Sonntag, 3. Oktober 2021

"Eine gesunde Gemeinde" (Philipper 1,1-5)

 [Predigt als MP3]


Einleitung

Heute geht es um die ersten 5 Verse im Philipperbrief. Heute geht es um die Frage „Was ist eine gesunde Gemeinde?“ Dazu möchte ich heute von Gottes Wort her etwas sagen.

  1. Was bedeutet „Gemeinde“? Gemeinde hat etwas zu tun mit Gemeinschaft. Und Gemeinschaft hat etwas zu tun mit Beziehung

  2. Was bedeutet das: „gesund“? Oder besser: Was ist eine gesunde Beziehung? Hier geht es um herzliche Verbundenheit; eine Verbundenheit, für die man dankbar ist

Eigentlich ist es ganz passend, dass heute Tag der Deutschen Einheit ist und auch Erntedank. Denn beim Tag der Deutschen Einheit geht es ja gerade um eine herzliche Verbundenheit; die Freude über den Mauerfall; den Jubel; die frohe Gemeinschaft.

Und beim Erntedank geht es um Dankbarkeit! Für die Früchte des Feldes - und im übertragenen Sinne auch (laut. Gleichnis vom Sämann), um die Frucht von Gottes Wort:  um gläubige Menschen. Dennoch möchte ich es heute mal von einer anderen Seite aufziehen. Und zwar mit einer Frage: "Für welche Art von Gemeinschaft sind wir dankbar?"

Gäste im Haus: Denken wir mal daran, wie es ist, wenn wir Gäste zu Hause haben. Es gibt ja (scherzhaft) das Chinesische Sprichwort: „Gäste immel gut sein. Wenn nicht gut sein, wenn kommen: gut sein, wenn gehen!".

Aber was sind dann „gute“ oder „schlechte“ Gäste? Für mich macht sich das fest am "Teilen von Couch und Kühlschrank". Bzw. am "Dinieren des Menüs mit Knigge im Hinterkopf". 

Was ich damit meine: Ich habe gute Freunde, die können einfach kommen und es ist kein Streß. Wenn sie Hunger haben, gehen sie einfach an den Kühlschrank und nehmen sich was - und wenn sie müde sind, dürfen sie gerne einfach auf der Couch einschlafen. 

Und dann sind da die 'offiziellen Gäste': die, für die man sich riesig Mühe macht, ein Menü zu kochen, für die man sich schick anzieht und die besten Manieren an den Tag legt. Diese Gäste sind furchtbar anstrengend - und das nicht, weil sie per se schlechte Menschen wären. Es fehlt einfach etwas, was den Abend irgendwie angenehm macht.

Und jetzt meine Frage: Welche Gäste habt ihr lieber zu Gast? Das hat etwas mit Vertrauen und der Tiefe der Beziehung zu tun, richtig? Und: wie tief wir uns kennen und wie tief wir uns vertrauen, das haben wir selbst in der Hand.

Und das gilt auch für die Gemeinde, denn: wie wohltuend wir Gemeinde erfahren, auch das haben wir selbst in der Hand. Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinde uns so lieb haben wie die „Couch & Kühlschrank Typen“ (mit viel Vertrauen, Offenheit, und Gemeinschaft).

„Und das ist sein Gebot, dass wir [...] uns lieben [...] untereinander [...].“  (1Joh 3,23)

„Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Joh 13,35)

Da liegt heute also der Fokus! Auf einer froh und dankbar machenden Gemeinschaft. Und wie wir noch sehen werden: auf einer Gemeinschaft, die an einem Strang zieht.


Worum es heute geht

  • Unser heutiger Text 
    • Zu Anfang möchte ich unseren heutigen Text mit Euch lesen: Philipper 1,1-5

  • Eine interessante Begrüßung
    • schon hier abzulesen: Eigenschaften einer gesunden Gemeinde

  • Ordnung muss sein! 
    • hier werden wir sehen: Struktur ist eine Eigenschaft einer gesunden Gemeinde

  • Ein Bomben-Team! 
    • hier geht es um das Herzstück! 
    • Darum ein Herz und eine Seele zu sein 
    • um echte Gemeinschaft & ums gemeinsame Anpacken!

  • Fragen an Dein Herz 
    • zum Schluss möchte ich Dir 4 anregende Fragen stellen
    • Es wird spannend!


Unser heutiger Text

1 Diesen Brief schreiben Paulus und Timotheus, die Jesus Christus dienen, an alle in Philippi, die mit Jesus Christus verbunden sind und ganz zu Gott gehören, an die Leiter der Gemeinde und die Diakone. 2 Wir wünschen euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn. 3 Ich danke meinem Gott immer wieder, wenn ich an euch denke, 4 und das tue ich in jedem meiner Gebete mit großer Freude. 5 Denn ihr habt euch vom ersten Tag an bis heute mit mir für die rettende Botschaft eingesetzt.


Eine interessante Begrüßung

Wir erinnern uns noch mal an den Kontext. Paulus sitzt im Gefängnis weil er evangelisiert hat - 
und schreibt an die Gemeinde in Philippi – die erste Gemeinde, die er in Europa gegründet hat - einer römischen Kolonie in der man es sich gut gehen lassen konnte - in Griechenland - nahe der Grenze zur Türkei: Und er schreibt:

1 Diesen Brief schreiben Paulus und Timotheus, die Jesus Christus dienen, an alle in Philippi, die mit Jesus Christus verbunden sind und ganz zu Gott gehören, an die Leiter der Gemeinde und die Diakone. 2 Wir wünschen euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn. 

An dieser Begrüßung fallen mir 3 Formulierungen auf
  1. die Jesus Christus dienen
  2. die ganz zu Gott gehören und 
  3. dass Paulus weiß, dass auch jeder in Philippi weiß, dass Gott unser Vater ist und dass Christus unser Herr ist. 
Lasst uns da mal genauer rein-zoomen:

Diener: „die Jesus Christus dienen“ Normalerweise stellt sich Paulus vor als ἀπόστολος (apostolos), also als Apostel, oder Gesandter - und den Timotheus als ἐπισκόπος (episkopos), also als Aufseher, Ältester, Leiter [oder Bischof]. Aber hier: als δοῦλοι (douloi), also als Knechte, oder Diener. 

Das ist ein wichtiges Detail ! Später im Brief wird Paulus noch viele Beispiele vom Dienen bringen, und zwar von Epaphroditus, von Timotheus, und nicht zuletzt von Jesus. Weil nämlich das Dienen wichtig ist! 

Das können wir uns also schon mal merken: Eine gesunde Gemeinde ist eine dienende  Gemeinde. Eine Gemeinde, die in ihrer Umgebung auffällt, weil sie etwas tut. Weil sie etwas beiträgt zum Wohl der Menschen um sie herum. Jesus hat das so formuliert: 

„Ihr seid das Licht der Welt!“ (Mt 5,14)
 
„Darum lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,16)

Heilige: Weiter schreibt Paulus an die, „die [...] ganz zu Gott gehören“. Im griechischen steht hier „ἁγίοις“ (hagiois), also "Heilige". Heilig bedeutet: abgesondert, beiseite gesetzt, besonders gemacht. Also weg vom Dreck der Welt – weg von der Sünde - es sind die, die mit Jesus Christus verbunden sind – die, die ganz zu Gott gehören.

Das scheint mir auch besonders wichtig zu sein. Weil wir Gott nämlich nur dann wirklich dienen können, wenn wir mit der Sünde gebrochen haben. Wenn wir uns Gott ganz zur Verfügung stellen – mit Haut und Haaren! Eine gesunde Gemeinde ist also auch ein hingegebene Gemeinde!

Vater und Herr: Und wenn Paulus schreibt: "Wir wünschen euch Gnade und Frieden 
von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn.", dann macht er auch damit eine Aussage über die Gemeinde: Die Gemeinde hat Gott zum Vater – und Christus zum Herrn.

Die Menschen in einer gesunden Gemeinde sind also auf der einen Seite geborgene und behütete und versorgte Menschen, denn sie haben Gott zum Vater, der für sie sorgt und sie beschützt. Und die Menschen in einer gesunden Gemeinde sind auf der anderen Seite auf Jesus ausgerichtete und fokussierte Menschen: Sie übernehmen ihre Definition von Gut und Böse nicht mehr von ihrer Umgebung oder ihren persönlichen Vorlieben.
  • Sie haben Christus als Herrn und Meister.
  • Sie folgen Seinen Geboten 
  • Sie folgen Seinem Wort
  • Sie haben den Heiligen Geist im Herzen
  • Sie folgen Seiner Stimme
  • In ihrer Intuition, in ihrem Gewissen

Struktur ist wichtig!

Lasst mich noch mal kurz zum ersten Vers zurück kommen...

3 Personengruppen: ... dort kann man nämlich sehen, dass Paulus und Timotheus an 3 verschiedene Personengruppen schreiben. Es heißt in Vers 1 nämlich "Diesen Brief schreiben Paulus und Timotheus [...]" 
  1. an alle in Philippi, die [...] ganz zu Gott gehören
  2. an die Leiter der Gemeinde und 
  3. die Diakone
Auf diesen Aspekt will ich nur ganz kurz eingehen. Auf jeden Fall man kann hier sehr schön sehen, dass eine gesunde Gemeinde auch eine gesunde Struktur hat: 

  1. Es gibt die „Heiligen“ – die für Gott ausgesonderten – die Gläubigen – die sich ganz Gott hingegeben haben: die Gläubigen

  2. Es gibt die „Episkopen“ – die Leiter – die Ältesten – die die Gemeinde leiten und sich auf strategischer Ebene um das geistliche, seelische und leibliche Wohl der Gemeinde konzentrieren.

  3. Es gibt die „Diakone“ – das sind die, die (δια κόνος) „in ihrer Eile Staub aufwirbeln“ – also diejenigen, die sich auf taktischer Ebene um das geistliche, seelische und leibliche Wohl der Gemeinde kümmern.
Eine gesunde Gemeinde ist also auch immer eine Gemeinde, die eine klare und biblische Leitungs-Struktur hat; in der jedes Glied seine Aufgabe hat. Oder mit den Worten von 1 Kor 12,12: 

„Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist.“


Ein Bomben-Team!

