Sonntag, 8. März 2020

"Die Schönheit des Evangeliums - Wie wichtig Gott Versöhnung ist" (Matthäus 5,21-26)

[Predigt als MP3]


Einleitung

Guten Morgen, Ihr Lieben!

Heute möchte ich Euch zu Beginn mal eine kurze Geschichte vorlesen, die ich einmal in einem sehr guten Buch gelesen habe. Das Buch heißt: „Anleitung zum Unglücklichsein“ – und ist von Paul Watzlawick, einem sehr bekannten Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeuten und Philosophen – mit einem ziemlich guten Humor

Hier also die Geschichte:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".

Dazu fällt mir folgendes ein. Einer unserer Söhne hat nämlich eine ganz besondere Gabe der "Kommunikation". Eine, die ich manchmal als das Äußerste aller Respektlosigkeiten empfinde. Danach fühle ich oft Schmerz und Zorn. Und wenn ich an einem solchen Abend ins Bett gehe, dann kriege ich „Kopfkino“: eine Folge von Bildern von Worten, dann Streit, eine handgreifliche Auseinandersetzung, bis hin zu Gewalt. Und wenn man das nicht anhalten würde, es würde in Mord und Totschlag enden!

Und dann bete ich: ich will keinen Hass und keinen Zorn und keine Ablehnung in meinem Herzen haben. Und doch will ich auch respektiert werden. Das ist ein echter geistlicher Kampf, der manchmal wirklich heftig wird und auch mal länger dauern kann. 

Um genau solche Kämpfe soll es heute gehen: um Kämpfe, die von außen unsichtbar sind. Um Kämpfe, die in unserem Herzen toben. Oder die vielleicht schon nicht mehr toben. Sondern zum kalten Gift der Bitterkeit erkaltet sind. 


Inhalt

Ich möchte heute mit Euch anschauen, wie wichtig es Gott ist, dass wir miteinander in Versöhnung leben.

  • Unser Text
    • Dazu möchte ich, wie immer, zu Beginn den Text mit Euch lesen

  • Der Irrtum
    • Dann möchte ich auf einen fatalen Irrtum eingehen, dem wir in Bezug auf Gottes Gesetz aufsitzen können

  • Die Wahrheit
    • Und uns danach – sozusagen als Gegengift – die Wahrheit nahebringen: nämlich, wie Gott unser Herz sieht

  • Höchste Priorität
    • Aus dem bis dahin gesagten wird sich eine Konsequenz ergeben, die ich mit Euch genauer beleuchten möchte.
    • Nämlich, wo aus Gottes Sicht unsere Prioritäten liegen – nicht außen, sondern innen!

  • Zeit & Ewigkeit...
    • Last, but not least möchte ich Euch auch Gottes Sicht über den zeitlichen Aspekt nahebringen, 
    • Also welchen Einfluss diese Prioritäten auf unsere zeitliche Planung von Versöhnung haben sollten.

  • An Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich Dir daher eine sehr ernste Frage stellen Dich um einen ganz konkreten Schritt bitten und Dir einen wunderbaren Ausblick zeigen. 
    • Und nun noch eine Randnotiz: „Unsere Predigtserie heißt ja «Die Schönheit des Evangeliums». Manchmal kann diese Schönheit aber erst sichtbar werden, wenn wir den Dreck und Schmutz aus unserem Herzen räumen, der uns die Sicht verstellt auf die Schönheit, die Freude und den Frieden für die Gott uns geschaffen hat.
Lasst uns zu Anfang mal den Text gemeinsam lesen:

Unser Text

"21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten!«, wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein. 23 Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe! 25 Sei deinem Widersacher bald geneigt, während du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit der Widersacher dich nicht etwa dem Richter ausliefert und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergibt und du ins Gefängnis geworfen wirst. 26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Groschen bezahlt hast!"

Lasst uns im Folgenden schauen, was genau uns Jesus mit diesem Text zu sagen hat.

Der Irrtum – Matthäus 5,21

Zuerst einmal geht es darum, dass es sein kann, dass wir einem gewaltigen Irrtum aufsitzen
Um zu verstehen, um was für einen Irrtum es da geht, ist es wichtig, den Kontext unseres Textes mal näher anzusehen: Einen Abschnitt vorher – in Matthäus 5,17-20 – sagt Jesus nämlich folgendes:

„Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!“

Jesus macht also glasklar, dass:
  1. Er nicht ein Fitzelchen vom Gesetz abschnippeln wird
     – so sehr wir uns das vielleicht auch wünschen würden
  2. Dass, wer trotzdem etwas abschnippelt, Ehre und Ruhm im Himmel verliert 
  3. Und dass der, der nicht gerechter ist als die Pharisäer, nicht in den Himmel kommt
All das sagt Jesus sozusagen als Einleitung  zu unserem Text. Aber warum? Ich denke, der Grund ist folgender: die Pharisäer haben das Gesetz auf reine Äußerlichkeiten reduziert. Das Wesen Gottes – und damit der Kern der Gebote – ist aber die Liebe! 

