Sonntag, 18. Juni 2023

Ohne Gebet ist alles Nichts - 5. Wir beten für die Menschen die mit uns unseren Raum erweitern möchten




Einleitung

Das Gebetsanliegen, dass heute dran ist in dieser Serie Predigtserie über das Thema Gebet ist zu beten, dass Gott uns Menschen schenkt, die mit uns zusammen unseren Raum erweitern. Und ich fand es nicht etwas seltsam: In der Vorbereitungszeit [zu dieser Predigt] habe ich ein ganz normales Briefchen gekriegt von Forum Wiedenest und aus dem möchte ich euch auszugsweise etwas vorlesen. Da steht "Lieber Herr Künnemann. Ich bin nicht Jesus. Möchte seinen Auftrag nicht alleine erfüllen. Er setzt auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf seine Wanderung nimmt er Menschen mit, trainiert sie, setzt sie in Aufgaben ein und vertraut ihnen das Evangelium an und er braucht noch mehr Helfer. Zu seinen Jüngern sagte er: «Die Ernte ist groß, doch es sind nur wenige Arbeiter da. Bittet deshalb den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter auf sein Erntefeld schickt.»" Und den Vers, den habe ich mir dann rausgepickt. Da werde ich heute im zentralen Teil der Predigt noch ein bisschen mehr zu sagen.

In dem Brief geht es dann weiter: "Wir beten dafür, dass Sie noch viel mehr Menschen von Gott in die Arbeit von Saat und Ernte einsetzen lassen. Hier in Wiedenest bringen unsere Mitarbeiter, Gäste und Studierenden sein Wort nahe. Sie helfen ihnen dabei, in der Nachfolge Jesu zu wachsen. Gemeinsam arbeiten wir alle an einer großen Aufgabe das Evangelium bis an die Enden der Erde zu tragen und Menschen in das Reich Gottes einzuladen." Und ganz zum Schluss heißt es dann "Welch wertvolles Kapital an Liebe zu Jesus, Begabung und Leidenschaft. Gott sendet wirklich Arbeiter in seine Ernte. Und es lohnt sich. Auf der ganzen Welt kommen Menschen zum Glauben, entstehen neue Gemeinden und erreicht das Evangelium Menschen, die vorher noch nie davon gehört haben."

Und bezeichnend finde ich jetzt den Schlusssatz. "Vielen Dank, wenn Sie sich an diesem Auftrag im Gebet beteiligen." Da habe ich mir gedacht: Das ist ja, wie wenn jetzt der Uli Neuenhausen gesagt hätte "Mensch, der Michi, der muss ja heute noch die Predigt halten, dem schreibe ich mal was, damit er so ein bisschen Inspiration hat." Ja, und genau dieses Anliegen, dass Gott uns Menschen schenkt, die gemeinsam mit uns unseren Raum erweitern, die gemeinsam mit uns Gottes Reich bauen, das möchte ich heute mit euch zusammen unter die Lupe nehmen. Und ich habe diesmal nicht drei, sondern gleich fünf Punkte. Aber nicht mehr, als auf eine Hand passt. Also keine Sorge. Ich hoffe, ihr könnt es euch merken.

Inhaltsübersicht

Zu Anfang möchte ich ein persönliches Statement abgeben, was mich einfach ganz persönlich zu dem Thema bewegt. Dann möchte ich mit uns durch die Frage gehen "Wo brennt es denn eigentlich bei uns in der Gemeinde, wenn es denn überhaupt brennt?" Ja, als drittes, und das ist dann der zentrale Teil, möchte ich mit uns gemeinsam anschauen, was Gott denn zu diesem Thema zu sagen hat. Im vierten Teil dann klären, was das mit mir persönlich zu tun hat und auch ein paar Anregungen zur praktischen Umsetzung geben. Und ganz zum Schluss, das habe ich überschrieben mit "Eine kleine Übung - Inspiration zur Vision". Lasst euch überraschen, was das sein wird.

Ein persönliches Statement

Ganz persönlich von mir. Das muss ich jetzt nicht richtig und nicht falsch sein. Das ist einfach das, was ich auf dem Herzen habe, was ich empfinde. Was ich mir wünsche, ist, dass wir - mehr und mehr - nicht, dass wir es nicht schon wären, aber - mehr und mehr - eine wirklich blühende Gemeinde werden. Und zwar eine Gemeinde, die wächst, nicht nur quantitativ (also, die immer mehr Geschwister hat), sondern auch qualitativ (dass wir an Reife wachsen).

Ich wünsche mir, dass wir noch mehr Musiker bekommen, nicht, dass wir schon welche nicht schon welche hätten und dass sie nicht schön spielen würden. Also auch da noch mal wirklich Danke! Macht mir immer wieder Freude. Aber ich glaube, wenn wir die Musiker fragen würden "haben wir genug?" Dann würden die wahrscheinlich sagen na ja, ein paar mehr würden wahrscheinlich auch nicht schaden. Musiker, die uns in die Anbetung führen.

Ich wünsche Joi und Jochen Ergänzung in der Leitung, weil das ist auch wieder mein persönliches Empfinden: Wenn man euch jetzt fragen würde "Habt ihr zu wenig zu tun?", würdet ihr wahrscheinlich lachen und würdet sagen "Habt ihr nicht aufgepasst?"

Ich wünsche mir, dass jeder und jede mit seinen Sorgen und Nöten in der Seelsorge einen passenden Ansprechpartner findet. Nicht, dass wir nicht bereits Geschwister hätten, die in der Seelsorge tätig sind. Und da passiert viel! Aber ich glaube, auch da ist es wichtig, dass wir Unterstützung bekommen.

Ich wünsche mir und da muss ich ehrlich zugeben, ich weiß gar nicht, ob und inwiefern und in welchem Ausmaß das geschieht, aber ich wünsche mir, dass alle unsere Alten, alle unsere Kranken, die nicht mehr zum Gottesdienst kommen können, regelmäßig besucht werden.

Und vor allem wünsche ich mir, dass die vielen Mitarbeiter, die wir haben, die jetzt schon ihr Bestes geben, entlastet werden. Dass die nicht mehr alles alleine tragen müssen. Und ich wünsche mir auch, dass wir als Gemeinde keine Sommerpausen mehr haben müssen, weil einfach genügend da sind, die zusammenhelfen, damit das nicht nötig ist auszusetzen.

Und da gibt es sicherlich vieles, vieles mehr. Aber das sind jetzt mal so die wichtigsten Punkte.

Wo brennt es denn?

Die nächste Frage heißt: "Wo brennt's denn?" Könnte man ja wirklich fragen! "Wo brennt's denn jetzt?" Und wie gesagt, man muss sich erstmal eingestehen, es läuft ja vieles, vieles gut und manches nicht nur gut, sondern sehr gut. Das heißt, worum es mir hier geht, ist jetzt nicht Kritik am Bestehenden zu üben, da hätte man mich völlig missverstanden, sondern mir geht es darum, dass die Bewältigung der vielfältigen Aufgaben bei uns in der Gemeinde immer noch mehr helfende Hände braucht und vor allem offene Herzen. Geschwister, die wirklich zusätzlich mit anpacken.

Na ja, ich hab' es eben schon gesagt: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass unsere Ältesten Entlastung brauchen können und auch Ergänzung. Oder ich gucke in Richtung von Jochen und nenne das Stichwort "Missionales Leben". Du suchst alle fünf Minuten nach neuen Mitarbeitern und nach Menschen, die mit anpacken, hier und da zu helfen. Ob das in der Nachhilfe ist, bei den Hausaufgaben oder sonst wo? Ich meine, das brauche ich jetzt nicht alles aufzuzählen, das würde den Tag sprengen. Aber da gibt es in Hülle und Fülle zu tun.

