Sonntag, 25. Oktober 2020

"Wie wir Gott begegnen können - Teil 3: Im Abendmahl" (Apostelgeschichte 2,42)

[Predigt als MP3


Einleitung

Ich möchte Euch heute ein Geständnis machen: Ich habe immer Bammel, bevor ich eine Predigt ausarbeite. Aber dieses Mal war es schlimmer: Ich bin mir vorgekommen, als würde mich jemand auffordern: Bitte beschreiben Sie dieses Bild in allen Details. Und zwar so, dass man die gesuchte Person darin finden kann. Auch ohne das Bild gesehen zu haben. Sie haben eine Minute Zeit:

 

Ganz ehrlich? „Findet Walter“ ist bestimmt ein Spaß, wenn man genügend Zeit hat. „Findet Walter“ als Text zu beschreiben, ist dagegen eine Herausforderung. Aber es in nur einer  Minute so zu beschreiben, wie es ist – in allen Details – ist völlig unmöglich. 

Und in nur einer einzigen Predigt das Abendmahl zu beschreiben ist noch schwieriger. Das Abendmahl hat so viele Facetten, Funktionen, Bedeutungen. Ja, das Abendmahl ist ein solches Mysterium, dass ich wohl 50 Predigten darüber halten könnte. Und selbst dann hätte ich noch nicht ansatzweise das gesagt, was darüber alles zu sagen ist. 

Das alles aber auch noch in nur 30 Minuten zu tun – ist völlig unmöglich. Ich habe mich daher entschlossen, mich extrem zu beschränken. Ich nur kurz andeuten, was ich  alles weggelassen habe. Wichtig ist mir, ist dem wesentlichen Aspekt Raum zu geben: Wie ich Gott begegnen kann – im Abendmahl!


Inhalt 


Auch heute geht es wieder um unseren Text aus Apostelgeschichte. Um die „4 Säulen der Gemeinde“, bzw. um die „4 Möglichkeiten, Gott zu begegnen“ . In der Apostelgeschichte 2,42 steht: „Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet.“

  • Was ich weggelassen habe: 
    • Zu Beginn möchte ich kurz zeigen, was ich alles weggelassen habe.

  • Abendmahl ist Begegnung: 
    • Dann möchte ich uns einen zentralen Aspekt des Abendmahls anhand von 2 Bildern nahe bringen: Dem Bild vom Tempel im alten Testament (keine Angst, es wird nicht staubig oder langweilig!) -- Und dem Bild von den Begegnungen eines Ehepaares.

  • Das Zentrum: 
    • Hier möchte ich uns in das mit hinein nehmen, was für mich das Zentrum des Abendmahles ist: Die Begegnung mit Gott - und zwar insbesondere den Aspekt der Gemeinschaft, der Zusammenkunft, der innigen Liebesgemeinschaft. Den Aspekt, einander – ohne Beschönigung – ohne Hüllen – ohne Masken – gegenüberzutreten. Und dabei die Erfahrung zu machen – bedingungslos geliebt zu sein

  • Balsam für Dein Herz
    • Letztlich möchte ich Mut machen, Christus ganz neu im Abendmahl zu begegnen.

Was ich weggelassen habe


Wenn wir als Evangelikale Christen über das Abendmahl nachdenken, dann gibt es vieles, was von Bedeutung ist – und wert ist, bedacht zu werden. Seien es theologische Fragen und geschichtliche Entwicklungen – seien es die vielen Facetten, Funktionen und Bedeutungen des Abendmahls oder seien es innere, persönliche Ängste oder kirchenrechtliche Fragen.

Da wäre zum Beispiel der Abendmahlsstreit zu dem sich am 1.-3. Oktober 1529: Zwingli, Ökolampad, Butzer, Luther, Melanchton u.v.a. zu den „Marburger Gesprächen“ trafen, um eine Einigung darüber zu erzielen, was das Abendmahl den nun sei: 
  • Sind Brot und Wein nur reine Zeichen, die auf Leib und Blut Christi hindeuten? (Zwingli)
  • Oder ging es um Jesu geistliche Gegenwart unter den Zeichen (Calvin)
  • Oder sollten wir die leibliche Gegenwart Christi in den Zeichen annehmen (Luther)
Einig war man sich nur in der Ablehnung der katholischen Lehre von der Wandlung. Doch trotz dessen konnten selbst diese großen Gelehrten den Streit nicht schlichten. Jeder hatte Gründe für seine Position und keiner wollte zurückweichen. Dies führte letztlich zur Trennung in die protestantischen Denominationen:
  • Lutheraner
  • Reformierte (also: Calvinisten, Zwinglianer und Presbyterianer)
Wenn ihr mich fragt: letztlich ist das Abendmahl - wie die Trinität oder die Natur Christi (wahrer Mensch und wahrer Gott) – ein Mysterium. Wer versucht, es nach einer Seite hin aufzulösen, verbrennt sich die Finger. 

Die Gründung der Brüderbewegung. Eben diese Trennung der Denominationen zu überwinden, war einer der Kern-Motivatoren in der Entstehung der Brüderbewegung. Ich zitiere: Die „Keimzellen der Brüderbewegung waren mehrere kleine Kreise von Christen im irischen Dublin, die sich regelmäßig zum Bibelstudium und Abendmahl versammelten. Zentrum der Lehren war, dass Christen frei und unabhängig von Denominationen zusammenkommen, [...] Die Zersplitterung der Christenheit in viele verschiedene Konfessionen lehnte man ab und hatte den Wunsch, der Einheit der Gläubigen, [...] Ausdruck zu verleihen, indem man [...]als „lebendiger Organismus“ zusammenkam. Jeder überzeugte Christ war willkommen, von welcher Konfession er auch kam. Spätestens 1829 wagte man es in einem dieser Kreise [...] erstmals auch das Abendmahl zu feiern, da es nicht an eine Institution gebunden sei [...].“ (Wikipedia)

Doch auch darum kann es heute nicht gehen. Nicht einmal um die vielen Facetten, Funktionen und Bedeutungen des Abendmahls. Denn das Abendmahl hat viele Facetten und Funktionen und Bedeutungen: Das Abendmahl ist:
  • ein Erinnerungsmahl „das tut zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19; 1Kor 11,25)
  • ein Bundesschluss „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut“ (Lk 22,20)
  • ein Zeugnis „verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1Kor 11,26)
  • ein Gemeinschaftsmahl „Das Brot [...] ist [...] Gemeinschaft des Leibes [...]“  (1Kor 10,16) 
    • Gemeinschaft mit Gott und Gemeinschaft mit einander.
  • ein Einheitsmahl „Denn ein Brot ist's. So sind wir, die vielen, ein Leib [...].“ (1Kor 10,17)
Jeder einzelne Aspekt hätte eine eigene Predigt verdient. Doch auch darum kann es heute nicht gehen; zumindest nicht im Detail.

Und dann sind da noch die: Ängste vor dem Abendmahl. Nur allzu oft werden wir davon abgehalten, am Abendmahl teilzunehmen: durch ein falsches Verständnis vom Abendmahl, durch den Irrglauben, erst „heilig sein“ zu müssen, oder weil uns der Widersacher Gottes verklagt und uns unsere Sünden vorhält und wir glauben, „zu schuldig sein“. 
Wenn es Dir so geht, möchte ich Dir heute nur die Antwort auf die 81. Frage aus dem Heidelberger Katechismus mit auf den Weg geben. Dort heißt es auszugsweise: 

„81. Frage: Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen? Antwort: Alle, die sich selbst um ihrer Sünde willen missfallen, die jedoch darauf vertrauen, dass Gott sie ihnen vergeben hat und dass auch die verbleibende Schwachheit mit dem Leiden und Sterben Christi zugedeckt ist, die aber auch begehren, ihren Glauben immer mehr zu stärken und ihr Leben zu bessern. [...]“

Doch auch das kann ich hier nicht weiter vertiefen. Was ich jedoch vertiefen möchte ist dieser Aspekt: 


Abendmahl ist Begegnung

Diese Wahrheit möchte ich vertiefen anhand von zwei Bildern: Dem Bild des Tempels im AT - 
und dem Bild der menschlichen Ehe (analog zu Epheser 5).

Das Bild vom Tempel: Der Tempel bestand aus drei nacheinander angeordneten Räumen:
einer Vorhalle, einen Hauptraum, und dem Allerheiligsten. Heiliges und Allerheiligstes waren durch eine hölzerne Zwischenwand getrennt, zwischen Vorhalle und Hauptraum gab es Türen. Nur der Hohepriester durfte – und auch er nur ein einziges Mal im Jahr – und zwar am Versöhnungstag (Jom Kippur) - in diesen Raum. 

Das Allerheiligste enthielt die Bundeslade, in der die Steintafeln mit den zehn Geboten lagen. Das Allerheiligste galt als der Ort, an dem Gott unter seinem Volk gegenwärtig war. Der Vorhang stand als Symbol für die Trennung zwischen Gott und den Menschen. Für uns bedeutet das: ohne Christus trennt uns unsere Sünde von Gottes Heiligkeit, wie der Vorhang das Heilige und Allerheiligste. 

Doch: als Jesus am Kreuz starb, zerriss der Vorhang (Mt 27, 51). Das bedeutet: Weil Jesus unsere die Strafe für unsere Schuld und Sünde am Kreuz auf sich genommen hat, haben wir nun Zutritt zum Allerheiligsten – zur direkten Begegnung mit Gott! Hier geht es um tiefste Begegnung: ohne Hüllen, ohne Schleier darf mein Herz vor Gott im Allerheiligsten offenbar werden – ohne, dass ich mich dabei fürchten müsste, denn: mir wird Gottes Wesen offenbar: „HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue [...]“ (Ex 34:6)

Der Schreiber vom Hebräerbrief drückt das so aus: 

„Weil wir denn nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum, den er uns aufgetan hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist: durch das Opfer seines Leibes, [...], so laßt uns: hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser.“ (Heb 10:19-22)

Das Bild von der Ehe: Im Epheserbrief mach Paulus klar, dass die Ehe zwischen Mann und Frau ein Gleichnis ist – dass die Liebe zwischen Mann und Frau ein Bild für die Liebe ist, mit der Christus Seine Gemeinde liebt. Wenn wir uns nun einmal vorstellen, wie die Begegnungen eines Ehepaares aussehen, dann werden wir die gleiche 3-Teilung erkennen, die wir schon im Tempel gesehen haben: Ein Ehepaar erfährt Begegnung in 3 Bereichen: In der Öffentlichkeit, Privat und 'in Ihrem Allerheiligsten'.

In der Öffentlichkeit: Hier hören wir sie reden und handeln, z.B. unter Freunden: hier erfahren wir einiges über die beiden — ihr Alter, ihre Herkunft, ihre Heimat, ihren Beruf, ihre Hobbies, ihre Ansichten und auch schon etwas über ihre Freuden und Nöte; je nach Tiefe der Bekanntschaft oder Freundschaft.

