Sonntag, 16. März 2014

Von der Nachfolge (Mt 16:24-28)


Text

24 Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. 25 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden. 26 Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? 27 Denn es wird geschehen, daß der Menschensohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun. 28 Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich.


Kommentar

Zusammenfassung

Direkt im Anschluss an das Glaubensbekenntnis Petri und an die Prophezeiung Seines Leidens, erläutert Jesus, der Messias, Seinen Schülern, was Nachfolge wirklich bedeutet: das Ablegen der Selbstsucht und das Anziehen liebenden Gehorsams gegenüber Christus und Seinem Evangelium. Wer aus Feigheit vor dem Spott und aus egoistischer Selbstsucht seine eigenen Ziele verfolgt, wird sterben; wer aber sein Leben aus Liebe zu Christus und Seinem Evangelium hingibt, wird ewig leben. Denn unsere Seele ist wertvoller als die ganze Welt. Und die ganze Welt reicht nicht aus zur Begleichung unserer Sündenschuld vor Gott. Christus wird einmal in Macht und Herrlichkeit kommen, um uns nach unseren Werken zu richten; den Beginn dieses Reiches erlebten die meisten Jünger noch zu ihrer Lebenszeit.


Struktur

24 Als Messias erkannt und innerlich bereits auf dem Weg zu Seiner Kreuzigung fordert Jesus Seine Jünger auf, ihm in freiwilliger Selbstverleugnung zu folgen.

25 Und Er macht klar, dass die Hingabe an Ihn und Sein Evangelium der einzige Weg zum ewigen Leben ist, denn der Egoismus und die Selbstsucht führen allein in den Tod.

26 Beinahe rhetorisch fragt Er sodann nach, was denn den Menschen ihr Eigennutz bringe, wenn sie daran zugrunde gehen. Auch zeigt Er uns klar, dass der Wert unserer Seele höher ist als der der ganzen Welt. Und dass daher selbst die Welt nicht reicht, um uns freizukaufen von unserer Sünde.

27 Zudem macht Jesus unmissverständlich klar, dass Er eines Tages mit Vollmacht als unser Richter erscheinen wird, um unsere Taten zu beurteilen.

28 Dass der Ernst Seiner Mahnungen ein festes Fundament hat, bekräftigt Christus durch die Prophezeiung Seines kommenden Reiches, dessen erste Anfänge die Jünger noch zu ihren Lebzeiten miterleben würden.


Inhalt

24 Jesus, der hier spricht, ist eben der Jesus, den Petrus in seinem Bekenntnis als den Messias erkannt und anerkannt hat. Eben derselbe Jesus, der gerade eben von Seinem Tod durch die religiöse Elite in Jerusalem gesprochen hat. Dieser Jesus, der sich im Innersten Seines Herzens bereits auf den Weg ans Kreuz gemacht hatte, ist es, der Seinen Schülern nun erklärt, was wahre Nachfolge wirklich bedeutet:

Wenn im Herzen eines Menschen, sei es, wer es wolle, der Wunsch erwacht, Jesus Christus als Seinem Herrn, Heiland und Lehrer und zu folgen, in Seiner Gegenwart zu bleiben und von ihm zu lernen, so gilt ihm unmittelbar der Befehl aus dem Mund des fleischgewordenen Gottes: jede Ambition nach Selbstverwirklichung und nach egoistisch motivierter, selbstzentrierter und selbstsüchtiger Bedürfnisbefriedigung aufzugeben und statt dessen den Weg des täglichen Sterbens auf sich zu nehmen, der Hingabe an Gott - Ihm zu folgen, wohin auch immer der Weg ihn führen mag; ja, selbst bis in den Märtyrertod.

Doch nicht um der Selbstverleugnung selbst willen sollen wir uns selbst verleugnen, sondern um dessentwillen, das weit über uns und unsere Selbstverleugnung hinausgeht: aus Liebe zu Christus und, wie wir aus Markus und Lukas wissen, aus Liebe zum Evangelium, dessen wir uns nicht schämen werden (Mk 8,38), wollen wir das größte Gebot halten: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst" (Lk 10,27, 5. Mo 6,5; 3. Mo 19,18). Kurz: weil wir es zutiefst und von innen heraus wollen; weil wir von Christus ergriffen sind (Phil 3,12).


