[Predigt als Video] | [Predigt als MP3]
Einleitung
Heute erzähle ich Euch zum Einstieg mal eine Geschichte über meine Erziehung. Oder besser: über die Erziehung von mir und meinem Bruder. Mein Vater hat uns - meinen Bruder und mich – nämlich „mit Sprüchen großgezogen“, wie ich es heute nenne. Und damit meine ich nicht solche Platitüden, wie "Morgenstund hat Gold im Mund", sondern eher so krasse Sprüche, wie "quidquid agis, prudenter agas et respice finem", also "Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende." Oder chinesische Weisheiten, wie "Ein Schritt vor dem Ziel ist die Hälfte des Weges."
Einen dieser Sprüche hat er sich wohl offensichtlich von Aristoteles oder Goethe „gemopst“, denn Aristoteles hat den Spruch geprägt: „Man kennt einen Freund erst recht, nachdem man viel Salz mit ihm gegessen hat.“ Und Goethe hat es so formuliert: „Ehe du den Scheffel Salz mit dem neuen Bekannten verzehrest, darfst du nicht leichtlich ihm trauen.“ Mein Vater aber hat es auf seine Kernige Art zusammen gefasst und auf den Punkt gebracht und hat uns gesagt: "Kinder, ein Freund ist ein Mensch, mit dem Du einen Sack Salz essen kannst.“
Wenn man sich diesen Spruch mal auf der Zunge zergehen lässt, dann fallen einem daran 3 Aspekte auf; und zwar: 1. der Aspekt der „gemeinsamen Arbeit“. Denn einen ganzen Sack Salz aufzuessen, das ist schon ein Kunststück – da hat man einige Zeit zu tun! 2. der Aspekt von „gemeinsamem Leid“: Weil: es ist ja kein Sack voll Gummibärchen! Da hätte man sicher gleich 10 Freunde bei der Hand, die sich von Herzen gerne daran beteiligen würden, den Sack zu leeren.“ Aber ein Sack Salz?! Da hält sich der Appetit dann doch in Grenzen. Genauso, wie die Anzahl derer, die sich da noch gerne beteiligen würden an diesem Festschmaus. Und 3. ist da natürlich noch der Aspekt „der tiefen Verbundenheit“. Weil: Wie gern muss man jemanden haben, dass man dazu bereit ist, einen Sack Salz mit ihm zu essen? Also, ich meine: einen ganzen Sack? Nicht zwei Teelöffel voll. Auch nicht zwei Esslöffel voll. Ja, nicht einmal zwei Teller voll. Einen ganzen Sack! Ich meine, für so eine Aufgabe braucht man sicher ein ganzes Leben!
Das aber genau ist es, worum es hier geht: Um Menschen, die uns so tief verbunden sind, dass sie sich auch durch einen Sack Salz nicht davon abschrecken lassen, unsere Freunde zu sein. Um Menschen, die uns so tief verbunden sind, dass sie uns mit dem Sack Salz nicht alleine lassen, sondern mit anpacken. Um Menschen, die uns so tief verbunden sind, dass sie bereit sind, sich gemeinsam mit uns der Aufgabe zu stellen – selbst, wenn das Leid bedeutet.
Und um genau um diese Art von Verbundenheit geht es in unserem heutigen Text.
Aber der Reihe nach.
Was kommt also heute auf uns zu?
Was kommt also heute auf uns zu?
Unser heutiger Text: Zu Anfang möchte ich, wie immer, unseren heutigen Text mit Euch lesen Er steht im Philipperbrief im 1. Kapitel, in den Versen 7 und 8. Dieses Mal habe ich mich für die Neue Genfer Übersetzung entschieden, weil die den Inhalt, um den es geht, so richtig gut auf den Punkt bringt. Und was den Inhalt angeht, so werden wir sehen, dass es im großen und ganzen um 3 Aspekte der Verbundenheit geht. Verbunden in Dienst & Leid: Zum 1. um die Verbundenheit im Dienst. Dann 2. um die Verbundenheit im Leid. Tief verbunden im Herzen: Und last, but not least, 3. um die tiefe Verbundenheit im Herzen. Diese 3 Aspekte möchte ich gemeinsam mit Euch betrachten und Euch am Ende auch ein paar praktische Anregungen geben. Ein Aufruf an Dein Herz: Zuletzt möchte ich mit einem Aufruf an Dein Herz abschließen. Mit einem Aufruf, von dem ich überzeugt bin, dass er uns alle - Dich und mich - bereichern wird.
