Sonntag, 29. September 2013

Christensein heute: Schafe unter den Wölfen...

Wir hier "im Westen" haben in der Regel keine Ahnung davon, was es heißt, verfolgt zu werden. Was das angeht, geht es uns gut. Vielleicht zu gut. So gut jedenfalls, dass wir großteils erhebliche Mühe haben, uns in die Situation unserer Glaubensgeschwister in der Welt hineinzuversetzen, deren tägliches Brot es ist, unter der Anfeindung, Verfolgung und Misshandlung durch Menschen anderer Glaubensrichtungen zu leiden.

Wie uns heute ein Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation Open Doors vor Augen führte, werden aktuell weltweit etwa 100.000.000(!) Christen unterschiedlicher Denominationen aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Christen sind damit die am meisten verfolgte Glaubensgruppierung auf unserem Planeten. Die mentale und körperliche Gewalt geht dabei nicht nur von einer, sondern von den unterschiedlichsten Glaubensgemeinschaften aus: Radikale Hindus, Buddhisten, Taoisten, Atheisten oder Kommunisten sind sich, so unterschiedlich ihre jeweiligen Glaubenssysteme sind, bezogen die Christen so einig, wie die Hohenpriester und Pharisäer damals über Christus: "Dieser ... tut viele Zeichen. Lassen wir ihn so, dann werden sie alle an ihn glauben. ... Von dem Tage an war es für sie beschlossen, dass sie ihn töteten" (Joh 11:47-53). Die überwiegende Mehrheit der Verfolgungsfälle gehen aktuell auf radikale Muslime wahabistischer und salafistischer Prägung zurück.

Der jährlich veröffentlichte Weltverfolgungsindex ist dabei eine Rangliste von 50 Ländern, die anzeigt, in welchen Ländern Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt und ausgegrenzt werden. Der Weltverfolgungsindex wird von einer Gruppe internationaler Experten in Zusammenarbeit mit Christen aus betroffenen Ländern erstellt. Mit diesem Index macht Open Doors auf die Situation der verfolgten Kirche aufmerksam, mit dem Ziel, dass verfolgten Christen auf den verschiedenen Ebenen geholfen wird. Der Index zeigt jedoch auch noch etwas anderes: Selbst in hochgradig christenfeindlichen Staaten gibt es eine lebendige und wachsende Kirche. Christen halten, trotz allen Schmerzes, im Verborgenen an ihrem Glauben fest. Doch sie benötigen unsere Hilfe. Hinter jeder Zahl in der Statistik stehen lebendige Kinder, sowie Frauen und Männer, die Tag für Tag damit leben, für ihr Bekenntnis zu Jesus Christus bespitzelt, misshandelt, verhaftet oder gar umgebracht zu werden. 

Was es mit der Verfolgung auf sich hat, wird bei genauerer Betrachtung der Evangelien deutlich; zeigen sie doch, dass Verfolgung kein Zufall ist oder gar eine Panne der göttlichen Vorsehung. Vielmehr liegen auch die schlimmen Dinge, die in manchen Ländern tagtäglich passieren, nicht außerhalb von Gottes Plan. Christus lehrte uns klar:  "Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen. Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis" (Mt 10:16-18). 

Als Christen werden wir von Gott also absichtlich wie Schafe unter die Wölfe geschickt. Doch warum? Oder besser, wozu? Die Antwort lautet: "ihnen ... zum Zeugnis". Gott möchte in Seiner Liebe, dass "allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1Tim 2:4). Allein darum ruft Christus uns auch heute noch auf: "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach" (Mk 8:34). Nachfolge bedeutet also auch, das Kreuz der Verfolgung zu tragen. Verfolgt zu werden bedeutet Schmerz und Leid. Die Erfahrung von Hass und Gewalt. Verfolgt zu werden bedeutet, in meinem Menschsein existenziell herausgefordert zu sein durch Emotionen von Trauer und Verletzung, Sorge und Furcht. 

Und das bedeutet, herausgefordert zu sein im Glauben und in der Verkündigung: Nicht zurück zu hassen, ängstlich einzuknicken und sich mundtot machen zu lassen. Nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten, aus Furcht vor Schmerzen die Flucht zu ergreifen oder zu schweigen. Sondern darauf zu vertrauen: "Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt" (1Kor 10:13). Und, im Angesicht von Leid und Furcht, mit den ersten Christen zu beten: "Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort" (Apg 4:29).

Diese Herausforderung jedoch ist ein Kampf. Und dabei "haben [wir] nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel" (Eph 6:12). Daher sind auch die Waffen, mit denen wir diesen Kampf zu kämpfen haben, "nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören" (2Kor 10:4). Diese Waffen sind: Wahrheit, Gerechtigkeit, Zeugnis, Frieden, Glauben, Errettung (Eph 6:11-17a). Vor allem aber sind es das Wort Gottes und das Gebet (Eph 6:17b+18). 

