Montag, 30. Januar 2012

Eine simple Frage...

"...und dass mich stört, 
dass Christen die Gute Nachricht weiter sagen, 
was bedeutet das schon?"


Zuerst einmal würde ich sagen, dass, im Sinne einer angemessenen Beantwortung der Frage, sicher mehrere Aspekte zu betrachten sind - und zwar zumindest diese: Freiheit, Form und Inhalt. Erst dann lässt sich die Frage nach dem persönlichen Standpunkt differenziert genug beantworten. 


Freiheit
Immer wieder kommt es vor, dass Christen das Evangelium, in Nutzung ihrer Meinungs- und Pressefreiheit, nicht nur der Welt verkünden, sondern dies auch ohne Rücksicht auf die Freiheit ihrer Hörer tun; will sagen: ohne ihrem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich ihrer Verkündigung zu entziehen. 

Es ist ein Unterschied, ob ich ohne meine persönliche Einwilligung "beschallt werde" oder ob mir die Möglichkeit gegeben wird, etwaig ungewollter Kommunikation gemäß eigenem Entscheid aus dem Weg zu gehen, bzw. den jeweiligen Informationsaustausch zu einem Zeitpunkt eigener Wahl zu beginnen, zu unterbrechen oder fortzusetzen.

Ideal verlaufen kann solche Kommunikation sicher dort, wo ein Mensch eine konkrete Frage hat und auf diese von seinem Gegenüber eine konkrete Antwort wünscht. Doch auch ungefragte Kommunikation, d.i. ein Artikel, eine Sendung, ein Blog-Eintrag, etc., kann als positiv empfunden werden, wenn der Empfänger die Möglichkeit behält, nur diejenigen Informationen abzurufen, die ihn interessieren und für die er offen ist.

Grundlage für eine gesunde Kommunikation sind also immer der Respekt des Gegenübers und die Achtung der ihm als Grundrecht zustehenden Freiheit - also auch der Freiheit, "Nein!" zu sagen zu dem, was Christ zu sagen hat.


Form
Die "äußere Form" ist ein wesentlicher Motivator für gute Kommunikation und Information. Wenn ich die Zeit meines Gegenübers beanspruchen möchte, ihm also etwas "nehme", dann ist es nur zu verständlich, wenn mein Gegenüber dafür im Gegenzug auch erwartet, dass ich ihm etwas "gebe": Respekt, Achtung & Höflichkeit sind dabei nur die äußere Form; das Minimum an formaler Qualität, die man erwarten können sollte.

Doch auch die "innere Form" spielt eine Rolle in der Kommunikation, denn wenig Menschen begeistern sich für Monologe oder stumpfsinnig vorgetragene, naive Plattitüden. Wer sich gut unterhalten oder informieren will, weiß fachlich versierte, geistig tiefsinnige und sprachlich eloquent vorgetragene Informationen mehr zu schätzen, als billige Sprüche, geistlose Worthülsen oder abgedroschene Phrasen. 


Inhalt
Nicht zuletzt ist es jedoch der Inhalt, der den Ausschlag dafür gibt, ob mir eine Unterhaltung, ein Artikel oder eine Fernsehsendung interessant erscheint, oder aber ob ich abwinke, umblättere, oder weiter zappe. Wenn ich also das, was man mir zu sagen hat, als für mich irrelevant betrachte, dann nimmt es auch nicht Wunder, wenn mein Interesse schnell erlahmt und folglich die Konversation, Lektüre oder sonstige "Berieselung" im Keim erstickt.

Andererseits ist festzustellen, dass die von und mit Christen diskutierten Inhalte wohl von Interesse sind, geht es in aktuellen Debatten doch um Themen, wie "Schöpfung vs. Evolution," "Stammzellenforschung vs. Schutz des ungeborenen Lebens", oder das "Sakrament der Ehe vs. Lebensabschnittspartnerschaften", oder andere Themen, die zur Zeit en vogue sind. Alles in allem also Themen, die den Zeitgeist auch inhaltlich abzuholen geeignet sind.


Die eigentliche Frage
Dennoch gehört die christliche Botschaft mit ihren Inhalten nicht zu den Quotenfängern in den Medien, es sei denn, es geht um den (zum Teil leider berechtigten) Verriss allzu naiver Weltmodelle, Ursprungsvorstellungen oder Sozialreformen.

Was aber ist der Grund für die landläufige Aversion gegen das Christentum? Was ist der Grund dafür, dass sich die -allermeist negativen- Vorurteile gegen Klerus und Kirche, gegen Evangelium und Evangelikale und gegen Christus und sein Erlösungswerk am Kreuz, so hartnäckig halten? 

Liegt es wirklich nur an der Form? An der mangelnden Höflichkeit der Christen? Am mangelnden Respekt vor der Freiheit ihrer Nächsten? Oder am mangelnden Interesse an den vorgetragenen Inhalten? Oder ist es nicht vielmehr so, dass selbst dort, wo die Redefreiheit in gegenseitiger Achtung genutzt und wo interessante und tagesaktuelle Inhalte in ansprechender Form vorgetragen werden, ein gewisses Maß an Antipathie, ja Aversion und Ablehnung bestehen bleibt? Und wenn ja: warum?


Die Spitze des Eisbergs
Die Heilige Schrift gibt auf diese Frage eine klare Antwort. Sie spricht davon, dass wir Menschen seit dem Fall nicht nur von unserem Verhalten her Gottes Ziel verfehlen, das ist: in Denken, Wort und Tat Ebenbild Seiner absoluten und liebenden Vollkommenheit zu sein [1], sondern dass uns ein schwer fassbarer Zustand anhaftet: eine Neigung zum Ungehorsam Seinen Geboten [2] gegenüber. Gebote, die wir vom Verstand her  allesamt für gut befinden und die wir doch, aus für uns ungeklärten Gründen, Tag für Tag aufs Neue brechen.

Die christliche Botschaft jedoch wirft Licht auf eben diesen Mangel. Sie ist eben nicht allein Evangelium (gr. euangelion [euangelion] = "Gute Nachricht"), sondern sie ist auch Kritik. Kritik an unserem Fehlverhalten und damit grundlegend an unserem gestörten Verhältnis zu Gott und seinem Gebot. 

Kritik jedoch ist unliebsam. Sie wird zumeist nicht gern gehört. Und doch ist gerade sie es, die uns im Leben weiter bringt, weil sie es uns erlaubt, uns im Licht der Wahrheit selbst zu erkennen und dort, wo wir Mängel sehen, einen neuen, besseren Weg einzuschlagen. Nicht umsonst sagt das Sprichwort:

"Rüge nicht den Spötter, dass er dich nicht hasse; 
rüge den Weisen, der wird dich lieben."

 -- Sprüche Salomos, 9:8 -- [3]

Die Frage ist, ob wir so weise sind, dass wir die ganze Wahrheit hören wollen? Den wahren Grund, dass wir der Botschaft vehement entgegen treten? Selbst dann, wenn diese Botschaft so an uns herangetragen wird, dass sie uns Freiheit lässt zu hören; in höflicher Form - mit wahrem Inhalt?

