Ihr kennt das sicherlich alle: wenn man Gottes Wort liest, dann gibt es - nicht immer, aber oft - solche Momente, wo Gottes Wort einen trifft. Mir ist es kürzlich in der stillen Zeit so gegangen, da habe ich aus Psalm 73 gelesen und dort steht im Vers 23 "Du hältst mich bei meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Rat. Und nimmst mich am Ende mit Ehren an." Und das hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Weil: Gott kennt mich. Ich kenne mich auch. "Du nimmst mich am Ende mit Ehren an?" Ich musste dann sofort an eine Stelle aus Matthäus denken, die wir heute noch lesen werden, wo Gott eigentlich ein Lob ausspricht an seine Kinder. Und ich habe mir gedacht, das wird - irgendwann mal - wird es so sein: dass ich dort stehen werde und Gott mir dieses Lob zusprechen wird. Und dann habe ich mir wirklich gedacht: "Was wird das für ein Moment sein?" Könnt ihr euch das vorstellen? Euer Leben liegt hinter euch - oder besser: euer Leben auf dieser Erde liegt hinter euch; das meiste liegt ja noch vor uns - und auf all das, was geschehen ist blickt ihr zurück und dürft das hören: Ein Lob aus Gottes Mund. Und darum wird es heute gehen, dass uns Gott am Ende mit Ehren annimmt und vor allem darum, wie wir dahin kommen. Darum, was Gottes Rat dazu ist, wie wir dahin kommen; und auf welchem Weg er uns leiten will. Und natürlich, was das alles mit Diakonie zu tun hat; was das alles mit tätiger Nächstenliebe zu tun hat.
Es ist doch so: Geistliches Leben ist immer ausgerichtet auf Gott, auf den Nächsten, auf einen selbst. Ausgerichtet auf Gott. Denken wir an Dinge wie Anbetung, Vertrauen, Gehorsam usw. Im Blick auf uns selbst denken wir an Heiligung, Umkehr und so weiter und so fort. Und ausgerichtet auf den Nächsten hat christliches Leben immer etwas zu tun mit Evangelisation und mit Diakonie, also mit Nächstenliebe. Und um diesen Schwerpunkt, da soll es heute gehen, um den Schwerpunkt der Diakonie, um den Schwerpunkt der Nächstenliebe.
Als Übersicht zu dem, was heute auf uns zukommt, damit man sich nachher leichter orientieren kann, wo man wo wir gerade sind: Ich werde zu Anfang zwei etwas längere Texte vorlesen - das mute ich euch heute mal zu - die meiner Meinung nach das, worum es geht, wirklich auf den Punkt bringen. Dann möchte ich das, was wir gelesen haben, zusammenfassen in dem Punkt "Gottes Vision von einem gelungenen Leben". Was stellt sich Gott darunter vor? Wann nennt Gott ein Menschenleben gelungen? Und dann möchte ich eine Zwischenbilanz ziehen und uns auch mal ein Stück weit herausfordern. Wie genau? Da lasst euch mal überraschen. Im nächsten Abschnitt möchte ich darauf eingehen, was uns eigentlich davon abhält, diese Vision, die Gott von einem gelungenen Leben hat, anzustreben und auszuleben, um dann dahin zu kommen, die Frage zu beantworten "Wie kommen wir denn trotz dieser Widerstände, trotz dieser Hindernisse, trotz dieser Herausforderungen dennoch dahin, dass wir einmal dort stehen und aus Gottes Mund selbst ein Lob hören?" Abschließen möchte ich die Predigt mit einem Aufruf an uns alle; mich eingeschlossen.
Und in diesem Sinne fange ich mal an mit Matthäus 25 ab Vers 14 bis Vers 45. Das ist ein ganzer Sermon. Das sind eigentlich zwei Geschichten. Die eine ist überschrieben in der Lutherbibel mit "Von den anvertrauten Zentnern" und die andere ist überschrieben mit "Vom Weltgericht". Ich lese vor aus der Lutherbibel.
Von den anvertrauten Talenten
"Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und ging außer Landes. Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe fünf Zentner dazugewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe zwei dazugewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern."
