Sonntag, 12. Februar 2017

Wie Gott uns liebt...

Einleitung

Als man ihn nach dem größten Gebot fragte, antwortete Jesus damals: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst« (5.Mose 6:5, 3.Mose 19:18, Lk 10:27). Wir kennen diesen Vers als das große Doppelgebot. 

Und es scheint überall zu sein: An welcher Stelle man auch die Bibel aufklappt - überall schlägt es einem entgegen – dieses Gebot von der Liebe. Im Alten Testament (AT) lesen wir (Mi 6:8) "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott." Und im Neuen Testamant (NT) heißt es dann (1Tim 1:5) "Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben." In 1Kor 13,13 lesen wir sogar: "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen." 

Doch warum ist das so?  In 1Joh 4:8 steht dazu: 

"Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe."

Zeugnis


Wir sollten also Gott lieben - und unsere Mitmenschen - dann wäre alles gut. Doch die Menschen haben - seit dem Sündenfall - leider oft ganz anders im Sinn . Eines Tages kam ich früher als erwartet nach Hause. Offensichtlich zu früh - und habe etwas sehen müssen, was ich lieber nicht gesehen hätte. Ich kann Euch mit Worten kaum sagen, wie sehr so ein Ehebruch schmerzt. Wie sehr es schmerzt, wenn jemand wirklich gegen die Liebe und Treue handelt . Das glaubt man erst gar nicht. Da zieht es einem den Boden unter den Füßen weg. Und um genau so eine Geschichte geht es auch heute.

Ich möchte, dass ihr heute eines mit nach Hause nehmt: das Wissen, dass Gott Euch unaussprechlich liebt - selbst dann, wenn ihr ihm den Rücken gekehrt haben solltet - selbst dann noch, wenn ihr Euch so sehr daneben benommen habt und so schäbig fühlt, dass ihr gar nicht mehr glauben könnt, noch etwas wert zu sein in seinen Augen. Ich möchte, dass ihr heute dieses Eine mit nach Hause nehmt: das Wissen, dass Gott Euch ruft - zu sich - in eine Liebesbeziehung - weil ER Euch unendlich liebt.

Und das möchte ich festmachen - an einem einzigen Vers: Jeremia 3:19. Dessen Inhalt möchte ich mit Euch aus 3 verschiedenen zeitlichen Blickwinkeln betrachten: Aus dem Blickwinkel Gottes zu seiner Zeit und damit in seinem historischen Kontext. Aus dem Blickwinkel Jesu zur Zeit des neuen Testaments. Und letztlich aus dem unserem Blickwinkel heute. Wie gesagt: an diesem Vers möchte ich Euch zeigen, wie sehr Gott uns liebt.

Der Kontext


Historischer Kontext


Dieses Wort spricht hinein ein die gleiche Zeit vor dem babylonischen Exil, die wir schon von der letzten Predigt aus dem Buch Hesekiel kennen. Dieses Wort stammt aus einer Buss-Predigt Jeremias. Auch er predigte, wie Hesekiel, zur Zeit des Umbruchs – zur Zeit der letzten 4 Könige vor dem Babylonischen Exil. Josia - er war ein guter König und versuchte durch Gott gefällige Reformen das Volk zu Gott zurück zu bewegen. Nach ihm Jojakim, einer der bösesten Könige überhaupt. Dann nach ihm Jojachim, der auch nicht viel besser war. Und zuletzt Zedekia, mehr eine Strohpuppe, als ein König. Danach (siehe auch die Predigt zur Jahreslosung aus Hesekiel) kam die Verschleppung des Volkes in die babylonische Gefangenschaft.

Textueller Kontext


Aufbau des Buches

Das heutige Wort stammt aus dem 3. Kapitel des Buches Jeremia. Die Jeremia-Worte aus Kapitel 1-6 sind dabei zeitlich eher schwer einzuordnen. Angenommen wird, dass das Kapitel 3 in die Zeit König Josias hineinspricht - also in eine Zeit, in der noch Hoffnung auf Besserung des Volkes bestand:

  • Kapitel 1: Berufung (klar)
  • Kapitel 2-6: Gottes Wort während der ersten Phase des Wirkens von Jeremia
    • Kapitel 2: Beginn des Wirkens
    • Kapitel 3: Buss-Worte gegen Religionsvermischung & Götzendienst im Volk
    • Kapitel 4: Erneuter Buss-Ruf an Israel
    • Kapitel 5: Israels ist dem Gericht verfallen (siehe Hesekiel: Spott)
    • Kapitel 6: Wohlverdientes Gericht 
  • Den Aufbau der Kapitel 7-52 werde ich hier aus Zeitgründen weglassen.


Kapitel 3 - Vers 19

Kapitel 3 fällt also in die erste Phase des Wirkens Jeremias; er war damals noch sehr jung (siehe Jer 1:6). Es ist eingegliedert in eine Serie von Buss-Rufen Gottes zur Zeit König Josias. Es bestand also noch Hoffnung, dass das Volk vielleicht doch noch zu Gott umkehrte. 

