Sonntag, 7. März 2021

"Wie Gott möchte, dass wir leben" (2. Timotheus 2,20-22)

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Einleitung

Ich bin ja so ein kleiner Hobby-Philosoph. Und hin und wieder fällt mir dabei sogar etwas halbwegs Gescheites ein... 

Eine meiner größten Erleuchtungen geht dabei um das Thema Qualität. Ich saß nämlich eines Abends mal so rum - und weil ich nichts besseres zu tun hatte, habe ich mich gefragt, woran man eigentlich Qualität misst. Und dann kam mir der glorreiche Gedanke, dass man nämlich Qualität nur messen kann, wenn man den Zweck einer Sache kennt.

Mal ein Beispiel: Was ist ein gutes Messer? Na, das ist einfach, werdet ihr sagen! Ein gutes Messer ist ein Messer was scharf ist! Aber warum ist das so? Na, weil das Messer dazu da ist, etwas zu zerschneiden! Und wenn es stumpf ist, dann kann man mit dem Messer nicht wirklich viel anfangen. Dann taugt es nichts – außer man kann es noch nachschärfen. 

Und dann habe ich mich gefragt: Was ist eigentlich der Zweck des Menschseins? Also der Sinn des Lebens, sozusagen?! Krasse Frage oder? Und, ob ihr‘s glaubt oder nicht, bei der Beantwortung dieser Frage bin ich auf 2 meiner Lieblingsverse (seitdem) gestoßen: 1. Mose 1,27 und Jesaja 43,7. 

Was dort steht? Dort steht:

„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ (1Mo 1,27)

„Bring her meine Söhne [...] und meine Töchter [...] alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.“ (Jes 43,6b-7)

Gott hat uns also zu mindestens diesem Zweck geschaffen: Zu seiner Ehre (und übrigens auch – siehe Heidelberger Katechismus – zu unserer Freude). Die beiden gehören untrennbar zusammen.

Und wie macht man das jetzt: zu Gottes Ehre leben? Eine allgemeine Antwort könnte lauten: Indem wir Seine Herrlichkeit – sein wunderbares Wesen widerspiegeln, wie die 1000 Facetten eines Brillanten das Licht der Sonne. 

An der Stelle mache ich jetzt mal eine kleine Pause. Denn einige Aufmerksame unter Euch fragen sich nämlich wahrscheinlich schon: Was hat das alles mit einer Bratpfanne zu tun?! 

Nun, dass will ich Euch erklären! 


Inhalt 


Ich habe Euch nämlich heute ein biblisches 5 Gänge-Menu mitgebracht:

  1. Amuse Gueule oder Aperitif: Als amuse gueule oder Aperitif gibt es heute unter dem Titel „Was bisher geschah“ einen kurzen Rückblick. Zum einen, um unser Gedächtnis noch mal kurz aufzufrischen, wo wir mit dem Timotheusbrief eigentlich stehen geblieben sind. Dann natürlich auch, um zu schauen in welchem Zusammenhang unser heutiger Text eigentlich steht. Und nicht zuletzt, um uns den heutigen Text noch einmal kurz aus der Bibel vorzulesen. Ist ja immerhin schon wieder 1 Monat her, dass wir hier aufgehört haben. Und bis dahin ist ja einiges passiert.

  2. Von Brat- und Bettpfannen: Als Horsd'œuvre gibt es dann ein Gleichnis von Bratpfannen und Bettpfannen. Zweck dieser Übung wird sein: den kleinen aber feinen Unterschied zwischen den beiden Gefäßen zu entdecken. Und damit auf den richtigen Geschmack zu kommen. Beziehungsweise darum, uns das eigentliche Thema vorzustellen: Die Reinigung von Beziehungen && die Reinigung des Herzens. Als Hauptgang werde ich Euch dann gleich 2 Gerichte servieren: Die Reinigung unserer Beziehungen und Die Reinigung unseres Herzens.

  3. Anhand der Reinigung unserer Beziehungen werden wir sehen, dass dies der äußerliche Teil der Reinigung ist. Welchen Zweck Paulus – beziehungsweise Gott – mit diesem Text verfolgt. Und wir werden auch die Mittel zum Zweck kennen lernen

  4. Bei der Reinigung unsers Herzens werden wir erkennen, dass dies der innerliche Teil der Reinigung ist. Welchem Ziel diese Reinigung dient. Und welche Wege zu diesem Ziel führen

  5. Fragen an Dein Herz: Als Dessert  werde ich Euch dann 3 sehr einfache Fragen stellen. In der Hoffnung, dass Jesus diese Fragen nutzt, um Euch direkt ins Herz zu sprechen!

Dann also: „Guten Appetit!“


Was bisher geschah

Vor gut 1 ¼ Jahren, genau am 1.12.2019, haben wir hier im 2.Timotheusbrief aufgehört.

Was bisher geschah: Paulus schreibt, kurz vor seiner Exekution aus dem Gefängnis in Rom, an Timotheus, seinen geliebten geistlichen Sohn, damals Bischof der Gemeinde in Ephesus und vertraut ihm sein geistliches Erbe an. 

Bisher ging es um den Glauben an das Evangelium von Gottes Gnade. Und darum, dass Timotheus diesem Evangelium treu bleiben soll, auch, wenn das teilweise Kampf und Leiden für ihn bedeutet.

Und im Abschnitt der kurz vor unserer heutigen Passage steht, geht es dabei um die Warnung vor unnützem Streit. Also: darum, sich nicht um Worte [zu] streiten, was zu nichts nütze ist. Darum, ein [...] Arbeiter [zu sein], der das Wort der Wahrheit recht austeilt. Darum, „sich fern [zu halten] von ungeistlichem losem Geschwätz“. Und als Beispiel führte Paulus die Irrlehrer Hymenäus und Philetus an.

In diesen Zusammenhang hinein schreibt Paulus also unseren heutigen Text. Und der geht so:

„In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, die einen zu ehrenvollem, die andern zu nicht ehrenvollem Gebrauch. Wenn nun jemand sich reinigt von solchen Leuten, der wird ein Gefäß sein zu ehrenvollem Gebrauch, geheiligt, für den Hausherrn brauchbar und zu allem guten Werk bereitet. Flieh die Begierden der Jugend! Jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.“ (2. Tim 2;20-22)


Von Brat- und Bettpfannen

Warum gebraucht Paulus dieses seltsame Beispiel von den Gefäßen? Worum geht es ihm dabei? Und warum redet er von „ehrenvoll“ und „nicht ehrenvoll“? Und wieso steht im Text das Wort „Gebrauch“? Ich denke es geht Paulus um die Dimension von „Heiligkeit“ und „Sünde“ um die Dimension von „schmutzig“ oder „sauber“. Darum, ob etwas „ehrenvoll“ ist oder eben nicht. 

Das Thema, um das es heute gehen wird, ist hat also damit zu tun: was ehrenvoll ist und was nicht. Und wie wir noch sehen werden, geht es dabei vor allem darum, dass wir – als Christen - für Gott brauchbar sind und werden. Das also ist das Thema heute: Brauchbar sein / brauchbar werden für Gott.

Und damit mit man sich das Thema besser vorstellen kann, benutzt Paulus das Bild von Haushaltsgefäßen. Da gab es damals goldene und silberne Gefäße; das waren die guten. Und es gab hölzerne und irdene (also welche aus Ton); das waren die nicht so guten. Auf Deutsch: Paulus spricht hier von Bratpfannen und Bettpfannen. Von Gefäßen in denen man Speisen zubereiten oder servieren kann. Und von Gefäßen, von denen wir lieber nicht im Detail sprechen. Ihr kennt doch den Unterschied zwischen einer Brat- und einer Bettpfanne? Ich würde den Unterschied mal so zusammenfassen: Eine Bettpfanne ist für den Sonntagsbraten denkbar ungeeignet!


„Beziehungsputz“


Nachdem das Thema klar ist, geht es nun in Vers 21 um die äußerliche Reinigung.

Zweck: Der Zweck und das Ziel, das Paulus mit Vers 21 erreichen will, ist klar: es geht ihm darum, dass Timotheus für Gott brauchbar ist. Der Zweck und das Ziel, dass Gott mit diesem Vers erreichen will ist auch klar: Es geht ihm darum, dass wir für Ihn brauchbar sind! Ihr erinnert Euch? Eine Bettpfanne ist für den Sonntagsbraten denkbar ungeeignet.

Mittel: Das Mittel, um diese Reinigung zu erreichen, ist sich von „solchen Leuten“ (wie Paulus sie nennt), zu „reinigen“ – was nichts anderes heißt, als sich von ihnen zu distanzieren. Primär geht es Paulus dabei darum, sich von solchen Menschen zu distanzieren, die das Evangelium verdrehen, in dem sie (wie Hymenäus und Philetus) am Wort Gottes „herumschrauben“ 
– also Dinge hinzudichten, Dinge weglassen oder Dinge verdrehen. 

Denn das „herumschrauben“ an Gottes Wort hat immer nur zwei Effekte: Entweder es führt in die Verdammnis der Gesetzlichkeit und Heuchelei in der unsere Seele mit Vorschriften geknechtet wird, von denen Christus nie geredet hat oder es führt in die Verführung zur „billigen Gnade“, wo man meint, dass einem Christen alles erlaubt wäre; was Jesus auch nie gesagt hat 

Zum Thema Gesetzlichkeit sagt Jesus in Mt 23,23: 

“Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben!“

Zum Thema Verführung und billige Gnade, sagt Jesus in Lk 6:46 :

„Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?“

Solche „Herumschrauber“ und Irrlehrer waren Hymenäus und Philetus auch. Sie behaupteten „die Auferstehung sei schon geschehen“. Und was war das Ergebnis? Paulus schreibt, sie „bringen einige vom Glauben ab“.

Ihr Lieben! Bewahrt das Wort Gottes, das Evangelium, in Euren Herzen! Lasst nicht zu, dass Euch jemand etwas davon wegnimmt, etwas dazutut oder etwas darin verdreht. Denn nur im Evangelium erkennen wir das Angesicht unseres Heilandes. Und das klingt so: 

„Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber, und er rief aus: HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue“ (2Mo 34,6)

Und so: 

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Mt 11,28-30)

Zusammenfassung: Wir sollen Gottes Evangelium treu bleiben – in beiden Punkten: in Seiner Gnade (was unser Versagen angeht) und in Seinem Ernst (was unseren Gehorsam angeht). Und von Leuten, die Gottes Wort verdrehen, sollen wir uns trennen.


Reinigung des Herzens


Nachdem Paulus nun etwas zur äußerlichen Reinigung gesagt hat, geht es nun weiter um die innerliche Reinigung - und um das Ziel und den Weg dorthin.

Ziel: Das Ziel sind Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden. Das Gegenteil davon sind Sünde, Gottlosigkeit, Egoismus, und Streit. Wenn Paulus hier also von den Begierden der Jugend spricht, dann meint er Dinge, wie sexuelle Versuchung (in jeder Gestalt!). Aber auch den Genuss von Drogen, Schlägereien, Streitereien – sowie Vergnügungssucht und Experimentieren.

Wege: Nun gut! Das war einfach. Da sind wir uns wahrscheinlich alle einig. Die viel  interessantere Frage ist daher: wie komme ich da hin? Und Paulus beantwortet auch diese Frage auf der Stelle: Als Wege gegen diese Begierden – und zum Erreichen der „Brauchbarkeit für Gott“ empfiehlt Paulus ganz klar eine doppelte Strategie: Flucht und Jagd.

Flucht: Was die Sünde angeht, gibt es für Paulus nur eine einzige Strategie: Flucht. Und nach 35 Jahren Glaubensleben kann ich Euch versichern: es gibt auch keine andere. Entweder Du fliehst vor der Sünde, oder sie frisst Dich auf. Mit Haut und Haaren. Nimm das ernst! Nicht umsonst sagt Paulus 

1.Korinther 6,18-20: „Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, sind außerhalb seines Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.“

Jagd: Was aber die Tugenden angeht, so empfiehlt Paulus die Jagd: Er sagt: „Jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen." Nicht umsonst schreibt er auch im Philipperbrief:

„Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. Ja, [...] ich erachte es für Dreck, auf dass ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott kommt durch den Glauben. Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung [...], damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten. Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.“ (Phil 3,7-12;gekürzt)

Zusammenfassung: Um brauchbar zu werden für Gottes Reich, gibt es für uns also allein 2 Dinge zu tun: vor der Sünde zu fliehen – anstatt damit zu spielen oder sich darin zu suhlen. Und sich von Jesus ergreifen zu lassen – und der Heiligung nachzujagen. Und wenn Dir das nun klargeworden ist – dann hat Gott (glaube ich) nur noch 2 Fragen, die er Dir heute stellen will:


3 Fragen an Dein Herz

  • Wovon willst Du Dich trennen?
  • Vor welcher Sünde willst Du fliehen?
  • Welcher Tugend willst Du nachjagen?

Wer Ohren hat, der höre, 
was der Geist den Gemeinden sagt! 

Wer überwindet, 

dem will ich zu essen geben 
von dem Baum des Lebens, 
der im Paradies Gottes ist. 

(Offenbarung 2,7)