Samstag, 13. Oktober 2018

Treue in Lehre und Leid durch Gnade – 2. Tim 2,1-3

[Predigt als MP3]

Kreuzfahrt oder Kampf – Irrtum und Wahrheit

Kreuzfahrt

Wart ihr schon mal auf einer Kreuzfahrt? So mit so einem richtig dicken Kreuzfahrtschiff? 10 Stockwerke hoch? Mit ich-weiß-nicht-wieviel Decks und Pools? Captains Dinner mit Hummer und Steak jeden Abend? Also ich leider nicht. Macht bestimmt Spaß.

Was ich nicht so spaßig finde ist die Tatsache, dass heutzutage viele Menschen gibt, die zu glauben scheinen, dass das Christenleben so etwas ähnlich ist, wie ein Kreuzfahrtschiff
Vergnügen aller Orten! Und alles dreht sich um mich und meine Wünsche und Emotionen! Das Leben mit Jesus ist eine Kreuzfahrt und ich darf dabei sein! Party ohne Ende! Gott erfüllt meine Wünsche! Und jeden Tag gib‘t was zu feiern! Um mal einen „modernen Ausdruck“ zu bemühen: „Wie geil!“

Mit anderen Worten: Wenn ich heutzutage so in die Christenheit schaue, dann beschleicht mich die Sorge, dass viele, die sich heute Christen nennen, vielleicht gar keine sind.
Christsein bedeutet da vor allem, zu feiern (wobei Feiern nichts schlechtes ist, siehe Hochzeit zu Kana) es bedeutet hochfliegende Emotionen und Spaß! Das Evangelium ist an manchen Orten ein „Wohlstands-Evangelium“ („The Prosperity Gospel“) Gottes Daseinsberechtigung ist meine Wunscherfüllung.

Und die Wahrheit? Nicht mehr an vielen Orten hört man etwas von echter Nachfolge, vom Sterben des Egos, vom Kreuz dass wir tragen sollen, von Selbstverleugnung oder von der Heiligung. Und schon gar nicht davon , dass Glaube nicht nur Frieden und Freude im Heiligen Geist ist – sondern auch ein Kampf – „der gute Kampf des Glaubens“ eben.

Kurz: Ich befürchte, dass viele Menschen in unserer Zeit vom wahren Glauben abgeirrt sind – weil ihnen die Wahrheit, das „alt-rauhe Kreuz“, einfach nicht gefällt. Oder mit Worten aus dem 4. Kapitel des 2. Timotheus-Briefes „[...] es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihrem eigenen Begehren werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken [...]“ (2Tim 4,3) – und so bekommen wir ein falsches Evangelium, ein Wohlstandsevangelium; und mit ihm eine falsche Nachfolge: ohne Heiligung.


Unser Text (2 Tim 2,1-3)

„(1) Du aber, mein Sohn, werde stark durch die Gnade, die dir durch Jesus Christus geschenkt ist!  (2) Was ich dir vor vielen Zeugen als die Lehre unseres Glaubens übergeben habe, das gib in derselben Weise an zuverlässige Menschen weiter, die imstande sind, es anderen zu vermitteln.  (3) Nimm es auf dich, als treuer Soldat im Dienst von Jesus Christus zusammen mit mir für ihn zu leiden.“


Die Motivation Pauli: Wir erinnern uns: Paulus sitzt im Gefängnis in Rom und wartet auf seine Hinrichtung. Sein Ziel ist: dass Timotheus „die Fackel des Evangeliums“ trotz aller Anfechtungen von innen (Irrlehre und Ausschweifung) und außen (Verfolgung) weiter trägt
Sein Wunsch ist: dass Timotheus ihn noch vor dem Winter (2Tim 4,21) in Rom besuchen kommt; unter Gefahr für Leib und Leben.

Die Reihenfolge: Wir werden unseren heutigen Text „von hinten nach vorne“ betrachten:

  1. Die Aufforderung, sich dem Leiden zu stellen, den Christsein mit sich bringt: freiwillig!
  2. Die Aufforderung, das Evangelium weiter zu geben: unverfälscht!
  3. Der Hinweis auf die einzige Kraftquelle, dem zu gehorchen: Christi Gnade


Mit Christi Leuten leiden – 2Tim 2,3

„Nimm es auf dich, als treuer Soldat im Dienst von Jesus Christus zusammen mit mir für ihn zu leiden.“

„...zu leiden“:  Was bedeutet das, zu leiden? Es bedeutet auf jeden Fall schon mal keine Kreuzfahrt sondern Kampf! „Das Leben in der Nachfolge Christi ist kein Kindergeburtstag!“
Formen von Leiden: (unheilbare) Krankheit – (essentieller) Mangel – unerhörte Gebete (siehe Paulus‘ Stachel im Fleisch) – Sünde (unserer Mitmenschen an uns) – Anfechtung (Satan, Welt, Fleisch: wenn man widersteht) – Verfolgung (Spott, Ausgrenzung). Halte einmal inne und frage Dich, wo Gott Dich ganz persönlich ruft, ihm auch im Leiden treu zu sein!

Ursachen des Leidens - 2 Möglichkeiten: als Strafe (in Anfechtung fallen!)  ODER als Ehre (in Anfechtung standhaft bleiben. Petrus schreibt dazu 1 Pe 4,15-16 „Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als einer, der in Fremdes eingreift. Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht. Er ehre aber Gott in einem solchen Fall.“ (1 Pe 4,15-16) Halte bitte noch einmal inne uns frage Dich ganz ehrlich: wo stehst DU?

„Nimm es auf dich ... zu leiden“ Paulus sagt nicht: „Du wirst automatisch leiden.“ Oder: „Du wirst von irgendwem gezwungen zu leiden.“ Er weiß: das Leiden um Christi willen und mit seinen Leuten ist (in den allermeisten Fällen) freiwillig; kein Zwang. Es ist so einfach, dem Leiden einfach auszuweichen: einfach der Anfechtung (Furcht oder Gier) nachgeben – schon ist sie weg! Für Christus und mit Seinen Leuten zu leiden ist also immer eine freiwillige Entscheidung: zwischen der mutigen Treue zu Gott und dem feigen Davonlaufen.

„ ... Als treuer Soldat im Dienst von Jesus Christus ...“ Was ist das: „ein Soldat“? Ein Soldat ist erst einmal jemand, der kämpft; keiner, der auf Kreuzfahrt ist und in Genüssen schwelgt.
Und was ist ein treuer Soldat? Ein treuer Soldat ist einer, der standhaft bleibt, ja der auch dann nicht weg läuft, wenn es brenzlig wird; gefährlich und schmerzhaft. Vor allem ist ein treuer Soldat kein Kollaborateur! Keiner, der mit dem Feind gemeinsame Sache macht! Keiner, der der Anfechtung nachgibt, um nicht leiden zu müssen. Und ein treuer Soldat Christi schlussendlich ist jemand, der nicht für irgendjemanden oder irgendetwas kämpft (und schon gar nicht für sein eigenes Vergnügen) sondern für Christus und Sein Reich. Darum beten wir: „Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. [...]“ Treue erfordert manchmal Mut – und manchmal eben auch die Bereitschaft, für diese Treue zu leiden.

„... zusammen mit mir ...“ Jetzt fordert Paulus den Timotheus aber nicht „einfach nur so“ zum Leiden auf, also quasi „nicht ganz für sich alleine“, sondern er schreibt: „zusammen mit mir“.
Was meinte Paulus damit, wenn er sagte: „zusammen mit mir“? Hier gibt es mindestens 2 Perspektiven: einmal geht es sicher ganz speziell darum, dass Paulus den Timotheus (2Tim 4,21) auffordert, zu ihm nach Rom zu kommen – eine gefährliche Fahrt, die ein mögliches Mitleiden sicher nicht ausschloss. Ganz allgemein aber geht es vor allem darum, dass Timotheus das Amt des Paulus fortführt und insofern auch an seinen Leiden als Kämpfer für das Evangelium teilnimmt.


Die Fackel weiter tragen – 2 Tim 2,2

„Was ich dir vor vielen Zeugen als die Lehre unseres Glaubens übergeben habe, das gib in [eben] derselben Weise an zuverlässige Menschen weiter, die imstande sind, es anderen zu vermitteln.“

„[...] die Lehre unseres Glaubens [...]“ Was meint Paulus, wenn er von der „Lehre unseres Glaubens“ spricht? Erinnert ihr Euch noch an die Predigt mit der Schatztruhe – „Was wir mehr bewahren sollen, als unseren Augapfel“? Es ist „das Urbild der heilenden Worte“, „dieses kostbare Unterpfand“; es ist das Kleinod, der unbezahlbare Schatz des Evangeliums.

Was lehrt diese „Lehre unseres Glaubens“?  Sie lehrt die Güte und Gnade Gottes; dass Gott in Christus Mensch geworden und auf die Erde gekommen ist, um für unsere Schuld – für unseren Schmutz – für unsere Bosheit – für unsere Rebellion – den Preis zu zahlen: der bitterlich am Kreuz verblutet ist - aus nur EINEM Grund - weil Er Dich unendlich LIEBT!! Weil Er möchte, dass Du frei wirst von den Bindungen des Sündenfalls – damit Du werden kannst, wozu Er Dich geschaffen hat: ein Ebenbild SEINER Herrlichkeit. Paulus will also, dass Timotheus  das Evangelium weiter gibt.


„[...] gib in derselben Weise [...] weiter [...]“ Aber Paulus ist es nicht egal, WIE das Evangelium weiter gegeben wird. Kennt ihr das Gesellschaftsspiel „Stille Post“, dessen Witz darauf beruht, dass die Botschaft am Ende ganz verfälscht wird? Auf keinen Fall soll Timotheus zulassen, dass das heilige Wort Gottes auch nur im Geringsten verfälscht wird. 

Dabei kann man auf 2 Seiten vom Pferd fallen: die Selbstgerechten, die bei sich selbst nicht EINE Sünde sehen können, möchten gerne ein Gesetzbuch daraus machen. Von solchen hat Jesus gepredigt Lk 11,46: „[...] ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten und ihr selbst rührt sie nicht mit einem Finger an.“

Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Super-Liberalen, die in der Bibel gerne alles streichen oder umdefinieren wollen, was ihnen nicht in den Kram passt – die gerne aus Gottes Wort einen Freifahrschein für die Sünde machen würden. Heutzutage gerne mit dem inzwischen leider salonfähigen Argument: „Das ist ja total veraltet, dass kann auf keinen Fall auch heute gelten.“ 

Ach wirklich? Wie kommt es dann, dass unserer HERR Jesus glasklar gepredigt hat: „Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt.“ (Lk 16,17) Und dafür gibt es einen guten Grund: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“ (Hebr 13,8) Oder noch klarer: „Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht; denn er ist nicht ein Mensch, dass ihn etwas gereuen könnte.“ (1Sam 15,29) 

Gott IST die Wahrheit – Gott SAGT die Wahrheit – und ER und Seine Wahrheit bleiben in Ewigkeit dieselben. Und wehe dem, der Gottes Wort verfälscht! Nicht umsonst steht am Ende der Bibel – in der Offenbarung des Johannes (Offb 22,18-19) - die eindringliche Warnung: „Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn ihnen jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen.  Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht.