Und zwar nicht allein das Gebet für uns selbst, sondern für vor allem für unsere Glaubensgeschwister, die den Gefahren der Verfolgung ausgesetzt sind. Darum betete Paulus damals: "Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen und für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, dessen Bote ich bin in Ketten, dass ich mit Freimut davon rede, wie ich es muss" (Eph 6:18-20).

Wenn schon Paulus es nötig hatte, für sich beten zu lassen: wieviel mehr unsere verfolgten Geschwister in Ländern, wie Syrien, Ägypten, Nigeria, Sudan, Somalia, Pakistan, Indien oder China? Es ist wahr: "wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit" (1Kor 12:26). Unsere Geschwister haben es nötig, dass wir mit ihnen gemeinsam "die Waffenrüstung Gottes [ergreifen], damit [wir] an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten" können (Eph 6:13).


Darum bitte ich Euch gemeinsam mit Open Doors: Unterstützt unsere verfolgten Geschwister mit Eurem Gebet und gebt ihnen damit die Gewissheit: Ihr seid nicht allein, wir stehen an eurer Seite! Konkrete Infos darüber, wofür ihr beten könnt, findet ihr auf der Gebetsseite von Open Doors. Aus aktuellem Anlass hier auch noch der Hinweis auf die laufende Petition für Syrien. Bitte nehmt daran teil und unterstützt damit unsere Geschwister, die nicht unter dem Regime von Präsident Baschar al-Assad zu leiden haben, sondern aktuell laut UN-Resolution noch immer von Konsequenzen, die von wirtschaftlichen Sanktionen bis hin zu einem Militärschlag reichen können, bedroht sind. 

Weitergehende Informationen zur Situation der Christen in Syrien findet ihr hier in einem Artikel aus der 'Welt'. Auch Informatinoen über die UN-Resolution sind auf der Seite der 'Welt' einsehbar.

Sonntag, 22. September 2013

Joyce Meyer – Lehrerin oder Irrlehrerin?




Übersicht

Vorwort
  • Richten – oder unterscheiden?
  • Gelehrte – oder Gelehrige?
  • Lehrer – oder Irrlehrer?
Joyce Meyer – Ihr Leben
  • Persönliche Daten
  • Ihr Wirken - Inhalt & Ziel
Joyce Meyer – Ihre Botschaft
  • Glaube an den Glauben – oder Glauben an Gott?
  • Glauben als Mittel zum Zweck – oder Glauben zur Ehre Gottes?
  • Das Opfer Christi – Kreuz oder Hölle?
Fazit



Vorwort

Richten – oder unterscheiden?

Jesus lehrte klar, dass wir unsere Mitmenschen nicht verurteilen sollen: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ (Mt 7:1). Gleichzeitig machte er jedoch auch klar, dass wir sehr wohl in der Lage sein sollen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden: „Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht“ (Joh 7:24). Auch der Hebräerbrief weiß, dass „...die Vollkommenen,... geübte Sinne haben und Gutes und Böses unterscheiden können“ (Hebr 5:14).

Das bedeutet: Wir sollen als Christen mit offenen Augen durch die Welt gehen und – ohne jemanden zu Verurteilen und uns moralisch über ihn oder sie zu stellen – zwischen Gut und Böse unterscheiden: „Prüft aber alles und das Gute behaltet“ (1Thess 5:21). Denn es heißt nicht umsonst: „Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1Petr 5:8).


Gelehrte – oder Gelehrige?

Nun hört man in diesem Zusammenhang oft das Argument, dass wir als Christen ja alle den Heiligen Geist haben und es daher gar nicht mehr nötig ist, dass wir von anderen Menschen gelehrt oder in unserem Unterscheidungsvermögen geschult werden müssten.

Gerne werden dazu die Stellen aus (Joh 6:45, 1Kor 2:15-16) bemüht.

In diesem Stellen geht es jedoch, wenn man einmal den Kontext genauer betrachtet, gar nicht um eine allgemeine Aussage darüber, ob wir es nötig haben gelehrt zu werden (oder nicht). Vielmehr geht es bei dem „von Gott gelehrt sein“ in Joh 6:45 darum, dass nur solche Menschen Christus als den Messias erkennen können, denen Gott es durch den Heiligen Geist offenbart. Genauso redet 1Kor 2:15-16 vom „verborgenen Geheimnis Gottes“. Das Geheimnis Gottes aber ist Christus, den der natürliche Mensch nicht erkennt; wohl aber der Mensch, der den Geist Gottes hat, denn: „Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott“ (1Joh 4:2-3).Darum also geht es in diesen Stellen.