Vom Weltgericht
"Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben."
Haltet diese Szene einfach mal im Hinterkopf; diese Scheidung. Und woran diese Scheidung festgemacht wurde. Ich gehe da nachher noch mal drauf ein. Ich möchte uns eine zweite Stelle vorlesen; die ist nicht ganz so lang. Aus dem Jakobusbrief, Kapitel eins, Vers 27 bis Kapitel zwei, Vers 20. Und der Teil aus Kapitel zwei ist überschrieben mit "Kein Ansehen der Person". Und der zweite Teil ist überschrieben mit "Glaube ohne Werke ist tot". Ich fange aber an bei Kapitel eins, Vers 27.
Kein Ansehen der Person in der Gemeinde
"Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten. Meine Brüder und Schwestern, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. Denn wenn in eure Versammlung ein Mann kommt mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es kommt aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, und ihr seht auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprecht zu ihm: Setz du dich hierher auf den guten Platz!, und sprecht zu dem Armen: Stell du dich dorthin!, oder: Setz dich unten zu meinen Füßen!, macht ihr dann nicht Unterschiede unter euch und urteilt mit bösen Gedanken? Hört zu, meine Lieben! Hat nicht Gott erwählt die Armen in der Welt, die im Glauben reich sind und Erben des Reichs, das er verheißen hat denen, die ihn lieb haben? Ihr aber habt dem Armen Unehre angetan. Sind es nicht die Reichen, die Gewalt gegen euch üben und euch vor Gericht ziehen? Verlästern sie nicht den guten Namen, der über euch genannt ist? Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, so tut ihr recht; wenn ihr aber die Person anseht, tut ihr Sünde und werdet überführt vom Gesetz als Übertreter. Denn wenn jemand das ganze Gesetz hält und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig. Denn der gesagt hat: »Du sollst nicht ehebrechen«, der hat auch gesagt: »Du sollst nicht töten.« Wenn du nun nicht die Ehe brichst, tötest aber, bist du ein Übertreter des Gesetzes. Redet so und handelt so als Leute, die durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht."
Glaube ohne Werke ist tot
"Was hilft’s, Brüder und Schwestern, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen? Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und Mangel hat an täglicher Nahrung und jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was hilft ihnen das? So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber. Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken. Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben’s auch und zittern. Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?"
Das sind starke Worte. Ich denke, diese beiden Texte gehören zusammen, weil ich denke, das, woran der Jakobus erinnert, ist genau das, was im Weltgericht sein Ziel findet. Wie stellt sich Gott also ein gelungenes Leben vor? Ein Leben, das er loben kann? Wenn ich jetzt noch mal an die Szene aus dem Weltgericht denke oder auch an Passagen aus dem Jakobusbrief, dann hat ein gelungenes Leben etwas mit Wohltätigkeit zu tun. Ich erinnere mal an die Verse "denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet." Das sind die absoluten... - ich weiß nicht, wer von euch die Maslowsche Bedürfnispyramide kennt? (Joi kennt die bestimmt als guter Coach) - das ist die unterste Ebene: also das Leben zu schützen, um überhaupt zu überleben. Nahrung. Essen und Trinken. Und wenn einer sich das selber nicht leisten kann, braucht er einen anderen, der ihm hilft. Und das braucht Wohltätigkeit, sonst passiert da nichts.
"Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen". Das hat was mit Heimat zu tun und mit Obdach. Es gibt Menschen, die kommen aus der Fremde und die haben ihre Heimat verloren. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, was das für ein Gefühl sein muss? Ich kann es nur annähernd. Stell dir mal vor, jemand würde sagen: "Hier! Zack! Deutschland, da habt ihr keinen Platz mehr!" Da werdet ihr verfolgt oder was auch immer. Und jetzt müsst ihr irgendwohin. Nach Timbuktu. Wo ihr keinen kennt. Ihr kennt die Sprache nicht. Ihr kennt die Kultur nicht. Was ist das für ein Gefühl? Solche Menschen sind bei uns hier in Deutschland. Wer gibt Ihnen Heimat? Es gibt auch Menschen, die leben auf der Straße. Die brauchen ein Obdach. Deswegen heißen sie Obdachlose. Und noch mal: Worum es hier geht, sind Grundbedürfnisse. Jeder Mensch hat ein Grundbedürfnis zu essen und zu trinken, sich was anzuziehen. Jeder Mensch hat ein Grundbedürfnis, irgendwo zu Hause zu sein, ein Dach über dem Kopf zu haben.
"Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen." Da geht es um Gemeinschaft. Wie viele Menschen auf dieser Welt sind einfach alleine? Die liegen im Krankenhaus. Die liegen im Altenheim. Und keiner kümmert sich. Und noch mal, ihr Lieben!, es geht um Grundbedürfnisse. Bei dem, was später einmal gelobt werden wird beim Weltgericht, da geht es nicht um irgendwelche Extravaganzen... - haben wir Leute mit Gold bepinselt? - haben wir irgendwas wunder-weiß-was Außerordentliches getan? Nein. Es wird um eine Frage gehen: Waren wir diejenigen, die die Grundbedürfnisse unserer Nächsten gestillt haben? Gelungenes Leben ist. Diakonisches Leben. Gelungenes Leben ist ein Leben voll praktischer Nächstenliebe.
Und das möchte ich dich fragen: Ist das so in deinem Leben? Setzt du dich ein für die Armen? Setzt du dich ein für die Fremden? Für die Kranken? Für die Gefangenen? Und ich meine jetzt nicht: mache ich das, indem ich spende? Nichts gegen Spenden! Das ist eine wunderbare Sache! Und nicht jeder von uns kann allen helfen. Das ist mal klar. Und dann ist es sicherlich gut, wenn man einen Teil seines Geldes auch dahin gibt, dass eben diese Barmherzigkeit geschieht, dass Menschen Heimat und Obdach gegeben wird, dass diese Menschen Gemeinschaft erfahren. Aber ich glaube, dass es damit allein nicht getan ist. Die Frage ist: "Wo stehst du persönlich?" Aber es geht ja nicht darum "Der Jochen macht's!"; "Der Joi macht's!"; "Die Regina macht's!"; "Der Martin macht's!" Sondern: "Was ist mit dir?" Am Ende möchtest du doch hören, dass Gott von deinem Leben sagt: "Du hast mir zu essen und zu trinken gegeben." Nicht andere: Du!
Und ich sage mal praktische Möglichkeiten, Nächstenliebe zu üben, gibt es wie Sand am Meer. Angefangen im Haderner Herz. Angefangen bei unseren Alten und Kranken über die Gefängnisarbeit und dann in deinem ganz persönlichen privaten Umfeld. Und sicher vieles, vieles mehr.
Ich möchte an dieser Stelle kurz innehalten und eine Zwischenbilanz ziehen. Ich bin sicher, dass wir uns alle Gottes Lob wünschen. Ich bin mir sicher, dass wir alle uns das wünschen, am Ende der Tage diesen Satz aus dem Munde Gottes zu hören, aus dem Munde unseres Heilands und Erlösers: "Recht so! Du tüchtiger und treuer Knecht. Du bist über wenigem treu gewesen. Ich will dich über viel setzen. Gehe ein zu deines Herrn Freude." Aber dieses Lob kommt offenbar nicht von selber. Und es heißt sicher nicht umsonst. "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir weise werden." Das heißt: unser Weg dorthin zu diesem Preisgericht hat offensichtlich etwas mit Nachdenken zu tun - und damit, abzuwägen; gute Entscheidungen zu treffen. Es heißt auch sicherlich nicht umsonst: "Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene." Der Weg dorthin zu diesem Preisgericht hat also offensichtlich etwas mit Hingabe zu tun. Und auch mit einem Sinneswandel.
Scheinbar gibt es also Hindernisse auf dem Weg dorthin.
