Sonntag, 24. September 2023

Ohne Gebet ist alles Nichts - 7. Wir beten darum, dass Sein Geist in unserem Leben wirkt und wir Ihm im Vertrauen folgen




Guten Morgen, ihr Lieben! 

Das Thema heute, das liegt mir sehr am Herzen. Und das hat zum einen tiefe persönliche Gründe. Das hat sehr viel mit tiefen Tiefen in meinem Leben zu tun. Und es ist auch ein Thema, was mir sehr am Herzen liegt, weil ich glaube, dass es eine unglaubliche Bedeutung hat für uns selbst, für das Gelingen unseres christlichen Lebens, für uns als Gemeinde, für Mission, für alles. Und deshalb wünschte ich, ich könnte heute direkt in eure Herzen sprechen. 

Heute geht es um das Thema Heiligung und es geht um das Thema Nachfolge. Und es geht um das Thema Gebet. Und ich möchte euch zu Anfang eine Geschichte erzählen aus meinem Leben. Das ist jetzt schon lange, lange her, werde ich aber nie vergessen. Da hatte ich, ich glaube meine erste Wohnung: dritter Stock unterm Dach. Mansarde. Ich habe immer gesagt 27 Quadratmeter Wohnklo mit Kochdusche. Und das war in Erding, und das lag am Stadtpark. Das heißt, wenn ich abends nach Hause gegangen bin, bin ich durch den Stadtpark gegangen. Und im Stadtpark sind ab und zu auch Menschen gewesen, denen es nicht so gut ging, die im Stadtpark übernachtet haben. Und jetzt bin ich auf dem Weg nach Hause und es ist schon dunkel. Und dann sehe ich einen solchen Menschen, der war in der gleichen Richtung wie ich unterwegs. Und ich war einfach schneller.

Und ich bin so an dem vorübergegangen und habe so im Stillen gebetet, dass Gott ihn doch segnen möge mit allem, was er braucht. Und dann hatte ich das Gefühl, als ob mir der Heilige Geist auf die Schulter tippt und sagt: "Erinnerst du dich, was in Jakobus zwei steht?" Also er hat jetzt natürlich nicht den Vers zitiert, aber das war so eine ganz glasklare Erinnerung an einen Bibelvers. Ich lese euch den mal vor. "Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und Mangel hat an täglicher Nahrung. Und jemand unter euch spricht zu ihnen "Gehet hin in Frieden, wärmt und sättigt euch." Und ihr gebt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat. Was hilft ihnen das?"

Und dann habe ich zu Gott gesagt Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? Also - der stinkt. Ich weiß auch nicht, ob der mich nachts vielleicht nicht nicht umbringt. Den Geist Gottes hat das gar nicht groß beeindruckt, was ich da für Einwände hatte. Er hat mich einfach noch mal auf diesen Vers hingewiesen, so nach dem Motto: das ist mein Wille. Das ist Gottes Wort. Ich weiß gar nicht mehr, ob das ein oder zweimal oder sogar dreimal hin und her gegangen ist. Aber irgendwann habe ich gemerkt, er meint das ernst.

Und dann habe ich gesagt: "Okay, aber auf dein Risiko!" Also dann bin ich zurückgegangen. Ich war mittlerweile schon ein Stück von ihm weg. Ich bin zurückgegangen und habe gesagt: "Möchtest du heute Nacht gerne bei mir schlafen? Kannst dich duschen, kannst was Warmes zu essen haben." Heinz Fischer hieß er. Er war damals schon eine gute Ecke älter als ich. Eine eine ergreifende Lebensgeschichte, wie er überhaupt auf der Straße gelandet ist. Und das Ende vom Lied ist, ich habe ihn mitgenommen. Er hat bei mir übernachtet. Er hat sich geduscht. Er hat einen Schlafsack von mir versaut. Den konnte ich nachher wegschmeißen.

Und entstanden ist eine langjährige Freundschaft. Ich habe ihn begleitet auf seinem Weg. Er war Alkoholiker. Entzug. Rückfall. Entzug. Rückfall. Von einer Einrichtung in die nächste. Überall ist er rausgeflogen. Und ich habe gebetet wie ein Weltmeister. Und irgendwann kam dieser Tag, wo ich ihn wieder besucht habe und er gesagt hat, dass er jetzt los ist vom Alkohol, dass er das jetzt selber wollte, dass er gebetet hat. Und mir ist klar geworden, dass er gläubig geworden ist.

Der Heinz ist dann gestorben. Das war eine der traurigsten Beerdigungen, nein: die traurigste Beerdigung, die ich in meinem ganzen Leben je erlebt habe; so etwas Herzzerreißendes. Und der Heinz ist jetzt im Himmel. Und dass ich das miterleben durfte. Diese ganze Geschichte, das ist für mich persönlich eines der schönsten Geschenke, was Gott mir jemals gemacht hat. Und es hat angefangen damit, dass der Heilige Geist mir auf die Schulter getippt hat und hat mich an einen Vers erinnert.

Warum habe ich euch jetzt von dieser Begebenheit berichtet? Ich denke, dass sie erst mal ein ganz wunderbares Beispiel ist. Auf einer ganz oberflächlichen Ebene für das Thema unserer heutigen Gebetskarte, nämlich dass Gottes Geist in unserem Leben wirkt und wir ihm im Vertrauen folgen. Weil es eine Geschichte ist, die beide Aspekte beleuchtet. Einmal das Reden des Geistes und dann auf der anderen Seite das Thema der Nachfolge. Gottes Geist wirkt. Wir folgen im Vertrauen.

