Sonntag, 9. Februar 2020

"Die Schönheit des Evangeliums - Wie Gott uns sieht" (Lukas 18,9-14)

[Predigt als MP3


Einleitung

Im Jahre 1991 habe ich eine Zeit durchlitten schwerster Depression mit Angstzuständen und mit Schlaflosigkeit. Ich war damals so fertig, dass ich selbst mit dem Ablesen der Uhrzeit ganz und gar überfordert war. 

Die Ursache war und ist unklar. Ja, ich hatte mit zwölf Jahren die Mutter verloren. Ja, ich hatte sie nach siebzehn Jahren wieder gefunden - und da hatte sie bereits Krebs. Ja, ich hatte einen Burnout von meiner Arbeit bei Microsoft. Es kam wohl alles zusammen.

Was noch dazu kam, war ein absolutes Bewusstsein meiner Schuld vor Gott. Eine Angst, die Erde würde sich unter mir auftun und mich verschlingen. Wie bei Datan und Abiram aus 4. Mose 16, 31-32, wo es heißt: da „[...] zerriss die Erde unter ihnen 32 und tat ihren Mund auf und verschlang sie [...]“. Wir werden später noch sehen, was das mit unserem heutigen Text zu tun hat.

Damit die Stimmung jetzt aber nicht zu düster wird, erzähle ich Euch noch eine Geschichte. Diese Geschichte wurde zuerst von einem Mann namens Fred Ciampi erzählt. Ich kenne Fred Ciampi nicht. Ich weiß auch nicht, ob die Geschichte wahr ist. Aber ich fand sie recht amüsant und dazu auch noch sehr erhellend. Also, hier ist sie: Fred Ciampi erzählte: 

"Gott sei Dank sind meine Tage als Verkaufsleiter vorbei und ich bin im Ruhestand. Ich bin früher mehrmals im Monat geflogen, und [ein Freund] hat gerade eine Erinnerung von vor etwa 15 Jahren wachgerufen. Ich flog gerade von San Francisco [...] zurück, als eine Mitarbeiterin am Schalter eine Verspätung für den Flug ankündigte. Ein gut gekleideter Herr stürzte sich auf die Mitarbeiterin und schrie: "Wissen Sie, wer ich bin?". Und er wiederholte: "Wissen Sie, wer ich bin?" Die junge Dame nahm sehr ruhig ihr Mikrofon in die Hand und sagte mit lauter und angenehmer Stimme: "Wir haben hier oben am Schalter einen Herrn, der nicht weiß, wer er ist. Gibt es jemanden im Terminal, der ihn kennt und ihm helfen kann?“ Die Gesichtsfarbe des Mannes oszillierte durch alle Schattierungen von rot und dann stürmte er aus dem Terminal. Ich habe nie herausgefunden, wer er war.“

Was für ein wunderbares Beispiel für Arroganz! Auch hier werden wir später sehen, was das mit unserem heutigen Text zu tun hat.


Inhalt 

Worum geht es also heute?

  • Unser Text

  • Worum es geht
    • Anlass
    • Rahmen
    • Inhalt

  • Der Pharisäer
    • Wer ist er?
    • Was denkt er?
    • Was ist sein Problem?

  • Der Zöllner
    • Wer ist er?
    • Was geht in ihm vor?

  • Balsam für Dein Herz

Lasst uns zu Anfang mal den Text gemeinsam lesen.


Unser Text

Der Pharisäer und der Zöllner (Lukas 18,9-13)

9 Er sagte aber zu einigen, die überzeugt waren, fromm und gerecht zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: 10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 13 Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! 14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.


Worum es geht

„Er sagte aber zu einigen, die überzeugt waren gerecht zu sein, und verachteten die andern“ (Lukas 18, 9)

Warum dieses Gleichnis? Was hat Jesus motiviert, es zu erzählen? In Vers 9 lesen wir: „Er sagte aber zu einigen, die überzeugt waren, fromm und gerecht zu sein, und verachteten die andern, [...]“ Es geht also um eine situative Predigt!  Der Anlass dazu war: Jesus laufen einige komische Gestalten über den Weg. Eingebildete, lieblose Möchtegerne: völlig von sich selbst überzeugt; von ihrer Religiösen Leistung; von ihrem moralischen Status. Diese Situation nimmt Jesus also zum Anlass, um zu predigen!

In Vers 9 lesen wir weiter „Er sagte aber zu einigen [...] dies Gleichnis: [...]“. Ein Gleichnis ist eine Geschichte, die einen wichtigen Sachverhalt auf den Punkt bringt. Doch worum geht es in dem Gleichnis? Um die rechte Haltung vor Gott? Um rechtes Beten? Um rechte Frömmigkeit? Das ist alles irgendwo richtig. Aber ich glaube letztendlich geht es um Gottes unverdiente Gnade - und um echte Sündenerkenntnis, Demut und Buße, die zur Rechtfertigung führt.

In Vers 10 lesen wir: "Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner." Es geht also um 2 Menschen: Ein fleißiger Kirchgänger – stadtbekannt bekannt als strenggläubiges Vorbild. Und ein Staatsbeamter – stadtbekannt für seine Korruption und krummen Geschäfte. Und es geht um 2 Gebete: das des Pharisäers und des Zöllners.

