Sonntag, 11. August 2019

Geistliches Leben – vom Krampf zur Freude (Matthäus 11,28-30)

[Predigt als MP3]

Einleitung

Ich hatte Euch ja mindestens schon einmal davon erzählt, dass mir „die Sonne der Gnade Gottes in Zeitlupe aufgeht“. 

Was ich damit meine ist, dass ich viele, viele Jahre darunter gelitten habe, dass ich dachte, Gott sei ein hartherziger, allmächtiger Tyrann, der nichts anderes im Sinn habe, als mich zu versklaven, mir mit Gewalt Seinen Willen aufzuzwingen und mir dann – weil ich als gefallener Mensch ja gar nicht anders kann, als zu versagen – jeden kleinsten Fehler unter die Nase zu reiben und darauf herumzuhacken, mir Höllenängste zu bereiten und mich mit all diesen schrecklichen Ängsten alleine zu lassen.

Und was habe ich mich in diesen Jahren und Jahrzehnten bemüht, es Gott recht zu machen. Gott alleine weiß es. Und doch hatte ich immer das Gefühl, als sei es in der meisten Zeit meines Lebens nur finsterste Nacht. Ich fühlte mich, wie ein Atom-U-Boot, dass nur alle heiligen Zeiten einmal auftaucht, um frische Luft zu tanken. Die meiste Zeit aber war ich „unter Wasser“. Nur allzu gut konnte ich nachvollziehen (und bitte glaubt mir, dass ich mich nicht mit diesen Heiligen nicht vergleichen will!) , wie sich z.B. ein Jeremia gefühlt haben muss, als er schrieb:

„Ich bin der Mann, der Elend sehen muss durch die Rute seines Grimmes. Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht. Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag. [...] Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mühsal umgeben. Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die längst tot sind. Er hat mich ummauert, dass ich nicht herauskann, und mich in harte Fesseln gelegt. Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet. Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht. [...] Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen. Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin.“ (Kla 3:1-18)

Oder was ein Hiob empfunden haben musste, um zu schreiben: „Aber gehe ich nach Osten, so ist er nicht da; gehe ich nach Westen, so spüre ich ihn nicht. Wirkt er im Norden, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich im Süden, so sehe ich ihn nicht. Er aber kennt meinen Weg gut. [...] ich hielt meinen Fuß auf seiner Bahn und bewahrte seinen Weg und wich nicht ab und übertrat nicht das Gebot seiner Lippen und bewahrte die Reden seines Mundes bei mir. Doch er hat's beschlossen, wer will ihm wehren? Und er macht's, wie er will. Ja, er wird vollenden, was mir bestimmt ist, und hat noch mehr derart im Sinn. Darum erschrecke ich vor seinem Angesicht, und wenn ich darüber nachdenke, so fürchte ich mich vor ihm. Gott ist's, der mein Herz mutlos gemacht, und der Allmächtige, der mich erschreckt hat; denn nicht der Finsternis wegen muss ich schweigen, und nicht, weil Dunkel mein Angesicht deckt. “ (Hiob 23,8-17)

Und all die Jahre habe ich nicht verstanden, dass ich es selber war, der mir im Wege stand.

Wenn es also unter uns auch nur einen Einzigen / oder eine Einzige geben mag, die diese Art von Leiden kennen - die auch das Gefühl haben, dass ihr ganzes Leben ein einziger Krampf ist, dann hoffe und bete ich zu Gott, dass heute der Tag sein möge, an dem auch Dir dieser „Sonnenaufgang“ geschenkt wird – nämlich die Erkenntnis, wie Du „vom Krampf zur Freude“ kommen kannst.

Lasst uns dazu als erstes unseren Text lesen - dort heißt es:


Unser Text (Matthäus 11,28-30)


„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11,28-30)


Inhaltsübersicht


Die Einladung, die Jesus uns in diesem Text ausspricht, die Zusagen, die Er dabei macht und die Voraussetzungen, von denen Er spricht, möchte ich in 7 Teile unterteilen:
  1. Wer ist gemeint?
  2. Die Verheißung
  3. Die 1. Voraussetzung
  4. Die 2. Voraussetzung
  5. Jesu Wesen
  6. Jesu Verheißung (Teil 2)
  7. Leben in Freude
Und zum Schluss möchte ich uns fragen: 
  • Was heißt das für mich? (Fragen an Dein Herz)

1. Wer ist gemeint?


Vers 28a „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; [...]“

Jesus macht klar, an welche Adressaten Er sich richtet: es sind die, die sich durch ihr Leben quälen. Die es als mühevoll und als Last empfinden. κοπιῶντες (kopiontes: müde; erschöpft); πεφορτισμένοι (pefortismenoi: belastet; beladen). Es sind Menschen, sich mit großer Mühe und ohne jede Freude und ohne jede Hoffnung abplagen. Die sich wie ein schwer beladener Esel im Leben abplagen; die vollkommen müde und erschöpft.

Ich möchte diese Menschen in 3 Gruppen unterteilen:

A. In der ersten Gruppe sind die Ungläubigen, die noch die Welt lieben. Paulus beschreibt diese Menschen in 1. Tim 6,9-10 als solche, die : „die reich werden wollen“ und sagt: sie „fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen.“ Es sind Menschen, die ihr Heil in der Welt suchen: im Lustgewinn, im Spaß, im Geld, in der Macht, in Drogen und allem anderen, was uns außerhalb der Liebe Gottes fälschlicherweise Freude verspricht.

B. In der zweiten Gruppe sind die Menschen, denen Gott bereits das Gewissen aufgeweckt hat. Es sind Menschen, die ihre Sünde und Schuld vor Gott erkannt haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Johannes Calvin sagt in seinem Kommentar zu Matthäus 11,28: Jesus „spricht von ihnen als arbeitend oder stöhnend unter einer Last [dabei] meint [er] im Allgemeinen nicht diejenigen, die mit Trauer und Ärger unterdrückt werden, sondern diejenigen, die von ihren Sünden überwältigt sind, die mit Besorgnis über den Zorn Gottes erfüllt sind und kurz davor stehen, unter dieser achso schweren Last zu versinken. [...] als mühselige und beladene Menschen bezeichnet Christus sie - deren Gewissen durch ihr Ausgeliefertsein an den ewigen Tod erschüttert ist und die innerlich durch ihr Elend so niedergedrückt werden, dass sie ohnmächtig werden“ und er fügt hinzu: „gerade diese Ohnmacht bereitet sie auf den Empfang seiner Gnade vor.“ (J. Calvin) 

C. In der dritten Gruppen befinden sich die Menschen, die durch gute Werke versuchen, es Gott recht zu machen. Es sind die, die sich mit großer Mühe und ohne jede Freude und ohne jede Hoffnung abplagen, um Gott zu gefallen. Matthew Henry beschreibt sie als „Diejenigen, die sich bemühen, ihre eigene Gerechtigkeit herzustellen“ und sagt von ihnen: sie „[arbeiten [...] vergeblich. Der überzeugte Sünder ist schwer belastet mit Schuld und Schrecken; und der verführte und betrübte Gläubige hat Mühen und Lasten.“ Wieviel Mühe wenden Sie auf, um Gott gnädig zu stimmen! Doch wie unnütz und wie unfruchtbar ist dieses Unterfangen! Nie kommen Sie ans Ziel. Nie sind ihre guten Werke gut genug, um Gott gnädig zu stimmen. Alles scheint ihnen sinnlos; all ihr Bemühen zwecklos. Und doch spricht Henry auch Ihnen Gottes Gnade zu und sagt: „Christus lädt alle ein, zu ihm zu kommen, um ihre Seelen zur Ruhe zu bringen.“ (M. Henry)


2. Die Verheißung


28b „[...] ich will euch erquicken.“

Dieser dumpfen Bedrückung, dieser überschweren Last und dieser unfruchtbaren Plackerei stellt Jesus Seine Verheißung gegenüber – eine herzliche Erfrischung. 

Das griechiche ἀναπαύσω (anapauó) bedeutet so viel, wie „Ruhe, Pause, Erfrischung“. Es ist das Bild davon, „jemanden freizustellen; ihm zu erlauben, dass er von jeder Bewegung oder Arbeit absieht, um sich zu erholen und seine Kräfte zu sammeln.“ 

Jesus offenbart all diesen verzweifelten Menschen hier Sein Motiv und Sein Ziel: Er hat absolut nur eines im Sinn: er will uns erfrischen, uns aus der Dürre heraus führen und unseren fürchterlichen Durst löschen. Er will uns unsere so überschwere Last abnehmen und uns aufatmen lassen. Nur das und nichts anderes hat Er im Sinn. 

Adolf Schlatter formuliert das so: „Er beendigt unsere unnützen Anstrengungen und unsere vergeblichen Anläufe, unsere törichten Versuche, mit denen wir uns helfen möchten, und bringt uns and Ziel.“ (A. Schlatter) Und Calvin ergänzt: „Die Erleichterung, die er verspricht, besteht in der freien Vergebung der Sünden, die allein uns den Frieden gibt.“ (J. Calvin)

Wer hätte das nicht gerne? Ruhe. Erfrischung. Echten Frieden! Doch wie kommt man da hin?!


3. Die Erste Voraussetzung


29a „Nehmt auf euch mein Joch [...]“

Jesus sagt uns, dass die Lösung im liebenden Glaubensgehorsam liegt. Darin, unserem selbstsüchtigen Eigensinn „Lebewohl!“ zu sagen. Das Geheimnis liegt darin, sich von unseren eigenwilligen Wünschen der Lebensgestaltung frei zu machen: nicht unabhängig von Gott zu sein und unser eigenes, selbstgewähltes Joch zu tragen, unsere eigenen Pläne zu verwirklichen, sondern uns Ihm, ganz und gar und ohne jeden Vorbehalt, hinzugeben. Uns von Ihm für Seine Sache einspannen zu lassen und mit Ihm zusammen den Acker des Reiches Gottes zu pflügen. Nicht rebellisch und widerspenstig. Sondern von Herzen und mit Ihm im Einklang. 

Schlatter sagt: „Christi Joch trägt, wer ihm gehorcht und von Ihm lernt. [...] Dasselbe [Joch] ist kein Marterinstrument, ermöglicht und erleichtert vielmehr dem Tiere seinen nützlichen Dienst, aber es lässt keinen Eigensinn zu. Wir müssen uns entschließen, seinen Willen zu tun; dann kommt Ruhe in unseren ganzen Lebenslauf.“ (A. Schlatter) 

So leben wir in echter Nachfolge: in sanftmütiger Hingabe und in frohem, demütigen Gehorsam gegenüber dem heiligen, vollkommenen, liebenden und heilbringenden Willen Gottes. Oder mit den Worten von Matthew Henry: „Der Weg der Pflicht ist der Weg der Ruhe.“ (M. Henry) 

Wer Jesu Joch auf sich nimmt, wer Seinen Egoismus gekreuzigt hat und nicht mehr auf seinem Recht besteht und nicht mehr auf seinen Forderungen besteht – wer, wie Jesus, sanftmütig und demütig geworden ist – der 'reibt' sich nicht mehr an den Widerhaken des Lebens, sondern gleitet darunter hinweg. Vor allem aber zerbricht er nicht mehr in stolzer Rebellion an der Souveränität Gottes. Dieser Souveränität, die uns nicht einmal, wenn wir leiden, Rechenschaft schuldig ist. Wer das begriffen hat – dass alles Gnade ist und nichts gefordert werden kann – der hat gelernt in Demut zu akzeptieren: Gott ist der HERR! Wer das gelernt hat, der kann wirklich von Herzen mit Christus beten: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ (Mt 6:10) Ja sogar: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lk 22:42)


4. Die Zweite Voraussetzung


29a „[...] und lernt von mir [...]“

Doch wo finden wir diese Demut? Wie lernen wir das?

Jesus sagt: „Um dahin kommen zu können, ist es nötig, dass Du bei mir in die Schule gehst; dass Du bereit wirst, von mir zu lernen.“

Doch was lernen wir in dieser Lebensschule Jesu? 

