Im Zusammenhang mit dem Buch ‚Naturwissenschaft
und Religion: Die Versöhnung von Wissen und Weisheit‘ von Ken Wilber (ISBN 978-3596186594)
erreichte mich folgender Einwurf:
„...wenn Religion und Spiritualität einen Sinn geben wollen, dann muss
man sich von den regressiven Mythologien der Religion trennen...“ ... „Die
christliche Kirche erstarrt ... in den mythologischen Dogmen ... zu regressiver
Unterwerfung im Sinne eines Machterhalts...“
Im Zentrum des Einwurfs steht die
Überzeugung, dass der christliche Glaube voll ist von überholten und altertümlichen
Mythologien, welche, wie die Dogmen von Schuld und Sünde von der Kirche als
Mittel zur Erhaltung der eigenen Macht missbraucht wurden und noch missbraucht
werden.
Dazu ist zuerst zu sagen, dass es
in der Kirche, vor allem in der katholischen Kirche des Mittelalters, tatsächlich
Schuld in Form von Unterdrückung und Ausbeutung der Gläubigen gegeben hat. Aus
dem Tatbestand des Missbrauchs jedoch auf die Qualität der Dogmen zu schließen scheint
mir ähnlich unangebracht, wie die Sinnhaftigkeit von Messern auszusprechen,
weil es Menschen gibt, die diese benutzen um zu töten, anstatt damit ihr Obst
zu schälen.
Denn: Die Dogmen sind keine
Erfindung der Kirche und wurden auch nicht ersonnen, um gezielt durch ihre
Kraft die Gläubigen zu knechten. Schuld und Sünde sind schlicht und einfach Fakten,
die uns nicht nur in Gottes Wort historisch überliefert sind, sondern die uns im
täglichen Leben – und zwar in unseren Mitmenschen – begegnen. Sei es in den
Nachrichten, oder im Straßenverkehr: es ist kein Geheimnis, dass der Mensch
kein Heiliger ist, das wissen wir alle.
Das diese Dogmen missbraucht
wurden ist mehr als bedauerlich, aber es setzt sie nicht außer Kraft. Das
menschliche Fehlverhalten beim Namen zu nennen ist auch nichts Falsches,oder Verwerfliches,
sondern ein zur Korrektur notwendiges Übel: Im Gegensatz zur landläufigen
Meinung soll uns die Predigt von Schuld und Sünde nämlich gar nicht klein
machen, sondern lediglich die Augen für die Wahrheit öffnen: um uns die
Möglichkeit zu geben uns selbst mit Gottes Augen zu betrachten, sozusagen im
hellen Tageslicht Seiner vollkommenen Gebote – damit wir umkehren und gerettet werden – und fortan als von
Gott Geliebte leben und von dieser Freude erhoben werden können.
Was die Historizität der
biblischen Überlieferung angeht: sie ist vielfach archäologisch und literarisch
belegt – die Glaubwürdigkeit und Authentizität[i]
der überlieferten Ereignisse wurde von vielen biblischen Autoren gar mit dem Leben
bezahlt. Zur Glaubwürdigkeit der Bibel hatte ich bereits einige Beiträge gepostet. Die dort berichteten Begebenheiten als ‚regressive Mythen‘ zu verstehen,
wird jedoch weder der Literaturhistorie noch der Übereinstimmung mit geschichtlich bekannten
Fakten oder archäologischen Funden gerecht.
Sicher sind viele der
beschriebenen Ereignisse nicht so ohne Weiteres zu erklären.
Zumindest nicht, wenn man unausgesprochene landläufige Annahmen nicht offen aufdeckt und hinterfragt,
das ist: Wenn man nicht klar sagt, dass man nicht an die Existenz eines realen und
allmächtigen Gottes glaubt, bzw. daran, dass dieser Gott sich – wie historisch
bezeugt – in Christus der Menschheit offenbart hat.
Ansonsten sind nämlich in der Tat alle Wunder,
Heilungen und Totenerweckungen nur als Mythen zu verstehen, denn
eines ist sicher: Kein Mensch kann das Rote Meer teilen, Gelähmte heilen, oder
bereits verwesende Tote nach vier Tagen[ii]
unversehrt aus dem Grab holen.