Oder wie ichdann eben schon gesagt habe: Anbetungsmusik. Da muss es ja nicht mal sein, dass jemand ein Instrument spielen kann, sondern vielleicht einfach nur singen. Instrument wäre natürlich auch schön. Dann Kinder und Jugendarbeit. Ja, haben wir. Ja, funktioniert. Aber ich möchte wetten, dass wenn wir jetzt diejenigen fragen, die gerade unten sitzen oder mit den Kindern Eis essen gehen, was sie davon halten würden, wenn es ein paar mehr gäbe, die sich mit ihnen dieses Amt teilen, dass sie sich sicherlich freuen würden.

Der Freddy ist heute nicht da. Aber auch Andrea wird mir wahrscheinlich zustimmen, dass es in der Technik wahrscheinlich auch schön wäre, wenn es noch mehr Leute gäbe, die sagen würden "Das traue ich mir zu." Und wenn ich es mir nicht zutraue, dann möchte ich vielleicht kleine Schritte gehen, um das zu lernen.

Begrüßungsdienst. Auch ein Thema. Haben wir. Aber auch dort könnte ich mir vorstellen, dass es schön wäre, wenn es dort Entlastung gäbe. Fred ist heute auch nicht da. Ich habe mir jetzt aufgeschrieben: "Facility Management", weil ich gar nicht weiß, wie man das auf Deutsch sagt. Also sich um das Gebäude und all die Dinge zu kümmern, die damit im Zusammenhang stehen. Da bin ich mir ganz sicher, dass er einen Luftsprung machen würde, wenn jemand kommen würde und würde sagen "Ich unterstütze dich da in deinen Aufgaben."

Und dann gibt es viele, viele, viele Dinge, wo einfach praktische Hilfe gebraucht wird. Und wenn jemandem die Aufzählung jetzt nicht reichen sollte, der kann sicherlich gerne auch mal den Jochen oder den Joi fragen oder einen von den Bereichsleitern, die ihm dann sicherlich noch mehr Dinge nennen können, wo wir Unterstützung brauchen könnten. 

Was Gott dazu zu sagen hat

Zu dem, was Gott zu diesem Thema zu sagen hat, möchte ich uns zuerst etwas vorlesen aus dem Lukasevangelium. Und das ist eben genau dieser Vers, der auch in diesem Schreiben von Forum Wiedenest drin war. Wo Jesus sagt "Die Ernte ist groß. Der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte." Und diesen Vers, den möchte ich zuerst mal mit euch ein bisschen auseinandernehmen. Bevor ich dann noch einen weiteren Vers zitieren werde, der aus dem erste Korinther ist.

Das erste, was man sich jetzt fragen kann ist "Was ist denn jetzt mit dieser Ernte gemeint?" Und ich glaube, das, was mit dieser Ernte gemeint ist, das ist das letztendliche große Ziel, was Gott hat. Das ist die Vollendung des Baus seines Reiches. Und mit Vollendung meine ich alles, was dort hinführt, bis es dann dort in Ewigkeit einmal so sein wird. Gott möchte sein Reich bauen. Ein Reich aus Liebe und Wahrheit. Ein Reich, in dem Menschen von Schuld und Sünde durch seinen Sohn Jesus erlöst werden und gerettet werden. Ein Reich, wo wir irgendwann in Ewigkeit vor Gottes Thron stehen werden und in Ewigkeit Gott anbeten werden und uns freuen werden - ich sag jetzt einfach mal, bis wir nicht mehr können - aber wir werden weiter können, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das ist Gottes großes Ziel und ich denke, das ist das, was mit Ernte gemeint ist, Dass wir alle die, die wir heute schon hier sitzen und die, die noch dazukommen, die Jesus noch dazu ruft, uns für immer und ewig an ihm und seiner Liebe und Gnade erfreuen können.

