Samstag, 13. Oktober 2018

Von dem, was wir mehr hüten sollen, als unseren Augapfel - 2. Timotheus 1,13+14

[Predigt als MP3]

Wie ist blind sein? – Was siehst Du mit geschlossenen Augen?

Wie wäre es, auf einmal blind zu sein, oder doch zumindest einen schweren Sehfehler zu erleiden?! Macht doch mal bitte alle die Augen zu. Und bitte nicht „lauern“. Wirklich nicht. Sonst funktioniert es nicht. Ich werde jetzt etwas kommentieren. Aber ihr dürft nicht „lauern“! Nur zuhören. <Ein Bild wird gezeigt und kommentiert>: „Whoa, ist das schön. Hammer! Diese zarten Farben! Dieses wunderbar sanfte Licht! Die schönen Tiere, die Gott gemacht hat! Wow! Echt total schön!“ <1-2 Fragen>: "Kann sich irgend jemand vorstellen, was auf dem Bild zu sehen ist?" <Aufforderung, die Augen wieder aufzumachen>

Das ist eines von meinen Lieblingsbildern. Und ich wüsste nicht, wie ich es jemandem wirklich so beschreiben könnte, dass er das gleiche sehen kann und fühlen kann, wie ich. Was ich ihm oder ihr sagen müsste, um zu beschreiben, was man da sehen kann: Wie es genau aussieht eben: wie das Licht im Bild spielt, wie süß die Hummel ist, usw. Wenn ich blind wäre, könnte ich das alles nicht sehen. Ich könnte es nicht genießen. Ich wäre von dieser Welt des Lichtes und der Farben ausgeschlossen.


Warum diese Frage?

1. Ohne Gottes Wort sind wir blind.

Doch was hat das Bewahren des Augenlichts mit unserer Predigt zu tun? Wir sind hier ja schließlich nicht beim Augenarzt?! In einer Predigt sollte es doch vielmehr um den Glauben gehen oder um die Bibel – oder etwa nicht? Nun – was das mit unserer Predigt zu tun hat, das will ich Euch gerne verraten. Es hat alles - aber auch absolut alles - damit zu tun.

Denn erstens sind wir ohne Gottes Worte im geistlichen Bereich vollkommen blind in dieser Welt - und zum anderen ist das einzige Mittel, welches dieser Blindheit entgegen wirken kann, die Bibel, ständig unter Beschuss - sie wird verdreht oder uminterpretiert - sie wird beschnitten oder ergänzt. Und das, obwohl sie die einzige Möglichkeit ist, überhaupt etwas über Gott zu erfahren.

Überlegt einmal: was können wir überhaupt über Gott wissen? Schon Immanuel Kant hat bewiesen, dass es uns Menschen unmöglich ist, die Kluft zwischen dem Immanenten und dem Transzendenten zu überwinden. Wir können also soviel denken und wollen, fühlen und erleben, wie wir wollen. Nichts von dem kann uns eine gesicherte Auskunft darüber geben, wer Gott ist, wie Er ist, was Er will und was Er tut. Solange wir auf uns gestellt sind, bleibt uns nichts als Religionen, wilde Spekulationen oder im schlimmsten Falle blankes Unwissen (Agnostiker) oder die vollkommene Gottlosigkeit (Atheisten).

Das Einzige, was dagegen hilft, ist, dass Gott die Kluft überwindet, die wir nicht überwinden können: dass Er sich uns offenbart. Und selbst das wir nicht reichen, weil wir es nicht verstehen würden, ohne, dass man es uns erklärt  <Bildwort von den Flächenwesen>.
 
Was wir also nötig haben ist, dass Gott sich uns offenbart - und uns dann auch noch erklärt, was da passiert ist. Und genau das ist passiert: Gott ist sichtbar, hörbar und spürbar aus der Ewigkeit in unsere Geschichte hinein gekommen und hat sich uns mitgeteilt. Dabei sind Dinge passiert, die wir uns schlicht nicht erklären können: Wunder, Prophetien, Heilungen, ja sogar Tote wurden lebendig. So, wie die Flächenwesen sich nicht erklären können, was mit der Kugel passiert ist, so können wir uns nicht erklären, was passiert ist, wenn der Allmächtige aus der Ewigkeit in unsere Zeit kommt.

Und das alles ist wirklich passiert. Der Jünger Johannes, einer der Apostel, beschreibt das in seinem Brief so: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens –und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –, was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir, auf dass unsere Freude vollkommen sei.“ (1Jo 1-4)

Und Jesus selbst hat uns in vielen Gleichnissen erklärt, wer Gott ist und was Er will – z.B. im Schöpfungsbericht: 1Mo 1,26 „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ Gott wollte Menschen um sich haben, die so sind wie Er: vollkommene Liebende: Gütig, gnädig, heilig, rein.