„[...] zuverlässige Menschen [...]“ Nun ist auch klar, warum es Paulus so wichtig ist, dass Timotheus das Evangelium nicht nur selbst treu weitergibt, sondern es an eben solche Menschen weitergibt, die selbst „zuverlässig“ sind – vertrauenswert – treu: weil nur so sicher gestellt werden kann, dass sie mit Gottes Wort so umgehen, wie es Recht ist: in dem sie es „stehen lassen, wie es geschrieben steht“.


„[...] imstande [...] zu vermitteln [...]" Doch nicht nur treu und zuverlässig sollen diese Menschen sein, sondern auch in der Lage, das, was sie von Timotheus gelernt haben, wiederum „in derselben Weise“ weiter zu geben. 


Die Quelle unserer Kraft - 2 Tim 2,1

Fassen wir also noch einmal zusammen, was wir bisher gelesen haben: 

  • Wir sind aufgerufen, das Evangelium – das Kleinod, Gottes heiligen Schatz, Sein Geschenk an uns und unser kostbares Unterpfand – in Treue – und unverfälscht – weiter zu geben.
  • Viele laufen heute Gefahr, vom wahren Glauben abzufallen, weil sie lieber einem falschen Evangelium – ohne Kampf, ohne Nachfolge und ohne Heiligung – folgen wollen.
  • Die Treue zu Gottes Wort – und Seine Weitergabe – erfordern Mut – und manchmal eben auch die Bereitschaft, für diese Treue zu leiden.
  • Für Christus zu leiden ist dabei immer eine freiwillige Entscheidung  zwischen der mutigen Treue zu Gott und Seinem Wort – und dem feigen Davonlaufen.
Und jetzt mal ehrlich: Wer glaubt, dass er in sich selbst die Kraft finden wird:

  • Der ganzen Welt entgegen zu treten – und ihr zu sagen, dass sie schief liegt?
  • Ihr zu sagen, dass die Bibel kein Religionsbuch ist – sondern Gottes Wort?
  • Ihr zu sagen, dass sie Umkehr nötig hat – und keine Kreuzfahrt?
  • Ihr zu sagen, dass sie Heiligung und Nachfolge nötig hat, um in Gottes Bild verwandelt zu werden – und keine Spaßveranstaltung?

Wer wirklich glaubt, ein so guter Christ zu sein – ein so gutes Zeugnis zu haben – ja: diese Kraft in sich selbst zu finden, widerspricht entgegnet kein geringerer als John Owen (britischer Puritaner , 1616-1683): „Diese Überlegung hat einen solchen Einfluss auf die Geister mancher, dass sie denken, dass sie ein Schirm und ein Schild gegen alle Angriffe sein wird, die ihnen widerfahren könnten. Sie werden tausend Mal sterben, bevor sie [ihren] Ruf verlieren [...] Was [ist mit dem] "dritten Teil der Sterne des Himmels"? (Offb 7,4) Hatten sie nicht am Firmament der Kirche gefunkelt? Waren sie nicht mehr als genug von ihrer eigenen Ehre, Größe, Nützlichkeit und ihrem Ruf überzeugt? Aber wenn der Drache mit seinen Versuchungen kommt, wirft er sie auf die Erde. Ja, große Versuchungen werden die Menschen, die keine bessere Verteidigung haben, dazu bringen, [...] Unehre und Schande gedankenlos gegenüber zu treten [...]. Das hat nicht Judas gehalten; es hat weder Hymeneus noch Philippus gehalten; es hat nicht die Sterne des Himmels gehalten; noch wird es dich bewahren.“


Unsere Schwäche

Ist es nicht vielmehr so: wir sind manchmal so schwach, dass wir schon der kleinsten Versuchung nachgeben – sei es, dass wir der Sünde nachgeben aus Lust und Gier oder dass wir der Feigheit nachgeben aus Angst vor Schaden und Leid? Ist es nicht so: alles, was wir Gott bringen können, sind unsere Schwachheiten – unsere Sünden? Ist es nicht so: alles, was uns bleibt ist mit dem Liederdichter zu beten: „Hier bin ich vor dir. Leer sind meine Hände. Herr, füll mich ganz mit dir.“


Gnade in Christus

Die einzige Hoffnung, die wir haben – in diesem Kampf des Glaubens gerade zu stehen und nicht in Versuchung zu fallen – ist Gottes Gnade. Und diese Gnade ist – sprichwörtlich – IN Jesus zu finden – nirgends sonst. Der Urtext redet wörtlich von der: „[...] Gnade, die IN Christus Jesus ist“. (2Tim 2,1) – „[...] τῇ χάριτι τῇ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ [...]“

Diese Gnade hat uns einst zum Glauben gerufen – „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es [...]“ (Eph 2,8 ). Diese Gnade sorgt für unsere Heiligung – ja Christus selbst wurde „für uns zur [...] Heiligung und zur Erlösung“ (1Kor 1,30). Diese Gnade ist es, die bewirkt, dass "der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu." (Phil 1,6) Ja: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ (Joh 1,16) Und aus dieser Gnade dürfen wir schöpfen – immer wieder neu: „Die Gnade des Herrn nimmt kein Ende! Sein Erbarmen hört nie auf, jeden Morgen ist es neu. Groß ist seine Treue.“ (Kla 3,22)

DAS ist das Geheimnis der Kraft – DAS ist es, was Paulus im Sinn hatte, als er Timotheus aufforderte – und mit ihm auch uns auffordert – „stark zu werden durch die Gnade“: immer wieder neu zu schöpfen aus der Fülle der Gnade, die in unserem Heiland Jesus Christus ist. IHN zu bitten, dass ER es uns schenke, dass „uns das Wort gegeben werde, wenn wir unseren Mund auftuen, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen“ (Eph 6,19). DENN: Es ist GOTT ALLEIN „der da wirkt alles in allen.“ (1Kor 12,6) AMEN.


Fragen an Dein Herz
  • Folgst Du wirklich Jesus nach – im unverfälschten Evangelium?
  • Bist Du bereit, Sein Wort in Treue weiter zu geben – unverfälscht?
  • Bist Du bereit, für Gottes Wahrheit einzutreten – ja: zu leiden?
  • Wo suchst Du die Kraft dazu – allein in Gottes Gnade?

"Das ist gewisslich wahr: Sind wir mit gestorben, so werden wir mit leben; dulden wir, so werden wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen."

(2Tim 1,11-13)

Was wird Dein Lohn sein – Lob oder Schande? - 2. Tim 1,15-18


[Predigt als MP3]

Wie ist es, gelobt zu sein?

Intro: Stell Dir einmal vor, jemand hielte eine Lobrede über unsere Gemeinde und würde dabei bestimmte (vielleicht auch im Stillen verborgene!) Dienste in besonderer Weise hervorheben. - Wäre es da nicht schön, an irgend einer Stelle auch Deinen eigenen Namen zu hören?

Stell‘ Dir vor, Du betest treu für die in Not oder Du besuchst im Stillen die Alten und Kranken oder Du kümmerst Dich ganz im Hintergrund um Kaffee und Kuchen oder Du backst, von niemandem gesehen, das Abendmahlsbrot oder teilst es aus oder Du hilfst beim Putzen oder Renovieren oder aufräumen oder im Zeltlager oder in der Leitung oder im Beirat oder dabei unsere Kinder und jungen Leute in Gottes Wort zu unterrichten und sie zu Jesus zu bringen oder Du hilfst in der Gemeinde-Bibelschule oder Du sagst im Kleinen das Evangelium weiter oder Du hilfst in der Technik oder beim Gottesdienst oder beim Einsammeln der Kollekte oder tröstest und ermahnst dort, wo es grad nötig ist. Oder oder oder. Es gibt ja so viele gute Dinge, die wir hier untereinander und füreinander zu Gottes Ehre und unserer Freude tun können. Und bestimmt habe ich viele vergessen...

Und nun stell Dir vor, Dein Bereich, Dein Amt, das was Dir am Herzen liegt und wo Du Dich in Liebe investierst, würde genannt und der Redner würde sagen: „Im Bereich ‚xyz‘ möchte ich ganz besonders folgende Geschwister lobend erwähnen: ................“. [...]

Würdest Du da nicht ganz insgeheim ein bisschen die Luft anhalten und im Stillen hoffen, dass irgendwann auch Dein Name genannt wird? Und wärst Du nicht enttäuscht, wenn es nicht so wäre? Ist es denn nicht so, dass es einfach schön ist, auch nur ein ganz kleines Bisschen Wertschätzung zu erfahren für die Liebe und Geduld, die man eingesetzt hat? Weil es eine Ehre ist, zu hören, dass man etwas gut gemacht hat? Dass es gesehen wurde? Weil es dem Herzen so gut tut das zu hören: „Ich sehe Dich!“ „Ich freue mich, dass es Dich gibt!“ „Ich bin dankbar für Dich und Dein Tun!“

Übrigens glaube ich, wir sollten das viel öfter tun. Gar nicht unbedingt mit mordsmäßigen Veranstaltungen, wo sich manch einer vielleicht eher etwas betreten fühlt und wo man viel klatscht, sondern vor allem auch in der persönlichen Begegnung: Es einander zu sagen. Nicht aufgesetzt und steif oder gar förmlich – sondern natürlich [...] – aus einem frohen und ehrlichen Herzen.

Denkt nicht auch unser lieber Herr Jesus so, wenn er uns in Aussicht stellt, dass es am Ende der Tage einmal eine Lobrede für uns geben wird - aus dem Munde Gottes, des Höchsten, persönlich? Dass uns das Wort gelten kann aus Mt 25,21 „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“

Bitte behalte dies Bild, diesen Eindruck von Lob, Ehre und Anerkennung und diese Herzensbewegung der Freude darüber, während dieser Predigt in Deinem Herzen.


Unser Text (2 Tim 1,15-18)

Und nun stell Dir vor: Paulus sitzt im Gefängnis in Rom und wartet auf seine Hinrichtung. Ihm ist, am Ende seines langen, harten und entbehrungsreichen Apostellebens nur noch eines wichtig: Er will Sein Erbe — dieses Kostbare Gut des Evangeliums (Vers 14) — in sicheren Händen wissen und er will es darum weitergeben an seinen geliebten Sohn (Vers 2) Mitarbeiter und Nachfolger Timotheus. Er ermutigt ihn, ermahnt ihn, bestürmt ihn, dieses Evangelium, das gnadenbringende Wort Gottes um jeden Preis zu bewahren und zu schützen. Es gegen seine Feinde zu verteidigen - und zwar in jeder Gestalt: von theologischen Spitzfindigkeiten bis zur Irrlehre, von der Zügellosigkeit bis zur Gesetzlosigkeit und von Streitereien bis zur Verfolgung. Sich nicht zu fürchten oder zu schämen, sondern mutig und mit der Hilfe des Geistes der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (Vers 7) für Gottes Wort, das Evangelium, und seine Diener einzutreten.