Jetzt heißt es in dem Vers weiter: "Es gibt wenige Arbeiter." Und dann hab ich mir gedacht, es ist doch seltsam, weil es gibt, weiß ich nicht, 1,2 Milliarden Christen auf der Welt. Aber Jesus sagt es gibt weniger Arbeiter. Und dann habe ich mir gedacht "Wahrscheinlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Christen, der begriffen hat, dass er ein Sünder ist, der begriffen hat, dass Christus für seine Schuld gestorben und für seine Rechtfertigung auferweckt worden ist, der begriffen hat, dass Christus durch den Heiligen Geist in ihm lebt. Und trotzdem heißt es aber es gibt wenige Arbeiter. Und dann habe ich mir gedacht, Was ist jetzt mit Arbeiter gemeint und was ist nicht gemeint?

Ich glaube nicht, dass Jesus hier Christen meint, die sich abrackern müssen oder meinen, sich abrackern zu müssen, weil sie unter dem Eindruck stehen, sich bei Gott davon einen Blumentopf der Anerkennung verdienen zu können. Und das glaube ich deswegen nicht, weil ich nicht glaube, dass Gott möchte, dass wir uns anstrengen. Wir uns (ich löste das nachher noch auf, was ich glaube, was Gott möchte). Aber ich glaube nicht, dass Gott möchte, dass wir uns aus eigener Kraft anstrengen. Ich glaube auch nicht, dass Jesus an der Stelle nur die Vollzeitlichen gemeint hat, die sich im Reich Gottes redlich ihr Brot verdienen, indem sie Reich Gottes bauen.

Sondern was ich glaube, ist, wer gemeint ist, das sind ganz gewöhnliche Menschen. Christen. Menschen wie du und ich. Die die Entscheidung getroffen haben, statt nur für sich zu leben, sich Gott ganz zur Verfügung zu stellen. Und das, glaube ich, ist der Schlüssel. Einer der Schlüssel. Zu begreifen, dass der Heilige Geist zu einem Zweck in mir wohnt. Nämlich genau zu dem Zweck, dass ich mich nicht abrackern muss. Dass ich mir nicht - was weiß ich  - die Arbeit für das Reich Gottes herauswringen muss aus meinem persönlichen Fähigkeiten. Sondern das, was Gott sich wünscht ist, dass wir alle Christus ähnlich werden.

Jetzt ist doch die Frage Wie hat Jesus denn gelebt? Ich glaube, es steht in Johannes 15, wo Jesus mal gesagt hat Ohne mich könnt ihr nichts tun. Nicht wenig. Oder: ganz wenig. Oder: nur ein ganz klitzekleines bisschen. Er sagt: Ohne mich könnt ihr gar nichts tun. Und der gleiche Jesus, unser Herr, sagt uns, dass er nur tun kann, was er den Vater tun sieht. Oder das es der Vater in ihm ist, der diese Werke wirkt; warum man ihm glauben soll. Wenn wir ihm jetzt aber ähnlich werden sollen, was heißt das dann für uns? Dann heißt das, dass alles, was Gott sich wünscht, ist, dass wir so werden wie Jesus. Der sich das auch nicht selber aus seinen persönlichen menschlichen Kräften herausgewrungen hat, sondern der dem Vater durch den Heiligen Geist erlaubt hat, durch ihn zu wirken.

Das ist vollmächtiges Leben. Nicht sich abwurschteln. Sondern zu begreifen, was das bedeutet: Der Heilige Geist lebt in uns, so wie er in Christus gelebt hat. Und ohne ihn können wir nichts tun. Gar nichts. Da können wir uns abstrampeln, wie wir wollen. Sondern worum es geht, ist es, dem Heiligen Geist zu erlauben, etwas durch uns zu tun. Und ihr Lieben, da werdet ihr mir recht geben: dann sind nicht mehr wir es, die etwas tun, sondern dann ist es Gott, der an uns, in uns und durch uns etwas tut. Das ist es, worum es geht. Es geht um Hingabe. Merk dir diesen Unterschied zwischen "Ich mache was selber" und "Ich erlaube Gott, etwas zu tun".

