Sonntag, 5. November 2023

Ohne Gebet ist alles Nichts - 8. Wir beten darum, dass Er uns einen Blick schenkt für die Nöte unserer Mitmenschen

 



Ihr kennt das sicherlich alle: wenn man Gottes Wort liest, dann gibt es - nicht immer, aber oft - solche Momente, wo Gottes Wort einen trifft. Mir ist es kürzlich in der stillen Zeit so gegangen, da habe ich aus Psalm 73 gelesen und dort steht im Vers 23 "Du hältst mich bei meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Rat. Und nimmst mich am Ende mit Ehren an." Und das hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Weil: Gott kennt mich. Ich kenne mich auch. "Du nimmst mich am Ende mit Ehren an?" Ich musste dann sofort an eine Stelle aus Matthäus denken, die wir heute noch lesen werden, wo Gott eigentlich ein Lob ausspricht an seine Kinder. Und ich habe mir gedacht, das wird - irgendwann mal - wird es so sein: dass ich dort stehen werde und Gott mir dieses Lob zusprechen wird. Und dann habe ich mir wirklich gedacht: "Was wird das für ein Moment sein?" Könnt ihr euch das vorstellen? Euer Leben liegt hinter euch - oder besser: euer Leben auf dieser Erde liegt hinter euch; das meiste liegt ja noch vor uns - und auf all das, was geschehen ist blickt ihr zurück und dürft das hören: Ein Lob aus Gottes Mund. Und darum wird es heute gehen, dass uns Gott am Ende mit Ehren annimmt und vor allem darum, wie wir dahin kommen. Darum, was Gottes Rat dazu ist, wie wir dahin kommen; und auf welchem Weg er uns leiten will. Und natürlich, was das alles mit Diakonie zu tun hat; was das alles mit tätiger Nächstenliebe zu tun hat.

Es ist doch so: Geistliches Leben ist immer ausgerichtet auf Gott, auf den Nächsten, auf einen selbst. Ausgerichtet auf Gott. Denken wir an Dinge wie Anbetung, Vertrauen, Gehorsam usw. Im Blick auf uns selbst denken wir an Heiligung, Umkehr und so weiter und so fort. Und ausgerichtet auf den Nächsten hat christliches Leben immer etwas zu tun mit Evangelisation und mit Diakonie, also mit Nächstenliebe. Und um diesen Schwerpunkt, da soll es heute gehen, um den Schwerpunkt der Diakonie, um den Schwerpunkt der Nächstenliebe.

Als Übersicht zu dem, was heute auf uns zukommt, damit man sich nachher leichter orientieren kann, wo man wo wir gerade sind: Ich werde zu Anfang zwei etwas längere Texte vorlesen - das mute ich euch heute mal zu - die meiner Meinung nach das, worum es geht, wirklich auf den Punkt bringen. Dann möchte ich das, was wir gelesen haben, zusammenfassen in dem Punkt "Gottes Vision von einem gelungenen Leben". Was stellt sich Gott darunter vor? Wann nennt Gott ein Menschenleben gelungen? Und dann möchte ich eine Zwischenbilanz ziehen und uns auch mal ein Stück weit herausfordern. Wie genau? Da lasst euch mal überraschen. Im nächsten Abschnitt möchte ich darauf eingehen, was uns eigentlich davon abhält, diese Vision, die Gott von einem gelungenen Leben hat, anzustreben und auszuleben, um dann dahin zu kommen, die Frage zu beantworten "Wie kommen wir denn trotz dieser Widerstände, trotz dieser Hindernisse, trotz dieser Herausforderungen dennoch dahin, dass wir einmal dort stehen und aus Gottes Mund selbst ein Lob hören?" Abschließen möchte ich die Predigt mit einem Aufruf an uns alle; mich eingeschlossen.

Und in diesem Sinne fange ich mal an mit Matthäus 25 ab Vers 14 bis Vers 45. Das ist ein ganzer Sermon. Das sind eigentlich zwei Geschichten. Die eine ist überschrieben in der Lutherbibel mit "Von den anvertrauten Zentnern" und die andere ist überschrieben mit "Vom Weltgericht". Ich lese vor aus der Lutherbibel.


Von den anvertrauten Talenten

"Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und ging außer Landes. Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe fünf Zentner dazugewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe zwei dazugewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern."


Vom Weltgericht

"Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben."


Haltet diese Szene einfach mal im Hinterkopf; diese Scheidung. Und woran diese Scheidung festgemacht wurde. Ich gehe da nachher noch mal drauf ein. Ich möchte uns eine zweite Stelle vorlesen; die ist nicht ganz so lang. Aus dem Jakobusbrief, Kapitel eins, Vers 27 bis Kapitel zwei, Vers 20. Und der Teil aus Kapitel zwei ist überschrieben mit "Kein Ansehen der Person". Und der zweite Teil ist überschrieben mit "Glaube ohne Werke ist tot". Ich fange aber an bei Kapitel eins, Vers 27.


Kein Ansehen der Person in der Gemeinde

"Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten. Meine Brüder und Schwestern, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. Denn wenn in eure Versammlung ein Mann kommt mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es kommt aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, und ihr seht auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprecht zu ihm: Setz du dich hierher auf den guten Platz!, und sprecht zu dem Armen: Stell du dich dorthin!, oder: Setz dich unten zu meinen Füßen!, macht ihr dann nicht Unterschiede unter euch und urteilt mit bösen Gedanken? Hört zu, meine Lieben! Hat nicht Gott erwählt die Armen in der Welt, die im Glauben reich sind und Erben des Reichs, das er verheißen hat denen, die ihn lieb haben? Ihr aber habt dem Armen Unehre angetan. Sind es nicht die Reichen, die Gewalt gegen euch üben und euch vor Gericht ziehen? Verlästern sie nicht den guten Namen, der über euch genannt ist? Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, so tut ihr recht; wenn ihr aber die Person anseht, tut ihr Sünde und werdet überführt vom Gesetz als Übertreter. Denn wenn jemand das ganze Gesetz hält und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig. Denn der gesagt hat: »Du sollst nicht ehebrechen«, der hat auch gesagt: »Du sollst nicht töten.« Wenn du nun nicht die Ehe brichst, tötest aber, bist du ein Übertreter des Gesetzes. Redet so und handelt so als Leute, die durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht."


Glaube ohne Werke ist tot

"Was hilft’s, Brüder und Schwestern, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen? Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und Mangel hat an täglicher Nahrung und jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was hilft ihnen das? So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber. Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken. Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben’s auch und zittern. Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?"


Das sind starke Worte. Ich denke, diese beiden Texte gehören zusammen, weil ich denke, das, woran der Jakobus erinnert, ist genau das, was im Weltgericht sein Ziel findet. Wie stellt sich Gott also ein gelungenes Leben vor? Ein Leben, das er loben kann? Wenn ich jetzt noch mal an die Szene aus dem Weltgericht denke oder auch an Passagen aus dem Jakobusbrief, dann hat ein gelungenes Leben etwas mit Wohltätigkeit zu tun. Ich erinnere mal an die Verse "denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet." Das sind die absoluten... - ich weiß nicht, wer von euch die Maslowsche Bedürfnispyramide kennt? (Joi kennt die bestimmt als guter Coach) - das ist die unterste Ebene: also das Leben zu schützen, um überhaupt zu überleben. Nahrung. Essen und Trinken. Und wenn einer sich das selber nicht leisten kann, braucht er einen anderen, der ihm hilft. Und das braucht Wohltätigkeit, sonst passiert da nichts.

"Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen". Das hat was mit Heimat zu tun und mit Obdach. Es gibt Menschen, die kommen aus der Fremde und die haben ihre Heimat verloren. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, was das für ein Gefühl sein muss? Ich kann es nur annähernd. Stell dir mal vor, jemand würde sagen: "Hier! Zack! Deutschland, da habt ihr keinen Platz mehr!" Da werdet ihr verfolgt oder was auch immer. Und jetzt müsst ihr irgendwohin. Nach Timbuktu. Wo ihr keinen kennt. Ihr kennt die Sprache nicht. Ihr kennt die Kultur nicht. Was ist das für ein Gefühl? Solche Menschen sind bei uns hier in Deutschland. Wer gibt Ihnen Heimat? Es gibt auch Menschen, die leben auf der Straße. Die brauchen ein Obdach. Deswegen heißen sie Obdachlose. Und noch mal: Worum es hier geht, sind Grundbedürfnisse. Jeder Mensch hat ein Grundbedürfnis zu essen und zu trinken, sich was anzuziehen. Jeder Mensch hat ein Grundbedürfnis, irgendwo zu Hause zu sein, ein Dach über dem Kopf zu haben.

"Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen." Da geht es um Gemeinschaft. Wie viele Menschen auf dieser Welt sind einfach alleine? Die liegen im Krankenhaus. Die liegen im Altenheim. Und keiner kümmert sich. Und noch mal, ihr Lieben!, es geht um Grundbedürfnisse. Bei dem, was später einmal gelobt werden wird beim Weltgericht, da geht es nicht um irgendwelche Extravaganzen... - haben wir Leute mit Gold bepinselt? - haben wir irgendwas wunder-weiß-was Außerordentliches getan? Nein. Es wird um eine Frage gehen: Waren wir diejenigen, die die Grundbedürfnisse unserer Nächsten gestillt haben? Gelungenes Leben ist. Diakonisches Leben. Gelungenes Leben ist ein Leben voll praktischer Nächstenliebe.

Und das möchte ich dich fragen: Ist das so in deinem Leben? Setzt du dich ein für die Armen? Setzt du dich ein für die Fremden? Für die Kranken? Für die Gefangenen? Und ich meine jetzt nicht: mache ich das, indem ich spende? Nichts gegen Spenden! Das ist eine wunderbare Sache! Und nicht jeder von uns kann allen helfen. Das ist mal klar. Und dann ist es sicherlich gut, wenn man einen Teil seines Geldes auch dahin gibt, dass eben diese Barmherzigkeit geschieht, dass Menschen Heimat und Obdach gegeben wird, dass diese Menschen Gemeinschaft erfahren. Aber ich glaube, dass es damit allein nicht getan ist. Die Frage ist: "Wo stehst du persönlich?" Aber es geht ja nicht darum "Der Jochen macht's!"; "Der Joi macht's!"; "Die Regina macht's!"; "Der Martin macht's!" Sondern: "Was ist mit dir?" Am Ende möchtest du doch hören, dass Gott von deinem Leben sagt: "Du hast mir zu essen und zu trinken gegeben." Nicht andere: Du!

Und ich sage mal praktische Möglichkeiten, Nächstenliebe zu üben, gibt es wie Sand am Meer. Angefangen im Haderner Herz. Angefangen bei unseren Alten und Kranken über die Gefängnisarbeit und dann in deinem ganz persönlichen privaten Umfeld. Und sicher vieles, vieles mehr.