Das wir es als Christen jedoch nötig haben, gelehrt zu werden, steht an vielen Stellen der Heiligen Schrift – und zwar ganz ausdrücklich. Dazu hat Gott sogar eigens das Amt des Lehrers in der Gemeinde eingesetzt und uns dazu gesagt, dass wir die Lehrer ehren sollen: „Gott hat in der Gemeinde eingesetzt ... Lehrer...“ (1Kor 12:28). „Die ... halte man zwiefacher Ehre wert, besonders, die sich mühen im Wort und in der Lehre“ (1Tim5:17).

Daher fordert Paulus seinen Schützling Timotheus auch nicht nur auf, persönlich die Gemeinde zu lehren: „Fahre fort mit ... Lehren, bis ich komme“ (1Tim 4:13), sondern er trägt ihm auch auf, die gesunde Lehre auch an andere Menschen weiter zu geben, die selbst die Fähigkeit besitzen, zu lehren: „was du von mir gehört hast ..., das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren“ (2Tim2:2). Doch nicht nur das, die Begabung zur Lehre wird sogar als besonderes Kennzeichen für einen Dieners Gottes angegeben: „Ein Knecht des Herrn aber soll ... sein ... im Lehren geschickt ...“ (2Tim 2:24).

Das bedeutet: offenbar haben wir es, trotz unserer Fähigkeit Jesus als den Christus zu erkennen, nicht nur nötig gelehrt zu werden, Gott hat sogar eigens das Amt des Lehrer dazu in seiner Kirche eingerichtet und möchte, dass wir solche Leute ehren.


Lehrer – oder Irrlehrer?

Die Frage ist nun natürlich: was ist ein Lehrer und was ist ein Irrlehrer?

Ein Lehrer im biblischen Sinne ist ein Mensch, der von Gott mit der Gabe ausgestattet wurde, andere Menschen zu unterrichten. Die Basis dazu ist immer die göttliche Offenbarung in der Heiligen Schrift: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2Tim 3:16-17). Ein Lehrer wird also nur lehren, was in der Schrift steht oder mit ihr vereinbar ist.

Ein Irrlehrer oder "Häretiker" dagegen ist ein Mensch, der andere Menschen Dinge lehrt, die nicht in der Schrift stehen, oder von der Schrift in wesentlichen Punkten abweichen. Eine Irrlehre ist laut Wikipedia „eine Bezeichnung für eine Lehre, die im Widerspruch ... steht ...; Gegenbegriff ist die Orthodoxie (Rechtgläubigkeit).“[1]

Einen Lehrer von einem Irrlehrer zu unterscheiden kann also nur auf Basis der Heiligen Schrift gelingen: Wer lehrt, was sie lehrt, lehrt richtig. Wer etwas anderes lehrt, als sie lehrt, lehrt eine Irrlehre. Und oft, wie in diesem Falle, sind die Unterschiede zwischen der Irrlehre und der Heiligen Schrift so offensichtlich, dass selbst ein Laie sie erkennen kann.


Joyce Meyer – Ihr Leben

Persönliche Daten

Pauline Joyce Meyer, geborene Hutchison (geboren am 4. Juni 1943 in St. Louis, Missouri) ist eine US-amerikanische Autorin und Predigerin. Sie ist mit Dave Meyer verheiratet und lebt mit ihm und ihren vier Kindern in der Nähe von St. Louis, Missouri.

Mit über 100 veröffentlichten Büchern, die in über 100 Sprachen übersetzt und nach eigenen Angaben mehr als 23 Millionen Mal verkauft wurden, zählt Joyce Meyer laut Wikipedia zu den 25 einflussreichsten Predigern der "evangelikalen Szene" in den Vereinigten Staaten. In Deutschland werden ihre Vorträge im Fernsehen über Tele5, Bibel TV, Super RTL und rheinmaintv ausgestrahlt.[2] 

Joyce Meyer gibt auf ihrer Webseite an, folgenden Titel erhalten zu haben: Ph. D. in Theologie der Life Christian University (LCU) in Tampa, Florida. Die LCU ist allerdings keine anerkannte Vergabestelle für Doktortitel.


Ihr Wirken - Inhalt & Ziel

Die Botschaften von Joyce Meyer beinhalten oft Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben. Themen sind meist Strategien für ein glückliches und gottgesegnetes Leben, das Erlangen von spirituellem Erfolg, und die persönliche Krisenbewältigung. Im Anschluss an diese Predigten wird Werbung für Hilfsprojekte und Medien von Joyce Meyer gesendet.

Kritiker werfen Meyer vor, sie würde ein Wohlstandsevangelium predigen. Meyer verdiente 2002 und 2003 pro Jahr ungefähr 900.000 US-Dollar und ihr Ehemann bezog 450.000 US-Dollar. Nach Kritik wurde ihr Gehalt auf 250.000 US-Dollar gesenkt[3].


Joyce Meyer – Ihre Botschaft

Glaube an den Glauben – oder Glauben an Gott?

