Sonntag, 25. April 2021

"Wie Gott möchte, dass wir mit geistlicher Korrektur umgehen" (2.Timotheus 2,23-26)

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Einleitung

Seit einiger Zeit kann ich in Online-Foren mit verfolgen, wie massenhaft „geistliche Weisheiten“ verbreitet werden. „Geistliche Weisheiten“ mit einem ziemlich abstrusen Inhalt. Spekulationen über die Endzeit, wie aus einem Sci-Fi Roman. Spekulationen mit einem so derartig abstrusen Inhalt, dass eigentlich schon beim Lesen der ersten Worte klar wird: hier stimmt irgendwas ganz gewaltig nicht.

Sicher: auch große Theologen haben hier und da mal spekuliert. Aber manche Spekulationen gehen dann doch echt zu weit. Kennt ihr das? Das es so Themen gibt, wo sofort das Blut in Wallung gerät? Wo ihr ihr spürt, dass Euer Gegenüber etwas von sich gibt, was irgendwie Explosionspotential hat? Und wo ihr sofort wisst: wenn ich mich da jetzt drauf einlasse – dann kracht es gewaltig. Dann gibt es Zoff. Und wenn es sich um scheinbar geistliche Themen handelt, dann kochen die Emotionen oft sogar noch schneller hoch!

Und dann gibt es noch etwas ganz anderes: Wirklich gute geistliche Gespräche. Gespräche, die in Liebe geführt werden – und in Geduld. Mit Freundlichkeit und in einer demütigen Haltung. Gespräche, die sicher auch mal kontrovers sein können. Aber Gespräche, die sich um den Kern des Glaubens drehen. Gespräche die uns weiter bringen. Gespräche die zu Christus führen – vielleicht sogar zum ersten Mal. Gespräche, die uns zu Christus zurück führen – zum Evangelium. Wohltuende Gespräche.

Schmeckt ihr den Unterschied?


Inhalt 

Darum geht es heute: Wie Gott möchte, dass wir mit geistlicher Korrektur umgehen.

  • Unser Text
    • Zu Beginn möchte ich mit Euch den Text lesen
    • Und kurz zusammenfassen, worum es geht
    • Und uns noch einmal in Erinnerung rufen,
    • „was bisher geschah“

  • Was wirklich wesentlich ist
    • Dann möchte ich gemeinsam mit Euch anschauen,
    • Welche Auswahl uns bei Themen der geistlichen Korrektur zur Verfügung steht

  • Was zu korrigieren ist
    • Und unter dem Titel „Was zu korrigieren ist“
    • Möchte ich mit Euch anschauen, für welche der beiden Möglichkeiten wir uns entscheiden sollten

  • Wie Korrektur gelingt
    • Nachdem wir gesehen haben, was die bessere Wahl ist,
    • Bleibt die entscheidende Frage: wie kann geistliche Korrektur gelingen?

  • Fragen an Dein Herz
    • Zum Schluss möchte ich uns die Möglichkeit geben,
    • Uns selbst anhand der Schrift zu prüfen

Lasst uns zu Anfang den Text gemeinsam lesen:


Unser Text

"Mit törichten Spekulationen hingegen, die nur von Unverstand zeugen, gib dich nicht ab. Du weißt ja, dass sie zu nichts anderem führen als zu Streitigkeiten. Und wer ein Diener des Herrn sein will, darf nicht streiten, sondern soll zu allen freundlich sein. Er muss fähig sein, die Lehre ´des Evangeliums` weiterzugeben, muss es gelassen ertragen können, wenn ihm Unrecht zugefügt wird, und soll denen, die sich gegen ´das Evangelium` stellen, geduldig den rechten Weg zeigen. Vielleicht gibt Gott ihnen ja die Möglichkeit zur Umkehr, sodass sie die Wahrheit erkennen und zur Besinnung kommen. ´Dann können sie sich` aus der Schlinge ´befreien`, in der sie der Teufel gefangen hält, um ihnen seinen Willen aufzuzwingen."

