Sonntag, 23. Dezember 2018

Leben mit Jesus vor Augen! - 2. Tim 2,8


Übersicht

  • Einleitung: Verliebt!
  • Evangelium: Wozu wir ein Evangelium brauchen 
  • Jesus: Von der Bedeutung Seines Namens – Retter und Heiland
  • Sohn Davids: Von Seiner Menschlichkeit – und seiner königlichen Linie
  • Christus: Von der Bedeutung seines Titels – König und Priester
  • Gestorben: Von der Bedeutung Seines Todes – Seiner Liebe und unseren Sünden
  • Auferstanden: Von Seiner Göttlichkeit – und unserer Rechtfertigung
  • Das Evangelium: Von unserer Erlösung – und unserer Hoffnung
  • Für Dein Herz: Christus stets vor Augen



Einleitung


Verliebt: Kennt ihr das? Verliebt zu sein? So richtig mit Haut und Haaren? Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, als ich meine Frau kennen lernte: Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute hatte ich ihr Bild vor Augen. 

Ich – nein: wir beide! – konnten es nicht erwarten, einander wieder zu sehen. Wenn wir uns getroffen haben, habe ich jedes kleine Detail an ihrem Gesicht in mich aufgesogen: ihr Lächeln, ihre Zähne, Ihren Blick. 

Wenn jetzt jemand reinkommen und fragen würde, ob ich dazu gezwungen wurde, den ganzen Tag nur an sie zu denken, dann würden wir sicher alle lachen und mit dem Kopf schütteln. Weil wir es besser wissen: Denn, was aus Liebe geschieht, das geschieht nicht aus Zwang. Nicht, weil man muss. Wir haben den anderen immer vor Augen, weil wir so glücklich sind, dass wir ihn in unserem Leben haben.

Um dieses Phänomen – jemanden stets vor Augen zu haben, soll es heute gehen:


Unser Text (2 Tim 2,8)

„ Halte dir stets Jesus Christus vor Augen, der, aus der Nachkommenschaft Davids stammend, auferstanden ist von den Toten - das ist das Evangelium, das ich verkündige.“


Eigentlich wollte ich heute über die Verse 8-13, also über ganze sechs Verse predigen. Aber dieser eine Vers, Vers 8, ist so reich, in diesem Vers ist so viel enthalten, dass ich nicht anders konnte, als nur über ihn zu predigen. Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, ihn mit fünf weiteren Versen zuzuschütten. 

Denn dieser eine Vers enthält das ganze Evangelium: das historische Zeugnis der Augenzeugen über Jesus Christus, wie es sich auch schon im Apostolischen Glaubensbekenntnis und dem Credo des Konzils von Chalzedon wiederfindet: 

"Unser Herr Jesus Christus ist [...] wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch [...] wesensgleich dem Vater der Gottheit nach, wesensgleich uns [...] der Menschheit nach, in allem uns gleich außer der Sünde, vor Weltzeiten aus dem Vater geboren der Gottheit nach, in den letzten Tagen derselbe für uns und um unseres Heiles willen [geboren] [...] wie die Propheten von Anfang an lehrten und er selbst, Jesus Christus, uns gelehrt hat, und wie es uns [...] überliefert ist." (Konzil von Chalzedon, 451 nach Christus) 

Dieser Vers spricht vom Evangelium, das ist: von Jesus Christus, der "um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt“ wurde. (Röm 4,25) Dieser Vers spricht vom einzig wahren Evangelium; dem Evangelium, wie es auch von Paulus verkündigt wurde. 

Diesen einen Vers, der doch das ganze Evangelium enthält, möchte ich heute gemeinsam mit Euch, sozusagen, wie ein Weihnachtsgeschenk, "auspacken".


Evangelium?

Warum überhaupt ein Evangelium – eine gute Nachricht?

Im Anfang

Um zu verstehen, warum das Evangelium so wichtig – so außergewöhnlich – ist, müssen wir zum Anfang zurück gehen. Wir wurden geschaffen als Ebenbilder Gottes, als vollkommene Spiegelbilder Seiner Herrlichkeit, Seiner Heiligkeit, Seines Wesens.

Und dann kam der Sündenfall im Paradies: Wir aßen vom Baum der Erkenntnis, wollten nicht mehr anerkennen, was Gott als Gut und Böse definiert – wir wollten selber bestimmen, was Gut und Böse ist. Wir wurden Abtrünnige. Wollten Gott, den König der Könige, vom Thron stoßen. Wir haben Ihm die Treue gebrochen, Ihn verraten, eine Revolution vom Zaun gebrochen – mit unserer Forderung nach Selbstbestimmung und Autonomie. Nicht mehr Gott sollte entscheiden, was gut für uns ist: wir selbst wollten Gott sein und sagen können, was Gesetz ist.

Das Ergebnis das wir Menschen uns mit unserer Rebellion und unserem Aufstand gegen Gott eingebrockt haben, sehen wir jeden Tag in der Presse und in den Nachrichten: die Welt ist voller Leid und Schuld, voller Angst und Not. Wir leben in einer Welt die jeden Tag danach schreit, geheilt und erlöst zu werden. Oder wie Paulus Rö 8:22 schreibt: „wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt.“ Wir hören von Kriegen und Hungersnöten, von Erdbeben und Seuchen. Aber wir erleben es auch im eigenen Leben: in der Ehe, in der Arbeit, im Freundes- und Bekanntenkreis. Unsere Welt ist nicht heil. Sie ist defekt. Und es sind auch nicht immer nur die anderen: Der tiefe Schaden der Sünde – der Rebellion gegen Gott – sitzt auch in unserem Herzen.