Aber es gibt noch einen Grund, sozusagen die Geschichte - die allesumspannende Geschichte - in der meine kleine Geschichte mit dem Heinz stattgefunden hat: Gottes große Geschichte mit uns Menschen. Ihr erinnert euch? Und noch mal - die Verse kann ich nicht oft genug zitieren und das werdet ihr in der ein oder anderen Predigt wieder hören; da bitte ich um Nachsicht; aber das ist etwas, was mich zutiefst bewegt: Zu Anfang der Schöpfung, Genesis 1,27 lesen wir: "Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn." Das war Gottes Plan von Anfang an, dass wir Ebenbilder werden seiner Herrlichkeit. Und diesen Plan hat er nie losgelassen. Diesen Plan verfolgt er bis heute.

Wie wir alle wissen, kam der Sündenfall. Und ein Aspekt, auf den ich uns besonders hinweisen möchte heute ist, dass der Sündenfall etwas zu tun hatte mit einer Gabe, die uns Gott gegeben hat. Nämlich mit unserem freien Willen. Niemand hat Adam gezwungen, vom Baum zu essen; vom Baum der Erkenntnis. Da ist nicht einer hergekommen und hat gesagt "Komm hier! Jetzt! Da! Ich nehme deinen Arm, und jetzt mache ich noch, dass deine Hände zugreifen." Nein, niemand hat ihn gezwungen. Er hat sich aus freien Stücken entschieden, ungehorsam zu werden.

Und wir wissen, dass danach das Kreuz kam. Wir wissen, dass danach die Auferstehung kam und die Erlösung. Und in der Zeitgeschichte nachfolgend unsere Berufung. Und wir wissen, dass irgendwann unsere Verherrlichung kommen wird. Aber dazwischen, in der Zeit unseres Lebens, da liegt etwas, das nennen wir Heiligung. Und das ist Gottes großer Plan. Er hat von Anfang an den Wunsch gehabt, Menschen zu machen, die seine Herrlichkeit widerspiegeln. Unser freier Wille war der Grund, dass dieser Plan am Anfang so aussah, als sei er in Scherben gegangen. Aber durch die Erlösung, durch die Innewohnung des Heiligen Geistes, das, was Gott uns schenkt als seinen Kindern, macht er weiter mit seinem Plan; mit dem Wunsch, uns zu verwandeln in sein Bild.

Und diese Verwandlung, die geschieht nach dem immer gleichen Prinzip. Gott redet. Und wir folgen. Mit unserem freien Willen. Das hat etwas mit Entscheidungen zu tun. Und dieses Umgestalten, das, denke ich, tut Gott auf mindestens zwei Wegen, nämlich dem Weg der Nachfolge; das ist dieses Hören und dieses Folgen. Und wir werden heute noch sehen: auf dem Weg des Gebets; warum das Gebet so zentral ist, damit dieses Hören und dieses Folgen auch wirklich funktioniert.

Nochmal dieses umgestaltet werden in Gottes Bild. Dieser Heiligung ist kein Zwang. Es ist kein Automatismus. Sondern es erfordert Hingabe. Ihr Lieben, Gott respektiert unseren freien Willen so sehr, das können wir uns im Tiefsten gar nicht ausmalen. Auch nicht welche Gewichtigkeit das hat; für jede Entscheidung, die wir treffen. Wir sind auf eine Art und Weise zur Freiheit berufen und geschaffen, deren letztendliches Gewicht und deren letztendliche Konsequenz wir uns in den seltensten Fällen wirklich in der Tiefe ausmalen können.

Umgestaltet zu werden in Gottes Bild erfordert Hingabe. Unsere Zustimmung dazu, dass Gottes Geist an uns, in uns und durch uns so wirken kann, dass wir seinen Willen tun. Und damit steht und fällt mit unserem freien Willen, mit unserer Hingabe auch unsere Heiligung. Unser Charakter. Der Gemeindebau. Der Bau von Gottes Reich. Die Evangelisation. Einfach alles. Weil Gott mit uns und durch uns bauen will.

In dieser Predigt geht es also vordergründig um das, was Gottes Geist wirkt und wie wir ihm im Vertrauen folgen. Aber auf einer tieferen Ebene geht es um Gottes großes Ziel uns zu verwandeln in seine Ebenbilder und damit die Grundlage dafür zu legen, dass wir wirklich gemeinsam mit ihm - Er durch uns - Sein Reich bauen kann. Und das ist der Grund, warum mir diese Predigt so am Herzen liegt und warum ich mir so sehr wünsche, eure Herzen zu erreichen.

Ich möchte heute eben über genau diese beiden großen Aspekte sprechen. Einmal das Wirken des Geistes Gottes und zum anderen um unsere Nachfolge. Und was jetzt das Wirken des Geistes angeht, da würde ich mal behaupten, da könnte man eine komplette Predigtserie machen und ein Jahr lang nur darüber predigen - zweiundfünfzig, dreiundfünfzig Sonntage lang, - was der Heilige Geist alles tut.

Ich möchte mich in dieser einen Predigt beschränken auf das Wesentliche, nämlich auf die Aspekte des Wirkens des Heiligen Geistes, die mit unserer Nachfolge zu tun haben. Und das sind die Aspekte, dass er uns an Gottes Wort erinnert. Dass er uns von Sünde überführt. Dass er uns führt und leitet. Und dann vor allem auch, dass er uns bevollmächtigt, zum Dienst, in dem er uns verwandelt in Christi Bild.