Privat: Hier begegnen sie einander, reden und handeln in ihren eigenen 4 Wänden: hier sind sie ganz sie selber: wir lernen ihren Charakter kennen. Wir erfahren viel, viel mehr über ihre Freuden und ihre Nöte, als in der Öffentlichkeit oder bei Freunden: über ihre Überzeugungen; über ihre Werte, vielleicht auch über ihre Laster und Tugenden, und – meist anhand von unausgesprochenen Regeln -, viel über ihr wahres Wesen. Im privaten Raum fallen viele Masken.

Die Ehepartner begegnen aber auch einander - in „ihrem Allerheiligsten“: alles, was hier geschieht, ist heilig; ist nichts für die Öffentlichkeit. Es bleibt verborgen. Es ist die tiefste Art und Weise, wie zwei Menschen einander begegnen können. Hier offenbaren sich die Eheleute einander. Hier gibt es keine Masken mehr, keinen Schleier, keinen äußerlichen Schein. Hier sind sie am verletzlichsten. Hier werden sie offenbar. Und hier geschieht das Wunder: Sie schenken einander die Gewissheit: Du bist angenommen!“ – „Ganz und gar!“ – „Ohne Einschränkungen.“ Sie sagen einander: „Ich sehe Dich!“ - „Und ich liebe Dich!“ - „So, wie Du bist!“ – „Ohne Einschränkungen.“ – „Ganz und gar.“

Das Zentrum


Begegnung – mit der Liebe Gottes. Wir begegnen Gott im Abendmahl. Wir treten vor Ihn hin – ohne Hüllen, ohne Masken, ohne Schutz – und müssen uns nicht mehr fürchten. Wir wissen uns von Ihm angenommen – so, wie wir sind – mit allen Ecken und Kanten. Wir können zu ihm kommen, mit all unseren Fehlern und Sünden und dürfen wissen: wir sind geliebt – durch und durch geliebt:

Im Abendmahl begegnen wir Jesus – unserem Heiland, erkennen Ihn, erkennen Seine Liebe zu uns; erinnern uns daran, dass Er uns mehr liebt als sein Leben. Wir schauen ans Kreuz und erinnern uns daran, dass Er alles gegeben hat, absolut alles, was ein Mensch – ja, ein Gott! - nur geben kann. 

Und nicht, weil wir so toll wären, oder ihm irgendetwas zu bringen hätten – nein: Er starb für uns, obwohl wir gottlos waren, Sünder, ja: Seine Feinde: 

„Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um wie viel mehr werden wir nun durch ihn gerettet werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind. Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind.“ (Römer 5:6-10)

Ja: 

„Gott hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden. 14 Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet.“ (Kol 2,13-14)

„Daraus folgt“, wie einer der Reformatoren schrieb, 

daß wir es wagen dürfen, der getrosten Zuversicht zu sein, daß uns das ewige Leben zugehört, weil er selbst sein Erbe ist, daß uns das Himmelreich, in das er bereits eingegangen ist, ebensowenig entrissen werden kann, wie ihm, und daß wir auf der anderen Seite von unseren Sünden nicht verdammt werden können, weil er uns schon von der durch sie begründeten Schuld freigesprochen hat [...]. Das ist der wundersame Tausch, den er in seiner unermeßlichen Güte mit uns eingegangen ist.“

Im Abendmahl schauen wir auf Jesus – auf Sein vollkommenes Leben, wir erkennen darin Sein Wesen: „voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 9:14). Wir erkennen, dass Er allein für uns gekommen ist, für uns gelebt hat. Wir nehmen das Brot und denken daran: Er ist „das Brot des Lebens“ (Joh 6,48) Wir denken daran: das Brot steht für den Leib. So, wie es zum Abendmahl gebrochen wird, so hat Jesus sich am Kreuz für unsere Schuld zerbrechen lassen: „Aus Seiner Fülle haben wir alle genommen, Gnade um Gnade“ (Joh 9:16) Wir nehmen den Wein und denken an Sein Blut, dass Er aus Liebe für uns vergossen hat. Sein Blut, das unsere Schuld bedeckt. Sein Blut, das den neuen Bund begründet – das Neue Testament. Sein Blut, in dem das Leben ist – das ewige Leben. 

Gewissheit der Erlösung – im Einsseins mit Ihm. Wir nehmen diese Gnadengaben, diese heiligen Gaben, diese Sakramente und wir kosten davon: „Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!“ (Ps 34,9) Wir denken mit Freude daran, dass Er auferstanden ist – und dass wir eins sind mit Ihm! In diesem Einssein – in dieser Verschmelzung; in ihr allein! – haben wir Erlösung! Es geht nicht allein um einen Tausch: „Sein Leben in Gerechtigkeit für mein Leben in Sünde“ und „Sein Kreuzestod für mein ewiges Leben“. 

Es geht darum, dass wir mit Ihm EINS gemacht sind. In Heidelberger Katechismus heißt es in der 76. Frage: 

„Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?“ Und als Antwort lesen wir: „Es heißt nicht allein, mit gläubigem Herzen das ganze Leiden und Sterben Christi annehmen und dadurch Vergebung der Sünde und ewiges Leben empfangen, sondern auch, durch den Heiligen Geist, der zugleich in Christus und in uns wohnt, mit seinem verherrlichten Leib mehr und mehr vereinigt werden, so dass, - obgleich er im Himmel ist und wir auf Erden sind -, wir doch ein Leib mit ihm sind [...].“

Was dieses Einssein bewirkt, lesen wir in der Antwort zur 79. Frage: 

„All sein Leiden und sein Gehorsam sind uns [damit] so gewiss zugeeignet, als hätten wir selbst das alles gelitten und vollbacht.“

Wir essen das Brot und trinken den Wein und nehmen so Christus selbst in uns auf: Er wird ein Leib mit uns – wir werden ein Leib mit ihm und können sprechen: 

„Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.“ (Gal 2:19b+20)

So erleben wir im Abendmahl und durch den Heiligen Geist der in uns wirkt, die aller-tiefste, direkte, innigste Liebesgemeinschaft. Und weil diese Vereinigung mit Christus, wie sie im Abendmahl geschieht, ein Geheimnis ist – ja ein Mysterium –, weil also das Abendmahl so viele Facetten hat, die unseren Verstand bei Weitem übersteigen, darum hat Gott uns die einfachen Zeichen von Brot und Wein gegeben, um uns sehen und schmecken und spüren zu lassen: „Ich gebe mich Euch hin – ich mache mich eins mit Euch – und schenke Euch ewiges Leben!“ 


Für Dein Herz


Jesus sehnt sich danach, mit Dir im Abendmahl Gemeinschaft zu haben! Er möchte Dir in Deinem Herzen begegnen! Er spricht: 

"Mit Sehnsucht
habe ich mich gesehnt,
dieses Passahmahl
mit euch zu essen,
ehe ich leide.“

(Lk 22,15)


Sonntag, 27. September 2020

"Wie wir Gott begegnen können - Teil 2: In der Gemeinschaft" (Apostelgeschichte 2,42)

[Predigt als MP3


Einleitung


„Meine lieben Beutlins und Boffins, und meine lieben Tuks und Brandybocks, Grubers und Pausbackens, Lochners und Hornbläsers und Bolgers, Straffgürtels, Gutleibs, Dachsbaus und Stolzfußens... (Stolzfüße!) Außerdem meine guten Sackheimbeutlins, die ich endlich wieder in Beutelsend willkommen heiße. Heute ist mein hundertelfter Geburtstag: einundelfzig bin ich heute! - (Hurragebrüll) Ich hoffe, ihr freut euch ebenso sehr wie ich. Ich will euch nicht lange aufhalten! Ich habe euch alle aus einem bestimmten Grund zusammengerufen. [...] vor allem, um euch zu sagen, daß ich euch alle unerhört gern habe und das einhundertelfzig Jahre eine viel zu kurze Zeit sind, um unter so vortrefflichen und bewundertswerten Hobbits zu leben. (mächtiger Beifall). Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr es verdient.“

An diese famose Stelle aus dem Buch „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien musste ich denken, als ich Gott gefragt habe, was ich heute predigen soll. Es ist die Geburtstagsrede von Bilbo zu seinem einhundertelfzigsten Geburtstag. (Übrigens: wer den „Herrn der Ringe“ noch nicht gelesen hat, hat nicht den Schatten einer Vorstellung davon, was er verpasst!)

Was mich an dieser Stelle bewegt ist, dass ich genau diese Worte auch zu Euch sagen könnte „[...] daß ich euch alle unerhört gern habe und das einhundertelfzig Jahre eine viel zu kurze Zeit sind, um unter so vortrefflichen und bewundertswerten Menschen zu leben.“ Und: „Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich habe weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so viel geliebt, wie ihr es verdient.“ 

Ja, ich bin überzeugt, dass wir alle eben diese Worte zueinander sagen könnten: „Ich kenne die Hälfte von uns nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich habe weniger als die Hälfte von uns auch nur halb so viel geliebt, wie ihr es verdient.“ Ist es nicht so? – Kennen wir nicht die Hälfte von uns nicht halt so gut, wie wir es gern würden? Und wäre es nicht schön, wenn das anders würde? 

Dass diese Liebe unter uns also wächst – darum soll es heute gehen. Und diese Liebe ist wie eine Münze mit 2 Seiten: Die Münze heißt „Gemeinschaft“. Ihre 2 Seiten heißen „Erkenntnis“. Die Erkenntnis Gottes in der Gemeinschaft – dass wir Gott in unseren Geschwistern begegnen können. Und die Erkenntnis Gottes für die Welt – dass die Welt an unserer Liebe untereinander erkennen kann, dass Gott wirklich existiert.


Inhalt 

Worum geht es also heute?

  • Unser Text
    • Zu Anfang möchte ich den Text mit uns lesen, der dieser Predigt zugrunde liegt. Er steht im Buch der Apostelgeschichte, im 2. Kapitel, im Vers 42. Man nennt ihn auch „Die Säulen der Gemeinde“ oder „Die 4 Säulen der Gemeinde“. In diesem Text geht es darum, auf welchem Fundament die Gemeinde Gottes steht – auf welchem Fundament also auch unsere Gemeinde steht. Und eine dieser 4 Säulen ist die Gemeinschaft – darum wird es heute gehen.

  • Gott in der Gemeinschaft begegnen
    • Zuerst möchte ich Euch davon berichten, wie Gott uns in der Gemeinschaft selbst begegnen – und wie er genau damit beschenken kann. Es ist etwas Wunderbares – ja, eins von dem wunderbarsten, was wir in diesem Leben auf der Erde erleben können.

  • Unsere Gemeinschaft als Zeugnis
    • Dann möchte ich mit Euch darüber nachdenken, wie wichtig es ist, dass wir als Geschwister in der Liebe bleiben – und welche Bedeutung unsere Liebe untereinander für die ganze Welt hat!

  • Die Gemeinschaft bewahren
    • Und ich möchte uns daran erinnern, wie angefochten unsere Gemeinschaft ist. Wie sehr der Feind alles daran setzt, sie zu zerstören – und was wir dagegen tun können

  • Balsam für Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich uns ermutigen: Gott in der Gemeinschaft zu begegnen – Ihn in der Gemeinschaft zu suchen! Aufmerksam zu bleiben, wo die Gemeinschaft für Dich in Gefahr ist. Und Schritte der Liebe zu gehen – um sie zu erhalten.