Die Antwort - Rückseite der Medallie
Die Antwort ist, dass wir oft lange nicht bereit sind die Wahrheit zu hören. Weil sie so klar ist, dass sie in der Lage ist, unser ganzes wohl getünchtes Selbstbild völlig zu zerstören. 

Die Antwort liegt in Gottes Wort über uns als gefallene, unerlöste Menschen: dass wir "Feinde Gottes" sind [4]: Wesen, welche sowohl Gott selbst, als auch Seiner Wahrheit über unseren Zustand und unser Verhalten, feindlich gegenüber stehen. Deren Selbstverständnis, trotz aller offenkundiger Begrenztheit, Bedürftigkeit, ja sogar trotz aller klar erkennbarer Fehlbarkeit & Fehlerhaftigkeit im Anspruch liegt, zu "sein wie Gott" [5]:
Wir wollen selbst die Regeln machen, nach denen wir leben. Wir wollen selbst bestimmen, was wir anbeten, d.i.: wem wir unsere Zeit, Energie und unser Geld opfern. Wir wollen, dass die Welt sich um uns dreht, um unsere Erkenntnis, unsere Sicht der Dinge, unsere Maßstäbe, unser Wohlbefinden, um unseren Traum vom ganz persönlichen Glück. 

Den augenfälligen Widerspruch, der darin begründet liegt, dass mindestens 5,5 Milliarden weitere Menschen denselben Anspruch erheben, die Welt möge sich um sie drehen und nicht um jemand anderen, erkennen wir nur mit Mühe und meist auch nur dann, wenn die Interessen zweier Parteien kollidieren und es zum Konflikt kommt.

Diesen Anspruch auf die Wahrheit, auf uns, unsere Anbetung, unsere Zeit und unser Verhalten erhebt jedoch ein anderer. Und das zum Glück, dieweil zu Recht: Gott selbst. Er ist im Gegensatz zu uns unbegrenzt, ewig und herrlich [6]. Er bedarf nichts, Er ist unwandelbar [7], heilig [8] und moralisch vollkommen gut [9]

Er allein - nicht wir! - verkörpert jene Qualitäten, die wir zutiefst erhoffen sollten, wenn jemand in der Tat den Absolutheitsanspruch an unser Leben, an unser Denken, Reden und Tun erhebt und sich selber so zum Maßstab macht. Wer wirklich einmal nachgedacht hat über seine eigene Begrenztheit, Fehlbarkeit und seine sonstig ethisch- und moralischen Mängel an Charakter und Tugend, der wird verstehen, warum.

Dieser Gott, der alle unsere Sinne und Denkfähigkeiten übersteigt, wurde in Christus Mensch, weil wir Ihm ansonsten in unserer sinnlichen und kognitiven Begrenztheit überhaupt nicht begegnen, geschweige uns ein richtiges Bild von ihm machen könnten (siehe auch folgender Beitrag im Hinblick auf Transparenz & Immanenz).

Und eben dieser Christus spricht:

"... wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat." 

und
"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; 
niemand kommt zum Vater denn durch mich." 

und letztlich

"Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt ...
so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." 

sowie

"Darum habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; 
denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden."


Das sind nicht Worte eines Morallehrers. Oder, um es mit C.S. Lewis auszudrücken: "was dieser Mann gesagt hat, war schlechthin das Unerhörteste, was je über menschliche Lippen gekommen ist. ... Das ist nur dann verständlich, wenn er wirklich Gott ist, dessen Gesetze gebrochen und dessen Liebe durch jede Sünde verletzt wird. Im Mund jedes anderen, der nicht Gott ist, würden diese Worte doch wohl ein Maß von Einfältigkeit und Einbildung zum Ausdruck bringen, das in der Geschichte seinesgleichen sucht. Dennoch haben nicht einmal seine Feinde den Eindruck von Einfältigkeit und Einbildung bei ihm, wenn sie die Evangelien lesen, geschweige denn vorurteilslose Leser. Das ist sehr bezeichnend und beachtenswert. ... Damit versuche ich, jedermann vor dem wirklich läppischen Einwand zu bewahren, er sei zwar bereit, Jesus als großen Morallehrer anzuerkennen, aber nicht seinen Anspruch, Gott zu sein. Gerade das können wir nicht sagen.- Ein Mensch, der solche Dinge wie Jesus sagt, wäre kein großer Morallehrer. Er wäre entweder ein Irrer - oder der Satan in Person. Wir müssen uns deshalb entscheiden: Entweder war dieser Mensch Gottes Sohn, oder er war ein Narr oder Schlimmeres. Man kann ihn als Geisteskranken einsperren, man kann ihn verachten oder als Dämon töten. Oder man kann ihm zu Füßen fallen und ihn Herr und Gott nennen. Aber man kann ihn nicht mit gönnerhafter Herablassung als einen großen Lehrer der Menschheit bezeichnen. Das war nie seine Absicht; diese Möglichkeit hat er uns nicht offengelassen." (C.S.Lewis, Pardon, ich bin Christ, S. 56-57, Auszug siehe hier)

Eben diese Analyse Christi jedoch: unsere Sündhaftigkeit und unsere Hilfsbedürftigkeit, die Notwendigkeit unserer Umkehr zu Ihm, unserem Schöpfer [10], Sein Alleinigkeitsanspruch als Gott und Erlöser [11], sie sind es, die unsere Feindschaft herausfordern und unsere Aversionen gegen Ihn durch unseren Widerspruch de facto offenkundig machen: Weil sie uns in unserer gewähnten 'Gottgleichheit' entthronen und uns zur Umkehr rufen.

Das ist die wahre Antwort auf die Frage, warum die Botschaft des Evangeliums so unpopulär ist: Weil sie uns genau dort trifft, wo wir uns zu verbergen suchen: In der Unterdrückung der offenkundigen Wahrheit, dass wir 'gefallene Geschöpfe' sind - abgefallen von der moralischen Vollkommenheit dessen, zu dessen Bild wir geschaffen wurden. In der Unterdrückung der offenkundigen Wahrheit, dass wir Ihm, unserem Schöpfer Rechenschaft schuldig sind für unser gottloses Verhalten, das wir zu rechtfertigen versuchen, indem wir die Wahrheit Gottes "durch Ungerechtigkeit niederhalten" [12].

Die Antwort - Die Vorderseite der Medallie
Die wahre Antwort ist, dass es Gott mit Seiner Wahrheit nicht um unsere Zerstörung geht, sondern darum, uns um der Liebe willen die Wahrheit zu sagen, derer wir bedürfen, um unseren heillosen Zustand zu erkennen. So wie ein Arzt einen Patienten erst dann dazu bewegen kann, die Medizin zu schlucken, wenn dieser erkannt hat, dass er tatsächlich krank ist, so wird auch erst derjenige Mensch das Evangelium anzunehmen wissen, der erkannt hat, dass die Worte Christi Wahrheit sind: über ihn, seinen Zustand und die Notwendigkeit zu Gott zurück zu kehren.

