Leben hinzugeben – ob wir bereit sind, Seinen Willen gelten zu lassen – jeden Tag – ob wir bereit sind, unsere „Leiber hinzugeben als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist.“ (Römer 12:1b). Darum spricht Gott Hesekiel 33:11 „So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben [...]?“ Und Jesaja 45,22 „Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr.“

Ja, es stimmt: wir sind „tot in unseren Sünden“, fühlen uns hilflos unserem Herzen ausgeliefert, das gegen Gott rebelliert. Doch wenn wir aufrichtig umkehren – wenn wir Gottes Autoriät annehmen – und anstatt auf unsere „guten Werke“ allein auf das vertrauen, was Christus für uns am Kreuz getan hat – dann gilt auch für uns:  Römer 8:3+4 “Das Gesetz konnte uns nicht retten, weil unsere menschliche Natur ihm widerstand. Deshalb sandte Gott seinen Sohn zu uns. Er kam in menschlicher Gestalt wie wir, aber ohne Sünde. Gott zerstörte die Herrschaft der Sünde über uns, indem er seinen Sohn stellvertretend für unsere Schuld verurteilte. Das tat er, damit die gerechten Forderungen des Gesetzes durch uns erfüllt würden und wir uns nicht länger von unserer menschlichen Natur, sondern vom Geist Gottes leiten lassen.“ Kol 2,13+14 “Denn vorher wart ihr tot aufgrund eurer Schuld und weil euer altes Ich euch bestimmt hat. Doch Gott hat euch mit Christus lebendig gemacht. Er hat uns alle unsere Schuld vergeben. Er hat die Liste der Anklagen gegen uns gelöscht; er hat die Anklageschrift genommen und vernichtet, indem er sie ans Kreuz genagelt hat.“ Eph 2:4+5: „Gott ist so barmherzig und liebte uns so sehr, dass er uns, die wir durch unsere Sünden tot waren, mit Christus neues Leben schenkte, als er ihn von den Toten auferweckte. Nur durch die Gnade Gottes seid ihr gerettet worden!“ Rö 5:8 „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

Das ist das Evangelium: Dass wir da, wo wir vor lauter Verzweiflung über unsere Schuld nur noch klagen können „ich [...] elender Mensch! Wer wird mich von diesem Leben befreien, das von der Sünde beherrscht wird?“ (Rö 7:24) – dass wir genau da wir unsere eigene Frage – dank Gottes Gnade! – beantworten können – mit dem Freudenschrei: „Gott sei Dank: Jesus Christus, unser Herr!“ (Rö 7:25).

 

Der Wille Gottes - oder: "Wozu gibt Gott uns dieses neue Herz"?

„Und wenn ich vor ihren Augen
meine Heiligkeit an euch offenbare,
spricht Gott, der Herr,
dann werden die Völker erkennen,
dass ich der Herr bin.“
(Hes 36,23b)

 

Doch wozu gibt Gott uns dieses neue Leben, dieses neue Herz? Ganz offensichtlich ist, dass dieses neue Herz, dieses neue Leben davon geprägt ist, dass wir Menschen werden, die, wie Gott sagt: „nach meinem Gesetz leben und meine Gebote bewahren und sich danach richten.“ Doch was sind das für Gesetze und Gebote?

Die Antwort darauf finden wir im Johannesevangelium 13:34, wo Jesus sagt: „Ich gebe euch nun ein neues Gebot: Liebt einander. So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben.“ Nicht mehr das „Ich will meinen Willen haben“ soll unser Leben bestimmen, sondern wir sollen Ebenbilder Gottes werden, die mit Christus beten können: „ich will deinen Willen tun, nicht meinen!“ (Lk 22:42). Nicht mehr unser Egoismus und unsere Unversöhnlichkeit sollen unser Leben prägen, sondern die Liebe. Wir sind aufgerufen: „Seid [...] freundlich und mitfühlend zueinander und vergebt euch gegenseitig, wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat.“ (Eph 4,32). 

Doch wozu? Die Antwort auf diese Frage ist die tiefste Antwort, die ich in unserer Jahreslosung entdeckt habe. Und sie ist eine doppelte. Zum Ersten: Gott will seit Anbeginn der Schöpfung, dass wir Seine Ebenbilder sind – Er will, dass an unserem Wesen Sein Wesen offenbar wird – zu Seiner Ehre. Oder wie es Hes 36:22 heißt: „Ich mache das nicht euretwegen [...] sondern für meinen heiligen Namen.“ Wir sind die, von denen Gott in Jesaja sagt: ihr seid die „die nach meinem Namen benannt sind, die ich zu meiner Ehre gemacht habe, die ich gebildet und erschaffen habe. (Jes 43:7). Unser Verhalten soll Gottes Wesen widerspiegeln. Damit Gott geehrt wird. Und zum Zweiten: Gott will, dass „...die Völker erkennen, dass ich der HERR bin.“ (Hes 36,23b). Oder mit Jesu Worten:  Joh 13:35 „Eure Liebe zueinander wird der Welt zeigen, dass ihr meine Jünger seid.“

 

Fazit

Das ist der Sinn unserer Jahreslosung: Gott ruft uns zur Umkehr –  ER will uns von unserem steinernen Herzen, von der Verstockung unserer Rebellion gegen IHN und Seinen heiligen Willen, erlösen – und ER will uns ein neues Herz aus Fleisch geben. Ein Herz, dass nicht mehr auf den eigenen Willen pocht. Ein Herz, dass sich hingibt und vertraut. Ein Herz das liebt und vergibt. So wie Gott uns liebt und uns vergeben hat. Damit die Welt an unserer Liebe erkennen kann, wie Gott ist – und ebenfalls zu IHM zurückkehrt – zu Seiner Ehre.

Dafür hat Gott Sein Alles gegeben.
Er hat „die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn [für uns] [da]hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3,16). Und Er hat nur eine Frage an Dich: 

"Wem gehört Dein Herz?!"