Lasst uns zu Anfang mal den Text gemeinsam lesen.


Unser Text


Lasst uns zu Anfang darauf hören, was Gott uns über die erste Gemeinde zu berichten hat:

„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“

Dieser Text scheint auf den ersten Blick sehr unscheinbar – es ist ja auch nur 1 Vers. Doch was darin steht, sind 4 der wichtigsten Dinge, die eine Gemeinde – ja, auch unsere Gemeinde – im Innersten prägen und zusammen halten:

  1. Die Lehre der Apostel – das geschriebene Wort Gottes – das Zeugnis derer, die uns von Jesus berichtet haben.  Ohne sie wüssten wir gar nicht, dass Jesus gelebt hat, geschweige denn, wie sehr Er uns liebt und was Er für uns am Kreuz getan hat. Ohne das Zeugnis der Apostel wüssten wir nichts vom Evangelium. Darüber habe ich in der 1. Predigt dieser „Mini-Serie“ gepredigt.

  2. Die Gemeinschaft. Darum soll es heute gehen: Warum die Gemeinschaft so wichtig ist – und wie zerbrechlich sie ist. sie ist so wichtig, weil wir in der Begegnung untereinander Gott begegnen können - und weil die Welt im Anblick unserer Liebe untereinander Gott begegnen kann. Gemeinschaft ist also eine Münzen mit zwei Seiten. Diese Gemeinschaft ist so zerbrechlich, weil der Feind Gottes uns dazu verführen will, sie zu zerstören.

  3. Das Brotbrechen

  4. Das Gebet
Auf die beiden letzten Punkte werde ich in den nächsten Predigten eingehen.


Gott begegnen


Ich könnte Euch heute viele Geschichten darüber erzählen, wie ich Gott bereits in meinen Geschwistern begegnet bin – wo ich gespürt habe, dass da mehr war, als einfach nur der Bruder oder die Schwester, die mir gegenüber saß. Ich könnte Euch von vielen Begegnungen erzählen – mit Euch – mit Geschwistern aus anderen Gemeinden.

Ein Erlebnis ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Es war vor ungefähr 30 Jahren – und ich war 26 und auf Missionsurlaub in Kenia – mit WOL – in Ukunda am Diani Beach – einem der schönsten Strände der Welt. Kenia ist sowieso das schönste Land, dass ich je besucht habe. So viele Eindrücke – so viele Farben – so viele schöne Formen – so viele neue Töne: – ockerfarbener Sand – tropische Bäume – wilde Tiere – warme Sommernächte – Mondschein – das Rauschen der Wellen am Strand – das Rauschen der Palmen, im stetigen Wind, der vom Indischen Ozean herwehte. Ich werde diese Reisen (ich war insgesamt 2x dort) nie vergessen – denn es sind auch Freundschaften geblieben bis heute – mit die tiefsten meines Lebens.

Und doch: es war auch eine Zeit des Zweifels – ich war 1991 auf dem Höhepunkt einer schweren Depression – und ich war zu allem Überfluss auch noch unglücklich verliebt!
Mein innerer Schmerz wurde von der Schönheit um mich herum nur noch verstärkt 
– weil ich mich einerseits fühlte, als sei ich im Paradies auf Erden – und auf der anderen Seite so abgrundtief traurig war, dass ich kaum Worte dafür finden konnte.

Und dann kam Chris. Der damalige Leiter von einer Missionsstation in Kabete in Kenia. – Er nahm sich Zeit – Er hörte mir zu – Lange. Sehr lange. – Und dann sagte er Worte des Trostes, Worte von tiefer Weisheit – Worte, die Balsam waren für meine Seele – und ich weinte – weil eine Last von meinen Schultern gefallen war. 

Und als ich ihm überschwänglich dankte für Seine Liebe sagte er einen Satz, den ich mein ganzes Leben nicht vergessen werde: „Man, I didn’t die for you!“

Ich verstand, was er mir damit sagen wollte: Die Liebe mit der Er mich liebte, war nichts im Vergleich mit der Liebe mit der Christus mich liebte, als Er am Kreuz für mich Sein Leben ließ.
„I didn’t die for you!“ – Chris war nicht für mich gestorben. Jesus war für mich gestorben.
In diesem Moment war es, wie wenn ich Christus selbst in die Augen sehen würde – durch die Augen von Chris hindurch.

Ich war Christus begegnet – in meinem Bruder.

Seit diesem Erlebnis verstehe ich immer besser, warum dieses eine Gebot, dass Gott uns gegeben hat, so wichtig ist – im Gal 5,14 steht es: „Denn das ganze Gesetz ist erfüllt, wenn ihr das eine Gebot haltet: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ (Gal 5,14) Dieses Gebot ist so wichtig, weil wir auf diese Weise Gott in unserem Bruder / unserer Schwester begegnen können.

Seit diesem Erlebnis verstehe ich immer besser, das Jesus mit der Geschichte „Vom Weltgericht“ kein Gleichnis erzählt hat, sondern, dass es genau so sein wird – dass nämlich alles, was wir einander tun – wir letzten Endes Christus tun.  In Matthäus 25:31-40.46  steht das so:

„Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. [...] Und sie werden hingehen: [...] die Gerechten in das ewige Leben.“ (Mt 25:31-40.46)

Wenn ihr mehr lernen wollt über diese Liebe – über diese Liebe, mit der Gott uns aufruft einander zu lieben – dann lest den 1. Brief des Apostels Johannes – mit einer Frage im Sinn: Was hat die Liebe mit der Gemeinschaft zu tun? – Mit der Gemeinschaft mit Gott? - Mit der Gemeinschaft mit Deinen Geschwistern?

Gemeinschaft als Zeugnis


Ein großer Grund, in der Liebe und in der Gemeinschaft zu bleiben ist also, dass wir auf diese Weise – im anderen – Gott selbst begegnen können.

Es gibt aber noch einen anderen Grund – und auch er hat mit unserer Gemeinschaft zu tun – und was diese Gemeinschaft bei anderen bewirkt: Die einzige Bibel, die manche Menschen in der Welt je lesen werden, ist nämlich genau das: Dein und mein Leben! Sie werden nie im Johannesevangelium lesen, um zu erfahren , dass Jesus lebte – dass Er uns mehr liebt als Sein eigenes Leben – dass Er für unsere Schuld starb – dass uns unsere ganze Schuld vergeben ist - und dass Jesus auferstand und lebt – und dieses Angebot der Vergebung jedem Menschen macht. 

Alles, was sie je sehen werden, ist wie die Menschen, die ihm nachfolgen, sich verhalten: 
  • Sind sie ein Zeugnis dieser großen Liebe?
  • Sind sie ein Zeugnis dieser unendlichen Bereitschaft zu vergeben?
  • Oder streiten sie genauso, wie die Welt streitet?

  • Wieso sollten sie uns glauben, dass wir dem Erlöser begegnet sind?
  • Wieso sollten sie uns glauben, wenn wir ihnen sagen, dass Er die Liebe ist?
  • Wieso sollten sie uns glauben, wenn wir ihnen sagen, dass es in diesem ganzen Leben nur um eine einzige Sache geht: Gott und unseren Nächsten zu lieben?

  • Wieso sollten sie uns glauben, wenn sie diese Liebe bei uns nicht ERLEBEN?!
  • Wenn sie sie nicht spüren können?
  • Wenn sie sie nicht erfahren können?

Versteht ihr, was es bedeutet, wenn Jesus in Johannes 13,35 sagt: „Daran wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr LIEBE untereinander habt.“? Wenn er in Matthäus 5,16 sagt: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Wenn er einen Vers zuvor sagt: „Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.“

IHR LIEBEN! Wenn wir das Licht unserer Liebe – zu Gott – und zu unseren Geschwistern – und zu allen Menschen – nicht vor aller Welt leuchten lassen – wie sollen sie dann den Vater im Himmel erkennen? Bitte denkt einmal in der Stille darüber nach. 

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Der Feind der Gemeinschaft


Unsere Gemeinschaft – unsere gelebte Liebe zueinander – ist also unfassbar wichtig. Weil wir so Gott begegnen können. Und weil so die Welt eine Ahnung davon bekommen kann, wer Gott ist.

Und weil sie so wichtig ist, ist sie auch das größte Ziel des Satans – des Widersachers Gottes:
Er hat nichts anderes im Sinn, als Zwietracht zu säen – Gottes Werk zu zerstören – um Gottes Plan zu vereiteln. Gottes Plan war von Anfang an: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild das uns gleich sei!“ (1Mo 1,26). 

Von Gott aber wissen wir, dass Er Selbst ein Wesen der Gemeinschaft ist: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind von Ewigkeit zu Ewigkeit in Liebe verbunden. Die Heilige Trinität ist das Urbild aller menschlichen Gemeinschaft. Einer der kürzesten Sätze in der Bibel heißt: „Gott ist Liebe.“ Er steht übrigens bezeichnender Weise in diesem Zusammenhang: "Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.“ (1Joh 4,8)

Unsere Gemeinschaft untereinander – in der Ehe – in der Freundschaft – in der Nächstenliebe 
– vor allem aber in der liebenden Gemeinschaft in der Gemeinde – soll also ein Abbild – ein Ebenbild – der Liebe Gottes sein.

Und diesen Plan Gottes will der Feind um jeden Preis durchkreuzen. Warum? Weil er genau weiß, dass er damit seine 2 wichtigsten Ziele erreicht: Er raubt uns unsere Freude. Und er raubt der Welt einen Weg, auf das Evangelium aufmerksam zu werden.

Und wie macht er das? Er sät Halbwahrheiten, Missverständnisse und Vorurteile. Er stachelt Streit an, Missgunst und Ablehnung. Er bestärkt Dich, in Verletzungen zu baden, Dein Herz zu verhärten wie Stein – ja Deine Bitterkeit zu kultivieren. Kennst Du das? Was ist es bei Dir? Vor allem aber sät er den Hochmut, besser zu sein, als alle anderen – und mit dem Hochmut den Richtgeist: ich alleine verstehe die Sache richtig – ich allein bin im Recht – die Anderen sehen es falsch – die Anderen sind schuld.

Doch wie kann ich trotz all dem Bösen – das ja tatsächlich passiert – trotz all dem Schmerz, der mir widerfährt – wie kann ich trotz alledem in der Liebe bleiben? Ich denke, das hat sehr viel mit Gebet zu tun – und mit dem vollmächtigen Wirken von Gottes Heiligem Geist – und es hat damit zu tun, wie wir uns entscheiden: Welcher Stimme möchte ich folgen? – der Stimme des Feindes?  – Oder der Stimme Gottes?

