Sonntag, 12. Januar 2020

Die Jahreslosung 2020 „Ich glaube; hilf meinem Unglauben“ (Markus 9, 24)

[Predigt als MP3]

Einleitung

Seham hat Gastritis und ich habe für sie gebetet. In mir war dabei ein riesiger Kampf. Warum?  Ich hatte Zweifel! Woran? Bestimmt nicht Gottes Können (Er kann ein Universum aus dem Nichts schaffen“). Bei mir ist es vielmehr ein Zweifel an Gottes Wollen. Ich habe vielmehr Angst, dass „nichts passiert“. 

Aber warum? Zum einen: Woher soll ich vorher wissen können, dass Er „Ja!“ sagt? Ich meine: außer bei einer mir bekannten ausdrücklichen Verheißung? Vor allem aber: Was bedeutet das, wenn nichts passiert? Dass Gott „Nein!“ sagt? Dass Gott nicht existiert? Dass ich nicht feste genug glaube? Dass ich vielleicht gar nicht richtig gläubig bin? Oder (für mich) am schlimmsten: Dass Gott mich nicht leiden kann? 

Solche Gedanken können einen innerlich zerreißen! Und solche Zweifel haben wir alle! Welcher ist Deiner?

Wie 

  • ... diese „Schäden“, die wir mit uns rumtragen, unseren Glauben hindern ...
  • ... und wie das mit der Jahreslosung zusammenhängt ...
  • ... und was die Lösung dafür ist ...

das wollen wir uns im folgenden mal etwas genauer ansehen.


Inhalt 

Worum geht es also heute?

  • Unser Text
    • Zu Beginn möchte ich mit Euch den Text lesen
    • Und auch kurz zusammenfassen, was da passiert ist

  • Der wunde Punkt
    • Dann - zusammen: den wunden Punkt des Vaters anschauen
    • Wo liegt die Schwierigkeit?
      • 1x von der theologischen Seite
      • 1x von der psychologischen Seite

  • Der Tag der Wahrheit
    • In den Kern vordringen:
      • Was genau ist das Problem?
      • Was genau ist die Ursache?

  • Der Hoffnungs-Schlüssel
    • Bei allen wunden Punkten und Problemen ist doch die Frage: 
    • „Was ist nun der Schlüssel?“. Auch dahinein möchte ich Euch mitnehmen

  • Balsam für Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich uns 4 hilfreiche Gedanken mit auf den Weg geben

Lasst uns zu Anfang mal den Text gemeinsam lesen.


Unser Text

Die Heilung eines besessenen Knaben

Und sie kamen zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Und sobald die Menge ihn sah, entsetzten sich alle, liefen herbei und grüßten ihn. Und er fragte sie: Was streitet ihr mit ihnen? Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, daß sie ihn austreiben sollen, und sie konnten's nicht. Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir! Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riß er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, daß ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf. Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, daß er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Als nun Jesus sah, daß das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! Da schrie er und riß ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe lag da wie tot, so daß die Menge sagte: Er ist tot. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. Und als er heimkam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.

Was war passiert?

Jesus kommt vom Berg der Verklärung (Joh 1,14: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“) herunter in die Realität dieser Welt. 

Und was sieht Er?Er sieht die Pharisäer streiten mit den Jüngern streiten (Ähnlich wie Moses am Sinai  das Volk ein goldenes Kalb anbeten sah, direkt nachdem er Gott begegnet war und die 10 Gebote von ihm erhalten hatte). Und worüber wurde gestritten? Über Sinn und Unsinn dieser "neuen Religion", die angeblich "kraftlos" war (bitte nicht vergessen: die Jünger hatten bereits böse Geister ausgetrieben!).

Auch interessant finde ich an diesem Bericht: Kaum kommt Jesus, plötzlich tun alle plötzlich ganz freundlich. Und was dann passiert ist eine Demonstration in Leadership: Jesus nimmt die Situation in die Hand, stellt sich vor seine Jünger und fragt was anliegt.

Der Vater meldet sich: er ist aufgrund der Geschichte schwer belastet und von der Situation und dem Unvermögen der Jünger frustriert und enttäuscht. Und was mach Jesus? Erst einmal schimpft Jesus seine Jünger und auch die Menge für ihren Unglauben. Doch warum?  Weil der Unglaube eine Majestätsbeleidigung ist! Als ob Gott nicht helfen könnte oder wollte!

Gott ist das Inbild der Weisheit, Güte und Allmacht in Person. Er ist das Inbild von Wahrheit und Schönheit und Gerechtigkeit! Nochmal: Joh 1,14: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Es gibt keinen Grund an Gott zu zweifeln!