Ich denke, dass auch unsere Nachfolge mehrere Aspekte hat. Und auch darüber könnte man trefflich eine ganze Predigtserie machen. Und auch hier möchte ich mich beschränken auf das Wesentliche, auf das, was mit Hingabe zu tun hat. Mit unserem freien Willen. Mit Gehorsam. Mit Vertrauen und vor allen Dingen mit Gebet. Und weil dieses Bevollmächtigen zum Dienst und dieses Verwandeln in Christi Bild, sehr viel mit dem Punkt Gebet zu tun haben, werde ich diese beiden Punkte, die ich eigentlich unter das Wirken des Geistes Gottes gepackt habe, im letzten Punkt Gebet mit reinwirken und dazu ganz am Ende von der Predigt noch etwas sagen.

Lass uns zuerst einmal die verschiedenen Arten und Weisen anschauen, wie Gottes Geist in unserem Leben wirkt.

Johannes 14,26 lesen wir "Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe." Ihr erinnert euch an meine Geschichte mit dem Heinz Fischer. Das war exakt das, was ich erlebt habe: dass der Heilige Geist mir auf die Schulter tippt und mir ein Vers, den ich irgendwann mal gelesen hatte, so glasklar vor Augen stand, dass mir völlig klar war, dass ich hier keine Selbstgespräche führe. Und ich denke, das ist etwas, was der Heilige Geist sehr gerne tut. Und ich glaube auch, dass es eine der häufigsten Arten und Weisen ist, wie er uns führt. Ich sage nicht die häufigste, aber eine der häufigsten. Indem er uns Gottes Wort in Erinnerung bringt.

Das bedeutet natürlich auch, dass wir Gottes Wort erst mal kennen müssen. Und um es zu kennen, müssen wir die Bibel lesen, um überhaupt die Möglichkeit zu geben, auf unserer Frequenz zu funken oder besser gesagt uns die Möglichkeit zu geben, auf der Frequenz zu hören, auf der er spricht. Mir war in dem Moment vollkommen klar, als mir der Geist Gottes diesen Vers vor Augen gestellt hat, was sein Wille ist. So klar, dass ich angefangen habe zu argumentieren.

Und dann kam das zweite. Wir lesen in Johannes 16,8 "und wenn er kommt [der Heilige Geist], wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde." Überführung von Sünde. Das kann so einfach gehen. Da reicht manchmal ein ganz leiser Anstoß. Das kann durch Umstände geschehen, das kann durch ein Wort geschehen. Ich denke, das haben wir alle schon mal erlebt. Wo wir uns ertappt fühlen. Wo wir einfach wissen jetzt habe ich etwas getan oder etwas unterlassen, was ich nicht hätte tun oder unterlassen sollen. Und dann dieses Erleben: Das ist nicht im Verborgenen geschehen, sondern es wird jetzt offenbar. Und dann läuft es einem heiß und kalt den Buckel runter und man fühlt sich ertappt. Und wie gesagt, dieses Überführtwerden von Sünde, das kann einfach durch eine Situation geschehen. Aber das kann eben auch in Verbindung damit geschehen, dass uns der Geist Gottes an das Wort Gottes erinnert. Und dann trifft es doppelt stark. Und so war das damals bei mir: doppelt stark deswegen, weil es da eigentlich gar nichts mehr zu argumentieren gibt. Du spürst schon in deinem Inneren: "Was ich da gemacht habe, war falsch." Und jetzt kriegst du auch noch das Wort Gottes dazu. Da ist eigentlich mit Argumentieren Feierabend.

Jetzt haben wir schon zwei Möglichkeiten gesehen, wie Gott uns führen kann. Wie Gottes Geist wirkt. Dadurch, dass er uns sein Wort in Erinnerung bringt, dadurch, dass er unser Gewissen trifft. Im Römer 8,14 steht dazu: "Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." Dieses 'Treiben' würden wir heute im modernen Deutsch übersetzen mit 'motiviert' oder 'inspiriert'. Die Menschen, die in sich diesen Drang verspüren, den Willen Gottes zu tun, welche der Geist Gottes 'treibt', die sind Gottes Kinder. Das heißt aber auch, dass Gottes Geist führt. Er ist der Leader. Wir sind die Nachfolger. Er sagt uns, wo es langgeht. Und in diesem Fall spricht er zu uns, gelegentlich auch durch unsere Intuition. Und das zu erleben, sagt uns Römer 8, ist ein Zeichen für unsere Gotteskindschaft.

Und gleich einen Vers weiter steht geschrieben "Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet, sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen Abba! Lieber Vater!" Das bedeutet, Gott zwingt uns nicht. Wir sind ja keine Knechte. Alles, was Gott von uns möchte, passiert und basiert auf freiem Willen. Und ich empfinde es als etwas Wunderschönes - das ist der persönliche Anteil, den ich an der Geschichte habe; wie gesagt, das könnt ihr gerne nachher erfragen, - aber dass Gott uns das schenkt, erlaubt, genehmigt: dass wir ihm in Freiheit folgen dürfen! Noch einmal: Er ist allmächtig! Er ist allwissend! Er könnte sagen: "Ich habe die Faxen dick. Ich weiß sowieso genau, wo es langläuft. Und ich werde jetzt dafür sorgen, dass ihr macht, was ich will." Aber so ist Er nicht. Gott sei Dank! Er liebt uns. Und deswegen respektiert er unsere Freiheit. Und deswegen ruft er uns in die Nachfolge. Aber er zwingt uns nie. Und doch bleibt es wahr: Ohne Nachfolge geschieht nichts: Keine Heiligung, keine Umgestaltung in Christi Bild, kein Bau von Gottes Reich, keine Evangelisation, keine Bildung von Charakter, gar nichts.