Gott sagt: 

„Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Die Liebe wird niemals aufhören.“ (1. Kor 13,4-8)

Manchmal ist – um die Gemeinschaft zu bewahren – Vergebung nötig – dass man miteinander redet – sich ausspricht – dass man das tut, was in Eph 4,32 steht: „Seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.“ (Epheser 4,32)

Ihr Lieben! Es gibt so vieles zu gewinnen! Die Freude darüber, Gott in Deinem Bruder / Deiner Schwester zu begegnen. Die Freude darüber, dass Menschen in Dir / in Deiner Liebe / in unserer Gemeinschaft Gott begegnen.

Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Gott unsere Gemeinschaft / unsere Liebe zueinander wachsen lässt. Dass wir das mehr und mehr erleben dürfen: wie ER selbst uns in der Gemeinschaft begegnet. Dass Menschen in der Welt durch unsere Liebe / in unserer Gemeinschaft zu Gott finden. 

Das ist mein Gebet.


Für Dein Herz


Ich möchte Dir zum Abschluss dieses sagen:

Gott will Dir begegnen! Suche Seine Gegenwart In der Gemeinschaft mit Deinen Geschwistern.
Gott will der Welt begegnen! In Deiner Liebe. In unserer Gemeinschaft. Suche Ihn! Und frage Dich auch: Wo ist Gemeinschaft um Dich her in Gefahr? Was wirst Du tun, um sie zu erhalten?

IHR LIEBEN: 

„Liebt einander 
mit aufrichtiger Zuneigung 
und habt Freude daran, 
euch gegenseitig Achtung zu erweisen.“ 

(Römer 12,10)

Sonntag, 26. Juli 2020

"Wie wir Gott begegnen können - Teil 1: In Seinem Wort" (Apostelgeschichte 2,42)

[Predigt als MP3


Einleitung

Guten Morgen, ihr Lieben! Ich möchte heute mal mit einer Frage einsteigen: Was wissen wir überhaupt über Gott? Wir können Ihn nicht sehen. Wir können Ihn nicht hören. Wir können Ihn nicht riechen. Wir können Ihn nicht schmecken. Wir können Ihn nicht fühlen. Und selbst wenn wir es könnten: Woher wollten wir wissen, dass es Gott ist und keine Illusion - oder jemand anderes?

Damit wir wissen können, wer Er ist - hat Er uns Sein Wort gegeben - Sein Buch. Das ist jetzt natürlich schwierig, weil: Bücher gibt es viele. Und über manche andere wird auch behauptet, sie seien Gottes Wort.

Darum hat Gott Sein Wort an uns beglaubigt: und zwar in dem Er uns Menschen persönlich besucht hat - durch viele Wunder bewiesen hat, dass Er tatsächlich Gott ist – und dann (als klar war, dass Er Gott ist und immer die Wahrheit spricht) bekräftigt hat, dass dieses Wort, was wir heute in den Händen halten, Gottes Wort ist.

Kurzer Ausflug für die Wissenschaftler unter uns: es gibt 2 Sorten von Wissenschaften: Wissenschaften, die sich mit der Gegenwart befassen: hier werden Theorien im Experiment bewiesen oder widerlegt - und es gibt historische Wissenschaften: hier dienen historische Fakten der Beweisführung. Wie die Paläontologie, zählen auch die Geschichtswissenschaften, Teile der Sprachwissenschaften und Teile der Literaturwissenschaft, sowie die Archäologie zu den historischen Wissenschaften. Auch die historischen Wissenschaften arbeiten also mit Fakten – und diese Fakten kann man – wie z.B. alte Handschriften, Pergamente und Papyri – anfassen und analysieren und datieren, etc.

Die Zeit würde nicht reichen, hier über die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift zu sprechen.

Für heute nur einmal so viel:  Nach 40jähriger Forschungsarbeit stellte Prof. Kurt Aland vom Institut für neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster zur Überlieferung des Neuen Testaments fest: "Der Text des Neuen Testaments ist hervorragend überliefert, besser als der jeder anderen Schrift der Antike; die Aussicht, dass sich Handschriften finden, die seinen Text grundlegend verändern, ist gleich Null."  Prof. Kurt Aland war übrigens einer der Mitherausgeber des griechischen Grundtextes, auf dem unsere modernen deutschen Bibelübersetzungen basieren. 

Buchempfehlung: Kurt Aland, Das Neue Testament zuverlässig überliefert. Die Geschichte des neutestamentlichen Textes und die Ergebnisse der modernen Textforschung, Reihe: Wissenswertes zur Bibel, Teil 4, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1986, S.28. ASIN der Ausgabe von 1993: B0052U73C6

Doch warum ist das so wichtig, dass die Bibel wirklich Gottes Wort ist? Weil Jesus selbst gesagt hat, dass wir Ihn in diesem Buch finden können, Ihm begegnen können. „Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind's, die von mir zeugen“ (Joh 5,39) Gottes Wort legt also Zeugnis ab von Jesus – und, wie wir noch sehen werden – es spricht zu uns – aber davon später.

Darum soll es heute gehen: Gott zu begegnen - In Seinem Wort 

Doch der Reihe nach.


Inhalt 

  • Unser Text - Apostelgeschichte 2,42
    • Zu Beginn möchte ich mit Euch den Text lesen
    • Und auch kurz zusammenfassen, was da passiert ist

  • Gott begegnen – Warum?
    • Zu erst einmal möchte ich mal ganz frech fragen: Warum überhaupt Gott begegnen? Wir werden sehen: es gibt die besten Gründe!

  • Gott begegnen – aber wie?
    • Und nachdem klar geworden ist, warum es so wichtig ist, Gott zu begegnen, möchte ich mit Euch der Frage auf den Grund gehen, wie das denn gehen soll, Gott zu begegnen? Wie wir sehen werden, gibt es mehrere wirklich wesentliche Wege, wie das geschehen kann.

  • Gott begegnen – in Seinem Wort
    • Und last, but not least, möchte ich Euch heute mit in eine dieser Möglichkeiten Gott zu begegnen mit hineinnehmen – eben: wie wir Ihm in Seinem Wort begegnen können.

  • Balsam für Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich Euch eine Verheißung Gottes mitgeben – und Euch eine ganz konkrete Frage stellen.


Unser Text


Lasst uns zu Anfang mal den Text gemeinsam lesen. In Apostelgeschichte 2,42 lesen wir: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ Eine moderne Übertragung der Bibel in heutiges Deutsch ist mir da fast noch lieber gewesen – dort heißt es: „Sie alle widmeten sich eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war: Sie ließen sich von den Aposteln unterweisen, sie hielten in gegenseitiger Liebe zusammen, sie feierten das Abendmahl, und sie beteten gemeinsam.“ (Die Gute Nachricht)

Sie alle widmeten sich also eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war. Sich von den Aposteln in Gottes Wort unterweisen zu lassen, war also für die erste Gemeinde wichtig. Und ich bin der tiefsten Überzeugung, es ist auch für uns wichtig – vielleicht sogar wichtiger, als wir uns vorstellen können!

Gott begegnen? Warum?


Schon eine ganz schön freche Frage: „Gott begegnen. Schön und gut – aber warum?“ Ich glaube es ist nicht nur eine freche Frage, es ist auch eine ganz schön doofe Frage. Fast so doof, wie zu fragen: „Warum sollte ich Zeit mit meiner Frau verbringen?“ Na, weil es einfach das beste ist, was Dir überhaupt passieren kann! 

Lass mich erklären, warum ich das sage – und es mit Gottes Wort begründen:

  • In Psalm 15 betet der Psalmist: „Bewahre mich, Gott, denn bei dir finde ich Zuflucht! Ich sage zum HERRN: »Du bist mein Herr. Nur bei dir finde ich mein ganzes Glück!“ (Ps 15:2) Suchst Du Schutz vor den Ängsten Deiner Seele; vor den Gefahren in der Welt? Begegne Gott! ER ist Deine Zuflucht! Suchst Du wahre Freude, statt der unstillbaren Sucht nach immer noch mehr Befriedigung in der Welt? Begegne Gott! ER ist Dein Glück!

  • In 2. Korinther 3,18 lesen wir: „Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Ja, wir alle sehen mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit des Herrn. Wir sehen sie wie in einem Spiegel, und indem wir das Ebenbild des Herrn anschauen, wird unser ganzes Wesen so umgestaltet, dass wir ihm immer ähnlicher werden und immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit bekommen. Diese Umgestaltung ist das Werk des Herrn; sie ist das Werk seines Geistes.“ (2Kor 3,18) Willst Du frei werden von Bindungen und Süchten? Dann brauchst Du nicht herum zu krampfen: Es ist Sein Werk! Begegne Gott! ER gestaltet Dich um! Willst Du Jesus immer ähnlicher werden? Dann brauchst Du Ihm keine großen Leistung bringen: Es ist Sein Werk! Begegne Gott! ER gestaltet Dich um! Willst Du frei werden von Schuld und Scham? Dann brauchst Du Dich nicht länger zu verstecken! Er gibt Dir Anteil an Seiner Herrlichkeit! Es ist Sein Werk! Begegne Gott! ER gestaltet Dich um! Bei uns kommt zu dieser natürlichen Motivation noch hinzu: Unsere Vision als Gemeinde: Wir wollen Gott begegnen - um bewegt zu werden - und um letztlich Leben zu teilen.

Gott begegnen – aber Wie?


Ich habe kürzlich mit Joi darüber gesprochen: Wie machen wir das? Wie begegnen wir Gott?

Lukas, der Arzt, schreibt dazu in der Apostelgeschichte den Vers, den wir eingangs gelesen haben: „Sie alle widmeten sich eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war. Sie ließen sich von den Aposteln unterweisen, sie hielten in gegenseitiger Liebe zusammen, sie feierten das Mahl des Herrn, und sie beteten gemeinsam“_ (Apg 2,42)

Schon in meiner letzten Predigt (mit der Überschrift „Wie werde ich ein guter Christ?“) hatten wir gesehen: mindestens diese 4 Sachen braucht es, um in Jesus zu bleiben.  Wir hatten gesagt: 
  • Bleibe beim Lesen und Hören von dem, was Jesus sagt
  • Bleibe ganz praktisch in der Liebe – in der Gemeinschaft mit Deinen Geschwistern
  • Bleibe im Abendmahl – Jesus freut sich auf Dich!
  • Bleibe im Gebet – und lass‘ Dich begeistern vom Anblick Seiner Herrlichkeit 

Und genau das sind auch die 4 Dinge, die in der Apostelgeschichte stehen: Weil es genau die Dinge sind, die es braucht, um in Jesus zu bleiben – darum sind es auch genau die Dinge, die für die Gemeinde wichtig sind – die Dinge, die für Dich ganz persönlich wichtig sind!
  • Gottes Wort
  • Die Gemeinschaft mit Deinen Geschwistern
  • Das Abendmahl und 
  • Das Gebet
Wenn ich in diesen Dingen bleibe, dann bleibe ich in Jesus. Wenn ich aber in Jesus bin – was bedeutet das anderes, als dass ich ich Gott im tiefsten Herzen meiner Seele begegne? Über diese 4 Aspekte möchte ich in der nächsten Zeit predigen: über „das, was für sie als Gemeinde wichtig war“; darüber, wie wir Gott begegnen: in seinem Wort, in der Liebe, im Abendmahl und im Gebet. 