Joyce Meyer reiht sich mit ihren Aussagen über den Glauben ein in eine lange Reihe von ‚Wort des Glaubens‘ Predigern, wie Napoleon Hill, Kenneth Hagin, Benny Hinn, Kenneth Copeland, Joel Osteen, u.v.a.m.

Der Lehre von ‚Wort des Glaubens‘ zufolge, deren Lehre und Praxis ich über mehrere Jahre persönlich „genießen“ durfte, ist der Glaube eine Kraft, über die der Gläubige frei verfügt und die, wie die Bewegung eines Muskels, eher dem Willen des Menschen entspringt, als der Gnade Gottes. 

Demgegenüber steht die Aussage der Heiligen Schrift: „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es“ (Eph 2:8). 


Glauben als Mittel zum Zweck – oder Glauben zur Ehre Gottes?

„Anders gesagt, ist der Schlüssel zu Gesundheit und Wohlstand, Glauben an Deinen Glauben zu haben, statt Glauben an Deinen Gott zu haben. Meyer sagt «Glaube ist nicht nur so ein kleines ‚Naja, wissen Sie, ich glaube an Jesus.‘ Glaube ist eine Kraft die ihr Leben ändern und ihr Schicksal ändern wird.» [4]

Meyer präzisiert dies, indem sie sagt: «Worte sind Behälter für Macht. Sie tragen kreative oder zerstörerische Kraft, positive oder negative Kraft. Und daher sollten wir die richtigen Dinge über unser Leben aussprechen und über unsere Zukunft, wenn wir wollen, dass gute Dinge passieren. Denn was Du heute sagst, ist was Du wahrscheinlich morgen letztendlich haben wirst.» [5]

Meyer zufolge erzeugen die Worte die man spricht ... künftige Realitäten." [6]

Die Bibel lehrt jedoch an keiner Stelle, dass unsere Worte die Grundlage künftiger Realitäten sind, sondern vielmehr, dass der allmächtige und souveräne Gott selbst uns aus völlig freien Stücken Seine Verheißungen gegeben hat und dass Er, allein um Seiner Gnade und Treue willen, unsere Gebete erhört, um uns eine Freude zu machen: "denn er selbst, der Vater, hat euch lieb" (Joh 16:27). Und: "euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet" (Mt 6:8). Nur darum heißt es: "Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan" (Mt 7:7) und "Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei" (Joh 16:24).

Auch dient das biblische Gebet zuerst dem Bau des Reiches und der Ehre Gottes und nicht primär dem eigenen Vergnügen oder Wohlergehen, sondern vielmehr der Ehre Gottes. Sonst wäre der arme Lazarus sicher kein gutes Beispiel gewesen und es würde auch nicht heißen: "Selig sind, die da Leid tragen..." (Mt 5:4) und auch nicht: "er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes ..., sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre" (Röm 4:20).

Erst recht dient der biblische Glaube nicht dem Zweck, dass wir unsere Wünsche durch ihn befriedigen, sonst würde es nicht heißen: "ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr's für eure Gelüste vergeuden könnt" (Jak 4:3).

Meyer jedoch predigt einen Glauben, der nicht primär die Ehre Gottes zum Ziel hat, sondern "die guten Dinge" in unserem Leben. Natürlich gibt es nichts einzuwenden gegen Gesundheit oder Wohlstand. Doch sie sind nicht das Kernstück oder Ziel unseres Glaubens. Und schon gar nicht sollten sie das Zentrum unserer Bestrebungen bilden. Denn wir wurden zu einem bestimmten Zweck geschaffen: Zur Ebenbildlichkeit Gottes und zu Seiner Ehre, denn es heißt: "Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn" (1Mo 1:27) und: "...die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen ... habe." (Jes 43:7).


Das Opfer Christi – Kreuz oder Hölle?

„In einer Publikation mit den Titel „Die Wichtigste Entscheidung, die sie jemals treffen werden“ verbreitet Meyer ein weiteres Kennzeichen der ‚Wort des Glaubens‘ Theologie – nämlich, dass Jesus nicht nur am Kreuz leiden musste, sondern dass er in der Hölle leiden musste, damit Du und ich wiedergeboren werden können.

Jesus «war drei tage im Grab. Während dieser Zeit betrat er die Hölle, in die Du und ich wegen unserer Sünde (rechtmäßig) verdient hätten zu gehen. Er bezahlte den Preis dort.», so Meyer [7]. Nach drei Tagen der Qual, fährt Meyer fort «stand Gott von Seinem Thron auf und sagte zu den dämonischen Kräften, die den sündlosen Sohn Gottes quälten, „Lasst ihn gehen.“ Dann ging die Auferstehungskraft des Allmächtigen Gottes durch die Hölle und erfüllte Jesus. Auf der Erde, füllte sich Sein Grab, die Gruft in der sie ihn begraben hatten, mit Licht, als die Kraft Gottes Seinen Körper erfüllte, und Er wurde von den Toten zu neuem Leben erweckt – der erste wiedergeborene Mensch.» [8]

In krassem Gegensatz zu Meyers Behauptung, sagt die Bibel an keiner Stelle, dass Jesus Christus wiedergeboren wurde. Vielmehr bezieht sich das biblische Konzept der Wiedergeburt (Joh 3:3) allein auf die sündige Menschheit. ... Jesus hatte es nicht nötig, in der Hölle wiedergeboren zu werden, denn Jesus ist und war immer der ewige Sohn Gottes.