Als ich dann die Verse 3-5 gelesen habe, ist mir etwas aufgefallen. Dort heißt es ja:

3 Immer bin ich meinem Gott dankbar, wenn ich an euch denke, 4 und das tue ich in jedem meiner Gebete mit großer Freude. 5 Denn ihr habt euch vom ersten Tag an bis heute mit mir für die rettende Botschaft eingesetzt.“ (HOF Philipper 1:3-5)

Ich finde, in der Luther-Übersetzung kommt das noch besser raus:

3 Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke – 4 was ich allezeit tue in allen meinen Gebeten für euch alle, und ich tue das Gebet mit Freuden 5 für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tage an bis heute (DELUT1984, Philipper 1:3-5)

Paulus überschlägt sich förmlich mit Superlativen! Immerallezeit – in allen Gebeten – für alle.
Er kriegt sich bald gar nicht mehr ein vor Freude! Was muss das für ein Bomben-Team gewesen sein – dort in Philippi!

Wir erinnern uns: Paulus wünscht ihnen schon zu Anfang des Briefes nur das Beste: Gnade & Frieden! Was sind das für Menschen, denen Du Gnade und Frieden wünschst? Sind es nicht die, mit denen Du Dich innig verbunden fühlst? Die an Deinen Kühlschrank dürfen – und auf Deiner Couch einschlafen?

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Paulus ist, wenn er an die Philipper denkt, von Herzen dankbar! Was sind das für Menschen in unserer Gemeinde für die Du dankbar bist? Bist Du selber so ein Mensch – bzw. möchtest Du so einer werden?

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Paulus betet für die Philipper mit riesiger Freude! Es gibt ja Menschen, an die denke ich nur mit Bedrückung Und dann gibt es welche, für die ich von Herzen danken kann Für die ich mit Freude und wirklich von Herzen gerne bete. Wer sind diese Menschen in Deinem Leben? Wer sind diese Menschen, für die Du von Herzen gerne betest? Bist Du selber so ein Mensch – bzw. möchtest Du so einer werden?

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Gebetskreis: Und jetzt muss ich noch einen Herzenswunsch loswerden: Ich wünsche mir einen ganz besonderen Gebetskreis. Ich weiß, wir haben nicht nur einen Gebetskreis. Wir haben viele:

  • 9:15 Sonntagsmorgens... (1x pro Woche)
  • Gemeindegebetskreis (1x im Monat)
  • Hauskreise... 
Dennoch wünsche ich mir einen Gebetskreis, der gezielt für unsere Gemeinde betet. Nicht nur einmal im Monat – sondern öfter. Nicht nur mit wenigen – sondern mit vielen von Euch. Ich möchte beten:
  • Dass wir Gott begegnen
  • Dass wir lernen betend zu hören, was Er uns sagt – wohin Er uns führen will
  • Dass Gott unsere Herzen anzündet – und wir brennen für Ihn und Sein Reich
  • Dass Gott uns die Mitarbeiter schenkt, die wir brauchen
  • Und ich möchte, dass wir im Gebet so zusammen wachsen, dass wir einander – zwischen Couch und Kühlschrank – unsere Nöte anvertrauen. Dass wir zusammenwachsen. Uns vertrauen. Uns unterstützen. Uns gegenseitig das Herz ausschütten. Das wir selber so ein Bomben-Team werden, wie die Gemeinde in Philippi!

Fragen an Dein Herz

Darum möchte ich Dich zum Schluss 4 Dinge fragen:

  • Hast Du Frieden mit Gott?
    • Wie schaut es mit Deiner Gottesbeziehung aus?
    • Weißt Du schon, dass Gott Dein liebender Vater ist?
    • Dass Jesus Dein Retter ist – Dein Heiland – der Dir all‘ Deine Schuld von Herzen gern vergibt?
    • Hast Du ihm schon Dein Herz und Dein Leben anvertraut?
    • Wenn nicht, dann tue es heute – tue es jetzt!

  • Bist Du Jesus hingegeben?
    • Bist Du Jesus wirklich hingegeben?
    • Folgst Du Seinem Willen?
    • Wie schaut es bei Dir mit der Heiligung aus?
    • Orientierst Du Dich noch an den Wertvorstellungen der Welt?
    • Dienst Du noch Deinen Leidenschaften?
    • Wenn nicht: dann Kehr um! Heute! Und beginne ein Leben aus der Liebe Gottes heraus – ein Leben in Seiner Nachfolge.

  • Wo ist Dein Platz?
    • Wo bringst Du Dich ein in Gottes Reich? 
    • Wo lässt Du Dich von Jesus gebrauchen?
    • Bitte Gott von Herzen, Dir Deinen Platz zu zeigen! 

  • Möchtest Du mitbeten?
    • Dass wir ein Bomben-Team werden? 
    • Unter Gottes Leitung und Segen?
    • Dann sag‘ bitte Bescheid.

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