Und diese Hindernisse möchte ich jetzt noch mal ein bisschen genauer mit euch anschauen. Was ist es, das uns davon abhält, diese Vision Gottes von unserem gelungenen Leben anzustreben oder zu verwirklichen? Was hält uns davon ab? Stellt euch das bitte noch mal bildlich vor - ich möchte euch jetzt mal bitten, eure Vorstellungskraft zu aktivieren: Wer sind diese Menschen, die hungrig und durstig und schlecht gekleidet sind? Es sind die Bettler. Wer sind die Menschen, die krank sind und bettlägerig? Das sind die Alten und die Siechen. Wer ist das, der im Gefängnis sitzt? Da kann ich mir zwei Gründe vorstellen. Das sind unsere verfolgten Geschwister auf der Welt, die um ihres Glaubens willen ins Gefängnis kommen. Und es sind Verbrecher. Jakobus nennt diese Menschen direkt beim Namen: "Waisen und Witwen in ihrer Trübsal."; eine andere Gruppe. Ich würde das benennen als die Alleinstehenden, die Hilflosen.
Und meine Frage ist was hält uns ab, diese Menschen zu lieben? Die brauchen es doch. Wenn ich jetzt in den Jakobusbrief reinschaue und nach Antworten suche, dann fällt mir dieser eine Satz auf, der da heißt "Ist's recht, dass ihr solche Unterschiede bei euch macht und urteilt mit bösen Gedanken?" Ich denke, dass das einer der Gründe ist, die uns auf diesem Weg zum Lob Gottes im Wege stehen. Dass wir Unterschiede machen. Zwischen Arm und Reich. Zwischen krank und gesund. Zwischen angesehen und verachtet.
Und noch mal, ihr Lieben: Gott hat uns geschaffen zu seinem Ebenbild. Wir sollen so werden wie Er. Und er lässt es regnen über Gerechte und über Ungerechte. Er lässt seine Sonne aufgehen, über Gerechte und über Ungerechte. Ihm sollen wir ähnlich werden. Und deswegen denke ich, hat der Jakobus recht, wenn er sagt, solches Unterscheiden, solches Urteilen ist böse. Und er sagt ja auch "Liebe Brüder, haltet den Glauben an Jesus Christus, unseren Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person." Frei von allem Ansehen der Person.
Und dann schauen wir noch mal ins Matthäusevangelium. Da kommt der Knecht mit dem einen Zentner und sagt "Ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde." Man liest es manchmal so, als ob das wirklich so gewesen wäre. Aber seine Angst vor Scheitern ist nichts weiter als ein Vorwand. Und Jesus entlarvt ihn. Was sagt er ihm? Er sagt ihm "Du böser und fauler Knecht." Der wahre Grund, dass dieser Knecht sein Talent nicht eingesetzt hat war nicht, dass er Angst vor Versagen hatte. Der wahre Grund war, dass er egoistisch war und bequem.
Ganz offensichtlich steht uns also unsere alte gefallene Natur im Weg, auf dem Weg hin zum Preisgericht vor dem Thron Gottes, auf dem Weg dahin, dass auch wir einmal diese Worte aus Gottes Mund hören dürfen. "Du tüchtiger und treuer Knecht." Und dann ist natürlich die Frage: "Wie kommen wir trotzdem dorthin?"
Und ihr Lieben, es geht hier nicht um Leistung. Es geht auch nicht um Verlorengehen. Es geht darum, welchen Preis wir gewinnen, wie viel Lob wir ernten. Und es geht nicht um Leistung, um etwas zu schaffen aus eigener Kraft, sondern es geht um Hingabe. Das hatten wir eben schon mal gehört. Es geht nicht ums Machen. Es geht darum, die Bereitschaft zu haben, sich von Gott gebrauchen zu lassen. So dass nicht wir diejenigen sind, die sich anstrengen und machen und ächzen und stöhnen, sondern dass Er an uns, in uns und durch uns wirken kann in dieser Welt. Denn Er ist die Liebe. Und wenn wir Ihn machen lassen, dann wird er das tun, was er ist. Dann wird er lieben. Insbesondere die Armen, die Kranken, die Verlassenen.
