Das Buch der Zeichen - Das 1. Zeichen - Die Hochzeit in Kana
Drei Tage nach dem Start von Jesus‘ Tour gab es in Kana in Galiläa eine Hochzeit. Sowohl seine Mutter Maria, als auch Jesus und seine Schüler waren eingeladen. Wahrscheinlich waren die Familie Jesu und die Familie des Hochzeitspaares verwandt oder befreundet: Maria hatte eine wichtige organisatorische Rolle bei der Hochzeit und wird daher noch vor Jesus genannt. Jesus war zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich bekannt, denn er war ja erst vor einer Woche von Johannes dem Täufer als Messias identifiziert worden. Er war einfach als Freund eingeladen.
Während der Hochzeitsfeier passierte dann etwas Peinliches: auf einmal war der Wein alle! Maria, für die Organisation zuständig, suchte sofort nach einer Lösung und fragt sofort Jesus. Ab hier überlagern sich dann die Bild-Ebenen im Text; ganz typisch für die Komplexität und Tiefe bei Johannes: Zum einen redet Jesus Maria nicht als Mutter an, sondern als „Frau“ und macht so klar, dass er nicht mehr als ihr Sohn, sondern als Messias unterwegs ist. Auch sagt er ihr, dass seine Aufgaben als Messias seine Sache sind - und mit dem Hinweis auf seinen Todeszeitpunkt, dass diese einem klaren Plan folgen.
Und dann tut Jesus etwas, was für ihn sehr typisch ist: er gibt den Leuten Anweisungen, die vordergründig absolut unsinnig erscheinen: Wasserkrüge mit Wasser füllen, obwohl der Wein alle ist. Aber — und das ist ein ganz wichtiger Punkt — die Leute vertrauen ihm und tun, was er sagt. Direkt danach erleben sie, dass das, was erst als völlig unsinnig erschien, auf einmal total Sinn macht: Jesus hatte das Wasser in Wein verwandelt. Natürlich ist schon allein das ein Zeichen dafür, dass er der von den Propheten angekündigte Messias ist, der Sohn Gottes.
Aber in der Verwandlung von Wasser in Wein steckt noch mehr: das Wasser war in Gefäße gefüllt, die zur Reinigung nach dem rituellen Gesetz des Moses dienten. Und Jesus füllt diese Gefäße mit Wein, der überall im Alten Testament ein Symbol der Freude und im Neuen Testament ein Zeichen der Erlösung ist. Mit diesem Wunder zeigt er also auch, dass er derjenige ist, mit dem die Zeit des rituellen Gesetzes des Alten Testaments zu ihrem Ende kommt und von der Zeit der Gnade, des Evangeliums und der Freude des Neuen Testaments abgelöst wird.
Der Wein, zu dem Jesus das Wasser gemacht hatte, war übrigens so außerordentlich gut, dass der Caterer ganz aus dem Häuschen war. Denn nach seiner Erfahrung schenkten die meisten Hochzeitspaare, einfach um Geld zu sparen, erst mal den guten Wein aus und dann, wenn die Leute schon einen im Tee hatten, den nicht mehr ganz so guten. Aber 600 Liter (!) von einem solchen Top-Tropfen zu so fortgeschrittener Stunde, das hatte er noch nicht erlebt.
Mit diesem Wunder offenbarte Jesus, dass in ihm das neue Zeitalter der göttlichen Gnade begonnen hatte und was für ein herrlicher Gott er ist: bei ihm gibt es nicht nur das Beste, sondern das auch noch in rauen Mengen. Seine Schüler waren von dem, was sie erlebt hatten, so beeindruckt, dass sie anfingen, an ihn zu glauben. Nachdem die Hochzeit vorbei war, ging Jesus mit seiner Mutter und seinen Brüdern (sein Adoptivvater Josef war wahrscheinlich schon gestorben) und mit seinen Schülern nach Karfanaum; etwa einen Tagesmarsch entfernt.
O-Ton: Am dritten Tag wurde in Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Die Mutter von Jesus war dabei, und auch Jesus war mit seinen Jüngern dazu eingeladen. Als der Weinvorrat zu Ende war, sagte seine Mutter zu ihm: »Sie haben keinen Wein mehr!« Jesus erwiderte ihr: »Frau, das ist meine Sache, nicht deine! Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Da wandte sich seine Mutter an die Diener und sagte: »Tut alles, was er euch befiehlt!«
Im Haus standen sechs Wasserkrüge aus Stein, von denen jeder etwa hundert Liter fasste. Man brauchte sie wegen der Reinigung, die das Gesetz vorschreibt. Jesus sagte zu den Dienern: »Füllt diese Krüge mit Wasser!« Sie füllten sie bis an den Rand. Dann befahl er ihnen: »Jetzt nehmt eine Probe davon und bringt sie dem Mann, der für das Festessen verantwortlich ist.« Sie brachten ihm eine Probe, und er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war.
Er wusste nicht, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Er rief den Bräutigam zu sich und sagte: »Jeder bringt doch zuerst den guten Wein auf den Tisch, und wenn die Gäste schon reichlich getrunken haben, folgt der schlechtere. Aber du hast den guten Wein bis zuletzt aufgehoben!«
So vollbrachte Jesus in Kana in Galiläa sein erstes Wunderzeichen und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger kamen zum Glauben an ihn. Danach ging er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinunter und blieb einige Tage dort. (Joh 2,1–12)
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