Und um deutlich zu machen, wie sich das auswirkt im echten Leben, wie sich das anfühlt - für einen selber und für andere- wenn man auf der Liste der Treuen oder der Untreuen steht, gibt Paulus dem Timotheus zwei Beispiele mit auf den Weg: ein unrühmliches und ein rühmliches: „Das weißt du, dass sich von mir abgewandt haben alle, die in der Provinz Asia sind, unter ihnen Phygelus und Hermogenes. Der Herr gebe Barmherzigkeit dem Hause des Onesiphorus; denn er hat mich oft erquickt und hat sich meiner Ketten nicht geschämt, sondern als er in Rom war, suchte er mich eifrig und fand mich. Der Herr gebe ihm, dass er Barmherzigkeit finde bei dem Herrn an jenem Tage. Und welche Dienste er in Ephesus geleistet hat, weißt du am besten.“ (2Tim 1,15-18)


Auf der Liste der Schande – 2Tim 1,15

Was für eine Schande, auf der Liste der Feigen und Lieblosen zu stehen und dort auch noch persönlich mit Namen genannt zu werden! Stellt Dir einmal das Gegenteil einer Laudatio vor (genau das ist Vers 15 nämlich: ein Bericht über traurige Tatsachen). Stell Dir mal vor, es wäre irgend ein Laster ans Licht gekommen, eine schlimme Peinlichkeit - und Du wüsstest ganz genau, warum das so peinlich ist - weil nämlich das, was da genannt wurde, eben genau eine dieser Untugenden ist, die auch Dir nicht fremd sind. Weißt Du, was ich meine? Und dann würde der Redner als erstes sagen, was genau ans Licht gekommen ist. Und dann würde der Redner ankündigen, eine Liste von Namen derer zu verlesen, sich auf eben diese Weise vergangen haben! Würdest Du da nicht innerlich unruhig werden und beginnen, im Stillen zu beten. „O, lieber Gott, bitte mach‘, dass er nicht meinen Namen vorliest! Alles, aber nicht meinen!“ Würdest Du nicht innerlich von Scham bewegt werden und Dir wünschen, Du könntest in irgend einem Loch versinken?

Aber genau das passiert hier: Paulus schreibt zuerst, was passiert ist und dann nennt er die Unrühmlichen beim Namen. Genau so wird es sein, wenn Jesus Christus, der auferstandene Sohn Gottes, aus dem Himmel auf die Erde zurück kommen wird. Die Heilige Schrift ist da glasklar. Dort heißt es: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse.“ (2Kor 5,10)  - Wie wird sich das anfühlen? In der Offenbarung des Johannes lesen wir über den Tag, an dem Christus wiederkommt und das Leben jedes Menschen auf Erden offenbar werden wird: „Und der Himmel wich wie eine Schriftrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden wegbewegt von ihren Orten. Und die Könige auf Erden und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Gewaltigen und alle Sklaven und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen der Berge und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn es ist gekommen der große Tag ihres Zorns und wer kann bestehen?“ (Offb 6,14-17)

Der Apostel Petrus fragt uns dazu: „Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen [...]?“ (2Petr 3,11) Eine überaus gewichtige Frage!


Ein treuer Freund

Seid ihr schon mal von jemandem „erquickt worden“? Das ist ja ein echt altes Wort. Heute würde man vielleicht eher sagen „erfrischt“. Ich denke da an die großer Hitze der letztenTage. Nach körperlicher Erfrischung lechzen wir da ja alle. Bei mir in der Arbeit war es echt extrem. Draußen 35 Grad und drinnen keine Klimaanlage. Gefühlt? Bestimmt 1.000 Grad! Also, meistens trinke ich ja nicht viel Wasser oder Sprudel am Tag; eher Kaffee. Aber in der letzten Woche habe ich mir literweise Rhabarberschorle in den Kopf geschüttet. „Tat das gut!“

So kann es auch unserer Seele gehen: dass sie ausgedörrt ist, beladen und belastet und dass sie sich nach Erfrischung sehnt. Jeder von uns kennt das. Wir liegen am Boden und uns fehlt einfach die Kraft, um stand zu halten; weiter zu gehen. Wenn ich in diesem Sinne an „Erfrischung“ denke, dann muss ich immer an Helmut und Miriam denken; zwei meiner besten Freunde. Wenn ich bedrückt oder betrübt war oder wenn mir mein Leben auf andere Weise Not gemacht hat, haben sie mir immer und herzlich gerne ihr Haus geöffnet, mir ihre Zeit geschenkt, mir in Liebe zugehört und mit mir gebetet. Wir saßen dann oft beim Abendessen zusammen und später am Abend im Wohnzimmer. Und es durfte einfach alles raus, was wie Blei auf meiner Seele lag. Wenn ich dann nach einem solchen Abend nach Hause ging, ging es meiner Seele besser: sie war erfrischt.

So muss es Paulus gegangen sein, wenn er an Onesiphorus gedacht hat: es ist einfach, wie wenn jemand ein Licht in Deiner Seele anzündet: beim Gedanken an diesen lieben Menschen wird einem das Herz warm und die Seele hell.

Onesiphorus war aber nicht nur dann für Paulus da, wenn es um innere Not und um Erfrischung ging: er war auch dann noch da, als äußerlich Verfolgung drohte und als die Liebe und Freundschaft zu Paulus ihn das Leben hätte kosten können.

Mein Vater hat immer gesagt: „Ein Freund ist jemand, mit dem man einen Sack Salz essen kann.“ Bedeutet: Ein guter Freund lässt Dich niemals im Stich. Selbst dann nicht, wenn es wirklich unangenehm wird. Er steht zu Dir. Auch dann, wenn Du nicht mehr ‚angesagt‘ bist; wenn Du ins Gerede kommst; ja, sogar dann nicht, wenn Du in Verruf gerätst. Ein guter Freund schämt sich nicht, Dich zu kennen; selbst dann nicht, wenn Du im Gefängnis sitzt. Nicht einmal dann, wenn es für ihn lebensgefährlich wird, Dich zu besuchen.

Was muss es daher für Paulus für eine riesen Freude gewesen sein, diesen Besuch zu bekommen! Stellt Euch das mal vor; versetzt Euch einmal in Paulus‘ Lage: ihr sitzt allein im Todestrakt und wartet auf Eure sichere Hinrichtung. Im Kerker. Abgeschnitten von der Außenwelt. Einsames Warten auf das Ende. Euch ist klar: würde jemand versuchen, Euch zu besuchen, wäre das hochgradig gefährlich. So gefährlich, wie es vor 70 Jahren gefährlich war, einen Menschen aus Gottes auserwähltem Volk bei sich zu Hause zu verstecken.

Und dann kommt er doch: Dieser liebe Freund, der Paulus schon so oft mit seiner Gegenwart erfrischt hat. Es war sicherlich ein Ding der Unmöglichkeit für Onesiphorus, Paulus zu finden. Er musste sein Leben aufs Spiel setzen. Und doch nahm er dieses Risiko auf sich. Aus Liebe und Freundschaft zu Paulus. Wie leicht hätte er bei seiner so eifrigen Suche als Christ erkannt werden können. Wie schnell hätte es gehen können, unter Kaiser Nero den Märtyrertod zu sterben. Nur, um seinen Bruder Paulus zu sehen. Und doch hat er es getan. Er suchte nicht nur oberflächlich, sondern eifrig. Machte in dieser riesigen Stadt in der so viele Christen eingekerkert waren, seinen Bruder Paulus ausfindig. Ich stelle mir vor, dass Paulus tief gerührt war, voller Freude und erfüllt mit großer Dankbarkeit. Das spürt man seinen Worten ab.


Der Tag des Herrn

Und dann steht in unserem Text noch eine kleine Formulierung, die man nur zu leicht überliest. Und in der es doch um Alles oder Nichts geht: „Der Herr gebe ihm, dass er Barmherzigkeit finde bei dem Herrn an jenem Tage.“ (2Tim 1:18). 

Das hat mich auf einen wichtigen Gedanken gebracht: Wenn man den vorhergehenden Text so liest, dann könnte man meinen, es ginge nicht nur um Beispiele für rühmliche und unrühmliche Werke. Nein, man könnte meinen, wenn man nur das richtige täte, dann käme mit Gott schon alles in Ordnung. So, als ob jemand zu sich sagen würde: „Ah! So funktioniert das also! Man muss einfach nur immer das Richtige tun, dann kommt man in den Himmel.“ – oder, was noch viel schlimmer wäre (und eine Irrlehre ist, die heutzutage leider sehr weit verbreitet ist), jemand würde glauben: „Letztendlich ist es wurscht, auf welcher Liste man steht. Man muss nur sterben. Schwupps kommt man in den Himmel. In die Hölle kommen nur die ganz Bösen, so wie Adolf Hitler oder Kim Jong Un.“

Doch Paulus macht uns hier klar, dass es einen Tag geben wird – „jenen Tag“ – an dem Gott Gericht üben wird über die Taten der Menschen. Und er macht auch klar, dass es an „jenem Tage“ nicht um eine Rechtfertigung aufgrund unserer Taten gehen wird, sondern um unsere Rettung aufgrund der Barmherzigkeit Gottes.

