Sonntag, 14. Februar 2021

"Wie wir Gott begegnen können - Teil 5: Ein Tisch steht auf 4 Beinen" (Apostelgeschichte 2,42)

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Einleitung

Stellt Euch mal folgendes vor: Ein Mann schreibt seiner Frau gerne WhatsApps mit  Liebesbekundungen und Herzchen und allem drum und dran – und die Frau liest sie natürlich gerne. Der Mann ist auch gerne mit seiner Frau zusammen und verbringt gern seine Zeit mit ihr – und die Frau natürlich auch mit ihm. Und manchmal hat der Mann große Sehnsucht nach inniger Nähe zu seiner Frau – und die Frau auch nach ihm. Und nicht zuletzt redet die Frau auch gerne mit ihrem Mann und der Mann hört ihr gerne zu. 

Könnt ihr Euch das vorstellen?

Und dann passiert etwas: Der Arbeitgeber der Frau sagt ihr, dass das Unternehmen auf der Kippe steht. Und dass sie jetzt viele Überstunden machen muss, damit das Unternehmen – und mit ihm die vielen Arbeitsplätze in ihm - vor dem Ruin bewahrt werden kann. Und weil die Frau eine gute Mitarbeiterin ist, hilft sie natürlich gerne. Und sie arbeitet bis in die Puppen. Für die WhatsApps ihres Mannes hat sie natürlich keine Zeit mehr. Und wenn sie abends nach Hause kommt, ist sie auch hundemüde und hat nicht mehr so wirklich Zeit für Gemeinschaft. Und für gewisse andere Dinge ist sie viel zu müde. Und vor lauter Müdigkeit redet sie auch kaum noch mit ihm. 

Könnt ihr Euch das auch vorstellen?

Das geht so eine Woche, noch eine Woche, noch eine Woche und noch eine Woche. Und noch einen Monat und noch einen Monat und noch einen und noch einen... 

Könnt ihr Euch das immer noch vorstellen?

Was glaubt ihr? Nach über einem Jahr? Wie wird diese Ehe aussehen? Was meint ihr?

Jetzt fragt ihr Euch natürlich: was ist denn dass für eine seltsame Geschichte? Und warum erzählt uns der Michi die? Und vor allem: was hat das mit der Apostelgeschichte zu tun? Und vor allem: mit einem Tisch? Und: „mit 4 Beinen?!“

Ich würde mal sagen: „Es bleibt spannend!“


Inhalt 

Worum geht es also heute?

  • „Was bisher geschah“
    • Zu Beginn möchte ich mit Euch den Text aus der Bibel lesen
    • Und noch einmal kurz zusammenfassen, was wir bisher dazu gehört haben
    • Ist ja immerhin schon wieder 1 Monat her, dass wir hier aufgehört haben
    • Und bis dahin ist ja einiges passiert

  • „Stürmische Zeiten“
    • Nach der kurzen Zusammenfassung möchte ich eine Brücke schlagen
    • Vom Text und seinem Inhalt – zu dem, was wir heute erleben
    • Und von dem, was wir heute erleben – zu unserer seltsamen Geschichte von eben

  • „Ein Tisch steht auf 4 Beinen“
    • Zu guter Letzt möchte ich Euch mit hinein nehmen, in das, was mich – im Anblick dieser stürmischen Zeiten in denen wir aktuell leben – in geistlicher Hinsicht bewegt

  • Fragen an Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich Dir und mir ein paar Fragen stellen – eigentlich sogar nur eine Frage mit mehreren Facetten 
    • In der Hoffnung, dass unsere Antwort auf diese Frage uns zur Freude führt


Unser Text


Lasst uns zu Anfang den Text gemeinsam lesen:

„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ (Apg 2,42)

„Was bisher geschah“:

  • Teil 1 - Gott begegnen - In Seinem Wort: Im 1. Teil „Gott begegnen – In Seinem Wort“ ging es darum, dass wir Gott in Seinem Wort - der Bibel - begegnen können. Und wir hatten gesehen: Gott wirkt durch den Heiligen Geist in wundersamer Weise mit dem gelesenen oder auch gelehrten und gepredigten Wort in unserem Herzen zusammen. Er macht Sein Wort lebendig - Er spricht direkt zu mir ins Herz - und so begegne ich Gott in Seinem Wort. Wir hatten auch gesehen, dass Gott uns eine wunderbare Verheißung gegeben hat, was das Lesen Seines Wortes angeht: Er hat uns versprochen: „wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden.“ (Jer 29:12-14) Und letztlich hatten wir gesehen, dass wir, wenn wir Gott in Seinem Wort finden – wir mit Ihm auch Schutz und Vergebung, Freiheit und Glück, Leben und Weisheit – finden. 