Und dann kam der Sündenfall, und der Mensch rebellierte Gegen die Tatsache, dass es nur einen Gesetzgeber geben kann, der mit absoluter Souveränität darüber entscheidet, was Gut und was Böse ist. Und so ist unsere ethische Ebenbildlichkeit mit Gott zerbrochen - wie ein Spiegel in tausend Stücke - und Gott musste am Ende sagen: Jer 2,21 „Ich aber hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?“


2. Gottes Wort ist ständig unter Beschuss

Und diese Bosheit der Menschen - die sich lieber ihr eigenes Gut und Böse zurechtlegen, die lieber ihrer eigenen Weltanschauung folgen, als der Wahrheit - diese Bosheit herrscht auch noch heute in der Welt; und wenn wir nicht aufpassen: auch in Deinem und in meinem Herzen.

1Mo 8,21 steht: „Und der HERR [...] sprach in seinem Herzen: [...] das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ Und Psalm 14,1-4 "Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es ist kein Gott.« Sie taugen nichts; ihr Treiben ist ein Gräuel; da ist keiner, der Gutes tut. 2 Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. 3 Aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. 4 Will denn das keiner der Übeltäter begreifen [...]?“

Die Angriffe aber gegen Gottes Wort laufen auf mehreren Ebenen ab: auf der Ebene der Glaubwürdigkeit und auf der Ebene des Inhaltes:

In Bezug auf die Glaubwürdigkeit werden immer wieder neue Thesen aufgestellt, die beweisen sollen, dass die Überlieferung der Schrift grob fehlerhaft ist, so dass wir gar nicht wissen können, was damals eigentlich passiert ist. Und das ist vollkommener Unsinn. "Nach 40-jähriger Forschungsarbeit stellte Prof. Kurt Aland (Nestle-Aland: griechisches Neues Testament) vom Institut für neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster zur Überlieferung des Neuen Testaments fest: "Der Text des Neuen Testaments ist hervorragend überliefert, besser als der jeder anderen Schrift der Antike; die Aussicht, dass sich Handschriften finden, die seinen Text grundlegend verändern, ist gleich Null. (Wer es noch genauer nachlesen will, kann das gerne in meinem Blog im Post „Ist die Bibel wirklich Gottes Wort?“(Teil 1a und Teil 1b) tun.

In Bezug auf den Inhalt wird entweder etwas Wesentliches dem Text der Bibel hinzugefügt oder es wird etwas Wesentliches weggenommen - oder es wird zumindest so umgedeutet, dass es dem aktuellen Zeitgeist in den Kram passt. Dabei ist es egal, ob es sich um Themen wie Ehe versus selbst definierte Sexualität um Geldgier versus Hingabe oder um Religiosität versus echtem Glauben geht "der durch die Liebe tätig ist" (Gal 5:6). Immer wird die Schrift gerade so modifiziert, dass sie dem aktuellen menschlichen Verständnis von Gut und Böse in den Kram passt. Und dieser Kram ist entweder legalistisch oder hedonistisch - aber davon später mehr.

Beim Wegnehmen ist Marcion, ein Häretiker aus dem ersten Jahrhundert, bis heute Weltmeister: wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er am liebsten das ganze Alte Testament weggeschmissen. Doch auch wir sollten uns vorsehen: prüfe Dich einmal selbst, ob es nicht eine oder zwei Stellen in der Bibel gibt, die Dir so überhaupt gar nie nicht in den Kram passen und die Du am liebsten rausstreichen würdest. Und dann frage Dich mal, ob das nicht vielleicht genau daran liegt, dass Dir Deine eigene Definition von Gut und Böse wichtiger ist, als die unseres allwissenden und uns liebenden Gottes und Heilands.

Beim Hinzufügen ist die Kirche selber Weltmeister: wie viele Regeln wurden - schon zu Christi Zeiten von Menschen erfunden, denen man sich angeblich zu beugen hat - und die den Menschen auf der einen Seite in die Sünde des Stolzes und der Selbstgerechtigkeit stürzen oder aber in die Verzweiflung des Versagens. Und was sagt Jesus dazu? Er sagt: ihr "hebt so Gottes Wort auf durch eure Überlieferung, die ihr weitergegeben habt; und dergleichen tut ihr viel." (Mk 7:13-14)


Unser Text (2 Tim 1,11+12)

Schauen wir uns nun also einmal an, was Paulus angesichts der menschlichen Natur und seiner Willkür im Umgang mit Gottes Wort schreibt - und darüber, wie Timotheus sich in dieser Hinsicht verhalten soll.