Und in diese zerbrochene Welt hinein strahlt Gottes Evangelium: dass Gott uns - weil Er gnädig ist - nicht verdammen will. Dass Er uns immer noch liebt. Trotz unserer Schuld. Trotz unserer Rebellion. Trotz unserer Gottlosigkeit. Darum geht es im Evangelium. Und darum geht es in unserem heutigen Vers.


Jesus

Wenn ich etwas mehr über einen bestimmten biblischen Begriff oder über einen Namen wissen möchte, dann greife ich – neben guten Bibelkommentaren – auch gerne mal zum "Lexikon zur Bibel“. Dieses Standardwerk von Fritz Rienecker und Gerhard Maier hat zur Herkunft und Bedeutung des Namens „Jesus“ folgendes zu sagen: 

"Der Name Jesus (griech.-lat. Form des hebr. Jeschua, einer späteren Bildung aus Jehoschua oder Joschua) bedeutet «der Herr ist Heil (Rettung)»“

Ebenso präzise hat es das WiBiLex: „Jesus (Ἰησοῦς, Iesoús) ist die gräzisierte Form des hebräischen [...] Eigennamens Jeshua/Joshua (Jahwe hilft / rettet). Jesus kommt 905mal im Neuen Testament vor und ist das zweithäufigste Nomen nach Gott (theós).“

Der Name Jesus bedeutet also „Gott rettet“. 

Das können wir übrigens auch schon ganz zu Anfang des ersten Evangeliums lesen, wo geschrieben steht: "Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden." (Mt 1:21)

Jesus bedeutet also: Gott ist unser Erlöser – unser Heiland.

Was genau es damit auf sich hat, werden wir im folgenden sehen:


Sohn Davids

Ganz Mensch

Wenn es hier im Text heißt, „aus der Nachkommenschaft Davids“, dann bedeutet das zuerst einmal: er wurde geboren! Wie wir alle auch.  Mit anderen Worten: Jesus war ein Mensch. Das scheint zuerst einmal nichts wirklich besonderes zu sein.

Im Evangelium von Matthäus lesen wir: „Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, daß sie schwanger war von dem heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen. Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14): »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.“ (Mt 1:18-25)

Jesus ist also ganz Mensch. Und doch sehen weir hier schon, dass bei ihm etwas anders ist: er ist „vom heiligen Geist empfangen“ – und „von einer Jungfrau geboren“. Das gibt‘s ja nun nicht wirklich alle Tage. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis beten wir: "Ich glaube an [...] Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria". Spurgeon schrieb dazu: "Wahrlich, Er war göttlich und Seine Geburt war nicht nach der gewöhnlichen Art der Menschen, aber dennoch war Er in jeder Hinsicht Teilhaber unserer menschlichen Natur und kam aus dem Stamm Davids." (Spurgeon) Womit wir beim nächsten Thema wären: „vom Stamm Davids“. Was hat es damit auf sich?


Adoptiert

Zuerst einmal ist es sicher wichtig, zu erkennen, das Joseph von seiner Abstammungslinie her so noble Vorfahren hatte, wie Abraham, Isaak und Jakob – nicht zu vergessen Isai und König David. König David war also einer der Altvorderen von Joseph.

Zudem ist wichtig zu erkennen, dass Joseph nicht der leibliche  Vater von Jesus war. Sonst hätte er sich anfangs nicht so sicher sein können, dass das Kind in Marias Bauch nicht von ihm war – sondern, wie er dann später im Traum gesagt bekam – von Maria auf wunderbare Weise von Gottes Geist empfangen wurde.

Dennoch lesen wir schon im Matthäus-Evangelium ganz zu Anfang: „Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ (Mt 1:1). Wie geht das jetzt? Wie kann Jesus ein Sohn Davids sein, wenn Joseph doch gar nicht sein leiblicher Vater war. Hat die Bibel hier einen Knacks? 

Natürlich nicht. Vielmehr war Jesus tatsächlich ein „Sohn Davids“, denn er wurde von Joseph adoptiert. Die die öffentliche Benennung eines Kindes (wir erinnern uns: „dem sollst du den Namen Jesus geben“) war in der Antike nichts anderes, als der legale Schritt der Adoption: "Das erste, was [Joseph] [also] tut, ist, Maria nach Hause zu bringen, um seine Frau zu sein. Dies ist ein rechtlicher Schritt. Das bedeutete, dass er öffentlich Maria zu seiner Frau nahm. Das zweite, was er tut, ist, das Kind zu benennen. Auch das ist ein rechtlicher Schritt. Im Zuge der Benennung des Kindes adoptiert Joseph öffentlich das Kind als sein eigenes." *  In der Antike bedeutete Adoption die volle Sohnschaft. Ein Adoptivkind war damals von einem leiblichen Kind aus rechtlicher Sicht in nichts zu unterscheiden. Das galt auch für‘s Erbrecht. Jesus wurde also von Joseph adoptiert kam so (auch von menschlicher Seite) in den Genuss einer königlichen Abstammung. So erklärt sich die königliche Line von der im Matthäus-Evangelium die Rede ist.(*)