Nachfolge bedeutet also Hingabe. Und Hingabe bedeutet Vertrauen. Vertrauen, dass Gott gut ist. Zutiefst gut. Und dass Er nicht nur gut ist in und für sich selbst, sondern dass Er es gut mit uns meint. Dass Er uns nicht im Stich lässt, wenn wir Ihm folgen. Letzten Endes: dass er sein Wort hält.

Ich bin ja vor der Predigt gefragt worden, ob ich etwas dazu sagen kann, wie Gottes Geist führt. Ein paar Sachen habe ich jetzt schon gesagt, aber wenn man ehrlich ist, da kommt einem ja gleich eine Bibelstelle in den Sinn, wie Joel 3,1. Dort steht - kennen wir alle - "Und danach wird es geschehen (was ja dann zu Pfingsten geschehen ist) dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen. Eure Greise werden Träume haben. Eure jungen Männer werden Visionen sehen." Eine Möglichkeit ist also auch das Führen über Träume und Visionen. Und das war Paulus wichtig, insbesondere das mit der Weissagung im ersten Korintherbrief lesen wir im 14. Kapitel - ich zitiere mal zwei Verse, - da sagt der Paulus: "Ich wünschte, dass ihr alle in Sprachen des Geistes reden könntest, aber noch lieber wäre es mir, ihr könntet alle prophetische Weisungen verkünden, denn das hat mehr Gewicht, als in unbekannten Sprachen zu reden." Und ein paar Verse später: "Nehmt an, ihr alle verkündet prophetische Weisungen! Wenn dann ein Neuling, der noch nicht glaubt, hereinkommt in die Gemeinde, wird ihn alles, was er hört, von seiner Schuld überzeugen. Er wird sich von allen zur Rechenschaft gezogen sehen. Seine geheimen Gedanken kommen ans Licht. Er wird sich niederwerfen, wird Gott anbeten und bekennen. Wahrhaftig, Gott ist mitten unter euch." Und noch an einer anderen Stelle sagt der Paulus, dass wir genau um diese Gaben beten sollen. Das ist also nichts Kleines. Ja, im ersten Korinther haben wir auch das Kapitel 13: das das Größte ist die Liebe. Aber Paulus macht es klar, dass diese Gabe der Weissagung etwas sehr, sehr Wichtiges ist für die Evangelisation, für die Mission, aber auch für die Heiligung und für den Aufbau von Gemeinde und dass wir um diese Gaben beten sollten. Und das nicht nur was für Charismatiker. Das ist etwas, was in Gottes Wort so steht.

Auf der anderen Seite möchte ich auch darauf hinweisen, dass Weissagungen, Träume und Visionen nicht etwas sind, was alltäglich ist. Es ist zumindest nicht das, was ich in meinem persönlichen Leben so erlebe. Ich werde nachher noch zwei, drei Beispiele sagen, wo ich sowas erlebt habe. Und es ist auch nicht alltäglich, wenn ich mir anschaue, was in der Schrift steht. Wenn ich mir anschaue, was in der Schrift steht, dann werde ich finden, dass Visionen oder Prophezeiungen oder Weissagungen besonderen Zeiten vorbehalten waren. Zeiten des Gerichts, wie zum Beispiel des Gerichts über Israel und Juda, wo sie in die babylonische Verbannung deportiert wurden. Prophezeiungen am Ende der Verbannung, als sie zurückkamen aus Babylon, als unter Nehemia und Ezra sozusagen dann alles wieder neu aufgebaut wurde. Besondere Zeiten wie der Beginn der Missionsgeschichte. Wo ein Paulus blind vom Pferd fällt, weil ihm der Auferstandene begegnet und er eine Vision hat.

Wie gesagt, ich denke, Visionen, Weissagen und Träume sind besonderen Zeiten vorbehalten. Ich habe das selber einmal erlebt. Werde ich auch nie vergessen: Zirkus Krone Bau. Ich meine, es war 1986 oder 1987. Und da war Gottesdienst im Zirkus Krone. Ich weiß gar nicht mehr den Hintergrund. Die ganze Bude war voll. Und irgendwann hat einer im Publikum die Hand gehoben und hat gesagt, er habe etwas gesehen und er habe den Eindruck, dass Gott möchte, dass alle das im Raum jetzt hören. Und dann hat man den nach vorne geholt und hat ihm ein Mikro gegeben. Und dann hat er ins Mikro gesagt. Ich sehe eine Mauer fallen und ich sehe Züge und Scharen von Menschen aus dem Osten kommen. Dann haben wir alle gedacht - 1986! - "Okay...". Damals: für mich unvorstellbar, dass jemals die Mauer fällt. Es war eine Institution. Drei Jahre später war ich auf einer christlichen Freizeit. Ich war im ersten Stock. Unten im Erdgeschoss lief ein Fernseher mit Nachrichten. Wissen wir alle: 89 fällt die Mauer. Ich werde runtergerufen: "Komm mal, schnell! Komm mal schnell! Das glaubst du nicht!" Ich runter, guck mir das an und dann hat mich der Blitz getroffen, weil ich mir das was, was in dieser Vision prophezeit wurde, das waren exakt die Bilder, die dann übers Fernsehen gelaufen sind.

