Donnerstag, 10. November 2011

Erwählung & Glaubensgerechtigeit – Eine Kurzanalyse von 2. Petrus 1:1

Im Luther-Deutschen ist 2. Petrus 1:1 wie folgt übersetzt:


„Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi, an alle, die mit uns
denselben teuren Glauben empfangen haben durch die Gerech-
tigkeit, die unser Gott gibt und der Heiland Jesus Christus“


Die Schlachter-Übersetzung gibt dabei die Quelle des Glaubens (eine Person!) etwas genauer wieder:

„Symeon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an die, welche einen
gleich wertvollen Glauben erlangt haben wie wir an die Gerech-
tigkeit unsres Gottes und Retters Jesus Christus:“


Beim Studium bin ich dann mit Hilfe einer Interlinearübersetzung und Robertson's unschätzbaren ‚Word Pictures‘ über einige Dinge gestolpert, die mir wert schienen, genauer betrachtet zu werden:

  • gleich wertvollen [iso-timon] ... wie wir:
von [iso]: gleich
und [timä]: Ehre, Privileg, Wert, Preis
Die Formulierung „ebendenselben teuren“, oder vielleicht sogar genauer: „den gleich wertvollen und ehrenvollen" Glauben bekommt dabei durch Verbindung mit dem „mit uns“ eine noch stärkere Aussagekraft: „mit uns“ meint: „mit mir, Petrus“, oder besser: „mit uns Aposteln“.

  • erlangt haben [la(n)chousin]
von [leakä]: Los, Schicksal.
Allgemein: etwas erlangen; zufallen: losen
Die Hauptbedeutungen sind: etwas durchs Los oder göttlichen Willen erhalten, erlangen, empfangen, zugeteilt bekommen. Oder auch: Das Los werfen/losen, durchs Los bestimmen erwählt werden, durchs Los zuteilen/bestimmen.

  • in Gerechtigkeit [en dikaiosyne]
[en] hat mehrere Bedeutungen – die wichtigsten sind wohl: örtlich: in, zeitlich: während und kausal: mittels
[dikaiosyne] hat ebenfalls mehrere Bedeutungen – die beiden wichtigsten sind wohl: die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit als die Erfüllung vorgeschriebener Pflichten und vor allem: Eine von Gott geschenkweise angerechnete Gerechtigkeit aus Glauben: der Gläubige wird aufgrund seines Glaubens von Gott in der Stellung eines "Gerechten" gesehen.


Der Bedeutungsreichtum der griechischen Begriffe lässt sich, wie ich finde, im Deutschen in derart komprimierter Form gar nicht aussagen; ich beneide die Übersetzer also nicht, die einerseits der Bedeutung treu bleiben und dennoch keine Übertragung oder Auslegung schaffen wollten. Ausgelegt sagt dieser einzige Vers dagegen unendlich viel mehr über die Größe der Gnade Gottes:

In der freien Gnadenwahl unsres Gottes und Retters Jesus Christus fiel Sein Los[1] auf uns. Vermittels der uns durch Ihn geschenkweise angerechneten Gerechtigkeit wurde uns der gleiche wert- und ehrenvolle, ja privilegierte Glaube zuteil, wie den Aposteln selbst.

[1] Ganz ohne unser Zutun, oder unsere Anstrengung, allein aufgrund der Liebestat Jesu Christi am Kreuz von Golgatha in der Er mit seinem Blut den vollen Preis für unser gottloses und eigenwilliges Leben bezahlte: den Tod. Sein Los fiel auf uns: Wir sind erlöst. Das Lösegeld ist bezahlt: Wir sind frei.

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