Sonntag, 26. Juli 2020

"Wie wir Gott begegnen können - Teil 1: In Seinem Wort" (Apostelgeschichte 2,42)

[Predigt als MP3


Einleitung

Guten Morgen, ihr Lieben! Ich möchte heute mal mit einer Frage einsteigen: Was wissen wir überhaupt über Gott? Wir können Ihn nicht sehen. Wir können Ihn nicht hören. Wir können Ihn nicht riechen. Wir können Ihn nicht schmecken. Wir können Ihn nicht fühlen. Und selbst wenn wir es könnten: Woher wollten wir wissen, dass es Gott ist und keine Illusion - oder jemand anderes?

Damit wir wissen können, wer Er ist - hat Er uns Sein Wort gegeben - Sein Buch. Das ist jetzt natürlich schwierig, weil: Bücher gibt es viele. Und über manche andere wird auch behauptet, sie seien Gottes Wort.

Darum hat Gott Sein Wort an uns beglaubigt: und zwar in dem Er uns Menschen persönlich besucht hat - durch viele Wunder bewiesen hat, dass Er tatsächlich Gott ist – und dann (als klar war, dass Er Gott ist und immer die Wahrheit spricht) bekräftigt hat, dass dieses Wort, was wir heute in den Händen halten, Gottes Wort ist.

Kurzer Ausflug für die Wissenschaftler unter uns: es gibt 2 Sorten von Wissenschaften: Wissenschaften, die sich mit der Gegenwart befassen: hier werden Theorien im Experiment bewiesen oder widerlegt - und es gibt historische Wissenschaften: hier dienen historische Fakten der Beweisführung. Wie die Paläontologie, zählen auch die Geschichtswissenschaften, Teile der Sprachwissenschaften und Teile der Literaturwissenschaft, sowie die Archäologie zu den historischen Wissenschaften. Auch die historischen Wissenschaften arbeiten also mit Fakten – und diese Fakten kann man – wie z.B. alte Handschriften, Pergamente und Papyri – anfassen und analysieren und datieren, etc.

Die Zeit würde nicht reichen, hier über die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift zu sprechen.

Für heute nur einmal so viel:  Nach 40jähriger Forschungsarbeit stellte Prof. Kurt Aland vom Institut für neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster zur Überlieferung des Neuen Testaments fest: "Der Text des Neuen Testaments ist hervorragend überliefert, besser als der jeder anderen Schrift der Antike; die Aussicht, dass sich Handschriften finden, die seinen Text grundlegend verändern, ist gleich Null."  Prof. Kurt Aland war übrigens einer der Mitherausgeber des griechischen Grundtextes, auf dem unsere modernen deutschen Bibelübersetzungen basieren. 

Buchempfehlung: Kurt Aland, Das Neue Testament zuverlässig überliefert. Die Geschichte des neutestamentlichen Textes und die Ergebnisse der modernen Textforschung, Reihe: Wissenswertes zur Bibel, Teil 4, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, 1986, S.28. ASIN der Ausgabe von 1993: B0052U73C6

Doch warum ist das so wichtig, dass die Bibel wirklich Gottes Wort ist? Weil Jesus selbst gesagt hat, dass wir Ihn in diesem Buch finden können, Ihm begegnen können. „Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind's, die von mir zeugen“ (Joh 5,39) Gottes Wort legt also Zeugnis ab von Jesus – und, wie wir noch sehen werden – es spricht zu uns – aber davon später.

Darum soll es heute gehen: Gott zu begegnen - In Seinem Wort 

Doch der Reihe nach.


Inhalt 

  • Unser Text - Apostelgeschichte 2,42
    • Zu Beginn möchte ich mit Euch den Text lesen
    • Und auch kurz zusammenfassen, was da passiert ist

  • Gott begegnen – Warum?
    • Zu erst einmal möchte ich mal ganz frech fragen: Warum überhaupt Gott begegnen? Wir werden sehen: es gibt die besten Gründe!

  • Gott begegnen – aber wie?
    • Und nachdem klar geworden ist, warum es so wichtig ist, Gott zu begegnen, möchte ich mit Euch der Frage auf den Grund gehen, wie das denn gehen soll, Gott zu begegnen? Wie wir sehen werden, gibt es mehrere wirklich wesentliche Wege, wie das geschehen kann.

  • Gott begegnen – in Seinem Wort
    • Und last, but not least, möchte ich Euch heute mit in eine dieser Möglichkeiten Gott zu begegnen mit hineinnehmen – eben: wie wir Ihm in Seinem Wort begegnen können.