Ich möchte an dieser Stelle kurz innehalten und eine Zwischenbilanz ziehen. Ich bin sicher, dass wir uns alle Gottes Lob wünschen. Ich bin mir sicher, dass wir alle uns das wünschen, am Ende der Tage diesen Satz aus dem Munde Gottes zu hören, aus dem Munde unseres Heilands und Erlösers: "Recht so! Du tüchtiger und treuer Knecht. Du bist über wenigem treu gewesen. Ich will dich über viel setzen. Gehe ein zu deines Herrn Freude." Aber dieses Lob kommt offenbar nicht von selber. Und es heißt sicher nicht umsonst. "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir weise werden." Das heißt: unser Weg dorthin zu diesem Preisgericht hat offensichtlich etwas mit Nachdenken zu tun - und damit, abzuwägen; gute Entscheidungen zu treffen. Es heißt auch sicherlich nicht umsonst: "Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene." Der Weg dorthin zu diesem Preisgericht hat also offensichtlich etwas mit Hingabe zu tun. Und auch mit einem Sinneswandel.

Scheinbar gibt es also Hindernisse auf dem Weg dorthin.

Und diese Hindernisse möchte ich jetzt noch mal ein bisschen genauer mit euch anschauen. Was ist es, das uns davon abhält, diese Vision Gottes von unserem gelungenen Leben anzustreben oder zu verwirklichen? Was hält uns davon ab? Stellt euch das bitte noch mal bildlich vor - ich möchte euch jetzt mal bitten, eure Vorstellungskraft zu aktivieren: Wer sind diese Menschen, die hungrig und durstig und schlecht gekleidet sind? Es sind die Bettler. Wer sind die Menschen, die krank sind und bettlägerig? Das sind die Alten und die Siechen. Wer ist das, der im Gefängnis sitzt? Da kann ich mir zwei Gründe vorstellen. Das sind unsere verfolgten Geschwister auf der Welt, die um ihres Glaubens willen ins Gefängnis kommen. Und es sind Verbrecher. Jakobus nennt diese Menschen direkt beim Namen: "Waisen und Witwen in ihrer Trübsal."; eine andere Gruppe. Ich würde das benennen als die Alleinstehenden, die Hilflosen.

Und meine Frage ist was hält uns ab, diese Menschen zu lieben? Die brauchen es doch. Wenn ich jetzt in den Jakobusbrief reinschaue und nach Antworten suche, dann fällt mir dieser eine Satz auf, der da heißt "Ist's recht, dass ihr solche Unterschiede bei euch macht und urteilt mit bösen Gedanken?" Ich denke, dass das einer der Gründe ist, die uns auf diesem Weg zum Lob Gottes im Wege stehen. Dass wir Unterschiede machen. Zwischen Arm und Reich. Zwischen krank und gesund. Zwischen angesehen und verachtet.

Und noch mal, ihr Lieben: Gott hat uns geschaffen zu seinem Ebenbild. Wir sollen so werden wie Er. Und er lässt es regnen über Gerechte und über Ungerechte. Er lässt seine Sonne aufgehen, über Gerechte und über Ungerechte. Ihm sollen wir ähnlich werden. Und deswegen denke ich, hat der Jakobus recht, wenn er sagt, solches Unterscheiden, solches Urteilen ist böse. Und er sagt ja auch "Liebe Brüder, haltet den Glauben an Jesus Christus, unseren Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person." Frei von allem Ansehen der Person.

Und dann schauen wir noch mal ins Matthäusevangelium. Da kommt der Knecht mit dem einen Zentner und sagt "Ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde." Man liest es manchmal so, als ob das wirklich so gewesen wäre. Aber seine Angst vor Scheitern ist nichts weiter als ein Vorwand. Und Jesus entlarvt ihn. Was sagt er ihm? Er sagt ihm "Du böser und fauler Knecht." Der wahre Grund, dass dieser Knecht sein Talent nicht eingesetzt hat war nicht, dass er Angst vor Versagen hatte. Der wahre Grund war, dass er egoistisch war und bequem.

Ganz offensichtlich steht uns also unsere alte gefallene Natur im Weg, auf dem Weg hin zum Preisgericht vor dem Thron Gottes, auf dem Weg dahin, dass auch wir einmal diese Worte aus Gottes Mund hören dürfen. "Du tüchtiger und treuer Knecht." Und dann ist natürlich die Frage: "Wie kommen wir trotzdem dorthin?"

Und ihr Lieben, es geht hier nicht um Leistung. Es geht auch nicht um Verlorengehen. Es geht darum, welchen Preis wir gewinnen, wie viel Lob wir ernten. Und es geht nicht um Leistung, um etwas zu schaffen aus eigener Kraft, sondern es geht um Hingabe. Das hatten wir eben schon mal gehört. Es geht nicht ums Machen. Es geht darum, die Bereitschaft zu haben, sich von Gott gebrauchen zu lassen. So dass nicht wir diejenigen sind, die sich anstrengen und machen und ächzen und stöhnen, sondern dass Er an uns, in uns und durch uns wirken kann in dieser Welt. Denn Er ist die Liebe. Und wenn wir Ihn machen lassen, dann wird er das tun, was er ist. Dann wird er lieben. Insbesondere die Armen, die Kranken, die Verlassenen.

Und was wir dazu brauchen - das denke ich - das schaffen wir nicht aus eigener Kraft. Das, was wir dazu brauchen, ist Gottes Geist, der in uns wirkt. Und dazu macht Gott uns Mut in seinem Wort. Römer 8,11 lesen wir "Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt." Ich denke, was der Paulus dort sagen will, ist, wenn Gottes Geist so mächtig ist, dass er jemanden, der seit drei Tagen im Grab liegt, auferstehen lassen kann zu neuem Leben, dann kann er auch machen, dass wir in all unserer Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit Menschen werden, die zu Ebenbildern Gottes werden. Das können wir nicht selber machen. Aber Er kann das machen. Wenn wir ihn lassen.

Wir brauchen also Gottes Hilfe, seinen Geist, um dorthin zu kommen.

Nun könnte man sagen "Ja, dann ist ja super! Ist ja alles auf Automatik gestellt. Ist ja wie im Zug! Ich muss mich nur noch reinsetzen und 'zack!', komme ich dann hinten an!" So, als ob wir auf magische Art und Weise zu den guten Werken kämen, die Gott am Ende loben wird.

Ist das so? Schauen wir noch mal in Gottes Wort. In Gottes Wort gibt es auch diese Verheißung "Gott ist's der in euch wirkt beides das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen." Oder "Ich bin darin guter Zuversicht..." (das sind übrigens auch so Lieblingsverse von mir) "Ich bin darin guter Zuversicht, dass der, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu." Oder? Das klingt doch jetzt wirklich wie Eisenbahnfahren, oder? Ich muss nur glauben. Zack! Bumm! Gott gibt mir das Wollen! Zack! Bumm! Gott gibt mir das Vollbringen. Und irgendwann stehe ich im Preisgericht; Ich weiß gar nicht, wie ich dahin gekommen bin. Aber dann gibt es irgendwelche virtuellen, guten Werke, die ich angeblich getan habe und dafür werde ich dann gelobt.

Ist das so? Ist das christliche Leben ein Automatismus? Ich denke nicht. Denn ich denke, das steht auch geschrieben: "Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet." Ihr Lieben! Warum steht dieser Satz in der Bibel? "Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet"? 

Ich denke, das hat etwas damit zu tun, dass Gott die Liebe ist. Und die Liebe zwingt niemanden. Die Liebe lässt jedem die Freiheit der Wahl. Die Liebe setzt frei. Wenn ich jetzt aber frei bin und Gott meine Freiheit derartig respektiert, dass er sagt: "Es ist alles da! Mein Geist ist da. Meine Verheißung ist da. Aber das, was ich von dir erwarte, ist, dass du mir deine Zustimmung gibst; dass du einwilligst; dass du dich von mir gebrauchen lässt als ein Instrument der Liebe in dieser Welt."

Und die Art und Weise, wie Gott möchte, dass wir ihm unsere Zustimmung mitteilen, ist, indem wir ihn bitten.

Und auch darauf liegt eine Verheißung. "Bittet, so wird euch gegeben." Das, was uns fehlt, das dürfen wir erbitten. Dass Gott uns ein reines Herz schenkt. Ein Herz, das keine Unterschiede zwischen den Menschen macht. Zwischen Arm und Reich. Zwischen fremd und vertraut. Zwischen verachtet und angesehen. Ein Herz, das bereit ist, sich Gott ganz hinzugeben. Ein Herz, das bereit ist, seinen Mitmenschen in Liebe zu dienen.

Und dazu möchte ich euch heute aufrufen: Lasst uns einzeln, als Gruppen, als ganze Gemeinde, darum beten: "dass Gott uns einen Blick schenkt für die Nöte von Kindern, von Jugendlichen, von Menschen in schwierigen Lebenssituationen." Lasst uns um dieses Herz beten! Lasst uns Gott sagen, dass wir das wollen. Dass wir uns gebrauchen lassen wollen. Lasst uns darum beten, dass er uns das Wollen schenkt und das Vollbringen, diese guten Werke zu tun. Und dann lasst uns darauf vertrauen, dass Gott das Seine tut. Er, der gesagt hat "Bittet, so wird euch gegeben."

Lasst uns Gutes tun, ihr Lieben; so wird unser Lohn groß sein und wir werden Kinder des Allerhöchsten heißen.

Amen.

Sonntag, 24. September 2023

Ohne Gebet ist alles Nichts - 7. Wir beten darum, dass Sein Geist in unserem Leben wirkt und wir Ihm im Vertrauen folgen




Guten Morgen, ihr Lieben! 

Das Thema heute, das liegt mir sehr am Herzen. Und das hat zum einen tiefe persönliche Gründe. Das hat sehr viel mit tiefen Tiefen in meinem Leben zu tun. Und es ist auch ein Thema, was mir sehr am Herzen liegt, weil ich glaube, dass es eine unglaubliche Bedeutung hat für uns selbst, für das Gelingen unseres christlichen Lebens, für uns als Gemeinde, für Mission, für alles. Und deshalb wünschte ich, ich könnte heute direkt in eure Herzen sprechen. 

Heute geht es um das Thema Heiligung und es geht um das Thema Nachfolge. Und es geht um das Thema Gebet. Und ich möchte euch zu Anfang eine Geschichte erzählen aus meinem Leben. Das ist jetzt schon lange, lange her, werde ich aber nie vergessen. Da hatte ich, ich glaube meine erste Wohnung: dritter Stock unterm Dach. Mansarde. Ich habe immer gesagt 27 Quadratmeter Wohnklo mit Kochdusche. Und das war in Erding, und das lag am Stadtpark. Das heißt, wenn ich abends nach Hause gegangen bin, bin ich durch den Stadtpark gegangen. Und im Stadtpark sind ab und zu auch Menschen gewesen, denen es nicht so gut ging, die im Stadtpark übernachtet haben. Und jetzt bin ich auf dem Weg nach Hause und es ist schon dunkel. Und dann sehe ich einen solchen Menschen, der war in der gleichen Richtung wie ich unterwegs. Und ich war einfach schneller.