Die Antwort ist aber vor allen Dingen, dass Gott uns die bittere Wahrheit nur aus einem Grunde sagt:  

Weil er uns liebt und sich nichts sehnlicher wünscht, als dass wir die  Schuld unserer Gottlosigkeit erkennen und zurückkehren zu Ihm - weil er uns vergeben und neu mit uns anfangen will:


"Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, 
dass er seinen einzig geboreren Sohn gab, 
damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, 
sondern das ewige Leben haben."
(Johannes 3:16)

Darum:

"So sprich zu ihnen: 
So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: 
Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, 
sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. 
So kehrt nun um von euren bösen Wegen. 
Warum wollt ihr sterben ... ?" (Hesekiel 33:11)


__________________________

[1] 1. Mose 1:26
[2] 2. Mose 20:2ff
[3] Sprüche 9:8
[4] Römer 5:10 
[5] 1. Mose 3:5
[6] Matthäus 6:13
[7] Hebräer 13:8
[8] Jesaja 6:3
[9] Markus 10:18
[10] Kolosser 1:16
[11] Johannes 14:6
[12] Römer 1:18

Montag, 23. Januar 2012

Wünsch Dir was!

Heute möchte ich, statt einen Beitrag zu posten, einmal selbst eine Frage stellen, verbunden mit der Bitte um Beantwortung per Kommentar:

Gibt es inhaltliche oder formelle Wünsche (z.B.: Themenvorschläge, Wünsche bezüglich Beitragslänge, & -stil, Kommentaren, Verweisen, etc.), die ich in künftigen Beiträgen meines Blogs vielleicht erfüllen kann?

Falls ja, freue ich mich über Eure Ideen, Wünsche, Anregungen und konstruktive Kritik, die mir dabei hilft, meinen Blog so zu gestalten, wie ihr ihn Euch wünschen würdet.

Vielen Dank!
Michael

Sonntag, 22. Januar 2012

Psalm 17:1- 15 - Hilferuf eines Unschuldigen

Text
1 "Ein Gebet Davids." HERR, höre die gerechte Sache, merk auf mein Schreien, vernimm mein Gebet von Lippen, die nicht trügen. 2 Sprich du in meiner Sache; [mögen] deine Augen sehen, was recht ist. 3 Du prüfst mein Herz und suchst es heim bei Nacht; du läuterst mich und findest nichts. Ich habe mir vorgenommen, dass mein Mund sich nicht vergehe. 4 Im Treiben der Menschen bewahre ich mich / vor gewaltsamen Wegen durch das Wort deiner Lippen. 5 Erhalte meinen Gang auf deinen Wegen, dass meine Tritte nicht gleiten. 6 Ich rufe zu dir, denn du, Gott, wirst mich erhören; neige deine Ohren zu mir, höre meine Rede! 7 Beweise deine wunderbare Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen gegenüber denen, die sich gegen deine rechte Hand erheben. 8 Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel 9 vor den Gottlosen, die mir Gewalt antun, vor meinen Feinden, die mir von allen Seiten nach dem Leben trachten. 10 Ihr Herz haben sie verschlossen, mit ihrem Munde reden sie stolz. 11 Wo wir auch gehen, da umgeben sie uns; ihre Augen richten sie darauf, dass sie uns zu Boden stürzen, 12 gleichwie ein Löwe, der nach Raub lechzt, wie ein junger Löwe, der im Versteck sitzt. 13 HERR, mache dich auf, tritt ihm entgegen und demütige ihn! Errette mich vor dem Gottlosen mit deinem Schwert, 14 vor den Leuten, HERR, mit deiner Hand, vor den Leuten dieser Welt, die ihr Teil haben schon im Leben, denen du den Bauch füllst mit deinen Gütern, deren Söhne auch noch satt werden und ihren Kindern ein Übriges hinterlassen. 15 Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde.
Kommentar
 1-3a Wie immer, so betet David auch dieses Gebet aus tiefstem Herzen: In seiner inneren und äußeren Not schreit (Buber: wimmert) er zu Gott, seinem Retter. Es geht ihm um eine gerechte Sache, die er Gott, obwohl es dabei um ihn selbst geht, ohne die Wahrheit zu seinen Gunsten zu verdrehen, vorträgt. Im Wissen um Gottes Heiligkeit und Sein Allwissen bringt David seinen Fall in Demut vor Gott: Er allein kennt die ganze Wahrheit und ist Davids Hoffnung auf Rechtsprechung (statt "sprich Du in meiner Sache" haben Buber, die ESV und die Elberfelder die m.E. genauere ÜS: "Von Deinem Angesicht geht meine Rechtfertigung aus"). David bekräftigt seine Wahrhaftigkeit, indem er Gott daran 'erinnert', dass ER selbst ihn nächtlich prüft und reinigt und dabei "nichts" an ihm findet, d.i.: nichts Unaufrichtiges. Natürlich weiß David um seine generelle Sündhaftigkeit (vgl. Ps 19:13 [siehe auch Kommentar], Ps 51:5), doch hier steht seine Wahrhaftigkeit im Fokus.
 3b -5 David hat durch Gottes Wort gelernt, seine Zunge zu zügeln (vgl. Jak 3:2-15). Auch Angesichts des [gottlosen] Verhaltens der Menschen um ihn herum kann und will David sich mit Hilfe von Gottes Wort disziplinieren, um nichts falsches zu sagen, oder gar die Wege der Gewalttäter einzuschlagen (vgl. Mt 5:22-26) indem er sein Herz aus Hass zur Mördergrube macht. Auch dass es so bleiben möge, ist Davids Gebet, denn er weiß, dass nur Gott ihn vorm Ausrutschen und Abirren vom Wege bewahren kann.
6-8 Noch einmal ringt Davids Seele um Gottes Aufmerksamkeit, darum, dass Er ihm zuhöre, denn David weiß, dass Gott seine Bitte erhören wird:, dass Gott ihn behütet und beschützt, wie seinen Augapfel, oder eine Henne ihre Küken, und durch dieses Eingreifen all denen, die sich angesichts der Feinde Gottes voll Vertrauen bei Gott als ihrem Retter bergen, seine Wohlgesonnenheit David gegenüber zeigt.
9-12 Wer sind diese Feinde und was tun sie? Es sind gottlose Gewalttäter, unbarmherzige Menschen, die David ermorden wollen, auf Schritt und Tritt (heimlich und verborgen, wie ein Löwe auf der Lauer) nach Möglichkeiten suchen, ihn als König zu stürzen.
13-14a David fleht Gott an, höchst persönlich aktiv zu werden, den Atheisten Einhalt zu gebieten und sie "zu demütigen" (wörtl. "in die Knie zu zwingen", od. "niederzuwerfen"). Wo David das Schwert Gottes noch buchstäblich versteht, dürfen wir diesen Wunsch mit Heb 4:12 auf Gottes Wort beziehen.
14b Wie auch in Ps 37:20 oder Ps 73:4-5 und Ps 73:12 so stellt David auch hier als potentiell charakterverderbenden Umstand den Wohlstand und das Wohlergehen der Gottlosen heraus: sie haben an nichts Mangel und selbst nach ihrem Leben noch genug, es an Kinder und Enkel zu vererben.
15 David aber macht sich nicht aus dem Materialismus der Ungläubigen, denn er weiß um das einzig wahre Gut: die Gemeinschaft mit Gott: Sein freundliches Angesicht ist für David Reichtum und Wohlergehen, an Gottes gnädigem Blick und Seiner Barmherzigkeit, die uns Sünder rechtfertigt, will er sich sattsehen, wenn er erwacht. Im übertragenen Sinne könnte David mit der 'Nacht' auch das gesamte Leben im Diesseits, bzw. vor der Auferstehung (vgl. 1Pe 1:6 und Heb 10:37) im Blick gehabt haben.

Montag, 9. Januar 2012

Was wir über Gott wissen können...


Frage:  

"Was können wir über Gott wissen?"

So wie ich die Frage verstehe, geht es darum, die Frage zu klären, welche wissenschaftlich gültigen Fakten für die Existenz Gottes sprechen. Nun: Was wir über Gott wissen können ist zweierlei:

Zum einen das, was wir in der Natur von ihm, seiner Weisheit und Schönheit erkennen können, „Denn was man von Gott erkennen kann, ist ... offenbar; denn Gott hat es ... offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt ...“[i]

Das ist empirisches Wissen, das sind greifbare, sichtbare, spürbare Fakten. Das ist die Schöpfung, also das, was wir über Gottes Charakter und Wesen indirekt mit den Mitteln der empirischen Wissenschaften (Physik, Chemie, Biologie, etc.) erforschen können.  Das ist das, was wir mit unseren Sinnen und unserer Seele wahrnehmen - sei es angesichts der Komplexität des Lebens, eines Sonnenuntergangs am Meer, der Umarmung eines geliebten Menschen oder einer Nacht unter dem sternbedeckten Himmel. Wer die Sinne offen behält, wird leicht verstehen, wovon der Psalmist spricht, wenn er dichtet: 

„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt's dem andern, und eine Nacht tut's kund der andern, ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme. Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt.“ (Psalm 19:2-5)

Zum anderen können wir das über Gott wissen, was uns in der Heiligen Schrift von Christus offenbart ist. Denn Christus ist Gott – Er sagt nicht umsonst „Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10:30) und „So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?“[ii]

Die Heilige Schrift ist bestens überliefert und bestens bezeugt[iii]. Besser als Homer, Cicero und Caesar. Auch das sind Fakten.  Allerdings solche, die wir nicht mit den Mitteln der empirischen, sondern mit denen der historischen Wissenschaften (Geschichte, Archäologie, etc.) erforschen können.

Wissenschaft und Offenbarung schließen sich also nicht gegenseitig aus, sondern die auf die Welt der sichtbaren und greifbaren Fakten begrenzten Wissenschaft wird überdacht vom Glauben an die ganze Wahrheit, welche die physische und die metaphysische Wahrheit und damit die logische, empirische und historische Wahrheit umschließt.

Wer glaubt, glaubt also nicht entgegen seiner Vernunft, sondern immer und zwingend notwendig im Einklang mit der Vernunft. Der Glaube steht – entgegen dem leider sehr verbreiteten Volksglauben – der Vernunft nicht diametral gegenüber, sondern ist mit der Vernunft im Einklang und umgibt diese, wie eine größere Kugel eine kleinere. Er steht niemals den wissenschaftlichen Gesetzen der Logik oder des Verstandes, entgegen sondern enthält diese und ist mit diesen vereinbar[iv]. Und täte er es nicht, würde ich ihn verwerfen.

Um an Gott zu glauben, muss ich mich den empirischen und historischen Fakten nicht entziehen, sondern  kann sie sichten, prüfen und – auch wenn die halbe Welt dagegen spricht – das behalten, worauf sich der Verstand verlassen kann: 

Das Wahre, das Gute und das Schöne.


Wer glaubt muss die Wissenschaft über Bord werfen...


Einwurf: Um das christliche Sinnbild zu festigen muss man nur „...ein paar Fakten umgehen, beispielsweise in dem man wissenschaftliche Erkenntnisse ... außer Kraft setzt und dann Wunder definiert, die zwar schlecht belegt sind, aber das eigene Denkgebäude festigen...“

Das ist die landläufige Sicht des Christentums. Und es gibt einen, wenn nicht mehrere gute Gründe dafür: Zuvorderst steht dabei sicher der Disput mit Galileo Galilei über das geozentrische Weltbild. Hier hat sich die Kirche an der Wissenschaft schuldig gemacht und diese Schuld ist ihr bisher ganz offenbar noch nicht vergeben worden. Vielmehr hat dieser Disput letztendlich wohl wesentlich zur Spaltung von Kirche und Wissenschaft beigetragen.

Dennoch müssen, entgegen dem Einwurf und der populären Vorstellung vom christlichen Glauben keine Fakten umgangen werden. Vielmehr werden im Einwurf, ein Wunder bedürfe „...der Außerkraftsetzung wissenschaftlicher Erkenntnis“, mehrere unausgesprochene und vom Disputanten möglicherweise nicht einmal bewusst bemerkte Annahmen ins Feld geführt, deren Wahrheitsgehalt jedoch keinesfalls bewiesen ist.

Doch der Reihe nach:

Wissenschaftliche Erkenntnis ist empirischer, oder historischer Natur.

Die empirischen Wissenschaften suchen dabei zuerst einmal nach Erkenntnis, die, nach dem Aufstellen von Postulaten, während wiederholbarer wissenschaftlicher Versuche gewonnen oder abgeleitet werden kann, indem die -den Postulaten widersprechenden oder sie stützenden- Fakten ausgewertet werden.

Da ein Wunder jedoch nicht wiederholbar ist, entzieht es sich den Methoden empirischer Wissenschaften.

Ein Wunder entzieht sich jedoch nicht den Methoden der historischen Wissenschaften – außer natürlich, man möchte allen Historikern oder Archäologen die Wissenschaftlichkeit generell absprechen. Und die wohl eher polemisch zu verstehende Bemerkung, dass Wunder schlecht belegt sind, kann man zumindest für das NT so sicher nicht behaupten, dem würde wohl jeder, sogar ungläubige, Historiker widersprechen, denn: Das NT ist historisch exzellent belegt[i]

Und zum Thema Wunder gibt es sicher auch einiges zu sagen[ii]. Eine gute Zusammenfassung hat C.S. Lewis in seinem Buch „Wunder“ gut beschrieben. Es gibt sie heute noch. Wunder treten dabei vermehrt dort auf, wo Gott sie zu dem ihnen zugewiesenen Zweck benötigt werden: In Missionsgebieten, wo das Wort Gottes zum ersten Mal gepredigt wird. Dort autorisiert Gott sein Wort und bestätigt damit die Authentizität seines Evangeliums „...der das Wort seiner Gnade bezeugte und ließ Zeichen und Wunder geschehen...“[iii]. Auch mir selbst sind, zusätzlich zu einer Begebenheit, bei der ich selber Zeuge sein dürfte, einige glaubhafte Berichte anderer Christen bekannt. Allein diese Tatsache sollte Skeptiker bereits überzeugen, denn: Jedes Faktum wiegt schwerer als hundert Theorien.