Also so etwas geschieht. Aber ich glaube, es geschieht in besonderen Zeiten. Und ich glaube auch, dass Visionen, Prophetien und Träume in der Regel (Ausnahmen mögen, die Regel bestätigen), aber in der Regel gerichtet sind an besondere Personen: Könige. Priester, Apostel. Ich könnte jetzt X Beispiele nennen, wo Prophezeiungen ergangen sind gegen Isebel. Prophezeiungen ergangen sind an die Regenten. Weil daran so viel liegt, wie sie regieren.

Und vor allem möchte ich darauf hinweisen, dass echte Weissagungen, echte Träume und echte Visionen so wenig alltäglich sind, dass sie von denen, denen sie geschenkt werden, dass sie von denen als ein einschneidendes Erlebnis wahrgenommen werden. Denken wir an Jesaja, als er seine Vision hat, was war seine Reaktion? "Weh mir! Weh mir, Ich vergehe!" Hesekiel fällt auf sein Angesicht, und es braucht das Wirken des Heiligen Geistes, dass er wieder sagen kann "Da kam Leben in mich, und ich wurde auf meine Füße gestellt." Erinnern wir uns an den Jünger Johannes, der an Jesu Brust gelegen war, als er noch nicht verherrlicht war, der dann den verherrlichten Christus sieht und sagt "Ich fiel zu seinen Füßen wie tot." Ich könnte jetzt weitermachen. Paulus wie gesagt, geblendet, eine Woche blind, hat eine Vision gehabt vom dritten Himmel.

Warum sage ich das? Ich erlebe das in unserer Zeit, dass es eine Inflation gibt an Visionen. Und ich bin sehr versucht, jetzt spöttische Worte darüber zu verlieren. Das werde ich nicht tun. Aber ich warne euch vor dieser Inflation. Heutzutage wird uns so viel persönliche, emotionale Seelenbewegung als Vision und als Gesicht verkauft. Da habe ich meine Zweifel. Ich bin der festen Überzeugung, wenn Gott eine Vision gibt, dann gibt es Null Prozent Zweifel daran, dass das von Gott war. Und wer das nicht mit hundertprozentiger Sicherheit weiß, der sollte es auch nicht Visionen nennen. Und er sollte seine Träume, wie es auch im Alten Testament heißt, und seine Gesichte für sich behalten.

Ich denke, dass im Alltag Gott oft führt durch die Erinnerung an sein Wort oder das Sprechen in unser Gewissen oder durch Intuition. Und manchmal führt Gott uns auch über unsere Geschwister. Auch da eine kurze Geschichte dazu. Ich hatte ja gesagt, ich hatte meine erste Wohnung da im Stadtpark, wo ich den Heinz Fischer kennengelernt habe und in der Zeit war ich tief depressiv. Und die kleine Bude, in der ich gelebt habe, die war auch ziemlich finster. Und irgendwann - ich habe damals immer eine alte Schwester besucht und ihr aus der Bibel vorgelesen (auch ein riesen Segen, vor allem für mich), - kommt diese Schwester (aus heiterem Himmel, wir hatten überhaupt nicht über das Thema geredet) und sagt, sie hätte den Eindruck, ich sollte umziehen. Da hab ich mir gedacht. "Wie kommt die jetzt da drauf?" Wir waren gerade mitten beim Kaffee trinken. Da hab ich mir gesagt. "Okay? Verbucht." Und dann haben wir weiter geredet. Ein paar Tage später kommt eine andere Schwester auf mich zu und sagt mir "Also ich weiß nicht, mir geht es seit Tagen im Kopf rum, ich ich muss dir das jetzt sagen. Ich habe den Eindruck, du solltest umziehen." Ihr glaubt es oder nicht: Es kam noch ein paar Tage später eine dritte Schwester. Und noch mal, die wussten nichts voneinander! Es war überhaupt kein Thema. Kommt die dritte Schwester und sagt mir: "Ich glaube, du solltest umziehen. Du brauchst mehr Licht!"

Da hab ich gedacht: "Was mach ich jetzt damit?" In meiner Bibel stand (da kam der Heilige Geist wieder: tock-tock-tock!): "Auf zwei oder drei Zeugen hin sollst du eine Sache glauben." Dann habe ich gesagt (also ich bin da ja nicht immer sofort so begeistert), da habe ich also gesagt (so wie beim Heinz Fischer damals) "Ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" - "Ja doch!" Ich musste dann gleich an Abraham denken, der "auszog und noch nicht wusste, wo er hinkommt". Da habe ich gedacht: wenn Gott das will, dann mache ich das. Dann habe ich meine Wohnung gekündigt. Und dann habe ich gedacht, Jetzt wird es eigentlich auch Zeit, dass ich mich mal um eine neue bemühe. Aber erst mal habe ich gekündigt, weil Gott hat mir ja klar gemacht, ich soll ja ausziehen. Und wenn ich ehrlich bin: da ist mir schon manchmal ein bisschen heiß und kalt geworden, weil ich mir gedacht habe: Ja, steht Gott jetzt auch zu seinem Wort oder stehe ich jetzt alleine da? Ich habe jetzt das gemacht, was ich machen soll: ich habe meinen Mietvertrag gekündigt, aber jetzt brauche ich dann bitteschön auch eine neue Wohnung. Ich will ja nicht unter der Brücke schlafen.

Ja, was soll ich sagen? Das war der geschmierteste Umzug meines Lebens. Ich habe innerhalb kürzester Zeit eine wunderschöne Wohnung gefunden, in der Kampenwandstraße in Erding. Lichtdurchflutet. Dann kamen Arbeitskollegen zu mir, die auch nichts davon wussten und haben gesagt, wenn ich jemanden kennen würde, der Umzugskartons braucht, dann sollte ich denen doch bitte Bescheid geben, dass dieser Mensch welche hätte. Da habe ich gesagt "Ja, da redest du mit dem Richtigen: das bin ich. Kannst gleich alle hergeben." Dann war - vor dem Haus waren Parkplätze, die waren immer belegt. Aber an dem Tag, wo ich umgezogen bin, war alles frei und wir konnten aufladen. Es ist gegangen wie am Schnürchen.