Christus

Messias und König

Auch zum Titel ‚Christus‘ hat das "Lexikon zur Bibel" etwas zu sagen, nämlich: "Christus ist der Titel, die Amtsbezeichnung Jesu. Das griech. christos ist die Übersetzung des aram. meschicha bzw. des hebr. maschiach und bedeutet «der Gesalbte» (Messias). Priester und Könige wurden in Israel durch eine Salbung mit Öl feierlich in ihr Amt eingesetzt. [...] Die Bezeichnung «der Gesalbte» wurde zunächst vom König gebraucht [...] Darüber hinaus schauen die Propheten einen kommenden König aus Davids Geschlecht, einen «Gesalbten», der - Priester und König in einem - alles das erfüllen wird, was Israel von einem wahren Friedenskönig erwartet. Von dieser Erwartung zeugen die messianischen Weissagungen [...]" 

So ist der Doppelname Jesus Christus zugleich das kürzeste Bekenntnis der Christenheit: Jesus von Nazareth ist in seiner Person der verheißene Christus (Messias).“  So sagen auch die Jünger am Anfang des Johannes-Evangeliums: „Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte“ (Joh 1:41)

Dieser Gesalbte – der Christus, der Messias – wurde vorausgesagt. David erhielt ca. 1.000 v.Chr. die Verheißung: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein." (2 Sam 7:12-14). 

Dieser Gesalbte – Christus – ist also der von Gott zum König gesalbte Messias. 


Bekenntnis Christi

Das Jesus der Christus ist – der König der Könige und Herr aller Herren – sagt aber nicht Gerhard Maier‘s nur Fritz Rienecker‘s „Lexikon zur Bibel“. Jesus sagt es selbst! Bei Johannes lesen wir: „Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du uns im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus. Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht." (Joh 10,24-25)


Bekenntnis der Jünger

Das Jesus der Christus ist, erkannten aber auch einige Menschen, z.B. die Samariterin am Jakobsbrunnen, zu der Jesus spricht: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt." (Joh 11,25-27)   

Und auch Petrus bekennt in Mt 16:16: "Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!"


Solus Christus

Dieser Christus – der Sohn des lebendigen Gottes – ist der König der Könige – und der einzige Weg zum Heil. Das ist ein steiler Satz! Wie kann das sein? Der Grund dafür ist: Allein Christus hat das Problem mit unserer Schuld wirklich gelöst – Er allein – und sonst niemand – hat die Strafe für unsere Schuld getragen. Darum heißt es: "Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden." (Apg 4,12)

Martin Luther schrieb dazu: "Kein feindseligerer Name ist auf Erden, denn eben Jesus Christus, nicht daß man ihn nicht nennen oder hören nennen könnte. [...] Warum? Darum, daß wir diesen Namen nicht einen schlechten Namen lassen bleiben mit ledigen Buchstaben geschrieben; wie meiner und deiner, sondern glauben, predigen und bekennen, daß die Person, so Jesus Christus heißt, ihrem Namen nach sei der einzige Heiland der Welt, der von Sünden selig mache, der einzige Hohepriester, der die Sünder mit Gott versöhne, der einzige Herr und König, der aus aller Angst und Not helfe, und daß er allein die, die ihn dafür erkennen, von Sünden und Tod erlöst und sie Gnade und ewige Seligkeit erlangen. [...]" (Martin Luther)


Gestorben

„Von den Toten“

Was bedeutet das? Zum ersten einmal mindestens dies: Jesus war tot. Aber warum? Oder noch wichtiger: Wozu? Die Antwort auf diese Frage steht bei Jesaja; er schreibt: „Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn." (Jes 53:4-6) 

Jesus ist also mit einem Ziel gestorben. Er ist „um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen“. Jesus ging aus einem einzigen Grund ans Kreuz: weil Er uns unendlich liebt und nicht möchte, dass wir die Strafe für unsere gottlose Rebellion selber tragen müssen. „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten“.

Im Kolosser-Brief lesen wir über den Tod Jesu am Kreuz: „Es hat Gott wohlgefallen, daß [...] er durch [Christus] alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz. Auch euch, die ihr einst fremd und feindlich gesinnt wart in bösen Werken, hat er nun versöhnt durch den Tod seines sterblichen Leibes [...]“ (Kol 1:15-33)  

Und ein Kapitel weiter lesen wir dort: „in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, [...] Und er hat [...] uns vergeben alle Sünden. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet [...] in Christus.“ (Kol 2:9-15) 

Und im Philipper-Brief lesen wir : „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ (Phil 2:6-11)

Ihr Lieben – ich frage Euch: „Wie tief muss Gottes Liebe sein?!“, dass Er so für uns stirbt? Dass Er Mensch wird, nur um Sein Leben zu lassen? Für uns!! Damit es uns gut geht. „Wie tief muss Gottes Liebe sein?!“


Auferstanden

Lebendig

Im Glaubensbekenntnis sprechen wir: „[...] am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten." (Apostolisches Glaubensbekenntnis). Was bedeutet das? Auferstanden? 