Und ich bin so an dem vorübergegangen und habe so im Stillen gebetet, dass Gott ihn doch segnen möge mit allem, was er braucht. Und dann hatte ich das Gefühl, als ob mir der Heilige Geist auf die Schulter tippt und sagt: "Erinnerst du dich, was in Jakobus zwei steht?" Also er hat jetzt natürlich nicht den Vers zitiert, aber das war so eine ganz glasklare Erinnerung an einen Bibelvers. Ich lese euch den mal vor. "Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und Mangel hat an täglicher Nahrung. Und jemand unter euch spricht zu ihnen "Gehet hin in Frieden, wärmt und sättigt euch." Und ihr gebt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat. Was hilft ihnen das?"

Und dann habe ich zu Gott gesagt Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? Also - der stinkt. Ich weiß auch nicht, ob der mich nachts vielleicht nicht nicht umbringt. Den Geist Gottes hat das gar nicht groß beeindruckt, was ich da für Einwände hatte. Er hat mich einfach noch mal auf diesen Vers hingewiesen, so nach dem Motto: das ist mein Wille. Das ist Gottes Wort. Ich weiß gar nicht mehr, ob das ein oder zweimal oder sogar dreimal hin und her gegangen ist. Aber irgendwann habe ich gemerkt, er meint das ernst.

Und dann habe ich gesagt: "Okay, aber auf dein Risiko!" Also dann bin ich zurückgegangen. Ich war mittlerweile schon ein Stück von ihm weg. Ich bin zurückgegangen und habe gesagt: "Möchtest du heute Nacht gerne bei mir schlafen? Kannst dich duschen, kannst was Warmes zu essen haben." Heinz Fischer hieß er. Er war damals schon eine gute Ecke älter als ich. Eine eine ergreifende Lebensgeschichte, wie er überhaupt auf der Straße gelandet ist. Und das Ende vom Lied ist, ich habe ihn mitgenommen. Er hat bei mir übernachtet. Er hat sich geduscht. Er hat einen Schlafsack von mir versaut. Den konnte ich nachher wegschmeißen.

Und entstanden ist eine langjährige Freundschaft. Ich habe ihn begleitet auf seinem Weg. Er war Alkoholiker. Entzug. Rückfall. Entzug. Rückfall. Von einer Einrichtung in die nächste. Überall ist er rausgeflogen. Und ich habe gebetet wie ein Weltmeister. Und irgendwann kam dieser Tag, wo ich ihn wieder besucht habe und er gesagt hat, dass er jetzt los ist vom Alkohol, dass er das jetzt selber wollte, dass er gebetet hat. Und mir ist klar geworden, dass er gläubig geworden ist.

Der Heinz ist dann gestorben. Das war eine der traurigsten Beerdigungen, nein: die traurigste Beerdigung, die ich in meinem ganzen Leben je erlebt habe; so etwas Herzzerreißendes. Und der Heinz ist jetzt im Himmel. Und dass ich das miterleben durfte. Diese ganze Geschichte, das ist für mich persönlich eines der schönsten Geschenke, was Gott mir jemals gemacht hat. Und es hat angefangen damit, dass der Heilige Geist mir auf die Schulter getippt hat und hat mich an einen Vers erinnert.

Warum habe ich euch jetzt von dieser Begebenheit berichtet? Ich denke, dass sie erst mal ein ganz wunderbares Beispiel ist. Auf einer ganz oberflächlichen Ebene für das Thema unserer heutigen Gebetskarte, nämlich dass Gottes Geist in unserem Leben wirkt und wir ihm im Vertrauen folgen. Weil es eine Geschichte ist, die beide Aspekte beleuchtet. Einmal das Reden des Geistes und dann auf der anderen Seite das Thema der Nachfolge. Gottes Geist wirkt. Wir folgen im Vertrauen.

Aber es gibt noch einen Grund, sozusagen die Geschichte - die allesumspannende Geschichte - in der meine kleine Geschichte mit dem Heinz stattgefunden hat: Gottes große Geschichte mit uns Menschen. Ihr erinnert euch? Und noch mal - die Verse kann ich nicht oft genug zitieren und das werdet ihr in der ein oder anderen Predigt wieder hören; da bitte ich um Nachsicht; aber das ist etwas, was mich zutiefst bewegt: Zu Anfang der Schöpfung, Genesis 1,27 lesen wir: "Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn." Das war Gottes Plan von Anfang an, dass wir Ebenbilder werden seiner Herrlichkeit. Und diesen Plan hat er nie losgelassen. Diesen Plan verfolgt er bis heute.

Wie wir alle wissen, kam der Sündenfall. Und ein Aspekt, auf den ich uns besonders hinweisen möchte heute ist, dass der Sündenfall etwas zu tun hatte mit einer Gabe, die uns Gott gegeben hat. Nämlich mit unserem freien Willen. Niemand hat Adam gezwungen, vom Baum zu essen; vom Baum der Erkenntnis. Da ist nicht einer hergekommen und hat gesagt "Komm hier! Jetzt! Da! Ich nehme deinen Arm, und jetzt mache ich noch, dass deine Hände zugreifen." Nein, niemand hat ihn gezwungen. Er hat sich aus freien Stücken entschieden, ungehorsam zu werden.

Und wir wissen, dass danach das Kreuz kam. Wir wissen, dass danach die Auferstehung kam und die Erlösung. Und in der Zeitgeschichte nachfolgend unsere Berufung. Und wir wissen, dass irgendwann unsere Verherrlichung kommen wird. Aber dazwischen, in der Zeit unseres Lebens, da liegt etwas, das nennen wir Heiligung. Und das ist Gottes großer Plan. Er hat von Anfang an den Wunsch gehabt, Menschen zu machen, die seine Herrlichkeit widerspiegeln. Unser freier Wille war der Grund, dass dieser Plan am Anfang so aussah, als sei er in Scherben gegangen. Aber durch die Erlösung, durch die Innewohnung des Heiligen Geistes, das, was Gott uns schenkt als seinen Kindern, macht er weiter mit seinem Plan; mit dem Wunsch, uns zu verwandeln in sein Bild.

Und diese Verwandlung, die geschieht nach dem immer gleichen Prinzip. Gott redet. Und wir folgen. Mit unserem freien Willen. Das hat etwas mit Entscheidungen zu tun. Und dieses Umgestalten, das, denke ich, tut Gott auf mindestens zwei Wegen, nämlich dem Weg der Nachfolge; das ist dieses Hören und dieses Folgen. Und wir werden heute noch sehen: auf dem Weg des Gebets; warum das Gebet so zentral ist, damit dieses Hören und dieses Folgen auch wirklich funktioniert.

Nochmal dieses umgestaltet werden in Gottes Bild. Dieser Heiligung ist kein Zwang. Es ist kein Automatismus. Sondern es erfordert Hingabe. Ihr Lieben, Gott respektiert unseren freien Willen so sehr, das können wir uns im Tiefsten gar nicht ausmalen. Auch nicht welche Gewichtigkeit das hat; für jede Entscheidung, die wir treffen. Wir sind auf eine Art und Weise zur Freiheit berufen und geschaffen, deren letztendliches Gewicht und deren letztendliche Konsequenz wir uns in den seltensten Fällen wirklich in der Tiefe ausmalen können.

Umgestaltet zu werden in Gottes Bild erfordert Hingabe. Unsere Zustimmung dazu, dass Gottes Geist an uns, in uns und durch uns so wirken kann, dass wir seinen Willen tun. Und damit steht und fällt mit unserem freien Willen, mit unserer Hingabe auch unsere Heiligung. Unser Charakter. Der Gemeindebau. Der Bau von Gottes Reich. Die Evangelisation. Einfach alles. Weil Gott mit uns und durch uns bauen will.

In dieser Predigt geht es also vordergründig um das, was Gottes Geist wirkt und wie wir ihm im Vertrauen folgen. Aber auf einer tieferen Ebene geht es um Gottes großes Ziel uns zu verwandeln in seine Ebenbilder und damit die Grundlage dafür zu legen, dass wir wirklich gemeinsam mit ihm - Er durch uns - Sein Reich bauen kann. Und das ist der Grund, warum mir diese Predigt so am Herzen liegt und warum ich mir so sehr wünsche, eure Herzen zu erreichen.

Ich möchte heute eben über genau diese beiden großen Aspekte sprechen. Einmal das Wirken des Geistes Gottes und zum anderen um unsere Nachfolge. Und was jetzt das Wirken des Geistes angeht, da würde ich mal behaupten, da könnte man eine komplette Predigtserie machen und ein Jahr lang nur darüber predigen - zweiundfünfzig, dreiundfünfzig Sonntage lang, - was der Heilige Geist alles tut.

Ich möchte mich in dieser einen Predigt beschränken auf das Wesentliche, nämlich auf die Aspekte des Wirkens des Heiligen Geistes, die mit unserer Nachfolge zu tun haben. Und das sind die Aspekte, dass er uns an Gottes Wort erinnert. Dass er uns von Sünde überführt. Dass er uns führt und leitet. Und dann vor allem auch, dass er uns bevollmächtigt, zum Dienst, in dem er uns verwandelt in Christi Bild.

Ich denke, dass auch unsere Nachfolge mehrere Aspekte hat. Und auch darüber könnte man trefflich eine ganze Predigtserie machen. Und auch hier möchte ich mich beschränken auf das Wesentliche, auf das, was mit Hingabe zu tun hat. Mit unserem freien Willen. Mit Gehorsam. Mit Vertrauen und vor allen Dingen mit Gebet. Und weil dieses Bevollmächtigen zum Dienst und dieses Verwandeln in Christi Bild, sehr viel mit dem Punkt Gebet zu tun haben, werde ich diese beiden Punkte, die ich eigentlich unter das Wirken des Geistes Gottes gepackt habe, im letzten Punkt Gebet mit reinwirken und dazu ganz am Ende von der Predigt noch etwas sagen.

Lass uns zuerst einmal die verschiedenen Arten und Weisen anschauen, wie Gottes Geist in unserem Leben wirkt.

Johannes 14,26 lesen wir "Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe." Ihr erinnert euch an meine Geschichte mit dem Heinz Fischer. Das war exakt das, was ich erlebt habe: dass der Heilige Geist mir auf die Schulter tippt und mir ein Vers, den ich irgendwann mal gelesen hatte, so glasklar vor Augen stand, dass mir völlig klar war, dass ich hier keine Selbstgespräche führe. Und ich denke, das ist etwas, was der Heilige Geist sehr gerne tut. Und ich glaube auch, dass es eine der häufigsten Arten und Weisen ist, wie er uns führt. Ich sage nicht die häufigste, aber eine der häufigsten. Indem er uns Gottes Wort in Erinnerung bringt.

Das bedeutet natürlich auch, dass wir Gottes Wort erst mal kennen müssen. Und um es zu kennen, müssen wir die Bibel lesen, um überhaupt die Möglichkeit zu geben, auf unserer Frequenz zu funken oder besser gesagt uns die Möglichkeit zu geben, auf der Frequenz zu hören, auf der er spricht. Mir war in dem Moment vollkommen klar, als mir der Geist Gottes diesen Vers vor Augen gestellt hat, was sein Wille ist. So klar, dass ich angefangen habe zu argumentieren.