In Anlehnung an den Luthertext und nach eingehendem Studium von Robertson‘s „Word Pictures of the New Testament“ bin ich zu folgendem Text gekommen: „Bewahre das Urbild der heilenden Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus. Dieses kostbare Unterpfand, das dir anvertraut ist, bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.“


Ein kostbares Gut – das Urbild der heilsamen Worte – dieses kostbare Unterpfand

Die Lehre - dieses kostbare Gut -, das Timotheus von Paulus empfangen hatte, war nicht irgend eine Lehre, sondern es ist das Evangelium, von dem wir schon in der letzten Predigt (2Tim 1:9-11) gehört haben – die Botschaft davon, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, aus Liebe zu uns Menschen in diese Welt gekommen ist, um an unserer Statt die Strafe für unsere Gottlosigkeit zu tragen.

2Tim 1:9-11 steht "Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, 10 jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium, 11 für das ich eingesetzt bin als Prediger und Apostel und Lehrer."

Um dieses Evangelium, diesen Tatsachenbericht von den geschichtlichen Ereignissen zu den Zeiten Jesu geht es also. Und dieses Evangelium nennt Paulus eine "heilende Lehre" oder „heilende Worte“. Und was er damit meint, kann nur der ermessen, den Gott durch das Wirken Seines Heiligen Geistes in die Abgründe seines trotzigen und feigen Herzens hat blicken lassen: in diesen hoffnungslosen Abgrund aus Gier und Schande; aus Lust und Scham; aus Rebellion und Angst; Selbstgerechtigkeit und Verzweiflung; Hoffnungslosigkeit und Zorn.

Denn dieses Evangelium, von dem Paulus hier spricht, ist die Botschaft davon, dass Jesus uns trotzdem liebt. Trotz der Tatsache, der wir immer wieder mal gerne selber definieren wollen, wie es richtig ist. Trotz der Tatsache, dass wir alle 5 Minuten auf die Nase fallen. David kannte das und schrieb: Ps 19,13 steht „Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Sünden!“.

Gott liebt uns trotz der Tatsache, dass in uns etwas steckt, dass immer den Irrweg will. Das Evangelium ist, dass Jesus zu Dir spricht: "Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten." (Mk 2:17) Das Evangelium ist: wird sind "[...] mit Gott versöhnt worden [...] durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind." (Röm 5:10) Das Evangelium ist, dass Gott Dich mehr liebt, als Sein Eigenes Leben! Dass Er am Kreuz von Golgatha sein Leben hingegeben hat – aus Liebe zu Dir! Dass Er hat die Strafe getragen hat, die Dich hätte treffen sollen! Weil Er Dich unendlich liebt!

Und diese Botschaft ist in der Tat eine heilende Lehre, das sind in der Tat heilende Worte! Diese Botschaft heilt die Selbstgerechtigkeit all derer, die glauben durch das einhalten religiöser Regeln vor Gott gerecht da stehen zu können - was für ein Unsinn!

Vor allem aber heilt sie die Seele von der Angst zu versagen und verstoßen zu werden - weil Jesus für jedes einzelne Versagen – für jede Deiner Sünden – schon den Preis bezahlt hat.

Paulus vergleicht das Evangelium mit einem (tän kalän para-kata-thekän) mit einem vollkommen guten und reinen, mit einem wunderschönen Schatz. Mit einem unendlich kostbaren und wertvollen Unterpfand, das Gott ihm anvertraut - und welches er jetzt dem Timotheus anvertraut und welches Gott – in Form von der Bibel - uns allen anvertraut.


Bewahren durch Tun – Bewahre das Urbild im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus

Dieses Evangelium von der Gnade Gottes lehrt uns, einmal grob zusammen gefasst, zwei Dinge: an Gott und Seine unfassbar große Liebe zu uns zu glauben - und in dieser Liebe zu bleiben, indem wir Gott und unseren Nächsten zurück lieben. Oder wie Salomo es formuliert: Pred 12:13 (NLB) "Als Ergebnis dieser ganzen Gedanken will ich dir Folgendes mitgeben: Bring Gott Achtung entgegen und tu das, was er in seinen Geboten fordert! Das gilt für jeden Menschen." Oder mit den Worten Jesu aus Lk 10,27 "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst."

Das interessante dabei ist, dass wir das Evangelium offensichtlich nur bewahren können, wenn wir es praktizieren. Unsere Aufgabe ist also nicht einfach, eine Information zu speichern, damit wir sie später wieder unverfälscht abrufen können. So funktioniert das nicht. Was Gott von uns will, ist, dass wir das Evangelium leben!

Wenn wir das Evangelium in unserem Herzen also davor bewahren wollen, dass es verfälscht wird oder Schaden nimmt oder uns gar verloren geht, dann gibt es nur einen Weg dahin: wir müssen es praktizieren; wir müssen es leben. Jesus hat das einmal so gesagt: Joh 7:16-17  "Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand dessen Willen tun will, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede."