Aber was ist das für ein Tag? Im Propheten Zefanja lesen wir dazu: „Dieser Tag ist ein Tag des Grimmes, ein Tag der Trübsal und der Angst, ein Tag des Unwetters und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag der Wolken und des Nebels,  ein Tag der Posaune und des Kriegsgeschreis gegen die festen Städte und die hohen Zinnen. Und ich will die Menschen ängstigen, dass sie umhergehen sollen wie die Blinden, weil sie wider den HERRN gesündigt haben. Ihr Blut soll ausgeschüttet werden, als wäre es Staub, und ihr Fleisch, als wäre es Kot. Auch ihr Silber und Gold wird sie nicht erretten können am Tage des Zorns des HERRN. Die ganze Erde soll durch das Feuer seines Grimmes verzehrt werden; denn er wird ein schreckliches Ende machen [...]“ (Zef 1,15-18)

Das sind krasse Worte. Gott ist offensichtlich stocksauer? Da könnte man fragen: „Ja was haben wir ihm denn getan?“ Auch darauf gibt uns die Heilige Schrift eine Antwort: Es ist das gottlose Leben der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. Jeder von uns definiert um liebsten selbst, was angeblich Gut und Böse ist und verdreht damit die Wahrheit: Dass er ein Sünder ist! Im Brief an die Römer formuliert Paulus das so: „Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alles gottlose Leben und alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.“ (Rö 1:18) Ihr Lieben! Lasst uns das bitte ernst nehmen, was da steht. Es heißt nicht umsonst: „Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“ (Gal 6,7) 
Wenn Gott also beschlossen hat, die Sünden der Menschen vor Sein gerechtes Gericht zu bringen: wie sollen wir dann gerettet werden? Auch darauf hat Gottes Wort eine Antwort: Unsere Errettung geschieht allein durch den Glauben an das Evangelium von Jesus Christus: Allein das Opfer Christi am Kreuz und unser Glaube an Ihn machen uns vor Gott gerecht – es heißt in 1.Thess 1,10: es ist „Jesus, [der...] errettet von dem zukünftigen Zorn.“ Jesus Christus, der menschgewordene Gott ist auf unsere Erde gekommen und hat freiwillig, aus Liebe zu uns, die Strafe für unsere Schuld am Kreuz von Golgatha getragen. Darum hing er dort. Nur weil Er für unsere Schuld mit Seinem Blut bezahlt hat, werden wir freigesprochen. Zur Bestätigung, dass Sein Opfer von Gott angenommen wurde, hat Gott ihn von den Toten auferweckt. Das ist das Evangelium. Das Evangelium, von dem Paulus sagt: „Es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben [...]. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben [...].“ (Rö 1:16-17)
Es geht also um Glauben. Um Vertrauen. Um den Glauben daran, dass das, was Jesus für mich getan hat, genügt. Dass „Er [...] den Schuldbrief getilgt [hat], der mit seinen Forderungen gegen uns war, [dass Er ihn ...] ihn aufgehoben hat und an das Kreuz geheftet.“ (Kol 2,14) Doch wie bekomme ich diesen Glauben? Gottes Wort sagt dazu ganz einfach: Dieser Glaube an Jesus Christus ist ein Geschenk von Gott: „Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es [...]“  (Eph 2:8) Diesen Glauben kann man nicht machen. Man kann ihn nur als ein Geschenk der Gnade Gottes annehmen. 

Und dieser Glaube, den Gott uns schenkt, hat eine Wirkung! Dieser Glaube, der echte Glaube, erzieht uns zu guten Werken. Darum heißt es: „Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und erzieht uns, dass wir absagen dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilands, Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken.“ (Tit 2:11-14) 

Dieser Glaube, wenn er von Gott geschenkt ist (und wir ihn nicht mit religiösem Zwang und Gewalt aus unserer Seele herausgequetscht haben) – dieser Glaube ist ein Glaube, der uns verändert. Der uns zu Menschen macht, die nicht mehr sündigen wollen. Ein Glaube, der aktiv wird. Ein Glaube der Gute Werke nach sich zieht. Davon spricht auch der Apostel Jakobus in seinem Brief: „Liebe Brüder, was nützt es, wenn jemand von seinem Glauben spricht, aber nicht entsprechend handelt? Ein solcher Glaube kann niemanden retten.  [...] 
Wann wirst du einsehen, dass ein Glaube, der nicht zu guten Taten führt, wertlos ist? Weißt du nicht mehr, dass unser Stammvater Abraham vor Gott gerecht gesprochen wurde, weil er seinen Sohn Isaak auf den Altar legte? Wie du siehst, vertraute er Gott so sehr, dass er bereit war, alles zu tun, was Gott von ihm verlangte. Sein Glaube wurde durch sein Handeln vollendet. [...] Ihr seht also, dass ein Mensch nur dann, wenn er auch handelt, vor Gott gerecht gesprochen wird und nicht allein aufgrund seines Glaubens. [...] So wie der Körper ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne gute Taten.“ (Jak 2:14-26)
Echter Glaube bleibt nicht auf der Liste der Schande. Echter Glaube ist – ohne Zwang, ja vielmehr aus Dankbarkeit und Liebe – motiviert, das Gute zu tun. Echter Glaube will nicht in der Sünde verharren. Paulus formuliert es so: „Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde?  Das sei ferne! Wir sind doch der Sünde gestorben. Wie können wir noch in ihr leben? Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ (Rö 6:1-4)


Der Kern

Die guten Werke sind also kein "Bezahlmittel", um in den Himmel zu kommen, wie so viele glauben. Sie sind das Zeichen der Echtheit unseres Glaubens. Was uns die Schrift hier glasklar lehrt ist folgendes:

Wir Menschen haben uns von Gott losgesagt, sind allesamt Abtrünnige, Rebellen, Anarchisten – wir führen von Natur aus ein gottloses Leben. Wir machen uns selbst zu Gott, indem wir unsere eigenen Gesetze aufrichten – selber entscheiden wollen, was Gut und was Böse ist; falsch und richtig. Indem uns so gegen Gottes Gebote auflehnen, brechen wir Sein Gebot „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« (Mk 12,30, 5. Mose 6,4-5).

Und über diese Gottlosigkeit, Anarchie und Selbstgerechtigkeit ist Gott stocksauer – und hat einen Tag des Gerichts anberaumt, an dem er die ganze Welt richten wird. Und vor diesem Zorn Gottes hilft uns nichts, was wir selbst tun könnten – auch keine guten Werke – denn so viele wir auch davon tun, sie können unsere Vergangenheit nicht ungeschehen machen – uns haftet ein Makel an.

Vor diesem Zorn Gottes hilft uns nur der Glaube an das Evangelium: dass Jesus Christus, Gottes Sohn, stellvertretend für unsere Schuld am Kreuz von Golgatha die Strafe getragen hat – und Gott uns deshalb freispricht.

Und wenn wir das wirklich begriffen haben, was das heißt – dass der allmächtige Gott Mensch wurde, um für mich / für Dich! zu sterben – weil er uns unendlich liebt! – dann hat das Folgen. Dann hat das zur Folge, dass wir nicht mehr sündigen wollen – nicht mehr gottlos und selbstgerecht sein wollen – dass wir Gottes Gebote halten wollen; Ihn und unseren Nächsten lieben wollen. Mit anderen Worten: echter Glaube hat die Folge, dass wir die werden, die wir sein sollen: „sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.“ (Eph 2:10)


Fragen an Dein Herz

Zum Schluss möchte ich uns zwei verschiedene Sorten von Fragen stellen:

Zum einen Fragen, die Dein Leben angehen – ob Du es überhaupt schon mit Gott lebst
  • Verstehst Du, dass allein Gottes Gnade Dich retten kann?
  • Spürst Du in Dir den echten Wunsch, Gottes Willen zu tun?

Zum anderen Fragen, die Dein Leben angehen – wenn Du es schon mit Gott lebst:
  • Wem kannst Du die so dringend ersehnte Erfrischung sein?
  • Wem kannst Du in der Not als Freund zur Seite stehen?
  • Wer würde sich freuen, Dich endlich wiederzusehen?

»Denn wir warten auf das wunderbare Ereignis, wenn die Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Erlösers, Jesus Christus, erscheinen wird. Er gab sein Leben, um uns von aller Schuld zu befreien und zu reinigen und uns zu seinem eigenen Volk zu machen, das bemüht ist, Gutes zu tun.« 

(Titus 2,11-14)

Von dem, was wir mehr hüten sollen, als unseren Augapfel - 2. Timotheus 1,13+14

[Predigt als MP3]

Wie ist blind sein? – Was siehst Du mit geschlossenen Augen?

Wie wäre es, auf einmal blind zu sein, oder doch zumindest einen schweren Sehfehler zu erleiden?! Macht doch mal bitte alle die Augen zu. Und bitte nicht „lauern“. Wirklich nicht. Sonst funktioniert es nicht. Ich werde jetzt etwas kommentieren. Aber ihr dürft nicht „lauern“! Nur zuhören. <Ein Bild wird gezeigt und kommentiert>: „Whoa, ist das schön. Hammer! Diese zarten Farben! Dieses wunderbar sanfte Licht! Die schönen Tiere, die Gott gemacht hat! Wow! Echt total schön!“ <1-2 Fragen>: "Kann sich irgend jemand vorstellen, was auf dem Bild zu sehen ist?" <Aufforderung, die Augen wieder aufzumachen>

Das ist eines von meinen Lieblingsbildern. Und ich wüsste nicht, wie ich es jemandem wirklich so beschreiben könnte, dass er das gleiche sehen kann und fühlen kann, wie ich. Was ich ihm oder ihr sagen müsste, um zu beschreiben, was man da sehen kann: Wie es genau aussieht eben: wie das Licht im Bild spielt, wie süß die Hummel ist, usw. Wenn ich blind wäre, könnte ich das alles nicht sehen. Ich könnte es nicht genießen. Ich wäre von dieser Welt des Lichtes und der Farben ausgeschlossen.


Warum diese Frage?

1. Ohne Gottes Wort sind wir blind.

Doch was hat das Bewahren des Augenlichts mit unserer Predigt zu tun? Wir sind hier ja schließlich nicht beim Augenarzt?! In einer Predigt sollte es doch vielmehr um den Glauben gehen oder um die Bibel – oder etwa nicht? Nun – was das mit unserer Predigt zu tun hat, das will ich Euch gerne verraten. Es hat alles - aber auch absolut alles - damit zu tun.

Denn erstens sind wir ohne Gottes Worte im geistlichen Bereich vollkommen blind in dieser Welt - und zum anderen ist das einzige Mittel, welches dieser Blindheit entgegen wirken kann, die Bibel, ständig unter Beschuss - sie wird verdreht oder uminterpretiert - sie wird beschnitten oder ergänzt. Und das, obwohl sie die einzige Möglichkeit ist, überhaupt etwas über Gott zu erfahren.

Überlegt einmal: was können wir überhaupt über Gott wissen? Schon Immanuel Kant hat bewiesen, dass es uns Menschen unmöglich ist, die Kluft zwischen dem Immanenten und dem Transzendenten zu überwinden. Wir können also soviel denken und wollen, fühlen und erleben, wie wir wollen. Nichts von dem kann uns eine gesicherte Auskunft darüber geben, wer Gott ist, wie Er ist, was Er will und was Er tut. Solange wir auf uns gestellt sind, bleibt uns nichts als Religionen, wilde Spekulationen oder im schlimmsten Falle blankes Unwissen (Agnostiker) oder die vollkommene Gottlosigkeit (Atheisten).

Das Einzige, was dagegen hilft, ist, dass Gott die Kluft überwindet, die wir nicht überwinden können: dass Er sich uns offenbart. Und selbst das wir nicht reichen, weil wir es nicht verstehen würden, ohne, dass man es uns erklärt  <Bildwort von den Flächenwesen>.
 