Zum einen lernen wir sicherlich zu erkennen, was der Wille Gottes ist. Und dass der Wille Gottes immer gut ist. Er ist immer die Wahrheit und immer die Liebe - und immer beides zusammen, niemals eine der beiden gegen die andere ausgespielt. 

Zum anderen lernen wir zu erkennen, wie dieser Wille getan werden kann: nicht aus eigener Kraft. Nicht mit eigener Anstrengung und Qual. Sondern allein(!) im Vertrauen auf Gottes Wort – allein im Glauben an Seine Verheißungen – allein im Vertrauen auf das Wirken Seines Heiligen Geistes in uns – und an uns – und durch uns. Nur der Heiligen Geist ist in der Lage – an uns – in uns – und durch uns – Gottes Werke zu tun.

Oder glauben wir wirklich wir könnten das, was nicht einmal Jesus konnte? Denn: Was sagte Er von sich selbst und von den Wundern die Er tat? Er sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts(!) von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn.“ (Joh 5,19) Und an einer anderen Stelle: „Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht aus mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, der(!) tut seine Werke.“ (Joh 14,10)

Diese Werke aber tut Gott in denen, die Ihm vertrauen. Die Seinen Verheißungen Glauben schenken. Die nicht auf ihre Gefühle vertrauen. Die „ nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare.“ (2Kor 4,18). Die – manchmal entgegen allem äußeren Schein – im Glauben festhalten an Gott und an Seinem Wort – an Seinen Verheißungen – und an Seiner Treue mit der Er Sein Wort immer hält. 

Weil also alles geistliche Leben von Gottes Wirken abhängig ist – und weil Sein Wirken von unserem Glauben an Seine Verheißungen abhängig ist – und weil Seine Verheißungen allesamt in Seinem Wort stehen – darum ist es so wichtig, dass wir bei Jesus in die Schule gehen. Darum ist es so wichtig, dass wir Sein Wort kennen und es fleißig studieren.


5. Jesu Wesen


29a „[...] denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig [...]“

Nun sind wir leider durch den Sündenfall so sehr von Gott entfremdet, dass uns Seine Gebote hart erscheinen und wir uns im schlimmsten Fall vor Gott selbst fürchten – so wie Adam, der sich vor Ihm versteckte. Unsere Furcht vor Überforderung und unsere Furcht vor Gott beweisen aber nur eines: wie wenig wir noch wissen von Gottes Wesen. Davon, wie unendlich gnädig und geduldig Er ist. Wie barmherzig und liebevoll. Johannes drückt das einmal so aus: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.“ (1Joh 4,18)

Jesus ist kein hartherziger Tyrann, der seine Untertanen mit einer stählernen Keule durchs Leben peitscht; kein liebloser Despot, der mit Gewalt seinen Willen durchzusetzen sucht. Er ist der liebende Gute Hirte: Er geht sanft und umsichtig mit Seinen Schafen um. Er zwingt nicht, sondern lockt und ruft uns leise in unseren Herzen. Er pocht nicht auf Seine Stellung und über alle Maßen hohe Majestät. Denn Er ist von Herzen demütig und uns in Liebe zugewandt. 

Schlatter sagt von Ihm: „Er ermuntert uns, dass wir uns vor ihm nicht fürchten. Er will nicht mit den harten und hoffärtigen Herren verglichen sein, die damals die Gemeinde regierten, sondern begründet seine Aufforderung durch seine Sanftmut und Demut. [...] [uns zu leiten und zu unterweisen] tut er ohne Härte und ohne Hoffart mit der freundlichen Geduld, die auch das Kleine und Schwache schätzt und verzeihen kann. Er will nicht durch uns glänzen, nicht durch uns erhöht sein und ruft uns nicht seinetwegen, sondern unsertwegen zu sich.“ (A. Schlatter)


6. Jesu Verheißung – Teil 2


29c „[...] so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“

Wenn wir das wirklich im Herzen erkennen – wenn wir es wirklich beherzigen - und wenn wir beginnen, danach zu leben, werden wir alle ungute Mühe und alle selbstgemachte Lasten im geistlichen Leben los: indem wir uns diesem liebenden, sanften und demütigen Hirten vollkommen anvertrauen. Uns abhängig machen von Seinem Wort, Seiner Führung, Seinem Wirken. 