Schauen wir uns die beiden Menschen und ihre Gebete mal etwas genauer an:

Der Pharisäer 

„Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute“ (Lukas 18, 11-12)

In den Versen 11 und 12 lesen wir: „Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.“

Der Pharisäer steht „besonders“ (also abgesondert von den anderen!) Er fühlt sich wichtig, wie der Mann am Flughafenschalter! Und das finde ich interessant. Sein Problem ist nicht Prahlerei oder Lüge. Er prahlt nicht. Er dankt Gott! Und er lügt nicht. Er sagt die Wahrheit. 

Aber! Er vergleicht sich mit anderen! Und nicht nur das: Er hält sich auch für etwas Besseres! Er schaut nur auf das Äußere – auf die Taten. Auf den Diebstahl, Betrug, Ehebruch der anderen. Und auf Seine überragende "Leistung" (und er macht ja viel mehr, als im Gesetz des Mose gefordert!).

Was ist also laut Jesus sein Problem? Was ist daran jetzt falsch? Soll er nicht gutes tun?! Doch natürlich! Das Problem ist: Er vertraut auf seine Leistung. Er glaubt, dass das was er tut – Sein Handeln – Seine Taten – ihn gerecht machen vor Gott. Er ist selbstgerecht! Er ist werkgerecht. Er glaubt, dass er so in den Himmel kommt, weil er ein so toller Hecht ist. Doch in Gal 3,11 steht vielmehr: „Dass [...] durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar [...]“

Aber das ist noch nicht alles – er hat auch noch ein anderes Problem: Er ist so eingenommen von sich und seiner tollen Leistung, dass er für andere nichts mehr übrig hat außer Arroganz,  Verachtung und Lieblosigkeit. DOCH: WIE HIESS NOCH MAL DAS GRÖSSTE GEBOT? Es heißt: 

„Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, UND DEINEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST!« (5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18). “ (Lukas 10,27)


WAS GENAU DAS PROBLEM IST, STEHT IN 1Sam 16,7: „Aber der HERR sprach: [...] Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ UND ZU WELCHEM URTEIL KOMMT GOTT, wenn Er dem Pharisäer ins Herz schaut? Das lesen wir in Mt 23,27: “Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid wie die übertünchten Gräber, die von außen hübsch scheinen, aber innen sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat!“

Soviel mal zum Pharisäer.

Der Zöllner

"Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!" (Lukas 18, 13)

Der Zöllner steht abseits. Er schämt sich. Er schlägt die Augen nieder. Er weiß, dass er unwürdig ist und nichts vorzuweisen hat. Er ist völlig zerknirscht. Er schlägt an seine Brust, denn er weiß vom seinem Dreck am Stecken. Er weiß dass er vollkommen abhängig ist von Gottes Erbarmen. Versteht ihr, wie er sich fühlt? So ging es mir damals 1991.

DER ZÖLLNER KANN NUR NOCH EINE EINZIGE SACHE TUN – ER BITTET UM GNADE – WEIL ER SONST NICHTS ANZUBIETEN HAT.

ZWISCHENBILANZ: Es geht also um Gnade und NICHT UM Leistung! Was den Unterschied macht ist vor unseren Augen verborgen – was den Unterschied macht, passiert im Herzen!
Von außen betrachtet: gewinnt der Pharisäer. Aber Gott schaut uns ins Herz – und was er da beim Zöllner sieht, ist das einzige, was uns rettet: ECHTE REUE ÜBER UNSERE SÜNDEN! WORAN DU IN DEINEM HERZEN GLAUBST – AN DEINE LEISTUNG – ODER AN GOTTES GNADE - ENTSCHEIDET ALSO ÜBER DEINE RECHTFERTIGUNG UND UNSERE VERDAMMNIS!! (2x!!)

ES GIBT DA ABER   N O C H   EIN KLEINES PROBLEM: Ich gehe mal davon aus, dass es in Deinem Herzen so ausschaut, wie in dem des Zöllners. Damit wäre eigentlich alles in Ordnung. Dem Zöllner wird ja vergeben. Er wird von Gott persönlich gerecht gesprochen! 

MIT ANDEREN WORTEN: ICH HOFFE, IN DEINEM HERZEN HÖRT ES SICH NICHT SO AN: „Danke, lieber Herr Jesus, dass ich nicht so bin, wie dieser Pharisäer!“ DAS PROBLEM IST: DER MODERNE ZÖLLNER HÖRT SICH IN DER SEEELSORGE OFT SO AN: „Ich kann einfach nicht glauben, dass mir Jesus diese Sünde jemals vergeben kann.“ Mit anderen Worten: der Pharisäer predigt sich selbst ein falsches Evangelium. Und der Zöllner hört an jeder Ecke statt des Evangeliums das Gesetz.

WAS KANNST DU ALSO TUN, WENN ES DIR GEHT, WIE DEM ZÖLLNER? Du musst Deine Welt auf den Kopf stellen! Du darfst nicht länger Deinem Herzen glauben, das Dich verklagt! 
1Joh 3,20 denn: „wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge.“ Du darfst Gottes Wort vertrauen: 

“Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.“ (Jes 57,15 )

ABER WIE WILL GOTT DAS MACHEN? WIE WILL ER EINEN SO GEDEMÜTIGTEN GEIST, WIE WILL ER SO EIN ZERSCHLAGENENS HERZ ERQUICKEN? DURCH DEN BLICK ANS KREUZ! AM KREUZ SEHEN WIR GOTTES LIEBE! DARUM KANN GOTT SPRECHEN:

“So kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Purpur, soll sie doch wie Wolle werden.“ (Jes 1,18)

AMEN.