Gemeint war mit dem Einwurf jedoch ohnehin wohl eher: „Ein Wunder bedarf der Außerkraftsetzung physikalischer Gesetze“. Doch die Beweisführung für diese Aussage müsste erst noch geliefert werden. Insbesondere wäre der Einwand, Wunder würden gegen die Naturgesetze verstoßen, zumindest insofern zu hinterfragen, als dass zu klären wäre, welche konkreten physikalischen Gesetze denn für welchen Typ von Wunder konkret außer Kraft gesetzt werden müssen? Doch selbst, wenn es so wäre: Wären Wunder dann nicht erst recht der Beweis für die Authentizität der Person Christi, der von sich sagte, er sei Gott (Joh 5:18) und damit der Schöpfer und Urheber unserer Welt und ihrer Naturgesetze?

Dennoch sind viele Menschen ganz offensichtlich der logisch keinesfalls begründeten, oder gar bewiesenen Überzeugung, dass der Glaube an Christus ein wissenschaftliches Weltbild sozusagen a priori verbietet, bzw. genauer: nur unter Ausschluss wissenschaftlichen Denkens von einem Individuum ohne Widersprüche aufrecht erhalten kann. 

Ganz nebenbei: Mit diesem Argument schwingt auch noch eine andere Sicht mit – sicher ohne dies konkret zu wollen und wahrscheinlich auch ohne es zu bemerken – nämlich: das Christen entweder borniert, intellektuell beschränkt, ignorant oder schlicht dumm sein müssen. Viel zu wenig bekannt, oder vielleicht in Vergessenheit geraten zu sein scheint offenbar, welche Größen aus Kunst, Wissenschaft und Geschichte Christen waren oder sind (siehe auch die Schlussworte von "Alles ist relativ - auch der Sinn des Lebens?"[iv]).

Was der obige Einwurf zu übersehen scheint ist das Faktum, dass es sich bei der genannten Überzeugung „Glaube und Wissenschaft schließen sich aus“ um eine Meinung handelt – nicht um eine Tatsache.

Die Menschwerdung Gottes, sein Leben, Lieben und Sterben für uns Menschen, sowie seine Auferstehung sind jedoch historisch bestens belegt - sie sind Tatsachen.

Und dennoch haben Paulus und Jesaja allen Grund zur Klage:

„Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. 
Denn Jesaja spricht (in Jesaja 53,1): 
»Herr, wer glaubt unserm Predigen?« “[v]

Alles ist relativ – auch der Sinn des Lebens?


Einwurf: „Das christliche Sinngebäude ist aus zwei Zutaten, der Unfehlbarkeit der Schrift und der Unterwerfung unter Gott, zusammengezimmert und hat nur relative Gültigkeit – für Christen.“

Hinter diesem Einwurf steht eine verkürzte Sicht auf den christlichen Glauben und auch eine formallogisch widersprüchliche Sicht auf den Lebenssinn: Wenn es einen generellen „Sinn des Lebens“ gibt, der für einen Menschen richtig ist, dann ist er auch für jedermann gültig. Denn sonst wäre es nicht der absolute alles inkludierende „Sinn des Lebens“ sondern nur ein relativer „Sinn eines Lebens“. Das gebieten die Gesetze von Logik und Semantik.

Dennoch scheint es ein Zeichen unserer Zeit zu sein, dass auch die Kröten formallogisch völlig unmöglicher Widersprüche gerne und unbemerkt geschluckt werden, solange nur das Prinzip des Pluralismus und der Relativität gewahrt bleiben.

Kaum jemand bemerkt heutzutage noch, dass die Aussage: "Alles ist relativ!" einen logischen Widerspruch erzeugt, mit dem sogar bewiesen werden kann, dass es, eben weil die Aussage zum Widerspruch führt, tatsächlich etwas Absolutes geben mus! Um diesem Zusammenhang auf die Spur zu kommen, empfehle den Artikel „Pluralismus“, „Relativismus“ und „Toleranz“.

Nun sagt also die Heilige Schrift, dass es tatsächlich einen absoluten, allgemeingültigen, generellen „Sinn des Lebens“ gibt. Gott sagt, wir seien diejenigen, welche Er „...nach dem Bilde Gottes...“[ii] zu seiner: „...Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht...“  hat[i]. Das ist der Sinn allen(!) menschlichen Lebens: Wir sollen in unserem Sein und Tun die Ehre und Herrlichkeit Gottes widerspiegeln; seinen guten Charakter - und uns mit allen Menschen an Gott und unseren Mitmenschen freuen.

Der „Westminster Shorter Catechism“ fasst es in seiner ersten Frage[iii] so zusammen:

Question:   „What is the chief end of man?“ 
Answer:    A. Man's chief end is to glorify God, [a] and to enjoy him for ever. [b]

[a]. Ps. 86:9; Isa. 60:21; Rom. 11:36; I Cor. 6:20; 10:31; Rev. 4:11
[b]. Ps. 16:5-11; 144:15; Isa. 12:2; Luke 2:10; Phil. 4:4; Rev. 21:3-4

Angesichts des eher polemischen Einwurfes, das christliche Sinngebäude wäre „...aus wenigen Zutaten ... zusammengezimmert...“ sei hier nur erwähnt, dass es keine geringeren als Duns Scotus, Thomas von Aquin oder Immanuel Kant waren, welche in ihren „Gottesbeweisen“ die Moral (Kant), die Formallogik (Scotus), oder die Teleologie (Aquinas) bemühten und dabei Werke schufen, die einer außerordentlichen geistigen Schulung bedürfen, um ihnen intellektuell überhaupt gerecht werden zu können. Hier von „zusammenzimmern“ zu sprechen wäre also doch recht anmaßend.

Zusammengefasst kann also gesagt werden, dass das christliche Sinngebäude hochkomplex, intellektuell sehr anspruchsvoll und übrigens auch mit der Wissenschaft vereinbar ist und doch in der Sinnfrage eine allgemeine für uns alle gültige Aussage macht.

Die eigentliche Frage müsste also lauten: Warum leben wir dann nicht danach?

Wen spricht Gott von seiner Schuld frei?


Frage: "Nach welchen Kriterien Urteilt Gott eigentlich? Und wen spricht er von seiner Schuld frei?"

So wie ich die Frage verstehe, die übrigens vor dem Hintergrund der „Entgleisungen“ von Christen und Nichtchristen gestellt wurde, steckt hinter der Frage möglicherweise der Gedanke, dass es ungerecht von Gott sein könnte, wenn er die Sünden der Christen vergibt, die der Nichtchristen aber straft.

Die Grundlage für Gottes Urteil bilden jedoch nicht die einzelnen Sünden – egal ob von einem Nicht-Christen, oder von einem Christen begangene – sondern allein seinen Christuszugehörigkeit. Warum das so ist?

Gott ist heilig[i] und wir sind Sünder[ii]. Der absolut Gerechte kann nicht mit den Ungerechten „einfach so“ Gemeinschaft haben[iii]; daher auch – unter anderem – der ‚Rauswurf‘ aus dem Paradies[iv]. Wenn wir also zu Gott zurück wollen und in die Liebes- und Vertrauensbeziehung zu Ihm, dann müssen wir zuvor freigesprochen werden – was wir als Schuldige natürlich nicht selbst unternehmen können.