Und was wir dazu brauchen - das denke ich - das schaffen wir nicht aus eigener Kraft. Das, was wir dazu brauchen, ist Gottes Geist, der in uns wirkt. Und dazu macht Gott uns Mut in seinem Wort. Römer 8,11 lesen wir "Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt." Ich denke, was der Paulus dort sagen will, ist, wenn Gottes Geist so mächtig ist, dass er jemanden, der seit drei Tagen im Grab liegt, auferstehen lassen kann zu neuem Leben, dann kann er auch machen, dass wir in all unserer Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit Menschen werden, die zu Ebenbildern Gottes werden. Das können wir nicht selber machen. Aber Er kann das machen. Wenn wir ihn lassen.
Wir brauchen also Gottes Hilfe, seinen Geist, um dorthin zu kommen.
Nun könnte man sagen "Ja, dann ist ja super! Ist ja alles auf Automatik gestellt. Ist ja wie im Zug! Ich muss mich nur noch reinsetzen und 'zack!', komme ich dann hinten an!" So, als ob wir auf magische Art und Weise zu den guten Werken kämen, die Gott am Ende loben wird.
Ist das so? Schauen wir noch mal in Gottes Wort. In Gottes Wort gibt es auch diese Verheißung "Gott ist's der in euch wirkt beides das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen." Oder "Ich bin darin guter Zuversicht..." (das sind übrigens auch so Lieblingsverse von mir) "Ich bin darin guter Zuversicht, dass der, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu." Oder? Das klingt doch jetzt wirklich wie Eisenbahnfahren, oder? Ich muss nur glauben. Zack! Bumm! Gott gibt mir das Wollen! Zack! Bumm! Gott gibt mir das Vollbringen. Und irgendwann stehe ich im Preisgericht; Ich weiß gar nicht, wie ich dahin gekommen bin. Aber dann gibt es irgendwelche virtuellen, guten Werke, die ich angeblich getan habe und dafür werde ich dann gelobt.
Ist das so? Ist das christliche Leben ein Automatismus? Ich denke nicht. Denn ich denke, das steht auch geschrieben: "Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet." Ihr Lieben! Warum steht dieser Satz in der Bibel? "Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet"?
Ich denke, das hat etwas damit zu tun, dass Gott die Liebe ist. Und die Liebe zwingt niemanden. Die Liebe lässt jedem die Freiheit der Wahl. Die Liebe setzt frei. Wenn ich jetzt aber frei bin und Gott meine Freiheit derartig respektiert, dass er sagt: "Es ist alles da! Mein Geist ist da. Meine Verheißung ist da. Aber das, was ich von dir erwarte, ist, dass du mir deine Zustimmung gibst; dass du einwilligst; dass du dich von mir gebrauchen lässt als ein Instrument der Liebe in dieser Welt."
Und die Art und Weise, wie Gott möchte, dass wir ihm unsere Zustimmung mitteilen, ist, indem wir ihn bitten.
Und auch darauf liegt eine Verheißung. "Bittet, so wird euch gegeben." Das, was uns fehlt, das dürfen wir erbitten. Dass Gott uns ein reines Herz schenkt. Ein Herz, das keine Unterschiede zwischen den Menschen macht. Zwischen Arm und Reich. Zwischen fremd und vertraut. Zwischen verachtet und angesehen. Ein Herz, das bereit ist, sich Gott ganz hinzugeben. Ein Herz, das bereit ist, seinen Mitmenschen in Liebe zu dienen.
Und dazu möchte ich euch heute aufrufen: Lasst uns einzeln, als Gruppen, als ganze Gemeinde, darum beten: "dass Gott uns einen Blick schenkt für die Nöte von Kindern, von Jugendlichen, von Menschen in schwierigen Lebenssituationen." Lasst uns um dieses Herz beten! Lasst uns Gott sagen, dass wir das wollen. Dass wir uns gebrauchen lassen wollen. Lasst uns darum beten, dass er uns das Wollen schenkt und das Vollbringen, diese guten Werke zu tun. Und dann lasst uns darauf vertrauen, dass Gott das Seine tut. Er, der gesagt hat "Bittet, so wird euch gegeben."
Lasst uns Gutes tun, ihr Lieben; so wird unser Lohn groß sein und wir werden Kinder des Allerhöchsten heißen.
Amen.
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