Und dann kam das zweite. Wir lesen in Johannes 16,8 "und wenn er kommt [der Heilige Geist], wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde." Überführung von Sünde. Das kann so einfach gehen. Da reicht manchmal ein ganz leiser Anstoß. Das kann durch Umstände geschehen, das kann durch ein Wort geschehen. Ich denke, das haben wir alle schon mal erlebt. Wo wir uns ertappt fühlen. Wo wir einfach wissen jetzt habe ich etwas getan oder etwas unterlassen, was ich nicht hätte tun oder unterlassen sollen. Und dann dieses Erleben: Das ist nicht im Verborgenen geschehen, sondern es wird jetzt offenbar. Und dann läuft es einem heiß und kalt den Buckel runter und man fühlt sich ertappt. Und wie gesagt, dieses Überführtwerden von Sünde, das kann einfach durch eine Situation geschehen. Aber das kann eben auch in Verbindung damit geschehen, dass uns der Geist Gottes an das Wort Gottes erinnert. Und dann trifft es doppelt stark. Und so war das damals bei mir: doppelt stark deswegen, weil es da eigentlich gar nichts mehr zu argumentieren gibt. Du spürst schon in deinem Inneren: "Was ich da gemacht habe, war falsch." Und jetzt kriegst du auch noch das Wort Gottes dazu. Da ist eigentlich mit Argumentieren Feierabend.

Jetzt haben wir schon zwei Möglichkeiten gesehen, wie Gott uns führen kann. Wie Gottes Geist wirkt. Dadurch, dass er uns sein Wort in Erinnerung bringt, dadurch, dass er unser Gewissen trifft. Im Römer 8,14 steht dazu: "Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." Dieses 'Treiben' würden wir heute im modernen Deutsch übersetzen mit 'motiviert' oder 'inspiriert'. Die Menschen, die in sich diesen Drang verspüren, den Willen Gottes zu tun, welche der Geist Gottes 'treibt', die sind Gottes Kinder. Das heißt aber auch, dass Gottes Geist führt. Er ist der Leader. Wir sind die Nachfolger. Er sagt uns, wo es langgeht. Und in diesem Fall spricht er zu uns, gelegentlich auch durch unsere Intuition. Und das zu erleben, sagt uns Römer 8, ist ein Zeichen für unsere Gotteskindschaft.

Und gleich einen Vers weiter steht geschrieben "Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet, sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen Abba! Lieber Vater!" Das bedeutet, Gott zwingt uns nicht. Wir sind ja keine Knechte. Alles, was Gott von uns möchte, passiert und basiert auf freiem Willen. Und ich empfinde es als etwas Wunderschönes - das ist der persönliche Anteil, den ich an der Geschichte habe; wie gesagt, das könnt ihr gerne nachher erfragen, - aber dass Gott uns das schenkt, erlaubt, genehmigt: dass wir ihm in Freiheit folgen dürfen! Noch einmal: Er ist allmächtig! Er ist allwissend! Er könnte sagen: "Ich habe die Faxen dick. Ich weiß sowieso genau, wo es langläuft. Und ich werde jetzt dafür sorgen, dass ihr macht, was ich will." Aber so ist Er nicht. Gott sei Dank! Er liebt uns. Und deswegen respektiert er unsere Freiheit. Und deswegen ruft er uns in die Nachfolge. Aber er zwingt uns nie. Und doch bleibt es wahr: Ohne Nachfolge geschieht nichts: Keine Heiligung, keine Umgestaltung in Christi Bild, kein Bau von Gottes Reich, keine Evangelisation, keine Bildung von Charakter, gar nichts.

Nachfolge bedeutet also Hingabe. Und Hingabe bedeutet Vertrauen. Vertrauen, dass Gott gut ist. Zutiefst gut. Und dass Er nicht nur gut ist in und für sich selbst, sondern dass Er es gut mit uns meint. Dass Er uns nicht im Stich lässt, wenn wir Ihm folgen. Letzten Endes: dass er sein Wort hält.

Ich bin ja vor der Predigt gefragt worden, ob ich etwas dazu sagen kann, wie Gottes Geist führt. Ein paar Sachen habe ich jetzt schon gesagt, aber wenn man ehrlich ist, da kommt einem ja gleich eine Bibelstelle in den Sinn, wie Joel 3,1. Dort steht - kennen wir alle - "Und danach wird es geschehen (was ja dann zu Pfingsten geschehen ist) dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen. Eure Greise werden Träume haben. Eure jungen Männer werden Visionen sehen." Eine Möglichkeit ist also auch das Führen über Träume und Visionen. Und das war Paulus wichtig, insbesondere das mit der Weissagung im ersten Korintherbrief lesen wir im 14. Kapitel - ich zitiere mal zwei Verse, - da sagt der Paulus: "Ich wünschte, dass ihr alle in Sprachen des Geistes reden könntest, aber noch lieber wäre es mir, ihr könntet alle prophetische Weisungen verkünden, denn das hat mehr Gewicht, als in unbekannten Sprachen zu reden." Und ein paar Verse später: "Nehmt an, ihr alle verkündet prophetische Weisungen! Wenn dann ein Neuling, der noch nicht glaubt, hereinkommt in die Gemeinde, wird ihn alles, was er hört, von seiner Schuld überzeugen. Er wird sich von allen zur Rechenschaft gezogen sehen. Seine geheimen Gedanken kommen ans Licht. Er wird sich niederwerfen, wird Gott anbeten und bekennen. Wahrhaftig, Gott ist mitten unter euch." Und noch an einer anderen Stelle sagt der Paulus, dass wir genau um diese Gaben beten sollen. Das ist also nichts Kleines. Ja, im ersten Korinther haben wir auch das Kapitel 13: das das Größte ist die Liebe. Aber Paulus macht es klar, dass diese Gabe der Weissagung etwas sehr, sehr Wichtiges ist für die Evangelisation, für die Mission, aber auch für die Heiligung und für den Aufbau von Gemeinde und dass wir um diese Gaben beten sollten. Und das nicht nur was für Charismatiker. Das ist etwas, was in Gottes Wort so steht.

Auf der anderen Seite möchte ich auch darauf hinweisen, dass Weissagungen, Träume und Visionen nicht etwas sind, was alltäglich ist. Es ist zumindest nicht das, was ich in meinem persönlichen Leben so erlebe. Ich werde nachher noch zwei, drei Beispiele sagen, wo ich sowas erlebt habe. Und es ist auch nicht alltäglich, wenn ich mir anschaue, was in der Schrift steht. Wenn ich mir anschaue, was in der Schrift steht, dann werde ich finden, dass Visionen oder Prophezeiungen oder Weissagungen besonderen Zeiten vorbehalten waren. Zeiten des Gerichts, wie zum Beispiel des Gerichts über Israel und Juda, wo sie in die babylonische Verbannung deportiert wurden. Prophezeiungen am Ende der Verbannung, als sie zurückkamen aus Babylon, als unter Nehemia und Ezra sozusagen dann alles wieder neu aufgebaut wurde. Besondere Zeiten wie der Beginn der Missionsgeschichte. Wo ein Paulus blind vom Pferd fällt, weil ihm der Auferstandene begegnet und er eine Vision hat.

Wie gesagt, ich denke, Visionen, Weissagen und Träume sind besonderen Zeiten vorbehalten. Ich habe das selber einmal erlebt. Werde ich auch nie vergessen: Zirkus Krone Bau. Ich meine, es war 1986 oder 1987. Und da war Gottesdienst im Zirkus Krone. Ich weiß gar nicht mehr den Hintergrund. Die ganze Bude war voll. Und irgendwann hat einer im Publikum die Hand gehoben und hat gesagt, er habe etwas gesehen und er habe den Eindruck, dass Gott möchte, dass alle das im Raum jetzt hören. Und dann hat man den nach vorne geholt und hat ihm ein Mikro gegeben. Und dann hat er ins Mikro gesagt. Ich sehe eine Mauer fallen und ich sehe Züge und Scharen von Menschen aus dem Osten kommen. Dann haben wir alle gedacht - 1986! - "Okay...". Damals: für mich unvorstellbar, dass jemals die Mauer fällt. Es war eine Institution. Drei Jahre später war ich auf einer christlichen Freizeit. Ich war im ersten Stock. Unten im Erdgeschoss lief ein Fernseher mit Nachrichten. Wissen wir alle: 89 fällt die Mauer. Ich werde runtergerufen: "Komm mal, schnell! Komm mal schnell! Das glaubst du nicht!" Ich runter, guck mir das an und dann hat mich der Blitz getroffen, weil ich mir das was, was in dieser Vision prophezeit wurde, das waren exakt die Bilder, die dann übers Fernsehen gelaufen sind.

Also so etwas geschieht. Aber ich glaube, es geschieht in besonderen Zeiten. Und ich glaube auch, dass Visionen, Prophetien und Träume in der Regel (Ausnahmen mögen, die Regel bestätigen), aber in der Regel gerichtet sind an besondere Personen: Könige. Priester, Apostel. Ich könnte jetzt X Beispiele nennen, wo Prophezeiungen ergangen sind gegen Isebel. Prophezeiungen ergangen sind an die Regenten. Weil daran so viel liegt, wie sie regieren.

Und vor allem möchte ich darauf hinweisen, dass echte Weissagungen, echte Träume und echte Visionen so wenig alltäglich sind, dass sie von denen, denen sie geschenkt werden, dass sie von denen als ein einschneidendes Erlebnis wahrgenommen werden. Denken wir an Jesaja, als er seine Vision hat, was war seine Reaktion? "Weh mir! Weh mir, Ich vergehe!" Hesekiel fällt auf sein Angesicht, und es braucht das Wirken des Heiligen Geistes, dass er wieder sagen kann "Da kam Leben in mich, und ich wurde auf meine Füße gestellt." Erinnern wir uns an den Jünger Johannes, der an Jesu Brust gelegen war, als er noch nicht verherrlicht war, der dann den verherrlichten Christus sieht und sagt "Ich fiel zu seinen Füßen wie tot." Ich könnte jetzt weitermachen. Paulus wie gesagt, geblendet, eine Woche blind, hat eine Vision gehabt vom dritten Himmel.

Warum sage ich das? Ich erlebe das in unserer Zeit, dass es eine Inflation gibt an Visionen. Und ich bin sehr versucht, jetzt spöttische Worte darüber zu verlieren. Das werde ich nicht tun. Aber ich warne euch vor dieser Inflation. Heutzutage wird uns so viel persönliche, emotionale Seelenbewegung als Vision und als Gesicht verkauft. Da habe ich meine Zweifel. Ich bin der festen Überzeugung, wenn Gott eine Vision gibt, dann gibt es Null Prozent Zweifel daran, dass das von Gott war. Und wer das nicht mit hundertprozentiger Sicherheit weiß, der sollte es auch nicht Visionen nennen. Und er sollte seine Träume, wie es auch im Alten Testament heißt, und seine Gesichte für sich behalten.

