Sonntag, 28. Juni 2020

„Wie werde ich ein guter Christ?“

Einleitung

Erinnert ihr Euch noch an die vorletzte Predigt über das Thema: „Ungeheuchelte Liebe“ (Rö 12,9)? Da hießt es: „Die Liebe soll echt sein, nicht geheuchelt.“ (Rö 12,9) und „Liebe aus einem reinen Herzen, einem guten Gewissen und einem Glauben, der frei ist von jeder Heuchelei.“ (1Tim 1:5) Dazu hatte uns Daniela ein Bild mit einer optischen Täuschung gezeigt und wir hatten anhand dieses Bildes gesehen, dass es Dinge gibt, die zwar real scheinen, aber gar nicht echt sind. So, wie es echte Liebe gibt – und Liebe, die nicht echt ist: Liebe, die geheuchelt ist – eine optische Täuschung.

Ich habe mich dann gefragt: -- Wo kommt diese ungeheuchelte Liebe her? Ich glaube hier kann man sich auch täuschen! Man kann diese Liebe als Werk verstehen, als Leistung, die ich Gott zu erbringen habe. Oder man kann sie verstehen, als das, was sie ist: eine Frucht des Geistes, ein Geschenk, das in der Zeit in mir reift. Eine Frucht der Verbundenheit mit Gott, die ich zulassen kann; ein Geschenk Gottes, dass ich annehmen kann.

Darum soll es heute gehen: Also um die Antwort auf die Frage: “Wo kommt diese ungeheuchelte Liebe her?” “Wie kriege ich sie?” Oder etwas allgemeiner (die Liebe ist ja eine Frucht des Heiligen Geistes): “Wie wächst die Frucht des Heiligen Geistes in mir? Oder noch allgemeiner: “Wie werde ich ein guter Christ?” (also einer der Frucht bringt)? Um diese Frage zu beantworten, möchte ich uns 2 Stellen aus dem Römerbrief lesen und diese dann im Licht von einigen weiteren, ganz zentralen Bibelstellen mit Euch betrachten.


Inhalt

Die Antworten auf die Frage habe ich mir übrigens von Jesus, Johannes und Paulus ausgeliehen... Also: was kommt auf Euch zu? 
  1.  Im ersten Abschnitt „Heiligung – aber wie?“
    ... werden wir sehen, dass unsere Heiligung allein Gottes Werk ist – nicht unseres
    ... und dass dieses Werk Gottes etwas damit zu tun hat „in Jesus zu bleiben“ (was auch immer das heißen mag)
  2. Und im zweiten Teil „Wie man in Jesus bleibt
    ... werden wir uns ganz anschauen, wie genau denn das gehen soll „in Jesus bleiben“
    ... weil dieses „in Jesus bleiben“ ganz zentral ist für die Beantwortung unserer Frage
  3. Balsam für Dein Herz
    Zum Schluss möchte ich alles noch einmal zusammenfassen – nämlich: wie man in Jesus bleibt – und ich möchte Euch das ganze Evangelium sagen: Gott liebt Euch so sehr, dass Er Euch nicht nur rettet, sondern Euch auch die Heiligung schenkt; auch, wenn das jetzt nicht bedeutet, dass ihr „die Füße hoch legen könnt“ ...
Wie das nun alles genau gemeint ist und wie es genau funktioniert, das schauen wir uns jetzt einmal in Ruhe an.


Heiligung - aber wie?

Im Römerbrief macht Paulus sehr klar, dass unsere Rechtfertigung keine Leistung ist, sondern ein Geschenk, welches Er uns aus Gnade schenkt. Dort steht: „Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, daß er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ (Rö 3:23-28)

Noch einmal: “So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ Unsere Errettung und Rechtfertigung ist also ein Geschenk von Gott! Wir müssen dazu keine Werke tun. Wir brauchen nur im Glauben anzunehmen, dass Jesus längst alles für uns getan hat. Deine Errettung ist also ein Geschenk! – Du musst nichts dazu tun!