Was wir also nötig haben ist, dass Gott sich uns offenbart - und uns dann auch noch erklärt, was da passiert ist. Und genau das ist passiert: Gott ist sichtbar, hörbar und spürbar aus der Ewigkeit in unsere Geschichte hinein gekommen und hat sich uns mitgeteilt. Dabei sind Dinge passiert, die wir uns schlicht nicht erklären können: Wunder, Prophetien, Heilungen, ja sogar Tote wurden lebendig. So, wie die Flächenwesen sich nicht erklären können, was mit der Kugel passiert ist, so können wir uns nicht erklären, was passiert ist, wenn der Allmächtige aus der Ewigkeit in unsere Zeit kommt.

Und das alles ist wirklich passiert. Der Jünger Johannes, einer der Apostel, beschreibt das in seinem Brief so: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens –und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –, was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir, auf dass unsere Freude vollkommen sei.“ (1Jo 1-4)

Und Jesus selbst hat uns in vielen Gleichnissen erklärt, wer Gott ist und was Er will – z.B. im Schöpfungsbericht: 1Mo 1,26 „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ Gott wollte Menschen um sich haben, die so sind wie Er: vollkommene Liebende: Gütig, gnädig, heilig, rein.

Und dann kam der Sündenfall, und der Mensch rebellierte Gegen die Tatsache, dass es nur einen Gesetzgeber geben kann, der mit absoluter Souveränität darüber entscheidet, was Gut und was Böse ist. Und so ist unsere ethische Ebenbildlichkeit mit Gott zerbrochen - wie ein Spiegel in tausend Stücke - und Gott musste am Ende sagen: Jer 2,21 „Ich aber hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?“


2. Gottes Wort ist ständig unter Beschuss

Und diese Bosheit der Menschen - die sich lieber ihr eigenes Gut und Böse zurechtlegen, die lieber ihrer eigenen Weltanschauung folgen, als der Wahrheit - diese Bosheit herrscht auch noch heute in der Welt; und wenn wir nicht aufpassen: auch in Deinem und in meinem Herzen.

1Mo 8,21 steht: „Und der HERR [...] sprach in seinem Herzen: [...] das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ Und Psalm 14,1-4 "Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es ist kein Gott.« Sie taugen nichts; ihr Treiben ist ein Gräuel; da ist keiner, der Gutes tut. 2 Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. 3 Aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. 4 Will denn das keiner der Übeltäter begreifen [...]?“

Die Angriffe aber gegen Gottes Wort laufen auf mehreren Ebenen ab: auf der Ebene der Glaubwürdigkeit und auf der Ebene des Inhaltes:

In Bezug auf die Glaubwürdigkeit werden immer wieder neue Thesen aufgestellt, die beweisen sollen, dass die Überlieferung der Schrift grob fehlerhaft ist, so dass wir gar nicht wissen können, was damals eigentlich passiert ist. Und das ist vollkommener Unsinn. "Nach 40-jähriger Forschungsarbeit stellte Prof. Kurt Aland (Nestle-Aland: griechisches Neues Testament) vom Institut für neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster zur Überlieferung des Neuen Testaments fest: "Der Text des Neuen Testaments ist hervorragend überliefert, besser als der jeder anderen Schrift der Antike; die Aussicht, dass sich Handschriften finden, die seinen Text grundlegend verändern, ist gleich Null. (Wer es noch genauer nachlesen will, kann das gerne in meinem Blog im Post „Ist die Bibel wirklich Gottes Wort?“(Teil 1a und Teil 1b) tun.

In Bezug auf den Inhalt wird entweder etwas Wesentliches dem Text der Bibel hinzugefügt oder es wird etwas Wesentliches weggenommen - oder es wird zumindest so umgedeutet, dass es dem aktuellen Zeitgeist in den Kram passt. Dabei ist es egal, ob es sich um Themen wie Ehe versus selbst definierte Sexualität um Geldgier versus Hingabe oder um Religiosität versus echtem Glauben geht "der durch die Liebe tätig ist" (Gal 5:6). Immer wird die Schrift gerade so modifiziert, dass sie dem aktuellen menschlichen Verständnis von Gut und Böse in den Kram passt. Und dieser Kram ist entweder legalistisch oder hedonistisch - aber davon später mehr.

Beim Wegnehmen ist Marcion, ein Häretiker aus dem ersten Jahrhundert, bis heute Weltmeister: wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er am liebsten das ganze Alte Testament weggeschmissen. Doch auch wir sollten uns vorsehen: prüfe Dich einmal selbst, ob es nicht eine oder zwei Stellen in der Bibel gibt, die Dir so überhaupt gar nie nicht in den Kram passen und die Du am liebsten rausstreichen würdest. Und dann frage Dich mal, ob das nicht vielleicht genau daran liegt, dass Dir Deine eigene Definition von Gut und Böse wichtiger ist, als die unseres allwissenden und uns liebenden Gottes und Heilands.

Beim Hinzufügen ist die Kirche selber Weltmeister: wie viele Regeln wurden - schon zu Christi Zeiten von Menschen erfunden, denen man sich angeblich zu beugen hat - und die den Menschen auf der einen Seite in die Sünde des Stolzes und der Selbstgerechtigkeit stürzen oder aber in die Verzweiflung des Versagens. Und was sagt Jesus dazu? Er sagt: ihr "hebt so Gottes Wort auf durch eure Überlieferung, die ihr weitergegeben habt; und dergleichen tut ihr viel." (Mk 7:13-14)


Unser Text (2 Tim 1,11+12)

Schauen wir uns nun also einmal an, was Paulus angesichts der menschlichen Natur und seiner Willkür im Umgang mit Gottes Wort schreibt - und darüber, wie Timotheus sich in dieser Hinsicht verhalten soll.

In Anlehnung an den Luthertext und nach eingehendem Studium von Robertson‘s „Word Pictures of the New Testament“ bin ich zu folgendem Text gekommen: „Bewahre das Urbild der heilenden Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus. Dieses kostbare Unterpfand, das dir anvertraut ist, bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.“


Ein kostbares Gut – das Urbild der heilsamen Worte – dieses kostbare Unterpfand

Die Lehre - dieses kostbare Gut -, das Timotheus von Paulus empfangen hatte, war nicht irgend eine Lehre, sondern es ist das Evangelium, von dem wir schon in der letzten Predigt (2Tim 1:9-11) gehört haben – die Botschaft davon, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, aus Liebe zu uns Menschen in diese Welt gekommen ist, um an unserer Statt die Strafe für unsere Gottlosigkeit zu tragen.

2Tim 1:9-11 steht "Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, 10 jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium, 11 für das ich eingesetzt bin als Prediger und Apostel und Lehrer."

Um dieses Evangelium, diesen Tatsachenbericht von den geschichtlichen Ereignissen zu den Zeiten Jesu geht es also. Und dieses Evangelium nennt Paulus eine "heilende Lehre" oder „heilende Worte“. Und was er damit meint, kann nur der ermessen, den Gott durch das Wirken Seines Heiligen Geistes in die Abgründe seines trotzigen und feigen Herzens hat blicken lassen: in diesen hoffnungslosen Abgrund aus Gier und Schande; aus Lust und Scham; aus Rebellion und Angst; Selbstgerechtigkeit und Verzweiflung; Hoffnungslosigkeit und Zorn.

Denn dieses Evangelium, von dem Paulus hier spricht, ist die Botschaft davon, dass Jesus uns trotzdem liebt. Trotz der Tatsache, der wir immer wieder mal gerne selber definieren wollen, wie es richtig ist. Trotz der Tatsache, dass wir alle 5 Minuten auf die Nase fallen. David kannte das und schrieb: Ps 19,13 steht „Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Sünden!“.

Gott liebt uns trotz der Tatsache, dass in uns etwas steckt, dass immer den Irrweg will. Das Evangelium ist, dass Jesus zu Dir spricht: "Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten." (Mk 2:17) Das Evangelium ist: wird sind "[...] mit Gott versöhnt worden [...] durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind." (Röm 5:10) Das Evangelium ist, dass Gott Dich mehr liebt, als Sein Eigenes Leben! Dass Er am Kreuz von Golgatha sein Leben hingegeben hat – aus Liebe zu Dir! Dass Er hat die Strafe getragen hat, die Dich hätte treffen sollen! Weil Er Dich unendlich liebt!

Und diese Botschaft ist in der Tat eine heilende Lehre, das sind in der Tat heilende Worte! Diese Botschaft heilt die Selbstgerechtigkeit all derer, die glauben durch das einhalten religiöser Regeln vor Gott gerecht da stehen zu können - was für ein Unsinn!

Vor allem aber heilt sie die Seele von der Angst zu versagen und verstoßen zu werden - weil Jesus für jedes einzelne Versagen – für jede Deiner Sünden – schon den Preis bezahlt hat.

Paulus vergleicht das Evangelium mit einem (tän kalän para-kata-thekän) mit einem vollkommen guten und reinen, mit einem wunderschönen Schatz. Mit einem unendlich kostbaren und wertvollen Unterpfand, das Gott ihm anvertraut - und welches er jetzt dem Timotheus anvertraut und welches Gott – in Form von der Bibel - uns allen anvertraut.


Bewahren durch Tun – Bewahre das Urbild im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus

Dieses Evangelium von der Gnade Gottes lehrt uns, einmal grob zusammen gefasst, zwei Dinge: an Gott und Seine unfassbar große Liebe zu uns zu glauben - und in dieser Liebe zu bleiben, indem wir Gott und unseren Nächsten zurück lieben. Oder wie Salomo es formuliert: Pred 12:13 (NLB) "Als Ergebnis dieser ganzen Gedanken will ich dir Folgendes mitgeben: Bring Gott Achtung entgegen und tu das, was er in seinen Geboten fordert! Das gilt für jeden Menschen." Oder mit den Worten Jesu aus Lk 10,27 "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst."

Das interessante dabei ist, dass wir das Evangelium offensichtlich nur bewahren können, wenn wir es praktizieren. Unsere Aufgabe ist also nicht einfach, eine Information zu speichern, damit wir sie später wieder unverfälscht abrufen können. So funktioniert das nicht. Was Gott von uns will, ist, dass wir das Evangelium leben!

Wenn wir das Evangelium in unserem Herzen also davor bewahren wollen, dass es verfälscht wird oder Schaden nimmt oder uns gar verloren geht, dann gibt es nur einen Weg dahin: wir müssen es praktizieren; wir müssen es leben. Jesus hat das einmal so gesagt: Joh 7:16-17  "Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand dessen Willen tun will, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede."


Die Hilfe des Geistes - Bewahre [...]  durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt“

Dieses Abbild, diese Urfom, dieses Urbild des Evangeliums, diese gute Nachricht, die unsere Seele wieder heil und gesund macht, die sollen Timotheus - die sollen wir - bewahren. Wir sollen sie festhalten. Wir sollen auf sie aufpassen, wie auf unseren Augapfel, dass wir sie nicht verlieren - oder dass sie auch nur irgendwie Schaden nimmt. Ja, das Wort, das Paulus hier verwendet (V13) heißt:  echoo haben, halten, festhalten, nicht verlieren, vor Schaden schützen. Und beim zweiten Mal (V14) wird er noch drastischer und spricht von: phylassoo: bewachen, wie ein Drache seinen Schatz; wie ein Mensch seinen Augapfel; wie eine Mutter ihr einziges Kind!