Um uns die Rückkehr zu ermöglichen hat Gott daher selbst den Weg zu uns angetreten, wurde in Christus Mensch, lebte ein absolut vollkommenes und gerechtes Leben und starb an unserer statt.

Wenn wir nun zu Christus kommen[v] und diese Liebe Gottes, dieses stellvertretende Opfer Christi für unsere Schuld akzeptieren, dann werden wir von Gott von unserer Schuld freigesprochen: Weil Jesus uns seine gelebte Gerechtigkeit schenkt und die Kaution an unserer statt bezahlt hat[vi]. Nur so ist die Rückkehr zu Gott möglich.

Wer diese Kaution ausschlägt, dieses freie Geschenk der Liebe Gottes, die seinen Sohn das Leben kostete, der kann nach Gottes Gesetz keinen Freispruch mehr bekommen: er ist und bleibt – ganz entsprechend seiner eigenen, freien und verantwortlichen Wahl – schuldig. Gott zwingt also niemanden, gerettet zu werden, aber er bietet uns die Errettung in Christus als freies Geschenk an.

Es gibt übrigens einen Abschnitt in der Bibel, der exakt auf die Frage dieses Posts zugeschnitten ist. Er ist überschrieben mit: „Wen spricht Gott von seiner Schuld frei?“

Dort heißt es: „Jetzt aber hat Gott uns gezeigt, wie wir vor ihm bestehen können, nämlich unabhängig vom Gesetz. Dies ist sogar schon im Gesetz und bei den Propheten bezeugt. Gott spricht jeden von seiner Schuld frei und nimmt jeden an, der an Jesus Christus glaubt. Nur diese Gerechtigkeit lässt Gott gelten. Denn darin sind die Menschen gleich: Alle sind Sünder und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte. Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat. Um unsere Schuld zu sühnen, hat Gott seinen Sohn am Kreuz für uns verbluten lassen. Das erkennen wir im Glauben, und darin zeigt sich, wie Gottes Gerechtigkeit aussieht. Bisher hat Gott die Sünden der Menschen ertragen; er hatte Geduld mit ihnen. Jetzt aber vergibt er ihnen ihre Schuld und erweist damit seine Gerechtigkeit. Gott allein ist gerecht und spricht den von seiner Schuld frei, der an Jesus Christus glaubt.“[vii]


[ii] Ps 51:7
[iii] 1Joh 1:5+6
[vi] Joh 3:16

Wozu dieser Blog - oder: warum Christen das Evangelium weitersagen...


Ich bin überzeugt davon, dass es in der Diskussion zwischen Glaube und Atheismus oder Agnostik nicht um Fragen der Weltanschauung geht, sondern darum, ob wir vor Gottes letztem Gericht als freigesprochener Sünder und adoptierte Kinder Gottes hervorgehen, oder als aufgrund unserer willentlichen Gottlosigkeit als nach Gottes Gesetz rechtmäßig verurteilte Sünder.

Kurz: Mir geht es nicht darum „Recht zu behalten“, sondern darum, Leben zu retten. Dass das eigene Leben in Gefahr ist, können viele [noch] nicht sehen, dass weiß ich. Aber wir können lesen, und uns bemühen zu verstehen, was die Gründe für die genannte Gefahr sind: 

Wir wurden zur Ehre Gottes[i] nach seinem Bilde[ii] geschaffen: Mit der Fähigkeit zu entscheiden: zu denken, zu wollen und entsprechend zu handeln. Und Freiheit ist die Basis, um Lieben zu können. Ohne Freiheit der Wahl gibt es keine Liebe. Und Freiheit ist die Basis für ethische Verantwortung.

Das höchste Gebot in Gottes Gesetz ist das Gebot der Gottesliebe in Verbindung mit dem Gebot der Nächstenliebe. Dieses Gebot jedoch haben wir alle nicht nur einmal übertreten und sind dennoch nicht willens, uns der liebenden Autorität des in der Heiligen Schrift geoffenbarten Gottes zu unterstellen. Oft sogar laut eigener bekräftigter Aussage und ganz sicher immer kraft der uns von Gott verliehenen Freiheit zur Entscheidung. Mit anderen Worten: wir wollen uns Gottes Gesetzen nicht freiwillig unterordnen.

Mit dieser von uns in Freiheit und ohne Zwang getroffenen Entscheidung aber, haben wir das größte aller Gebote klar übertreten: „So sollst du nun den HERRN, deinen Gott, lieben und sein Gesetz, seine Ordnungen, seine Rechte und seine Gebote halten dein Leben lang.“[iii] Wie unter jeder Regierung, so ist es auch unter Gottes Regierung so, dass die Übertretung von Gesetzen bestraft wird. 

Selbst wenn wir diese Gesetze noch gar nicht kennen sollten. Das könnte uns also auch passieren, wenn wir nach Schweden fahren und dort mit 50 Litern Whiskey im Kofferraum angehalten werden. Der schwedische Richter würde unseren Einspruch abwenden mit der Begründung, dass wir uns jederzeit vorab über die schwedischen Gesetze hätten informieren können. 

Bei uns in Westeuropa aber ist es so, dass wir die Gesetze aus Gottes Wort zumeist schon kennen, bzw. sie zumindest einmal zu Gesicht bekommen haben. Wir können also in keinem Fall auf Unwissenheit plädieren – und, wie oben gezeigt – schon gar nicht auf Unschuld.

Wie jeder Straftatbestand durch faktisch nachweisbare oder bezeugte Übertretung eines klar definierten Gesetzes begründet ist, so ist der Tatbestand unserer Gottlosigkeit durch den Tatbestand unseres in Freiheit gewählten Lebensstils begründet. Gottes Gesetze aber gelten universumsweit – für alle Menschen unter allen Regierungen. Wir müssen also gar nicht erst „einreisen“, damit sie für uns Gültigkeit bekommen. 

Das ist der Grund, warum ich diesen Blog schreibe – und warum ich noch immer hoffe und bete, dass meine Posts als das erkannt werden, was sie sind: Ein Versuch, uns die Augen zu öffnen, um Leben zu retten – nicht eine intellektuell interessante Sophisterei um Weltanschauungsfragen.

In diesem Sinne wünsche ich allen die diesen Blog verfolgen, die Posts aufmerksam zu lesen und zu verstehen, worum es wirklich geht: um unser ewiges Leben oder unseren ewigen Tod, unser ewiges Heil oder unsere ewige Verurteilung, um den sprichwörtlichen Himmel oder die sprichwörtliche Hölle.

Gott allein kann es geben, dass es gelingt - und genau das ist mein Gebet.

Und ich hoffe, dass der folgende Blog-Eintrag einen Beitrag dazu leisten darf.


[ii] 1Mo 1:27
[iii] 5Mo 11:1

Der Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen

Im Rahmen einer Diskussion erreichte mich der folgende Einwurf: 

"Die Christen unterscheiden sich in nichts von den Nichtchristen"

Dieser sicherlich verständliche Einwurf rührt sicher von der faktischen Tatsache her, dass es unter denen, die sich Christen nennen, krasse Entgleisungen gegeben hat und immer noch gibt. Von Hexenverbrennungen und der Inquisition bis zur Knabenschändung in der katholischen Kirche der Neuzeit ist sicher genügend Material für eine berechtigte Kritik vorhanden.