Und ihr Lieben, ich glaube, dieses Erlauben, das hat etwas zu tun mit Beten. Ich glaube, das hat etwas zu tun mit Hören. Und das hat auch etwas zu tun mit Vertrauen.

Warum?

Wenn ich mich Gott wirklich zur Verfügung stelle - und jetzt gucke ich nochmal den Jochen an: - Du wirst einen Moment in deinem Leben gehabt haben, wo Gott dich in die vollzeitliche Arbeit berufen hat. Und das ist jetzt nicht, wo du gesagt hast: "Ach, ich mache jetzt mal vollzeitliche Arbeit.", sondern ich gehe davon aus, Gott hat dich gerufen. Und wenn Gott das tut, wenn er sagt: "Ich sehe, da ist endlich einer, der sagt «Ich gebe mein Leben hin. Ich stelle mich zur Verfügung. Ich erlaube dir, an mir, in mir und durch mich zu wirken.»", dann wird Gott reden. Und dann ruft er. Und wenn er ruft, gibt es zwei Möglichkeiten. Ich kann sagen: "Boah, nee!" "Also dafür habe ich mich jetzt aber nicht zur Verfügung gestellt!" "Ach nee, lass mal!" Oder Ich vertraue Gott. Und wenn ich ihm vertraue, dann gehe ich. Hab' ich das ungefähr richtig wiedergegeben?

So und das ist, denke ich, worum es geht. Und jetzt steht in diesem Vers weiter drin "Bittet den Herrn der Ernte." Und das wird das Thema von dieser Predigt: Gebet. Beten um Arbeiter in der Ernte. "Bittet!" Warum steht das da? "Bittet." Erst mal ganz simpel, glaube ich, weil das Problem löst sich nicht von alleine. Ich kann jetzt mich 3 Millionen Jahre setzen und warten. Einfach so, nach dem Motto "Das Reich Gottes baut sich von selber." Ich glaube, das wird nicht funktionieren. Da mir einer meiner besten Freunde, der R.B. eingefallen. Ich weiß nicht, ein paar von euch werden ihn kennen. Der hat Maschinenbau studiert und hat natürlich immer so Maschinenbauweisheiten und zwei von denen sind mir eingefallen. Die eine heißt "Von nix kommt nix." Und die zweite heißt "Und viel hilft viel." Und warum sage ich euch das? Es soll ja keine Maschinenbauvorlesung werden. Sondern ich glaube, das gilt auch für das Reich Gottes. Und das gilt auch fürs Gebet. Von nichts kommt nichts. Steht im Jakobusbrief. Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet, ist glasklar. Da sagt Gott "Von nichts kommt nichts. Wenn ihr nicht bittet, werdet ihr auch nichts empfangen."

Weil Gott zwingt uns seine Gnade und seine seine Gaben nicht auf. Gott ist sehr, sehr, sehr, sehr respektvoll. Für meine Begriffe, manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu respektvoll. Ich hätte gar nichts dagegen, wenn er manchmal einfach "machen" würde. Aber Gott respektiert die Integrität unserer Persönlichkeit. Er zwingt uns nichts auf. Er sagt nicht "Ich mache jetzt einfach mal!" Sondern er möchte uns mitnehmen. Er möchte uns einbinden und dazu müssen wir uns hingeben. Das ist einfach ein inhärentes Erfordernis. Es geht nicht anders. Das heißt, damit das passiert, damit Menschen sich innerlich öffnen und sagen "Ich gebe mich hin. Ich erlaube dir, mich zu gebrauchen für den Bau deines Reiches."

