Samstag, 13. Oktober 2018

Allein aus Gnade - 2. Tim 1,9+10

[Predigt als MP3]

Einleitung – Wie gut bin ich?

Kennt ihr das? Diese Gedanken – ja manchmal nur dieses mulmige Gefühl: „Wieso sollte Gott meine Gebete hören? Ich bin ein nichtsnutziger Mensch. Jeden Tag mache ich Mist. Nicht mal meine Gedanken kriege ich unter Kontrolle – geschweige denn, mein Handeln! Ich bin schmutzig und wertlos. Meine Gebete gehen bestimmt nur bis genau unter die Zimmerdecke – und das zu Recht. Gott ist weit weg. Und Er schaut nur mit Widerwillen auf mich und mit Zorn. “ Das sind Gedanken der Anklage. Anklagen des Feindes. Anklagen, die sich um Deine Taten drehen – oder wie Luther gesagt hätte: um Deine Werke. Anklagen, die einen wahren Kern haben, was Deine Sündhaftigkeit angeht – und eine schlimme Lüge enthalten, was Deinen Stand vor Gott betrifft – wir werden sehen.

Oder sitzt Du gerade auf Deinem Stuhl und denkst Dir: „Was für Anfänger. Sowas passiert mir schon lange nicht mehr! Ich bin ein erfahrener Christ. Ich lasse mich nicht so ins Bockshorn jagen. Ich habe den Bogen raus! Ich bin diszipliniert und habe meine Gedanken und mein Handeln vollkommen unter Kontrolle! Wenn Gott mich ansieht, kann er sehr zufrieden sein – ja ich glaube sogar, er ist ganz heimlich stolz auf mich. So reife und erfahrene und gehorsame Christen wie mich gibt es schließlich wenige. Gott schaut auf mich mit Anerkennung und Lob. Das sind Gedanken der Verführung. Verführungen des Feindes. Verführungen, die sich um Deine Taten drehen – oder wie Luther gesagt hätte: um Deine Werke. Verführungen, die einen wahren Kern haben, was Dein Handeln angeht – und eine schlimme Lüge enthalten, was Deinen Stand vor Gott betrifft – wir werden sehen.


Unser Text

"Gott hat uns erlöst und berufen; nicht aufgrund unserer Taten, sondern weil er schon lange, bevor es die Welt gab, entschieden hatte, uns durch Christus Jesus seine Gnade zu zeigen. 
Nun ist uns das alles durch das Kommen unseres Retters Jesus Christus offenbart worden. Er hat die Macht des Todes gebrochen und mit der guten Botschaft den Weg zum ewigen Leben ans Licht gebracht."

Diesen Text möchte ich heute gemeinsam mit Euch aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten – der menschlichen Perspektive der Zeit – und aus Gottes ewiger Perspektive.


Die Perspektive der Zeit

„Nun ist uns das alles durch das Kommen unseres Retters Jesus Christus offenbart worden. Er hat die Macht des Todes gebrochen und mit der guten Botschaft den Weg zum ewigen Leben ans Licht gebracht.“

Lasst uns für eine Zeit die Dinge des Glaubens aus unserer menschlichen Perspektive betrachten – aus der Perspektive der Zeit. Aus dieser Perspektive können wir sagen: Jesus Christus, der Sohn des allmächtigen Gottes, die zweite Person der ewigen Trinität, hat vor fast 2.000 Jahren menschliche Gestalt angenommen und unter uns gelebt. Das ist nun Geschichte. So, wie Cäsar und Cleopatra Geschichte sind. Jesus Christus ist in diese unsere Welt gekommen. Und er hat hier unter uns gelebt. Er hat gelehrt und geheilt und unfassbar viel Gutes getan. Er hat gelitten und ist gestorben und war doch ohne Sünde. Er kam als unser Stellvertreter. Er tat all das Gute für uns – damit uns, fast 2.000 Jahre später, Seine guten Taten zugerechnet werden könnten. Und er starb für uns – damit uns, fast 2.000 Jahre später, all unsere Sünden vergeben werden könnten. Er hat mit Seinem Tod die Macht des Todes gebrochen: weil wir uns – wenn wir an ihn glauben – nicht mehr fürchten müssen, zu sterben: Weil auf uns nicht mehr das schreckliche Gericht Gottes wartet: das gerechte Gericht über all‘ unsere Gottlosigkeit, unseren Egoismus, unsere Lieblosigkeit, unsere Schuld und über all‘ das Schlechte in uns und in unseren Taten. Sondern auf uns wartet der Himmel: das Paradies steht uns offen – und ein ewiges Leben ohne Leid, Schmerz und Geschrei. Dieses Geschenk Gottes an uns ist durch das Kommen Jesu Christi ans Licht gekommen. Das ist die gute Botschaft: dass wir einen Stellvertreter haben, der uns so unfassbar liebt, dass Er bereit war, für uns zu leben und für uns zu sterben – um uns vor dem ewigen Tod zu bewahren und uns – trotz all unserer Schuld und unseres Versagens – ewiges Leben zu schenken.