Heute möchte ich anfangen mit Gottes Wort. Ich glaube, dass es mindestens 3 wesentliche Weisen gibt, wie ich Gott begegnen kann in Seinem Wort. Die möchte ich mir gemeinsam mit Euch anschauen.


Gott Begegnen – In Seinem Wort


Wir begegnen Gott also in Seinem Wort. Aber wie geht das? Gott in seinem Wort begegnen?

Erst einmal ist es nichts, was wir machen können. Gott ist souverän und er offenbart sich uns nicht auf Knopfdruck, nach Seinem vollkommenen Willen. Und doch schenkt Er uns mindestens 3 Möglichkeiten, Ihm in seinem Wort zu begegnen – und die möchte ich Euch heute ans Herz legen

  1. Wir können ganz einfach Sein Wort lesen. Die erste, sehr einfache – und überall  verfügbare Möglichkeit ist – ich kann die Bibel (z.B. in der morgendlichen Stille / Andacht – aber auch zu jeder anderen Tages- und Nachtzeit) lesen. Wichtig dabei ist, dass ich sie nicht lese, wie das Kleingedruckte auf der Rückseite einer Shampoo-Flasche (nämlich – falls überhaupt – mit der geringstmöglichen Aufmerksamkeit). Wichtig dabei ist, dass ich mir bewusst mache, was ich da lese: Das lebendige Wort des Allmächtigen Gottes der selbst die absolute Wahrheit ist. Wichtig dabei ist, dass ich mir bewusst mache, dass Gott mir in Seinem Wort begegnen will. Jeder, der das schon mal erlebt hat, weiß: Gott wirkt durch den Heiligen Geist wundersamer Weise mit dem gelesenen (oder auch gelehrten und gepredigten) Wort in unserem Herzen zusammen. Er wirkt dort „rhema“ (vs. „logos“) – Er macht Sein Wort lebendig – Er spricht direkt zu mir ins Herz – und so begegne ich Gott in Seinem Wort. Das kann auch passieren, wenn ihr einem Menschen aus der Bibel vorlest. Gottes Geist hat eine Unfassbare Kraft. Gott kann ich also begegnen beim Lesen seines Wortes! Er spricht darin und berührt mein Herz!

  2. Wir können Predigten anhören. Um Sein Wort auszusäen, hat Gott uns Prediger gegeben, die Sein Wort predigen; es uns in der Predigt auslegen uns das Evangelium sagen. Auch hier wirkt Gottes Geist mit Wort zusammen: aus dem Wort » kommt die Predigt  || und aus der Predigt, in der der heilige Geist wirkt » kommt der Glaube an Jesus. Auch hier ist es wichtig, dass ich nicht zähle, wie viele Gummibärchen lang die Predigt war oder überlege, was man alles kritisieren könnte oder gar meinen Blick durch die Reihen und dann meine Gedanken schweifen lasse, um zu sehen, was für Leute sich hier tummeln. Sondern zu erwarten, dass Gott hier zu mir reden will – zu mir persönlich! Habt ihr das auch schon einmal erlebt? Dass Euch Gottes Wort mitten in einer Predigt erschreckt, wie eine Hand auf Eurer Schulter im Dunklen – und Euch offenbart, dass Eure geheime Schuld nicht länger geheim ist? Dass Euch Gottes Wort mitten in einer Predigt trifft, wie ein Hammer? Euch herausfordert, umzukehren von Sünde? Oder dass es Euch ganz sanft trifft – mitten im Herzen? – Mit dem Trost  und der Hoffnung des Evangeliums? – Mit dem Wort von Gottes unendlicher Liebe zu Dir, die selbst am Kreuz nicht kehrt gemacht hat, um Dich zu retten? – Mit dem Wort von Gottes unfassbarem Geschenk – von dieser unbeschreiblichen Hoffnung, die für Dich aufbewahrt ist in den Himmeln? Gott kann ich also begegnen beim Hören seines Wortes! Er spricht darin und belebt mein Herz!

  3. Wir können uns von guten Lehrern unterrichten lassen. Um Sein Wort noch besser kennenzulernen und zu verstehen, hat Gott uns Lehrer gegeben, die Sein Wort auslegen; uns unterweisen – uns lehren. Das kann im Hauskreis geschehen – oder in einer Bibelstunde – oder sogar in der Bibelschule. Das blöde ist nur: gute biblische Lehrer sind nicht jederzeit für mich persönlich verfügbar – die treffen sich ja nicht alle regelmäßig morgens bei mir zu Hause zum Kaffee. Darum gibt es zusätzlich zur gesprochenen Lehre auch noch die geschriebene Lehre: Auslegungen, Kommentare, Bibellexika und Konkordanzen. Gott sei Dank sind wir nicht alle gleich – daher gibt es auch wirklich gute Bildbände oder thematische Bücher. Und wem das immer noch zu trocken ist: es gibt auch wirklich gute Hörbücher und auch Videos. Meine Empfehlung – falls ihr Englisch könnt: Ligonier.org – eine absolute Fundgrube! Auch für die Bibel auf dem iPhone gibt es Apps mit hunderten von Tonnen von Material! Extrem praktisch. Mir ist es so gegangen beim Lesen von Augustinus auf dem iPhone in der Mittagspause: ich wurde und tief berührt von Seiner Auslegung der Schöpfung – und zu Tränen gerührt von Seiner tiefen, tiefen Liebe zu Gott! Gott kann ich also begegnen beim Studieren seines Wortes! Indem ich mich unterrichten lasse! Gott selbst spricht darin und lehrt mein Herz!

Balsam für Dein Herz


Natürlich ist nicht jeder Zugang jedermanns Sache und die Versuchung ist leicht da, einen der Wege zu vernachlässigen. Darum erlaubt mir, Euch daran zu erinnern, dass Gott uns eine große Verheißung gegeben hat: 

„Ihr werdet mich suchen und finden;
denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet,
so will ich mich von euch finden lassen,
spricht der HERR,
und will eure Gefangenschaft wenden.“

(Jer 29:12-14)


Lass mich das Wesentliche noch einmal für Dich wiederholen:

  • Gott zu begegnen ist Dein Glück: Bei Ihm findest Du Zuflucht und Schutz. Bei ihm wirst Du los von Bindungen und Süchten. Er schenkt Dir Freiheit. Bei ihm wirst Du frei von Leistungsdruck und Krampf. Er gestaltet Dich um in sein Bild. Bei ihm wirst Du frei von Schuld und Scham. Er schenkt Dir Anteil an seiner Herrlichkeit. Er bewegt Dich und macht Dich fähig, Leben zu teilen

  • Du kannst Gott begegnen 
    • im Lesen seines Wortes: Sein Geist macht Sein Wort in Dir lebendig. 
    • im Hören einer Predigt: im Evangelium. Er macht Dich lebendig; spricht zu Dir! 
    • im Studieren seines Wortes: Er selbst lehrt Dein Herz durch Seinen Geist.

Du kannst also Gott — und mit Ihm Schutz und Vergebung, Freiheit und Glück, Leben und Weisheit — finden in Seinem Wort; wenn Du ihn wirklich von ganzem Herzen dort suchst: im Lesen, im Hören und im Studieren. So hieß es auch in einer der vorangegangenen Jahreslosungen: „Dir nahe zu sein ist mein ganzes Glück“ (Ps 73,28)

Deshalb möchte ich Dir jetzt zum Abschluss eine einzige Frage stellen:
  • „Was willst Du heute ändern, um Gott im Wort und in der Tiefe zu begegnen?“
Und ich möchte Dir zusagen, was Jesus uns zugesagt hat: 

„Darum sage ich euch: [...]
sucht, und ihr werdet finden; [...]
Denn jeder, der [...] sucht, findet [...].“

(Lk 11:9+10)

Sonntag, 28. Juni 2020

„Wie werde ich ein guter Christ?“

Einleitung

Erinnert ihr Euch noch an die vorletzte Predigt über das Thema: „Ungeheuchelte Liebe“ (Rö 12,9)? Da hießt es: „Die Liebe soll echt sein, nicht geheuchelt.“ (Rö 12,9) und „Liebe aus einem reinen Herzen, einem guten Gewissen und einem Glauben, der frei ist von jeder Heuchelei.“ (1Tim 1:5) Dazu hatte uns Daniela ein Bild mit einer optischen Täuschung gezeigt und wir hatten anhand dieses Bildes gesehen, dass es Dinge gibt, die zwar real scheinen, aber gar nicht echt sind. So, wie es echte Liebe gibt – und Liebe, die nicht echt ist: Liebe, die geheuchelt ist – eine optische Täuschung.

Ich habe mich dann gefragt: -- Wo kommt diese ungeheuchelte Liebe her? Ich glaube hier kann man sich auch täuschen! Man kann diese Liebe als Werk verstehen, als Leistung, die ich Gott zu erbringen habe. Oder man kann sie verstehen, als das, was sie ist: eine Frucht des Geistes, ein Geschenk, das in der Zeit in mir reift. Eine Frucht der Verbundenheit mit Gott, die ich zulassen kann; ein Geschenk Gottes, dass ich annehmen kann.

Darum soll es heute gehen: Also um die Antwort auf die Frage: “Wo kommt diese ungeheuchelte Liebe her?” “Wie kriege ich sie?” Oder etwas allgemeiner (die Liebe ist ja eine Frucht des Heiligen Geistes): “Wie wächst die Frucht des Heiligen Geistes in mir? Oder noch allgemeiner: “Wie werde ich ein guter Christ?” (also einer der Frucht bringt)? Um diese Frage zu beantworten, möchte ich uns 2 Stellen aus dem Römerbrief lesen und diese dann im Licht von einigen weiteren, ganz zentralen Bibelstellen mit Euch betrachten.


Inhalt

Die Antworten auf die Frage habe ich mir übrigens von Jesus, Johannes und Paulus ausgeliehen... Also: was kommt auf Euch zu? 
  1.  Im ersten Abschnitt „Heiligung – aber wie?“
    ... werden wir sehen, dass unsere Heiligung allein Gottes Werk ist – nicht unseres
    ... und dass dieses Werk Gottes etwas damit zu tun hat „in Jesus zu bleiben“ (was auch immer das heißen mag)
  2. Und im zweiten Teil „Wie man in Jesus bleibt
    ... werden wir uns ganz anschauen, wie genau denn das gehen soll „in Jesus bleiben“
    ... weil dieses „in Jesus bleiben“ ganz zentral ist für die Beantwortung unserer Frage
  3. Balsam für Dein Herz
    Zum Schluss möchte ich alles noch einmal zusammenfassen – nämlich: wie man in Jesus bleibt – und ich möchte Euch das ganze Evangelium sagen: Gott liebt Euch so sehr, dass Er Euch nicht nur rettet, sondern Euch auch die Heiligung schenkt; auch, wenn das jetzt nicht bedeutet, dass ihr „die Füße hoch legen könnt“ ...
Wie das nun alles genau gemeint ist und wie es genau funktioniert, das schauen wir uns jetzt einmal in Ruhe an.