Doch wenn es diesen Gott wirklich
gibt? Wenn er wirklich so allmächtig ist, dass er tatsächlich das ganze All mit seinen
Myriaden von Galaxienhaufen samt der Vielfalt unserer Flora und Fauna erschaffen konnte?[iii] Was dann? Ist es auch dann noch unwahrscheinlich, dass sich die Naturgesetze
demjenigen fügen, der sie erfunden hat? Dass Leben und Gesundheit demjenigen zu
Gebote stehen, der selbst das Leben ist[iv]?
Die ganze Argumentation
steht und fällt mit der Existenz Gottes auf der einen und mit der Menschwerdung Gottes auf der anderen Seite. Erstere ist weder direkt zu beweisen noch direkt zu widerlegen; hier kommen wir nur begrenzt weiter, auch wenn die Natur, unser Gewissen und das Handeln Gottes in der Geschichte uns Hinweise auf seine Existenz in Hülle und Fülle geben. Die Menschwerdung Gottes, sein Wirken, Sterben und seine Auferstehung sind jedoch historisch gut bezeugt.
Dürfen wir also, entgegen der Interpretation von Ken Wilbers, wirklich wörtlich glauben, was in der Bibel steht? Beurteilt am Maßstab der Heiligen Schrift nennt die klassisch-reformierte Theologie Ken Wilber zu Recht einen "Irrlehrer", vor welchen bereits Petrus warnte, dass sie: „...verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat...“[v] Nicht „Die christliche Kirche erstarrt ... in den mythologischen Dogmen und zu regressiver Unterwerfung im Sinne eines Machterhalts...“ sondern vielmehr sind wir Menschen erstarrt in unausgesprochenen Annahmen und Rebellion gegen die persönliche Umkehr von unserem gottlosen Leben – hin zu dem realen, uns über alles liebenden, personalen Gott.
Dürfen wir also, entgegen der Interpretation von Ken Wilbers, wirklich wörtlich glauben, was in der Bibel steht? Beurteilt am Maßstab der Heiligen Schrift nennt die klassisch-reformierte Theologie Ken Wilber zu Recht einen "Irrlehrer", vor welchen bereits Petrus warnte, dass sie: „...verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat...“[v] Nicht „Die christliche Kirche erstarrt ... in den mythologischen Dogmen und zu regressiver Unterwerfung im Sinne eines Machterhalts...“ sondern vielmehr sind wir Menschen erstarrt in unausgesprochenen Annahmen und Rebellion gegen die persönliche Umkehr von unserem gottlosen Leben – hin zu dem realen, uns über alles liebenden, personalen Gott.
Für eine Auseinandersetzung mit
der Akzeptanz des Gedankenguts des "synkretistisch-mystischen New-Age Buddhisten" Ken Wilber, welches vor allem in letzter Zeit
auch in der so genannten „Emerging Church“ Bewegung Verbreitung findet, eignet
sich sicher folgende Buchbesprechung von Dr. Volker Hornschuch - Zitat: „Wer lesen möchte, wie sehr sich das emergente Denken in den
evolutionären Panentheismus verstrickt hat und wie zurückgeblieben sein
[christlicher] Erkenntnisstand ist, falls er noch an einen personalen Gott
glaubt, sollte sich diese hilfreiche Buchbesprechung zu Gemüte führen.“.
In diesem Sinne: Viel Erkenntnis beim Studium der Buchbesprechung, offene Augen hinsichtlich der eigenen, unausgesprochenen und vielleicht nicht einmal bewussten Annahmen (d.i.: was wir glauben) und viel Mut und bei der persönlichen Auseinandersetzung mit der Frage, welche Motive hinter unseren Annahmen stehen (d.i.: warum wir [nicht] glauben, was wir [nicht] glauben).
In diesem Sinne: Viel Erkenntnis beim Studium der Buchbesprechung, offene Augen hinsichtlich der eigenen, unausgesprochenen und vielleicht nicht einmal bewussten Annahmen (d.i.: was wir glauben) und viel Mut und bei der persönlichen Auseinandersetzung mit der Frage, welche Motive hinter unseren Annahmen stehen (d.i.: warum wir [nicht] glauben, was wir [nicht] glauben).
[i] 1.Joh 1,1-4
[ii] Joh 11:39
[iii] siehe
auch ‚Wissenschaft
als Weg zur Erkenntnis?‘
[iv] Joh 14:6
[v] 2. Pe 2:1
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