Die Perspektive der Ewigkeit

Doch wie kommen wir an diese Erlösung? Müssen wir uns auf die Suche nach Christus machen – von dem wir vielleicht noch nie etwas gehört haben? Und wenn wir von Ihm gehört haben: müssen wir nur feste genug glauben, um gerettet zu werden? Oder müssen wir erst bessere Menschen werden? Doch dann die Fragen: Ist unser Glaube fest genug? Oder zweifeln wir zu viel? Ist unser moralisches Verhalten überhaupt gut genug? Oder kann Gott mit unserer Leistung gar nicht zufrieden sein?

Wenn ich heutzutage einigen Predigern zuhöre, wenn es um die Frage geht, wie man gerettet wird und was man dazu tun muss, dann höre ich an manchen Stellen, dass wir nur ein Übergabegebet sprechen müssen und alles ist gut. 

Versteht mich richtig: Ich habe nichts gegen Übergabegebete. Ich habe auch nichts dagegen, dass Menschen ihrem Glauben dadurch Ausdruck verleihen, dass sie Christus ihr Leben in einem bewussten Gebt übergeben. Und doch bleibt bei mir vielfach ein schaler Nach-Geschmack zurück. Ein Nachgeschmack von Werken. Ein Nachgeschmack von Leistung. Ein Geschmack davon, dass der Mensch mit seinem Handeln beim Erlösungswerk im Mittelpunkt steht. 

Doch was sagt die Schrift dazu? Wie werden wir vor dem Zorn Gottes über unser gottloses Leben errettet? Wie bekommen wir dieses ewige Leben ohne Schmerz und Geschrei, ohne Leid und Tod? Hier hat die Bibel eine eindeutige, eine klare, ja eine vollkommen unmissverständliche Antwort: Dass ein Mensch Erlösung findet, ist ALLEINE Gottes Werk! Es hat nichts zu tun mit dem, was wir tun – REIN GAR NICHTS. ER hat uns erlöst, weil ER es so wollte – weil ER sich entschieden hatte, uns gnädig zu sein. Er hat uns erlöst aus Gnade – nicht aufgrund unserer Leistung oder Anstrengung. ER hat uns erlöst von Ewigkeit her – lange, bevor es die Welt gab – und nicht, weil wir in der Zeit ein Gebet gesprochen haben. 


Vor der Zeit der Welt

Lasst uns diesen Gedanken noch einmal von drei Seiten beleuchten: 

1. Es liegt nicht in unserer Wahl begründet, dass wir erlöst werden sondern in Gottes Wahl
2. Wir werden erlöst nicht aufgrund unserer Werke sondern aufgrund von Gottes Gnade
3. Wir wurden nicht erlöst, als wir in der Zeit etwas taten – sondern bevor es die Welt gab

1. Es liegt nicht in unserer Wahl begründet, dass wir erlöst werden sondern in Gottes Wahl

Joh 15:16: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt [...]“

Joh 6:44: "Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater [...] ihn nicht zu mir zieht“

Rö 9:15-16: "Gott sagte zu Mose: »Ich schenke meine Gnade und mein Erbarmen, wem ich will.« Gottes Zusagen erhalten wir also nicht, indem wir sie uns wünschen oder uns darum bemühen, sondern Gott erbarmt sich über den, den er erwählt.“

Römer 8:29-30: "Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.“

Dass es also den Moment geben würde, an dem wir Jesus unser Leben übergeben, hat Gott nicht nur von Ewigkeit her gewusst, Er hat es von Ewigkeit her so gewollt.


2. Wir werden erlöst nicht aufgrund unserer Werke sondern aufgrund von Gottes Gnade. 

Römer 3:20-30: "Denn niemand wird in Gottes Augen gerecht gesprochen, indem er versucht, die Gebote zu halten. Im Gegenteil, je besser wir Gottes Gesetz kennen, desto deutlicher erkennen wir, dass wir schuldig sind. [...] Doch nun hat Gott uns [...] einen anderen Weg gezeigt, wie wir in seinen Augen gerecht werden können [...]. Wir werden von Gott gerecht gesprochen, indem wir an Jesus Christus glauben. Dadurch können alle ohne Unterschied gerettet werden. Denn alle Menschen haben gesündigt und das Leben in der Herrlichkeit Gottes verloren. Doch Gott erklärt uns aus Gnade für gerecht. Es ist sein Geschenk an uns durch Jesus Christus, der uns von unserer Schuld befreit hat. Denn Gott sandte Jesus, damit er die Strafe für unsere Sünden auf sich nimmt und unsere Schuld gesühnt wird. Wir sind gerecht vor Gott, wenn wir glauben, dass Jesus sein Blut für uns vergossen und sein Leben für uns geopfert hat. [...]. Können wir nun stolz darauf sein, dass wir irgendetwas dazu getan haben, von Gott angenommen zu werden? Nein, denn das geschah nicht aufgrund unserer guten Taten, sondern allein aufgrund unseres Glaubens. Wir werden durch den Glauben vor Gott gerechtfertigt und nicht durch das Befolgen von Regeln. [...] Es gibt nur einen Gott. Und es gibt nur einen Weg, von ihm angenommen zu werden. Nur aufgrund des Glaubens spricht er die Menschen vor sich selbst gerecht [...]"