25 Wer sich jedoch sein eigenes Wohlergehen an die erste Stelle setzt und sich deshalb aus Selbstschutz und, wie wir aus den synoptischen Evangelien lernen, falscher Scham nicht zu Christus und zu seinem Evangelium bekennt, um der Ablehnung oder dem Spott der Ungläubigen zu entgehen, denen das Evangelium ein Dorn im Auge und lächerlich ist (1Kor 1,23), den wird in gleicher Weise einst auch Christus vor Seinem Vater, im Angesicht der Engel Gottes, verleugnen (Mt 10,33, Lk 12,9) und er wird die Worte hören müssen: "den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern" (Mt 25,30) - er wird den zweiten Tod (Offb 21,8) sterben.

Wer jedoch bereit ist, sein persönliches Wohl dem Reiche Gottes unterzuordnen, und sich Christi und des Evangeliums Seiner Liebe nicht schämt, weil er Ihn liebt und mit Paulus weiß: "[das Evangelium] ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben" (Röm 1,16) weil: "wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet" (Röm 10,10), der mag zwar von dieser Welt verlacht, verspottet und verfolgt werden und vielleicht sogar sein irdisches Leben lassen; und wird doch eines Tages die Worte hören: "Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht ... geh hinein zu deines Herrn Freude!" (Mt 25,21.23) - und wird ewig leben.


26 Weil das so ist, dass Mut, Treue und Gehorsam aus Liebe zu Christus und Seinem Wort zum ewigen Leben führen, Selbstsucht, Feigheit und Ungehorsam aus Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung gegenüber Christus und Seinem Wort jedoch zu ewiger Verdammnis, fragt Jesus rhetorisch nach, was es einem Geschöpf denn letztlich bringt, aus Eigennutz die ganze Welt in sein Eigentum gebracht zu haben, wenn er selbst daran zugrunde geht? Damit zeigt uns Christus klar, dass der Wert unserer Seele weit höher ist als der der ganzen Welt. Und so reicht die ganze Welt auch nicht aus, um uns freizukaufen von dem Schaden und der Schuld, die wir mit unserer Sünde an Gott und unseren Mitmenschen angerichtet haben. Allein das Blut Christi, des makellosen Sohnes Gottes selbst, war dazu in der Lage (Heb 9,14, Offb 5,9).

27 Um sicher zu gehen, dass wir den Ernst Seiner Worte auch wirklich verstanden haben, macht Jesus uns noch einmal unmissverständlich klar, dass der Tag Seiner Wiederkehr so sicher ist, wie das Amen in der Kirche und dass Er dann nicht, wie damals, in menschlicher Niedrigkeit und Schwachheit, sondern mit göttlicher Macht und mit der Herrlichkeit des allmächtigen Vaters selbst, nicht allein und verlassen, sondern mit Heerscharen von Engeln kommen wird, um einem jeden zu geben, was er aufgrund seiner Taten verdient hat: denen, die umkehrten und ihm im Glauben und in Liebe nachgefolgt sind: ewiges Leben - und denen, die ihn verachteten und lieber im Unglauben in ihren selbstsüchtigen Sünden verharrten: den zweiten Tod.

28 Und dass dieses kommende Gottesreich kein Hirngespinst ist, sondern eine faktische und empirisch erfahrbare Wirklichkeit, das bezeugt Jesus nachdrücklich als Wahrheit. Und Er prophezeit Seinen Jüngern, dass sie, mit Ausnahme von Judas, der sich erhängte (Mt 27,5), noch am Leben wären, wenn Er als der König Seines Reiches zu Ihnen käme. Und eben diese Tatsache, die in der Verklärung Jesu (Mt 17,2) schon vorgeschattet wurde, nimmt dann in der Vollmacht der Auferstehung (Joh 20,1-31), der Himmelfahrt (Apg 1,6-11) und im Pfingsten (Apg 2,1-47) volle Gestalt an: Christus, der Sohn Gottes, Er ist der Herr und der König des Gottesreiches.


Praktische Anwendung

1) Frage Dich eines: "Willst Du in egoistischer Selbstsucht nur für Dich selbst leben und daran für ewig sterben? Oder willst Du Dich Christus hingeben und ewig leben?"

2) Bedenke: Er ist der einzige Erlöser und der einzige Weg zum Vater (Joh 14,6) und "Im Namen Jesu Christi ... ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden" (Apg 4,12)

3) Und Er wird eines Tages Dein Richter sein. Und Du wirst entweder "als Lohn [Deiner Nachfolge] das Erbe empfangen" (Kol 3,24) oder Du wirst erfahren, warum es heisst: "Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen." (Hebr 10,31), weil "Gott selbst die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont [hat], sondern hat sie mit Ketten der Finsternis in die Hölle gestoßen und übergeben, damit sie für das Gericht festgehalten werden" (2Petr 2,4).

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