Sonntag, 20. November 2011

Wissenschaft als Weg zur Erkenntnis?

Heute las ich folgendes Zitat

„Die moderne Physik führt uns notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort. - Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler. Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen.“
–– Sir Arthur Stanley Eddington (1882-1946), englischer Astronom und Physiker ––

Nun bin ich zwar, offen gestanden, selber überzeugt davon, dass die Naturwissenschaft mit dem Glauben an Gott nicht nur vereinbar ist, sondern sich sogar bestens mit ihm verträgt – viel besser gar, als es eine atheistische oder agnostische Weltanschauung angesichts aktueller Forschungsergebnisse vermag. Doch dass uns die Naturwissenschaft notwendig zu Gott führe, das widerlegen aus meiner Sicht die Existenz atheistischer Wissenschaftler und deren Interpretationen der Ergebnisse aktueller Forschung.

Und ich denke, dafür gibt es einen guten Grund:

Weil nämlich alles Untersuchen und alle Wissenschaft und das aus ihr resultierende Weltbild maßgeblich von den Prämissen und Axiomen beeinflusst wird, die wir festlegen, bevor wir uns überhaupt auf die Suche nach Erkenntnis machen. Und das gilt, nicht nur aus Gründen der Fairness, sondern aus Gründen der Notwendigkeit, für christliche und atheistische Forscher gleichermaßen.

So ist es möglich, dass der gläubige Wissenschaftler, weil er bereits vor dem Beginn seiner Forschung davon ausgeht, dass Gott die Welt schuf, im Urknall erkennt und bestätigt findet, dass die Ursache desselben die Existenz Gottes „beweist“, weil ‚vor‘ der Existenz von Raum & Zeit, Masse & Energie, Kräften & Feldern keine andere Ursache in Frage kommt, als eine überräumliche, überzeitliche, etc.

Der atheistische Wissenschaftler wiederum geht – a priori – davon aus, dass es keinen Gott gibt und auch er wird seine Untersuchungsergebnisse entsprechend deuten. Dabei wird vermutlich herauskommen, dass der Urknall nicht auf den Schöpfungsakt zurück zu führen, sondern z.B. das Ergebnis eines vorherigen Universums ist, welches bis zum Punkt der Singularität kontrahierte. Damit hätten Raum & Zeit, Masse & Energie, Kräfte & Felder, etc. selbst "Ewigkeitscharakter".

Als Christ bin ich überzeugt, dass die Existenz unserer Welt samt unserem Gerechtigkeitsempfinden, unserer Ethik und unserem Gewissen, mit unserem Wahrheitsbegriff und der überall gegenwärtigen Schönheit, mit der Existenz Gottes besser zu erklären ist: Eines allmächtigen, über und neben der Schöpfung und der Zeit stehenden, allgegenwärtigen, Ethik, Moral und Gewissen erklärenden, Liebe und Barmherzigkeit bevorzugenden Gottes, der der alleinige Urheber der Schönheit der Natur und in den Künsten ist.

Der Atheist wird dafür andere Konzepte bemühen und – hier gebe ich Sir Eddington sinngemäß recht – sich dabei in Tautologien und Kompliziertheiten verstricken, die, entgegen dem Prinzip vom "Ockhams Rasiermesser", in umständlicheren Erklärungsversuchen resultieren, um die Herkunft des Universums letztlich zu "erklären".

Einen guten Einblick da hinein, welchen Einfluss unsere Annahmen auf die Ergebnisse der Forschung haben, bietet folgender Beitrag – von einem Standpunkt jedoch ist niemand frei. Weder der Christ, noch der Atheist oder der Agnostiker.

Aus Ockhams Sicht betrachtet, ist das christliche Weltbild das glaubwürdigere, denn es erklärt das Absolute (also das im wahrsten Sinne des Wortes ‚Wesentliche‘) am Grund unserer Existenz, an der Schönheit, an der Gerechtigkeit und an der Wahrheit nicht einfach weg. Die Ursache unserer Existenz wird nicht tautologisch mit der Existenz der Materie wegerklärt, die Liebe nicht auf einen rein pharmakologisch-chemischen Prozess im Hirn reduziert, Gerechtigkeit nicht allein als evolutionärer Entwicklungsgang in die graue Vorzeit verlagert oder als elektro-chemischer Prozess im Körper interpretiert.

Die Dimension des Absoluten – in der Natur und im persönlichem Erleben

Kurz: Unser tiefstes, aufrichtiges Empfinden wird nicht um die wesentlichste Dimension beraubt, von der wir alle zutiefst wissen, dass sie existiert: Wir alle wissen zutiefst um das Glück, welches in wahrer Schönheit verborgen liegt. Wir wissen um die Verantwortlichkeit des Menschen, die letztendlich Ethik und Gerechtigkeit fordert und wir wissen um die Existenz absoluter Wahrheit und unserer Existenz:

Spätestens dann, wenn wir einen Sonnenuntergang am Meer genießen, erkennen wir die Absolutheit der Schönheit: Weil wir unmittelbar erkennen, dass wir das, was wir als schön empfinden nur als schön erkennen können, weil es so etwas wie Schönheit tatsächlich gibt. Und wir werden diesen Moment genießen und bis zum Letzen auskosten. Nicht, weil uns unsere Chemie einen Streich gespielt hätte, sondern weil wir wissen, dass solche Momente wirklich wertvoll sind.

Spätestens dann, wenn ein Unrecht an uns begangen wird, wissen wir um die Absolutheit der Ethik und um die Verantwortlichkeit unseres Mitmenschen, weil wir unmittelbar – an und in uns selbst – erkennen, dass das, was uns gerade widerfahren ist, tatsächlich Unrecht ist. Und wir werden alles tun, damit wir unser Recht bekommen. Nicht, weil wir hormonell gesteuerte Tiere wären, sondern weil wir in uns selber wissen, dass es Dinge gibt, die absolut richtig, oder falsch sind.

Und spätestens dann, wenn wir auf einer Kreuzung stehen und einen LKW auf uns zu rasen sehen, werden wir nicht mehr über den Begriff von Wahrheit kontra Illusion philosophieren, oder ob der Wert unseres Körpers eine reine, auf elektro-chemischen Prozessen basierende Fiktion chemischer Substanzen ist. Sondern wir werden alles tun, um die Kreuzung so schnell wie möglich zu verlassen, um nicht überfahren zu werden. Und das nicht etwa, weil wir „nur instinktgesteuerte Affen“ wären, die sich nicht im Klaren darüber sind, was sie da eigentlich tun, sondern gerade weil wir wissen, dass die Welt, in der wir leben, real ist, dass der LKW real ist und das es – daraus folgend – so etwas, wie absolute, real existierende Wahrheit tatsächlich gibt: Wie zum Beispiel die absolute Tatsache unserer Existenz und der Endlichkeit unseres Lebens.

Die Dimension des Absoluten in der Schrift

All diese Aussagen über Existenz und Herkunft unserer Welt, über den Ursprung von Schönheit, Ethik und Wahrheit begegnen uns auch in der Heiligen Schrift. Dort heißt es: „Am Anfang schuf Gott...“ [1]. Dort lesen wir auch, dass alle Schönheit von Gott kommt, vom „König ... in seiner Schönheit“ [2]. Die Bibel spricht davon, dass alle Wahrheit „seine Wahrheit“ ist [3], dass Christus, der menschgewordene Gott, „voll Wahrheit“ ist [4], und von sich selbst sagt: „ich bin...die Wahrheit“ [5].

Ein Wort zum Schluss – das Ergebnis zählt:

Das Argument jedoch, welches neben aller Wissenschaft am meisten für die christliche Wahrheit spricht, ist ihr Ergebnis: Wahre Christen aller Zeitalter liebten die Schönheit, die Gerechtigkeit und die Wahrheit und sie handelten entsprechend. Sie malten Fresken, schrieben Sinfonien, haben sich für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt, bauten Schulen und Waisenhäuser. Sie leben in der Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen und kümmern sich um die Armen in der Welt. Vor allem aber: Sie taten all das nicht nur aus Liebe zu den Menschen, sondern aus Liebe zu Gott.

Wahre Nachfolger Christi sind per Definition Christi diejenigen, die seine Gesetze beachten: „"Hört her!", rief Jesus seinen Jüngern und den Menschen zu, die bei ihm waren: "Wer mir nachfolgen will, der darf nicht mehr sich selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen.“ [6]

Damit scheiden all diejenigen aus, von denen Gott sagen muss: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände nach einem Volk ausgestreckt, das sich nichts sagen lässt und gegen meinen Willen handelt!“ [7]. Dieses Wort gilt allen Menschen – auch denjenigen, die sich, trotz ihres offenkundig lieblosen, eigensüchtigen oder gar übergriffigen Lebensstils erdreisten, den Namen Christi zu führen. Solche Menschen hat es immer gegeben, gibt es und wird es geben solange die Welt besteht. Es sind die unter uns, die nicht umgekehrt sind zu Gott, sich seiner Herrschaft nicht unterstellen, sondern ihr eigener Gott, Gesetzgeber und Richter sein wollen. Rebellen, die ihr eigenes Reich regieren wollen.

Doch genau daran, an den Konsequenzen ihrer Herzenshaltung, sind sie zu erkennen: An ihrem Verhalten. Oder, um es mit den Worten Christi zu sagen: „Wie man einen Baum an seiner Frucht erkennt, so erkennt man sie [=solche Menschen] an dem, was sie tun. Weintrauben kann man nicht von Dornbüschen und Feigen nicht von Disteln ernten. Ein guter Baum bringt gute Früchte und ein kranker Baum schlechte. Ein guter Baum wird keine schlechten Früchte tragen und ein kranker Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und verbrannt.“ [8]

Von diesem Jesus, dem menschgewordenen und für unsere Schuld gekreuzigten Gott, von dem, der die Wahrheit in Person ist, kommen Recht und Ethik, die er uns offenbart um den „Menschen [zu] sagen, was richtig für sie ist“ [9]. Auch zur Absolutheit unserer Existenz und unseres Todes finden sich in der Schrift klare Worte: „Jeder Mensch muss einmal sterben und kommt danach vor Gottes Gericht.“ [10]. Deshalb betete schon David, „Mach uns bewusst, wie kurz unser Leben ist, damit wir endlich zur Besinnung kommen!“ [11].

Durch die Wissenschaft kommen wir nicht notwendig zur Erkenntnis der Wahrheit und damit zur Besinnung. Aber Gott möge es geben, dass wir zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Besinnung kommen, denn – unser Leben hängt davon ab!

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[1] 1. Mose 1:1
[2] Jesaja 33:17
[3] Psalm 91:4, Psalm 100:5
[4] Johannes 1:14
[5] Johannes 14:6
[6] Markus 8:34
[7] Römer 10:21
[8] Matthäus 7:16-19
[9] Hiob 33:23
[10] Hebräer 9:27
[11] Psalm 90:12


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