Kontext: Lasst uns noch mal kurz rekapitulieren, was bisher geschah: 

Paulus schreibt kurz vor seinem Tod einen Brief an Timotheus, seinen Sohn in Christus
den Leiter der Gemeinde in Ephesus. Er schreibt aus dem Gefängnis in Rom. Und was er schreibt, ist ein Abschiedsbrief. Was er schreibt, ist sein geistliches Vermächtnis. Er möchte Timotheus alles mit auf den Weg geben, was er als Gemeindeleiter wissen muss.

Im vorangegangenen Abschnitt ging es dabei um 2 Dinge: 
  • Timotheus soll sich (s. V14) „nicht um Worte streiten“, bzw. (V16) sich fernhalten „von ungeistlichem losen Geschwätz“. Das ist in unserem heutigen Text in (V23) gemeint, wenn Paulus Timotheus den Rat gibt: „Mit törichten Spekulationen hingegen, die nur von Unverstand zeugen, gib dich nicht ab“. In (1Tim 4,7) nennt Paulus diese Spekulationen „Altweiberfabeln“. 
  • Auf der anderen Seite gab es echte Irrlehrer: Hymenäus und Philetus, von denen es in (V18) heißt: „die von der Wahrheit abgeirrt sind und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und bringen einige vom Glauben ab.“ Das ist in unserem heutigen Text gemeint, wenn in (V25) die Rede ist von „denen, die sich gegen das Evangelium stellen“.

Zusammenfassung: In Ephesus, der Gemeinde, der Timotheus vorstand gab es also mindestens 2 Probleme:
  • Irrlehrer, die behaupteten, Jesus sei schon wiedergekommen und damit den Glauben der Geschwister ernsthaft ins Wanken brachten. 

  • Geplapper: Und obendrein dummes Geschwätz über Altweiberfabeln – sinnlose Debatten mit dem Potential schlimmen Streit zu entfachen. 
Fokus: Was Paulus dem Timotheus mit auf den Weg geben will – und darum geht es in unserem heutigen Abschnitt –, ist: Dass Timotheus sich auf die wirklich wichtigen Themen fokussieren soll; sich also nur dort in den Dialog zu begeben, wo wirklich wesentliche Aspekte der Lehre in Gefahr standen, oder wo der Glaube der Geschwister angefochten wurde.

Worauf Timotheus sich fokussieren soll ist, im Dialog — sanftmütig und Böses ertragend —, theologische Fehler zu korrigieren - und zwar auf der Sachebene – und nicht in hitzigen Debatten. Und das mit nur einem einzigen Ziel: die betroffenen Geschwister zurück auf den Boden von Gottes Wort zu holen. Die betroffenen Geschwister von Ihrem aufgewühlten Wahn zurück zum Evangelium zu führen. 

Was Paulus dem Timotheus mit auf den Weg geben will ist: Dass Timotheus sich mit dem Unfug mancher Debatten gar nicht erst abgeben soll. Es geht heute also darum, sich um die geduldige und sachliche Korrektur von Irrtümern in heilsnotwendigen Dingen zu kümmern,
anstatt sich in hitzigen Streitgesprächen über dumme und halbwahre Unwichtigkeiten aufzureiben, die überhaupt nichts bringen.


Wozu dieser Text?


In (V24) lesen wir: 

Und wer ein Diener des Herrn sein will, [...] muss fähig sein, die Lehre des Evangeliums weiterzugeben, [...] und soll denen, die sich gegen das Evangelium stellen, geduldig den rechten Weg zeigen. Vielleicht gibt Gott ihnen ja die Möglichkeit zur Umkehr, [...].