Es geht also um das, was im Herzen  ist – nicht allein darum, was vor Augen  ist. In dieser Hinsicht müssen wir besser und gerechter sein als die Pharisäer! Es geht dabei also nicht um Leistung – sondern um den Unterschied zwischen Heuchelei und Liebe!

In Vers 21 steht: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein.“ Der Witz bei diesem Vers ist, dass Gott zu den Alten auch gesagt hat: „du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ (5. Mose 6,5) 

Der Witz ist, dass Gott auch gesagt hat: „Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.“ (3.Mose 19,18). Das große Doppelgebot der Liebe steht also schon im Alten Testament – im Gesetz. Und wir erinnern uns, dass Jesus gerade eben erst gesagt hatte, dass von diesem Gesetz kein Fitzelchen abgeschnippelt werden wird.

Trotzdem haben die Pharisäer eben dieses Gesetz auf reine Äußerlichkeiten reduziert: Wer nicht mordet (6. Gebot) hat aus ihrer Sicht schon gewonnen. Das aber wird dem großen Doppelgebot der Liebe – also dem, was wir gerade im Gesetz gelesen haben – nicht gerecht.
Es ist eine Verkürzung des Gesetzes Gottes, als ginge es um ein rein äußerliches, heuchlerisches Einhalten von Gottes viel vollkommenerem Gesetz.

Mit anderen Worten: Wenn wir glauben, dass das Gesetz Gottes – und damit das große Doppelgebot der Liebe – für uns nicht mehr gilt, dann haben wir uns geschnitten! (2x)
Jesus macht in unserem Text und auch im Kontext glasklar, dass der moralische Teil des Gesetz für ewig besteht. 

Wir müssen also lernen zu trennen zwischen: Werkgerechtigkeit, Gesetzlosigkeit, Gottes Gnade, liebender Nachfolge und "billiger Gnade":

  • Werkgerechtigkeit wäre, wenn ich glauben würde, ich müsste Gottes Gesetz halten, um gerettet zu werden. Das wäre nämlich Quatsch – denn da hätten wir alle schlechte Karten; das schafft keiner!

  • Gesetzlosigkeit auf der anderen Seite wäre: Wenn mir das Gesetz Gottes komplett egal wäre und ich mir denken würde „Das geht mich nichts mehr an; ich bin ja schon gerettet!“ Das ist nämlich genauso Quatsch – und brandgefährlich, wie wir noch sehen werden.
  • Gottes Gnade bedeutet: dass nur Gott mich retten kann – nicht ich mich selbst durch meine Taten oder durch meine Leistung; dass ich nur durch die Gerechtigkeit, die Gott mir schenkt, vor Gott bestehen kann; dass Jesus meine Schuld am Kreuz getragen hat – dass Er sein Blut vergossen hat, um mich zu erlösen – weil Er mich unendlich liebt! 

  • Liebende Nachfolge ist wenn diese Gnade mein ganzes Herz erweicht – ja, wenn diese Gnade mein Herz barmherzig und gnädig macht; wenn mich Gottes Liebe täglich anspornt, Jesus nachzufolgen – in der tiefen Sehnsucht, Ihm noch ähnlicher, noch heiliger zu werden; wenn ich bereit bin – wie wir es ja auch im Vaterunser beten – meinen Mitmenschen von ganzem Herzen zu vergeben.
  • Billige Gnade aber wäre: wenn Gottes Gnade dazu führt, dass ich mich in falscher Sicherheit fühle und mein Herz verhärte; wenn sie dazu führt, dass ich anderen die Schuld behalte, denn dann bin ich dem schlimmsten Irrtum verfallen, dem ein Mensch nur verfallen kann: dann gehöre ich zu denen, zu denen Jesus einmal sagen wird: „Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, die ihr das Gesetz übertretet!“ (Mt 7,23)
Wir können also einem gewaltigen Irrtum aufsitzen – nämlich, wenn wir glauben die Gerechtigkeit der Pharisäer wäre genug – ein rein äußerliches Einhalten der Gebote.

Lasst uns als nächstes sehen, was die Wahrheit ist.

Die Wahrheit – Matthäus 5,22

Auf diese Irrtümer und Verkürzungen der Gebote Gottes reagiert Jesus mit seinem „Ich aber sage Euch...“ Mit diesem 'Ich aber' zeigt Jesus an, er hier als der Mensch gewordene Gott selbst – also als der Gesetzgeber! spricht. Es geht hier also nicht um eine Änderung des Gesetzes; schließlich wird kein Tüpfelchen vom Gesetz fallen! Es geht vielmehr um eine Korrektur der Lehre der Pharisäer. Es geht – wie immer! – um die Liebe!

Jesus spricht weiter: „Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt“ Da muss man natürlich fragen: „wer ist unser Bruder?“ Leiblich? Geistlich? Ein Ausleger schreibt dazu: „Unter unserem Bruder sollen wir jeden Menschen verstehen, auch wenn er noch so weit unter uns steht, denn wir sind alle aus einem Blut gemacht.“

Als nächstes könnte man sich fragen, was Jesus mit dem Wort “zürnt“ meint (oder „wütend werden“). Richtig ist ja: die Bibel ist voll von Geschichten über Gottes Zorn – und ER sündigt ganz gewiss nicht – im Gegenteil: Sein Zorn ist gerecht. Auch wird an vielen Stellen in der Bibel klar (z.B. „lasst nicht die Sonne untergehen über Eurem Zorn“), dass auch menschlicher Zorn nicht generell etwas Schlechtes ist. Es geht hier also viel mehr um unüberlegten und noch viel mehr ungerechten Zorn. Ungerechter Zorn und Hass sind wie ein unsichtbarer Mord des anderen im eigenen Herzen!

Jesus erklärt weiter: „der ist des Gerichts schuldig“. Es geht hier nicht um weltliche Gerichte – sondern um Abstufungen des göttlichen Gerichts. Jesus erläutert das göttliche Gericht dabei mit Bildern von weltlichen Gerichten, damit man es besser verstehen kann. Mit „Gericht“ ist das örtliche Gericht im Stadttor gemeint (wie es in 5. Mose 16,18 beschrieben wird). Aus Jesu Sicht reicht es also schon für das göttliche Gericht, wenn ich meinem Nächsten zu Unrecht zürne.

Aber es geht weiter: Jesus erklärt: „wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!“. Das Wort für Nichtsnutz ("Racha“) ist ein höhnisches Wort und könnte auch „Hohlkopf“ heißen. Wer so mit Seinem Nächsten redet, der offenbart damit nur eines: seinen eigenen Hochmut und Stolz. Und darum sagt Jesus auch „der er ist des Hohen Rats schuldig“. Wer so einen Hochmut und so eine Verachtung für seine Mitmenschen in seinem Herzen hegt, der er ist des Hohen Rats schuldig. Im Griechischen steht hier συνεδρίον (Synhedrion, also Sanhedrin). Das ist der Senat, oder der höchste Gerichtshof – bei uns wäre das das Bundesverfassungsgericht. Hochmut und Verachtung im herzen sind also aus Jesu Sicht ein Fall für das oberste Gericht!

Aber Jesus setzt noch einen drauf und erklärt: „wer aber sagt: Du Narr!“. „Narr" oder besser: „Gottloser Narr“ („More“) ist ein sehr boshaftes Wort. Die Entsprechung im Deutschen wäre so ungefähr: „Verflucht sollst Du sein!“ Wer so redet, der redet aus purem Hass. Und wer so redet, „der ist des höllischen Feuers schuldig.“ sagt Jesus. γέενναν τοῦ πυρός (Gehennan tou pyros) heißt dabei so viel, wie „die feurige Hölle“. Wer seinem Nächsten flucht – und das sage jetzt nicht ich: das sagt Jesus, ihr Lieben! –  der gräbt sich damit seinen ganz persönlichen Weg zur Hölle! 

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Ich möchte an dieser Stelle mal kurz innehalten und noch einmal mit Euch über das bisher Gehörte nachdenken: Zorn und Wut, Beleidigung und Verachtung, Hass und Flüche sind (ansteigende) Vorstufen von Mord. Und sie alle sind in Gottes Augen in steigendem Maße strafwürdig. Sie alle gehören vor Sein ewiges Gericht.

Und jetzt seien wir mal ehrlich – denken wir nicht oft: „Jetzt mal halblang. Das ist ja wohl alles nicht so schlimm, wie es jetzt da steht.“ „Das kann Jesus jetzt unmöglich ernst gemeint haben!“ Aber der Witz ist: Jesus macht schon im Vorspann klar, dass er es ganz genau so meint! 

Es mag sein, dass wir denken, dass nur ein besonders grausamer Mord vor Gottes Gericht gehört – aber keinesfalls eine Äußerung, wie „Du dämlicher Depp!“ Aber das zeigt nur, wie tief wir gefallen sind: Wir wurden geschaffen als Spiegel Gottes: Ebenbilder Seiner Liebe und Gnade, Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit.

Die Kommentatoren Jamieson, Faucet und Brown schreiben dazu: 

„Seit Ewigkeiten wird euch gelehrt, dass zum Beispiel das sechste Gebot nur vom Mörder gebrochen wird, um ein Urteil zu fällen, über das die anerkannten Gerichte zu entscheiden haben. Ich sage euch aber, daß es sogar durch grundlosen Zorn gebrochen wird, der nur Haß im Keim ist, wie Haß ein beginnender Mord ist (1Jo 3,15); und wenn durch die Gefühle, dann noch viel mehr durch jene Worte, mit denen man alle bösen Gefühle, vom geringsten bis zum vergiftetsten, auf einen Bruder zu werfen pflegt: und so wie es Abstufungen in den menschlichen Gerichtshöfen gibt, und in den Urteilen, die sie nach dem Grad der Kriminalität aussprechen, so wird auch die gerichtliche Behandlung aller Verstöße gegen dieses Gebot am göttlichen Tribunal vor dem Richter, der die Herzen erforscht, nach ihrer tatsächlichen Kriminalität erfolgen.“

Und doch fühlen wir uns im Recht: Schließlich gibt es ja einen Grund für unseren Zorn und unsere Worte. Oder nicht? Ich meine: „Wirklich?“ Seien wir doch mal ehrlich: Was wir für unser gutes Recht halten, ist meist nur unser unbeugsamer Stolz. Was wir für unseren heiligen Wunsch nach Gerechtigkeit halten, ist meist nur unser unglückseliger Wunsch nach Rache. 

Was es wirklich braucht ist, dass wir demütig werden! Was es wirklich braucht ist, dass wir Gott gehorsam werden! Wenn wir jemals in Gottes Frieden eintreten wollen, dann geht an der Versöhnung kein Weg vorbei! Wenn wir Gottes Freude bleibend in uns haben wollen, dann geht kein Weg daran vorbei, dass wir den Dreck aus unseren Herzen räumen!

DAS ALSO IST DIE WAHRHEIT: DASS FÜR GOTT UNVERSÖHNLICHKEIT, ZORN, HASS, ABLEHNUNG UND BITTERKEIT KEINE LAPPALIEN SIND – SONDERN SCHWERE SÜNDEN – DIE UNTER STRAFE STEHEN – UND DASS AN VERSÖHNUNG KEIN WEG VORBEI GEHT, WENN WIR IN DEN HIMMEL WOLLEN (2x)

Höchste Priorität  – Matthäus 5,23-24

Nachdem er das klar gemacht hat, sagt Jesus: „Darum“. „Darum“, weil Unversöhnlichkeit keine Lappalie ist sondern eine schwere Sünde. In Mt. 6,15 lesen wir den unfassbaren Satz: 

„Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“

Jesus sagt „Darum“, weil von Zorn und Bitterkeit in unserem Herzen – von und Hass und Ablehnung – umzukehren für Gott wichtiger ist als unsere Opfer: In Amos 5,21-24 steht: 

„Ich hasse, ich verachte eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen! Wenn ihr mir auch euer Brandopfer und Speisopfer darbringt, so habe ich doch kein Wohlgefallen daran, und das Dankopfer von euren Mastkälbern schaue ich gar nicht an. Tue nur hinweg von mir den Lärm deiner Lieder, und dein Harfenspiel mag ich nicht hören! Es soll aber das Recht einherfluten wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein unversiegbarer Strom!“

Jesus sagt dann weiter: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,“ Jetzt möchte ich Dich bitten, wirklich einmal in Dich zu gehen und Dich zu fragen: Was könnte Dein Bruder (oder Deine Schwester) denn gegen Dich haben? Sind da Zorn und Wut in Deinem Herzen? Sind da Hochmut und Verachtung? Sind da böse Worte und Flüche, die dem Stolz und dem Zorn entsprungen sind? 