Weil wir uns nicht mehr mit eigener Kraft und Anstrengung mühen und abplagen, sondern Ihm im schlichten Vertrauen nachfolgen: im Vertrauen auf Sein Wort - im Folgsamkeit gegenüber Seinen Gebote und im festen Vertrauen auf Seine Verheißungen, die Er in Seiner Allmacht und Treue immer erfüllt. „Denn so spricht Gott der HERR, der Heilige Israels: Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein.“ (Jes 30:15)

So wird aus ängstlicher Plackerei auf einmal ein seliger Frieden. 


7. Leben in Freude


30 „Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

Schlatter sagt: „Unter der Bürde, die er uns zu tragen gibt, werden wir nicht wund; denn sie ist leicht. Und doch reißt Jesu Gebot die Seinen von allem los, was unser natürliches Begehren sucht, und macht sie zu solchen, die ihr Kreuz aufheben. Dennoch heißt er seinen Dienst Ruhe, sein Joch förderlich, seine Last ohne Druck. Das zeigt, wie mächtig in Jesu Augen der Friede Gottes ist, in den er uns stellt. Sein Trost trägt durch alles durch, weil er uns die Gemeinschaft mit den Vater gibt.“ (A. Schlatter) 

Wenn wir Jesus wirklich vertrauen und ihm nachfolgen, werden wir feststellen, dass echte Nachfolge gar keine mühsame Plackerei ist und keine schwere Last, sondern dass Jesus uns mit Sanftmut leitet und unser Dienst uns mit Leichtigkeit von der Hand geht: weil wir mehr und mehr erkennen, dass Gottes Wort und Gebote das Herz froh machen, denn „Die Befehle des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz. Die Gebote des HERRN sind lauter und erleuchten die Augen “ (Ps 19:9). 

Unser Glaubensleben ist dann keine mühsame Plackerei und keine schwere Last mehr. Weil unsere Nachfolge dann aus einem liebenden und freien Entschluss entspringt – und nicht aus der Furcht vor Strafe oder dem unseligen Zwang, zu meinen Gott aus eigener Kraft gefallen zu müssen. Weil die guten Werke, die wir tun, nicht mehr unsere eigenen sind, sondern solche, „die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln“ (Eph 2,10). Weil das, was wir tun nicht mehr auf unserer Kraft und Stärke beruht, sondern allein von der allmächtigen Kraft Seines Heiligen Geistes gewirkt wird; wie geschrieben steht: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ (Sach 4,6)

Weil dann nicht mehr alles selbst im Griff haben wollen und in eigensinniger Manier den Weg selbst bestimmen wollen. Weil wir Ihn dann endlich in unserer Seele und in unserem Leben nach Seinem Willen gewähren und handeln lassen. Und dann auf einmal merken wir: „das [es] die Liebe zu Gott ist, dass wir seine Gebote halten – und seine Gebote sind nicht schwer.“ (1Jo 5:3). Weil wir Ihm endlich zur Verfügung stehen und begreifen: Es sind nicht wir! Es ist „Gott [...], der da ist über allen und durch alle und in allen. “ (Eph 4,6) Es „ist [...] Gott, der da wirkt alles in allen.“ (1Kor 12,6). ES IST ER SELBST: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1:27). 

ER IST ES DER UNSEREN GLAUBEN LEBENDIG MACHT. ER IST ES DER ALLES IN ALLEM WIRKT. NICHT WIR. 
Wenn wir das begreifen – dass uns mit Christus längst alles geschenkt ist: Gottes Wohlgefallen – Seine Gnade – unsere Gerechtigkeit in Seinen Augen – ja sogar die guten Werke, die ER durch uns wirken will – dann wird aus der erschöpfenden Schinderei unseres geistlichen Lebens auf einmal ein angenehmer Dienst und wir erkennen: SEIN JOCH IST SANFT UND SEINE LAST IST LEICHT.

Amen.