  • Teil 2 - Gott begegnen - In der Gemeinschaft: Bei meiner Begrüßung zum Teil 2 "Gott begegnen - In der Gemeinschaft" hatte ich Euch als Hobbits angesprochen; als Figuren aus dem Buch "Der Herr der Ringe". Und ich hatte Euch gesagt, dass ich davon überzeugt bin, dass wir zueinander sagen könnten: „Ich kenne die Hälfte von Euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich habe weniger als die Hälfte von uns auch nur halb so viel geliebt, wie ihr es verdient.“ Und dann hatte ich Euch davon berichtet, wie ich in Kenia die Erfahrung gemacht hatte, Christus in die Augen zu  sehen – durch die Augen meines Freundes Chris Mwalwa. Ich war Christus begegnet – in meinem Bruder. Und ich hatte Euch gesagt, dass ich seitdem verstehe, warum Gottes Gebot so wichtig ist: „Denn das ganze Gesetz ist erfüllt, wenn ihr das eine Gebot haltet: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ (Gal 5,14). Dieses Gebot ist so wichtig: weil wir auf diese Weise Christus in unserem Bruder und unserer Schwester begegnen können. Und weil Jesus uns gesagt hat: „Daran wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr LIEBE untereinander habt.“ (Johannes 13,35). Weil dann die Welt eine Ahnung davon bekommt, wie Gott wirklich ist: nämlich Liebe!

  • Teil 3 - Gott begegnen - Im Abendmahl: Im 3. Teil „Gott begegnen – Im Abendmahl“ hatten wir dann gesehen, dass wir Christus im Abendmahl begegnen können. Und dass sich die Tiefe und Innigkeit dieser Begegnung in der Ehe von Mann und Frau widerspiegelt. Wir hatten gesehen, dass ein Ehepaar sich nicht nur in der Öffentlichkeit begegnet oder im privaten Kreis von Freunden – sondern auch ganz im Vertrauten. Und, dass diese vertraute Begegnung etwas Hochheiliges ist. Die tiefste Art und Weise, wie sich zwei Menschen überhaupt begegnen können. Weil sie sich hier einander offenbaren. Ohne Masken, ohne Schleier, ohne äußeren Schein. Und dass wir Jesus im Abendmahl genau so begegnen können: ohne Maske. Einfach so. Als die, die wir sind. Weil wir wissen dürfen: wir sind von Ihm geliebt. Durch und durch geliebt. So, wie wir sind. Und weil das Abendmahl so etwas „Tiefes“ ist, hat Gott uns ganz einfache Zeichen -  Brot und Wein – gegeben. Damit wir es sehen können - und schmecken können - und spüren können: „Ich gebe mich Euch hin – ich mache mich mit Euch eins – ich schenke Euch mein Leben!“

  • Teil 4 - Gott begegnen - Im Gebet: Im 4. und letzten Teil - "Gott begegnen - Im Gebet" hatten wir gesehen, dass wir Gott auch im Gebet begegnen können. Dass wir ihn nicht erst motivieren müssen, unsere Gebete zu erhören - weil Er uns schon von Ewigkeit her geliebt hat – und liebt – und helfen kann und will. Wir hatten gesehen, dass alles, was es braucht, um im Gebet zu Gott zu kommen, unsere Hilflosigkeit ist: Zu spüren und zu wissen: dass allein schon die Tatsache, dass ich beten will, der Beweis dafür ist, dass Jesus vor meiner Herzenstüre steht und anklopft - weil Er mit mir Gemeinschaft haben will! Wir hatten gesehen, dass es beim Gebet nicht darum geht, „würdig zu werden“. Sondern ganz einfach darum, Jesus in unsere Not hinein zu lassen. Ihm zu sagen, was uns fehlt. Aber auch stille vor Ihm zu werden und zu staunen - über Seine Güte, seine Großzügigkeit, ja, Sein wunderbares Wesen.

„Stürmische Zeiten“


Vom Text und seinem Inhalt – zu dem, was wir heute erleben: Doch wie erleben wir unseren Vers heute? Ich meine: wir haben Corona! Und da ist eben vieles nicht mehr einfach so möglich, wie wir das vielleicht gerne hätten.Bitte versteht mich richtig – ich möchte hier nicht werten – und schon gar nicht möchte ich für eine Seite Partei ergreifen. Ich möchte uns vielmehr etwas fragen – ich möchte jeden von uns – ich möchte Dich – gerne etwas fragen: 
  • Wie läuft es bei Dir mit der „Lehre der Apostel“? 
  • Damit, Gott zu begegnen in Seinem Wort? 
  • Hat sich da etwas verändert? 
  • Wie ist es heute bei Dir mit der „Gemeinschaft“? 
  • Damit, Gott zu begegnen in Deinen Brüdern und Schwestern? 
  • Hat sich da etwas verändert? 
  • Wie ist es in letzter Zeit mit dem „Brotbrechen“? 
  • Damit, Gott zu begegnen im Abendmahl? 
  • Und wie ist es mit dem „Gebet“? 
  • Damit, Gott zu begegnen? 
  • Ist da noch alles beim Alten?

Unsere seltsamen Geschichte von eben: Ich meine das nicht vorwurfsvoll – bitte versteht mich richtig. Ich frage all das eher schweren Herzens. Am besten erzähle ich Euch erst mal, wie es mir selber damit geht – dann versteht ihr auch sicher sofort, was das alles mit dieser seltsamen Geschichte vom Anfang zu tun hat. 

Mir persönlich geht es so: auf meiner stillen Zeit – die ich eigentlich gerne in Gottes Wort verbringe - liegt in letzter Zeit oft eine bleierne Schwere. Und die Gemeinschaft mit Euch – nicht nur der Ratsch nach dem Gottesdienst bei Kaffee und Kuchen – sondern vor allem das gegenseitig-sich-besuchen-können – vor allem zu mehreren – das fehlt mir schon sehr. Und dann das Abendmahl! – Mei! - Das Abendmahl! Das fehlt mir ganz besonders. Ja, manchmal bringt Seham von der Koptischen Kirche etwas Abendmahlsbrot (ohne Wein) mit nach Hause. Und ja, dafür bin ich dankbar. Sehr dankbar. Aber es ist nicht das selbe, wie mit Euch zu feiern.
Nur, was das Gebet angeht, geht es mir etwas besser: Gottseidank habe ich „meinen“ Gebetskreis (der aus historischen Gründen in Hörlkofen stattfindet) – und ganz, ganz liebe Geschwister, ja wirklich gute Freunde mit denen ich alle Herzensanliegen teilen kann. Und „Gott sei Dank!“ - kann ich dort sogar übernachten. Sonst wäre das gar nicht möglich. Ich komme Freitags ja meist erst um 19 Uhr hier in München los.

Nun: warum erzähle ich Euch das alles? Weil mir seit einiger Zeit ein Gedanke im Kopf herum geht: Wie kriege ich Corona und meine Beziehung zu Gott unter einen Hut? Wie kann ich die aktuellen Rahmenbedingungen einhalten, ohne Gefahr zu laufen, dass meine Beziehung zu Gott darunter leidet? Ich bin nicht sicher, ob ich darauf eine finale Antwort habe. Eines aber weiß ich:

Ein Tisch steht auf 4 Beinen


„Ein Tisch steht nur auf 4 Beinen gerade – und das auch nur dann, wenn sie alle gleich lang sind.“ Wo nicht, da fängt er entweder an zu wackeln, oder – falls ein oder gar zwei Beine völlig fehlen – er fällt völlig um.

Ich spüre es immer deutlicher: meine Beziehung zu Gott braucht es – ich brauche es – alle diese Dinge zu haben: Das Evangelium von Gottes Liebe; ob nun in der Predigt oder in Seinem Wort – und in ihm die Begegnung mit dem lebendigen Gott UND Eure Gemeinschaft; geistliche Gespräche – in denen der „Christus in uns“ uns untereinander begegnet und uns „auferbaut“ UND das Abendmahl; mit Christus und mit Euch; mit Brot und mit Wein – und dieses tiefe Wissen um mein Angenommen-Sein – mein EINSSEIN mit Christus und mit Euch.
UND das Gebet – die Begegnung mit dem Allerhöchsten; mit meinem Heiland – meinem Helfer in der Not; gemeinsam mit meinen Geschwistern; nicht allein.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht – aber ich für meinen Teil möchte diese Dinge wieder mehr erfahren – ich sehne mich danach. Und ich denke, ich kann etwas dafür tun! Nicht viel vielleicht, aber sicher mehr als nichts.

Fragen an Dein Herz


Ich muss dabei immer an eine andere Stelle aus der Apostelgeschichte denken – und der steht (von unserem Vers aus gesehen) „gleich ums Eck“: Dort steht: 

„Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.“ (Apg 2,46-47)

Und im Anschauen dieser Stelle – und im Anschauen dieser Freude, die die Geschwister damals hatten - und die hatten es noch viel schwerer, als wir: die wurden von den Römern verfolgt! – mich im Anschauen dieser Freude zu fragen: 
  • Wen kann ich besuchen, um diese Freude neu zu erleben?
    • Um die Bibel zu erforschen?
    • Um Gemeinschaft zu haben? 
    • Um das Abendmahl zu feiern? 
    • Um Gott im Gebet und im Lobpreis zu begegnen? 

  • Das nämlich wünsche ich uns allen: Freude an der Begegnung mit Gott:
    • In Seinem Wort
    • In der Gemeinschaft untereinander
    • Im Abendmahl
    • Und im Gebet
AMEN.