  • Balsam für Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich Euch eine Verheißung Gottes mitgeben – und Euch eine ganz konkrete Frage stellen.


Unser Text


Lasst uns zu Anfang mal den Text gemeinsam lesen. In Apostelgeschichte 2,42 lesen wir: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ Eine moderne Übertragung der Bibel in heutiges Deutsch ist mir da fast noch lieber gewesen – dort heißt es: „Sie alle widmeten sich eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war: Sie ließen sich von den Aposteln unterweisen, sie hielten in gegenseitiger Liebe zusammen, sie feierten das Abendmahl, und sie beteten gemeinsam.“ (Die Gute Nachricht)

Sie alle widmeten sich also eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war. Sich von den Aposteln in Gottes Wort unterweisen zu lassen, war also für die erste Gemeinde wichtig. Und ich bin der tiefsten Überzeugung, es ist auch für uns wichtig – vielleicht sogar wichtiger, als wir uns vorstellen können!

Gott begegnen? Warum?


Schon eine ganz schön freche Frage: „Gott begegnen. Schön und gut – aber warum?“ Ich glaube es ist nicht nur eine freche Frage, es ist auch eine ganz schön doofe Frage. Fast so doof, wie zu fragen: „Warum sollte ich Zeit mit meiner Frau verbringen?“ Na, weil es einfach das beste ist, was Dir überhaupt passieren kann! 

Lass mich erklären, warum ich das sage – und es mit Gottes Wort begründen:

  • In Psalm 15 betet der Psalmist: „Bewahre mich, Gott, denn bei dir finde ich Zuflucht! Ich sage zum HERRN: »Du bist mein Herr. Nur bei dir finde ich mein ganzes Glück!“ (Ps 15:2) Suchst Du Schutz vor den Ängsten Deiner Seele; vor den Gefahren in der Welt? Begegne Gott! ER ist Deine Zuflucht! Suchst Du wahre Freude, statt der unstillbaren Sucht nach immer noch mehr Befriedigung in der Welt? Begegne Gott! ER ist Dein Glück!

  • In 2. Korinther 3,18 lesen wir: „Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Ja, wir alle sehen mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit des Herrn. Wir sehen sie wie in einem Spiegel, und indem wir das Ebenbild des Herrn anschauen, wird unser ganzes Wesen so umgestaltet, dass wir ihm immer ähnlicher werden und immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit bekommen. Diese Umgestaltung ist das Werk des Herrn; sie ist das Werk seines Geistes.“ (2Kor 3,18) Willst Du frei werden von Bindungen und Süchten? Dann brauchst Du nicht herum zu krampfen: Es ist Sein Werk! Begegne Gott! ER gestaltet Dich um! Willst Du Jesus immer ähnlicher werden? Dann brauchst Du Ihm keine großen Leistung bringen: Es ist Sein Werk! Begegne Gott! ER gestaltet Dich um! Willst Du frei werden von Schuld und Scham? Dann brauchst Du Dich nicht länger zu verstecken! Er gibt Dir Anteil an Seiner Herrlichkeit! Es ist Sein Werk! Begegne Gott! ER gestaltet Dich um! Bei uns kommt zu dieser natürlichen Motivation noch hinzu: Unsere Vision als Gemeinde: Wir wollen Gott begegnen - um bewegt zu werden - und um letztlich Leben zu teilen.

Gott begegnen – aber Wie?


Ich habe kürzlich mit Joi darüber gesprochen: Wie machen wir das? Wie begegnen wir Gott?

Lukas, der Arzt, schreibt dazu in der Apostelgeschichte den Vers, den wir eingangs gelesen haben: „Sie alle widmeten sich eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war. Sie ließen sich von den Aposteln unterweisen, sie hielten in gegenseitiger Liebe zusammen, sie feierten das Mahl des Herrn, und sie beteten gemeinsam“_ (Apg 2,42)

Schon in meiner letzten Predigt (mit der Überschrift „Wie werde ich ein guter Christ?“) hatten wir gesehen: mindestens diese 4 Sachen braucht es, um in Jesus zu bleiben.  Wir hatten gesagt: 
  • Bleibe beim Lesen und Hören von dem, was Jesus sagt
  • Bleibe ganz praktisch in der Liebe – in der Gemeinschaft mit Deinen Geschwistern
  • Bleibe im Abendmahl – Jesus freut sich auf Dich!
  • Bleibe im Gebet – und lass‘ Dich begeistern vom Anblick Seiner Herrlichkeit 

Und genau das sind auch die 4 Dinge, die in der Apostelgeschichte stehen: Weil es genau die Dinge sind, die es braucht, um in Jesus zu bleiben – darum sind es auch genau die Dinge, die für die Gemeinde wichtig sind – die Dinge, die für Dich ganz persönlich wichtig sind!
  • Gottes Wort
  • Die Gemeinschaft mit Deinen Geschwistern
  • Das Abendmahl und 
  • Das Gebet
Wenn ich in diesen Dingen bleibe, dann bleibe ich in Jesus. Wenn ich aber in Jesus bin – was bedeutet das anderes, als dass ich ich Gott im tiefsten Herzen meiner Seele begegne? Über diese 4 Aspekte möchte ich in der nächsten Zeit predigen: über „das, was für sie als Gemeinde wichtig war“; darüber, wie wir Gott begegnen: in seinem Wort, in der Liebe, im Abendmahl und im Gebet. 

Heute möchte ich anfangen mit Gottes Wort. Ich glaube, dass es mindestens 3 wesentliche Weisen gibt, wie ich Gott begegnen kann in Seinem Wort. Die möchte ich mir gemeinsam mit Euch anschauen.


Gott Begegnen – In Seinem Wort


Wir begegnen Gott also in Seinem Wort. Aber wie geht das? Gott in seinem Wort begegnen?

Erst einmal ist es nichts, was wir machen können. Gott ist souverän und er offenbart sich uns nicht auf Knopfdruck, nach Seinem vollkommenen Willen. Und doch schenkt Er uns mindestens 3 Möglichkeiten, Ihm in seinem Wort zu begegnen – und die möchte ich Euch heute ans Herz legen

  1. Wir können ganz einfach Sein Wort lesen. Die erste, sehr einfache – und überall  verfügbare Möglichkeit ist – ich kann die Bibel (z.B. in der morgendlichen Stille / Andacht – aber auch zu jeder anderen Tages- und Nachtzeit) lesen. Wichtig dabei ist, dass ich sie nicht lese, wie das Kleingedruckte auf der Rückseite einer Shampoo-Flasche (nämlich – falls überhaupt – mit der geringstmöglichen Aufmerksamkeit). Wichtig dabei ist, dass ich mir bewusst mache, was ich da lese: Das lebendige Wort des Allmächtigen Gottes der selbst die absolute Wahrheit ist. Wichtig dabei ist, dass ich mir bewusst mache, dass Gott mir in Seinem Wort begegnen will. Jeder, der das schon mal erlebt hat, weiß: Gott wirkt durch den Heiligen Geist wundersamer Weise mit dem gelesenen (oder auch gelehrten und gepredigten) Wort in unserem Herzen zusammen. Er wirkt dort „rhema“ (vs. „logos“) – Er macht Sein Wort lebendig – Er spricht direkt zu mir ins Herz – und so begegne ich Gott in Seinem Wort. Das kann auch passieren, wenn ihr einem Menschen aus der Bibel vorlest. Gottes Geist hat eine Unfassbare Kraft. Gott kann ich also begegnen beim Lesen seines Wortes! Er spricht darin und berührt mein Herz!

  2. Wir können Predigten anhören. Um Sein Wort auszusäen, hat Gott uns Prediger gegeben, die Sein Wort predigen; es uns in der Predigt auslegen uns das Evangelium sagen. Auch hier wirkt Gottes Geist mit Wort zusammen: aus dem Wort » kommt die Predigt  || und aus der Predigt, in der der heilige Geist wirkt » kommt der Glaube an Jesus. Auch hier ist es wichtig, dass ich nicht zähle, wie viele Gummibärchen lang die Predigt war oder überlege, was man alles kritisieren könnte oder gar meinen Blick durch die Reihen und dann meine Gedanken schweifen lasse, um zu sehen, was für Leute sich hier tummeln. Sondern zu erwarten, dass Gott hier zu mir reden will – zu mir persönlich! Habt ihr das auch schon einmal erlebt? Dass Euch Gottes Wort mitten in einer Predigt erschreckt, wie eine Hand auf Eurer Schulter im Dunklen – und Euch offenbart, dass Eure geheime Schuld nicht länger geheim ist? Dass Euch Gottes Wort mitten in einer Predigt trifft, wie ein Hammer? Euch herausfordert, umzukehren von Sünde? Oder dass es Euch ganz sanft trifft – mitten im Herzen? – Mit dem Trost  und der Hoffnung des Evangeliums? – Mit dem Wort von Gottes unendlicher Liebe zu Dir, die selbst am Kreuz nicht kehrt gemacht hat, um Dich zu retten? – Mit dem Wort von Gottes unfassbarem Geschenk – von dieser unbeschreiblichen Hoffnung, die für Dich aufbewahrt ist in den Himmeln? Gott kann ich also begegnen beim Hören seines Wortes! Er spricht darin und belebt mein Herz!

  3. Wir können uns von guten Lehrern unterrichten lassen. Um Sein Wort noch besser kennenzulernen und zu verstehen, hat Gott uns Lehrer gegeben, die Sein Wort auslegen; uns unterweisen – uns lehren. Das kann im Hauskreis geschehen – oder in einer Bibelstunde – oder sogar in der Bibelschule. Das blöde ist nur: gute biblische Lehrer sind nicht jederzeit für mich persönlich verfügbar – die treffen sich ja nicht alle regelmäßig morgens bei mir zu Hause zum Kaffee. Darum gibt es zusätzlich zur gesprochenen Lehre auch noch die geschriebene Lehre: Auslegungen, Kommentare, Bibellexika und Konkordanzen. Gott sei Dank sind wir nicht alle gleich – daher gibt es auch wirklich gute Bildbände oder thematische Bücher. Und wem das immer noch zu trocken ist: es gibt auch wirklich gute Hörbücher und auch Videos. Meine Empfehlung – falls ihr Englisch könnt: Ligonier.org – eine absolute Fundgrube! Auch für die Bibel auf dem iPhone gibt es Apps mit hunderten von Tonnen von Material! Extrem praktisch. Mir ist es so gegangen beim Lesen von Augustinus auf dem iPhone in der Mittagspause: ich wurde und tief berührt von Seiner Auslegung der Schöpfung – und zu Tränen gerührt von Seiner tiefen, tiefen Liebe zu Gott! Gott kann ich also begegnen beim Studieren seines Wortes! Indem ich mich unterrichten lasse! Gott selbst spricht darin und lehrt mein Herz!

Balsam für Dein Herz


Natürlich ist nicht jeder Zugang jedermanns Sache und die Versuchung ist leicht da, einen der Wege zu vernachlässigen. Darum erlaubt mir, Euch daran zu erinnern, dass Gott uns eine große Verheißung gegeben hat: 

„Ihr werdet mich suchen und finden;
denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet,
so will ich mich von euch finden lassen,
spricht der HERR,
und will eure Gefangenschaft wenden.“

(Jer 29:12-14)


Lass mich das Wesentliche noch einmal für Dich wiederholen:

  • Gott zu begegnen ist Dein Glück: Bei Ihm findest Du Zuflucht und Schutz. Bei ihm wirst Du los von Bindungen und Süchten. Er schenkt Dir Freiheit. Bei ihm wirst Du frei von Leistungsdruck und Krampf. Er gestaltet Dich um in sein Bild. Bei ihm wirst Du frei von Schuld und Scham. Er schenkt Dir Anteil an seiner Herrlichkeit. Er bewegt Dich und macht Dich fähig, Leben zu teilen

  • Du kannst Gott begegnen 
    • im Lesen seines Wortes: Sein Geist macht Sein Wort in Dir lebendig. 
    • im Hören einer Predigt: im Evangelium. Er macht Dich lebendig; spricht zu Dir! 
    • im Studieren seines Wortes: Er selbst lehrt Dein Herz durch Seinen Geist.

Du kannst also Gott — und mit Ihm Schutz und Vergebung, Freiheit und Glück, Leben und Weisheit — finden in Seinem Wort; wenn Du ihn wirklich von ganzem Herzen dort suchst: im Lesen, im Hören und im Studieren. So hieß es auch in einer der vorangegangenen Jahreslosungen: „Dir nahe zu sein ist mein ganzes Glück“ (Ps 73,28)

Deshalb möchte ich Dir jetzt zum Abschluss eine einzige Frage stellen:
  • „Was willst Du heute ändern, um Gott im Wort und in der Tiefe zu begegnen?“
Und ich möchte Dir zusagen, was Jesus uns zugesagt hat: 

„Darum sage ich euch: [...]
sucht, und ihr werdet finden; [...]
Denn jeder, der [...] sucht, findet [...].“

(Lk 11:9+10)

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