Dennoch möchte ich dem oben gemachten Einwurf widersprechen. Und zwar entschieden. Nicht, weil ich die Wirklichkeit ausblenden möchte, der ich, im Gegenteil wie oben dargestellt, vollkommen zustimme. Es hat einen anderen Grund.

Wovon ich aus eigener Erfahrung überzeugt bin ist folgendes:

Selbstverständlich ist die Gemeinschaft echter Christen um mehr als nur einen Deut „besser“, als der Rest der Welt – gerade dadurch unterscheidet sich ein Christ von einem Nicht-Christen: Dass er seine Schuld und Sündhaftigkeit erkannt hat und „umgekehrt ist“ von seinem Leben nach dem eigenen Willen zu einem Leben unter der Herrschaft Gottes und nach seinen guten Geboten. Einen echten Christen erkennt man an seiner Liebe: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“[i]

Natürlich ist auch ein Christ in dieser Welt [noch] nicht völlig frei von Sünde, denn: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“[ii]. Vielmehr befindet er sich in diesem Leben in einem Prozess der täglichen Umkehr und Heiligung. Aber gerade diese Herzenshaltung unterscheidet einen Christen deutlich von der Welt. Anfangs durch eine radikale Kehrtwende in meist einem bestimmten Lebensbereich (z.B. Geld, Drogen, Sexualität, etc.), im Laufe des Lebens dann auch mehr und mehr in allen anderen Bereichen des Lebens. 

Schein und Namenschristen dagegen, die für den Großteil der „menschlichen Entgleisungen“ verantwortlich zeichnen, gab es nicht nur im Mittelalter, sondern schon zur Zeit des NT – das zeigen die Briefe von Paulus, Johannes und Petrus recht klar. Dort heißt es z.B. dass „...unter euch falsche Lehrer sein werden, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat...“[iii].

Wer Christus aber verleugnet, der ist kein Christ, denn: „Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ (1.Johannes 5:12). Von diesen falschen Christen hat Jesus gesprochen, als er sagte: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Mt 7:16) – also an ihrem Handeln. Und Jesus erklärt weiter: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ (Mt 7:20) Christsein hat also etwas mit einem Unterschied im Verhalten zu tun – genauer: Ob ich meinen eigenen Willen tue, oder den geoffenbarten Willen Gottes.

Dennoch werden manche Entgleisungen auch von wahren Christen verursacht, die auf ihrem Weg in den Himmel durch die Sünde ins Stolpern geraten und fallen. Damit beschäftigen sich etliche Briefe im NT (z.B. der 1. Korintherbrief[iv]), sowie die pastorale Theologie. Der Unterschied zum Nichtchristen ist jedoch ein zweifacher:  

Zum ersten ist einem Christen die Sünde verhasst und er schämt sich, wenn er etwas Falsches getan hat und wünscht sich nichts von Herzen mehr, als dass er dem Bilde Gottes zu dem er geschaffen wurde, ähnlicher wird. Und das ist nicht so, weil der Christ ein besserer Mensch wäre - er war ja selber vor seiner Bekehrung einmal ein Nichtchrist. Vielmehr liegt dieser Sinneswandel an der Innewohnung der dritten Person der Gottheit: dem Heiligen Geist. Der Nichtchrist dagegen sündigt munter vor sich hin und weiß nichts von Sünde oder Übertretung oder einem schlechtem Gewissen christlicher Natur. Hand auf's Herz: Welcher Nichtchrist hat ein schlechtes Gewissen, weil er das große Gebot, Gott über alles zu lieben, übertreten hat? Diese Erkenntnis & Reue kann nur Gott schenken.

Zum zweiten ist es so, dass Christen sich nach einem etwaigen Fehltritt wieder aufrappeln, umkehren zu Jesus, Ihn um Vergebung bitten und einen neuen Anfang machen der vor allem darin besteht, an Mitmenschen begangene Schuld wiedergutzumachen und dann demütig um Verzeihung zu bitten.  Auch dieser "Hang zur Umkehr" ist nicht in einer etwaigen moralischen Überlegenheit der Christen verankert - ganz im Gegenteil: Niemand weiß besser als ein wahrer Christ, wie sehr er auch in seiner täglichen Reue und Umkehr von dem gnädigen Wirken Gottes in ihm abhängig ist. Nichtchristen dagegen rechtfertigen in der Regel (Ausnahmen bestätigen die Regel) ihre Schuld mit ihrem selbstgebastelten Weltbild, welches zumeist so gestrickt ist, dass der Täter daraus sowohl eine gute Entschuldigung für sein Verhalten, als auch ein passendes Urteil über seinen Nächsten ableiten kann, an dem er (zu Recht, wie er meint!) gesündigt hat.

Einfacher ausgedrückt:

Entweder ich halte mich selber für das Gesetz, bzw. bastele mir dank meines Intellektes meine eigenen Lebensregeln zusammen, denen ich mich „unterwerfe“ – dann bin ich kein Christ, sondern lebe am 1. Gebot der Gottesliebe vorbei – mit allen dazugehörigen Konsequenzen, die sich aus dem Zorn Gottes über meine Gottlosigkeit sowie die daraus erwachsenden Entgleisungen ergeben.

Oder aber ich bin an einem bestimmten Punkt in meinem Leben umgekehrt zu Gott und seinen vollkommenen Geboten und habe mich ihm und seiner Herrschaft unterworfen – habe ihm meine (realen!) Sünden bekannt und Vergebung dafür erfahren. Zwar kann ich auch dann noch vom Weg abkommen (z.B. durch lügen, schlechte Gedanken, etc.), aber das ist etwas anderes, als die Sünden der Inquisition, oder der Hexenverbrennung. Und es ist auch etwas anderes, als die Lebenshaltung des Gottlosen, der sich (irrigerweise) selber für gerecht hält und daher (ohne zu merken, wie sehr er danebenliegt) meint, gar keine Vergebung zu brauchen.

Oder noch kürzer:

Der Christ ist umgekehrt und lebt mit Gott – ein Leben der Liebe und der beständigen Umkehr, ("Wie Gott es sieht, so ist es richtig!") auch wenn er immer wieder einmal hinfällt. Der Nichtchrist aber lebt beständig ohne Gott – ein Leben in Selbstgerechtigkeit ("Wie ich es sehe, ist es richtig!"), und merkt oft nicht, dass er selbst am Boden liegt.

Wir alle haben die Wahl: Uns für klüger zu halten als Gott und nach unseren eigenen Regeln zu leben und dann die Ergebnisse solcher (weltweit vieltausendfach getroffenen) Entscheidungen in den Nachrichten zu bewundern oder uns unter Gottes Wort zu stellen und uns selbst von Ihm umgestalten zu lassen in das, was wir eigentlich sein sollten und uns wünschten, das es zumindest unsere Mitmenschen wären: Ebenbilder Gottes; vollkommen, gut, wahrhaftig und gerecht.