Das ist es, worum es dem Paulus hier geht - diesem Apostel, der in Rom kurz vor seiner Hinrichtung steht: dem Timotheus so kurz vor seinem Tode dieses eine einzuschärfen: das Evangelium zu bewahren und zu bewachen, als das was es ist: der größte Schatz auf Erden - die einzige Möglichkeit, von Gott zu wissen - und von Seiner Liebe und Seiner Gnade zu uns zu hören.

Doch seien wir einmal ehrlich: wenn es nicht nur darum geht, das Evangelium zu glauben (allein das ist dem natürlichen Menschen ja schon unmöglich), sondern auch noch Gott und meine Mitmenschen zu lieben - also das Evangelium zu praktizieren - ist das dann nicht ein bisschen viel verlangt? Also ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte: es ist über die Maßen zu viel von uns verlangt. Das schaffen wir im Leben nicht. Zumindest nicht aus unserer Kraft.

Aber das macht nichts. Denn hier steht ja auch nicht: "Bewahre [das Evangelium] mit Deiner eigenen begrenzten Kraft!" Oder: "Jetzt strengt Euch aber mal richtig an! Hopp!! Auf jetzt!!!“ Da wären wir ja schon wieder bei der Werk- und damit Selbstgerechtigkeit; bei menschen-gemachter Religiosität und Verzweiflung. Sondern was steht hier? Hier steht: „[...] das Vorbild der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast, [...] dieses kostbare Gut, das dir anvertraut ist, bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.“

Wir sind ja gar nicht in der Lage, Glauben zu "machen", als wäre er ein Ding, das wir einfach so "produzieren" könnten. Wir sind doch gar nicht in der Lage, Gott zu lieben, einfach nur, weil wir uns anstrengen. Wir sind doch gar nicht in der Lage, unsere Mitmenschen so zu lieben, wie wir sollten - nämlich so, wie wir uns selbst lieben. Dafür sind wir viel zu egoistisch und verstockt.

Aber wir können das Evangelium anschauen - wir können ans Kreuz schauen - wir können Gottes Liebe erkennen und uns von ihr auftauen lassen, wie Gletscher im Frühjahr. Wir können das Evangelium hören - wirklich hören und verstehen - und ergriffen werden von dieser Liebe, die Gott zu uns hat. Und ehe wir es uns versehen, werden wir verändert werden. Werden milder, sanfter, gnädiger; --- zurückhaltender und demütiger --- heilger und hingebungsvoller. Weil es Gottes Heiliger Geist ist, der in uns wirkt. Der uns das Evangelium "zeigt". Der so in uns wirkt, dass wir Gottes Willen wollen - und letztlich dann auch tun. Oder wie der Apostel Paulus im Philipperbrief sagt "Denn Gott ists, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen." (Phil 2,13)
Und auch das ist Evangelium. Es ist uns alles geschenkt: die Erwählung, die Berufung, die Erlösung und auch die Heiligung - nicht zu reden von der Herrlichkeit, die wir einmal haben werden in Gottes Ewigkeit.


Der Kern

Ohne das Evangelium sind wir wie Blinde in dieser Welt: unfähig Gott, Seine Liebe und Gnade zu erkennen. Darum sollen wir es hüten als den größten Schatz auf Erden - mehr als unser eigenes Augenlicht. Und das geht nur, indem wir das Evangelium leben - indem wir an Gott Glauben und Ihn und unseren Nächsten Lieben. Und zwar nicht aus unserer eigenen Kraft, sondern aus der Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt und uns beisteht.


Fragen an Dein Herz


  • Willst Du das Evangelium von Gottes Gnade für Dich persönlich annehmen?
  • Willst Du dies Evangelium in Deinem Herzen bewahren, als wäre es Dein Augenlicht?
  • Willst Du es glauben und leben?
  • Wenn Dich etwas hindert: was ist es? 
  • Welchen Schritt willst Du jetzt ganz konkret tun?


»Heute sollt ihr auf meine Stimme hören. 
Verschließt eure Herzen nicht gegen mich.« 

(Hebräer 4,7b)

Eine unverschämte Hoffnung - 2. Tim 1,11+12

[Predigt als MP3]

Zeugnis

Anfang dieser Woche :

  • habe ich  Gott – habe ich Seine Güte – nicht mehr erkennen können
  • Haben Zweifel – an Seiner Liebe zu mir – meine Seele überrollt
  • Hatte ich keine Kraft mehr, weil das, was ich erlebt hatte, mir einfach alles zu viel war
  • Habe ich nicht einmal mehr richtig beten können

Dann:

  • Habe ich Freunde gebeten, für mich zu beten
  • Und dann – es schien völlig unmöglich – eine Woche erlebt, die „lief, wie geschmiert“ 
  • Erlebt, wie mehr und mehr Ruhe einkehrte in meinem Herzen

Und dann:

  • Die Erkenntnis: das war der Feind – und eine seiner liebsten Schachzüge – erst Leid zu verursachen – und dann Gott dafür verantwortlich zu machen. Meinen Blick abzuwenden von Seinem Wort, Seinem Wesen, Seiner Liebe und Gnade – mit einem einzigen Ziel: den glimmenden Docht in meiner Seele zum Erlöschen zu bringen.
  • Und dann eine zweite Erkenntnis: Es ist Gott, der mich bewahrt – ER allein – und Er wird es auch weiterhin tun.
  • Und eine Dritte: In der Zeit der Vorbereitung dieser Predigt wurde mir dann klar, was mein Erleben mit unserem heutigen Text zu tun hat. Aber lesen wir selbst:


Unser Text (2 Tim 1,11+12)

In unserem Text redet Paulus von dem „[...] Evangelium, 11 für das ich eingesetzt bin als Prediger und Apostel und Lehrer. 12 Aus diesem Grund leide ich dies alles; aber ich schäme mich dessen nicht; denn ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, dass er bewahren kann, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag.“


Übersicht (2 Tim 1,11+12)

Auch wenn es nur 2 Verse sind, so ist unser heutiger Text doch wieder so dicht und gespickt mit Hinweisen, dass ich gut und gerne 3 oder gar 4 Predigten darüber halten könnte. Aber dann kämen wir ja nicht voran. Um Euch also dieses Schneckentempo zu ersparen, habe ich mir gedacht, dass ich Euch eine kurze Übersicht über die heutigen Verse gebe – und dann 3 Schwerpunkte setze.


Die Übersicht sieht ungefähr so aus:

  • Es geht Paulus in unserem Text von vorne bis hinten um 2 Dinge: das Evangelium – und um Christus
  • Für das Evangelium ist Paulus von Christus eingesetzt als Verkündiger, Bevollmächtigter und Lehrer
  • Für das Evangelium leidet Paulus im Gefängnis in Rom; erwartet seine Hinrichtung; den sicheren Tod
  • Weil das Evangelium eine gute Botschaft ist – weil sie Christus bezeugt – unseren Heiland, den, der uns liebt, schämt Paulus  sich nicht, für diese Verkündigung wie ein Verbrecher angesehen zu werden
  • Und weil das Evangelium, das Christus selbst dem Paulus anvertraut hat, auch von Christus bewahrt wird, ist Paulus gewiss, dass Er dieses Evangelium in ihm – und damit Seine Erlösung! – bewahren wird
  • Und zwar bis zu dem großen Tag, an dem Jesus wiederkommt, um die Welt zu richten.


Die 3 Schwerpunkte, die ich setzen möchte, sind folgende:

  • Paulus spricht von dem ihm „anvertrauten Gut“ – für mich der Schlüssel zum Text
  • Paulus schreibt über das Leiden, das wir erfahren –  aufgrund dieses Guts
  • Und Paulus schreibt von der Bewahrung durch Christus, der uns – und in uns dieses Gut – durch alle Anfechtung hindurch bewahrt; bis an den Tag, an dem Gottes Ewigkeit anbricht.


Das anvertraute Gut

Paulus spricht in unserem Text von dem „mir anvertrauten Gut“. Doch was meint er damit? Im griechischen steht hier die Formulierung "την παραθηκην μου", ein Ausdruck aus dem Finanzwesen, der ungefähr soviel heißt, wie „meine Einlage“ – oder eben „mein mir anvertrautes Gut“. Robertson, ein begnadeter Spezialist für das Griechische, fühlte sich in seinem Kommentar zu dieser Formulierung an ein Gleichnis Jesu erinnert, an „die Bank des Himmels“ sozusagen, in „die kein Einbrecher einbrechen kann“. Um unseren Text zu verstehen ist es dabei wichtig, zu sehen, dass dieses „anvertraute Gut“ – diese „Einlage“ also – zwei Bilder in sich schließt:

Zum Einen das Bild vom Evangelium selbst, welches Gott in unsere Herzen gelegt hat. Wenn Paulus vom "anvertrauten Gut" spricht, dann hört sich das oft so an: "[...] sie sahen, daß mir anvertraut war das Evangelium an die Heiden [...]"  (Gal 2:7). Oder er spricht von "[...] dem Evangelium von der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut ist." (1Tim 1:11). Oder ganz einfach vom "Geheimnis des Glaubens" (1Tim 3:9). In diesem Sinne ist das uns „anvertraute Gut“ also die Botschaft davon, dass Christus, die zweite Person des ewigen und allmächtigen Gottes, Mensch geworden ist. Davon, dass ER – an unserer Stelle! – ein vollkommen gerechtes Leben gelebt hat und dass ER für unsere Schuld gestorben ist. In diesem Sinne ist das uns „anvertraute Gut“ die gute Nachricht von der Liebe und Gnade Gottes: der uns alle unsere Schuld vergibt – und uns obendrein noch seine für uns erwirkte Gerechtigkeit verleiht; ja, der uns eines Tages zu sich in die Ewigkeit holen wird, wo es „kein Leid, keinen Schmerz und kein Geschrei mehr geben wird.“

Zum anderen schließt diese Formulierung vom „anvertrauten Gut“ aber auch das Bild von uns selbst mit ein. Von unserem Leben, von unserer Seele, von unserem Herzen, die wir in Gottes Hände legen, gerade indem wir Seiner guten Nachricht Glauben schenken. So schreiben die Ausleger Jamieson, Fawcett und Brown über das „anvertraute Gut“, es sei "[...] das, was ich ihm [Gott] anvertraut habe [...]; den Leib, die Seele und den Geist, die ich in Gottes Sicherheit aufbewahrt habe. [...]  Es gibt eine Einlage, die uns von Gott anvertraut wurde und die wir an andere weitergeben sollten; es gibt eine andere, die uns von Gott anvertraut wurde und die wir für Seine Aufbewahrung einsetzen sollten, nämlich uns selbst und unseren himmlischen Teil.“ – oder wie ein anderer Ausleger (Grotius) es formulierte: „Gott legt bei uns sein Wort ab; wir legen bei Gott unseren Geist ab.“


Leiden für das Gut

Bei unserer Bekehrung haben wir also unsere Seele in Gottes Hände gelegt – haben wir IHM unser Leben anvertraut. Wissend, dass wir sündig sind. Wissend, dass wir dieser Sünde - ohne Gottes Hilfe - hilflos ausgeliefert sind. Wissend, dass wir uns nicht selbst erlösen können. Im gleichen Augenblick aber hat auch Gott uns etwas anvertraut, hat ER einen Schatz in unsere Herzen gelegt; hat ER uns Sein Evangelium anvertraut. 

