Sonntag, 6. Juni 2021

"Außen hui - innen pfui" - Gottes Wunsch für unseren Freundeskreis (2. Timotheus 3,1-5)

Einleitung

Kennt ihr das!? Falschgeld?! Sieht echt aus, ist es aber nicht. Ist mir zum Glück noch nie untergekommen. Zumindest nicht in monetärer Form. Sehr wohl aber in menschlicher Form! Nämlich als „Falscher Fuffziger“ — als Mensch, der vorgibt fromm zu sein, aber in Wirklichkeit gar nicht fromm ist. 

Wir alle kennen das in Form von amerikanischen Fernsehpredigern. Sie predigen Wasser aber saufen Wein – predigen Heiligkeit und leben in Sünde – predigen Bescheidenheit und raffen Millionen. Phil Colins von Genesis hat mal ein Lied über solche Leute geschrieben – es heißt „Jesus, he knows me!“ Dort heißt es – ich zitiere mal auszugsweise aus einer Übersetzung:

Ich saufe Wein, obwohl ich Wasser predige

Ich bringe auch keine Opfer

Ich schätze mich wirklich glücklich

Ich habe das wahre Glück gefunden

Denn ich werde immer reicher

Tag für Tag

Darum wird es heute gehen: um falsche Fuffziger: Menschen, die nach außen hin einen frommen Eindruck machen, die aber innen vollkommen verdorben sind. 

Es müssen auch gar nicht immer große und bekannte Fernsehprediger sein. Heuchelei gibt es nämlich auch in ganz bodenständigen Kreisen. Daher möchte ich Euch darum bitten, heute ganz genau hinzuhören: Trifft das, was ich höre auf irgendwelche Menschen zu, mit denen ich in Beziehung stehe? Menschen, die vielleicht bereits einen schlechten Einfluss auf mich haben?


Inhalt 

Bevor wir anfangen, möchte ich Euch einen kurzen Überblick darüber geben, was heute auf uns zukommt!

Unser Text: Zu Beginn möchte ich mit Euch den Text lesen - und schon mal kurz den Fokus unserer Beobachtung setzen. Schlimme Zeiten! Dann möchte ich mir mit Euch anschauen, warum Paulus in unserem Text von „schlimmen Zeiten“ spricht – und was – oder besser WER – diese Zeiten eigentlich so schlimm macht: nämlich die „Falschen Fuffziger“. Und wir werden uns anschauen, wie man sie erkennt. Wes Geistes Kind? Dann werden wir uns anschauen, wie so ein „Falscher Fuffziger“ zustande kommt: also welche Geisteshaltung hinter seinen Taten steckt. Grenzen setzen. Und es wird darum gehen, wie ich mich gegenüber solchen „Falschen Fuffzigern“ abgrenzen kann... Fragen an Dein Herz: Zuletzt möchte ich uns ein paar ganz praktische Fragen mit auf den Weg geben – und ein Gott um Seinen Segen für uns bitten.

Lasst uns zu Anfang den Text gemeinsam lesen


Unser Text

„Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!“ (2Tim 3,1-5)

Es geht in unserem Text um Menschen, die von außen und oberflächlich betrachtet fromm scheinen, im Herzen aber wüst und böse sind. Um solche „falschen Fuffziger“ wird es heute gehen: um pseudo-fromme Heuchler und darum, wie wir mit ihnen umgehen sollen. 

Wie aber geht man richtig mit Falschgeld um? Richtig: man muss es aus dem Verkehr ziehen. Dazu aber muss man es erst einmal als Falschgeld erkennen. Und wie geht das? Jesus hat dazu folgenden Tipp: In Mt 7,16-20 lesen wir: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Mt 7,16-20)


Schlimme Zeiten

Paulus beginnt das 3. Kapitel seines Briefes an Timotheus mit den Worten: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden“. χαλεπος (chalepos) heißt dabei: "schwierig, schwer zu ertragen; schmerzhaft". Es geht also um harte, schwierige, schwer zu ertragende Zeiten. 

Aber warum sind sie so schwer zu ertragen? Es liegt – wie wir noch im Detail sehen werden – an den Menschen, die in dieser Zeit leben. Mit anderen Worten: Der „Wohlfühlfaktor“ ist direkt proportional zum moralischen Standard einer Gemeinschaft. Mal ehrlich: Wenn wir alle Gottes Gebote halten würden: wir hätten den Himmel auf Erden! Aber, was, wenn nicht? 