Ich denke, dass im Alltag Gott oft führt durch die Erinnerung an sein Wort oder das Sprechen in unser Gewissen oder durch Intuition. Und manchmal führt Gott uns auch über unsere Geschwister. Auch da eine kurze Geschichte dazu. Ich hatte ja gesagt, ich hatte meine erste Wohnung da im Stadtpark, wo ich den Heinz Fischer kennengelernt habe und in der Zeit war ich tief depressiv. Und die kleine Bude, in der ich gelebt habe, die war auch ziemlich finster. Und irgendwann - ich habe damals immer eine alte Schwester besucht und ihr aus der Bibel vorgelesen (auch ein riesen Segen, vor allem für mich), - kommt diese Schwester (aus heiterem Himmel, wir hatten überhaupt nicht über das Thema geredet) und sagt, sie hätte den Eindruck, ich sollte umziehen. Da hab ich mir gedacht. "Wie kommt die jetzt da drauf?" Wir waren gerade mitten beim Kaffee trinken. Da hab ich mir gesagt. "Okay? Verbucht." Und dann haben wir weiter geredet. Ein paar Tage später kommt eine andere Schwester auf mich zu und sagt mir "Also ich weiß nicht, mir geht es seit Tagen im Kopf rum, ich ich muss dir das jetzt sagen. Ich habe den Eindruck, du solltest umziehen." Ihr glaubt es oder nicht: Es kam noch ein paar Tage später eine dritte Schwester. Und noch mal, die wussten nichts voneinander! Es war überhaupt kein Thema. Kommt die dritte Schwester und sagt mir: "Ich glaube, du solltest umziehen. Du brauchst mehr Licht!"

Da hab ich gedacht: "Was mach ich jetzt damit?" In meiner Bibel stand (da kam der Heilige Geist wieder: tock-tock-tock!): "Auf zwei oder drei Zeugen hin sollst du eine Sache glauben." Dann habe ich gesagt (also ich bin da ja nicht immer sofort so begeistert), da habe ich also gesagt (so wie beim Heinz Fischer damals) "Ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" - "Ja doch!" Ich musste dann gleich an Abraham denken, der "auszog und noch nicht wusste, wo er hinkommt". Da habe ich gedacht: wenn Gott das will, dann mache ich das. Dann habe ich meine Wohnung gekündigt. Und dann habe ich gedacht, Jetzt wird es eigentlich auch Zeit, dass ich mich mal um eine neue bemühe. Aber erst mal habe ich gekündigt, weil Gott hat mir ja klar gemacht, ich soll ja ausziehen. Und wenn ich ehrlich bin: da ist mir schon manchmal ein bisschen heiß und kalt geworden, weil ich mir gedacht habe: Ja, steht Gott jetzt auch zu seinem Wort oder stehe ich jetzt alleine da? Ich habe jetzt das gemacht, was ich machen soll: ich habe meinen Mietvertrag gekündigt, aber jetzt brauche ich dann bitteschön auch eine neue Wohnung. Ich will ja nicht unter der Brücke schlafen.

Ja, was soll ich sagen? Das war der geschmierteste Umzug meines Lebens. Ich habe innerhalb kürzester Zeit eine wunderschöne Wohnung gefunden, in der Kampenwandstraße in Erding. Lichtdurchflutet. Dann kamen Arbeitskollegen zu mir, die auch nichts davon wussten und haben gesagt, wenn ich jemanden kennen würde, der Umzugskartons braucht, dann sollte ich denen doch bitte Bescheid geben, dass dieser Mensch welche hätte. Da habe ich gesagt "Ja, da redest du mit dem Richtigen: das bin ich. Kannst gleich alle hergeben." Dann war - vor dem Haus waren Parkplätze, die waren immer belegt. Aber an dem Tag, wo ich umgezogen bin, war alles frei und wir konnten aufladen. Es ist gegangen wie am Schnürchen.

Warum sage ich das? Ja, Erstens: Gott führt auch durch das Reden von Geschwistern, wobei ich da immer sage, da lasse ich Vorsicht walten. Das prüfe ich immer erst mal auch an Gottes Wort. Und das zweite, warum ich das erzählt habe, ist: Gott ist treu. Wenn Er dir sagt Kündige! (Wenn Gott es sagt. Nicht deine Einbildung oder sonst wer.) Dann kannst du dich darauf verlassen, dass du nicht alleine bist. Weil Gott ist treu.

Nun gut, zu guter Letzt bin ich auch noch gefragt worden, woran man denn erkennen kann, dass es Gottes Geist ist, der da führt. Und ich finde, es ist eine der schwersten Fragen, auch nach über 30 Jahren Glaubensleben oder fast 40. Weil es sehr, sehr leicht geschieht, dass wir unsere eigenen Seelenbewegungen mit dem Reden des Geistes Gottes verwechseln. Und deswegen möchte ich uns drei Prüfsteine mit an die Hand geben, die uns das hoffentlich etwas leichter machen, das Reden des Geistes Gottes zu unterscheiden.

Als allererstes - ganz offensichtlich: - Gottes Geist widerspricht niemals Gottes Wort. Da würde Gott sich ja selbst widersprechen. Aber Gott ist die Wahrheit. Und die Wahrheit kann sich selbst nicht widersprechen. Das heißt, wohin auch immer Gottes Geist uns führt, er wird nie etwas tun, was im Widerspruch steht zu seinem Wort, zu seinen Geboten, insbesondere zum großen Gebot, Gott zu lieben und seinen Nächsten.

Den zweiten Prüfstein, den habe ich dann Gottes Fügung, von einem befreundeten Pastor, Bibellehrer und Evangelisten bekommen. (Jeden Morgen kriege ich einen Bibeltext mit einer Auslegung oder eine Morgenandacht, wie auch immer man das nennen will). Und zu dem Tag hat er über Johannes 16,14 geschrieben, und dort steht: "Er (gemeint ist Der Heilige Geist) wird mich verherrlichen." Jesus sagt also "Der Heilige Geist wird mich verherrlichen." Und in der Auslegung stand dann drin: "Ein Weg (als ob ich das bestellt hätte! Ich werde gefragt "Wie kann man erkennen, was Gottes Geist ist?" Und dann kriege ich diese Erklärung: "Ein Weg, um zu erkennen, ob der Heilige Geist in einer Situation am Werk ist, ist die Frage, wem die Ehre gebührt. Der Geist verherrlicht nicht sich selbst, er verherrlicht Jesus. Es versteht sich von selbst, dass der Geist auch den Menschen nicht verherrlicht. Wenn ein Mensch verherrlicht wird, egal wie groß er ist, dann ist es nicht der Heilige Geist, der wirkt." Und ganz unten an der Andacht stand dann wie immer dann eine Frage fürs persönliche Nachdenken drin: "Wem gebührt der Ruhm für die Werke, die du tust?"

Und auch den dritten und sicherlich nicht letzten Prüfstein möchte ich an Gottes Wort festmachen. In Römer 8,31 steht: "Was kann man dazu noch sagen? Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?" Gottes Geist wird uns immer vermitteln, dass er für uns ist, auch wenn er vielleicht an unserem Handeln was auszusetzen hat. Noch mal: siehe die Geschichte "Ich und Heinz Fischer". Ich wollte vorbeigehen und sagen "Hier! Friede sei mit dir! Und habe gedacht ich bin ein guter Christ." Damit war Gottes Geist nicht einverstanden. Aber die Art und Weise, wie er von Sünde überführt, die Art und Weise, wie er an Gottes Wort erinnert, die Art und Weise, wie er führt - in Freiheit, in Liebe - wird immer eine Art und Weise sein, in der deutlich wird, dass er auf meiner Seite steht. Nicht unbedingt immer auf der Seite meines Handelns, aber dass er mir in Liebe zugewandt ist. Ich musste da an einen Text von R.C. Sproul denken - (leider schon verstorben, meiner Meinung nach einer der besten populären Lehrer, was die Heilige Schrift angeht) - und diesen Spruch habe ich mir ausgeschnitten und habe den diesen ausgeschnittenen Spruch in den Bildschirmhintergrund meines Computers eingebaut, weil er mir so wichtig geworden war. Da hieß es so ungefähr "The spirit will always communicate, that he is for us, if he convicts us of our sin." (zu deutsch:) "Der Heilige Geist wird uns immer kommunizieren, dass er für uns ist, wenn er uns von Sünde überführt." Das heißt, wo wir den Eindruck haben, dass eine Stimme zu uns spricht, die uns unter Druck bringt, die gegen uns ist, die uns feindlich angreift, die uns einfach spüren lässt, dass wir angeblich nicht frei sind zu entscheiden, die uns zwingen will, dann ist das sicherlich nicht Gottes Geist.

Ich möchte an der Stelle noch mal kurz zusammenfassen, was wir bis jetzt gehört haben: Gottes Geist wirkt in unserem Leben, indem er uns an Gottes Wort erinnert. Indem er uns ins Gewissen spricht. Indem er uns zeigt, wo es lang geht. Durch Weissagung. Durch Träume und Visionen. Oder durch sein Wort. Durch unser Gewissen und unsere Geschwister. Und das alles wird er uns gegenüber tun als Gottes Kindern. Er wird uns niemals knechten. Er wird uns immer die Freiheit lassen, zu entscheiden, ob wir ihm folgen. Ob wir uns an Gottes Willen hingeben wollen oder nicht. Und dabei wird er niemals von Gottes Wort abweichen. Er wird immer den Vater und den Sohn verherrlichen, nicht Menschen, nicht uns selbst. Und er wird immer für uns sein, auch wenn er vielleicht gegen unser Handeln ist.

Was machen wir jetzt mit diesem Wirken des Heiligen Geistes? Mit seinem Antrieb? Mit seiner Motivation? Mit seiner Inspiration? Mit seinem Reden? Mit seinem Führen? Ich möchte es noch mal wiederholen, weil mir das so am Herzen liegt: Wir könnten widersprechen. Weil wir frei sind! Oder wir können uns Gott hingeben. Und ich glaube, dass davon wirklich alles abhängt. Davon hängt ab, ob wir Gott die Möglichkeit geben, uns zu verwandeln in sein Bild. Davon hängt ab, wie viel wir Gott erlauben, unseren Charakter zu formen. Davon hängt ab, wie viel Beitrag wir leisten zum Bau seines Reiches; ob das in der Gemeinde ist oder in der Evangelisation. Davon hängt einfach alles ab, was Gottes Reich betrifft. Für dich persönlich, für unsere Gemeinde und für unsere Ausstrahlung in die Welt. Warum? Weil es freiwillig ist.