Warum sage ich das? Ja, Erstens: Gott führt auch durch das Reden von Geschwistern, wobei ich da immer sage, da lasse ich Vorsicht walten. Das prüfe ich immer erst mal auch an Gottes Wort. Und das zweite, warum ich das erzählt habe, ist: Gott ist treu. Wenn Er dir sagt Kündige! (Wenn Gott es sagt. Nicht deine Einbildung oder sonst wer.) Dann kannst du dich darauf verlassen, dass du nicht alleine bist. Weil Gott ist treu.

Nun gut, zu guter Letzt bin ich auch noch gefragt worden, woran man denn erkennen kann, dass es Gottes Geist ist, der da führt. Und ich finde, es ist eine der schwersten Fragen, auch nach über 30 Jahren Glaubensleben oder fast 40. Weil es sehr, sehr leicht geschieht, dass wir unsere eigenen Seelenbewegungen mit dem Reden des Geistes Gottes verwechseln. Und deswegen möchte ich uns drei Prüfsteine mit an die Hand geben, die uns das hoffentlich etwas leichter machen, das Reden des Geistes Gottes zu unterscheiden.

Als allererstes - ganz offensichtlich: - Gottes Geist widerspricht niemals Gottes Wort. Da würde Gott sich ja selbst widersprechen. Aber Gott ist die Wahrheit. Und die Wahrheit kann sich selbst nicht widersprechen. Das heißt, wohin auch immer Gottes Geist uns führt, er wird nie etwas tun, was im Widerspruch steht zu seinem Wort, zu seinen Geboten, insbesondere zum großen Gebot, Gott zu lieben und seinen Nächsten.

Den zweiten Prüfstein, den habe ich dann Gottes Fügung, von einem befreundeten Pastor, Bibellehrer und Evangelisten bekommen. (Jeden Morgen kriege ich einen Bibeltext mit einer Auslegung oder eine Morgenandacht, wie auch immer man das nennen will). Und zu dem Tag hat er über Johannes 16,14 geschrieben, und dort steht: "Er (gemeint ist Der Heilige Geist) wird mich verherrlichen." Jesus sagt also "Der Heilige Geist wird mich verherrlichen." Und in der Auslegung stand dann drin: "Ein Weg (als ob ich das bestellt hätte! Ich werde gefragt "Wie kann man erkennen, was Gottes Geist ist?" Und dann kriege ich diese Erklärung: "Ein Weg, um zu erkennen, ob der Heilige Geist in einer Situation am Werk ist, ist die Frage, wem die Ehre gebührt. Der Geist verherrlicht nicht sich selbst, er verherrlicht Jesus. Es versteht sich von selbst, dass der Geist auch den Menschen nicht verherrlicht. Wenn ein Mensch verherrlicht wird, egal wie groß er ist, dann ist es nicht der Heilige Geist, der wirkt." Und ganz unten an der Andacht stand dann wie immer dann eine Frage fürs persönliche Nachdenken drin: "Wem gebührt der Ruhm für die Werke, die du tust?"

Und auch den dritten und sicherlich nicht letzten Prüfstein möchte ich an Gottes Wort festmachen. In Römer 8,31 steht: "Was kann man dazu noch sagen? Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?" Gottes Geist wird uns immer vermitteln, dass er für uns ist, auch wenn er vielleicht an unserem Handeln was auszusetzen hat. Noch mal: siehe die Geschichte "Ich und Heinz Fischer". Ich wollte vorbeigehen und sagen "Hier! Friede sei mit dir! Und habe gedacht ich bin ein guter Christ." Damit war Gottes Geist nicht einverstanden. Aber die Art und Weise, wie er von Sünde überführt, die Art und Weise, wie er an Gottes Wort erinnert, die Art und Weise, wie er führt - in Freiheit, in Liebe - wird immer eine Art und Weise sein, in der deutlich wird, dass er auf meiner Seite steht. Nicht unbedingt immer auf der Seite meines Handelns, aber dass er mir in Liebe zugewandt ist. Ich musste da an einen Text von R.C. Sproul denken - (leider schon verstorben, meiner Meinung nach einer der besten populären Lehrer, was die Heilige Schrift angeht) - und diesen Spruch habe ich mir ausgeschnitten und habe den diesen ausgeschnittenen Spruch in den Bildschirmhintergrund meines Computers eingebaut, weil er mir so wichtig geworden war. Da hieß es so ungefähr "The spirit will always communicate, that he is for us, if he convicts us of our sin." (zu deutsch:) "Der Heilige Geist wird uns immer kommunizieren, dass er für uns ist, wenn er uns von Sünde überführt." Das heißt, wo wir den Eindruck haben, dass eine Stimme zu uns spricht, die uns unter Druck bringt, die gegen uns ist, die uns feindlich angreift, die uns einfach spüren lässt, dass wir angeblich nicht frei sind zu entscheiden, die uns zwingen will, dann ist das sicherlich nicht Gottes Geist.