[iii] 2. Pe 2:1
[iv] 1Kor 5:1

Ken Wilber und die Kirche: regressive Mythen und erstarrte Dogmen?


Im Zusammenhang mit dem Buch ‚Naturwissenschaft und Religion: Die Versöhnung von Wissen und Weisheit‘ von Ken Wilber (ISBN 978-3596186594) erreichte mich folgender Einwurf:

„...wenn Religion und Spiritualität einen Sinn geben wollen, dann muss man sich von den regressiven Mythologien der Religion trennen...“ ... „Die christliche Kirche erstarrt ... in den mythologischen Dogmen ... zu regressiver Unterwerfung im Sinne eines Machterhalts...“ 

Im Zentrum des Einwurfs steht die Überzeugung, dass der christliche Glaube voll ist von überholten und altertümlichen Mythologien, welche, wie die Dogmen von Schuld und Sünde von der Kirche als Mittel zur Erhaltung der eigenen Macht missbraucht wurden und noch missbraucht werden.

Dazu ist zuerst zu sagen, dass es in der Kirche, vor allem in der katholischen Kirche des Mittelalters, tatsächlich Schuld in Form von Unterdrückung und Ausbeutung der Gläubigen gegeben hat. Aus dem Tatbestand des Missbrauchs jedoch auf die Qualität der Dogmen zu schließen scheint mir ähnlich unangebracht, wie die Sinnhaftigkeit von Messern auszusprechen, weil es Menschen gibt, die diese benutzen um zu töten, anstatt damit ihr Obst zu schälen.

Denn: Die Dogmen sind keine Erfindung der Kirche und wurden auch nicht ersonnen, um gezielt durch ihre Kraft die Gläubigen zu knechten. Schuld und Sünde sind schlicht und einfach Fakten, die uns nicht nur in Gottes Wort historisch überliefert sind, sondern die uns im täglichen Leben – und zwar in unseren Mitmenschen – begegnen. Sei es in den Nachrichten, oder im Straßenverkehr: es ist kein Geheimnis, dass der Mensch kein Heiliger ist, das wissen wir alle.

Das diese Dogmen missbraucht wurden ist mehr als bedauerlich, aber es setzt sie nicht außer Kraft. Das menschliche Fehlverhalten beim Namen zu nennen ist auch nichts Falsches,oder Verwerfliches, sondern ein zur Korrektur notwendiges Übel: Im Gegensatz zur landläufigen Meinung soll uns die Predigt von Schuld und Sünde nämlich gar nicht klein machen, sondern lediglich die Augen für die Wahrheit öffnen: um uns die Möglichkeit zu geben uns selbst mit Gottes Augen zu betrachten, sozusagen im hellen Tageslicht Seiner vollkommenen Gebote – damit wir umkehren und gerettet werden – und fortan als von Gott Geliebte leben und von dieser Freude erhoben werden können.

Was die Historizität der biblischen Überlieferung angeht: sie ist vielfach archäologisch und literarisch belegt – die Glaubwürdigkeit und Authentizität[i] der überlieferten Ereignisse wurde von vielen biblischen Autoren gar mit dem Leben bezahlt. Zur Glaubwürdigkeit der Bibel hatte ich bereits einige Beiträge gepostet. Die dort berichteten Begebenheiten als ‚regressive Mythen‘ zu verstehen, wird jedoch weder der Literaturhistorie noch der Übereinstimmung mit geschichtlich bekannten Fakten oder archäologischen Funden gerecht.

Sicher sind viele der beschriebenen Ereignisse nicht so ohne Weiteres zu erklären.

Zumindest nicht, wenn man unausgesprochene landläufige Annahmen nicht offen aufdeckt und hinterfragt, das ist: Wenn man nicht klar sagt, dass man nicht an die Existenz eines realen und allmächtigen Gottes glaubt, bzw. daran, dass dieser Gott sich – wie historisch bezeugt – in Christus der Menschheit offenbart hat.

Ansonsten sind nämlich in der Tat alle Wunder, Heilungen und Totenerweckungen nur als Mythen zu verstehen, denn eines ist sicher: Kein Mensch kann das Rote Meer teilen, Gelähmte heilen, oder bereits verwesende Tote nach vier Tagen[ii] unversehrt aus dem Grab holen.

Doch wenn es diesen Gott wirklich gibt? Wenn er wirklich so allmächtig ist, dass er tatsächlich das ganze All mit seinen Myriaden von Galaxienhaufen samt der Vielfalt unserer Flora und Fauna erschaffen konnte?[iii] Was dann? Ist es auch dann noch unwahrscheinlich, dass sich die Naturgesetze demjenigen fügen, der sie erfunden hat? Dass Leben und Gesundheit demjenigen zu Gebote stehen, der selbst das Leben ist[iv]?

Die ganze Argumentation steht und fällt mit der Existenz Gottes auf der einen und mit der Menschwerdung Gottes auf der anderen Seite. Erstere ist weder direkt zu beweisen noch direkt zu widerlegen; hier kommen wir nur begrenzt weiter, auch wenn die Natur, unser Gewissen und das Handeln Gottes in der Geschichte uns Hinweise auf seine Existenz in Hülle und Fülle geben. Die Menschwerdung Gottes, sein Wirken, Sterben und seine Auferstehung sind jedoch historisch gut bezeugt.

Dürfen wir also, entgegen der Interpretation von Ken Wilbers, wirklich wörtlich glauben, was in der Bibel steht? Beurteilt am Maßstab der Heiligen Schrift nennt die klassisch-reformierte Theologie Ken Wilber zu Recht einen "Irrlehrer", vor welchen bereits Petrus warnte, dass sie: „...verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat...“[v] Nicht „Die christliche Kirche erstarrt ... in den mythologischen Dogmen und zu regressiver Unterwerfung im Sinne eines Machterhalts...“  sondern vielmehr sind wir Menschen erstarrt in unausgesprochenen Annahmen und Rebellion gegen die persönliche Umkehr von unserem gottlosen Leben – hin zu dem realen, uns über alles liebenden, personalen Gott.

Für eine Auseinandersetzung mit der Akzeptanz des Gedankenguts des "synkretistisch-mystischen New-Age Buddhisten" Ken Wilber, welches vor allem in letzter Zeit auch in der so genannten „Emerging Church“ Bewegung Verbreitung findet, eignet sich sicher folgende Buchbesprechung von Dr. Volker Hornschuch - Zitat: „Wer lesen möchte, wie sehr sich das emergente Denken in den evolutionären Panentheismus verstrickt hat und wie zurückgeblieben sein [christlicher] Erkenntnisstand ist, falls er noch an einen personalen Gott glaubt, sollte sich diese hilfreiche Buchbesprechung zu Gemüte führen.“.

In diesem Sinne: Viel Erkenntnis beim Studium der Buchbesprechung, offene Augen hinsichtlich der eigenen, unausgesprochenen und vielleicht nicht einmal bewussten Annahmen (d.i.: was wir glauben) und viel Mut und bei  der persönlichen Auseinandersetzung mit der Frage, welche Motive hinter unseren Annahmen stehen (d.i.: warum wir [nicht] glauben, was wir [nicht] glauben).