Mittwoch, 3. Oktober 2012

Das Ende Johannes des Täufers (Mt 14:1-12)

Text

1 Zu der Zeit kam die Kunde von Jesus vor den Landesfürsten Herodes. 2 Und er sprach zu seinen Leuten: Das ist Johannes der Täufer; er ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten. 3 Denn Herodes hatte Johannes ergriffen, gefesselt und in das Gefängnis geworfen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. 4 Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist nicht recht, daß du sie hast. 5 Und er hätte ihn gern getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten. 6 Als aber Herodes seinen Geburtstag beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Das gefiel dem Herodes gut. 7 Darum versprach er ihr mit einem Eid, er wolle ihr geben, was sie fordern würde. 8 Und wie sie zuvor von ihrer Mutter angestiftet war, sprach sie: Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johannes des Täufers! 9 Und der König wurde traurig; doch wegen des Eides und derer, die mit ihm zu Tisch saßen, befahl er, es ihr zu geben, 10 und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. 11 Und sein Haupt wurde hereingetragen auf einer Schale und dem Mädchen gegeben; und sie brachte es ihrer Mutter. 12 Da kamen seine Jünger und nahmen seinen Leichnam und begruben ihn; und sie kamen und verkündeten das Jesus.


Kommentar

Zusammenfassung

Dieser Text beinhaltet eines der erschreckendsten Zeugnisse menschlicher Verderbtheit im gesamten Neuen Testament und zeigt klar, wozu die sündige Natur des Menschen fähig ist, wenn sie sich nicht durch Gottes Wort in Buße Einhalt gebieten lässt: Herodes, ein Feigling, Ehebrecher, Säufer, Lüstling und Großmaul treibt sich selbst durch seine sündige Natur so sehr in die Enge, dass er, ohne Buße und Gottes Gnade, keinen anderen Ausweg mehr weiß, als zum Mörder zu werden und damit seine Ängste nur noch mehr zu schüren.

Doch dass der Größte unter den Menschen (Mt 11:11) durch die arglistige Verschwörung einer Ehebrecherin und deren zügelloser Tochter sein Leben verliert, steht der Tat des Herodes an Abscheulichkeit in nichts nach.

Tröstlich am Text bleibt allein das Zeugnis der Liebe der Jünger des Täufers und die Gewissheit, dass dem Cousin Christi selbst diese Greueltat noch zum Besten diente (Rö 8:28), denn sie beförderte ihn direkt in die ewige Gegenwart der Herrlichkeit seines geliebten Schöpfers, Erlösers und Herrn.


Struktur

Der Text gliedert sich in 4 Teile:
i) der Wahn des Herodes (Verse 1-2)
ii) der Grund für den Wahn: die Vorgeschichte (Verse 3-5)
Iii) der Grund für den Wahn: Sein Mord an Johannes (Vers 6-11)
iv) die Liebe der Jünger des Johannes (Vers 12)


Inhalt

1-2 Als Jesus nach Nazareth zog, war Johannes der Täufer bereits tot. Zu dieser Zeit hörte Herodes Antipas, Landesfürst v. Galiläa (20 v. Chr. - 39 n. Chr.), von den Wundern, den Dämonenaustreibungen und Heilungen, die Jesus vollbrachte. Herodes Antipas, ein Sohn aus vierter Ehe von Herodes dem Großen, dem Kindermörder von Bethlehem (Mt 2:16), war zu der Zeit, vermutlich wegen seines schlechten Gewissens, schon verfolgt von dem Wahn, Johannes sei von den Toten zurück gekehrt und treibe als Reinkarnation in Jesus sein Wesen.

3-5 Im folgenden erläutert uns der Evangelist Matthäus, wie es zu diesem Wahn kam: Einer der Halbbrüder des Herodes Antipas, Herodes Philippus I. (Herodes Boethos), ein Sohn aus dritter Ehe Herodes des Großen, war mit Herodias verheiratet, der Tochter des Aristobulos, einem Sohn aus zweiter Ehe Herodes des Großen. Herodes Philippus I. heiratete also seine Nichte.

Sein Halbbruder Herodes Antipas wiederum verliebte sich in Herodias, seine Nichte und Schwägerin. Herodias verließ daraufhin ihren Mann Herodes Philippus I. und Herodes Antipas verstieß seine erste Frau
Phasaelis. Dieser doppelte Ehebruch erregte den Anstoß Johannes des Täufers, der daraufhin dem Vierfürsten von Galiläa das Gesetz Gottes predigte: "Es ist nicht recht, daß du sie hast!" (2Mo 20:14).

Anstatt seine Sünde zu erkennen, zu bereuen und umzukehren, ließ Herodes Antipas jedoch Johannes festnehmen, fesseln und in den Kerker werfen. Am liebsten hätte er ihn sofort umgebracht, aber seine Charakterschwäche ließ dies nicht zu: er war ein Feigling und fürchtete die Meinung der Menschen mehr als die Wahrheit und das Gericht Gottes (vgl. Mt 10:28). Das Volk aber hielt Johannes zu Recht für einen Propheten. Und mit dem Volk wollte es sich der Tetrarch wohl auch aus politischen Gründen nicht verderben.