Heiligung - aber wie?

Im Römerbrief macht Paulus sehr klar, dass unsere Rechtfertigung keine Leistung ist, sondern ein Geschenk, welches Er uns aus Gnade schenkt. Dort steht: „Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, daß er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ (Rö 3:23-28)

Noch einmal: “So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ Unsere Errettung und Rechtfertigung ist also ein Geschenk von Gott! Wir müssen dazu keine Werke tun. Wir brauchen nur im Glauben anzunehmen, dass Jesus längst alles für uns getan hat. Deine Errettung ist also ein Geschenk! – Du musst nichts dazu tun!

Aber wie geht es dann weiter? Ab da muss ich mich richtig anstrengen oder? Wirklich? Ich glaube nicht! Im Römerbrief macht Paulus nämlich klar, dass auch ein gelungenes geistliches Leben ein Geschenk ist. Er schreibt: „Aber nicht verhält sich’s mit der Gabe wie mit der Sünde. Denn wenn durch die Sünde des Einen die Vielen gestorben sind, um wieviel mehr ist Gottes Gnade und Gabe den Vielen überreich zuteil geworden durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus. Und nicht verhält es sich mit der Gabe wie mit dem, was durch den einen Sünder geschehen ist. Denn das Urteil hat von dem Einen her zur Verdammnis geführt, die Gnade aber hilft aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit. Denn wenn wegen der Sünde des Einen der Tod geherrscht hat durch den Einen, um wieviel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus.“ (Rö 5:15-17)

Noch einmal zum "auf der Zunge zergehen lassen": “um wieviel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus.“  Paulus sagt also, dass wir im Leben herrschen werden! Dass also unser geistliches Leben von Erfolg gekrönt sein wird! Und zwar durch Jesus! Aber wie geht das?

Lasst uns dazu zwei weitere Verse anschauen – die uns etwas über die Heiligung sagen – und darüber, dass sie ein Geschenk ist - und keine Leistung. Und vor allem: wie wir an dieses Geschenk rankommen! In Philipper 1,6 steht: „[...] ich bin darin guter Zuversicht, daß der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.“ Wer wird das gute Werk vollenden? Gott sagt ganz klar, dass ER selbst es ist der uns vollenden wird! Noch einmal: “der in euch angefangen hat […] der wird’s auch vollenden.“

Können wir jetzt die Füße hochlegen? Ich denke nicht. Worum es vielmehr geht ist eine Art “aktive Passivität!” – also um ein "sich aktiv dafür entscheiden, Gott machen zu lassen". Was wir also vielmehr fragen müssen ist: "Wie geht das?" Oder genauer: "Aktive Passivität: wie geht das?" "Wie geht das: Gott machen lassen?" 

Jesus gibt uns darauf die Antwort: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh 15:5) Gott weiß ja längst, dass wir unfähig sind, Seine Gebote zu halten oder gar heilig zu werden. Alles, was wir daher tun müssen ist etwas ganz einfaches: wir sollen "in ihm bleiben". Das ist also der Schlüssel: in Christus bleiben.


Wie man in Jesus Bleibt – 4 Aspekte

Aber: Wie geht das? “In Jesus bleiben?” Wenn man Jesus, Johannes und Paulus zuhört, dann braucht es dazu mindestens 4 Dinge:

  1. Bleibe in seinem Wort. Jesus lehrte „Und wer seine Gebote hält, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1Joh 3:24) Und Paulus schrieb: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ (Rö 10,17) Wer also Gottes Gebote hält, der bleibt in Gott. Und wo stehen die Gebote Gottes? Natürlich in Gottes Wort! Das bedeutet: Wenn Du in Jesus bleiben willst, dann lies in der Bibel; komm zur Predigt; höre auf das, was Jesus sagt. Und dann vertraue Ihm – und folge Ihm in diesem Vertrauen – wohin auch immer Er Dich führen mag.
  2. Bleibe in der Gemeinschaft. Johannes schreibt seiner Gemeinde: “Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1Joh 4,16) Und er schreibt weiter: „Und das ist sein Gebot, daß wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und lieben uns untereinander.“ (1Jo 3:23) Wer also in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott. Das bedeutet ganz einfach: Liebe Deine Geschwister – schau Dich im nächsten Gottesdienst einfach mal um. Und dann denke daran: das ist Deine Familie! – Das sind Deine Brüder – Deine Schwestern. Das ist Deine Familie in die Gott Dich gestellt hat. Und Gott möchte, dass Du sie liebst! Das geht natürlich nur, wenn Du sie auch siehst und sie triffst. Wenn ihr miteinander redet. Wenn etwas miteinander unternehmt. Wenn ihr einander besucht. Wenn ihr echte Gemeinschaft habt. Wenn Du Du Deine Freude teilen kannst - und Deine Erkenntnisse - und vor allem auch, wenn Du Deinen Schmerz teilen kannst – wenn Du Dein Herz ausschütten kannst. Liebe geht nicht ohne Gemeinschaft. Das ist eine der größten Schwachstellen der heutigen Gemeinde! Jesus sagte: "Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt untereinander." (Joh 13,35)
  3. Bleibe im Abendmahl. Jesus sagte vor dem letzten Abendmahl: Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ (Joh 6,56) Wer im Abendmahl bleibt, der bleibt in Jesus. Darum: Komm zum Abendmahl! Jesus seht sich danach mit Dir im Abendmahl Gemeinschaft zu haben, wie mit den ersten Jüngern (Lk 22,15). Hab keine Furcht, Du könntest nicht heilig genug sein! Jeder ist eingeladen, der glaubt! Und wenn Du Bockmist gebaut hast, dann sage Jesus das. Er vergibt Dir gern! Er sehnt sich danach, mit Dir zusammen zu sein! ER liebt Dich!
  4. Bleibe im Gebet. Der nächste Vers ist unglaublich wichtig, den er enthält den zentralen Schlüssel für unsere Umgestaltung in das Bild Jesu - für unsere Heiligung - dafür, wie man ein guter Christ wird: „Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.“ (1Kor 3:18) Es ist also der Anblick der Herrlichkeit Christi der uns "in sein Bild verklärt"! Darum geht es doch! Wie werden wir so wie Jesus? Wie erfüllt sich Gottes großer Plan? Wie erfüllt sich Gottes großer Plan “Lasst uns Menschen machen, ein Bild, dass uns gleich sei!” (1Mo 1:26) Indem wir die Herrlichkeit Christi anschauen. Das ist sicher der Hauptgrund, warum Lukas auch in der Apostelgeschichte diese 4 Punkte noch einmal so zusammen fass: "Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet." (Apg 2,42) Gebet geschieht in der Stille. In der Anbetung. Im Anschauen des Wesens Gottes: Seiner Gnade, Seinem Erbarmen. Im Anschauen Seines Werkes: Seiner Schöpfung; Seiner Liebe am Kreuz! Es ist der allmächtige Schöpfer des Universums, aller Galaxien und Myriaden von Sternen, der für uns in Jesus Christus Mensch wurde, sich "erniedrigte [...] und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz." (Phil 2,8) Es ist Seine unbegreifliche Liebe, über die ein Englischer Liedermacher dichtete:
Come see His hands and His feet,
The scars that speak of sacrifice;
Hands that flung stars into space
 To cruel nails surrendered.

This is our God, the Servant King,
He calls us now to follow Him,
To bring our lives as a daily offering
Of worship to the Servant King.

---

Seht Seine Hände und Füße,
Die Narben, die vom Opfer zeugen;
Hände, die Sterne ins All geschleudert haben.
 An grausame Nägel ergeben.

Dies ist unser Gott, der dienende König,
Er ruft uns auf, ihm jetzt zu folgen,
Unser Leben als tägliches Opfer zu bringen.
der Anbetung des dienenden Königs.


Balsam für Dein Herz

Weil Er Dich so sehr liebt - kannst Du loslassen. Entspann Dich! Gott weiß, dass Du nichts tun kannst zu Deiner Heiligung. Darum hat ER versprochen es in dir zu tun. Für Dich! Alles, was  Er von Dir erwartet ist, dass Du ihn wirken lässt! Bringe Ihm Deine "5 Brote und 2 Fische". Tu das, was in Deiner Macht steht: "Bleibe in Jesus“. Bleibe beim Lesen und Hören von dem, was Jesus gesagt hat. Bleibe in der Liebe – in der Gemeinschaft mit Deinen Geschwistern. Bleibe im Abendmahl – Jesus freut sich auf Dich! Bleibe im Gebet – und lass‘ Dich begeistern vom Anblick Seiner Herrlichkeit. Und sei gewiss: ER wird Sein Werk vollenden:

„Die er aber vorherbestimmt hat,
die hat er auch berufen;

die er aber berufen hat,
die hat er auch gerecht gemacht;

die er aber gerecht gemacht hat,
die hat er auch verherrlicht.“


(Römer 8:29-30)


„Treu ist er, der Euch ruft;
er wird‘s auch tun.“


(1Thess 5,24)


Sonntag, 3. Mai 2020

Burnout - Warum Christen ausbrennen

Ich bin überzeugt, dass es zwei Aspekte ein und desselben Grundes gibt, warum Christen ausbrennen:

Zum einen, weil sie nicht in ihrer Berufung und damit im „Flow“ leben; sich in ihrem Tun nicht an den ihnen ganz persönlich von Gott verliehenen Gaben orientieren. Wir haben alle verschiedene Gaben von Gott bekommen (vgl. Rö 12 und 1Kor 12). Diese gilt es zu wertschätzen und in ihnen zu leben; sie auszuleben. Wenn Gott mir die Gabe der Diakonie gegeben hat, ich mich aber als Gemeindeleiter versuche, werde ich ausbrennen.

Zum anderen brennen Christen aus, weil sie nicht in der von Gott gewollten Einheit mit dem „Christus in euch“, der „Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27) leben; weil sie versuchen „für“ Christus zu leben, statt IHN — an sich, in sich und durch sich — Sein Werk tun zu lassen durch den Heiligen Geist. Jesus hat uns gelehrt: „Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh 15,4+5) Wer sich selbst so überschätzt, dass er Joh 15,5 ignoriert, in dem Glauben, er selbst könne, unabhängig vom Heiligen Geist, irgendetwas für Gott bewirken, der brennt unweigerlich aus.

Beides jedoch sind Aspekte ein und derselben Sache: es geht um Einheit. Um die Einheit mit dem in mir wohnenden Christus, mit seiner Person, dem Heiligen Geist — und um die Einheit mit seinem Plan für mein Leben; meiner Bereitschaft, die Gaben, die Er mir gegeben hat für Ihn in Seinem Reich einzusetzen.

Wo beides zusammenkommt, die Hingabe an meine Berufung in Anerkennung meiner Gaben, das „nicht, wie ich will, sondern wie Du willst“ (Mt 26,39) — und das frohe Anerkennen, dass es  „Gott ist, der in euch wirkt [...] das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“ (Phil 2,13), da mögen wohl Stürme kommen und Müdigkeit, aber immer auch die Erfahrung: „die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.“ (Jes 40,31)

#burnout #flow #berufung #geistesgaben

Sonntag, 8. März 2020

"Die Schönheit des Evangeliums - Wie wichtig Gott Versöhnung ist" (Matthäus 5,21-26)

[Predigt als MP3]


Einleitung

Guten Morgen, Ihr Lieben!

