Das Buch der Zeichen - Jesus im Tempel
Zum Passafest war in Jerusalem immer die Hölle los. Juden aus allen Regionen kamen hier einmal im Jahr zusammen, um das größte Fest von allen zu feiern: die Erinnerung daran, wie Gott ihr Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit hatte. Im Zentrum der Feierlichkeiten stand dabei der Jerusalemer Tempel: hier wurde gedankt und gebetet, hier wurden Opfer gebracht. Die meisten Pilger hatten eine weite Anreise.
So hatte es sich eingeschlichen, dass die meisten ihre Opfertiere nicht mehr selber mitbrachten, sondern diese direkt vor Ort kauften. Und um sicher zu gehen, dass die Tiere genau den Vorschriften der Tora entsprachen, kaufte man geprüfte Tiere direkt beim Tempel. Um dort eine Taube, ein Schaf oder ein Rind kaufen zu können, musste man sein regionales Geld aber erst mal in den zentralen Tempelgroschen umtauschen. Man kann sich vorstellen, was für ein Gedränge damals geherrscht haben muss; aus dem Dankfest für die Befreiung war ein Geschäft geworden.
Und das ging Jesus unfassbar auf den Zeiger. Er ist ja fast nie ausgeflippt. Vor allem nicht, wenn er selbst beleidigt oder sogar gefoltert wurde. Aber wenn es um die Ehre Gottes, seines Vaters ging, gab es für ihn kein Halten. Er war sowas von stocksauer! Weil man — TV preachers: listen! — aus der Wohnung Seines Vaters, dem dem Ort, an dem Gott und Mensch sich begegnen sollten, einen Ort gemacht hatte, an dem es nur noch ums Geld ging.
Jesus war darüber so sauer, dass er den Leuten nicht nur sagte, sie sollten sich verziehen und aus Gottes Haus keinen Basar machen, sondern in einem Wisch auch noch die Tische umschmiss, das Geld auf den Boden fegte und die ganze Bagage mit einem Treibriemen wie Hühner aus dem Tempel scheuchte. Als seine Jünger das mitkriegen, mussten sie daran denken, dass die Propheten über ihn geschrieben hatten: „Die Liebe zu deinem Haus wird mich noch auffressen; wie ein Feuer!“
Die obersten Geistlichen seiner Zeit hätten es als fleißige Studenten der Tora eigentlich wissen müssen, dass Jesus im Recht war; dass der Tempel ein heiliger Ort war. Aber ihre Gier nach Macht und ihr Hochmut vernebelten ihnen den Blick. Statt nur danach zu fragen, woher er (Gott!) das Recht habe, das zu tun, forderten sie (bloße Menschen) auch gleich noch ein Wunder ein. Auf diese verstockte Arroganz reagiert Jesus mit einer für sie kryptischen Prophetie: Sie sollten doch den Tempel einreißen, und er würde ihn in drei Tagen wieder aufbauen.
Die Pharisäer bezogen das natürlich auf den Tempel, den sie sehen konnten. Und den zu bauen, hatte 46 Jahre gedauert. Daher sagen Sie ihm, diesen Tempel in nur drei Tagen wieder aufzubauen sei ein Ding der Unmöglichkeit. Jesus sprach aber gar nicht vom Jerusalemer Tempel, sondern im übertragenen Sinn vom Tempel seines Leibes: vom Wohnort des Heiligen Geistes. Erst als er nach drei Tagen von den Toten auferstanden war, kapierten seine Jünger, was was Jesus mit seiner kryptischen Prophezeiung eigentlich gemeint hatte und glaubten seinen Worten; Gottes Worten.
O-Ton: „Als das Passafest näher kam, ging Jesus hinauf nach Jerusalem. Im Vorhof des Tempels sah er die Händler, die dort Rinder, Schafe und Tauben verkauften; auch die Geldwechsler saßen dort an ihren Tischen.
Da machte er sich aus Stricken eine Peitsche und trieb sie alle aus dem Tempelbezirk, mitsamt ihren Rindern und Schafen. Er fegte das Geld der Wechsler zu Boden und warf ihre Tische um. Den Taubenverkäufern befahl er: »Schafft das hier weg! Macht aus dem Haus meines Vaters keine Markthalle!« Seinen Jüngern kam das Wort aus den Heiligen Schriften in den Sinn: »Die Liebe zu deinem Haus wird mich noch umbringen.«
Die führenden Männer fragten ihn: »Woran können wir erkennen, dass du so etwas tun darfst? Gib uns ein Wunderzeichen als Beweis!« Jesus antwortete ihnen: »Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen!«
Sie hielten ihm entgegen: »Für den Bau dieses Tempels wurden sechsundvierzig Jahre gebraucht! Und du willst ihn in drei Tagen wieder aufbauen?« Mit dem Tempel meinte Jesus aber seinen Leib. Als er vom Tod auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger an dieses Wort. Da glaubten sie den Heiligen Schriften und dem, was Jesus damals gesagt hatte.“ (Joh 2,13–22)
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