Unser heutiger Text
Hier also unser heutiger Text: Paulus schreibt "Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen, dass es mehr als selbstverständlich für mich ist, mit solcher Zuversicht an euch alle zu denken. Denn ob ich nun inhaftiert bin oder ob ich für das Evangelium eintrete und seine Wahrheit bekräftige – immer beteiligt ihr alle euch an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat, und habt damit auch Anteil an der Gnade, die er mich erfahren lässt. Gott weiß, wie sehr ich mich nach euch allen sehne; er ist mein Zeuge. Er weiß auch, dass hinter dieser Sehnsucht meine tiefe Liebe zu euch steht, eine Liebe, die Jesus Christus selber in mir gewirkt hat."
Verbunden in Dienst & Leid
Wenn man sich den Text so ansieht, so fallen mir daran die gleichen 3 Aspekte auf, die auch in der Redensart vorkommen, die mein Vater uns beigebracht hat. Diese 3 Aspekte sind: "Verbunden im Dienst“, "Verbunden im Leiden" und „Tief verbunden im Herzen“. Auf diese Aspekte möchte ich jetzt etwas detaillierter eingehen. Fangen wir einmal an mit der „Verbundenheit im Dienst“.
"Verbunden im Dienst“
(Paulus) schreibt: „Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen [...] Denn ob ich nun [...] für das Evangelium eintrete und seine Wahrheit bekräftige – immer beteiligt ihr alle euch an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat, und habt damit auch Anteil an der Gnade, die er mich erfahren lässt.“
Paulus saß ja nicht immer im Gefängnis. Dort war er ja erst hineingekommen, weil er missioniert hatte. Weil er für das Evangelium eingetreten war und die Wahrheit bekräftigt hatte. Dass wir „Alle [...] schuldig geworden [...] und [...] nicht mehr die Herrlichkeit wider[spiegeln], die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte.“ (Römer 3,23) Und dass, „[...] was sich keiner verdienen kann, [...] Gott in seiner Güte [schenkt]: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat.“ (Römer 3,24)
Und in dieser Arbeit war er nicht alleine gewesen – sondern die Philipper hatten ihn hier nach Kräften unterstützt. Oder wie Paulus es formuliert: „immer beteiligt ihr alle euch an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat.“ Besonders interessant finde ich dabei die beiden Universalbejahung: "alle". Ganz offensichtlich waren es nicht nur einige der Geschwister, die Paulus in seiner Arbeit als Missionar unterstützten – es waren alle. Das ist schon der Kracher! Was für eine Gemeinde! Da kann ich den Paulus gut verstehen, wenn er sagt: „Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen, dass es mehr als selbstverständlich für mich ist, mit [...] Zuversicht an euch alle zu denken.“ Oder „Gott weiß, wie sehr ich mich nach euch allen sehne; er ist mein Zeuge.“
Die Philipper waren also mit Paulus verbunden im Dienst. Alle! Und jetzt einmal eine ehrliche Frage an uns: „Was würde Paulus wohl in unserer Gemeinde erleben?“ Würde er das Gleiche auch über uns sagen? Also: „immer beteiligt ihr euch alle an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat.“ Nur mal exemplarisch: Was würde Jochen sagen? Oder Regina?
"Verbunden im Leiden"
Aber mit dem vorangegangenen Lob ist der Paulus ja noch nicht fertig. Die Philipper haben ja nicht nur alle immer fleißig bei der Evangelisation mitgeholfen. Paulus sagt ja auch: „Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen [...]. Denn ob ich nun inhaftiert bin [...] – immer beteiligt ihr alle euch an dem Auftrag, den Gott mir gegeben hat [...]“.
Paulus sitzt ja nun im Gefängnis in Rom. Und das war damals – noch viel mehr als heute – eine unglaubliche Schande. Denn damals hielten die Leute noch wirklich viel von solchen „old-style-Werten“ wie „Ehre“ und „Ruhm“ und „Heldentum“. Ein Gefangener aber war genau das Gegenteil von dem, wovon man in den griechischen und römischen Heldensagen träumte. Ein Gefangener war Abschaum. Ein Gefangener war eine Schande. Ein Gefangener war jemand, bei dem man sich besser nicht blicken ließ.
Denn: sich bei einem blicken zu lassen war auch gefährlich! - Vor allem als Christ! Es hätte leicht passieren können, dass auch die Philipper mit ins Gefängnis gewandert wären. Schließlich hatten sie sich ja „alle beteiligt“ an der missionarischen Tätigkeit des Paulus.
Aber die Philipper scheint das nicht interessiert zu haben. Sie liebten Paulus. Auch dann noch, als er im Gefängnis war. Und sie kümmerten sich unter Einsatz ihres Lebens um ihn, wie wir in späteren Predigten noch sehen werden. Obwohl er inhaftiert war, blieben die Philipper also immer noch mit Paulus tief verbunden.