Aber wie geht es dann weiter? Ab da muss ich mich richtig anstrengen oder? Wirklich? Ich glaube nicht! Im Römerbrief macht Paulus nämlich klar, dass auch ein gelungenes geistliches Leben ein Geschenk ist. Er schreibt: „Aber nicht verhält sich’s mit der Gabe wie mit der Sünde. Denn wenn durch die Sünde des Einen die Vielen gestorben sind, um wieviel mehr ist Gottes Gnade und Gabe den Vielen überreich zuteil geworden durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus. Und nicht verhält es sich mit der Gabe wie mit dem, was durch den einen Sünder geschehen ist. Denn das Urteil hat von dem Einen her zur Verdammnis geführt, die Gnade aber hilft aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit. Denn wenn wegen der Sünde des Einen der Tod geherrscht hat durch den Einen, um wieviel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus.“ (Rö 5:15-17)

Noch einmal zum "auf der Zunge zergehen lassen": “um wieviel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus.“  Paulus sagt also, dass wir im Leben herrschen werden! Dass also unser geistliches Leben von Erfolg gekrönt sein wird! Und zwar durch Jesus! Aber wie geht das?

Lasst uns dazu zwei weitere Verse anschauen – die uns etwas über die Heiligung sagen – und darüber, dass sie ein Geschenk ist - und keine Leistung. Und vor allem: wie wir an dieses Geschenk rankommen! In Philipper 1,6 steht: „[...] ich bin darin guter Zuversicht, daß der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.“ Wer wird das gute Werk vollenden? Gott sagt ganz klar, dass ER selbst es ist der uns vollenden wird! Noch einmal: “der in euch angefangen hat […] der wird’s auch vollenden.“

Können wir jetzt die Füße hochlegen? Ich denke nicht. Worum es vielmehr geht ist eine Art “aktive Passivität!” – also um ein "sich aktiv dafür entscheiden, Gott machen zu lassen". Was wir also vielmehr fragen müssen ist: "Wie geht das?" Oder genauer: "Aktive Passivität: wie geht das?" "Wie geht das: Gott machen lassen?" 

Jesus gibt uns darauf die Antwort: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh 15:5) Gott weiß ja längst, dass wir unfähig sind, Seine Gebote zu halten oder gar heilig zu werden. Alles, was wir daher tun müssen ist etwas ganz einfaches: wir sollen "in ihm bleiben". Das ist also der Schlüssel: in Christus bleiben.


Wie man in Jesus Bleibt – 4 Aspekte

Aber: Wie geht das? “In Jesus bleiben?” Wenn man Jesus, Johannes und Paulus zuhört, dann braucht es dazu mindestens 4 Dinge:

  1. Bleibe in seinem Wort. Jesus lehrte „Und wer seine Gebote hält, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1Joh 3:24) Und Paulus schrieb: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ (Rö 10,17) Wer also Gottes Gebote hält, der bleibt in Gott. Und wo stehen die Gebote Gottes? Natürlich in Gottes Wort! Das bedeutet: Wenn Du in Jesus bleiben willst, dann lies in der Bibel; komm zur Predigt; höre auf das, was Jesus sagt. Und dann vertraue Ihm – und folge Ihm in diesem Vertrauen – wohin auch immer Er Dich führen mag.
  2. Bleibe in der Gemeinschaft. Johannes schreibt seiner Gemeinde: “Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1Joh 4,16) Und er schreibt weiter: „Und das ist sein Gebot, daß wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und lieben uns untereinander.“ (1Jo 3:23) Wer also in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott. Das bedeutet ganz einfach: Liebe Deine Geschwister – schau Dich im nächsten Gottesdienst einfach mal um. Und dann denke daran: das ist Deine Familie! – Das sind Deine Brüder – Deine Schwestern. Das ist Deine Familie in die Gott Dich gestellt hat. Und Gott möchte, dass Du sie liebst! Das geht natürlich nur, wenn Du sie auch siehst und sie triffst. Wenn ihr miteinander redet. Wenn etwas miteinander unternehmt. Wenn ihr einander besucht. Wenn ihr echte Gemeinschaft habt. Wenn Du Du Deine Freude teilen kannst - und Deine Erkenntnisse - und vor allem auch, wenn Du Deinen Schmerz teilen kannst – wenn Du Dein Herz ausschütten kannst. Liebe geht nicht ohne Gemeinschaft. Das ist eine der größten Schwachstellen der heutigen Gemeinde! Jesus sagte: "Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt untereinander." (Joh 13,35)
  3. Bleibe im Abendmahl. Jesus sagte vor dem letzten Abendmahl: Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ (Joh 6,56) Wer im Abendmahl bleibt, der bleibt in Jesus. Darum: Komm zum Abendmahl! Jesus seht sich danach mit Dir im Abendmahl Gemeinschaft zu haben, wie mit den ersten Jüngern (Lk 22,15). Hab keine Furcht, Du könntest nicht heilig genug sein! Jeder ist eingeladen, der glaubt! Und wenn Du Bockmist gebaut hast, dann sage Jesus das. Er vergibt Dir gern! Er sehnt sich danach, mit Dir zusammen zu sein! ER liebt Dich!
  4. Bleibe im Gebet. Der nächste Vers ist unglaublich wichtig, den er enthält den zentralen Schlüssel für unsere Umgestaltung in das Bild Jesu - für unsere Heiligung - dafür, wie man ein guter Christ wird: „Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.“ (1Kor 3:18) Es ist also der Anblick der Herrlichkeit Christi der uns "in sein Bild verklärt"! Darum geht es doch! Wie werden wir so wie Jesus? Wie erfüllt sich Gottes großer Plan? Wie erfüllt sich Gottes großer Plan “Lasst uns Menschen machen, ein Bild, dass uns gleich sei!” (1Mo 1:26) Indem wir die Herrlichkeit Christi anschauen. Das ist sicher der Hauptgrund, warum Lukas auch in der Apostelgeschichte diese 4 Punkte noch einmal so zusammen fass: "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet." (Apg 2,42) Gebet geschieht in der Stille. In der Anbetung. Im Anschauen des Wesens Gottes: Seiner Gnade, Seinem Erbarmen. Im Anschauen Seines Werkes: Seiner Schöpfung; Seiner Liebe am Kreuz! Es ist der allmächtige Schöpfer des Universums, aller Galaxien und Myriaden von Sternen, der für uns in Jesus Christus Mensch wurde, sich "erniedrigte [...] und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz." (Phil 2,8) Es ist Seine unbegreifliche Liebe, über die ein Englischer Liedermacher dichtete:
Come see His hands and His feet,
The scars that speak of sacrifice;
Hands that flung stars into space
 To cruel nails surrendered.

This is our God, the Servant King,
He calls us now to follow Him,
To bring our lives as a daily offering
Of worship to the Servant King.

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Seht Seine Hände und Füße,
Die Narben, die vom Opfer zeugen;
Hände, die Sterne ins All geschleudert haben.
 An grausame Nägel ergeben.

Dies ist unser Gott, der dienende König,
Er ruft uns auf, ihm jetzt zu folgen,
Unser Leben als tägliches Opfer zu bringen.
der Anbetung des dienenden Königs.


Balsam für Dein Herz

Weil Er Dich so sehr liebt - kannst Du loslassen. Entspann Dich! Gott weiß, dass Du nichts tun kannst zu Deiner Heiligung. Darum hat ER versprochen es in dir zu tun. Für Dich! Alles, was  Er von Dir erwartet ist, dass Du ihn wirken lässt! Bringe Ihm Deine "5 Brote und 2 Fische". Tu das, was in Deiner Macht steht: "Bleibe in Jesus“. Bleibe beim Lesen und Hören von dem, was Jesus gesagt hat. Bleibe in der Liebe – in der Gemeinschaft mit Deinen Geschwistern. Bleibe im Abendmahl – Jesus freut sich auf Dich! Bleibe im Gebet – und lass‘ Dich begeistern vom Anblick Seiner Herrlichkeit. Und sei gewiss: ER wird Sein Werk vollenden:

„Die er aber vorherbestimmt hat,
die hat er auch berufen;

die er aber berufen hat,
die hat er auch gerecht gemacht;

die er aber gerecht gemacht hat,
die hat er auch verherrlicht.“


(Römer 8:29-30)


„Treu ist er, der Euch ruft;
er wird‘s auch tun.“


(1Thess 5,24)