Und dieses Evangelium, so unscheinbar, wie es uns an trüben Tagen vielleicht erscheinen mag, ist das am heißesten umkämpfte Gut in unserem Universum. Ja, sobald wir das Evangelium im Glauben annehmen, sind wir wie ein Windlicht. Sind wir wie ein zerbrechliches tönernes Gefäß, in dem das Licht der Liebe Gottes angezündet wurde. Ein Licht, dass ständig der Gefahr ausgesetzt ist, ausgeblasen zu werden – und doch nicht verlischt. Dieses Evangelium in uns ist einer der Gründe, warum wir leiden – weil es der Teufel mit aller Macht auslöschen will: den Glauben daran, dass Gott gut ist - und dass ER es gut mit uns meint. 

Und dazu führt er zwei Waffen ins Feld: Verführung und Anfechtung.  Verführung: das ist, dass er uns glauben machen will, dass Gott ein Spielverderber ist, der uns keine Freude gönnt. Und dass ER uns das wahrhaft Gute vorenthalten will, so dass wir, wenn wir Freude erleben wollen, gar nicht anders können, als uns dieses angeblich Gute in eigenwilliger Rebellion anzueignen; ja, dass wir Gottes Gebote brechen müssen, um glücklich zu sein.

Durch Anfechtung, das ist, dass er uns den Blick auf Gottes Wesen verstellt – auf Seine Heiligkeit und Reinheit und Schönheit – und auf Seine unverbrüchliche, ewige Liebe zu uns; auf seine Treue und Gnade und Barmherzigkeit. So, das wir – mit Blindheit geschlagen – gar nicht anders können, als zu verzweifeln und Gott den Rücken zu kehren*. 

Beiden Arten der Anfechtung liegt eine Lüge zugrunde. In der Verführung ist es die Lüge, dass wir in Gottes Schöpfung und in seinen Gaben mehr Freude finden können, als in Gott selbst. In der Anfechtung sind es der Schmerz und das Leid und in ihnen die Lüge, dass Gottes Wesen oder Seine Liebe zu uns nicht vollkommen seien, dass wir also ohne Gott besser dran wären. 

Mit diesen Anfechtungen sind wir nicht allein. Schon Petrus motiviert seine Gemeinde in seinem ersten Brief: "Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen." (1Pe 5,7-9)


Hoffnung im Leiden

Diese Anfechtung müssen wir als Christen alle erdulden - in der einen oder der anderen Form. Und der Grund ist kein anderer als der, dass der Teufel niemanden mehr hasst, als Gott – und damit uns, weil wir nach Seinem Bilde geschaffen sind. Und dass er nichts mehr hasst, als Gottes Wort und Evangelium, das Gott in unsere Herzen gelegt hat – weil es uns aus Seiner Herrschaft reißt – und weil er befürchtet, dass wir dieses Evangelium weiter geben und so noch viele Menschen aus Seiner Sklaverei der Sünde gerissen werden – und Gottes Freude erleben: bedingungslos geliebt zu sein.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Aber in meinem Leben vergehen wenige Tage, in denen mein Glaube nicht auf die eine oder andere Weise angefochten ist. Manchmal ist es zum verzweifeln. Gerade an solchen Tagen, an denen die Dunkelheit schier unerträglich wird. An Tagen, in denen die eigenen Kräfte so am Boden liegen, dass sie nicht einmal mehr ausreichen, um ein Gebet zu sprechen – geschweige denn: mit voller Zuversicht zu glauben, dass Gott gut ist – und es gut mit mir meint. An solchen Tagen spüren wir, dass wir verloren wären, wenn unsere Rettung allein in unseren Händen läge oder allein in unseren Kräften stünde.

Luther beklagt das so: „[...] betet und treibt Gottes Wort fleißig, erhaltet das arme Windlicht Gottes, seid gewarnt und gerüstet, als die alle Stunden gewarten müssen, wo euch der Teufel eine Scheibe oder Fenster ausstoße, Tür oder Dach aufreiße, das Licht auszulöschen. Denn er stirbt nicht vor dem jüngsten Tag; ich und du müssen sterben, und wenn wir tot sind, bleibt er gleichwohl der, der er allezeit gewesen ist, und kann sein Stürmen nicht lassen. Gott helfe uns.“

Gerade an solchen Tagen ist es der größte Trost zu wissen, was Paulus hier schreibt: dass es Christus selbst ist, der das Windlicht des Evangeliums in uns bewahren kann. Und der mit diesem Windlicht auch unsere ewige Erlösung bewahren kann. Er, der lebendige und allmächtige Gott. ER von dem es heißt: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus.“ (Jes 42:3). ER, unser Gott, spricht: „Ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden niemals umkommen. Niemand kann sie mir aus den Händen reißen, weil niemand sie aus den Händen meines Vaters reißen kann. Er schützt die, die er mir gegeben hat; denn er ist mächtiger als alle." (Joh 10:28-29)

Und darum fährt Luther in seinem Bild vom Windlicht fort: „Denn wir sind es doch nicht, die da die Kirche erhalten könnten, unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen, unsere Nachkommen werden es auch nicht sein, sondern der ist es gewesen, ist es noch, und wird es sein, der da spricht: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, Jesus Christus gestern und heute, der es war, der es ist, und der es sein wird. - Ja, so heißt der Mann, und so heißt kein anderer Mann, und soll auch keiner so heißen.“


Der Kern

Das also ist der Kern unseres heutigen Textes: dass es Christus selbst ist, der das arme Windlicht des Evangeliums in uns erhält. Der nicht zulässt, dass der glimmende Docht verlischt. Der die Flamme des Glaubens und der Hoffnung immer wieder anfacht in uns– durch Sein Evangelium – durch Sein Wort.

John Calvin, schreibt in seinem Kommentar zu 2. Timotheus: "Inmitten jedes Sturms und Sturms wird der Mensch ungestörte Ruhe genießen, der eine feste Überzeugung hat, dass Gott, "der nicht lügen kann" (Titus 1:2) oder betrügen, gesprochen hat und zweifellos tun wird, was er versprochen hat. [...]  Dieser Abschnitt ist sehr beachtenswert, denn er drückt bewundernswert [...] aus, [...] dass wir Gott auch in verzweifelten Angelegenheiten die Ehre geben sollten, nicht daran zu zweifeln, dass er wahr und treu sein wird; und wenn er ebenfalls zeigt, dass wir uns auf das Wort so voll und ganz verlassen sollten, als hätte Gott sich uns vom Himmel aus offenbart [...]“

Darum ruft uns Gott zu: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“ Darum schreibt Paulus: „Darum will ich mich [...] rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes [...] in Nöten [...] und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ (2Kor 12:9-10) Oder mit den Worten von Petrus: „Und wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig.“ (1Pe 3:14)“ Denn: "[...] unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat." (1Jo 5:4)


Fragen an Dein Herz

  • Hast Du Gottes Evangelium als Dir anvertrautes Gut in Dein Herz aufgenommen?
  • Was fechtet Deinen Glauben an Gottes Güte und Liebe zu Dir an?
  • Willst Du glauben, dass Gott Dich liebt und bewahrt?

Allein aus Gnade - 2. Tim 1,9+10

[Predigt als MP3]

Einleitung – Wie gut bin ich?

Kennt ihr das? Diese Gedanken – ja manchmal nur dieses mulmige Gefühl: „Wieso sollte Gott meine Gebete hören? Ich bin ein nichtsnutziger Mensch. Jeden Tag mache ich Mist. Nicht mal meine Gedanken kriege ich unter Kontrolle – geschweige denn, mein Handeln! Ich bin schmutzig und wertlos. Meine Gebete gehen bestimmt nur bis genau unter die Zimmerdecke – und das zu Recht. Gott ist weit weg. Und Er schaut nur mit Widerwillen auf mich und mit Zorn. “ Das sind Gedanken der Anklage. Anklagen des Feindes. Anklagen, die sich um Deine Taten drehen – oder wie Luther gesagt hätte: um Deine Werke. Anklagen, die einen wahren Kern haben, was Deine Sündhaftigkeit angeht – und eine schlimme Lüge enthalten, was Deinen Stand vor Gott betrifft – wir werden sehen.

Oder sitzt Du gerade auf Deinem Stuhl und denkst Dir: „Was für Anfänger. Sowas passiert mir schon lange nicht mehr! Ich bin ein erfahrener Christ. Ich lasse mich nicht so ins Bockshorn jagen. Ich habe den Bogen raus! Ich bin diszipliniert und habe meine Gedanken und mein Handeln vollkommen unter Kontrolle! Wenn Gott mich ansieht, kann er sehr zufrieden sein – ja ich glaube sogar, er ist ganz heimlich stolz auf mich. So reife und erfahrene und gehorsame Christen wie mich gibt es schließlich wenige. Gott schaut auf mich mit Anerkennung und Lob. Das sind Gedanken der Verführung. Verführungen des Feindes. Verführungen, die sich um Deine Taten drehen – oder wie Luther gesagt hätte: um Deine Werke. Verführungen, die einen wahren Kern haben, was Dein Handeln angeht – und eine schlimme Lüge enthalten, was Deinen Stand vor Gott betrifft – wir werden sehen.


Unser Text

"Gott hat uns erlöst und berufen; nicht aufgrund unserer Taten, sondern weil er schon lange, bevor es die Welt gab, entschieden hatte, uns durch Christus Jesus seine Gnade zu zeigen. 
Nun ist uns das alles durch das Kommen unseres Retters Jesus Christus offenbart worden. Er hat die Macht des Todes gebrochen und mit der guten Botschaft den Weg zum ewigen Leben ans Licht gebracht."

Diesen Text möchte ich heute gemeinsam mit Euch aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten – der menschlichen Perspektive der Zeit – und aus Gottes ewiger Perspektive.