Und Jesus sagt weiter: „so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe!“ Nicht Dein Nächster muss kommen, wenn Du sauer auf ihn bist und ihn beleidigst. Nicht Deine Nächste muss kommen, wenn du sie verachtest oder ihr fluchst. Du musst kommen, und dafür sorgen, dass der Schmerz aus der Welt geschafft wird, den Dein Zorn, Deine Ablehnung, Dein Stolz oder gar deine bösen Worte oder Taten im Herzen deines Bruders, Deiner Schwester, angerichtet haben.

Wenn uns einfällt, dass wir uns im Zorn an einem Bruder versündigt haben, sollen wir die Initiative ergreifen und uns versöhnen. Matthew Henry schreibt dazu: 

„Wir sollten sorgfältig die christliche Liebe und den Frieden [...] bewahren; und wenn es zu irgendeinem Zeitpunkt einen Streit gibt, sollten wir unsere Schuld bekennen, uns [...] demütigen und Genugtuung für das in Wort oder Tat begangene Unrecht leisten oder anbieten: und wir sollten dies schnell tun; denn solange dies nicht geschehen ist, sind wir für die Gemeinschaft mit Gott [...] ungeeignet.“ 

Was will Henry damit sagen? Für Gott ist es das Wichtigste, dass wir uns mit unseren Feinden versöhnen – Er möchte nicht, dass wir mit Gift im Herzen leben! Für Gott ist es das Wichtigste, dass wir uns versöhnen – viel wichtiger, als dass wir ihm irgendwelche Opfer oder Dienste bringen.

Darum: Lass alles stehen und liegen! Allen Gottesdienst, alle Spenden, allen Diakonischen Dienst, alle Evangelisation, ja sogar das Abendmahl! 

Jamieson, Faucet and Brown stoßen in das gleiche Horn: 

„Daher die schöne Praxis der frühen Kirche, zu sehen, dass alle Differenzen zwischen Brüdern und Schwestern in Christus im Geist der Liebe ausgeglichen wurden, bevor sie zur Heiligen Kommunion gingen; und die Kirche von England hat in ihrem Kommuniondienst eine Rubrik mit Anweisungen in dieser Richtung. Wenn [das Abendmahl] der höchste gottesdienstliche Akt auf Erden ist, dann muss eine solche Versöhnung, obwohl sie schon bei allen anderen gottesdienstlichen Anlässen obligatorisch ist, es hier ganz besonders sein.“

DAS ALSO IST DIE WAHRHEIT: DASS FÜR GOTT VERSÖHNUNG DIE ALLER-OBERSTE PRIORITÄT  HAT!

Zeit & Ewigkeit – Matthäus 5,25-26


Ein altes deutsches Sprichwort sagt: „Was Du heute kannst besorgen, das schiebe nicht auf morgen.“ Nirgends ist dieses Sprichwort wahrer, als hier: Worum es in den Versen 25+26 geht, sind die schrecklichen, ewigen Konsequenzen von Unversöhnlichkeit. Die Zeit zur Versöhnung aber haben wir nur in dieser Welt! Darum ist Versöhnung noch in dieser Welt so wichtig. 

Gott möge uns davor bewahren, dass wir jetzt in unseren Herzen denken, was manche Juden zu Jesu Tagen gedacht haben: „Ich bin ja Christ und stehe unter Gottes Gnade, da gilt das alles für mich nicht mehr.“ „Also brauche ich auch das was hier über die Versöhnung steht nicht so genau zu nehmen“

Wenn das so ist, dann hast Du die Tragweite von dem, was Jesus hier lehrt nicht einmal ansatzweise verstanden! In Lk 3,8+9 sagt Jesus klipp und klar: 

„Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; 
jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“

Das Ende vom Lied ist: Wir haben nur in diesem Leben Zeit, versöhnlich zu leben – danach ist es zu spät. Und dabei schaut Gott unser Herz an – und nicht, wie die Pharisäer dachten, allein unsere Taten. „Denn es ist nicht so, wie ein Mensch es sieht: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (1Sam 16,7)


An Dein Herz

  • Wem gegenüber spürst Du Zorn, Verachtung, Hass, Ablehnung oder Bitterkeit?

  • Lasse Deinen Groll, Deinen Stolz und Deinen Wunsch nach Rache los und folge Jesus!

  • Am Ende des Weges wartet die Schönheit des Evangeliums: tiefer Friede; wahre Freude.

  • "Vergebt euch gegenseitig, was ihr einander angetan habt, so wie Gott euch durch Christus vergeben hat, was ihr ihm angetan habt.“ (Epheser 4,32)