Heute möchte ich Euch zu Beginn mal eine kurze Geschichte vorlesen, die ich einmal in einem sehr guten Buch gelesen habe. Das Buch heißt: „Anleitung zum Unglücklichsein“ – und ist von Paul Watzlawick, einem sehr bekannten Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeuten und Philosophen – mit einem ziemlich guten Humor

Hier also die Geschichte:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".

Dazu fällt mir folgendes ein. Einer unserer Söhne hat nämlich eine ganz besondere Gabe der "Kommunikation". Eine, die ich manchmal als das Äußerste aller Respektlosigkeiten empfinde. Danach fühle ich oft Schmerz und Zorn. Und wenn ich an einem solchen Abend ins Bett gehe, dann kriege ich „Kopfkino“: eine Folge von Bildern von Worten, dann Streit, eine handgreifliche Auseinandersetzung, bis hin zu Gewalt. Und wenn man das nicht anhalten würde, es würde in Mord und Totschlag enden!

Und dann bete ich: ich will keinen Hass und keinen Zorn und keine Ablehnung in meinem Herzen haben. Und doch will ich auch respektiert werden. Das ist ein echter geistlicher Kampf, der manchmal wirklich heftig wird und auch mal länger dauern kann. 

Um genau solche Kämpfe soll es heute gehen: um Kämpfe, die von außen unsichtbar sind. Um Kämpfe, die in unserem Herzen toben. Oder die vielleicht schon nicht mehr toben. Sondern zum kalten Gift der Bitterkeit erkaltet sind. 


Inhalt

Ich möchte heute mit Euch anschauen, wie wichtig es Gott ist, dass wir miteinander in Versöhnung leben.

  • Unser Text
    • Dazu möchte ich, wie immer, zu Beginn den Text mit Euch lesen

  • Der Irrtum
    • Dann möchte ich auf einen fatalen Irrtum eingehen, dem wir in Bezug auf Gottes Gesetz aufsitzen können

  • Die Wahrheit
    • Und uns danach – sozusagen als Gegengift – die Wahrheit nahebringen: nämlich, wie Gott unser Herz sieht

  • Höchste Priorität
    • Aus dem bis dahin gesagten wird sich eine Konsequenz ergeben, die ich mit Euch genauer beleuchten möchte.
    • Nämlich, wo aus Gottes Sicht unsere Prioritäten liegen – nicht außen, sondern innen!

  • Zeit & Ewigkeit...
    • Last, but not least möchte ich Euch auch Gottes Sicht über den zeitlichen Aspekt nahebringen, 
    • Also welchen Einfluss diese Prioritäten auf unsere zeitliche Planung von Versöhnung haben sollten.

  • An Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich Dir daher eine sehr ernste Frage stellen Dich um einen ganz konkreten Schritt bitten und Dir einen wunderbaren Ausblick zeigen. 
    • Und nun noch eine Randnotiz: „Unsere Predigtserie heißt ja «Die Schönheit des Evangeliums». Manchmal kann diese Schönheit aber erst sichtbar werden, wenn wir den Dreck und Schmutz aus unserem Herzen räumen, der uns die Sicht verstellt auf die Schönheit, die Freude und den Frieden für die Gott uns geschaffen hat.
Lasst uns zu Anfang mal den Text gemeinsam lesen:

Unser Text

"21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten!«, wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein. 23 Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe! 25 Sei deinem Widersacher bald geneigt, während du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit der Widersacher dich nicht etwa dem Richter ausliefert und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergibt und du ins Gefängnis geworfen wirst. 26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Groschen bezahlt hast!"

Lasst uns im Folgenden schauen, was genau uns Jesus mit diesem Text zu sagen hat.

Der Irrtum – Matthäus 5,21

Zuerst einmal geht es darum, dass es sein kann, dass wir einem gewaltigen Irrtum aufsitzen
Um zu verstehen, um was für einen Irrtum es da geht, ist es wichtig, den Kontext unseres Textes mal näher anzusehen: Einen Abschnitt vorher – in Matthäus 5,17-20 – sagt Jesus nämlich folgendes:

„Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!“

Jesus macht also glasklar, dass:
  1. Er nicht ein Fitzelchen vom Gesetz abschnippeln wird
     – so sehr wir uns das vielleicht auch wünschen würden
  2. Dass, wer trotzdem etwas abschnippelt, Ehre und Ruhm im Himmel verliert 
  3. Und dass der, der nicht gerechter ist als die Pharisäer, nicht in den Himmel kommt
All das sagt Jesus sozusagen als Einleitung  zu unserem Text. Aber warum? Ich denke, der Grund ist folgender: die Pharisäer haben das Gesetz auf reine Äußerlichkeiten reduziert. Das Wesen Gottes – und damit der Kern der Gebote – ist aber die Liebe! 

Es geht also um das, was im Herzen  ist – nicht allein darum, was vor Augen  ist. In dieser Hinsicht müssen wir besser und gerechter sein als die Pharisäer! Es geht dabei also nicht um Leistung – sondern um den Unterschied zwischen Heuchelei und Liebe!

In Vers 21 steht: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein.“ Der Witz bei diesem Vers ist, dass Gott zu den Alten auch gesagt hat: „du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ (5. Mose 6,5) 

Der Witz ist, dass Gott auch gesagt hat: „Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.“ (3.Mose 19,18). Das große Doppelgebot der Liebe steht also schon im Alten Testament – im Gesetz. Und wir erinnern uns, dass Jesus gerade eben erst gesagt hatte, dass von diesem Gesetz kein Fitzelchen abgeschnippelt werden wird.

Trotzdem haben die Pharisäer eben dieses Gesetz auf reine Äußerlichkeiten reduziert: Wer nicht mordet (6. Gebot) hat aus ihrer Sicht schon gewonnen. Das aber wird dem großen Doppelgebot der Liebe – also dem, was wir gerade im Gesetz gelesen haben – nicht gerecht.
Es ist eine Verkürzung des Gesetzes Gottes, als ginge es um ein rein äußerliches, heuchlerisches Einhalten von Gottes viel vollkommenerem Gesetz.

Mit anderen Worten: Wenn wir glauben, dass das Gesetz Gottes – und damit das große Doppelgebot der Liebe – für uns nicht mehr gilt, dann haben wir uns geschnitten! (2x)
Jesus macht in unserem Text und auch im Kontext glasklar, dass der moralische Teil des Gesetz für ewig besteht. 

Wir müssen also lernen zu trennen zwischen: Werkgerechtigkeit, Gesetzlosigkeit, Gottes Gnade, liebender Nachfolge und "billiger Gnade":

  • Werkgerechtigkeit wäre, wenn ich glauben würde, ich müsste Gottes Gesetz halten, um gerettet zu werden. Das wäre nämlich Quatsch – denn da hätten wir alle schlechte Karten; das schafft keiner!

  • Gesetzlosigkeit auf der anderen Seite wäre: Wenn mir das Gesetz Gottes komplett egal wäre und ich mir denken würde „Das geht mich nichts mehr an; ich bin ja schon gerettet!“ Das ist nämlich genauso Quatsch – und brandgefährlich, wie wir noch sehen werden.
  • Gottes Gnade bedeutet: dass nur Gott mich retten kann – nicht ich mich selbst durch meine Taten oder durch meine Leistung; dass ich nur durch die Gerechtigkeit, die Gott mir schenkt, vor Gott bestehen kann; dass Jesus meine Schuld am Kreuz getragen hat – dass Er sein Blut vergossen hat, um mich zu erlösen – weil Er mich unendlich liebt! 

  • Liebende Nachfolge ist wenn diese Gnade mein ganzes Herz erweicht – ja, wenn diese Gnade mein Herz barmherzig und gnädig macht; wenn mich Gottes Liebe täglich anspornt, Jesus nachzufolgen – in der tiefen Sehnsucht, Ihm noch ähnlicher, noch heiliger zu werden; wenn ich bereit bin – wie wir es ja auch im Vaterunser beten – meinen Mitmenschen von ganzem Herzen zu vergeben.
  • Billige Gnade aber wäre: wenn Gottes Gnade dazu führt, dass ich mich in falscher Sicherheit fühle und mein Herz verhärte; wenn sie dazu führt, dass ich anderen die Schuld behalte, denn dann bin ich dem schlimmsten Irrtum verfallen, dem ein Mensch nur verfallen kann: dann gehöre ich zu denen, zu denen Jesus einmal sagen wird: „Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, die ihr das Gesetz übertretet!“ (Mt 7,23)
Wir können also einem gewaltigen Irrtum aufsitzen – nämlich, wenn wir glauben die Gerechtigkeit der Pharisäer wäre genug – ein rein äußerliches Einhalten der Gebote.

Lasst uns als nächstes sehen, was die Wahrheit ist.

Die Wahrheit – Matthäus 5,22

Auf diese Irrtümer und Verkürzungen der Gebote Gottes reagiert Jesus mit seinem „Ich aber sage Euch...“ Mit diesem 'Ich aber' zeigt Jesus an, er hier als der Mensch gewordene Gott selbst – also als der Gesetzgeber! spricht. Es geht hier also nicht um eine Änderung des Gesetzes; schließlich wird kein Tüpfelchen vom Gesetz fallen! Es geht vielmehr um eine Korrektur der Lehre der Pharisäer. Es geht – wie immer! – um die Liebe!

Jesus spricht weiter: „Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt“ Da muss man natürlich fragen: „wer ist unser Bruder?“ Leiblich? Geistlich? Ein Ausleger schreibt dazu: „Unter unserem Bruder sollen wir jeden Menschen verstehen, auch wenn er noch so weit unter uns steht, denn wir sind alle aus einem Blut gemacht.“

Als nächstes könnte man sich fragen, was Jesus mit dem Wort “zürnt“ meint (oder „wütend werden“). Richtig ist ja: die Bibel ist voll von Geschichten über Gottes Zorn – und ER sündigt ganz gewiss nicht – im Gegenteil: Sein Zorn ist gerecht. Auch wird an vielen Stellen in der Bibel klar (z.B. „lasst nicht die Sonne untergehen über Eurem Zorn“), dass auch menschlicher Zorn nicht generell etwas Schlechtes ist. Es geht hier also viel mehr um unüberlegten und noch viel mehr ungerechten Zorn. Ungerechter Zorn und Hass sind wie ein unsichtbarer Mord des anderen im eigenen Herzen!

Jesus erklärt weiter: „der ist des Gerichts schuldig“. Es geht hier nicht um weltliche Gerichte – sondern um Abstufungen des göttlichen Gerichts. Jesus erläutert das göttliche Gericht dabei mit Bildern von weltlichen Gerichten, damit man es besser verstehen kann. Mit „Gericht“ ist das örtliche Gericht im Stadttor gemeint (wie es in 5. Mose 16,18 beschrieben wird). Aus Jesu Sicht reicht es also schon für das göttliche Gericht, wenn ich meinem Nächsten zu Unrecht zürne.

