Montag, 9. Januar 2012

Wer glaubt muss die Wissenschaft über Bord werfen...


Einwurf: Um das christliche Sinnbild zu festigen muss man nur „...ein paar Fakten umgehen, beispielsweise in dem man wissenschaftliche Erkenntnisse ... außer Kraft setzt und dann Wunder definiert, die zwar schlecht belegt sind, aber das eigene Denkgebäude festigen...“

Das ist die landläufige Sicht des Christentums. Und es gibt einen, wenn nicht mehrere gute Gründe dafür: Zuvorderst steht dabei sicher der Disput mit Galileo Galilei über das geozentrische Weltbild. Hier hat sich die Kirche an der Wissenschaft schuldig gemacht und diese Schuld ist ihr bisher ganz offenbar noch nicht vergeben worden. Vielmehr hat dieser Disput letztendlich wohl wesentlich zur Spaltung von Kirche und Wissenschaft beigetragen.

Dennoch müssen, entgegen dem Einwurf und der populären Vorstellung vom christlichen Glauben keine Fakten umgangen werden. Vielmehr werden im Einwurf, ein Wunder bedürfe „...der Außerkraftsetzung wissenschaftlicher Erkenntnis“, mehrere unausgesprochene und vom Disputanten möglicherweise nicht einmal bewusst bemerkte Annahmen ins Feld geführt, deren Wahrheitsgehalt jedoch keinesfalls bewiesen ist.

Doch der Reihe nach:

Wissenschaftliche Erkenntnis ist empirischer, oder historischer Natur.

Die empirischen Wissenschaften suchen dabei zuerst einmal nach Erkenntnis, die, nach dem Aufstellen von Postulaten, während wiederholbarer wissenschaftlicher Versuche gewonnen oder abgeleitet werden kann, indem die -den Postulaten widersprechenden oder sie stützenden- Fakten ausgewertet werden.

Da ein Wunder jedoch nicht wiederholbar ist, entzieht es sich den Methoden empirischer Wissenschaften.

Ein Wunder entzieht sich jedoch nicht den Methoden der historischen Wissenschaften – außer natürlich, man möchte allen Historikern oder Archäologen die Wissenschaftlichkeit generell absprechen. Und die wohl eher polemisch zu verstehende Bemerkung, dass Wunder schlecht belegt sind, kann man zumindest für das NT so sicher nicht behaupten, dem würde wohl jeder, sogar ungläubige, Historiker widersprechen, denn: Das NT ist historisch exzellent belegt[i]

Und zum Thema Wunder gibt es sicher auch einiges zu sagen[ii]. Eine gute Zusammenfassung hat C.S. Lewis in seinem Buch „Wunder“ gut beschrieben. Es gibt sie heute noch. Wunder treten dabei vermehrt dort auf, wo Gott sie zu dem ihnen zugewiesenen Zweck benötigt werden: In Missionsgebieten, wo das Wort Gottes zum ersten Mal gepredigt wird. Dort autorisiert Gott sein Wort und bestätigt damit die Authentizität seines Evangeliums „...der das Wort seiner Gnade bezeugte und ließ Zeichen und Wunder geschehen...“[iii]. Auch mir selbst sind, zusätzlich zu einer Begebenheit, bei der ich selber Zeuge sein dürfte, einige glaubhafte Berichte anderer Christen bekannt. Allein diese Tatsache sollte Skeptiker bereits überzeugen, denn: Jedes Faktum wiegt schwerer als hundert Theorien.

Gemeint war mit dem Einwurf jedoch ohnehin wohl eher: „Ein Wunder bedarf der Außerkraftsetzung physikalischer Gesetze“. Doch die Beweisführung für diese Aussage müsste erst noch geliefert werden. Insbesondere wäre der Einwand, Wunder würden gegen die Naturgesetze verstoßen, zumindest insofern zu hinterfragen, als dass zu klären wäre, welche konkreten physikalischen Gesetze denn für welchen Typ von Wunder konkret außer Kraft gesetzt werden müssen? Doch selbst, wenn es so wäre: Wären Wunder dann nicht erst recht der Beweis für die Authentizität der Person Christi, der von sich sagte, er sei Gott (Joh 5:18) und damit der Schöpfer und Urheber unserer Welt und ihrer Naturgesetze?

Dennoch sind viele Menschen ganz offensichtlich der logisch keinesfalls begründeten, oder gar bewiesenen Überzeugung, dass der Glaube an Christus ein wissenschaftliches Weltbild sozusagen a priori verbietet, bzw. genauer: nur unter Ausschluss wissenschaftlichen Denkens von einem Individuum ohne Widersprüche aufrecht erhalten kann. 

Ganz nebenbei: Mit diesem Argument schwingt auch noch eine andere Sicht mit – sicher ohne dies konkret zu wollen und wahrscheinlich auch ohne es zu bemerken – nämlich: das Christen entweder borniert, intellektuell beschränkt, ignorant oder schlicht dumm sein müssen. Viel zu wenig bekannt, oder vielleicht in Vergessenheit geraten zu sein scheint offenbar, welche Größen aus Kunst, Wissenschaft und Geschichte Christen waren oder sind (siehe auch die Schlussworte von "Alles ist relativ - auch der Sinn des Lebens?"[iv]).

Was der obige Einwurf zu übersehen scheint ist das Faktum, dass es sich bei der genannten Überzeugung „Glaube und Wissenschaft schließen sich aus“ um eine Meinung handelt – nicht um eine Tatsache.

Die Menschwerdung Gottes, sein Leben, Lieben und Sterben für uns Menschen, sowie seine Auferstehung sind jedoch historisch bestens belegt - sie sind Tatsachen.

Und dennoch haben Paulus und Jesaja allen Grund zur Klage:

„Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. 
Denn Jesaja spricht (in Jesaja 53,1): 
»Herr, wer glaubt unserm Predigen?« “[v]

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