Die Perspektive der Zeit

„Nun ist uns das alles durch das Kommen unseres Retters Jesus Christus offenbart worden. Er hat die Macht des Todes gebrochen und mit der guten Botschaft den Weg zum ewigen Leben ans Licht gebracht.“

Lasst uns für eine Zeit die Dinge des Glaubens aus unserer menschlichen Perspektive betrachten – aus der Perspektive der Zeit. Aus dieser Perspektive können wir sagen: Jesus Christus, der Sohn des allmächtigen Gottes, die zweite Person der ewigen Trinität, hat vor fast 2.000 Jahren menschliche Gestalt angenommen und unter uns gelebt. Das ist nun Geschichte. So, wie Cäsar und Cleopatra Geschichte sind. Jesus Christus ist in diese unsere Welt gekommen. Und er hat hier unter uns gelebt. Er hat gelehrt und geheilt und unfassbar viel Gutes getan. Er hat gelitten und ist gestorben und war doch ohne Sünde. Er kam als unser Stellvertreter. Er tat all das Gute für uns – damit uns, fast 2.000 Jahre später, Seine guten Taten zugerechnet werden könnten. Und er starb für uns – damit uns, fast 2.000 Jahre später, all unsere Sünden vergeben werden könnten. Er hat mit Seinem Tod die Macht des Todes gebrochen: weil wir uns – wenn wir an ihn glauben – nicht mehr fürchten müssen, zu sterben: Weil auf uns nicht mehr das schreckliche Gericht Gottes wartet: das gerechte Gericht über all‘ unsere Gottlosigkeit, unseren Egoismus, unsere Lieblosigkeit, unsere Schuld und über all‘ das Schlechte in uns und in unseren Taten. Sondern auf uns wartet der Himmel: das Paradies steht uns offen – und ein ewiges Leben ohne Leid, Schmerz und Geschrei. Dieses Geschenk Gottes an uns ist durch das Kommen Jesu Christi ans Licht gekommen. Das ist die gute Botschaft: dass wir einen Stellvertreter haben, der uns so unfassbar liebt, dass Er bereit war, für uns zu leben und für uns zu sterben – um uns vor dem ewigen Tod zu bewahren und uns – trotz all unserer Schuld und unseres Versagens – ewiges Leben zu schenken.


Die Perspektive der Ewigkeit

Doch wie kommen wir an diese Erlösung? Müssen wir uns auf die Suche nach Christus machen – von dem wir vielleicht noch nie etwas gehört haben? Und wenn wir von Ihm gehört haben: müssen wir nur feste genug glauben, um gerettet zu werden? Oder müssen wir erst bessere Menschen werden? Doch dann die Fragen: Ist unser Glaube fest genug? Oder zweifeln wir zu viel? Ist unser moralisches Verhalten überhaupt gut genug? Oder kann Gott mit unserer Leistung gar nicht zufrieden sein?

Wenn ich heutzutage einigen Predigern zuhöre, wenn es um die Frage geht, wie man gerettet wird und was man dazu tun muss, dann höre ich an manchen Stellen, dass wir nur ein Übergabegebet sprechen müssen und alles ist gut. 

Versteht mich richtig: Ich habe nichts gegen Übergabegebete. Ich habe auch nichts dagegen, dass Menschen ihrem Glauben dadurch Ausdruck verleihen, dass sie Christus ihr Leben in einem bewussten Gebt übergeben. Und doch bleibt bei mir vielfach ein schaler Nach-Geschmack zurück. Ein Nachgeschmack von Werken. Ein Nachgeschmack von Leistung. Ein Geschmack davon, dass der Mensch mit seinem Handeln beim Erlösungswerk im Mittelpunkt steht. 

Doch was sagt die Schrift dazu? Wie werden wir vor dem Zorn Gottes über unser gottloses Leben errettet? Wie bekommen wir dieses ewige Leben ohne Schmerz und Geschrei, ohne Leid und Tod? Hier hat die Bibel eine eindeutige, eine klare, ja eine vollkommen unmissverständliche Antwort: Dass ein Mensch Erlösung findet, ist ALLEINE Gottes Werk! Es hat nichts zu tun mit dem, was wir tun – REIN GAR NICHTS. ER hat uns erlöst, weil ER es so wollte – weil ER sich entschieden hatte, uns gnädig zu sein. Er hat uns erlöst aus Gnade – nicht aufgrund unserer Leistung oder Anstrengung. ER hat uns erlöst von Ewigkeit her – lange, bevor es die Welt gab – und nicht, weil wir in der Zeit ein Gebet gesprochen haben. 


Vor der Zeit der Welt

Lasst uns diesen Gedanken noch einmal von drei Seiten beleuchten: 

1. Es liegt nicht in unserer Wahl begründet, dass wir erlöst werden sondern in Gottes Wahl
2. Wir werden erlöst nicht aufgrund unserer Werke sondern aufgrund von Gottes Gnade
3. Wir wurden nicht erlöst, als wir in der Zeit etwas taten – sondern bevor es die Welt gab

1. Es liegt nicht in unserer Wahl begründet, dass wir erlöst werden sondern in Gottes Wahl

Joh 15:16: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt [...]“

Joh 6:44: "Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater [...] ihn nicht zu mir zieht“

Rö 9:15-16: "Gott sagte zu Mose: »Ich schenke meine Gnade und mein Erbarmen, wem ich will.« Gottes Zusagen erhalten wir also nicht, indem wir sie uns wünschen oder uns darum bemühen, sondern Gott erbarmt sich über den, den er erwählt.“

Römer 8:29-30: "Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.“

Dass es also den Moment geben würde, an dem wir Jesus unser Leben übergeben, hat Gott nicht nur von Ewigkeit her gewusst, Er hat es von Ewigkeit her so gewollt.


2. Wir werden erlöst nicht aufgrund unserer Werke sondern aufgrund von Gottes Gnade. 

Römer 3:20-30: "Denn niemand wird in Gottes Augen gerecht gesprochen, indem er versucht, die Gebote zu halten. Im Gegenteil, je besser wir Gottes Gesetz kennen, desto deutlicher erkennen wir, dass wir schuldig sind. [...] Doch nun hat Gott uns [...] einen anderen Weg gezeigt, wie wir in seinen Augen gerecht werden können [...]. Wir werden von Gott gerecht gesprochen, indem wir an Jesus Christus glauben. Dadurch können alle ohne Unterschied gerettet werden. Denn alle Menschen haben gesündigt und das Leben in der Herrlichkeit Gottes verloren. Doch Gott erklärt uns aus Gnade für gerecht. Es ist sein Geschenk an uns durch Jesus Christus, der uns von unserer Schuld befreit hat. Denn Gott sandte Jesus, damit er die Strafe für unsere Sünden auf sich nimmt und unsere Schuld gesühnt wird. Wir sind gerecht vor Gott, wenn wir glauben, dass Jesus sein Blut für uns vergossen und sein Leben für uns geopfert hat. [...]. Können wir nun stolz darauf sein, dass wir irgendetwas dazu getan haben, von Gott angenommen zu werden? Nein, denn das geschah nicht aufgrund unserer guten Taten, sondern allein aufgrund unseres Glaubens. Wir werden durch den Glauben vor Gott gerechtfertigt und nicht durch das Befolgen von Regeln. [...] Es gibt nur einen Gott. Und es gibt nur einen Weg, von ihm angenommen zu werden. Nur aufgrund des Glaubens spricht er die Menschen vor sich selbst gerecht [...]"

Epheser 2,8-9: "Weil Gott so gnädig ist, hat er euch durch den Glauben gerettet. Und das ist nicht euer eigenes Verdienst, es ist ein Geschenk Gottes. Ihr werdet also nicht aufgrund eurer guten Taten gerettet, damit sich niemand etwas darauf einbilden kann."

Dass wir uns für Jesus entschieden haben und mit ihm leben wollen, ist also nicht unseren tollen Leistungen zu verdanken oder weil wir so tolle Menschen sind – sondern es ist allein der Tatsache zu verdanken, dass Gott uns gnädig ist. Wir sind Sünder – wir haben die Ebenbildlichkeit Gottes, zu deren Zweck wir geschaffen wurden verloren – und wir können sie uns nicht selber zurück geben. Wir sind gefallen; brauchen Erlösung; brauchen Gnade.


3. Wir wurden nicht erlöst, als wir in der Zeit etwas taten – sondern bevor es die Welt gab. 

Eph 1:4-5: "Schon vor Erschaffung der Welt hat Gott uns aus Liebe dazu bestimmt, vor ihm heilig zu sein und befreit von Schuld. Von Anfang an war es sein unveränder-licher Plan, uns durch Jesus Christus als seine Kinder aufzunehmen [...]“

Tit 1:1-2: „[...] Ich bin [...] dazu berufen, [...] die Wahrheit zu verbreiten, die zum Glauben führt. Diese Wahrheit schenkt die Hoffnung auf ewiges Leben, das Gott schon vor dem Anfang der Welt zugesagt hat - und er kann nicht lügen.“

Dass wir erlöst sind, kann seinen Grund gar nicht in unserem Willen haben oder in unserer Leistung oder unserem Wollen – weil Gott schon vor dem Anfang der Welt entschieden hatte, uns – im Opfer Seines geliebten Sohnes am Kreuz – seine Gnade zu zeigen.


Der Kern

Was ist also der Kern unseres heutigen Textes? Ich denke es ist zweierlei: 

Zum einen musst Du, wenn Du zu den Verzagten gehörst, keine Angst mehr haben, dass Du nicht gerettet würdest – oder Gott Deine Gebete nicht erhört – oder dass ER Dich womöglich gar nicht will. Denn Du bist nicht wegen Deiner eigenen Anstrengungen zu Christus gekommen, sondern Du wurdest aufgrund von Gottes freier Gnadenwahl zu IHM hin gezogen. Und auf genau diese Weise wirst Du auch in Seiner Gegenwart bleiben – bis in alle Ewigkeit: nicht wegen Deiner eigenen Anstrengungen, sondern aufgrund von Gottes freier Gnade.  Darum steht Phil 1,6: "Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt.“

Und wenn Du glaubst, dass Du zu den Guten gehörst, auf die Gott stolz sein kann, dann lass Dir gesagt sein: Wirf Deinen gottlosen Stolz zum Fenster raus! Jesus als den Christus zu erkennen und an ihn zu glauben ist nicht Dein Verdienst, sondern eine Gottesgabe: Eph 2,8 steht: "Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es."  Das Gleiche gilt für Deine persönliche Heiligung und alles, was Dir gelingt: auch sie ist nicht das Werk Deiner Mühen und Anstrengungen – Gott bewahre – sondern Phil 1,6: es ist "Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat [...] und es vollenden wird [...].“

Darum sollten wir alle nachbeten, was Phil 3,9 geschrieben steht: "Ich verlasse mich nicht mehr auf mich selbst oder auf meine Fähigkeit, Gottes Gesetz zu befolgen, sondern ich vertraue auf Christus, der mich rettet. Denn ALLEIN durch den Glauben werden wir vor Gott gerecht gesprochen."


Fragen an Dein Herz

  • Worauf setzt Du Dein Vertrauen, wenn es um Dein Heil und um Deine Heiligung geht?
  • Wenn Dir die Gnade, an Jesus glauben zu können, schon zuteil wurde: möchtest Du Gott dafür danken?