Was sind das also für Menschen? Woran sind sie zu erkennen? Paulus sagt: „die Menschen werden gottlos [sein], viel von sich halten, hochmütig [sein], aufgeblasen, prahlerisch, [...]“. Die erste und wichtigste Eigenschaft, die Paulus hier nennt, ist die Gottlosigkeit – die Wurzel allen Übels. Paulus sagt in Römer 1, dass „sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, [darum] hat sie Gott dahingegeben in verkehrten Sinn, so daß sie tun, was nicht recht ist, voll von aller Ungerechtigkeit, [...]“Alle schlechten Eigenschaften, von denen wir im folgenden noch hören werden haben also eine gemeinsame Wurzel: die Rebellion gegen Gottes Herrschaft. 

Und was kommt dabei raus? – Selbstvergötterung – Arroganz, Selbstüberschätzung und Prahlerei – Bei solchen Menschen dreht sich alles nur noch um sie selbst. Dabei sollte es eigentlich ganz anders sein – Gott möchte, dass wir als Liebende leben. Und „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe [...] bläht sich nicht auf“ (1. Kor 13). 

Ist der Damm erst mal gebrochen - dann fallen die anderen Gebote wie Dominosteine.

Ich werde im Folgenden nicht auf alles im Einzelnen eingehen – ich werde vielmehr nur zusammenfassen. Wichtig ist für uns nur: Wenn man solche Menschen erkennen will, dann kann man das, weil sie zwar schön reden – aber im Stillen ständig Gottes Gebote übertreten. 

Sie sind: „den Eltern ungehorsam“. Das geht von Widerworten, über mangelnden Respekt und blanken Ungehorsam bis hin zur Vernachlässigung der Eltern im Alter. Solche Menschen sind: „zuchtlos, wild, unbedacht, Sie lieben die Wollust mehr als Gott“

Es sind Hedonisten! Für sie gilt: „Mein Lustgewinn ist oberstes Gebot!“ „Hauptsache, ICH fühle mich gut!“ Sie leben nach dem Motto des Teufels: „Absolut alles ist erlaubt - Hauptsache, es macht Spaß!“ Sie leben unmoralisch, ohne Anstand, ohne Selbstbeherrschung --- sie sind ungezogen, aggressiv und lüstern! Sie sind Sklaven ihrer eigenen Triebe!

Solche Menschen sind: „verleumderisch, Verräter“, „Lästerer“. Im griechischen steht hier: διάβολοι, (diaboloi) — das bedeutet, dass das, was jemand redet, die Wahrheit durcheinander würfelt, böse ist, ja diabolisch! Jemand der so ist, spricht finstere, böse und verlogene Worte - und macht andere zutiefst und von Herzen schlecht. Es sind Rufmörder und Verräter. 

Solche Menschen sind: „geldgierig sein, undankbar“Jemand der so ist, sieht alles als „sein Recht“, anstatt als Gnade und Geschenk. Daher auch die Undankbarkeit. Jemand der so ist, kriegt vom Geld den Hals nicht voll. Und verstößt so gegen das 10. Gebot.

Solche Menschen sind: „lieblos, unversöhnlich“Jemand der so ist, verstößt gegen das große Doppelgebot! „Gott [zu] lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt [... und] seinen Nächsten [...] wie sich selbst«". 

Jetzt könnten wir einen großen Fehler machen – indem wir glauben, dass diese Menschen das alles so offensichtlich machen, dass es auf den ersten Blick erkennbar wäre! Das Problem ist aber vielmehr, dass sie alle diese Dinge nicht unbedingt öffentlich tun – nicht unbedingt so, dass es gleich offen auf der Hand liegt. Denkt an die Pharisäer – oder an Judas – denen hätte man ihre Verlogenheit und Heuchelei ja auch nicht auf den ersten Blick angesehen!


Wes Geistes Kind?


Wie kommt das? Bevor wir uns fragen, wie wir mit solchen Menschen umgehen können, ist es wichtig, darüber nachzudenken, was die Ursache für diese schlechten Früchte ist, von denen wir gerade gehört haben. Paulus ist hier ziemlich klar. Er sagt: „Sie haben den Scheid der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie“

Es geht also um Menschen, die zwar äußerlich religiös sind, die sich aber im tiefsten Grunde ihres Herzens bewusst gegen die Herrschaft Gottes in ihrem Leben entschieden haben. Dagegen, der Kraft des Heiligen Geistes Raum zu geben. Dagegen, in der Heiligung zu leben. Dagegen, Jesus wirklich nachzufolgen. Weil es nämlich etwas kostet: Es kostet sie ihre egozentrische Liebe zu sich selbst – ihren Lustgewinn – ihre Rebellion gegen Gott.

Die einzige Kraft, die in der Lage ist, die Sünde zu überwinden, ist nicht unsere verzweifelte Anstrengung! Es ist der Heilige Geist. ER allein schenkt uns Wollen und Vollbringen. Nur Er kann uns wahrhaft heiligen – nicht wir. Niemals!

