Mittwoch, 26. November 2025

Johannes Evangelium 5,1–9a


Das Buch der Zeichen - Das 3. Zeichen - Die Heilung am Teich Bethesda, Teil 1: Jesus heilt einen unheilbar Kranken

Kurz nachdem Jesus den Sohn des königlichen Beamten geheilt hatte, gab es in Jerusalem wieder ein religiöses Fest und Jesus ging hin. Im Norden der Stadt gab es, südlich vom Schaftor, einen Teich namens Bethesda, was so viel heißt wie ‚Haus der Barmherzigkeit‘ oder ‚Haus der Gnade‘. Zum Schutz vor Wind und Wetter hatte man dort fünf Kolonnaden gebaut und überdacht. 

Unter diesen Säulengängen lag eine Unzahl von unheilbar Kranken, Blinden und Gelähmten und wartete darauf, dass das Wasser im Teich Wellen schlug. Von Zeit zu Zeit, so der Volksglaube, kam ein Engel und brachte das Wasser in Wallung — und wer als Erster hineinging, wurde angeblich gesund. 

Unter den unzähligen Kranken lag auch ein Mann, der sich schon seit 38 Jahren nicht mehr rühren konnte; eine tragische Lebensgeschichte. Und dann kommt Jesus. Er sieht ihn nicht nur an, er sieht ihm ins Herz: er weiß, wie sehr der Mann unter seiner Krankheit noch immer leidet. Und dann stellt er ihm die ungeheuerliche Frage:

»Willst du gesund werden?« die Frage erscheint auf den ersten Blick völlig gefühllos. Doch dahinter steckt Jesus‘ herzlicher Wunsch, die Hoffnung in diesem zutiefst resignierten Mann ganz neu anzufachen. Seinen Fokus weg zu lenken von aller irdischer Frustration - vom unerreichbaren Teich, von fehlenden Helfern und von seiner toten Hoffnung - hin auf ihn, den Retter.

In der Antwort des Mannes - »Ich habe niemanden, der mir hilft!« - schwingt dann auch so vieles mit: seine unerfüllte Sehnsucht, seine frustrierte Hoffnung, seine Einsamkeit und Resignation. Er hatte die Lösung von Menschen und Umständen erwartet, statt von Gott. In jedem Fall war das, was er für möglich hielt, durch seine Vorstellungskraft begrenzt.

Jesus lässt sich von der Trostlosigkeit des Mannes jedoch nicht beirren. Auch sieht er über seinen Mangel an Hoffnung voll Mitgefühl hinweg. Er steht über den Menschen; über den Umständen. Er ist der Helfer, den der arme Mann so lange entbehrt hatte. 

Und dann spricht er einen einzigen Satz: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!« Doch in diesen einfachen Worten steckt nicht nur eine Aufforderung, sondern auch die Bevollmächtigung durch den Schöpfer. Dem, der unser ganzes Universum mit seinem »Es werde Licht!« ins Leben rief. Und das Unglaubliche geschieht: der Mann ist geheilt, steht auf, hebt seine Matte auf und geht.

O-Ton: Bald darauf war ein jüdisches Fest und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. Am Schaftor in Jerusalem befindet sich ein Teich mit fünf offenen Hallen. Auf Hebräisch wird er Betesda genannt. Eine große Anzahl von Kranken lag ständig in den Hallen: Blinde, Gelähmte und Menschen mit erstorbenen Gliedern.

Unter ihnen war auch ein Mann, der seit achtunddreißig Jahren krank war. Jesus sah ihn dort liegen. Er erkannte, dass der Mann schon lange unter seiner Krankheit litt, und fragte ihn: »Willst du gesund werden?« 

Der Kranke antwortete: »Herr, ich habe keinen, der mir in den Teich hilft, wenn das Wasser sich bewegt. Wenn ich es allein versuche, ist immer schon jemand vor mir da.« 

Jesus sagte zu ihm: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!« Im selben Augenblick wurde der Mann gesund. Er nahm seine Matte und konnte wieder gehen. (Joh 5,1–9a)