Und dann lässt Jesus sich den Jungen bringen. Und sofort reißt in der Geist, weil er weiß, was ihm blüht. Doch unbeeindruckt von der Show des Dämons fragt Jesus weiter und erfährt die tragische Historie des Jungen. Und bitte bemerkt: Während der ganzen Zeit gibt es noch immer keine Gebetserhörung; keine Linderung des Leidens von Vater und Sohn!

Aber warum macht Jesus das? Auch das werden wir uns noch ansehen.


Der Wunde Punkt

Im folgenden möchte ich mit Euch den wunden Punkt des Vaters anschauen und uns fragen: Wo genau liegt die Schwierigkeit? 1x von der theologischen Seite. 1x von der psychologischen Seite.

Der Vater wird also immer verzweifelter und ruft: „Wenn Du etwas kannst“. Er hat also eher das „kann-nicht-Problem“ - und nicht (wie ich) das „will-nicht-Problem“. 

Doch dann spitzt Jesus die Situation aufs äußerste zu, indem Er sagt: "dem, der glaubt, sind alle Dinge möglich“. Ja toll! Dieser Satz muss sich für den Vater angefühlt haben, ist wie ein Stich mit einem glühenden Eisen mitten ins Herz. Er verhundertfacht seinen Schmerz. Und zwar, weil dieser Satz ihn auf seinen wunden Punkt hinweist: auf Seinen Zweifel.

Was aber genau ist das Problem? 

Zuerst mal theologisch: In Hebräer 11,6 steht: „Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er ist und daß er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“ Und in Epheser 2,8+9: „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es,  nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“

Das also ist der wunde Punkt: Ich soll glauben! Ich kann Glauben aber nicht machen Ich kann Jesus kein Werk, keine Leistung präsentieren, die Ihn verpflichten würde, mir zu helfen! Ich kann Gott also nichts bringen, außer meinem Zweifel. Ich kann also nur nackt vor Gott stehen, so wie ich wirklich bin - und Ihn um Seine Gnade bitten (Johannes 4,24: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“).

Ich kann das Problem nicht mit der Kraft meines Willens lösen! Aber wie kann Gott von mir Glauben fordern, wenn er doch weiß, dass ich ihn nicht machen kann? Was bleibt mir da noch?

<wir werden sehen>


Der Tag der Wahrheit

Jetzt möchte ich mit Euch gemeinsam in den Kern vordringen: 

  • Was genau ist das Problem? 
  • Was genau ist die Ursache?

Zuerst einmal ist eines super-wichtig: Jesus hilft trotzdem! Das erinnert mich an Hesekiel 37,11-13: „Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren, und es ist aus mit uns. Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels. Und ihr sollt erfahren, daß ich der HERR bin [...]“

Und noch etwas: Die Erkenntnis, dass ich nackt bin vor Gott ist bereits Ergebnis Seines Heils-Werks an mir: ohne Seinen Geist würde ich mich gar nicht an Ihn wenden: Johannes 6,44: „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat [...]“. Das heißt: ohne das Wirken von Gottes Geist hätte ich gar keine Erkenntnis über meinen verlorenen Zustand. Versteht ihr? Die Tatsache, dass ich merke, dass ich ein Problem habe – ist bereits der Hoffnungsschimmer! Ich kann erkennen, dass ich zweifle, weil ich schon Glauben habe!! Mit anderen Worten: Zweifel ist eine Krankheit, die man nur bekommen kann, wenn man glaubt!

Ich fasse noch mal zusammen: Jesus brauche ich nichts zu bringen: Er hilft von Herzen gerne!  Ihm genügt das kleinste Quentchen Glauben!

Doch was ist jetzt die Lösung? Und was hat das damit zu tun, dass Jesus den armen Mann so auf die Folter spannt? Was können wir aus dem allen lernen? Warum macht Jesus das?

Ich denke, es geht um den Tag der Wahrheit: Jesus will den Mann konfrontieren will mit der Wahrheit. Mit dem, was in Seiner Seele kaputt ist. Mmit der Tatsache, dass er grundlegende, echte Zweifel hat. Ganz konkrete Zweifel – ja Unglauben!

Aber Warum lässt Jesus den Mann so durchs Feuer gehen? Ich denke, weil Jesus will, dass der Mann ehrlich wird in Seinem Gebet. Weil ER längst weiß, dass in ihm etwas kaputt gegangen ist. Weil ER längst weiß, dass er in seinem Leben eine traumatische Erfahrung gemacht hat. Nicht zuletzt mit den Jesu Jüngern (für den Mann war das sicher, wie eine Bestätigung: „Es geht ja eh nicht – wie immer!“)

Und weil Jesus weiß, wo unsere Zweifel herkommen: weil Grundüberzeugungen in unserem Leben zerbrochen wurden! Und weil Jesus weiß: das muss etwas heilen in unseren Herzen! Und damit es heilen kann, müssen wir darüber reden – es endlich aussprechen. Wir müssen die Dinge endlich beim Namen nennen!

