Text
10-11 Seht zu,
daß ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch:
Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im
Himmel. 12 Was meint ihr? Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins
unter ihnen sich verirrte: läßt er nicht die neunundneunzig auf den
Bergen, geht hin und sucht das verirrte? 13 Und wenn es geschieht, daß
er's findet, wahrlich, ich sage euch: er freut sich darüber mehr als
über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben. 14 So ist's auch
nicht der Wille bei eurem Vater im Himmel, daß auch nur eines von diesen
Kleinen verloren werde.
Kommentar
Zusammenfassung
Unsere Geschwister zu verachten heißt, ihrer Verführung zur Sünde des
Abfalls vollkommen gleichgültig gegenüber zu stehen. Dies soll nicht so
sein. Vielmehr sollen wir uns an Gottes Liebe orientieren, die uns am
Bild des sorgenden Schäfers verbildlicht wird, und unseren irrenden
Brüdern und Schwestern so lange nachgehen, bis wir sie voller Freude
wieder in unsere Arme schließen können; in der Gewissheit, dass es
Gottes unumstößlicher Wille ist, endlich jeden zu retten, den er einmal
erwählt hat.
Struktur
10-11 Wir sollen unsere Geschwister,
deren Engeln allezeit Gottes volle Aufmerksamkeit geschenkt ist, nicht
durch unsere Gleichgültigkeit gegenüber deren Versuchung zum Abfall
verachten.
12-13 Ganz im Gegenteil: an Gottes inbrünstiger Liebe
sollen wir uns ein Beispiel nehmen, die den vom Wege Abgeirrten
nachgeht, wie ein Schäfer seinem verirrten Schaf, bis Er sie voll Freude
wieder in Seine Arme schließen kann.
14 Weil dies so ist, dürfen
wir sicher wissen und mit Paulus sagen: "ich bin darin guter
Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's
auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu." (Phil 1:6)
Inhalt
10-11 Im vorangehenden Abschnitt warnt unser Herr eindringlichst davor,
auch nicht einen Seiner "Kleinen", auf welche Weise auch immer, zum
Abfall zu verführen und mahnt auch uns auf's Schärfste, unser eigenes
Tun mit äußerstem Einsatz von Sünde freizuhalten (Mt 18:6-9). Wie wir
damit umgehen sollen, wenn die Sünde dennoch droht, die Gemeinschaft der
Heiligen zu verderben, lesen wir im sich dem vorliegenden Abschnitt
anschließenden Text. (Mt 18:15-17) Wenn also nun im vorliegenden Text
die Rede von Verachtung ist (Mt 18:10), so ist damit eine
Geringschätzung der Art gemeint, die sich in einer vollkommenen
Gleichgültigkeit gegenüber der Tatsache ausdrückt, dass diese "Kleinen
Gottes", unsere Geschwister, durch Sünde (Mt 18:15) zum Abfall verführt
werden. (Mt 18:6)
Ganz im Gegensatz zu solch hochmütigem
Herabsehen steht die Realität dessen, was im Himmel geschieht. Die
Heerscharen der Engel, heilig und rein, welche den Gläubigen dienen (Heb
1:14), haben zu jeder Zeit völlig ungehinderten Zugang zum
Allerhöchsten - ja sehen Sein Angesicht! -, solches Interesse hat Gott
selbst am Wohl Seiner Kinder. Das ist es, was Jesus den Verächtern
zuruft. Seht Euch vor! Irrt Euch nicht! Was immer ihr diesen Kleinen
tut, seht zu, dass ihr Ihnen nicht durch Euer Verhalten schadet. Denn es
sitzt jemand im Himmel, der sie liebt. Der sie so hoch achtet, dass er
ihren Dienern jederzeit direkten Zugang zu sich gewährt. Vergesst es
nicht! Dieser Jemand ist Gott, Euer Richter (1Chr 16:14, Ps 94:2), der
auch mit dem endgültigen Gericht des Höllenfeuers strafen kann und, wenn
es Not tut, wird. (Mt 18:3.6-9)
12-13 Ganz im Gegensatz zu solch
verachtendem Verhalten stellt uns Christus, am Beispiel eines verirrten
Schafes, Gottes Liebe dar. Auch nicht der kleinste Funke an Verachtung
ist hier zu spüren angesichts der Verirrung, die im Gleichnis für die
zum Abfall führende Sünde steht, sondern lauter Liebe. Hat sich auch das
Schaf höchst selbst auf einen Irrweg begeben und sich der Obhut seines
Hirten so entzogen, so ist hier von Strafe, und viel weniger noch von
Geringschätzung, keine Rede.
Die sorgende Liebe Gottes treibt
Ihn vielmehr auf die Suche nach denen Seiner Kinder, die vom rechten
Wege abgekommen sind und nun in der Irre umzukommen drohen. Wie groß die
Liebe Gottes auch zu Seinen irrenden Kindern ist, zeigt sich dabei
nicht nur darin, dass er sich um ihretwillen auf eine womöglich lange
Suche macht, sondern sie äußert sich vor allem in der unbändigen Freude
darüber, dass Er sie endlich wieder in die Arme schließen kann.
14 In gleicher Weise, wie der Schäfer fest entschlossen ist, seinem
einem verirrten Schaf nachzugehen, um es vor dem sicheren Tod zu retten,
so ist es auch der unumstößliche Entscheid unseres Himmlischen Vaters,
dass nicht eines Seiner Kleinen verloren gehe. Vielmehr dürfen wir
wissen, dass unser "Vater ... größer [ist] als alles, und niemand kann
sie aus des Vaters Hand reißen." (Joh 10:29) Und in dieser Gewissheit
darf unsere Seele zur Ruhe kommen: was unser allmächtige Gott sich
einmal vorgenommen hat, das wird auch wahr werden. "Denn die er
ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein
sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter
vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen;
die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber
gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht." (Rö 8:29-30)
Fragen und Anregungen zur praktischen Anwendung
- Wenn nun Gott, der Allmächtige Souverän des Alls, Deinem sündigenden Bruder und Deiner verirrten Schwester nachgeht, willst Du Ihnen nicht auch nachgehen, Ihnen, die gar vom Abfall bedroht sind, bis Du sie wieder gefunden hast, und sie voll Freude umarmen?
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