Und darum möchte ich jetzt als Erstes etwas sagen über Hingabe und um Gehorsam. In Römer - Kapitel 8,5+9 habe ich jetzt mal rausgepickt - lesen wir dazu folgendes: "Wenn wir von unserer selbstsüchtigen Natur bestimmt werden (ich habe das jetzt mal aus der guten Nachricht Bibel kopiert) - wenn wir von unserer selbstsüchtigen Natur bestimmt werden, liegt uns an dem, was unsere Natur will. Wenn wir vom Geist Gottes bestimmt werden, liegt uns an dem, was der Geist Gottes will. Was unsere selbstsüchtige Natur will, führt zum Tod. Was der Geist Gottes will, führt zum Leben, zu Heil und zum Frieden. Denn unser selbstsüchtiger Wille lehnt sich gegen Gott auf. Er gehorcht seinen Geboten nicht. Er kann es gar nicht. An denen, die Gefangene ihrer selbstsüchtigen Natur sind, kann Gott unmöglich Gefallen finden. Ihr aber seid nicht mehr von eurer eigenen Natur bestimmt, sondern vom Geist, so gewiss der Geist Gottes in euch Wohnung genommen hat."

Ihr spürt diesen Widerstreit, den der Paulus da in Worte fasst. Um diesen Widerstreit dreht sich unser ganzes christliches Leben, um den Streit zwischen unserer gefallenen alten Natur, die allein sich selber dienen will, die wie Adam im Paradies seinen freien Willen missbrauchen möchte, zum eigenen Vergnügen, zum eigenen Vorteil (für Menschen mit einer Vorliebe für Fremdwörter: So was nennt man Hedonismus; das höchste Lebensziel ist mein persönliches Glück) und auf diese Weise Gott ungehorsam werden. Und dann gibt es die neue Natur, die sich von Gottes Geist bestimmen lassen möchte. Die wie Christus in Gethsemane ihren freien Willen dazu gebraucht, um zu sagen "Nicht, wie ich will, sondern wie du willst." Die bereit ist, sich hinzugeben. Zum Vorteil seiner Nächsten. Und auf diese Weise Gott gehorsam wird.

Ihr Lieben, ich weiß nicht, wie es euch jetzt geht, wenn ihr das hört (ich hab' mir ja auch die Predigt vor heute Morgen bestimmt noch dreimal durchgelesen und überall noch mal was notiert) - aber so eine Hingabe, von der jetzt gerade die Rede war, so eine Hingabe braucht Vertrauen. Und ich glaube, sie braucht ein unfassbares Vertrauen. Und so ein Vertrauen "wächst nicht auf'm Baum". Weil so ein Vertrauen, wie Christus das in Gethsemane bewiesen hat, so ein Vertrauen braucht Vollmacht. Sein Vertrauen geht über unsere Kräfte. Für so ein Vertrauen brauchen wir einen übernatürlichen Beistand. Woher also nehmen, wenn nicht stehlen?

Und jetzt sind wir beim zentralen Thema dieser Predigt. Jetzt sind wir beim zentralen Thema unseres Lebens, wenn wir denn vollmächtige Nachfolger Christi werden wollen. Jetzt sind wir beim zentralen Thema von Reich Gottes. Wenn wir denn Reich Gottes mitbauen wollen. Jetzt sind wir beim zentralen Thema von Gottes Vision, Menschen zu schaffen nach seinem Bild. Dieses Vertrauen und diese Vollmacht, die leben nämlich nicht auf der Straße. Im Gegenteil. In Johannes 15,5 sagt Jesus uns klar "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Nicht wenig. Nicht ganz wenig. Nicht vielleicht ein klitzekleines bisschen. Nichts! Ohne mich könnt ihr nichts tun.

Aber wir brauchen dieses Vertrauen. Wir brauchen diese Vollmacht, um uns hingeben zu können. Aber dieses Vertrauen und diese Vollmacht schüttet Gott auch nicht einfach über uns aus wie mit der Gießkanne. Wisst ihr, warum? Weil Gott unseren freien Willen respektiert. Im Jakobus 4,2+3 heißt es "Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet." Oder wie Paul Paul Gerhardt es gedichtet hat in seinem Lied "Befiehl du deine Wege" (übrigens eines meiner Lieblingslieder): "Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbstselbsteigener Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen. Es muss erbeten sein." 

Ihr Lieben, der Schlüssel für allen geistlichen Sieg, der Schlüssel für alle geistliche Niederlage, der Schlüssel für diese Vollmacht, für dieses Vertrauen, diese Fähigkeit, diesen Willen und das Vollbringen sich hinzugeben an Gott, der liegt im Gebet - und nirgendwo sonst! Und vor nichts, vor nichts hat der Teufel mehr Angst (ausgenommen vor Gott), als vor einer betenden Gemeinde. Weil er weiß, was ihm dann blüht. Weil Gott Gebet erhört.

Und so, wie da steht "Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet", steht auch geschrieben "Bittet, so wird euch gegeben!" Der Feind weiß das. Wissen wir das auch? Das, was wir brauchen kommt nicht mit der Gießkanne. Das, was wir brauchen, will erbeten sein. Wenn es an uns läge, uns allein, dieses Thema Gebet unter die Füße zu bekommen, glaube ich persönlich, dann wären wir verloren. Und für mich ist es deswegen ein ganz riesiges Stück Evangelium, wenn im Philipper zwei Vers 13 steht "Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu seinem Wohlgefallen."

Ihr Lieben, ganz oft fangen meine Gebete damit an "Herr, hilf mir beten" - weil ich manchmal gar keine Lust habe. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber vielleicht geht es euch ähnlich. Beten ist doch - "Oooch, beten..." - aber jetzt gehe ich seit (ich weiß nicht, seit) Jahrzehnten in einen Gebetskreis. Mittlerweile hat sich das bei mir eingeschliffen, dass ich weiß: eigentlich ist das das Beste, was ich machen kann - weil ich komme in Gottes Gegenwart. Nachher geht es mir auch immer toll. Und trotzdem. Trotzdem ist das immer noch da "Oooch, beten..". Obwohl ich diese Erfahrung schon X Mal gemacht habe - über Jahrzehnte, - dass Gebet etwas Wunderbares ist; was dich aufbaut; was dich in Gottes Gegenwart bringt. Und deswegen glaube ich, haben wir das nötig: "Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen."

Und ihr Lieben, wenn wir schon gar nichts beten können, dann lasst uns bitte anfangen, darum zu beten: "Herr, lehre uns beten." Und dann lasst uns darum beten, bevollmächtigt zu werden. Und dann lasst uns darum beten, verwandelt zu werden in Christi Bild. Lasst uns beten, dass wir so bevollmächtigt werden, dass wir mit Paulus in Philipper 4 sprechen können: "Ich kann niedrig sein und kann hoch sein. Mir ist alles und jedes vertraut. Beides, satt sein und hungern; Überfluss haben und Mangel leiden. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht." Was ist das für eine Vollmacht, von der der Paulus hier spricht? Ich glaube, dass es eine Vollmacht, die die bezeugt, was für eine Hingabe er hatte. Die Vollmacht, Gottes Weisungen zu folgen, egal was passiert: Höhe oder Tiefe, Schmerz oder Freude; zu sagen: "Alles was ich will, ist da zu sein, wo mein Herr ist." Das ist Hingabe.

Und noch mal, ihr Lieben, niemand zwingt uns. Aber Gott lädt uns ein: "Komm und folge mir nach!"

Dann ist die große Frage Wie geschieht das? Wie geschieht das, so bevollmächtigt zu werden? Wie geschieht das, so verwandelt zu werden in Christi Bild? Und mein Lieblingsvers dazu ist zweite Korinther 3,18. Dort steht. "Wir sehen alle Christus mit unverhülltem Angesicht. Die Herrlichkeit Gottes wie in einem Spiegel." Dabei - bei diesem Anschauen von Christi Herrlichkeit - dabei werden wir selbst in das Spiegelbild verwandelt und bekommen mehr und mehr Anteil an der göttlichen Herrlichkeit. Das bewirkt der Herr durch seinen Geist.

Das heißt das, was wir nötig haben, diese Vollmacht, dieses Vertrauen, um uns hingeben zu können, dieses verwandelt werden in Christi Herrlichkeit, das bewirkt der Geist Gottes im Gebet; im Anschauen von Christus. Wir müssen uns dafür nicht anstrengen. Oder uns Mühe geben; Werke vollbringen. Sondern, wie vollbringt der Heilige Geist das? Indem er uns Christus zeigt. Christus in Gethsemane, wie Er spricht "Dein Wille geschehe!" - aus Liebe zu uns. Christus am Kreuz, der spricht "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" - für uns. Oder mit noch einem Schriftzitat: "Christus, der am Kreuz für euch starb. Und jetzt gehört ihr nur noch ihm, der von den Toten auferweckt wurde. Denn nur so werden wir für Gott Frucht bringen, das heißt leben, wie es ihm gefällt."

Nur durch Gebet werden wir so verwandelt. Nur durch Gebet werden wir so bevollmächtigt, dass wir mehr und mehr befähigt werden, Gott zu vertrauen. Uns hinzugeben und ihm zu folgen. Wo auch immer er uns hinführt.

Darum lasst uns beten.

Amen.

Sonntag, 30. Juli 2023

Ohne Gebet ist alles Nichts - 6. Wir beten darum, dass Gott uns zeigt, was Ihm wichtig ist


 [Predigt als MP3]

Persönliches Statement

Kürzlich bekam ich eine WhatsApp mit einem gut gemeinten Link auf ein YouTube Video: Das YouTube Video hieß: "GEHEIMES GEBET, DAS IN 24 STUNDEN WUNDER ERZEUGT". Darin wurde versprochen: "Heute werden Sie alles erreichen, was sie sich vorgenommen haben, denn bei Gott ist nichts unmöglich." - "Vertrauen Sie darauf, dass Ihre Zukunft wunderbar sein wird und Sie gute Dinge erhalten werden."

Zu allem Überfluss waren diese Aussagen auch noch mit wirklich guten christlichen Ratschlägen vermischt! Als ich dann etwas weiter recherchiert habe, indem ich auf den Kanal des Mannes gegangen bin, – Darius Wallis heißt er übrigens –, habe ich dann Videos gefunden mit Titeln, wie: Es ist gruselig, wie dieses Gebet so viel Geld bringt“ oder „Ich manifestierte 68 Millionen, indem ich diese 3 Wörter wiederholte“.

Ich denke spätestens jetzt ist jedem von uns klar geworden, dass das mit dem Evangelium von der Gnade und Liebe Gottes zu uns sündigen Menschen nichts zu tun hat. Aber auch überhaupt gar nichts. Ganz im Gegenteil: das ist das reinste „Name it and claim it“; das reinste „Prosperity Gospel“.

Was meine ich damit?

"Name it and claim it" heißt auf Deutsch etwa „Nenne es und beanspruche es“ – und ist eine theologische Strömung, die lehrt, dass Gläubige von Gott materielle Segnungen und körperliche Heilung beanspruchen können, indem sie positive Bekenntnisse laut aussprechen. Also noch krasser als „Positives Denken“. Es wird argumentiert, dass durch positives Sprechen und Bekenntnis von Glaubenssätzen, wie beispielsweise finanzieller Erfolg oder körperliche Gesundheit, diese Dinge in Erfüllung gehen.

Das ist natürlich die Krönung vom „positiven Denken“ und völliger Quatsch!