6-11 Als Herodes Antipas im Jahre 28 n. Chr. seinen wohl 48. Geburtstag feierte, tanzte Salome, die Tochter der Herodias, vor ihm und seinen Großen. Dieser Tanz erregte ein solches Gefallen bei Herodes, dass er sich zu dem Eid hinreißen ließ, ihr zu "geben, was sie fordern würde".

Auf welche Weise Salome wohl getanzt und in welchem Geisteszustand sich Herodes während seiner "Festlichkeiten" wohl befunden haben muss, um einen so prahlerischen und völlig gedankenlosen Eid zu schwören, dazu schrieb der "Fürst der Prediger", C.H. Spurgeon:
"Es ist kein Unrecht darin, Geburtstage zu feiern, aber es ist ein großes Unrecht in liederlichen Tänzen [...], die Böses anregen. Salome [...] vergaß ihren Rang und tanzte vor dem Hof nach der geilen Mode der Zeit, um einem wahrscheinlich betrunkenen Monarchen gefällig zu sein. Sie “gefiel dem Herodes“ [...] und wir können leicht vermuten, welche Art von Tanz ihm gefiel."
Mit dieser Reaktion hatte Herodias offensichtlich bereits gerechnet, denn sie hatte ihre Tochter bereits vor deren Auftritt dazu angestachelt, den Kopf des Täufers zu verlangen. So steht zu vermuten, dass der ganze Auftritt der Salome ein von langer Hand geplantes Komplott ihrer rachsüchtigen und hoch intriganten Mutter Herodias war, die die Prahlerei ihres betrunkenen Buhlen bereits vorausgeahnt hatte.

Dank seiner Prahlerei sitzt Herodes nun in der Falle seiner eigenen Sünde, das ist, seiner Menschenfurcht. Er hatte Johannes bei seiner Festnahme nur am Leben gelassen, weil er die Stimme des Volkes fürchtete. Und nun fürchtete er, sein Gesicht vor seinen Großen zu verlieren. Allein darum ist er traurig: nicht, weil ihn das Leben von Johannes dem Täufer auch nur im Geringsten kümmert, sondern vielmehr, weil er um seinen eigenen Ruf vor dem Volke fürchtet. Und so schickt er denn widerwillig Boten auf die Bergfestung Machärus und lässt den dort inhaftierten Heiligen köpfen.

Auf diese Weise werden Herodes' Sünden: Feigheit, Trinkgelage, Voyeurismus, Prahlerei und Menschenfurcht, samt der Unkeuschheit seiner Stieftochter und der Bosheit und Mordlust seiner Ehefrau zur Ursache des Todes des "Größten unter den Menschen" (Mt 11:11). Fast, wie um die Groteske zu vollenden, bringt Salome - ein Mädchen! - dann den von Blut überströmten Kopf des Propheten in einer Schale und übergibt ihn ihrer Mutter, die ihn letztlich gefordert hatte.

12 Erst im letzten Satz dieses Berichtes kehrt endlich die Nüchternheit und Traurigkeit der Wahrheit ein, die im Rausch des zügellosen und mörderischen Festes wie vernebelt schien: Ein Heiliger ist tot - und Trauer breitet sich aus unter denen, die ihn liebten: Seine Jünger kommen und begraben seinen Leib und überbringen auch Jesus die schreckliche Botschaft: sein geliebter Cousin ist tot.


Die ungeheuren Ereignisse, von denen uns in diesem kurzen Abschnitt der Heiligen Schrift berichtet wird, sollten uns eines lehren: Wie wichtig es ist, von unseren Sünden umzukehren, so lange noch Zeit dazu ist; und was geschehen kann, wenn wir den Ruf zur Umkehr in den Wind schlagen: Dann werden uns unsere sündigen Neigungen eines Tages selbst zu Fallstrick (Spr 29,6!) und unsere Schuld vor Gott nur um so größer. 

Gott gebe uns Gnade, dass es von uns nicht heißen muss: "Du aber mit deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufst dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes" (Röm 2,5), sondern dass wir uns warnen lassen, zu Gott umkehren, um Gnade bitten und es von uns heißen darf: "Es kam aber Furcht über alle Seelen [...]. Alle aber, die gläubig geworden waren, [...] lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden." (Apg 2:43-47). 

Letztlich bleibt vor Gott nur der bestehen, der die Tatsache(!) seiner Sündhaftigkeit anerkennt und sich in seiner Not in Demut an Gott wendet, wie der Zöllner im Gleichnis: "Der [...] aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus [...]. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden." (Lk 18:13-14).

2 Kommentare:

  1. ich schau mir bei Gelegenheit deine Seite sehr genau durch ...
    Gottes Segen dir in Jesus Christus.

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    1. Lieber Bruder Steffen, gerne! Ich bin schon sehr gespannt auf Dein Feedback. Auch Dir Gottes Segen. Herzlich, Michael

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