Die Hilfe des Geistes - Bewahre [...]  durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt“

Dieses Abbild, diese Urfom, dieses Urbild des Evangeliums, diese gute Nachricht, die unsere Seele wieder heil und gesund macht, die sollen Timotheus - die sollen wir - bewahren. Wir sollen sie festhalten. Wir sollen auf sie aufpassen, wie auf unseren Augapfel, dass wir sie nicht verlieren - oder dass sie auch nur irgendwie Schaden nimmt. Ja, das Wort, das Paulus hier verwendet (V13) heißt:  echoo haben, halten, festhalten, nicht verlieren, vor Schaden schützen. Und beim zweiten Mal (V14) wird er noch drastischer und spricht von: phylassoo: bewachen, wie ein Drache seinen Schatz; wie ein Mensch seinen Augapfel; wie eine Mutter ihr einziges Kind!

Das ist es, worum es dem Paulus hier geht - diesem Apostel, der in Rom kurz vor seiner Hinrichtung steht: dem Timotheus so kurz vor seinem Tode dieses eine einzuschärfen: das Evangelium zu bewahren und zu bewachen, als das was es ist: der größte Schatz auf Erden - die einzige Möglichkeit, von Gott zu wissen - und von Seiner Liebe und Seiner Gnade zu uns zu hören.

Doch seien wir einmal ehrlich: wenn es nicht nur darum geht, das Evangelium zu glauben (allein das ist dem natürlichen Menschen ja schon unmöglich), sondern auch noch Gott und meine Mitmenschen zu lieben - also das Evangelium zu praktizieren - ist das dann nicht ein bisschen viel verlangt? Also ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte: es ist über die Maßen zu viel von uns verlangt. Das schaffen wir im Leben nicht. Zumindest nicht aus unserer Kraft.

Aber das macht nichts. Denn hier steht ja auch nicht: "Bewahre [das Evangelium] mit Deiner eigenen begrenzten Kraft!" Oder: "Jetzt strengt Euch aber mal richtig an! Hopp!! Auf jetzt!!!“ Da wären wir ja schon wieder bei der Werk- und damit Selbstgerechtigkeit; bei menschen-gemachter Religiosität und Verzweiflung. Sondern was steht hier? Hier steht: „[...] das Vorbild der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast, [...] dieses kostbare Gut, das dir anvertraut ist, bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.“

Wir sind ja gar nicht in der Lage, Glauben zu "machen", als wäre er ein Ding, das wir einfach so "produzieren" könnten. Wir sind doch gar nicht in der Lage, Gott zu lieben, einfach nur, weil wir uns anstrengen. Wir sind doch gar nicht in der Lage, unsere Mitmenschen so zu lieben, wie wir sollten - nämlich so, wie wir uns selbst lieben. Dafür sind wir viel zu egoistisch und verstockt.

Aber wir können das Evangelium anschauen - wir können ans Kreuz schauen - wir können Gottes Liebe erkennen und uns von ihr auftauen lassen, wie Gletscher im Frühjahr. Wir können das Evangelium hören - wirklich hören und verstehen - und ergriffen werden von dieser Liebe, die Gott zu uns hat. Und ehe wir es uns versehen, werden wir verändert werden. Werden milder, sanfter, gnädiger; --- zurückhaltender und demütiger --- heilger und hingebungsvoller. Weil es Gottes Heiliger Geist ist, der in uns wirkt. Der uns das Evangelium "zeigt". Der so in uns wirkt, dass wir Gottes Willen wollen - und letztlich dann auch tun. Oder wie der Apostel Paulus im Philipperbrief sagt "Denn Gott ists, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen." (Phil 2,13)
Und auch das ist Evangelium. Es ist uns alles geschenkt: die Erwählung, die Berufung, die Erlösung und auch die Heiligung - nicht zu reden von der Herrlichkeit, die wir einmal haben werden in Gottes Ewigkeit.


Der Kern

Ohne das Evangelium sind wir wie Blinde in dieser Welt: unfähig Gott, Seine Liebe und Gnade zu erkennen. Darum sollen wir es hüten als den größten Schatz auf Erden - mehr als unser eigenes Augenlicht. Und das geht nur, indem wir das Evangelium leben - indem wir an Gott Glauben und Ihn und unseren Nächsten Lieben. Und zwar nicht aus unserer eigenen Kraft, sondern aus der Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt und uns beisteht.


Fragen an Dein Herz


  • Willst Du das Evangelium von Gottes Gnade für Dich persönlich annehmen?
  • Willst Du dies Evangelium in Deinem Herzen bewahren, als wäre es Dein Augenlicht?
  • Willst Du es glauben und leben?
  • Wenn Dich etwas hindert: was ist es? 
  • Welchen Schritt willst Du jetzt ganz konkret tun?


»Heute sollt ihr auf meine Stimme hören. 
Verschließt eure Herzen nicht gegen mich.« 

(Hebräer 4,7b)

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