Es geht Paulus hier also als erstes um die Frage nach unserem FOKUS! Es geht Paulus hier also als erstes um die Frage nach dem was wirklich WICHTIG ist! Und es geht Paulus um den Unterschied zu dem, was eigentlich BELANGLOS ist!

Paulus möchte nicht, dass Timotheus seine Kraft mit dem Kampf gegen harmlosen Unsinn verschwendet. Zum einen, weil das Diskutieren über Spekulationen nur zu Streit führt - und Streit ist nun wirklich nicht das, was Gott sich für uns wünscht. Emotional aufgewühlter Streit ist nutzlos und kostet nur Kraft.

Und zum anderen, weil er all seine Kraft brauchen wird, um die Gemeinde nach Gottes Willen zu leiten. Weil er all seine Kraft brauchen wird:
  • Um die Gute Botschaft des Evangeliums weiter zugeben: dass Gott uns liebt! 
  • Um Unrecht gelassen zu ertragen. 
  • Um den Gegnern des Evangeliums geduldig den rechten Weg zeigen. 
  • Um Gottes Gnade Raum zu geben, der ihnen die Möglichkeit zur Umkehr gibt

  • Damit diese verirrten Seelen die Wahrheit erkennen und zur Besinnung kommen. 
  • Damit sie sich aus dem Gefängnis ihrer falschen Überzeugungen befreien können
  • Damit sie frei werden, den Willen Gottes zu tun – zu glauben – zu hoffen – zu lieben

Was zu korrigieren ist


Deswegen gibt Paulus dem Timotheus den guten Rat mit auf den Weg, zwischen Belanglosem und Wesentlichem zu unterscheiden:

Was ist dieses BELANGLOSE? Es sind törichte Spekulationen: Vermutungen, die nichts mit dem Evangelium zu tun haben. Hier mal ein praktisches Beispiel: Sind im mRNA Impfstoff kleine Chips drin, die uns alle fernsteuern? Oder ist die Patent-Nummer des Impfstoffs die Zahl des Tieres 666? Natürlich nicht – das ist eine völlig haltlose Spekulation – mit der ich mich hier auch gar nicht weiter aufhalten will. Aber lasst Euch bitte nicht jeden Bären aufbinden. 

Das soll übrigens nicht heißen, dass ich nicht glaube, dass wir am Ende der Endzeit leben – lest Matthäus 24! Das soll auch nicht heißen, dass ich nicht glaube, dass alles gut ist, was aktuell so auf diesem Erdball geschieht.

Was es heißt ist, das was Paulus meinte: Solche Spekulationen sind töricht (gr. mooras, dt.: dumm, engl. „moron“ (Dummkopf)) Sie zeugen von Unverstand (gr. apeideutos = ungebildet, nicht erzogen, ohne Zucht). 

Von solchen Spekulationen sagt Paulus: „gib dich nicht mit ihnen ab!“ Sie führen zu nichts anderem als zu Streitigkeiten! Timotheus soll Gespräche über solche Spekulationen also einfach links liegen lassen. Timotheus soll in solche Gespräche gar nicht erst einsteigen.
Denn Paulus weiß: 
  • mit solchen Debatten können wir prima unsere Zeit totschlagen 
  • mit solchen Debatten können wir prima unsere Kräfte verschwenden 
  • und mit solchen Debatten können wir ganz prima prächtig Streit vom Zaun brechen
Aber sie bringen uns in der Liebe und im Glauben und in der Demut keinen Millimeter weiter – im Gegenteil! Darum kommt Paulus zu sprechen auf das was wirklich WESENTLICH ist: Was zu korrigieren ist.

WESENTLICH ist vielmehr, dass: Timotheus – der ja der Leiter der Gemeinde in Ephesus ist, fähig sein soll, die Lehre des Evangeliums weiterzugeben. Und ich denke, dass gilt für jeden Gemeindeleiter! Timotheus soll denen, die sich gegen das Evangelium stellen, den rechten Weg zeigen – und zwar in Geduld. Er soll Ihnen die Möglichkeit zur Umkehr, geben, 
und zwar so, dass sie die Wahrheit des Evangeliums von der Liebe Gottes erkennen 
also so, dass sie zur Besinnung kommen; so, dass sie erlöst werden.