Und auch hier möchte ich Dich etwas fragen – Dich und mich: „Wie reagierst Du, wenn Du mit Randgruppen der Gesellschaft in Kontakt kommst?“ „Mit dem Abschaum?“ „Mit denen, bei denen man sich besser nicht blicken lässt?“
Tief verbunden im Herzen
Und diese Liebe, diese Unterstützung, die er von den Philippern bekommen hat - diese Solidarität - dieser Zusammenhalt - das hat den Paulus nicht kalt gelassen. Er schreibt: „Geschwister, ich habe euch so ins Herz geschlossen“. Was für ein Zeugnis für seine tiefe Verbundenheit! Es ist als würde er sagen „Ich hab‘ Euch sooo lieb!“
Die gemeinsame Arbeit in Gottes Reich hat etwas gemacht mit Paulus‘ Herzen. Die herzliche Anteilnahme an seiner Gefangenschaft hat etwas wachsen lassen in Paulus‘ Herzen. Es hat seine Philipper von Herzen lieb gewonnen. Er bezeugt Ihnen "bei Gott" („Gott [...] ist mein Zeuge“), dass es „eine tiefe Liebe“ ist eine „eine Liebe, die Jesus Christus selber in [ihm] gewirkt hat.“
Und diese Liebe hat Folgen. Paulus schreibt: „Gott weiß, wie sehr ich mich nach euch allen sehne; er ist mein Zeuge.“ Solche Menschen – Menschen, die man liebt – die möchte man nicht missen. Man möchte sie am liebsten allezeit um sich haben.
Paulus sehnt sich nach der Gemeinschaft mit seinen Geschwistern in Philippi Warum? Weil er erfahren hat, wie Gott ihm in seinen Geschwistern begegnet ist. Weil er erfahren hat, wie Gottes Reich der Liebe um ihn wächst. Weil er in der Liebe der Geschwister der Liebe Christi begegnet. Weil da, wo die Liebe Christi regiert das Reich Gottes ist. Und wo die Liebe Christi regiert – da ist Frieden und Freude – da sind wir gern.
Alle 3 Aspekte gehören also zusammen: 1. Ein Freund ist nur dann wirklich ein Freund, wenn er nicht allein schöne Gefühle hervorruft, sondern auch mit anpackt. Und 2. ein Freund ist nur dann wirklich ein Freund, wenn er nicht allein mit anpackt, sondern uns auch in der Not zur Seite steht. Und 3. wenn er uns in der Not zur Seite steht, dann werden wir ihn über kurz oder lang lieben und uns nach ihm sehnen.
Wer aber hat diese Liebe gestiftet? Diese „tiefe Liebe“ aber ist die „Liebe, die Jesus Christus selber in [uns wirkt]“. Oder mit den Worten der Schrift: „[...] uns ist der Heilige Geist geschenkt, und durch ihn hat Gott unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt.“ (Römer 5,5)
Ihr Lieben! Heute feiern wir Abendmahl! Es ist die Liebe Christi, die wir feiern. Die Tatsache, dass Er für unsere Erlösung alles getan hat. Die Tatsache, dass Er uns – trotz unserer Schande - nicht im Stich gelassen hat. Die Tatsache, dass Er uns geliebt hat – mehr als sein Leben – und immer noch liebt.
Ein Aufruf an Dein Herz
Erinnert ihr Euch noch an mein Eingangsversprechen? Ich hatte angekündigt, dass ich mit einem Aufruf an Dein Herz abschließen möchte. Mit einem Aufruf, von dem ich überzeugt bin, dass er - Dich und mich - und uns alle - bereichern wird.
Und das hier ist mein Aufruf: Bitte mache Dich auf den Weg! Suche die Gemeinschaft zu Deinen Geschwistern! Baue neue Beziehungen auf! Wenn Du Dir dafür einen größeren Rahmen wünscht: Überlege Dir, ob Du Dich nicht einer unserer Kleingruppen anschließen möchtest?
Bitte frage Dich, wo es in der Gemeinde gerade Not gibt – wo zu viel Arbeit ansteht – und pack‘ mit an! Wir haben aktuell so viele „Lücken“: Im Lobpreis. In der Technik. In der Kinder- und Jugendarbeit. In der Gestaltung des Gottesdienstrahmens. In der Predigt. Und – und – und... Und wenn Gott Dich gerade „angestupst“ hat: bitte sprich jemandem aus der Leitung an und sag‘, wo Du Dich gerne einbringen willst.
Und bitte frage Dich, wo gerade ein Bruder oder eine Schwester leidet oder in Not ist – und sei für ihn / sei für sie da! Lade sie zum Abendessen ein – oder auf einen Kaffee – es ist sooo ein großes Geschenk (für beide!) Lass es Dir egal sein, ob sie in der Mitte stehen – oder am Rand! Schenke ihnen Dein Ohr! Schenke ihnen Deine Hände! Schenke ihnen Dein Herz! Ich möchte es noch einmal sagen: Bitte mache Dich auf den Weg!
Sei Du der Freund oder die Freundin, mit dem man einen Sack Salz essen kann.
AMEN.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen