Freitag, 24. Oktober 2025

Johannes Evangelium 3,1-12

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und Nikodemus

Nikodemus war ein strenggläubiger Jude, ein renommierter Gesetzeslehrer, dem sein Ruf vorauseilte, und ein reiches Mitglied des Hohen Rates. Also so etwas, wie ein Mitglied des Bundestages und des Bundesverfassungsgerichtes und noch dazu ein Kirchenoberhaupt; alles in einem. Der war so umgetrieben von Jesus, dass er mehr wissen wollte, über ihn. Aber aus Sorge davor, dass seine nicht gerade Jesus-freundlichen Kollegen etwas davon mitbekommen, besucht er Jesus bei Nacht und Nebel. 

Auch war es ihm wohl peinlich, dass er - als „Lehrer Israels“ - noch Fragen hatte. Und doch sieht man die Ernsthaftigkeit seiner Suche nach Wahrheit. Er hat wohl schon eine Ahnung davon, dass Jesus mehr sein könnte, als nur ein Prophet; aber er will sich diesbezüglich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Was er sicher weiß ist, dass Jesus zumindest ein von Gott geschickter Lehrer ist; das zeigen klar die Wunder, die er tut. Und so spricht er ihn auch an: als Rabbi.

Jesus aber hält sich nicht mit höflichem Geplänkel auf; er kommt gleich zur Sache. Er weiß, warum Nikodemus da ist: es geht um ihn, den Messias, den Retter. Und so fokussiert er Nikodemus auf eine einzige Tatsache: um ein Teil von Gottes Reich zu werden, das unsere sichtbare Welt durchdringt und doch, wie hinter einem Schleier, hinter ihr verborgen liegt, braucht es ein neues geistliches Leben. Weil wir seit dem Sündenfall im Paradies alle spirituell tot sind. Es braucht eine Geburt von oben; eine Geburt von Gott; eine neue Geburt.

Als Nikodemus das mit der neuen Geburt hört, missversteht er Jesus komplett: es sei absurd, zu glauben ein Erwachsener könnte in den Mutterleib zurückkehren, um noch einmal geboren zu werden, sagt er. Aber Jesus macht ihm klar, dass es darum nicht geht. Auch nicht um Karma oder gar um Seelenwanderung. Es geht darum, dass Gott von oben her etwas tun muss: Wer in Gottes Reich hineinkommen will, braucht eine neue Natur, …

… ein neues inneres geistliches Leben; nicht nur ein verbessertes irdisches Leben. Der braucht eine Erneuerung seines Herzens; eine Reinigung - wie mit Wasser - von seinem alten Wesen. Der braucht eine neue Sehnsucht nach Heiligkeit, eine neue Begeisterung dafür, Gottes Willen zu tun, statt ständig nur die eigenen Wünsche befriedigen zu wollen. Der braucht eine ganz neue Liebe zu Gott und seinen Nächsten. Diese komplette innere Neuschöpfung kann aber nur einer bewerkstelligen: der Heilige Geist selbst.

Und um den Sack zuzumachen, setzt Jesus noch einen obendrauf und zeigt, dass dies neue Leben nie von Menschen ‚produziert‘ werden kann: Menschen sind irdisch und können nur irdisches Leben produzieren. Gott allein ist himmlisch und nur er kann dieses neue Leben ‚von oben’ schenken. Nur Gottes Geist ist geistlich und nur er kann neues geistliches Leben schenken. Darum soll Nikodemus sich nicht wundern, dass das neue Leben von oben kommen muss. Doch wie genau das funktioniert, bleibt ein Mysterium; genau so unvorhersehbar, wie Ursprung und Ziel eines Windhauchs. 

Jetzt ist Nikodemus platt und fragt, wie das denn bitteschön funktionieren soll? Und genau für diese Frage fängt er sich von Jesus einen Rüffel ein: Er ist Israels Top-Theologe und kann diese einfache Frage nicht beantworten? Er hätte es in der Tat wissen müssen, denn was Jesus gerade erklärt hat, war seit hunderten von Jahren bekannt (siehe Hesekiel 37,9-14). 

Noch einmal richtet Jesus Nikodemus’ volle Aufmerksamkeit auf folgendes: er, Jesus, weiß Bescheid. Er ist vom Himmel. Er kennt sich aus. Er sieht die unsichtbare Welt so klar, wie wir die sichtbare. Darum müssen wir zuhören, was er zu sagen hat. Denn wenn wir schon das irdische nicht annehmen, was er uns zu sagen hat (nämlich, wie wir hier auf der Erde zum Glauben kommen und gerettet werden können), wie sollen wir dann die noch höheren Dinge annehmen, die er uns über den Himmel zu sagen hat?

O-Ton: Einer von den Pharisäern war Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Rates. Eines Nachts kam er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen, dass Gott dich gesandt und dich als Lehrer bestätigt hat. Nur mit Gottes Hilfe kann jemand solche Wunder vollbringen, wie du sie tust.« 

Jesus antwortete: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von oben her geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen.« »Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon ein Greis ist?«, fragte Nikodemus. »Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!« Jesus sagte: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen. 

Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt von menschlicher Art. Von geistlicher Art kann nur sein, was vom Geist Gottes geboren wird. Wundere dich also nicht, dass ich zu dir sagte: 'Ihr müsst alle von oben her geboren werden.' Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So geheimnisvoll ist es auch, wenn ein Mensch vom Geist geboren wird.« 


»Wie ist so etwas möglich?«, fragte Nikodemus. Jesus antwortete: »Du bist ein anerkannter Lehrer Israels und weißt das nicht? Amen, ich versichere dir: Wir sprechen über Dinge, die wir kennen, und bezeugen das, was wir gesehen haben. Aber keiner von euch ist bereit, auf unsere Aussage zu hören. Wenn ich zu euch über die irdischen Dinge rede und ihr mir nicht glaubt, wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich über die himmlischen Dinge mit euch rede?« (Joh 3,1–12)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen