Mittwoch, 26. November 2025

Johannes Evangelium 5,1–9a


Das Buch der Zeichen - Das 3. Zeichen - Die Heilung am Teich Bethesda, Teil 1: Jesus heilt einen unheilbar Kranken

Kurz nachdem Jesus den Sohn des königlichen Beamten geheilt hatte, gab es in Jerusalem wieder ein religiöses Fest und Jesus ging hin. Im Norden der Stadt gab es, südlich vom Schaftor, einen Teich namens Bethesda, was so viel heißt wie ‚Haus der Barmherzigkeit‘ oder ‚Haus der Gnade‘. Zum Schutz vor Wind und Wetter hatte man dort fünf Kolonnaden gebaut und überdacht. 

Unter diesen Säulengängen lag eine Unzahl von unheilbar Kranken, Blinden und Gelähmten und wartete darauf, dass das Wasser im Teich Wellen schlug. Von Zeit zu Zeit, so der Volksglaube, kam ein Engel und brachte das Wasser in Wallung — und wer als Erster hineinging, wurde angeblich gesund. 

Unter den unzähligen Kranken lag auch ein Mann, der sich schon seit 38 Jahren nicht mehr rühren konnte; eine tragische Lebensgeschichte. Und dann kommt Jesus. Er sieht ihn nicht nur an, er sieht ihm ins Herz: er weiß, wie sehr der Mann unter seiner Krankheit noch immer leidet. Und dann stellt er ihm die ungeheuerliche Frage:

»Willst du gesund werden?« die Frage erscheint auf den ersten Blick völlig gefühllos. Doch dahinter steckt Jesus‘ herzlicher Wunsch, die Hoffnung in diesem zutiefst resignierten Mann ganz neu anzufachen. Seinen Fokus weg zu lenken von aller irdischer Frustration - vom unerreichbaren Teich, von fehlenden Helfern und von seiner toten Hoffnung - hin auf ihn, den Retter.

In der Antwort des Mannes - »Ich habe niemanden, der mir hilft!« - schwingt dann auch so vieles mit: seine unerfüllte Sehnsucht, seine frustrierte Hoffnung, seine Einsamkeit und Resignation. Er hatte die Lösung von Menschen und Umständen erwartet, statt von Gott. In jedem Fall war das, was er für möglich hielt, durch seine Vorstellungskraft begrenzt.

Jesus lässt sich von der Trostlosigkeit des Mannes jedoch nicht beirren. Auch sieht er über seinen Mangel an Hoffnung voll Mitgefühl hinweg. Er steht über den Menschen; über den Umständen. Er ist der Helfer, den der arme Mann so lange entbehrt hatte. 

Und dann spricht er einen einzigen Satz: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!« Doch in diesen einfachen Worten steckt nicht nur eine Aufforderung, sondern auch die Bevollmächtigung durch den Schöpfer. Dem, der unser ganzes Universum mit seinem »Es werde Licht!« ins Leben rief. Und das Unglaubliche geschieht: der Mann ist geheilt, steht auf, hebt seine Matte auf und geht.

O-Ton: Bald darauf war ein jüdisches Fest und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. Am Schaftor in Jerusalem befindet sich ein Teich mit fünf offenen Hallen. Auf Hebräisch wird er Betesda genannt. Eine große Anzahl von Kranken lag ständig in den Hallen: Blinde, Gelähmte und Menschen mit erstorbenen Gliedern.

Unter ihnen war auch ein Mann, der seit achtunddreißig Jahren krank war. Jesus sah ihn dort liegen. Er erkannte, dass der Mann schon lange unter seiner Krankheit litt, und fragte ihn: »Willst du gesund werden?« 

Der Kranke antwortete: »Herr, ich habe keinen, der mir in den Teich hilft, wenn das Wasser sich bewegt. Wenn ich es allein versuche, ist immer schon jemand vor mir da.« 

Jesus sagte zu ihm: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!« Im selben Augenblick wurde der Mann gesund. Er nahm seine Matte und konnte wieder gehen. (Joh 5,1–9a)

Montag, 24. November 2025

Johannes Evangelium 4,43–54

 


Das Buch der Zeichen - Das 2. Zeichen - Jesus heilt den Sohn eines königlichen Beamten 

Nach zwei Tagen intensiver Gespräche mit den Dorfbewohnern ging es weiter ins 2-3 Tagesreisen entfernte Galiläa. Dort — in Nazareth, seiner Heimatstadt — hatte Jesus schon erlebt, dass niemand ihn anerkannte; dass alle in ihm nur den Zimmermann sahen. Aber in Kana, wo er Wasser in Wein verwandelt hatte, war er herzlich willkommen. Dort hatte sich auch herumgesprochen, was er in Jerusalem für außergewöhnliche Dinge getan hatte.

Genau zu der Zeit lag in Kafarnaum der Sohn eines königlichen Beamten — der wohl im Dienst des Vierfürsten Herodes Antipas stand — im Sterben. Als der mitkriegte, dass Jesus aus Judäa zurück und wieder in Galiläa war, machte er sich sofort auf den Weg. Als er dann bei Jesus angekommen war, hatte er nur einen einzigen Wunsch: Jesus sollte mit ihm mitkommen und seinen Sohn wieder gesund machen.

Anstatt ihm sofort zu helfen, kritisiert Jesus erst mal alle Anwesenden. Denn uns Menschen geht es meist zuerst um unsere Wünsche statt um Gott; um die Gabe, statt den Geber; um ein Spektakel, statt um echtes Vertrauen. Und doch bezeugen solche Zeichen Jesus‘ wahre Identität. 

Der Beamte — verzweifelt und den drohenden Tod seines Kindes vor Augen — fleht Jesus an, doch mit ihm zu kommen. Aber Jesus spricht nur ein Wort. Allerdings mit göttlicher Vollmacht: sein Sohn werde leben; er könne getrost nach Hause gehen.

Und der Beamte glaubte Jesus und ging zurück. Er war noch nicht zu Hause angekommen, da kamen ihm seine Diener schon mit der guten Nachricht entgegen, dass sein Sohn am Leben und wieder gesund sei; das Fieber habe aufgehört. Jetzt wollte es der Vater natürlich genau wissen. 

Und als er nachfragt, bestätigt sich seine Vermutung: sein Sohn wurde um ein Uhr mittags aus der Ferne geheilt, genau zu dem Zeitpunkt, an dem Jesus es gesagt hatte. Das überzeugte den Mann dann völlig und er selbst und seine ganze Familie kamen vollends zum Glauben. Das war — nach dem auf der Hochzeit zu Kana — das zweite Zeichen, das Jesus in Galiläa tat.

O-Ton: Nachdem Jesus zwei Tage dort geblieben war, verließ er die Gegend und ging weiter nach Galiläa. Er selbst hatte gesagt: »Kein Prophet gilt etwas in seiner Heimat.« Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Leute freundlich auf. 

Sie waren nämlich beim Passafest in Jerusalem gewesen und hatten alles gesehen, was er dort während der Feiertage getan hatte. In Galiläa kam Jesus auch wieder nach Kana, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. 

Damals lebte in Kafarnaum ein königlicher Beamter, dessen Sohn war krank. Als er hörte, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen war, ging er zu ihm und bat ihn: »Komm doch nach Kafarnaum und mach meinen Sohn gesund; er liegt im Sterben.« 

Jesus sagte zu ihm: »Ihr alle glaubt mir nur, wenn ihr Aufsehen erregende Wunder seht.« Der Beamte bat ihn: »Herr, komm doch mit mir, bevor mein Kind stirbt!« »Geh ruhig heim«, sagte Jesus zu ihm, »dein Sohn lebt!« 

Er glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und ging. Schon unterwegs kamen ihm seine Diener entgegen und berichteten: »Dein Sohn lebt!« Er fragte sie, seit wann es ihm besser gehe, und sie antworteten: »Gestern Mittag um ein Uhr hat das Fieber aufgehört.« 

Da erkannte der Vater, dass es genau zu der Stunde geschehen war, als Jesus zu ihm sagte: »Dein Sohn lebt!« Er kam zum Glauben an Jesus, er und seine ganze Hausgemeinschaft. Dieses zweite Wunderzeichen vollbrachte Jesus, als er von Judäa wieder nach Galiläa gekommen war. (Joh 4,43–54)

Mittwoch, 19. November 2025

Johannes Evangelium 4,35–42

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und die Frau aus Samarien (4): Saat, Ernte & Erweckung

Eben noch hatte er ihnen erklärt, wie es ihn satt macht, im Einklang mit Gottes Willen seiner Berufung zu folgen. Jetzt öffnet Jesus den Schülern die Augen für die geistliche Welt und für ihre Berufung. Dazu überträgt er ein Sprichwort aus dem Volksmund auf die geistliche Welt: in der Landwirtschaft und in der Mission gibt es Saat und Ernte. Doch in der Mission ist etwas anders: hier müssen sie nicht erst warten, bis die Ernte reif ist; das ist sie längst. Auch hier in Samarien, wo sie es am wenigsten erwartet haben.

Hier arbeiten Sämann und Schnitter Hand in Hand. Und seine Schüler dürfen sich gemeinsam mit ihm darüber freuen, dass sie jetzt schon ernten dürfen, was Jesus gerade eben erst gesät hat. In Form von Freude kriegen sie jetzt schon ihren Lohn, während sie tun, wozu er sie berufen hat: „Menschen fischen“. Er selber hat - wie schon die Propheten vor ihm - die gute Nachricht ausgesät: dass er der Messias ist. Sie brauchen nur noch einzusammeln, was sie nicht säen mussten.

Allein durch den Bericht der Frau, mit der Jesus am Brunnen so allwissend über ihr Leben gesprochen hatte, kamen viele der Dorfbewohner zum Glauben. Als sie ihm aber persönlich begegnen und ihn reden hören, werden es noch viel mehr. Zwei Tage bleibt er bei ihnen und am Ende bestätigen sie der Frau, was jetzt auch sie erkannt haben: sie hat sich nicht in ihm getäuscht — er ist tatsächlich der Retter der Welt.

O-Ton: Ihr denkt, wie es im Sprichwort heißt: 'Zwischen Saat und Ernte liegen vier Monate!' Aber ich sage euch: Macht die Augen auf und seht euch die Felder an! Das Korn ist schon reif für die Ernte. 

Er, der sie einbringt, erhält schon jetzt seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben. Er freut sich zur gleichen Zeit wie der, der gesät hat. Aber das andere Sprichwort, das trifft zu: 'Einer sät und ein anderer erntet.' Denn ich habe euch zum Ernten auf ein Feld geschickt, auf dem ihr nicht gearbeitet habt. Andere haben sich vor euch dort abgemüht, ihr braucht ihre Arbeit nur weiterzuführen.«

Viele Samariter in jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus, weil die Frau bezeugt hatte: »Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.« Als sie nun bei Jesus eintrafen, baten sie ihn zu bleiben, und er verbrachte zwei Tage bei ihnen. Da kamen noch viel mehr von ihnen zum Glauben aufgrund seiner Worte. Sie erklärten der Frau: »Jetzt glauben wir nicht länger wegen deiner Erzählung, sondern weil wir ihn selbst gehört haben. Wir wissen jetzt, dass er wirklich der Retter der Welt ist.« (Joh 4,35–42)

Freitag, 14. November 2025

Johannes Evangelium 4,27-34

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und die Frau aus Samarien (3): Mundpropaganda & Seelenfutter

Ganz offensichtlich waren seine Schüler zumindest verwundert, dass Jesus mit der Frau am Brunnen sprach; wenn es sie nicht sogar störte. Ob das daran lag, dass es in der Antike keine Gleichberechtigung gab oder dass die Frau aus Samarien war — für viele Juden eine religiöse Gegengruppe! — ist unklar. Dennoch wissen Sie instinktiv, dass Jesus immer nur das Gute tut, auch wenn es ihnen vielleicht gegen den Strich geht. Also lassen Sie ihre Fragen stecken.

Die Frau wiederum ist so begeistert über das, was sie gerade – über sich selbst und über Jesu Identität – gehört hat, dass sie alles stehen und liegen lässt. Sie läuft ins Dorf und redet mit genau den Leuten, denen sie bis jetzt so erfolgreich aus dem Weg gegangen ist. Und sie begeistert sie für genau die Frage, deren Antwort sie selbst so begeistert hat: ist Jesus wirklich der Messias?

Während die Frau ins Dorf unterwegs ist, kommen seine Schüler zurück. Und sie machen sich Sorgen, dass Jesus ihnen verhungert. Sie hatten ja gerade Brot aus dem Dorf mitgebracht. Und so drängen Sie ihn, doch etwas zu essen. Doch die Antwort, die sie bekommen ist so unerwartet, wie typisch für Jesus: er spricht in Bildern! Er redet von etwas zu essen, von dem sie keine Ahnung haben. 

Doch, weil sie ihn zu wörtlich nehmen, missverstehen sie, was er sagt. Sie glauben, jemand hätte ihm, während sie noch im Dorf waren, etwas zu Essen gebracht. Als Jesus das merkt, erklärt er ihnen, was er gemeint hat. Dass das, was ihn im Innersten satt macht, etwas ganz anderes ist. Nämlich, Gottes Willen zu tun; im Einklang mit ihm seinen Plan umzusetzen, für den er zu uns geschickt wurde: um uns zu retten.

O-Ton: In diesem Augenblick kehrten seine Jünger zurück. Sie wunderten sich, ihn im Gespräch mit einer Frau anzutreffen. Aber keiner fragte ihn: »Was willst du von ihr?«, oder: »Worüber redest du mit ihr?« 

Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen, ging ins Dorf und sagte zu den Leuten: »Da ist einer, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Kommt mit und seht ihn euch an! Ist er vielleicht der versprochene Retter?« Da gingen sie alle hinaus zu Jesus. 

Inzwischen forderten die Jünger ihn auf: »Rabbi, iss doch etwas!« Aber er antwortete: »Ich lebe von einer Nahrung, die ihr nicht kennt.« Da fragten sie einander: »Hat ihm vielleicht jemand etwas zu essen gebracht?« Jesus sagte zu ihnen: »Meine Nahrung ist, dass ich dem gehorche, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende. (Joh 4,27–34)

Mittwoch, 12. November 2025

Johannes Evangelium 4,15-26

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und die Frau aus Samarien (2): Jesus offenbart sich; überwindet alle Scham

Jetzt wird die Frau dann doch neugierig: wenn Jesus wirklich Zugang zu einer Quelle hat, die für immer allen Durst löscht, dann will sie dieses Wasser haben! Es wäre die ideale Lösung, um sich für immer zurückzuziehen und ihre Scham über ihr verkorkstes Leben vor den Blicken der Dorfbewohner am Brunnen zu verbergen. Doch Jesus kann sie nichts vormachen. Er weiß alles und kennt sie. Er schaut ihr ins Herz und spricht sie ohne Anklage auf ihren größten Schmerz hin an: auf ihren geplatzten Lebenstraum vom Eheglück, ihre unrechte Beziehung: die Wurzel ihrer Scham. 

Das ist ihr dann doch zu viel und sie wechselt erst einmal das Thema. Weil er ja offenbar ein Prophet ist und über ihre privaten Dinge Bescheid weiß, kann man ihn als religiösen Mann ja vielleicht in ein theologisches Gespräch verwickeln? — etwa darüber, was eigentlich der korrekte Ort ist, um zu Gott zu beten und ihn zu verehren? Aber Jesus lässt sich nicht kirre machen. Ihm geht es um etwas viel Wesentlicheres: er will mit ihr über ihre Erlösung sprechen.

Und darum führt er den Bogen ihrer Unterhaltung weg vom „korrekten Ort der Gottesbegegnung“ hin zur zentralen Frage: was ist mit der Qualität ihrer Gottesbeziehung? Der Geist Gottes befähigt ja jeden Menschen, Gott an jedem beliebigen Ort anzubeten. Aber was ist mit unserer Aufrichtigkeit? Wollen wir unsere Schuld und Scham vor Gott verbergen? Oder sind wir bereit ihm unser Herz zu öffnen? Uns ihm zu offenbaren? Wirklich wahrhaftig vor ihm zu werden? Denn das ist es, was Gott wirklich interessiert: dass wir echt werden vor ihm.

So langsam dämmert es der Frau, wer Jesus sein könnte. Und so bringt sie zu guter Letzt das Gespräch auf den Messias. Sie weiß, was die Propheten schon vor Jahrhunderten angekündigt haben: dass er eines Tages kommen und die Menschheit in alle Wahrheit führen würde. Jetzt - endlich! - ist sie offen für das, worüber Jesus schon die ganze Zeit mit ihr sprechen wollte: dass er es selbst ist; der Messias; der verheißene Retter, der sie erlösen kann von ihrer Sünde, Schuld und Scham.

O-Ton: »Herr, gib mir von diesem Wasser«, bat die Frau, »dann werde ich keinen Durst mehr haben und muss nicht mehr hierher kommen, um Wasser zu schöpfen.« Jesus sagte zu ihr: »Geh und bring deinen Mann her!« »Ich habe keinen Mann«, sagte die Frau. Jesus erwiderte: »Es stimmt, wenn du sagst: 'Ich habe keinen Mann.' Fünfmal warst du verheiratet, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt.« 

»Herr, ich sehe, du bist ein Prophet «, sagte die Frau. »Unsere Vorfahren verehrten Gott auf diesem Berg. Ihr Juden dagegen behauptet, dass Jerusalem der Ort ist, an dem Gott verehrt werden will.« Jesus sagte zu ihr: »Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, da werdet ihr den Vater weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten. Ihr Samariter betet zu Gott, aber ihr kennt ihn nicht; doch wir kennen ihn, denn die Rettung für alle Menschen kommt von den Juden. - 

Aber die Stunde kommt, ja sie ist schon gekommen, da wird der Heilige Geist, der Gottes Wahrheit enthüllt, Menschen befähigen, den Vater an jedem Ort anzubeten. Gott ist ganz anders als diese Welt, er ist machtvoller Geist, und alle, die ihn anbeten wollen, müssen vom Geist der Wahrheit erfüllt sein. Von solchen Menschen will der Vater angebetet werden.«

Die Frau sagte zu ihm: »Ich weiß, dass der Messias kommen wird, der versprochene Retter. Wenn er kommt, wird er uns alles sagen.« Jesus antwortete: »Er spricht mit dir; ich bin es.« (Joh 4,15–26)

Dienstag, 4. November 2025

Johannes Evangelium 4,1–14

 


Das Buch der Zeichen - Jesus und die Frau aus Samarien (1): Ein Umweg und ein Angebot

Schon Johannes war den Pharisäern ein Dorn im Auge, weil er ihnen das Volk abspenstig machte. Auch das Taufen - ein Zeichen der Umkehr! - ging diesen Selbstgerechten gegen den Strich. Dass Jesu Jünger jetzt in noch größerem Stil damit weitermachten, setzte dem Ganzen die Krone auf. 

Als Jesus von ihrem Unmut Wind bekam, wich er nach Galiläa aus. Der Weg dahin führte von Judäa nach Norden durch Samarien. Gegen Mittag kam er am Jakobsbrunnen an; ganz in der Nähe des kleinen Dorfes Sychar. Jesus — Gott und doch ganz Mensch! — war von der Wanderung erschöpft. Und so setzte er sich, um sich auszuruhen, an den Brunnen.

Während Jesus sich ausruhte — seine Schüler waren ins Dorf, um Essen zu kaufen — kam eine samaritische Frau zum Wasser holen. Dass sie allein in der Mittagshitze kam, hatte seine Gründe. Obwohl nun Juden und Samariter, die sich selbst für das einzig wahre Israel hielten, sonst nichts miteinander zu schaffen hatten, spricht Jesus die Frau an und bittet sie um Wasser. 

Dass er diesen religiösen Graben in Liebe überwindet, verblüfft die Frau: wer ist er und was ist sein Motiv? Jesus sagt ihr, dass wenn sie wüsste, wer er ist, und dass Gott uns in ihm beschenken will, sie ihn gebeten hätte, ihren spirituellen Durst zu löschen.

Noch ist Jesu Identität für sie verborgen. Auch hat sie nicht verstanden, dass Jesus von spirituellen Dingen spricht. Von daher ist es kein Wunder, dass die Frau noch immer skeptisch ist: er hat keinen Eimer aber bietet ihr Wasser an? Betrachtet er als Jude vielleicht sogar den Brunnen der Samariter mit Geringschätzung?! Wer glaubt er, dass er ist?! 

Jesus macht ihr klar, dass es nicht um irdisches Wasser geht, dass unserem irdischen Durst nur für kurze Zeit stillt. Das „Wasser“ von dem er spricht, ist ein Bild ist für etwas überirdisches, das nicht nur unsere tiefste spirituelle Sehnsucht stillt, sondern unsere Seele in eine Quelle verwandelt, die bis ins ewige Leben sprudelt.

O-Ton: „Jesus erfuhr, dass die Pharisäer auf ihn aufmerksam wurden, weil er mehr Anhänger gewann und taufte als Johannes. – Er selbst taufte übrigens nicht; das taten seine Jünger. – Deshalb verließ Jesus Judäa und ging zurück nach Galiläa. Dabei musste er durch Samarien ziehen. 

Unterwegs kam er in die Nähe des Dorfes Sychar, das nicht weit von dem Feld entfernt liegt, das Jakob einst seinem Sohn Josef vererbt hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war von dem langen Weg müde geworden und setzte sich an den Brunnen. Es war gegen Mittag. 

Da kam eine samaritische Frau zum Wasserholen. Jesus sagte zu ihr: »Gib mir einen Schluck Wasser!« Seine Jünger waren ins Dorf gegangen, um etwas zu essen zu kaufen. Die Frau antwortete: »Du bist ein Jude und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich da um etwas zu trinken bitten?« – Die Juden vermeiden nämlich jeden Umgang mit Samaritern. 

Jesus antwortete: »Wenn du wüsstest, was Gott den Menschen schenken will und wer es ist, der dich jetzt um Wasser bittet, dann hättest du ihn um Wasser gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.«

 »Herr, du hast doch keinen Eimer«, sagte die Frau, »und der Brunnen ist tief. Woher willst du dann das lebendige Wasser haben? Unser Stammvater Jakob hat uns diesen Brunnen hinterlassen. Er selbst, seine Söhne und seine ganze Herde tranken daraus. Du willst doch nicht sagen, dass du mehr bist als Jakob?« 

Jesus antwortete: »Wer dieses Wasser trinkt, wird wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nie mehr Durst haben. Ich gebe ihm Wasser, das in ihm zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt.“ (Joh 4,1–14)

Montag, 3. November 2025

Johannes Evangelium 3,31–36

 


Das Buch der Zeichen - Gottes Sohn bringt das Leben

Noch einmal erklärt Johannes, warum er ohne Probleme hinter Jesus zurück tritt: Jesus ist niemand geringeres, als Gott in menschlicher Gestalt. Er kommt vom Himmel. Und darum steht er meilenweit über uns. Johannes dagegen ist nur ein Mensch, wohnt auf der Erde und kann alles nur aus irdischer Sicht beurteilen. Jesus aber kann, weil er dort wohnt, mit Vollmacht über den Himmel reden: weil er alles mit eigenen Augen gesehen hat und alles, wovon er spricht, mit eigenen Ohren gehört hat.

Und obwohl das so ist, hört kaum jemand auf ihn; es ist zum Schreien. Gott, der Vater schickt seinen Sohn, um uns zu retten. Und durch den Heiligen Geist hat Jesus unbegrenzte Weisheit und Macht — er tut Wunder, wie niemand vor oder nach ihm! — und doch ignorieren wir, was er uns von Gott, dem Vater zu sagen hat. Die wenigen aber, die auf ihn hören, bestätigen ihm mit Brief und Siegel, dass Gott nichts als die Wahrheit sagt.

Am Ende spitzt Johannes der Täufer seine Rede auf einen einzigen, ja den zentralen Punkt der Entscheidung zu: Gott, der Vater hat Seinen Sohn nicht „einfach mal so“ geschickt, sondern mit ultimativer Autorität. Wer auf ihn vertraut, wird ewig leben. Wer seine Worte jedoch achtlos in den Wind schlägt, wird das ewige Leben nicht zu Gesicht bekommen, sondern bleibt zu Recht, wie unter einem Damoklesschwert, unter Gottes Zorn.

O-Ton: „Er, der von oben kommt, steht über allen. Wer von der Erde stammt, gehört zur Erde und redet aus irdischer Sicht. Er aber, der vom Himmel kommt, bezeugt das, was er dort gesehen und gehört hat.

Doch keiner hört auf ihn. Wer auf ihn hört, bestätigt damit, dass Gott die Wahrheit sagt. Der von Gott Gesandte spricht ja die Worte Gottes, denn Gott gibt ihm seinen Geist in grenzenloser Fülle. 

Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer sich an den Sohn hält, hat das ewige Leben. Wer nicht auf den Sohn hört, wird niemals das Leben finden; er wird dem Zorngericht Gottes nicht entgehen.“ (Joh 3,31–36)