Und was ist das "Prosperity Gospel"? „Prosperity Gospel“ heißt auf Deutsch, so viel, wie „Wohlstandsevangelium“. Dabei handelt es sich um eine ähnliche theologische Bewegung, die den Schwerpunkt auf materiellen Wohlstand, Reichtum und Gesundheit legt. Die Anhänger des Wohlstandsevangeliums glauben, dass finanzieller Erfolg und körperliche Heilung ein Zeichen von Gottes Wohlwollen und Segen sind. Sie betonen, dass Gläubige ein "gesegnetes" Leben führen sollen und dass materieller Reichtum ein Teil dieser göttlichen Segnungen ist.

Das ist natürlich auch Quatsch. Als ob Gottes höchstes Ziel wäre, uns reich zu machen.

Solcher Unfug war übrigens schon im Mittelalter – zur Zeit der Reformation – bekannt. Luther prägte dazu zwei Begriffe – die theologia gloriae und die theologia crucis.

Die theologia gloriae ist ein Begriff, mit dem Luther einen Glauben beschrieben hat, der nach menschlicher Weisheit, Wissen und Erfolg in dieser Welt trachtet. Es ist die Tendenz, Gott in den Zeichen von Erfolg, Reichtum und Macht zu suchen, und die Versuchung, sich auf menschliche Werke, Taten, Errungenschaften und Leistungen zu verlassen, anstatt allein auf Gottes Gnade.

Die theologia crucis dagegen betont die Bedeutung des Leidens und der menschlichen Schwachheit. Luther argumentierte, dass Gott und Seine Liebe am deutlichsten in der Kreuzigung offenbart werden. Denn die Kreuzigung zeigt das paradoxale Bild eines allmächtigen Gottes, der Mensch wird und so schwach wird, wie ein Mensch – und der uns erlöst, indem er leidet und stirbt. Und nicht, indem er einen triumphalen Erfolg feiert.

Für Luther zeigt das Kreuz Gottes unfassbare Liebe und Barmherzigkeit gegenüber uns Sündern - und es offenbart, dass der Mensch durch eigene Anstrengung nicht gerecht werden kann, sondern vollkommen auf Gottes Gnade angewiesen ist.

Natürlich möchte Gott, dass es uns gut geht.

Aber noch wichtiger ist Ihm, dass wir Ihm ähnlich werden – dass wir Spiegelbilder werden Seiner Herrlichkeit – dass wir „mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider[spiegeln], und wir [...] verwandelt [werden] in sein Bild“ (2Kor 3,18). Das war von Anfang an Sein Plan, als Er im Paradies sprach „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ (1Mo 1,26)

Und dieser Prozess der Heiligung – der Umgestaltung in das Bild Christi – kann auch Abschnitte in unserem Glaubensleben mit sich bringen, die wir gar nicht lustig finden. Abschnitte, in denen wir leiden. Das ist ja sogar Jesus nicht erspart geblieben, von dem es heißt: „So hat er [Jesus], obwohl er der Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.“ (Hebr 5,8)

Und darum hat Luther auch betont, dass die theologia crucis dem wahren christlichen Glauben näher steht, als die theologia gloriae, da sie die Realität menschlicher Schwachheit, Sünde und Bedürftigkeit akzeptiert und auf die göttliche Barmherzigkeit und Vergebung vertraut, während die theologia gloriae ein trügerischer Weg ist, der den Menschen in die Irre führen kann, indem er ihn von seiner Abhängigkeit von Gott ablenkt."

 Aber jetzt bin ich eigentlich schon mitten im Thema. Bevor ich also weiter mache, möchte ich Euch kurz noch eine Übersicht über diese Predigt geben, damit ihr immer wisst, wo wir gerade sind.
 

Inhalt

Unser Thema heute ist ja das Gebet. Und zwar das Gebet: „dass Gott uns zeigt - im Gebet und in der Bibel - was Ihm wirklich wichtig ist!“ Dazu möchte ich – gemeinsam mit Euch – über folgende Dinge nachdenken:

·         Unter der Überschrift „Führung im Gebet – Inspiration ist nicht alles“ möchte ich als erstes mit Euch betrachten, wie wichtig es ist nicht nur im Gebet nach Gottes Führung zu fragen, sondern auch die innere Eindrücke zu prüfen, die dann kommen!

·         Unter der Überschrift „Gottes Wort – der Maßstab für Führung“  möchte ich 2 Dinge mit Euch betrachten: dass Gottes Wort der Maßstab ist, an dem wir alles prüfen sollen (à Bibelkenntnis!) und dann möchte ich auch auf die 3 wichtigsten Aspekte des Glaubens eingehen – die sozusagen den ganz groben „Rahmen“ bilden, in dem sich unser christliches Leben abspielen sollte.

·         Unter der Überschrift „Vertraue – und folge“ möchte ich dann mit Euch darüber nachdenken, dass es nicht allein ums Beten geht – also nicht allein ums Hören, ums Prüfen und ums Verstehen. Sondern vor allem ums Vertrauen und um das Nachfolgen – um das Tun, was Jesus sagt.

 

·         Und ganz zum Schluss möchte ich unter der Überschrift „Aufruf an Dein Herz“ alles zusammenfassen, was wir bis dahin gehört haben und zwar in Form von 3 ganz praktischen Aufforderungen.

 

"Führung im Gebet – Inspiration ist nicht alles "

Wir hatten ja schon in der Einleitung gesehen, auf was man alles hereinfallen kann, wenn man nicht gut aufpasst und einfach alles glaubt, was einem unter der Aufschrift „christlicher Glaube“ und „christliches Gebet“ so unter die Lupe kommt.

Und damit uns das nicht passiert, möchte ich Euch jetzt mal 2 Ratschläge vorlesen – einen vom Apostel Johannes und einen vom Apostel Paulus: Der Apostel Johannes sagt in 1.Johannes 4,1: "Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind!"

Wir sollen also nicht alles glauben, was uns unter die Lupe kommt. Wir sollen nicht allen Stimmen glauben, die uns in der Welt begegnen. Auf YouTube und auch anderswo. Wir sollen auch nicht allen Gedanken glauben, die uns so durch den Kopf gehen.

Vielmehr sollen wir immer prüfen „wes Geistes Kind“ irgendwelche Aussagen sind. Oder mit anderen Worten: „Wir sollen – wann immer uns eine spirituelle Aussage über den Weg läuft – erst mal auf die <Pause-Taste> drücken: Wir sollen erst mal skeptisch sein und uns fragen: „Ist das wirklich Gottes Geist, der da spricht? Oder ist das ein anderer Geist?“

Und der Apostel Paulus setzt noch einen obendrauf und sagt in 1.Thessalonicher 5,21: "Prüft aber alles und das Gute behaltet." Paulus sagt also nicht nur, dass wir auf die <Pause-Taste> drücken und skeptisch sein sollen – dass wir uns fragen sollen, ob das Gottes Geist ist, der da spricht – sondern er sagt dazu auch noch: „Das Gute behaltet.“

Das heißt ja mit anderen Worten auch: „Das Schlechte schmeißt weg!“ Ich muss dabei gerade an das Aschenputtel denken, wo es heißt: „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.“ – Ich finde, das kann man sich merken. Was der Apostel Paulus also meint ist: Wir sollen alle Aussagen, die uns über den Weg laufen, prüfen, und dann „Die Guten ins Töpfchen“ tun und „die Schlechten ins Kröpfchen“.

Na gut! Dann machen wir das!

Aber wie?

Wie prüft man, ob eine Aussage, ein Gedanke, eine Eingebung, eine Inspiration – ja sogar eine Prophetie von Gott ist – oder nicht?


"Gottes Wort – der Maßstab für Führung"

Gott sei Dank hat Gott uns dazu einen Maßstab mit an die Hand gegeben: Sein Wort. In 2.Timotheus 3,16-17 lesen wir: "Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt."

Was bedeutet das nun?

Zum ersten Mal bedeutet das, dass Gottes Wort, die Heilige Schrift, kein Menschenwerk ist, sondern dass sie von Gott eingegeben ist. Im Griechischen steht da „θεόπνευστος“ (theopneustos) – das bedeutet so viel, wie „[von] Gott [ein]gehaucht“.

Natürlich waren es Menschen, die die Texte der Bibel aufgeschrieben haben. Und trotzdem ist sie am Ende Gottes Werk. Weil die Menschen, die sie aufgeschrieben haben, dabei nicht ihren eigenen Schmonzes von sich gegeben haben, sondern, wie der Apostel Petrus es sagt: „[die] Heiligen Schriften [sind ...] nicht durch menschlichen Willen entstanden. Die Propheten sind [alle] vom Geist Gottes ergriffen worden und haben verkündet, was Gott ihnen aufgetragen hatte.“ (2Pe 1,20-21)

Wie das genau vor sich gegangen ist, das kann ich in dieser Predigt leider nicht erklären, aber ihr könnt mich gerne beim Kaffee danach fragen.

Wichtig ist jetzt erst mal, dass die Bibel zu 100% Gottes Wort ist – dass sie nicht durch menschlichen Willen entstanden ist – sondern dadurch, dass Menschen von Gottes Geist berührt wurden und aufgeschrieben haben, was Gott beabsichtigt hat. Dass die Heilige Schrift – also die Bibel – kein Menschenwerk ist, sondern von Gott genau so gewollt ist, wie wir sie heute vor uns liegen haben; sie ist von „Gott eingehaucht“. Wie gesagt: wenn ihr dazu gerne mehr wissen wollt, dürft ihr mich gerne in der Kaffeepause löchern.

 Aber was bedeutet das jetzt konkret für mein Prüfen? Es ist ja gut, zu wissen, dass die Bibel ein Prüfstein ist – der Maßstab, an dem ich alles messen kann. Aber was genau steht denn drin?

Tja! Da gibt es jetzt eine kurze und eine lange Antwort. Die kurze Antwort ist natürlich: „Darum ist es ja so wichtig, seine Bibel zu lesen – und sie nicht im Bücherregal verstauben zu lassen.“ Und ich bitte Euch: Nehmt diese kurze Antwort ernst! Bitte lest Eure Bibel! Kennt Eure Bibel! Bis ihr in der Lage seid „alles zu prüfen“ und „das Gute zu behalten“. Und danach: Lest sie weiter!

Oder, um noch einmal Luther zu zitieren: „[...] So denke ich oft, ich habe das ganze Stück schon abgelesen, und es ist alles klar und nichts Neues darin. Aber wenn ich dann wieder zurückkehre und die Bibel lese, so ist es, als wäre ich noch nie darin gewesen. Jedes Mal entdecke ich etwas Neues, wie wenn man einen Baum schüttelt und immer wieder ein Apfel herunterfällt.“

Und was ist die „lange Antwort“?

Die lange Antwort habe ich hier mal in 3 Teilen für Euch aufgedröselt. Es sind die aus meiner Sicht 3 wesentlichsten Aspekte des christlichen Glaubens. Aspekte, die uns helfen, das, was uns unter die Lupe kommt, zumindest grob zu prüfen.