Und damit es passiert, dass Gott Menschen anspricht und sie wirklich beruft, dass sie gehen, um sein Reich zu bauen, braucht es Gebet. Mir ist dazu das Lied von Paul Gerhardt eingefallen "Befiehl du deine Wege!" Da gibt es eine Liedzeile, da heißt es "Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteig'ner Pein - lässt Gott sich gar nichts nehmen, es will erbeten sein."

Jetzt kann man natürlich fragen "Okay. Gebet scheint wichtig zu sein, aber um was sollen wir denn beten?" Und ich glaube, das Offensichtliche, was in dem Vers steht, ist, dass Gott Arbeiter in seine Ernte sendet. So, fertig, oder? Das ist die ganze Erklärung. Aber ich habe mich dann gefragt Was meint er damit? Was steckt da eigentlich dahinter? "Arbeiter senden in seine Ernte"?

Ich denke, das eine und das habe ich eben schon anklingen lassen, was dahinter steckt, ist. Dass es um mehr geht als um "machen", dass es um mehr geht als um "Aktionen". Weil Gott eben keine Werkheiligen braucht, die meinen, sich ihr Heil verdienen zu müssen. Und Gott, glaube ich, braucht auch keine Programme und keine Strategien. Das können wir draußen in der Firma, im Management machen. Da kann man alles managen. Man kann leider auch Gemeinden managen, aber das ist nicht das, was Gott möchte.

Was Gott sich wünscht, das sind liebende Herzen, willige Seelen. Die bereit, sich die bereit sind, sich von ihm gebrauchen zu lassen. Die begriffen haben, dass es nichts bringt, selber rumzuwurschteln. Sondern die bereit sind, sich Gott zur Verfügung zu stellen, sich von Gott gebrauchen zu lassen, so dass er durch sie wirken kann. Und das ist einer der Punkte, wenn wir... - ich glaube, dass einer der großen Bußpsalmen, Psalm 51, auf jeden Fall ist es der Psalm, den der Augustinus, einer meiner Lieblingsheiligen, gebetet hat, Wochen und Monate [lang]. Als er schon auf dem Sterbebett lag, hat er sich den an die Decke malen lassen. Und er hat diesen Psalm rauf und runter gebetet. Und einer der Verse in diesem Psalm heißt. "Schaffe...",  "Schaffe in mir Gott ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mit einem willigen Geist rüste mich aus."

Wenn jetzt jemand wie David, einer der großen Glaubensvorbilder, der Mann nach dem Herzen Gottes, es für nötig befindet, so etwas zu beten, was sagt uns das dann? Er hat begriffen, dass dieses - dieses reine Herz - dieser willige Geist - nicht von nix kommen. Er hat begriffen, dass auch das etwas ist, um das wir beten. Und ich glaube, dass das eine der Dinge ist, die Gott in diesem Vers damit meint "Sende Arbeiter in deine Ernte." Ich denke, dass auch das darin steckt, dass wir beten sollen um diesen willigen Geist: In anderen, die Gott vielleicht zu uns dazu stellt. In anderen, die vielleicht schon mitten unter uns sitzen. Aber auch in uns. Dass Gott dieses Wunder im menschlichen Herzen tut. Dass er dann, wenn diese Herzen sich geöffnet haben, diese Menschen dann auch beruft. Ich denke, das gehört beides zusammen: Dieses Beten für ein offenes Herz - für einen willigen Geist - und das Beten, um Gottes Berufung und den Glauben und den Gehorsam, die nötig sind, um das dann in die Tat umzusetzen.

Dann habe ich mir gedacht "So!" An der Stelle: Ich weiß ja, wie ich mich manchmal selber fühle in meinem Leben da. Manchmal möchte man ja ausbüchsen. Das heißt, diejenigen, die jetzt nicht ausbüchsen möchten, die können die nächsten fünf Minuten weghören, dann ist das nicht für euch. Aber die, die ausbüchsen möchten, denen möchte ich noch einen Vers vorlesen, der steht im ersten Korintherbrief, Kapitel zwölf, Vers sieben. Und dort steht ganz simpel: "In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller." Und was ich interessant fand, ist: dort steht nicht "In einigen..."; dort steht auch nicht "In einigen wenigen..."; oder "Nur in den Vollzeitlichen..." Sondern dort steht: "Einem jeden von uns hat Gott Gaben gegeben."

Das heißt, hier sitzt absolut niemand. der nicht wenigstens eine Gabe von Gott bekommen hätte. Das heißt, keiner ist zu klein, keiner ist zu unwichtig. Und es gibt Menschen, die fühlen sich so: Klein und unwichtig. Aber das heißt nicht, dass sie es sind. Ich denke jetzt zum Beispiel gerade in der Küche an die Anja. Die, die einkaufen geht, die mit dem Gerd zusammen kocht im Haderner Herz. Und ich bin mittwochs, wo immer ich kann, im Kraftwerkabend und das ist so ein Segen! Ich würde sagen, die Anja hat die Gabe zu helfen. Und sie tut es mit einer Freude und mit einer Demut, das ist einfach schön zum Sehen und auch noch lecker zum Essen. 

Ich kann mir gut vorstellen, dass es Gaben gibt - wir werden nachher vielleicht noch zu einer Gabenliste kommen - die wir vielleicht noch gar nicht in unserer Gemeinde haben; z.B. Prophetie. Oder Gaben, von denen wir (da haben wir ja ganz am Anfang schon drüber gesprochen), vielleicht noch gar nicht genug haben. Wo wir Arbeiter von außen brauchen, die uns unterstützen. 

Und auch an der Stelle - Christian, da gucke ich mal in deine Richtung (ob ihr das jetzt wisst oder nicht: ab heute wisst ihr das) - Ihr seid eine Gebetserhörung! Ich bete für dieses Anliegen schon sehr lange und als ihr gekommen seid in die Gemeinde und dann sofort angefangen habt, euch einzubringen - Du in der Technik und sie bei den Kids: - "Wow!" Das ist für mich eine Gebetserhörung. Das sind auch diese Freuden, die mit diesem Gebet kommen, weil Gott antwortet.

Was hat das mit mir zu tun?

Ich möchte es jetzt ein bisschen praktisch werden lassen. Ihr habt es überschrieben mit der Frage Was hat das jetzt mit mir zu tun? Anregungen zur praktischen Umsetzung. Ich glaube, wenn wir das begriffen haben, dass es diese beiden Dinge gibt, um die es geht: einen willigen Geist - und die Berufung Gottes; die gehören zusammen. Dann können wir genau dafür beten: Dass Gott Herzen willig macht von Geschwistern, die vielleicht dann hinzukommen zu unserer Gemeinde. So wie Christian und Livia. Wir können beten, dass Gott in unserer Mitte Brüdern und Schwestern dieses offene Herz gibt. Brüder und Schwestern beruft, mit den eigenen Gaben sich einzubringen. Und wir können sicherlich auch fragen. Wir können fragen: "Welche Gaben hast du mir gegeben?" Wir können auch für uns selber beten. "Gib mir einen willigen Geist; ein reines Herz."

Im Römer zwölf steht - das ist Vers 4 bis 8 - "Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus. Aber untereinander ist einer des anderen Glied. Und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Ist jemand prophetische Rede gegeben, so über er sie dem Glauben gemäß. Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Ist jemand Lehre gegeben, so lehre er. Ist jemand Ermahnung gegeben, so ermahne er. Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn. Steht jemand der Gemeinde vor, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue es gern."

Und noch eine andere Stelle (die habe ich mir jetzt nicht mehr notiert, aber ich glaube, dass ist 1. Korinther 12), dort steht: "Es sind verschiedene Gaben, aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter, aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte, aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allem. In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller." Den Vers hatten wir eben schon gehört, den habe ich da raus gezogen. "In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. Dem einen wird durch den Geist gegeben, Weisheit zu reden. Dem anderen wird gegeben, von Erkenntnis zu reden nach demselben Geist. Einem anderen Glaube, in demselben Geist. Einem anderen die Gabe, gesund zu machen in dem einen Geist. Einem anderen die Kraft, Wunder zu tun. Einem anderen die prophetische Rede. Einem anderen die Gabe, die Geister zu unterscheiden. Einem anderen, mancherlei Zungenrede. Einem anderen die Gabe, sie auszulegen. Dies alles aber bewirkt derselbe eine Geist und er teilt einem jeden das Seine zu, wie er will."

Und falls euch das jetzt zu hoch erscheint: "Wunder tun. Prophetie". Dann fragt doch einfach Gott - in dem Wissen, dass es in seinem Wort steht: "Er hat jedem seine Gaben gegeben" - welche Gabe er dir gegeben hat. Frag ihn das einfach, aufrichtig, wo er dich haben möchte. Und Aufgaben, das hatten wir ja schon gesehen, gibt es sicherlich mehr als genug.

Und neben dem Beten und dem Fragen gehört, glaube ich, praktisch noch etwas dazu, nämlich das Hören. Nämlich zu hören, ob Gott dir vielleicht nicht etwas aufs Herz legt, um ihm und uns als Gemeinde mit deinen Gaben zu dienen.

Und danke an dieser Stelle noch mal für den Joi, der mich darauf aufmerksam gemacht hat - und ich habe das jetzt auch ganz explizit hier aufgeschrieben - ich meine ausdrücklich *nicht* dich, wenn du bereits schon viele Aufgaben in der Gemeinde übernimmst oder auch nur eine. An der Stelle dann einfach "Danke!" Weil das Letzte, was ich mit dieser Predigt bezwecken möchte, ist, dass die, die ohnehin schon viel tragen, sich noch mehr auf den Buckel laden. Das ist nicht der Sinn der Übung.

Aber ich meine *dich*, wenn Gott in deinem Herzen spricht, wenn er dich jetzt schon angesprochen hat und gesagt hat Ich meine dich. Dann würde ich dir sagen: "Ja! Geh ins Gebet! Frage! Höre!". Und zu guter Letzt wenn Gott dir dann geantwortet hat, dann geh! Geh ihm Vertrauen. Fang an. Und fang vielleicht klein an! Muss ja jetzt nicht gleich die ganze Welt retten. Geh einfach kleine Schritte.

Eine kleine Übung

Ich möchte euch bitten, dass ihr euch das jetzt einfach vor eurem geistigen inneren Auge mal vorstellt. Versucht Euch vorzustellen, wie das wäre, wenn wir alle diese beiden Gebete beten würden: Dass Gott die Herzen *berührt*; wenn's Not tut, auch unser eigenes. Wenn Gott die Menschen mit diesen offenen Herzen *beruft*, die er ja schon begabt hat. 

Versucht einmal, euch das vorzustellen, was dann passieren würde: Wenn noch mehr Geschwister hinzukommen, zu unserer Gemeinde. Wenn die Aufgaben, die wir als Gemeinde haben noch leichter und noch flüssiger von der Hand gehen. Stellt euch vor, was das mit der Anbetungsmusik macht. Stellt euch vor, was das vielleicht mit den Predigten macht. Stellt euch vor, wie sich das auswirkt in den Hauskreisen. Wie sich das auswirkt im Haderner Herz?

Ich habe versucht, mir das vorzustellen und das Bild, was ich im Kopf habe, ist wunderschön. Das ist das, was ich eingangs gesagt hab', was mir auf dem Herzen liegt. Eine blühende Gemeinde! Und darum möchte ich uns bitten. Darum lasst uns beten. Um Menschen, die gemeinsam mit uns unseren Raum erweitern. Und da, wo Gott uns ruft, Ihr Lieben!, lasst uns hören und lasst uns im Vertrauen kleine Schritte gehen. 

Amen.