So scharf ist Meyer in ihrer Behauptung, dass Jesus in der Hölle litt und von neuem geboren wurde, dass sie in nachfolgenden Ausgaben ihrer Erstpublikation, ständig die Auffassung wiederholt, dass wir, unabhängig vom Glauben, dass Jesus in der Hölle litt, absolut keine Hoffnung haben, in den Himmel zu kommen. «Es gibt keine Hoffnung, dass irgendjemand in den Himmel kommt, es sei denn, dass er diese Wahrheit glaubt, die ich präsentiere. Sie können nicht in den Himmel kommen, es sei denn, sie glauben mit ihrem ganzen Herzen, dass Jesus ihren Platz in der Hölle einnahm.»" [9]

Im krassen Gegensatz dazu schrie Jesus am Kreuz, also bereits vor seinem Tod den alles umfassenden Satz der Erlösung: "«Es ist vollbracht!»" (Joh 19:30). Weiterhin lehrt die Heilige Schrift klar und deutlich, dass das Werk Christi nicht in der Hölle vollbracht wurde, sondern eben genau dort – am Kreuz: "Denn es hat Gott wohlgefallen, dass ... er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz" (Kol 1:19-20).


Fazit

Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, dass Joyce Meyer, wie ihre ‚Wort des Glaubens‘ Kollegen (Napoleon Hill, Kenneth Hagin, Benny Hinn, Kenneth Copeland, Joel Osteen, u.v.a.m.) ein anderes Evangelium predigen, als das biblische. Über solche Menschen heißt es in der Heiligen Schrift: "Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würden, das anders ist, als wir es euch gepredigt haben, der sei verflucht." (Gal 1,8). Und: "„Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht.“" (Offb22:18-29).


"Der Geist aber sagt deutlich,
dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden
und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen..."

(
1Tim 4:1)

Wer eine detaillierte Betrachtung des Themas und zu den Irrlehren weiterer 'Wort des Glaubens' Prediger sucht, dem empfehle ich herzlich das ausnehmend sehr gut recherchierte Werk von Hank Hanegraaff "Christianity in Crisis, The 21st Century" [ISBN 13: 978-0849900068].

Siehe auch: http://bibelkreis-muenchen.de/?p=226



[3] ebd.

[4] Meyer, Joyce, Interrupting Satan’s Plan - Releasing the Supernatural Power of God Through Prayer (Kassette 3 der Serie mit dem Titel “Gewalttätige Christen in einer gewalttätigen Gesellschaft”, aufgenommen in San Jose, Kalifornien, 19. Juli 2001)

[5] „ Meyer, Joyce. Eight Ways to Keep the Devil Under Your Feet “. (Seite 87-88)

[6] Hanegraaff, Hank. ChristianityIn Crisis: The 21st Century. First. Thomas Nelson, 2009., Seite 41 (Übersetzung durch den Autor)

[7] Meyer, Joyce. The Most Important Decision You’ll Ever Make A Complete and Thorough Understanding of What it Means to be Born Again, (Seite 41). 

[8] ebd. (Seite 42).

[9] Hanegraaff, Hank. ChristianityIn Crisis: The 21st Century. First. Thomas Nelson, 2009., Seite 42 (Übersetzung durch den Autor)

Sonntag, 15. September 2013

Der Reichtum der Güte Gottes (Ps 36:1-13)

Text

1 Von David, dem Knecht des HERRN, vorzusingen. 2 Es sinnen die Übertreter auf gottloses Treiben im Grund ihres Herzens. Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen. 3 Und doch hat Gott den Weg vor ihnen geebnet, um ihre Schuld aufzufinden und zu hassen. 4 Alle ihre Worte sind falsch und erlogen, verständig und gut handeln sie nicht mehr. 5 Sie trachten auf ihrem Lager nach Schaden und stehen fest auf dem bösen Weg und scheuen kein Arges. 6 HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. 7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren. 8 Wie köstlich ist deine Güte, Gott, daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! 9 Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. 10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. 11 Breite deine Güte über die, die dich kennen, und deine Gerechtigkeit über die Frommen. 12 Laß mich nicht kommen unter den Fuß der Stolzen, und die Hand der Gottlosen vertreibe mich nicht! 13 Sieh da, sie sind gefallen, die Übeltäter, sind gestürzt und können nicht wieder aufstehen.