Ich möchte an der Stelle noch mal kurz zusammenfassen, was wir bis jetzt gehört haben: Gottes Geist wirkt in unserem Leben, indem er uns an Gottes Wort erinnert. Indem er uns ins Gewissen spricht. Indem er uns zeigt, wo es lang geht. Durch Weissagung. Durch Träume und Visionen. Oder durch sein Wort. Durch unser Gewissen und unsere Geschwister. Und das alles wird er uns gegenüber tun als Gottes Kindern. Er wird uns niemals knechten. Er wird uns immer die Freiheit lassen, zu entscheiden, ob wir ihm folgen. Ob wir uns an Gottes Willen hingeben wollen oder nicht. Und dabei wird er niemals von Gottes Wort abweichen. Er wird immer den Vater und den Sohn verherrlichen, nicht Menschen, nicht uns selbst. Und er wird immer für uns sein, auch wenn er vielleicht gegen unser Handeln ist.

Was machen wir jetzt mit diesem Wirken des Heiligen Geistes? Mit seinem Antrieb? Mit seiner Motivation? Mit seiner Inspiration? Mit seinem Reden? Mit seinem Führen? Ich möchte es noch mal wiederholen, weil mir das so am Herzen liegt: Wir könnten widersprechen. Weil wir frei sind! Oder wir können uns Gott hingeben. Und ich glaube, dass davon wirklich alles abhängt. Davon hängt ab, ob wir Gott die Möglichkeit geben, uns zu verwandeln in sein Bild. Davon hängt ab, wie viel wir Gott erlauben, unseren Charakter zu formen. Davon hängt ab, wie viel Beitrag wir leisten zum Bau seines Reiches; ob das in der Gemeinde ist oder in der Evangelisation. Davon hängt einfach alles ab, was Gottes Reich betrifft. Für dich persönlich, für unsere Gemeinde und für unsere Ausstrahlung in die Welt. Warum? Weil es freiwillig ist.

Und darum möchte ich jetzt als Erstes etwas sagen über Hingabe und um Gehorsam. In Römer - Kapitel 8,5+9 habe ich jetzt mal rausgepickt - lesen wir dazu folgendes: "Wenn wir von unserer selbstsüchtigen Natur bestimmt werden (ich habe das jetzt mal aus der guten Nachricht Bibel kopiert) - wenn wir von unserer selbstsüchtigen Natur bestimmt werden, liegt uns an dem, was unsere Natur will. Wenn wir vom Geist Gottes bestimmt werden, liegt uns an dem, was der Geist Gottes will. Was unsere selbstsüchtige Natur will, führt zum Tod. Was der Geist Gottes will, führt zum Leben, zu Heil und zum Frieden. Denn unser selbstsüchtiger Wille lehnt sich gegen Gott auf. Er gehorcht seinen Geboten nicht. Er kann es gar nicht. An denen, die Gefangene ihrer selbstsüchtigen Natur sind, kann Gott unmöglich Gefallen finden. Ihr aber seid nicht mehr von eurer eigenen Natur bestimmt, sondern vom Geist, so gewiss der Geist Gottes in euch Wohnung genommen hat."

Ihr spürt diesen Widerstreit, den der Paulus da in Worte fasst. Um diesen Widerstreit dreht sich unser ganzes christliches Leben, um den Streit zwischen unserer gefallenen alten Natur, die allein sich selber dienen will, die wie Adam im Paradies seinen freien Willen missbrauchen möchte, zum eigenen Vergnügen, zum eigenen Vorteil (für Menschen mit einer Vorliebe für Fremdwörter: So was nennt man Hedonismus; das höchste Lebensziel ist mein persönliches Glück) und auf diese Weise Gott ungehorsam werden. Und dann gibt es die neue Natur, die sich von Gottes Geist bestimmen lassen möchte. Die wie Christus in Gethsemane ihren freien Willen dazu gebraucht, um zu sagen "Nicht, wie ich will, sondern wie du willst." Die bereit ist, sich hinzugeben. Zum Vorteil seiner Nächsten. Und auf diese Weise Gott gehorsam wird.

Ihr Lieben, ich weiß nicht, wie es euch jetzt geht, wenn ihr das hört (ich hab' mir ja auch die Predigt vor heute Morgen bestimmt noch dreimal durchgelesen und überall noch mal was notiert) - aber so eine Hingabe, von der jetzt gerade die Rede war, so eine Hingabe braucht Vertrauen. Und ich glaube, sie braucht ein unfassbares Vertrauen. Und so ein Vertrauen "wächst nicht auf'm Baum". Weil so ein Vertrauen, wie Christus das in Gethsemane bewiesen hat, so ein Vertrauen braucht Vollmacht. Sein Vertrauen geht über unsere Kräfte. Für so ein Vertrauen brauchen wir einen übernatürlichen Beistand. Woher also nehmen, wenn nicht stehlen?

Und jetzt sind wir beim zentralen Thema dieser Predigt. Jetzt sind wir beim zentralen Thema unseres Lebens, wenn wir denn vollmächtige Nachfolger Christi werden wollen. Jetzt sind wir beim zentralen Thema von Reich Gottes. Wenn wir denn Reich Gottes mitbauen wollen. Jetzt sind wir beim zentralen Thema von Gottes Vision, Menschen zu schaffen nach seinem Bild. Dieses Vertrauen und diese Vollmacht, die leben nämlich nicht auf der Straße. Im Gegenteil. In Johannes 15,5 sagt Jesus uns klar "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Nicht wenig. Nicht ganz wenig. Nicht vielleicht ein klitzekleines bisschen. Nichts! Ohne mich könnt ihr nichts tun.

Aber wir brauchen dieses Vertrauen. Wir brauchen diese Vollmacht, um uns hingeben zu können. Aber dieses Vertrauen und diese Vollmacht schüttet Gott auch nicht einfach über uns aus wie mit der Gießkanne. Wisst ihr, warum? Weil Gott unseren freien Willen respektiert. Im Jakobus 4,2+3 heißt es "Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet." Oder wie Paul Paul Gerhardt es gedichtet hat in seinem Lied "Befiehl du deine Wege" (übrigens eines meiner Lieblingslieder): "Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbstselbsteigener Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen. Es muss erbeten sein." 

Ihr Lieben, der Schlüssel für allen geistlichen Sieg, der Schlüssel für alle geistliche Niederlage, der Schlüssel für diese Vollmacht, für dieses Vertrauen, diese Fähigkeit, diesen Willen und das Vollbringen sich hinzugeben an Gott, der liegt im Gebet - und nirgendwo sonst! Und vor nichts, vor nichts hat der Teufel mehr Angst (ausgenommen vor Gott), als vor einer betenden Gemeinde. Weil er weiß, was ihm dann blüht. Weil Gott Gebet erhört.

Und so, wie da steht "Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet", steht auch geschrieben "Bittet, so wird euch gegeben!" Der Feind weiß das. Wissen wir das auch? Das, was wir brauchen kommt nicht mit der Gießkanne. Das, was wir brauchen, will erbeten sein. Wenn es an uns läge, uns allein, dieses Thema Gebet unter die Füße zu bekommen, glaube ich persönlich, dann wären wir verloren. Und für mich ist es deswegen ein ganz riesiges Stück Evangelium, wenn im Philipper zwei Vers 13 steht "Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu seinem Wohlgefallen."

Ihr Lieben, ganz oft fangen meine Gebete damit an "Herr, hilf mir beten" - weil ich manchmal gar keine Lust habe. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber vielleicht geht es euch ähnlich. Beten ist doch - "Oooch, beten..." - aber jetzt gehe ich seit (ich weiß nicht, seit) Jahrzehnten in einen Gebetskreis. Mittlerweile hat sich das bei mir eingeschliffen, dass ich weiß: eigentlich ist das das Beste, was ich machen kann - weil ich komme in Gottes Gegenwart. Nachher geht es mir auch immer toll. Und trotzdem. Trotzdem ist das immer noch da "Oooch, beten..". Obwohl ich diese Erfahrung schon X Mal gemacht habe - über Jahrzehnte, - dass Gebet etwas Wunderbares ist; was dich aufbaut; was dich in Gottes Gegenwart bringt. Und deswegen glaube ich, haben wir das nötig: "Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen."

Und ihr Lieben, wenn wir schon gar nichts beten können, dann lasst uns bitte anfangen, darum zu beten: "Herr, lehre uns beten." Und dann lasst uns darum beten, bevollmächtigt zu werden. Und dann lasst uns darum beten, verwandelt zu werden in Christi Bild. Lasst uns beten, dass wir so bevollmächtigt werden, dass wir mit Paulus in Philipper 4 sprechen können: "Ich kann niedrig sein und kann hoch sein. Mir ist alles und jedes vertraut. Beides, satt sein und hungern; Überfluss haben und Mangel leiden. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht." Was ist das für eine Vollmacht, von der der Paulus hier spricht? Ich glaube, dass es eine Vollmacht, die die bezeugt, was für eine Hingabe er hatte. Die Vollmacht, Gottes Weisungen zu folgen, egal was passiert: Höhe oder Tiefe, Schmerz oder Freude; zu sagen: "Alles was ich will, ist da zu sein, wo mein Herr ist." Das ist Hingabe.

Und noch mal, ihr Lieben, niemand zwingt uns. Aber Gott lädt uns ein: "Komm und folge mir nach!"

Dann ist die große Frage Wie geschieht das? Wie geschieht das, so bevollmächtigt zu werden? Wie geschieht das, so verwandelt zu werden in Christi Bild? Und mein Lieblingsvers dazu ist zweite Korinther 3,18. Dort steht. "Wir sehen alle Christus mit unverhülltem Angesicht. Die Herrlichkeit Gottes wie in einem Spiegel." Dabei - bei diesem Anschauen von Christi Herrlichkeit - dabei werden wir selbst in das Spiegelbild verwandelt und bekommen mehr und mehr Anteil an der göttlichen Herrlichkeit. Das bewirkt der Herr durch seinen Geist.

Das heißt das, was wir nötig haben, diese Vollmacht, dieses Vertrauen, um uns hingeben zu können, dieses verwandelt werden in Christi Herrlichkeit, das bewirkt der Geist Gottes im Gebet; im Anschauen von Christus. Wir müssen uns dafür nicht anstrengen. Oder uns Mühe geben; Werke vollbringen. Sondern, wie vollbringt der Heilige Geist das? Indem er uns Christus zeigt. Christus in Gethsemane, wie Er spricht "Dein Wille geschehe!" - aus Liebe zu uns. Christus am Kreuz, der spricht "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" - für uns. Oder mit noch einem Schriftzitat: "Christus, der am Kreuz für euch starb. Und jetzt gehört ihr nur noch ihm, der von den Toten auferweckt wurde. Denn nur so werden wir für Gott Frucht bringen, das heißt leben, wie es ihm gefällt."

Nur durch Gebet werden wir so verwandelt. Nur durch Gebet werden wir so bevollmächtigt, dass wir mehr und mehr befähigt werden, Gott zu vertrauen. Uns hinzugeben und ihm zu folgen. Wo auch immer er uns hinführt.

Darum lasst uns beten.

Amen.

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