 

1. Liebe zu Gott und den Menschen

Als erstes wäre da „Das große Doppelgebot“. Das finden wir in Mt 22:37-40. Dort steht: "Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten."

Wann immer Dir also ein Gedanke oder eine Aussage über den Weg läuft, kannst Du Dich fragen: „Entspricht dieser Gedanke der Liebe zu Gott?“ – bzw. „Entspricht dieser Gedanke der Liebe zu meinem Mitmenschen?“ Oder noch mal mit den Worten von Matthäus: „Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt – das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern.“ (Mt 7,12)

Wo das nicht so ist, kannst Du die Aussage / den Gedanken getrost zu den Akten legen.


2. Persönliche Heiligung

Als Zweites wäre da Gottes Aufforderung, dass wir ihm – vor allem auch in unserem moralischen Leben – immer ähnlicher werden. Wir sollen ja Seine Herrlichkeit widerspiegeln!

In 1Thess 4:3+5 sagt Paulus das so: "Gott will, dass ihr heilig seid: dass ihm euer ganzes Leben gehört. Das bedeutet, dass ihr euch von Unzucht fernhalten sollt. [...] Ihr sollt nicht blind eurer Leidenschaft folgen, wie die Menschen, die Gott nicht kennen."

Gott möchte also, dass wir mehr und mehr zu wirklich heiligen Menschen werden. Zu Menschen, die nicht blind ihren Leidenschaften, Begierden und Gelüsten folgen. Zu Menschen, die sich von sexueller Unmoral fernhalten. Im Wort und in der Tat.

Gotte möchte, dass wir Menschen werden, die Seine Herrlichkeit widerspiegeln – das ist: seine moralische Vollkommenheit. Oder, wie Paulus es in 1.Timotheus 1,5 sagt: "Jede Unterweisung [...] muss nämlich zur Liebe hinführen, die aus einem reinen Herzen, einem guten Gewissen und einem aufrichtigen Glauben kommt."

Wo immer also Dir ein Gedanke unter die Lupe kommt, der Dich dazu verleiten will, Gott in moralischer Hinsicht ungehorsam zu werden – ein Gedanke oder eine Einladung, die Dich zu sexueller Unreinheit oder Unmoral oder sogar zur Unzucht motivieren will – schlag ihn in die Flucht.

Oder noch besser: ergreife selbst die Flucht! Solche Gedanken kommen nie und nimmer von Gott!
 

3. Ein missionaler Lebensstil (Evangelium + Diakonie)

Als dritten und letzten Prüfstein möchte ich Dir folgendes ans Herz legen: Was auch immer es für Gedanken oder Aussagen sein mögen, die Dir unter die Lupe gekommen sind: achte darauf, ob sie dazu beitragen, dass Du das Evangelium in Wort und in Tat weiter gibst!

Wie ich darauf komme?

Nun: zum einen ist da der Missionsbefehl: In Mk 16,15 sagt Jesus zu Seinen Jüngern – und damit ja auch zu uns: „Geht in die ganze Welt und verkündet die Gute Nachricht allen Menschen!“ Wir sollen also allen Menschen das Evangelium weitersagen. An dieser Stelle muss ich mich übrigens auch immer wieder an die eigene Nase fassen und mich fragen, wie oft ich schon aus Furcht vor Ablehnung geschwiegen habe.

Wie schaut es da bei Dir aus?

Wann hast Du das letzte Mal mit einem Mitmenschen über das Evangelium gesprochen? Oder über den Glauben im Allgemeinen? Oder erzählt, wie Du zum Glauben gekommen bist? Wie gesagt: das ist ein Kernstück unseres Glaubens – und welche Gedanken oder Aussagen Dir auch immer vor Augen sein mögen: an diesem Missionsbefehl führt kein Weg vorbei.

Allerdings sollen wir den Leuten nicht die Bibel um die Ohren schlagen und sie mit Bibelzitaten zutexten. Vielmehr sagt uns der Apostel Jakobus: „Gott, der Vater, wird auf die rechte Art geehrt, wenn jemand den Waisen und Witwen in ihrer Not beisteht und sich nicht an dem ungerechten Treiben dieser Welt beteiligt.“ (Jak 1,27) Wir sollen also nicht einfach nur über den Glauben redenwir sollen den Glauben vorleben! Oder, wie Charles Spurgeon es ausdrückte: „Das Evangelium, das ein Gläubiger verkündet, ist das einzige Evangelium, das manche Menschen jemals lesen werden; und das einzige Bibelbild, das einige Menschen jemals sehen werden, ist das Bild, das sie in Ihrem Leben lesen.“

Wie schaut es da bei Dir aus? Können die Menschen um Dich herum an Deinem Leben ablesen, dass Du Jesus nachfolgst? Können sie an Deinem Leben erkennen, dass Du die Gebote Jesu ernst nimmst – also: Gott und Deine Nächsten zu lieben – den Armen und Unterdrückten auf der Welt Beistand zu leisten – Dich von aller Unmoral fernzuhalten?

Falls das nicht so sein sollte, wäre das ein guter Grund, genau darum zu beten: dass Gott Dir – im Gebet und in Seinem Wort – nicht nur Seinen Willen offenbart, sondern in Dir auch, wie es in Philipper 2,13 steht: „beides [wirkt], das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“

Natürlich ist selbst diese „lange Antwort“ nicht vollständig. Aber sie umreißt Dir hoffentlich zumindest grob, was es mit dem christlichen Leben auf sich hat; worauf Du achten solltest, wenn Dir irgendwelche Aussagen oder Gedanken unter die Lupe kommen, die das eine oder das andere behaupten – die Dich zu dem einen oder dem anderen motivieren oder demotivieren wollen.

Sie helfen Dir hoffentlich dabei zu sehen, „Was geht“ und „Was nicht geht“ – oder mit anderen Worten: „Was Gott in Deinem Leben verwirklichen möchte“ und „Was Gott aus Deinem Leben streichen möchte“.

 

„Vertraue – und folge“

Last, but not least, möchte ich noch auf einen ganz wichtigen Aspekt zu sprechen kommen, wenn es darum geht, „dass Gott uns zeigt - im Gebet und in der Bibel - was Ihm wirklich wichtig ist“: Denn, was nützt es, wenn ich den ganzen Willen Gottes kenne – und ihn dann ignoriere? Oder, um es mit den Worten von Jesus aus Mt 7,26 zu sagen, „Wer [...] diese meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, wird am Ende wie ein Dummkopf dastehen, der sein Haus auf Sand baute.“

Das Fragen nach Gottes Willen – im Gebet und auch im Bibellesen – sollten also in Vertrauen münden und vom Vertrauen in die Nachfolge.

Warum diese beiden?


Vertrauen

Das Vertrauen auf Gott ist wichtig, weil ich nur so fähig werde, Gottes Geboten Folge zu leisten. Wie schnell ist es passiert, dass ich mir sage: „Das ist doch völlig weltfremd.“ Oder „Das kann doch gar nicht funktionieren.“ Oder „Wie stehe ich dann da?“ Oder – oder – oder ...

Einwände, Gottes Gebote nicht zu halten, gibt es wie Sand am Meer.

Das Einzige, was uns wirklich motivieren kann, zu tun, was Gott von uns erwartet, ist: dass wir ihm vertrauen: Dass Er gut ist. Dass Er es gut mit uns meint. Und dass Er uns zur Seite stehen wird, wenn wir tun, was er von uns möchte.

Und dabei ist uns unser Verstand manchmal – vielleicht sogar oft – so ziemlich im Wege. Darum heißt es in den Sprüchen Salomos, Kapitel 3,5 und 6: "Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen."

Denke einfach an Petrus, wie er sich wohl gefühlt haben mag, als Jesus „Im letzten Viertel der Nacht [...] auf dem Wasser zu ihnen“ kam und zu ihm sagte: „Komm!“ Oder an Josua, als Gott ihm sagte: „Jetzt gebe ich Jericho mit seinem König und allen seinen Kriegsleuten in deine Hand. Zieh mit allen kriegstüchtigen Männern täglich einmal um die Stadt, sechs Tage lang. [...] Am siebten Tag aber zieht ihr siebenmal um die Stadt und die Priester sollen dabei die Hörner blasen. [...] Dann wird die Mauer einstürzen“.

Ich weiß nicht, wo es bei Dir gerade im Glauben klemmt. Aber lass Dir sagen: „Die Proben, auf die Dein Glaube bisher gestellt worden ist, sind über das gewöhnliche Maß noch nicht hinausgegangen. Aber Gott ist treu und wird nicht zulassen, dass die Prüfung über Deine Kraft geht.“ (1Kor 10,13)


Nachfolge

Das Wichtigste aber ist die Nachfolge. Denn: alles, was Gott Dir zeigen mag – im Gebet und in der Bibel – alles, was Ihm wirklich wichtig ist – das wird alles nichts bringen, wenn Du es nicht in die Tat umsetzt. Der Prophet Samuel hat das einmal so auf den Punkt gebracht: „Was meinst du, was gefällt dem HERRN besser: Brandopfer [...] oder Gehorsam gegenüber seinem Befehl? Lass dir gesagt sein: Wenn du dem HERRN gehorchst, ist das besser als ein Opfer; und wenn du ihm richtig zuhörst, ist das besser als das Fett von Widdern.“

 

Aufruf an Dein Herz

Lass mich Dir zum Schluss noch einmal alles vor Augen führen, was wir heute gehört haben:

1. Verbringe Zeit mit Gott im Gebet und frage Ihn, was gerade für Dich „dran ist“ . Bitte Ihn darum, „...dass Er Dir und uns – in der Bibel und auch im Gebet – zeigt, was Ihm wirklich wichtig ist!“

2. Und dann lies‘ die Bibel und lerne sie immer besser kennen. Prüfe alle Inspiration im Gebet anhand dessen, was Du schon aus Gottes Wort gelernt hast. Und denke immer daran: die 3 großen Eckpfeiler sind: das Doppelgebot der Liebe | die persönliche Nachfolge samt Deiner Heiligung | und ein missionaler Lebensstil. Und wenn Du etwas nicht verstehst – oder Dir bei einer Aussage oder einem Gedanken unsicher bist: Frage ältere Geschwister, die schon weiter sind als Du, um Rat.

3. Und als allerwichtigstes: Vertraue darauf, dass Gott Dich führt. Auch, wenn es dunkle Zeiten in Deinem Leben geben mag – und lass‘ es Dir zusagen: „dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“ (Röm 8,28)

Vor allem aber: höre nicht nur auf das, was Gott Dir sagt, sondern tue es auch! Mt 7,24 „Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.“

AMEN.

sdg

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Bibelstellen

1Joh 4,1
1Thess 5,21
2Tim 3,16-17
2Pe 1,20-21
Mt 22,37-40
Mt 7,12
1Thess 4:3+5 
1Tim 1,5
Mk 16,15 
Jak 1,27
Phil 2,13
Mt 7,26
Spr 3,5-6
Mt 14,25-29
Jos 6,2-5
1Kor 10,13
1Sam 15,22
Jak 1,22
Rö 8,28
Mt 7,24