Kommentar

Zusammenfassung

David, der Knecht Gottes, beschreibt uns die Kluft zwischen der zerstörerischen Unmoral der Gottlosen und dem behütenden und wohltuenden Wesen und Handeln Gottes. Und sein darauf folgendes Gebet um Gottes Hilfe und Schutz vor den Anschlägen der Bösen wird überraschend erhört.


Struktur

1 David, der gehorsame Diener des Herrn, beschreibt in diesem Psalm die herzzerreißende Spannung zwischen dem für die Kirche so leidvollen Planen und Handeln der Gottlosen und dem heiligen Charakter unseres unsichtbaren und uns liebenden und helfenden Gottes.

2-5 Die gegen Gott Rebellierenden haben nur eines im Sinn: ohne Rücksicht auf Moral oder Verluste ihre gottlosen Vorstellungen in sündiger Autonomie und Gottesverachtung auszuleben. Doch in eben der vermeintlichen Freiheit ihres von Sünde gebundenen Willens liegt Gottes Gericht, der sie nur gewähren lässt, um sie schlussendlich ihrem gerechten Urteil anheimfallen zu lassen.

6-10 In wie krassem Gegensatz dazu steht das vollkommene und wahrhaftige Wesen unseres Gottes, dessen liebende Güte die ganze Welt einschließt und dessen Wahrheit und Gerechtigkeit so tief und unumstößlich verankert sind, wie die Grundfesten der Berge. Wie erfrischendes Quellwasser tränkt und sättigt Er Sein Volk mit Seinem lichten Wesen und bewahrt sie unter Seinem allmächtigen Schutz.

11-12
Angesichts dieses Spannungsfeldes zwischen den Werken der sichtbaren Bösen und dem Wesen und Tun unseres verborgenen und guten Gottes bittet David um dessen Schutz vor der unterdrückenden Gewalt der Gottlosen und um Bewahrung seiner Heimat.

13 Der Psalm endet mit einer überraschenden Wendung: die Gottlosen liegen, wie als eine Antwort auf Davids herzliches Gebet, für immer am Boden.


Inhalt

1 David schrieb dieses Psalmlied mit dem Herzenswunsch, dass es dem Volk Gottes als Vortragslied vorgesungen werden möge. Denn darin beschreibt er die widerstreitenden Kräfte der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, deren herzzerreißende Spannung jeden wahren Gläubigen ins Gebet treiben: das Planen und Handeln der Atheisten auf der einen Seite und auf der anderen Seite das heilige Wesen unseres Gottes, dessen Zuwendung und Hilfe immer wieder Gegenpol sind für das viele, von den Gottlosen so achtlos verursachte Leid. David stellt sich uns dabei als ein Autor vor, der, wie ein Diener gegenüber seinem Herrn, gehorsam ist und tut, was dieser ihm aufträgt. Sein Herr aber, dem er dient, ist niemand anderer, als der allmächtige und ewig seiende Gott selbst. Der Gott, dem der Gehorsam Seines Volkes wie kaum etwas anderes am Herzen liegt (5Mo 28:1-69, Mt 7:21-29).

2-5 Die von Gott Abtrünnigen jedoch sind Gesetzesbrecher, Kriminelle. Und in der tiefsten Tiefe ihrer Persönlichkeit spinnen sie ihre Vision: in autonomem, sündhaftem Handeln ihre Gottlosigkeit auszuleben. Ehrfurcht, Ehrerbietung & Achtung vor Gott sind ihnen ein Fremdwort, ja von Gott wollen sie nicht einmal wissen. Doch ihre vermeintliche Freiheit, ihr offenbar geebneter Weg - und das ist einer der schrecklichsten Aspekte des Handelns Gottes mit uns Menschen - ist in Wahrheit nichts anderes, als die Manifestation Seines Urteils: indem Er sie in ihrer Gottlosigkeit und der Verderbtheit ihres freien Willens gewähren lässt, vollzieht sich Sein Gericht. So häufen sie in vermeintlicher Sicherheit "eine Sünde auf die andere" (Jes 30:1) und vergrößern damit nur täglich das Strafmaß ihres Urteils; denn Gott hat längst beschlossen, alle ihre Schuld und Sünde zu suchen und zu finden und zu verurteilen. Sie sind notorische Lügner, uneinsichtige Übeltäter. Sie planen selbst wenn sie im Bett liegen noch Zerstörung, sind blind entschlossen, ihre bösen Pläne durchzuziehen und scheuen dabei vor keinem Bösen zurück.

6-10 In welchem Gegensatz dazu steht die Herrlichkeit unseres Gottes: Seine herzliche und wohlwollende, sanftmütige und barmherzige Zuwendung kennt, wie Seine Wahrheit, keine Grenzen; so weit das Auge reicht, ja bis hinter den Horizont, wo sich der Blick im Dunst verliert, ist Gott mit seiner Güte und Wahrheit gegenwärtig. Oder wie David an anderer Stelle dichtet: "Führe ich gen Himmel, so bist du da; ... Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten" (Ps 139:8-10).

Ja, die Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit Gottes, Seines Wesens und Tuns, steht unverrückbar felsenfest, wie die Grundfesten der Berge die Er schuf; Seine Gesetze, Ordnungen und Urteile steht auf einem Fundament, welches herabreicht bis in die tiefsten Tiefen der Erde: Seine Geradheit und Rechtsprechung sind unerschütterlich. Gott ist unser "Fels und kein Unrecht ist an ihm" (Ps 92:16).

Und mit diesen wahrhaften und gerechten Wesenszügen bleibt Gott - Gott sei Dank! - nicht bei sich selbst, sondern verleiht ihnen Ausdruck in Seiner liebenden Zuwendung an seine Schöpfung: Er, der Ewige, hilft nicht nur uns Menschen, sondern hat auch ein Herz für die Tiere, die Er mit so viel Liebe, Kreativität, Kunst und Freude schuf (siehe 1Mo 1:20-25, Ps 104:10-11.26, Jon 4:11, Rö 8:19-21, u.v.a.m.).

Wie die Erquickung durch ein köstliches, erfrischendes und durstlöschendes Getränk ist Gottes Güte für die, die bei Ihm Schutz suchen. Wie "eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel" (Mt 23:37), so gewährt Gott Seinen Kindern unter den Menschen Zuflucht in Seiner bergenden Gegenwart. Denen, "die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit" (Mt 5:6) stillt Er den Hunger aus dem Überfluss der Reichtümer Seines Hauses und löscht ihnen den Durst mit einem schier unerschöpflichen Strom von Freude und Glückseligkeit.

Denn es ist die Gegenwart Gottes selbst und die Begegnung mit Ihm, dem hell strahlenden "Licht der Welt" (Joh 8:12) und dem Ursprung und der Quelle des Lebens, die uns selbst in finsterster Nacht das Licht erblicken lässt (Ps 139:11-12). Hier in der Fremde auf Erden sehen wir diese Herrlichkeit Gottes nur, wie "ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht" (1Kor 13:12). Gepriesen der Tag an dem Gott Sein Werk vollendet; an dem es heißt: "Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst" (Offb 21:6) und: "das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen" (Offb 7:17).

11-12 Angesichts dieser krassen Wesensunterschiede zwischen unserem Heiligen Gott und den unmoralischen Gottlosen formuliert David seine Bitten: Gott möge Seine herzliche und wohlwollende, sanftmütige und barmherzige Zuwendung, sowie Seine Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, Seine Güte und Gerechtigkeit, wie einen schützenden Schild über die ausbreiten, die Ihn kennen und Ihm in gottgefälligem, heiligen Wandel folgen. Auch betet David für sich selbst, dass Gott ihn vor der Gewalt der Gottlosen bewahren möge, dass er nicht unter deren Füßen zertreten und nicht durch deren Handeln aus seiner Heimat vertrieben werde.

13 Und, als sei es die Antwort auf sein soeben geäußertes Gebet, überrascht uns das Ende von Davids Psalmlied mit einem unverhofften Bild: die Kriminellen sind gefallen und liegen unwiderruflich am Boden.


Praktische Anwendung

1. Angesichts der sichtbaren Mächte des Bösen: vertrau unserm guten, verborgenen Gott
2. Lass Dich trotz aller äußerer Not erquicken durch Sein heiliges, vollkommenes Wesen
3. Rufe zu Gott in der Not und Er wird Dich erhören (Ps 50:15)

Warnung vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer (Mt 16:5-12)

Text

5 Und als die Jünger ans andre Ufer gekommen waren, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. 6 Jesus aber sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! 7 Da dachten sie bei sich selbst und sprachen:Das wird's sein, daß wir kein Brot mitgenommen haben. 8 Als das Jesus merkte, sprach er zu ihnen:Ihr Kleingläubigen, was bekümmert ihr euch doch, daß ihr kein Brot habt? 9 Versteht ihr noch nicht? Denkt ihr nicht an die fünf Brote für die fünftausend und wieviel Körbe voll ihr da aufgesammelt habt? 10 Auch nicht an die sieben Brote für die viertausend und wieviel Körbe voll ihr da aufgesammelt habt? 11 Wieso versteht ihr denn nicht, daß ich nicht vom Brot zu euch geredet habe? Hütet euch vielmehr vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! 12 Da verstanden sie, daß er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.


Kommentar

Zusammenfassung

Die Angst ums eigene Wohlergehen verleitet die Jünger zu einer irrigen Sicht der Bedeutung von Jesu Warnung vor der Theologie Seiner Widersacher: Es geht Jesus mit dem "Sauerteig" nicht um die körperliche Verpflegung, sondern um die menschenverachtenden Lehren Seiner Feinde.