Was habe ich gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt, getastet? Was habe ich empfunden? Angst? Schmerz? Zorn? Furcht? Was habe ich gebraucht? Sicherheit? Freiheit? Geborgenheit? Hoffnung? Welche Überzeugung ist in mir zerbrochen? Die Zeit wird nicht reichen, hier noch weiter in die Tiefe zugehen. Nur so viel: es muss alles raus – es muss ans Licht! So, wie es im Evangelium heißt: Johannes 8,32: „ihr [...] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“


Der Hoffnungs-Schlüssel

Bei all unseren wunden Punkten und Problemen ist doch die tiefste Frage: „Was ist nun der Schlüssel?“ Ich glaube, dass es 4 ganz wesentliche Schlüssel gibt – uns sie stecken im Text!

Der 1. Schlüssel ist Gnade

Für mich das allerwichtigste an diesem Text ist: Jesus beantwortet Gebet. Selbst dann, wenn unser Glaube durchsät ist von Zweifeln. Jesus reicht dieses Quentchen von Glauben – dieses „Ich glaube...!“ Übrigens: obwohl mein Gebet für Seham‘s Gastritis von mir die "Schulnote 5" bekommen hätte (mangelhaft), waren Sehams Magenschmerzen am nächsten Tag weg!

Der 2. Schlüssel ist Glaube

Was aber ist das genau „Glaube“? Heb 11:1 „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ In diesem Text steckt die Lösung! Es geht um das, was man nicht sieht! Wie können wir aber das Unsichtbare sehen? Durch Offenbarung; durch Gottes Wort! Ein Teil der Lösung besteht also darin, sich auf Gottes Wort zu stellen! Auf Seine Verheißungen. Dazu müssen wir Gottes Wort lesen! Übrigens: es gibt ganze Bücher voll mit Verheißungen zum Nachschlagen!

Der 3. Schlüssel ist das Gebet

Manche Situationen erfordern besonders intensives Gebet. Aber wozu? Bestimmt nicht, um noch ein Quentchen Glauben mehr aus der eigenen Seele heraus zu quetschen. Ich hoffe, das ist klar geworden – es geht nicht um Leistung. Auch nicht, um damit Gott zu beeindrucken. Und schon gar nicht darum, Gott zu etwas zu zwingen (als ob man Gott zu etwas zwingen könnte!)

Sondern es geht darum, Gott nahe zu sein. IHM zu begegnen. In Seiner Herrlichkeit, Gnade, Barmherzigkeit, Geduld, Güte, Treue, Weisheit, ... Im Anblick Seines Kreuzes das Vertrauen (zurück) zu gewinnen. Dass ER gut ist! Um IHM die eigenen Sorgen und Nöte in seine guten Hände zu übergeben. Um auf das vorbereitet zu werden, was GOTT tun will.

Matthäus 7,7-8 steht „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ Und Habakus 2,3 steht „Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu ihrer Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht trügen. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer; sie wird gewiß kommen und nicht ausbleiben.“

Der 4. und für heute letzte Schlüssel liegt in der Seelsorge

Es gibt Dinge, Überzeugungen in uns, die sind zerbrochen, weil Schlimmes passiert ist. Diese Dinge in unserer Seele brauchen Gottes Heilung. Das ist manchmal nicht mehr alleine möglich. Dann brauchen wir Seelsorge. Wir brauchen es, im Gespräch miteinander und mit Gott die Dinge auszusprechen, die uns geprägt haben; die etwas in uns zerbrochen haben. Wir brauchen Gebet und Gottes Hilfe. Wir brauchen eine Neuprägung. Dazu ist das seelsorgerliche Gespräch da.


Balsam für Dein Herz 

Zum Schluss möchte ich uns 4 hilfreiche Gedanken mit auf den Weg geben:

  • Gnade
    • Sei getrost: Gott hört dein Gebet!
    • Jesaja 42,3 steht: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus.“

  • Glaube
    • Halte fest an Gottes Wort 
    • Vertraue auf Gottes Verheißungen für Deine Situation!
    • Denke daran: Hebräer 6,18: „es ist unmöglich, dass Gott lügt“

  • Gebet
    • Gehe ins Gebet (nicht nur heute, nicht nur kurz, sondern wirklich intensiv!)   begegne wirklich Gott: sprich mit Ihm offen über Deinen Zweifel und bitte Ihn um Gnade und Hilfe: darum, Dir die Ursachen zu offenbaren und Dich innerlich von dem zu heilen, was Dich zweifeln lässt. Werde ehrlich – stelle Dich ganz in das Licht Seiner Wahrheit – : Wo genau, angesichts welcher Situationen, in welcher Hinsicht, läuft Dein Glaube auf Grundeis? Woran (ver-)zweifelst Du?

  • Seelsorge:
    • Schütte Dein Herz einem erfahrenen Seelsorger aus.