Montag, 1. Oktober 2012

Gemeinschaft mit Gott (Ps 27:1-14)


Text

1 Von David. Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? 2 Wenn die Übeltäter an mich wollen, um mich zu verschlingen, meine Widersacher und Feinde, sollen sie selber straucheln und fallen. 3 Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn. 4 Eines bitte ich vom HERRN, das hätte ich gerne: daß ich im Hause des HERRN bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des HERRN und seinen Tempel zu betrachten. 5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen. 6 Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich her sind; darum will ich Lob opfern in seinem Zelt, ich will singen und Lob sagen dem HERRN. 7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich! 8 Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz. 9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlaß mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil! 10 Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf. 11 HERR, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen. 12 Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht ohne Scheu. 13 Ich glaube aber doch, daß ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen. 14 Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!


Kommentar

Zusammenfassung

In diesem Psalmlied betet David in einer militärischen Krisensituation, in der es für ihn um Leben und Tod geht (Vers 2), zu Gott, seinem Heiland (Vers 1): Seine Feinde führen Krieg gegen ihn (Vers 3), haben ihn mit ihren Armeen umzingelt (Vers 6a) und bereits mit der Belagerung begonnen (Vers 3).

In dieser Situation flieht David gerne (Vers 4) im Gebet zu Gott, wo er Geborgenheit und Stärkung findet (Vers 5 und 6a): er betet Gott an (Vers 6b) und bittet Ihn um Seine Gegenwart und Führung, Seinen Beistand und Schutz (Verse 7-12). Im Gebet vor Gott gewinnt er genug Hoffnung, Trost und Stärke (Vers 13 und 14) um auf die Vorsehung Gottes und sein Eingreifen zu warten (Vers 14).


Struktur

Davids Lied ist grob in drei Teile unterteilt:

i) In den Versen 1-3 und 5-6 richtet David sich, fast wie im Selbstgespräch versunken, an seine Zuhörer und berichtet ihnen von Gottes Herrlichkeit und seiner daraus gewonnenen Herzenshaltung seinen Feinden gegenüber.

ii) In den Versen 4 und 7-12 wendet er sich mit seinen Bitten an Gott.

iii) In den abschließenden Versen 13-14 bezeugt er sein Vertrauen in die Güte Gottes und ermahnt seine Seele zur Bereitschaft, geduldig auf Gottes Eingreifen zu warten.


Inhalt

1 Trotz der sichtbaren und dringlichen Gefahr bleibt Davids Blick, anders als der Blick des Apostels Petrus (vgl. Mt 14:30) fest auf Gott und dessen unsichtbare Welt gerichtet. Wie Elia weiß David, dass die unsichbare Realität Gottes von viel entscheidenderer Bedeutung für den Ausgang seiner Sache ist, als die sichtbare Realität vor seinen Augen (vgl. 2Kö 6:16).

Gott, der ewig Seiende, der das Licht der Welt ist (Joh 8:12), erhellt seine Seele. ER, der unwandelbar Treue, der Heiland des Volkes Israel und der ganzen Welt (2Mo 20:2, Jes 43:3, Jes 43:11, Joh 4:42, 1Jo 4:14) ist auch Davids Heil.

David hat also zu Gott eine ganz persönliche Beziehung; er kann sagen: mein Licht und mein Heil. Der Allmächtige selbst (Hi 42:2), ER ist die Quelle, aus der David seine Kraft schöpft. Das ist der einzige Grund, warum David keine Angst hat: weil er weiß, dass dieser ewige, allmächtige, rettende Gott und Heiland für ihn ist, auf seiner Seite ist - wer könnte ihm da noch etwas antun (Rö 8:31)?

2 Angesichts der Übermacht Gottes an Davids Seite gilt vielmehr: seine Gegenspieler und Feinde, diese Verbrecher die ihn, Kannibalen gleich, am liebsten in Stücke reißen und völlig verschlingen würden, werden sie stolpern und hinfallen, weil Gott selbst, wie vor ihm schon für Gideon (Ri 7:22), auch für David streiten wird; Er hat es versprochen (vgl. 2Mo 14:14 und Sach 4:6).

3 Weil David das weiß und weil er Seinen Blick fest auf Seinen treuen Herrn gerichtet hält, hat er noch nicht einmal dann Angst, wenn bereits Krieg herrscht und ihm ganze Armeen gegenüber stehen. Vielmehr verlässt er sich ganz und gar auf Gott und Seine allmächtige Rettung und nicht auf seinen Verstand (Spr 3:5ff).

4 So hat denn auch Davids Herzenswunsch nichts mit Macht, Ruhm oder Reichtum zu tun, sondern er wünscht sich, sein Leben ungestört und in der Gegenwart Gottes verbringen zu dürfen: im Tempel Gottes, dessen Schönheit (siehe 2Mo 35:4ff) eine Augenweide ist und von dem er später dichten wird: "Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend" (Ps 84,11).

5 Im Tempel Gottes (vgl. 1Kor 3:16f), wenn das Herz still wird in der Betrachtung Gottes in Seinem Wort, weiß sich auch David von Gott versteckt und geborgen, hier wird er von Gott auf einen festen Felsen gestellt, das ist auf Christus (1Kor 10:4) den Eckstein, und mit ihm auf seine göttlichen Gerechtigkeit, mit der Er jeden gerecht macht, der an Ihn glaubt (Rö 3:26, Rö 4:5). Dieser Christus ist Davids und unser fester Grund im Himmel (Jes 28:16, Ps 89:3) und Seine Gerechtigkeit ist die, nach der wir streben sollen (Mt 6:33).

6 So von Gott gerecht gemacht, geborgen und der bleibenden Treue und Gegenwart seines allmächtigen Retters versichert, erhebt David ermutigt und gestärkt sein Haupt über seine Feinde und wünscht sich, inmitten des Krieges und der Belagerung!, ein Loblied zu singen: Ein Loblied zum Dank an den Ewigen, der ihn rettet, birgt und schützt.

7-8 In dieser Gemütsverfassung wendet David sich nun an Gott und bittet um die Gnade der Gebetserhörung, wohl wissend, dass ihm Gott trotz Seiner Güte nicht das Geringste schuldig ist (Rö 11:35). Vielmehr ist es David, der Gottes Befehlen Gehorsam schuldet und so beginnt er sein Gebet in Demut, indem er sich in seinen Wunsch (mit seinen Bitten vor das Antlitz des Allmächtigen zu treten), auf Dessen Wort beruft, welches ihm eben dies befiehlt. David, selbst ein König, weiß, wie er sich in Gegenwart des Höchsten zu verhalten hat und gibt in Seiner vorbildlichen Demut Gott allein die Ehre; und selbst das Wollen und Vollbringen solcher Demut ist gewiss durch Gottes Geist in Davids Herz gewirkt (Phil 2,13).

9 David weiß, er ist "als Sünder geboren, und [...] in Sünden empfangen" (Ps 51,7). Dank dieser heilsamen Erkenntnis ist er Gott gehorsam und fürchtet Ihn (5Mo 6:13) und bittet daher um das gar nicht Selbstverständliche: dass Gott ihn in Seinem gerechten und heiligen Zorn
nicht verstoße oder verlasse und vor allem Sein leuchtendes Antlitz nicht vor ihm verberge (vgl. 4Mo 6,25). Er versteht sich trotz seines Königtums zu Recht als Gottes Diener, dessen Wohlergehen völlig in der allmächtigen Hand seines Gottes liegt.

10 Und neben all dieser Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit auf der einen und der absoluten Heiligkeit seines Schöpfers auf der anderen Seite, leuchtet in Davids Gebet und Psalmlied an jeder Stelle Gottes Güte auf: selbst da, wo seine Eltern ihn verlassen, steht Sein Erlöser in Seiner Liebe treu zu ihm und nimmt ihn bei sich auf.

11-12 Jetzt erst, nachdem Er im Geiste Gott begegnet ist, sich vor Seiner Ehre und Heiligkeit in Demut gebeugt hat, sich seine Verpflichtung zum Gehorsam, seine Bedürftigkeit und seine Sündhaftigkeit samt Gottes Heiligkeit, Gnade und Güte ins Bewusstsein gerufen hat (vgl. das Vaterunser, Mt 6:9ff!), trägt David seine Bitte vor:

Wie später gegen Christus, so stehen auch gegen David falsche Zeugen auf und tun ihm mit ihren Meineiden ohne Gewissensbisse Unrecht. Und so bittet David, dass Gott ihn in dieser schrecklichen Lage beraten und ihm angesichts seiner Widersacher den richtigen Weg aus dieser Prüfung weisen und ihn vor deren hinterlistigen Plänen und abgekarteten Spielen beschützen möge (vgl. auch hier das Vaterunser, Mt 6:13ff!).

13-14 David schließt sein Gebet und Psalmlied - ungeachtet der ihn belagernden Armeen - im Glauben an die Güte Gottes und der daraus erwachsenden Hoffnung, auch dieses Gefecht zu überleben. Und so ruft er, durch die im Gebet erfahrene Gottesbegegnung im Glauben gestärkt und getröstet, seiner und auch unserer Seele zu, ohne Angst und voller Hoffnung auf Gottes verheißene Hilfe zu warten, die gewiss nicht ausbleiben wird: "Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!" (2Mo 14:14, Hab 2:3)

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