Und mitten in den Buss-Predigten zur Zeit Josias leuchtet unser Vers auf, wie ein Licht. Er gewährt uns einen Blick - mitten in Gottes liebendes Herz - und Seinen Schmerz. Hören wir einmal genau hin:

"Und ich dachte: Wie gern will ich dich unter die Söhne aufnehmen und dir das liebe Land geben, das allerschönste Erbteil unter den Völkern! Und ich dachte, du würdest mich dann »Lieber Vater« nennen und nicht von mir weichen." (Jeremia 3:19)

"Wie gern will ich [...] dir das liebe Land geben, das allerschönste Erbteil unter den Völkern": Gott will uns beschenken! Er meint es so unfassbar gut mit uns! "Ich dachte: [...] Du würdest mich dann »Lieber Vater« nennen und nicht von mir weichen": Gott will zurück geliebt werden! Das ist alles, worum es hier geht. Im ganzen Leben. Liebe! Gott lieben und unsere Mitmenschen. 

Aber auch: „Ich dachte..." (aber es kam doch so ganz anders): Wie sehr kann man enttäuscht werden, wenn man liebt!  Was war passiert? Gott klagt: "Allein erkenne deine Schuld, dass du wider den HERRN, deinen Gott, gesündigt hast und bist hin und her gelaufen zu den fremden Göttern unter allen grünen Bäumen, und ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht, spricht der HERR." (Jer 3:13)

Was schmerzt Gott so sehr? Es sind Götzendienst und Ungehorsam: Weglaufen von IHM und irgend etwas anderem hinterher laufen, was einem wichtiger ist. Und die Liebe zu Gott und den Menschen - das große Gebot - dabei aus den Augen verlieren: "Aber das Haus Israel hat mir nicht die Treue gehalten, gleichwie eine Frau wegen ihres Liebhabers nicht die Treue hält, spricht der HERR." (Jer 3:20)

Was für Schmerzen sind das, wenn man liebt und wird so betrogen? Genau die gleichen Schmerzen, die ein Ehemann empfindet, der seine Frau liebt und dann entdecken muss, dass diese geliebte Frau ihn betrügt. 

Und was macht Gott? Er versucht, den Riss zu kitten: "Kehrt zurück, ihr abtrünnigen Kinder, so will ich euch heilen von eurem Ungehorsam." (Jer 3:22)  Er hält fest an denen, die IHN so sehr verletzt haben. Was Gott sich wünscht, ist echte Reue - echte Erkenntnis darüber, wie viel sie doch an Gott und seiner Liebe haben. Er wünscht sich, dass Sein treuloses Volk Sätze spricht, wie Jer 3:23: "Wahrlich, es ist ja nichts als Betrug mit den Hügeln und mit dem Lärm auf den Bergen. Wahrlich, es hat Israel keine andere Hilfe als am HERRN, unserm Gott." ER will die Beziehung - aus Liebe zu seinem Volk - ER will sie beschenken.


NT


Die Geschichte aus dem AT haben wir nun gehört. Doch wie schaute es im NT aus? 

Gott bleibt der Selbe "gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit." ("Hebr 13,8 ). Auch im NT ruft Gott sein Volk zur Umkehr - weil er es noch immer liebt! Jesus sagt von sich: "Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen..." (Lk 5,32) Auch im NT will Gott sein Volk beschenken: In Joh 4:10 spricht Jesus am Brunnen zur Samariterin "Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser."
 
Was ist diese Gabe Gottes, von der Jesus da redet?  Jesus nennt sie "lebendiges Wasser". Paulus klärt uns auf: "[...] die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn." (Rö 6:23). Diese Gabe ist unsere Errettung aus Glauben an Christus, wie Paulus Eph 2:8 weiter erläutert: „[...] aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es" (Eph 2:8). Diese "unaussprechliche Gabe" Gottes (1 Kor 9:15), dieses unerhört große Geschenk ist Jesus Christus selbst - Gottes Sohn! ER, der von sich sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." (Joh 14:6). ER, von dem Johannes der Täufer sagt: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" (Joh 1:29). ER, der zu seinem Jünger Johannes in der Offenbarung sprach: "Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle." (Offb 1:17+18)

Heute


Und wie ist es mit uns heute? Sind wir wirklich so viel anders, als die Menschen zur Zeit Jeremias? Oder geben auch wir den gesellschaftlichen Strömungen nach? Lassen wir uns treiben im Strom von Egoismus, Zeitgeist & Toleranz? Oder sind wir in Liebe Gott verbunden? Stehen wir fest auf Seinem Wort? Bleiben wir IHM treu - auch dann, wenn es uns etwas kostet? Oder laufen wir Trugbildern nach? Sind es Ruhm und Ehre? Oder unsere persönliche Freiheit? Ist es Anerkennung? Drogen? Sex? Erfolg? Status? Geld? Macht? Ist es das liebe Geld? Unser gesellschaftlicher Status? An welche Götzen hängen wir unser Herz?  Unsere Selbstverwirklichung? An unseren Spaß? Vergnügungen? Unseren Hochmut? Unsere Selbstverherrlichung? Unseren Stolz? Oder ist es unsere ganz persönliche Sicherheit? Das alles so bleibt, wie es ist? 

Ich glaube, wir leben in einer Zeit, die gar nicht so viel anders ist, als damals. Doch Gott - dieser Gott, der Liebe ist - ruft auch heute noch nach uns: 

»Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken. Nehmt mein Joch auf euch. Ich will euch lehren, denn ich bin demütig und freundlich, und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen. Denn mein Joch passt euch genau, und die Last, die ich euch auflege, ist leicht.« (Mt 11:28)

"[...] Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Gott sandte seinen Sohn nicht in die Welt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch seinen Sohn zu retten. Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt." (Joh 3:16-18). 

Gott will uns. Gott will DICH! Weil er Dich liebt! Und er hat nur eine Frage an Dich: Was willst Du?