Gott möchte von uns nur, dass wir uns hingeben: dass wir auf die sanfte Stimme Seines Geistes hören – uns von ihm führen lassen, ihm folgen – und dann darauf vertrauen, dass ER in uns das Wollen und auch das Vollbringen wirkt.

Wenn jemand aber diese Kraft des Heiligen Geistes nicht will, wenn er sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, Jesus nachzufolgen, wenn er „seine Wollust mehr liebt als Gott“ – dann kann nichts anderes herauskommen, als ein falscher Fuffziger. Ein Mensch, der zwar den Schein der Frömmigkeit hat, aber der die Kraft dieser Frömmigkeit, den Heiligen Geist, verleugnet.


Grenzen setzen.

Und was nun? Nachdem wir nun gesehen haben, in welchen Zeiten wir leben; welche Menschen diese Zeiten prägen; woran man solche Menschen erkennen kann; und wie das kommt, dass Menschen so werden; nach alledem ist es wichtig zu fragen: „Und jetzt?“ „ Was nun?“ „Wie soll ich mit solchen Leuten umgehen?“ Paulus ist da mit seiner Antwort ziemlich knackig. Er sagt einfach „Solche Menschen meide!“ Aber was bedeutet das? 

Gute Frage. Bevor wir diese Frage beantworten ist es vielleicht wichtig zurück zu fragen: „Wozu gibt Paulus diesen Rat?“ Ich denke, er tut das nicht nur, weil er möchte, dass Timotheus als Gemeindeleiter in Ephesus keine Zeit auf solche Leute verschwendet. Das ist natürlich für einen Leiter auch ein wichtiger Aspekt: die gesamten Kräfte auf den Hirtendienst zu konzentrieren (Predigt & Evangelium, Seelsorge & Diakonie, etc.). 

Ich glaube aber, es gibt noch einen anderen Grund – und der betrifft uns alle: Es geht um die „Ansteckungsgefahr“. Was meine ich damit? Ich meine damit die Gefahr, dass wir uns durch die schlechten Sitten solcher Menschen „anstecken“ lassen können; dass unsere persönliche Heiligung unter ihrem Verhalten leidet.

Wenn das nämlich geschieht, dann haben auch wir ein Problem. Und das gilt es zu vermeiden. Anderseits heißt es: in Römer 12,21 auch ganz klar: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Und in Matthäus 18,16 „Sündigt aber dein Bruder, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.“ Scheinbar geht es also darum, ein gesundes Gleichgewicht zu finden, zwischen meiner geistlichen Reife auf der einen Seite – und dem Korrekturbedürfnis meines Nächsten auf der anderen.


Balsam für Dein Herz

Die Frage ist also: Gibt es solche Leute in meinem Leben? Und bin ich stark genug, um sie zurecht zu weisen? Dann sollte ich das natürlich tun! 

Oder merke ich, dass ich eher von deren schlechtem Verhalten angesteckt werde? Dann gilt vielmehr das Wort von Paulus: „Solche Menschen meide!“ Gott erwartet von mir nicht mehr, als ich im momentanen Stand meiner persönlichen Reife zu leisten im Stande bin – er „versucht uns [auch] nicht über unsere Kraft“.

Die Frage ist also: Wie stark bin ich wirklich? – Welchen Situationen bin ich gewachsen? Diese Frage kann mir der Heilige Geist in meinem Gewissen beantworten. 

Falls nicht, dann bleibt die Frage: Was tun? Wenn ich einen falschen Fuffziger anhand seiner Taten entdeckt habe und wenn ich merke, dass nicht ich ihn zum Guten, sondern er (oder sie) mich zum Schlechten beeinflusst; wenn ich also merke, dass ich diesen Menschen „meiden“ sollte: wie soll dieses „meiden“ gehen? Soll ich in einfach „schneiden“? Nicht mehr anschauen? Nicht mehr „Grüß Gott!“ sagen? 

Natürlich nicht! Es ja nicht darum, den Kontakt abzubrechen, sondern darum, sein eigenes Herz zu schützen. – Es geht darum, GRENZEN zu ziehen – und Position zu beziehen. – Ich kann
zum Beispiel sagen: „Sorry, aber da möchte ich nicht mitmachen!“ Oder noch besser: das dann auch klar zu begründen. Zum Beispiel: „Meine Nähe zu Jesus ist mir einfach zu wichtig und die möchte ich nicht mit <diesem oder jenem> trüben.“

Aber vielleicht traue ich mich das nicht? – Dann ist die Frage: Mit wem kann ich über mein Dilemma reden? Wer kann mir dabei helfen, meine Grenzen so zu ziehen, wie ich es – um Gottes Willen – gerne möchte?

Gebet: "HERR, bitte segne uns mit dem Wirken Deines Geistes! Zeige uns auf, wo wir Grenzen brauchen! Und wirke Du – in uns – und auch durch unsere Geschwister. AMEN"