Sonntag, 9. August 2015

Vom verlorenen Schaf (Mt 18:10-14)

Text

10-11 Seht zu, daß ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel. 12 Was meint ihr? Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte? 13 Und wenn es geschieht, daß er's findet, wahrlich, ich sage euch: er freut sich darüber mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben. 14 So ist's auch nicht der Wille bei eurem Vater im Himmel, daß auch nur eines von diesen Kleinen verloren werde.


Kommentar

Zusammenfassung

Unsere Geschwister zu verachten heißt, ihrer Verführung zur Sünde des Abfalls vollkommen gleichgültig gegenüber zu stehen. Dies soll nicht so sein. Vielmehr sollen wir uns an Gottes Liebe orientieren, die uns am Bild des sorgenden Schäfers verbildlicht wird, und unseren irrenden Brüdern und Schwestern so lange nachgehen, bis wir sie voller Freude wieder in unsere Arme schließen können; in der Gewissheit, dass es Gottes unumstößlicher Wille ist, endlich jeden zu retten, den er einmal erwählt hat.


Struktur

10-11 Wir sollen unsere Geschwister, deren Engeln allezeit Gottes volle Aufmerksamkeit geschenkt ist, nicht durch unsere Gleichgültigkeit gegenüber deren Versuchung zum Abfall verachten.

12-13 Ganz im Gegenteil: an Gottes inbrünstiger Liebe sollen wir uns ein Beispiel nehmen, die den vom Wege Abgeirrten nachgeht, wie ein Schäfer seinem verirrten Schaf, bis Er sie voll Freude wieder in Seine Arme schließen kann.

14 Weil dies so ist, dürfen wir sicher wissen und mit Paulus sagen: "ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu." (Phil 1:6)


Inhalt

10-11 Im vorangehenden Abschnitt warnt unser Herr eindringlichst davor, auch nicht einen Seiner "Kleinen", auf welche Weise auch immer, zum Abfall zu verführen und mahnt auch uns auf's Schärfste, unser eigenes Tun mit äußerstem Einsatz von Sünde freizuhalten (Mt 18:6-9). Wie wir damit umgehen sollen, wenn die Sünde dennoch droht, die Gemeinschaft der Heiligen zu verderben, lesen wir im sich dem vorliegenden Abschnitt anschließenden Text. (Mt 18:15-17) Wenn also nun im vorliegenden Text die Rede von Verachtung ist (Mt 18:10), so ist damit eine Geringschätzung der Art gemeint, die sich in einer vollkommenen Gleichgültigkeit gegenüber der Tatsache ausdrückt, dass diese "Kleinen Gottes", unsere Geschwister, durch Sünde (Mt 18:15) zum Abfall verführt werden. (Mt 18:6)

Ganz im Gegensatz zu solch hochmütigem Herabsehen steht die Realität dessen, was im Himmel geschieht. Die Heerscharen der Engel, heilig und rein, welche den Gläubigen dienen (Heb 1:14), haben zu jeder Zeit völlig ungehinderten Zugang zum Allerhöchsten - ja sehen Sein Angesicht! -, solches Interesse hat Gott selbst am Wohl Seiner Kinder. Das ist es, was Jesus den Verächtern zuruft. Seht Euch vor! Irrt Euch nicht! Was immer ihr diesen Kleinen tut, seht zu, dass ihr Ihnen nicht durch Euer Verhalten schadet. Denn es sitzt jemand im Himmel, der sie liebt. Der sie so hoch achtet, dass er ihren Dienern jederzeit direkten Zugang zu sich gewährt. Vergesst es nicht! Dieser Jemand ist Gott, Euer Richter (1Chr 16:14, Ps 94:2), der auch mit dem endgültigen Gericht des Höllenfeuers strafen kann und, wenn es Not tut, wird. (Mt 18:3.6-9)


12-13 Ganz im Gegensatz zu solch verachtendem Verhalten stellt uns Christus, am Beispiel eines verirrten Schafes, Gottes Liebe dar. Auch nicht der kleinste Funke an Verachtung ist hier zu spüren angesichts der Verirrung, die im Gleichnis für die zum Abfall führende Sünde steht, sondern lauter Liebe. Hat sich auch das Schaf höchst selbst auf einen Irrweg begeben und sich der Obhut seines Hirten so entzogen, so ist hier von Strafe, und viel weniger noch von Geringschätzung, keine Rede. 

Die sorgende Liebe Gottes treibt Ihn vielmehr auf die Suche nach denen Seiner Kinder, die vom rechten Wege abgekommen sind und nun in der Irre umzukommen drohen. Wie groß die Liebe Gottes auch zu Seinen irrenden Kindern ist, zeigt sich dabei nicht nur darin, dass er sich um ihretwillen auf eine womöglich lange Suche macht, sondern sie äußert sich vor allem in der unbändigen Freude darüber, dass Er sie endlich wieder in die Arme schließen kann.

14 In gleicher Weise, wie der Schäfer fest entschlossen ist, seinem einem verirrten Schaf nachzugehen, um es vor dem sicheren Tod zu retten, so ist es auch der unumstößliche Entscheid unseres Himmlischen Vaters, dass nicht eines Seiner Kleinen verloren gehe. Vielmehr dürfen wir wissen, dass unser "Vater ... größer [ist] als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen." (Joh 10:29) Und in dieser Gewissheit darf unsere Seele zur Ruhe kommen: was unser allmächtige Gott sich einmal vorgenommen hat, das wird auch wahr werden. "Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht." (Rö 8:29-30)


Fragen und Anregungen zur praktischen Anwendung
  • Wenn nun Gott, der Allmächtige Souverän des Alls, Deinem sündigenden Bruder und Deiner verirrten Schwester nachgeht, willst Du Ihnen nicht auch nachgehen, Ihnen, die gar vom Abfall bedroht sind, bis Du sie wieder gefunden hast, und sie voll Freude umarmen?

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