Epheser 2,8-9: "Weil Gott so gnädig ist, hat er euch durch den Glauben gerettet. Und das ist nicht euer eigenes Verdienst, es ist ein Geschenk Gottes. Ihr werdet also nicht aufgrund eurer guten Taten gerettet, damit sich niemand etwas darauf einbilden kann."

Dass wir uns für Jesus entschieden haben und mit ihm leben wollen, ist also nicht unseren tollen Leistungen zu verdanken oder weil wir so tolle Menschen sind – sondern es ist allein der Tatsache zu verdanken, dass Gott uns gnädig ist. Wir sind Sünder – wir haben die Ebenbildlichkeit Gottes, zu deren Zweck wir geschaffen wurden verloren – und wir können sie uns nicht selber zurück geben. Wir sind gefallen; brauchen Erlösung; brauchen Gnade.


3. Wir wurden nicht erlöst, als wir in der Zeit etwas taten – sondern bevor es die Welt gab. 

Eph 1:4-5: "Schon vor Erschaffung der Welt hat Gott uns aus Liebe dazu bestimmt, vor ihm heilig zu sein und befreit von Schuld. Von Anfang an war es sein unveränder-licher Plan, uns durch Jesus Christus als seine Kinder aufzunehmen [...]“

Tit 1:1-2: „[...] Ich bin [...] dazu berufen, [...] die Wahrheit zu verbreiten, die zum Glauben führt. Diese Wahrheit schenkt die Hoffnung auf ewiges Leben, das Gott schon vor dem Anfang der Welt zugesagt hat - und er kann nicht lügen.“

Dass wir erlöst sind, kann seinen Grund gar nicht in unserem Willen haben oder in unserer Leistung oder unserem Wollen – weil Gott schon vor dem Anfang der Welt entschieden hatte, uns – im Opfer Seines geliebten Sohnes am Kreuz – seine Gnade zu zeigen.


Der Kern

Was ist also der Kern unseres heutigen Textes? Ich denke es ist zweierlei: 

Zum einen musst Du, wenn Du zu den Verzagten gehörst, keine Angst mehr haben, dass Du nicht gerettet würdest – oder Gott Deine Gebete nicht erhört – oder dass ER Dich womöglich gar nicht will. Denn Du bist nicht wegen Deiner eigenen Anstrengungen zu Christus gekommen, sondern Du wurdest aufgrund von Gottes freier Gnadenwahl zu IHM hin gezogen. Und auf genau diese Weise wirst Du auch in Seiner Gegenwart bleiben – bis in alle Ewigkeit: nicht wegen Deiner eigenen Anstrengungen, sondern aufgrund von Gottes freier Gnade.  Darum steht Phil 1,6: "Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt.“

Und wenn Du glaubst, dass Du zu den Guten gehörst, auf die Gott stolz sein kann, dann lass Dir gesagt sein: Wirf Deinen gottlosen Stolz zum Fenster raus! Jesus als den Christus zu erkennen und an ihn zu glauben ist nicht Dein Verdienst, sondern eine Gottesgabe: Eph 2,8 steht: "Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es."  Das Gleiche gilt für Deine persönliche Heiligung und alles, was Dir gelingt: auch sie ist nicht das Werk Deiner Mühen und Anstrengungen – Gott bewahre – sondern Phil 1,6: es ist "Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat [...] und es vollenden wird [...].“

Darum sollten wir alle nachbeten, was Phil 3,9 geschrieben steht: "Ich verlasse mich nicht mehr auf mich selbst oder auf meine Fähigkeit, Gottes Gesetz zu befolgen, sondern ich vertraue auf Christus, der mich rettet. Denn ALLEIN durch den Glauben werden wir vor Gott gerecht gesprochen."


Fragen an Dein Herz

  • Worauf setzt Du Dein Vertrauen, wenn es um Dein Heil und um Deine Heiligung geht?
  • Wenn Dir die Gnade, an Jesus glauben zu können, schon zuteil wurde: möchtest Du Gott dafür danken?

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