Aber es geht weiter: Jesus erklärt: „wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!“. Das Wort für Nichtsnutz ("Racha“) ist ein höhnisches Wort und könnte auch „Hohlkopf“ heißen. Wer so mit Seinem Nächsten redet, der offenbart damit nur eines: seinen eigenen Hochmut und Stolz. Und darum sagt Jesus auch „der er ist des Hohen Rats schuldig“. Wer so einen Hochmut und so eine Verachtung für seine Mitmenschen in seinem Herzen hegt, der er ist des Hohen Rats schuldig. Im Griechischen steht hier συνεδρίον (Synhedrion, also Sanhedrin). Das ist der Senat, oder der höchste Gerichtshof – bei uns wäre das das Bundesverfassungsgericht. Hochmut und Verachtung im herzen sind also aus Jesu Sicht ein Fall für das oberste Gericht!

Aber Jesus setzt noch einen drauf und erklärt: „wer aber sagt: Du Narr!“. „Narr" oder besser: „Gottloser Narr“ („More“) ist ein sehr boshaftes Wort. Die Entsprechung im Deutschen wäre so ungefähr: „Verflucht sollst Du sein!“ Wer so redet, der redet aus purem Hass. Und wer so redet, „der ist des höllischen Feuers schuldig.“ sagt Jesus. γέενναν τοῦ πυρός (Gehennan tou pyros) heißt dabei so viel, wie „die feurige Hölle“. Wer seinem Nächsten flucht – und das sage jetzt nicht ich: das sagt Jesus, ihr Lieben! –  der gräbt sich damit seinen ganz persönlichen Weg zur Hölle! 

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Ich möchte an dieser Stelle mal kurz innehalten und noch einmal mit Euch über das bisher Gehörte nachdenken: Zorn und Wut, Beleidigung und Verachtung, Hass und Flüche sind (ansteigende) Vorstufen von Mord. Und sie alle sind in Gottes Augen in steigendem Maße strafwürdig. Sie alle gehören vor Sein ewiges Gericht.

Und jetzt seien wir mal ehrlich – denken wir nicht oft: „Jetzt mal halblang. Das ist ja wohl alles nicht so schlimm, wie es jetzt da steht.“ „Das kann Jesus jetzt unmöglich ernst gemeint haben!“ Aber der Witz ist: Jesus macht schon im Vorspann klar, dass er es ganz genau so meint! 

Es mag sein, dass wir denken, dass nur ein besonders grausamer Mord vor Gottes Gericht gehört – aber keinesfalls eine Äußerung, wie „Du dämlicher Depp!“ Aber das zeigt nur, wie tief wir gefallen sind: Wir wurden geschaffen als Spiegel Gottes: Ebenbilder Seiner Liebe und Gnade, Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit.

Die Kommentatoren Jamieson, Faucet und Brown schreiben dazu: 

„Seit Ewigkeiten wird euch gelehrt, dass zum Beispiel das sechste Gebot nur vom Mörder gebrochen wird, um ein Urteil zu fällen, über das die anerkannten Gerichte zu entscheiden haben. Ich sage euch aber, daß es sogar durch grundlosen Zorn gebrochen wird, der nur Haß im Keim ist, wie Haß ein beginnender Mord ist (1Jo 3,15); und wenn durch die Gefühle, dann noch viel mehr durch jene Worte, mit denen man alle bösen Gefühle, vom geringsten bis zum vergiftetsten, auf einen Bruder zu werfen pflegt: und so wie es Abstufungen in den menschlichen Gerichtshöfen gibt, und in den Urteilen, die sie nach dem Grad der Kriminalität aussprechen, so wird auch die gerichtliche Behandlung aller Verstöße gegen dieses Gebot am göttlichen Tribunal vor dem Richter, der die Herzen erforscht, nach ihrer tatsächlichen Kriminalität erfolgen.“

Und doch fühlen wir uns im Recht: Schließlich gibt es ja einen Grund für unseren Zorn und unsere Worte. Oder nicht? Ich meine: „Wirklich?“ Seien wir doch mal ehrlich: Was wir für unser gutes Recht halten, ist meist nur unser unbeugsamer Stolz. Was wir für unseren heiligen Wunsch nach Gerechtigkeit halten, ist meist nur unser unglückseliger Wunsch nach Rache. 

Was es wirklich braucht ist, dass wir demütig werden! Was es wirklich braucht ist, dass wir Gott gehorsam werden! Wenn wir jemals in Gottes Frieden eintreten wollen, dann geht an der Versöhnung kein Weg vorbei! Wenn wir Gottes Freude bleibend in uns haben wollen, dann geht kein Weg daran vorbei, dass wir den Dreck aus unseren Herzen räumen!

DAS ALSO IST DIE WAHRHEIT: DASS FÜR GOTT UNVERSÖHNLICHKEIT, ZORN, HASS, ABLEHNUNG UND BITTERKEIT KEINE LAPPALIEN SIND – SONDERN SCHWERE SÜNDEN – DIE UNTER STRAFE STEHEN – UND DASS AN VERSÖHNUNG KEIN WEG VORBEI GEHT, WENN WIR IN DEN HIMMEL WOLLEN (2x)

Höchste Priorität  – Matthäus 5,23-24

Nachdem er das klar gemacht hat, sagt Jesus: „Darum“. „Darum“, weil Unversöhnlichkeit keine Lappalie ist sondern eine schwere Sünde. In Mt. 6,15 lesen wir den unfassbaren Satz: 

„Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“

Jesus sagt „Darum“, weil von Zorn und Bitterkeit in unserem Herzen – von und Hass und Ablehnung – umzukehren für Gott wichtiger ist als unsere Opfer: In Amos 5,21-24 steht: 

„Ich hasse, ich verachte eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen! Wenn ihr mir auch euer Brandopfer und Speisopfer darbringt, so habe ich doch kein Wohlgefallen daran, und das Dankopfer von euren Mastkälbern schaue ich gar nicht an. Tue nur hinweg von mir den Lärm deiner Lieder, und dein Harfenspiel mag ich nicht hören! Es soll aber das Recht einherfluten wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein unversiegbarer Strom!“

Jesus sagt dann weiter: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,“ Jetzt möchte ich Dich bitten, wirklich einmal in Dich zu gehen und Dich zu fragen: Was könnte Dein Bruder (oder Deine Schwester) denn gegen Dich haben? Sind da Zorn und Wut in Deinem Herzen? Sind da Hochmut und Verachtung? Sind da böse Worte und Flüche, die dem Stolz und dem Zorn entsprungen sind? 

Und Jesus sagt weiter: „so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe!“ Nicht Dein Nächster muss kommen, wenn Du sauer auf ihn bist und ihn beleidigst. Nicht Deine Nächste muss kommen, wenn du sie verachtest oder ihr fluchst. Du musst kommen, und dafür sorgen, dass der Schmerz aus der Welt geschafft wird, den Dein Zorn, Deine Ablehnung, Dein Stolz oder gar deine bösen Worte oder Taten im Herzen deines Bruders, Deiner Schwester, angerichtet haben.

Wenn uns einfällt, dass wir uns im Zorn an einem Bruder versündigt haben, sollen wir die Initiative ergreifen und uns versöhnen. Matthew Henry schreibt dazu: 

„Wir sollten sorgfältig die christliche Liebe und den Frieden [...] bewahren; und wenn es zu irgendeinem Zeitpunkt einen Streit gibt, sollten wir unsere Schuld bekennen, uns [...] demütigen und Genugtuung für das in Wort oder Tat begangene Unrecht leisten oder anbieten: und wir sollten dies schnell tun; denn solange dies nicht geschehen ist, sind wir für die Gemeinschaft mit Gott [...] ungeeignet.“ 

Was will Henry damit sagen? Für Gott ist es das Wichtigste, dass wir uns mit unseren Feinden versöhnen – Er möchte nicht, dass wir mit Gift im Herzen leben! Für Gott ist es das Wichtigste, dass wir uns versöhnen – viel wichtiger, als dass wir ihm irgendwelche Opfer oder Dienste bringen.

Darum: Lass alles stehen und liegen! Allen Gottesdienst, alle Spenden, allen Diakonischen Dienst, alle Evangelisation, ja sogar das Abendmahl! 

Jamieson, Faucet and Brown stoßen in das gleiche Horn: 

„Daher die schöne Praxis der frühen Kirche, zu sehen, dass alle Differenzen zwischen Brüdern und Schwestern in Christus im Geist der Liebe ausgeglichen wurden, bevor sie zur Heiligen Kommunion gingen; und die Kirche von England hat in ihrem Kommuniondienst eine Rubrik mit Anweisungen in dieser Richtung. Wenn [das Abendmahl] der höchste gottesdienstliche Akt auf Erden ist, dann muss eine solche Versöhnung, obwohl sie schon bei allen anderen gottesdienstlichen Anlässen obligatorisch ist, es hier ganz besonders sein.“

DAS ALSO IST DIE WAHRHEIT: DASS FÜR GOTT VERSÖHNUNG DIE ALLER-OBERSTE PRIORITÄT  HAT!

Zeit & Ewigkeit – Matthäus 5,25-26


Ein altes deutsches Sprichwort sagt: „Was Du heute kannst besorgen, das schiebe nicht auf morgen.“ Nirgends ist dieses Sprichwort wahrer, als hier: Worum es in den Versen 25+26 geht, sind die schrecklichen, ewigen Konsequenzen von Unversöhnlichkeit. Die Zeit zur Versöhnung aber haben wir nur in dieser Welt! Darum ist Versöhnung noch in dieser Welt so wichtig. 

Gott möge uns davor bewahren, dass wir jetzt in unseren Herzen denken, was manche Juden zu Jesu Tagen gedacht haben: „Ich bin ja Christ und stehe unter Gottes Gnade, da gilt das alles für mich nicht mehr.“ „Also brauche ich auch das was hier über die Versöhnung steht nicht so genau zu nehmen“

Wenn das so ist, dann hast Du die Tragweite von dem, was Jesus hier lehrt nicht einmal ansatzweise verstanden! In Lk 3,8+9 sagt Jesus klipp und klar: 

„Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; 
jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“

Das Ende vom Lied ist: Wir haben nur in diesem Leben Zeit, versöhnlich zu leben – danach ist es zu spät. Und dabei schaut Gott unser Herz an – und nicht, wie die Pharisäer dachten, allein unsere Taten. „Denn es ist nicht so, wie ein Mensch es sieht: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (1Sam 16,7)


An Dein Herz

  • Wem gegenüber spürst Du Zorn, Verachtung, Hass, Ablehnung oder Bitterkeit?

  • Lasse Deinen Groll, Deinen Stolz und Deinen Wunsch nach Rache los und folge Jesus!

  • Am Ende des Weges wartet die Schönheit des Evangeliums: tiefer Friede; wahre Freude.

  • "Vergebt euch gegenseitig, was ihr einander angetan habt, so wie Gott euch durch Christus vergeben hat, was ihr ihm angetan habt.“ (Epheser 4,32)