Montag, 9. Januar 2012

Der Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen

Im Rahmen einer Diskussion erreichte mich der folgende Einwurf: 

"Die Christen unterscheiden sich in nichts von den Nichtchristen"

Dieser sicherlich verständliche Einwurf rührt sicher von der faktischen Tatsache her, dass es unter denen, die sich Christen nennen, krasse Entgleisungen gegeben hat und immer noch gibt. Von Hexenverbrennungen und der Inquisition bis zur Knabenschändung in der katholischen Kirche der Neuzeit ist sicher genügend Material für eine berechtigte Kritik vorhanden.

Dennoch möchte ich dem oben gemachten Einwurf widersprechen. Und zwar entschieden. Nicht, weil ich die Wirklichkeit ausblenden möchte, der ich, im Gegenteil wie oben dargestellt, vollkommen zustimme. Es hat einen anderen Grund.

Wovon ich aus eigener Erfahrung überzeugt bin ist folgendes:

Selbstverständlich ist die Gemeinschaft echter Christen um mehr als nur einen Deut „besser“, als der Rest der Welt – gerade dadurch unterscheidet sich ein Christ von einem Nicht-Christen: Dass er seine Schuld und Sündhaftigkeit erkannt hat und „umgekehrt ist“ von seinem Leben nach dem eigenen Willen zu einem Leben unter der Herrschaft Gottes und nach seinen guten Geboten. Einen echten Christen erkennt man an seiner Liebe: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“[i]

Natürlich ist auch ein Christ in dieser Welt [noch] nicht völlig frei von Sünde, denn: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“[ii]. Vielmehr befindet er sich in diesem Leben in einem Prozess der täglichen Umkehr und Heiligung. Aber gerade diese Herzenshaltung unterscheidet einen Christen deutlich von der Welt. Anfangs durch eine radikale Kehrtwende in meist einem bestimmten Lebensbereich (z.B. Geld, Drogen, Sexualität, etc.), im Laufe des Lebens dann auch mehr und mehr in allen anderen Bereichen des Lebens. 

Schein und Namenschristen dagegen, die für den Großteil der „menschlichen Entgleisungen“ verantwortlich zeichnen, gab es nicht nur im Mittelalter, sondern schon zur Zeit des NT – das zeigen die Briefe von Paulus, Johannes und Petrus recht klar. Dort heißt es z.B. dass „...unter euch falsche Lehrer sein werden, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat...“[iii].

Wer Christus aber verleugnet, der ist kein Christ, denn: „Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ (1.Johannes 5:12). Von diesen falschen Christen hat Jesus gesprochen, als er sagte: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Mt 7:16) – also an ihrem Handeln. Und Jesus erklärt weiter: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ (Mt 7:20) Christsein hat also etwas mit einem Unterschied im Verhalten zu tun – genauer: Ob ich meinen eigenen Willen tue, oder den geoffenbarten Willen Gottes.

Dennoch werden manche Entgleisungen auch von wahren Christen verursacht, die auf ihrem Weg in den Himmel durch die Sünde ins Stolpern geraten und fallen. Damit beschäftigen sich etliche Briefe im NT (z.B. der 1. Korintherbrief[iv]), sowie die pastorale Theologie. Der Unterschied zum Nichtchristen ist jedoch ein zweifacher:  

Zum ersten ist einem Christen die Sünde verhasst und er schämt sich, wenn er etwas Falsches getan hat und wünscht sich nichts von Herzen mehr, als dass er dem Bilde Gottes zu dem er geschaffen wurde, ähnlicher wird. Und das ist nicht so, weil der Christ ein besserer Mensch wäre - er war ja selber vor seiner Bekehrung einmal ein Nichtchrist. Vielmehr liegt dieser Sinneswandel an der Innewohnung der dritten Person der Gottheit: dem Heiligen Geist. Der Nichtchrist dagegen sündigt munter vor sich hin und weiß nichts von Sünde oder Übertretung oder einem schlechtem Gewissen christlicher Natur. Hand auf's Herz: Welcher Nichtchrist hat ein schlechtes Gewissen, weil er das große Gebot, Gott über alles zu lieben, übertreten hat? Diese Erkenntnis & Reue kann nur Gott schenken.

Zum zweiten ist es so, dass Christen sich nach einem etwaigen Fehltritt wieder aufrappeln, umkehren zu Jesus, Ihn um Vergebung bitten und einen neuen Anfang machen der vor allem darin besteht, an Mitmenschen begangene Schuld wiedergutzumachen und dann demütig um Verzeihung zu bitten.  Auch dieser "Hang zur Umkehr" ist nicht in einer etwaigen moralischen Überlegenheit der Christen verankert - ganz im Gegenteil: Niemand weiß besser als ein wahrer Christ, wie sehr er auch in seiner täglichen Reue und Umkehr von dem gnädigen Wirken Gottes in ihm abhängig ist. Nichtchristen dagegen rechtfertigen in der Regel (Ausnahmen bestätigen die Regel) ihre Schuld mit ihrem selbstgebastelten Weltbild, welches zumeist so gestrickt ist, dass der Täter daraus sowohl eine gute Entschuldigung für sein Verhalten, als auch ein passendes Urteil über seinen Nächsten ableiten kann, an dem er (zu Recht, wie er meint!) gesündigt hat.

Einfacher ausgedrückt:

Entweder ich halte mich selber für das Gesetz, bzw. bastele mir dank meines Intellektes meine eigenen Lebensregeln zusammen, denen ich mich „unterwerfe“ – dann bin ich kein Christ, sondern lebe am 1. Gebot der Gottesliebe vorbei – mit allen dazugehörigen Konsequenzen, die sich aus dem Zorn Gottes über meine Gottlosigkeit sowie die daraus erwachsenden Entgleisungen ergeben.

Oder aber ich bin an einem bestimmten Punkt in meinem Leben umgekehrt zu Gott und seinen vollkommenen Geboten und habe mich ihm und seiner Herrschaft unterworfen – habe ihm meine (realen!) Sünden bekannt und Vergebung dafür erfahren. Zwar kann ich auch dann noch vom Weg abkommen (z.B. durch lügen, schlechte Gedanken, etc.), aber das ist etwas anderes, als die Sünden der Inquisition, oder der Hexenverbrennung. Und es ist auch etwas anderes, als die Lebenshaltung des Gottlosen, der sich (irrigerweise) selber für gerecht hält und daher (ohne zu merken, wie sehr er danebenliegt) meint, gar keine Vergebung zu brauchen.

Oder noch kürzer:

Der Christ ist umgekehrt und lebt mit Gott – ein Leben der Liebe und der beständigen Umkehr, ("Wie Gott es sieht, so ist es richtig!") auch wenn er immer wieder einmal hinfällt. Der Nichtchrist aber lebt beständig ohne Gott – ein Leben in Selbstgerechtigkeit ("Wie ich es sehe, ist es richtig!"), und merkt oft nicht, dass er selbst am Boden liegt.

Wir alle haben die Wahl: Uns für klüger zu halten als Gott und nach unseren eigenen Regeln zu leben und dann die Ergebnisse solcher (weltweit vieltausendfach getroffenen) Entscheidungen in den Nachrichten zu bewundern oder uns unter Gottes Wort zu stellen und uns selbst von Ihm umgestalten zu lassen in das, was wir eigentlich sein sollten und uns wünschten, das es zumindest unsere Mitmenschen wären: Ebenbilder Gottes; vollkommen, gut, wahrhaftig und gerecht.


[iii] 2. Pe 2:1
[iv] 1Kor 5:1

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