Struktur

5-7 Nach der Auseinandersetzung mit den Pharisäern brechen Jesus und Seine Jünger, letztere ohne Brot an Bord, zum Ostufer des Galiläischen Meeres auf. Die Warnung Jesu vor deren "Sauerteig" missverstehen sie, gefangen in ihren Sorgen und dank mangelnder Rückfrage an Jesus, als Lebensmittelwarnhinweis.

8-10 Daraufhin zeigt Jesus ihnen anhand der Brotvermehrungen auf, dass es keinen Grund zur Sorge um ihre Versorgung gibt und ihre aus Angst motivierte
Annahme ein Irrtum ist.

11-12 Vielmehr ging es Christus um die werkgerechten Irrlehren der führenden Religionslehrer Seiner Zeit, mit der sie den Menschen den Weg in Gottes Reich verbauten.


Inhalt

5-7 Nach Jesu Auseinandersetzung mit den Pharisäern verlassen die Jünger das Gebiet von Magadan (Tarichea) auf der Westseite des Sees (Mt 15:39) und fahren von dort zum anderen Ufer, möglicherweise in die Gegend des am Ostufer gelegenen Gergesa; denn, wie Markus berichtet, erreichen sie später auf ihrem Fußweg Bethsaida (Mk 8:22), von wo aus sie weiter ins nördliche Cäserea Philippi wandern (Mt 16:13).

Doch die Jünger hatten, dank ihrer Vergesslichkeit, keinen Proviant mit an Bord: ein einziges Brot war alles was sie mitgenommen hatten (Mk 8:14). In diese Lage hinein spricht Jesus Seine Warnung vom Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer. Doch, statt angesichts ihres offenbaren Unverständnisses einfach nachzufragen, was Jesus denn damit gemeint habe, machen sie sich, unabhängig von Ihm, ihre eigenen Gedanken. Und bereits nach kurzem Grübeln, jeder für sich, pflichten sie einander bei, dass Jesus sie bestimmt auf ihren Proviantmangel hatte ansprechen wollen und seine Warnung somit wörtlich als Lebensmittelwarnhinweis zu verstehen sei.

8-11a Nun gibt es zwei Themen zu klären: das, was Jesus eigentlich zu sagen hatte und das, was die Jünger missverstanden haben. Sich selbst in Demut hintenanstellend, klärt Jesus zuerst das Missverständnis. Und das nicht nur an der Oberfläche der Begriffe: Er sieht ihr Motiv und ihr Herz. Sie hatten Angst. Sie selbst hatten zu wenig Proviant eingepackt und nun hatten Sie Ihren Lehrer so missverstanden, als wollte Er sie vor dem Verzehr des Teiges der Pharisäer und Sadduzäer warnen. Wo aber sollten sie sonst etwas zu Essen herehmen? Auf diese Angst geht Jesus geduldig ein und öffnet ihnen, sanftmütig und gütig die Augen: es gibt keinen Grund sich kleingläubig Sorgen um die Verpflegung zu machen (vgl. Mt 6:33): die Speisungen der 5.000 und der 4.000 hatten ja deutlich gezeigt, dass Gott in der Lage ist im Überfluss zu geben. Doch eines will Jesus von ihnen wissen, ja er fragt sie gleich zweimal danach - nach ihrem Verständnis: verstehen sie ihn? Und wenn nicht, warum nicht? So deckt Er ihnen den eigenen Herzensgrund auf und zeigt ihnen in der Innenschau, die notwendig ist, um Seine Frage zu beantworten, dass es ihre Angst ist, die ihrem wahren Verständnis Seiner Worte im Wege steht. Und nun sagt Er es klar und deutlich: Es ging ihm nicht ums täglich Brot.

11b-12 Noch einmal wiederholt Er, was Er zuvor schon sagte. Und nun, frei von der Angst ums Überleben, verstehen sie Ihn: Es ging Jesus die ganze Zeit um nichts anderes, als sie zu warnen vor der bösen Theologie der Pharisäer und Sadduzäer, den führenden Köpfen der Kirche von damals, mit denen Er sich gerade eben erst wieder auseinander gesetzt hatte. Sie, deren
religiöses Leben geheuchelt ist (Lk 12:1); sie, die die Gnade Christi verleugnen und damit "den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen" haben. Sie, die ihren Mitmenschen den Weg ins Himmelreich verwehren (Lk 11:52), indem sie ihnen die Werkgerechtigkeit predigen und sie so "mit unerträglichen Lasten" beladen (Lk 11:46).


Praktische Anwendung

1. Welche irdischen Sorgen verstellen Dir die Sicht auf Gottes Wort?
2. Gib Deine Sorgen Jesus ab, der in jeder Lage zu helfen vermag!
3. So erleichtert höre auf das, was Christus Dir geistlich zu sagen hat.