DAS WESENTLICHE IST ALSO : DER GLAUBE DER GESCHWISTER – UND UNSER ALLER LIEBE ZU GOTT UND DEN MENSCHEN.

Versteht ihr? Es geht um den Fokus auf heilsnotwendige Dinge Es geht um den Fokus auf das Evangelium. Es geht darum, alle Kraft darauf zu verwenden, Menschen in die Freiheit Gottes zu führen. Nicht darum, sie mit dem Streit um dumme Vermutungen zu verplempern.

Wenn nun also klar ist, dass es Wesentliches und Unwesentlich es gibt, und wenn klar ist, was das Wesentliches eigentlich ist, und wenn klar ist, dass wir uns nur um das Wesentliche kümmern sollten, dann bleibt natürlich die Frage: WIE?! Wie sollen wir uns darum kümmern?

Wie Korrektur gelingt

Es geht also darum, wie geistliche Korrektur – die Korrektur von wirklich wichtigen Dingen des Glaubens – gelingt. Paulus nennt dabei 4 Punkte:

  1. zu allen freundlich: „freundlich sein“ bedeutet: aus Stärke handeln, nicht aus Schwäche. Kein „anbiedern“, sondern authentisch und von Herzen reden und handeln. Nicht „aufgesetzt“. „Zu allen“; also nicht nur zu den „netten“, sondern auch gegenüber „denen, die sich gegen das Evangelium stellen“. 

  2. fähig, die Lehre des Evangeliums weiterzugeben: fähig: hier geht es um theologische Fachkompetenz, und um persönliche Reife. Wie schaut es dabei Dir aus? Bist Du fachlich kompetent? Die Lehre des Evangeliums; das ist: Gottes Liebe für die Welt, Christus am Kreuz, Gnade statt Werke.

  3. Unrecht gelassen ertragen: zugefügtes Unrecht "ertragen": (gr. anexikakon, dt. Böses ertragen) - ohne zurück zu schlagen; z.B. ad hominem Argumente, Unhöflichkeiten, Beleidigungen, und  Gemeinheiten. Und das "gelassen": also mit der Fähigkeit, nicht auf jeden persönlichen Angriff einzusteigen; mit Geduld; mit innerer Stärke; Leidensfähigkeit; mit Ausdauer.

  4. geduldig den rechten Weg zu zeigen: "geduldig" heißt: einen langen Atem haben; nicht gleich aufgeben; zu glauben, zu hoffen und zu beten! "den rechten Weg": die Beziehung zu Christus. Nicht Egoismus, sondern Liebe führt zu einem erfüllten Leben. Nicht religiöse Leistung, sondern Gottes Gnade rettet. Umkehr zu einem Leben mit Gott!
Damit geistliche Korrektur gelingt, braucht es also schon einiges. Es braucht den Fokus auf das Wesentliche. Es braucht die Frucht des Geistes: echte Liebe: – Freundlichkeit und Geduld. Es braucht die Gaben des Geistes: die Fähigkeit zu Lehren. Und es braucht persönliche Reife: Gelassenheit, innere Stärke und die Bereitschaft, um des Evangeliums willen auch Unrecht zu erleiden.

Wenn wir uns vor diesem Hintergrund einmal die Spannungen und Diskussionen in unserem eigenen Leben anschauen, dann möchte ich uns folgendes fragen:

Fragen an Dein Herz


„Wähle Deine Schlachten!“
  • Was ist Dein Fokus?
  • Was bestimmt Dein Handeln?
  • Was möchtest Du gerne ändern?

„Eure Güte 
laßt kund sein 
allen Menschen!“ 

(Philipper 4:5)


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