Es bedeutet: Jesus Lebt! Er ist nicht mehr im Grab! – Er ist nicht mehr tot! - Jesus lebt!

Gott

Begreifen wir, was das bedeutet? Mal im Ernst: wer von uns kann sagen, was Jesus sagte, und es dann auch, wie Er, in die Tat umsetzen? Er sagte: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich's wieder empfange. Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu empfangen.“ (Joh 10:17+18) 

Kein Mensch hat die Macht, zu sterben und sein Leben dann wieder zurück zu holen. Die Tatsache der Auferstehung bedeutet also nichts weniger, als dass Jesus nicht nur ganz Mensch gewesen ist – sondern Jesus war auch ganz Gott. Er ist der Ewige, der die Macht hat über Leben und Tod. Und genau das lesen wir auch im Römerbrief: "Christus [...] ist Gott, der über alles regiert, ihn loben wir in alle Ewigkeit!" (Rö 9:5) 


Zu unserer Rechtfertigung

Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, sagt aber nicht nur etwas über Ihn selber aus, sondern hat auch etwas mit uns zu tun.  Im Römerbrief lesen wir, dass Christus „um unsrer Sünden willen dahin gegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt“ wurde (Röm 4,25).  Aber was bedeutet das? Rechtfertigung bedeutet, dass wir - trotz unserer Schuld – vor Gott gerecht da stehen können, weil Jesus stellvertretend für uns am Kreuz gestorben ist. Und wenn es heißt, dass Jesus „um unserer Rechtfertigung willen auferweckt“ wurde, dann bedeutet das, dass Gott dieses stellvertretende Opfer angenommen hat – dass Er es gelten lässt. 

Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, bedeutet also nichts weniger, als dass Gott das Opfer Jesu Christi anerkannt hat – es ist gültig – für Zeit und Ewigkeit.


Hoffnung

Dass Jesus auferstanden ist, bedeutet aber noch etwas. Im 1. Korinther-Brief lesen wir dazu "Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. [...]  So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. [...] Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen."  (1Kor 15, 42-43;49)

Spurgeon formulierte das einmal so: "Lasst uns also, wenn wir an den auferstandenen Christus denken, [...] ganz sicher sein, dass unser Körper in ihm in einem verherrlichten Zustand existieren wird."

Jesus ist also Gott in menschlicher Gestalt. Und Er ist an unserer Statt gestorben. Und dass Er auferstanden ist, bedeutet, dass der Preis, den Er für unsere Schuld bezahlt hat, angenommen wurde: wenn wir das im Glauben annehmen, sind wir freigesprochen – und dürfen ewig leben!


Das Evangelium

Das ist also das Evangelium. Mit diesem einen Vers fasst Paulus also alles zusammen, was er bisher gesagt hat: das Jesus Christus der verheißene Messias ist, der Gesalbte Gottes, unser König, wahrer Mensch und wahrer Gott, gestorben für unsere Sünden und auferstanden zu unserer Rechtfertigung und dass wir im Glauben an Ihn die wunderbare Hoffnung haben dürfen, Ihn und Seine Liebe für alle Ewigkeit in Herrlichkeit genießen zu dürfen. Eine Herrlichkeit, von der es heißt: "[...] und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen." (Offb 21,4)

Das ist es, warum wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis beten: "Ich glaube an [die] Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ 

Das ist es, was Jesus selber sagt: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, daß sie frei sein sollen, und den Blinden, daß sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.«“ (Lk 4:16-22)“ 

Darum heißt es bei Jesaja: „Sagt den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt [...] und wird euch helfen.« [...] Die Erlösten des HERRN werden [...] kommen [...] mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.“ (Jes 35:2-10)

Das ist es, was auch Jesus selbst in der Offenbarung des Johannes bezeugt: „Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ (Offb 22,16-17)

Wir haben Gott die Treue gekündigt. Wir haben gegen Seine Herrschaft rebelliert, haben Seine Gebote übertreten und uns selbst zu Gott gemacht. Wir haben Ihn vom Thron unseres Lebens gestoßen, um selber zu definieren, was Gut und was Böse ist. Doch Gottes Liebe ist so groß, dass Er sich zu uns hinab beugt – Mensch wird – und für uns stirbt – damit wir leben können. Ewig leben. Gott ist – trotz all unserer Rebellion! – FÜR UNS. 


Stets vor Augen

Das ist das Evangelium, das Paulus hier predigt. Ich kann über Gottes Liebe und Gnade nur staunen und mich in Anbetung fragen: WIE TIEF MUSS GOTTES LIEBE SEIN?!

Dieses Evangelium – diese Liebe Gottes – der für mich Mensch geworden ist – für mich starb – und für mich auferstand – der mich erlöst von meinen Sünden und mir ewiges Leben schenkt – dieses Evangelium möchte ich stets vor Augen haben. 

Mit dem Ausleger Barnes möchte ich – ihr Lieben! – mit dem Ausleger Barnes möchte ich uns allen sagen: "Denke an den Erlöser, der nach all den Leiden dieses Lebens jetzt von den Toten auferstanden ist, und lasse dich dadurch ermutigen, deine Prüfungen zu ertragen.“

Wie tief muss Gottes Liebe sein?! Diese Liebe Gottes – diese unfassbare Liebe – dürfen wir uns jeden Tag neu vor Augen halten: dieses Evangelium - dass der ewige und allmächtige Gott - der König aller Könige und der Herr aller Herren - in Jesus Christus Mensch geworden ist - der für unsere Schuld und Sünde gestorben ist - und der zu unserer Rechtfertigung von den Toten auferstanden ist - der unser Heiland und Erlöser geworden ist - der uns mehr liebt, als sein Leben. 

Diesem Herrn, unserem Gott, Jesus Christus, sei alle Ehre, von nun an bis in Ewigkeit - Amen.

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Viel Fleiß – viel Preis! (2. Tim 2,4-7)

[Predigt als mp3]

Übersicht

  • Einleitung
  • Unser Text
  • Hingabe
  • Rechtschaffenheit
  • Mühe
  • Lohn
  • Fragen


Einleitung


Goldmedaille

Habt ihr schon mal einen Pokal gewonnen? Oder einen ersten Preis? Ein einziges Mal in meinem Leben (man glaubt es kaum!) hatte ich diese Ehre: bei den Meisterschaften an der Hochschule der Bundeswehr im Jahre 1983 gewann ich mit 21 Jahren als 2. Schwimmer unserer 4er-Staffel den 1. Platz in der Disziplin 4 x 50m Brust. Sicher, diesem 1. Platz gingen Jahre des Training voraus: Arbeit, Disziplin und Ausdauer. Aber das ist gar nichts im Vergleich mit einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen; oder mit dem Training, dass nötig ist um so eine Goldmedaille zu gewinnen. Und eine Goldmedaille bei de Olympischen Spielen wiederum ist nichts im Vergleich zu dem Preis, der uns im Himmel erwartet. Wenn wir denn überhaupt darum kämpfen. Hingegeben. Rechtschaffen. Fleißig und ausdauernd.


Rückblick

Doch eins nach dem anderen: In der letzten Predigt aus dem 2. Timotheus-Brief ging es um die Aufforderung des Paulus an den Timotheus, in der Stärke der Gnade Christi zu lehren und zu leiden; also: ein guter Kämpfer für das Evangelium zu sein. Paulus schrieb: "Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren. Leide mit als ein guter Streiter Christi Jesu." (2Tim 2:2-3) 


Inhalt

Paulus geht es im Folgenden um eine Verdeutlichung eben dieser Aufforderung, als „ein guter Streiter Jesus Christi“ „zu lehren“ und auch mit zu „leiden“. Dazu bringt er in den folgenden Versen (2Tim 2:4-7) drei Beispiele, die er drei verschiedenen Sphären entlehnt: dem Militär, der Athletik und der Landwirtschaft. Ich möchte diese drei Beispiele überschreiben mit „hingegeben“, „rechtschaffen“ und „fleißig“. Denn was Paulus möchte, ist, Timotheus zu verdeutlichen, was ein „guter Streiter“ ist und warum das wichtig ist, ein „guter Streiter“ zu sein.

Übrigens: Was dem Timotheus hier gesagt ist, gilt ihm zwar - als dem Nachfolger Pauli und als einem der Ältesten der Gemeinde in Ephesus – ganz im Besonderen. Gleichwohl gilt es prinzipiell auch uns allen, die wir kein offizielles Amt bekleiden, denn „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17 dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ (2 Tim 3:16-17)

Schauen wir also einmal in unseren Text:


Unser Text

2 Tim 2,4-7

„Wer in den Krieg zieht, verwickelt sich nicht in Geschäfte des täglichen Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Und wenn jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht. Es soll der Bauer, der den Acker bebaut, die Früchte als erster genießen. Bedenke, was ich sage! Der Herr aber wird dir in allen Dingen Verstand geben.“


Inhalte

Ich denke, in unserem heutigen Text geht es hauptsächlich um 4 Aspekte
1. Dass das Leben als Christ ein Leben der Hingabe ist (Vers 4)
2. Dass das Leben als Christ ein Leben in Rechtschaffenheit ist (Vers 5)
3. Dass das Leben als Christ ein Leben harter Arbeit ist (Vers 6)
4. Und letztlich: Dass dieses Leben am Ende mit unendlichem Genuss gekrönt wird (Verse 5 und 6).


Zwischenbilanz

Denn was Paulus möchte, ist, Timotheus zu verdeutlichen, dass ein „guter Streiter“ ein hingegebener Streiter ist – einer, der die richtigen Prioritäten setzt. Und dass ein „guter Streiter“ bereit ist, nach den Regeln zu kämpfen – und hier konkret: zu leiden; und dass dieses „Mitleiden“ eine freiwillige Rechtschaffenheit erfordert. Und auch, dass ein „guter Streiter“ bereit ist, ausdauernde harte Arbeit zu leisten – weil es genau das ist, was erforderlich ist, um das Evangelium weiter zu sagen und es entsprechend zu „lehren“ . Und letztlich, dass dem „guten Streiter“, der all diese Anforderungen erfüllt, eine mehr als erstrebenswerte Belohnung winkt.


Hingabe 

2Tim 2,4

„Wer in den Krieg zieht, verwickelt sich nicht in Geschäfte des täglichen Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. “

Besonderheiten im Text

2:4 hingegeben
  • ἐμπλέκεται (empleketai = sich verstricken)
  • τοῦ βίου πραγματείαις  (tou biou pragmataiais = Geschäfte täglichen Lebens)

„sich nicht verwickeln – in Geschäfte des täglichen Lebens“ 

Wenn Paulus hier von „sich nicht verwickeln“ spricht, dann meint er = sich nicht verstricken = sich nicht einwickeln lassen. Doch in was? Paulus nennt hier die „Geschäfte des täglichen Lebens“. 

Doch nun müssen wir aufpassen, denn: 

  1. ist die Beschreibung die Paulus hier benutzt ein Bild, ein Gleichnis und daher nicht 1:1 auf unser Leben übertragbar. Und 
  2. steht da außerdem nicht „er betreibt nicht Geschäfte des täglichen Lebens“! – Sondern: „er verwickelt sich nicht in Geschäfte des täglichen Lebens!“ 

Paulus will also nicht sagen: „Zieh in den Krieg und höre auf, euch Dir mit redlicher Arbeit Dein Brot zuverdienen.“ (das wäre ja auch völliger Unsinn) – Er sagt vielmehr: „So, wie ein antiker Soldat sich zu 100% auf seine Pflichten fokussiert, so wie er sich zu 100% darauf konzentriert, für die Schlacht zu trainieren, anstatt das Training zu vernachlässigen, um sich nebenher mit „gewöhnlicher Arbeit“ noch ein paar Drachmen dazu zu verdienen, so sollst auch Du Dich ganz auf Dein geistliches Leben konzentrieren und Dich von nichts und niemand davon ablenken lassen.“

Was Paulus also meint ist = sich auf etwas zu konzentrieren = und seine Prioritäten richtig zu setzen. Aber worauf? Oder anders gefragt: von was sollen wir uns nicht einwickeln lassen?


Bedeutung 

Jesus sagt das so: „Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.“ (Mt 13:22)

Der Apostel Johannes sagt es so: „Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.“ (1Jo 1:5-7)

Im Römerbrief lesen wir: „Was sollen wir nun sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade um so mächtiger werde? Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir doch gestorben sind? Oder wißt ihr nicht, daß alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ (Rö 6:1-4)

Und der Apostel Petrus letztlich sagt es so: „Weil nun Christus im Fleisch gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn; denn wer im Fleisch gelitten hat, der hat aufgehört mit der Sünde, daß er hinfort die noch übrige Zeit im Fleisch nicht den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes lebe. Denn es ist genug, daß ihr die vergangene Zeit zugebracht habt nach heidnischem Willen, als ihr ein Leben führtet in Ausschweifung, Begierden, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und greulichem Götzendienst. Das befremdet sie, daß ihr euch nicht mehr mit ihnen stürzt in dasselbe wüste, unordentliche Treiben, und sie lästern; aber sie werden Rechenschaft geben müssen dem, der bereit ist, zu richten die Lebenden und die Toten. “ (1Pe 4:1-5)


Zwischenbilanz

Paulus geht es also darum, dass wir – uns ganz darauf konzentrieren, ein heiliges Leben zu führen –  uns nicht um weltliche Dinge sorgen – nicht gierig dem Reichtum nachlaufen – oder gar in der Sünde verharren. Paulus geht es um das, was in Hebräer 12:1 steht „laßt uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und laßt uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens “.


Rechtmäßigkeit

2 Tim 2,5

„Und wenn jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht. “

Besonderheiten im Text

  • 2:5 rechtschaffenἀθλῇ (athlä = an [athletischem] Wettkampf teilnehmen)
  • νομίμως (nomimos = gesetzeskonform)

Bedeutung

Noch in Vers 3 hatte Paulus den Timotheus aufgefordert: „Leide mit als ein guter Streiter Christi Jesu.“ – Es geht Paulus also auch darum, dass Nachfolge Leid bedeuten kann – und damit die freiwillige Entscheidung dazu, körperliche oder seelische Leiden auf sich zu nehmen, falls und wo die Sache des Glaubens es erforderlich macht. 

Um das zu verdeutlichen, benutzt Paulus nun das Bild eines Athleten, der in einem Wettkampf um den Sieg ringt: - Da geht es ja auch nicht, dass man beim 400m Lauf einfach quer über das Feld abkürzt und sich so 200m spart. Stellt euch das bitte mal vor: es wären Olympische Spiele, der Startschuss fällt und die Läufer sprinten los. Und irgendein Heini biegt nach der Hälfte der Tartanbahn links ab, läuft über den Rasen und läuft dann die restliche halbe Runde bis ins Ziel. Was würde passieren? Völlig klar: der Läufer würde nach allen Regeln der Kunst disqualifiziert. Keine Diskussion. Ende der Veranstaltung. Dafür hätte er gar nicht so hart zu trainieren brauchen. Da hätte er gleich zu Hause bleiben können.
Was will uns Paulus also sagen? Paulus will uns sagen, dass es da keine Abkürzung gibt. „Mogeln gildet nicht.“ 

Der Apostel Petrus sagt das so: „Ihr Lieben, laßt euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, daß ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt. “ (1Pe 4:12-13)

Und im Philippperbrief lesen wir: „Denn euch ist es gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden [...]“ (Phil 1:29)

Ja, der Römerbrief letztlich macht es klar, dass das Leiden eine unabdingbare Voraussetzung dafür ist, einmal mit Christus verherrlicht zu werden: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. “ (Rö 8:17) (2x)


Zwischenbilanz

Paulus will uns also sagen, dass das Leiden zum Christlichen Leben dazu gehört – wie die Schwerkraft zu unserem Universum. 


Mühe

2 Tim 2,6

„Es soll der Bauer, der ackert, die Früchte als erster genießen.“ 


Besonderheiten im Text

2:6 fleißig
  • τὸν κοπιῶντα γεωργὸν (to kopionta georgon = schuftender Bauer)

Bedeutung

Das Wort, was hier im griechischen steht (kopioonta), ist in seinem Bedeutungsraum verknüpft mit Begriffen, wie „mühsam“, „kämpfen“, „müde“ und „erschöpft“. 

Wir kennen für die Art von Arbeit, von der hier die Rede ist, das deutsche Wort „ackern“ oder „sich abrackern“. Was gemeint ist, ist eine mühsame, langwierige und erschöpfende Arbeit – kein Kindergeburtstag.

Und ich denke, dass Paulus hier anspielt auf die Aufgabe, die er Timotheus (siehe letzte Predigt) in Vers 2 gegeben hat: „Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren.“

Dieses „das Evangelium weiter geben“ oder „treuen Menschen anbefehlen“ ist jedoch kein Sonntagsspaziergang, sondern harte Arbeit. Mühsame Arbeit. Oft auch ermüdende Arbeit. Erschöpfende Arbeit. Und doch Arbeit, die getan werden muss, wenn Gottes Reich wirklich wachsen soll. Arbeit, die wir nicht einfach an unsere „Hauptamtlichen“ ‚abtreten‘ können, als gälte uns der Aufruf Christi im Evangelium nicht, der uns – uns allen! – geboten hat: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28:18-20)

Zwischenbilanz

Was Paulus hier also sagt, das ist kein Spaß. Es ist Gottes Auftrag an Dich und an mich. Keinen Deut weniger. (2x)


Lohn

2 Tim 2,4.5.6

„[...] damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. [...] gekrönt [...] genießen [...]“


Besonderheiten im Text

2:5/6 krönt/teilhabe
  • ἀρέσκω (areskoo = gefallen, zufrieden stellen, akzeptieren)
  • στεφανοῦται (stephanoo = krönen)
  • τῶν καρπῶν μεταλαμβάνειν (ton karpon metalambein = teilhaben)

Bedeutung

Das Wort, was hier für „gefallen“ steht (kopioonta), ist in seinem Bedeutungsraum verknüpft mit Begriffen, wie „zufriedenstellen“, „dankbar sein“ und „akzeptieren“. Das Wort, das hier für „krönen“ steht, meint tatsächlich: „jemandem eine Krone (oder einen Siegeskranz) aufsetzen“
Und das Wort, das hier im Zusammenhang mit den Früchten steht, meint: „an den Früchten Anteil haben“ – und scheint mir mit „genießen“ gut umschrieben. 

Was ist das nun, was Paulus mit diesen Worten “gefallen”, “krönen” und “genießen” beschreibt? Es ist letztlich die würdige Vollendung unserer Erlösung – unsere Verherrlichung im Himmel – von der wir in einer der nächsten Predigten (wenn es um die Verse 10-12 gehen wird) mehr hören werden.

Letztlich geht es darum, dass wir einmal im Himmel von unserem Heiland und König das Lob hören dürfen: „Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (Mt 25,23)

Paulus wusste, dass er ein Leben in eben dieser Hingabe, in dieser Rechtschaffenheit und in dieser Mühe und Fleiß gelebt hatte. Und Paulus wusste, dass ihm sein leiblicher Tod – und damit sein Eingang in den Himmel – und damit diese Krönung – kurz bevor stand. Ein wenig später in seinem Brief wird er das noch so formulieren: “Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.” (2Tim 4:7-8)

Ja es wird nicht nur eine Krone für uns geben für unsere Hingabe, unsere Rechtschaffenheit und unsere Mühen und unseren Fleiß: Gott selbst wird unser Lohn sein – wie es schon Abraham verheißen wurde: “Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.” (Gen 15:1)

Ja, es heißt bei Johannes: “Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.” (1Joh 3,2)


Zusammenfassung

Zusammengefasst bedeutet all das: Ja, es wird uns einiges abverlangt: heilige Hingabe – williges Leiden – und ausdauernde Arbeit. Aber es wird die Mühe mehr als wert sein: Wir werden die Herrlichkeit Gottes sehen und leben für alle Ewigkeit – in einem für uns heute noch unvorstellbaren Zustand von Glückseligkeit  - von dem es heißt: „[...] und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Offb 21:4)


Fragen an Dein Herz

  • Wo verhindern nebensächliche Angelegenheiten Deine Hingabe?
  • Wo ist Jesu Missionsbefehl für Dich unbequem oder schmerzhaft?
  • Bist Du bereit, Dich ganz und gar in Jesu Dienst stellen zu lassen?
  • Richte Deinen Blick nach oben und glaube:
"Das ist gewisslich wahr: 
Sind wir mit gestorben, so werden wir mit leben; 
dulden wir, so werden wir mit herrschen; 
verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; 
sind wir untreu, so bleibt er treu; 
denn er kann sich selbst nicht verleugnen.". 

(2Tim 1,11-13)

Samstag, 8. Dezember 2018

"Warum 'an Gott glauben' nicht ausreicht, um in den Himmel zu kommen"

Heutzutage glauben viele Menschen, dass sie in den Himmel kommen, weil Gott die Liebe ist und daher allein die Gnade regiert. Manche glauben auch, dass sie "gar nicht so schlimm" seien. Sie glauben, dass es reicht, "an Gott zu glauben", ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen für ihr tägliches Leben hätte. Sie glauben, dass, wenn sie sterben, sie "einfach so" in den Himmel kommen.  -  Ja, es gibt sogar Menschen, die sich 'Christen' nennen, die glauben, mann könnte Jesus "in sein Leben einladen" und dann einfach weiter machen, wie bisher. Jesus soll im Leben dieser Menschen nur die Funktion des Trösters haben, des Helfers und des Heilands - nicht aber auch die des Herr und Meisters ihres Lebens.

Das diese Überzeugung ein tödlicher Irrtum ist, möchte ich im Folgenden aufzeigen.

Jesus ist nicht für unsere Schuld am Kreuz gestorben, damit wir ihn in unser sündiges Leben 'einladen' und dann einfach so weiter machen. Er will nicht nur unser Heiland sein. Natürlich: Er ist der Heiland der Welt. Er ist aber auch der König der Könige und der Herr aller Herren. Er ist der Schöpfer und Gesetzgeber dieser Welt und damit auch unser aller Richter.

Warum das wichtig zu wissen ist? Weil wir seine Gebote übertreten haben. Und wir tun das täglich. Was Jesus daher will, weil Er nicht nur gnädig, sondern auch wahrhaftig und gerecht ist, ist dass wir aufhören, unser "altes Leben" einfach so weiter zu leben. Er will, dass wir umkehren. Und dass wir Ihm von da an im Gehorsam nachfolgen. Er will, dass unser Glaube nicht nur ein wohliges Gefühl ist, sondern, dass ihm echte Taten folgen. Weil es ansonsten ein "toter Glaube" wäre. Eben das ist es, was der Apostel Jakobus meint, wenn er schreibt: "Genauso wie der Körper ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot." (Jak 2,26)

Niemand anders hat klarer gesagt als Jesus, dass die Abkehr von der Sünde und vom alten Leben, sowie die tägliche Nachfolge ein absolutes Muss sind. Er sagte: "»Wenn jemand mir nachfolgen will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen." (Mk 8,34) Und: "Wer versucht, sein Leben zu behalten, wird es verlieren. Doch wer sein Leben für mich aufgibt, wird das wahre Leben finden." (Mt 16,25)

Das Gleiche predigt Paulus, wenn er schreibt: "Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet." (Eph 4,22) Das schreibt er, weil er weiß: "wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr [ewig] sterben müssen." (Röm 8,13) Darum fordert er uns daher dazu auf, eben das zu töten, was sonst zum Tod führen würde: "Darum tötet alles, was zu eurer irdischen Natur gehört: sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, Leidenschaft, böse Lüste [...]" Für ihn liegt das unmoralische Leben ganz klar in der Vergangenheit eines Christen, nicht in der Gegenwart: "[...] wir waren früher unverständig, ungehorsam und gingen in die Irre. Wir waren Sklaven aller möglichen Leidenschaften und Begierden." (Tit 3,3). Dass unser Christenleben ein Kampf gegen die Sünde ist, bestätigt auch der Apostel Petrus, wenn er schreibt "[... doch] weil ihr jetzt vom Gehorsam bestimmt seid, lasst euch nicht mehr von den Begierden beherrschen [...]" (1Petr 1,14 )

Niemand hat so eindringlich davor gewarnt, wie Jesus, sich nicht von irgendwelchen falschen Propheten vorzumachen zu lassen, dass man auch ohne Umkehr den breiten Weg gehen kann. Wer das tut, geht verloren. Denn das Kennzeichen echter Nachfolge ist nicht, Jesus "Herr" zu nennen. Echtes Kennzeichen eines Jüngers Jesu ist der Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Nichts sonst! Jesus sagte das so: "Geht durch das enge Tor! Denn das weite Tor und der breite Weg führen ins Verderben, und viele sind dorthin unterwegs. Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der ins Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden! Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie sehen aus wie sanfte Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Von Dornen erntet man keine Weintrauben, und von Disteln kann man keine Feigen lesen. So trägt jeder gute Baum gute Früchte und ein schlechter Baum schlechte. Ein guter Baum wird keine schlechten Früchte tragen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Deshalb sage ich: An ihren Früchten werden sie erkannt. Nicht jeder, der dauernd 'Herr' zu mir sagt, wird in das Reich kommen, in dem der Himmel regiert, sondern nur der, der den Willen meines Vaters im Himmel tut." (Mt 7,13-21)