Sonntag, 29. September 2013

Christensein heute: Schafe unter den Wölfen...

Wir hier "im Westen" haben in der Regel keine Ahnung davon, was es heißt, verfolgt zu werden. Was das angeht, geht es uns gut. Vielleicht zu gut. So gut jedenfalls, dass wir großteils erhebliche Mühe haben, uns in die Situation unserer Glaubensgeschwister in der Welt hineinzuversetzen, deren tägliches Brot es ist, unter der Anfeindung, Verfolgung und Misshandlung durch Menschen anderer Glaubensrichtungen zu leiden.

Wie uns heute ein Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation Open Doors vor Augen führte, werden aktuell weltweit etwa 100.000.000(!) Christen unterschiedlicher Denominationen aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Christen sind damit die am meisten verfolgte Glaubensgruppierung auf unserem Planeten. Die mentale und körperliche Gewalt geht dabei nicht nur von einer, sondern von den unterschiedlichsten Glaubensgemeinschaften aus: Radikale Hindus, Buddhisten, Taoisten, Atheisten oder Kommunisten sind sich, so unterschiedlich ihre jeweiligen Glaubenssysteme sind, bezogen die Christen so einig, wie die Hohenpriester und Pharisäer damals über Christus: "Dieser ... tut viele Zeichen. Lassen wir ihn so, dann werden sie alle an ihn glauben. ... Von dem Tage an war es für sie beschlossen, dass sie ihn töteten" (Joh 11:47-53). Die überwiegende Mehrheit der Verfolgungsfälle gehen aktuell auf radikale Muslime wahabistischer und salafistischer Prägung zurück.

Der jährlich veröffentlichte Weltverfolgungsindex ist dabei eine Rangliste von 50 Ländern, die anzeigt, in welchen Ländern Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt und ausgegrenzt werden. Der Weltverfolgungsindex wird von einer Gruppe internationaler Experten in Zusammenarbeit mit Christen aus betroffenen Ländern erstellt. Mit diesem Index macht Open Doors auf die Situation der verfolgten Kirche aufmerksam, mit dem Ziel, dass verfolgten Christen auf den verschiedenen Ebenen geholfen wird. Der Index zeigt jedoch auch noch etwas anderes: Selbst in hochgradig christenfeindlichen Staaten gibt es eine lebendige und wachsende Kirche. Christen halten, trotz allen Schmerzes, im Verborgenen an ihrem Glauben fest. Doch sie benötigen unsere Hilfe. Hinter jeder Zahl in der Statistik stehen lebendige Kinder, sowie Frauen und Männer, die Tag für Tag damit leben, für ihr Bekenntnis zu Jesus Christus bespitzelt, misshandelt, verhaftet oder gar umgebracht zu werden. 

Was es mit der Verfolgung auf sich hat, wird bei genauerer Betrachtung der Evangelien deutlich; zeigen sie doch, dass Verfolgung kein Zufall ist oder gar eine Panne der göttlichen Vorsehung. Vielmehr liegen auch die schlimmen Dinge, die in manchen Ländern tagtäglich passieren, nicht außerhalb von Gottes Plan. Christus lehrte uns klar:  "Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen. Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis" (Mt 10:16-18). 

Als Christen werden wir von Gott also absichtlich wie Schafe unter die Wölfe geschickt. Doch warum? Oder besser, wozu? Die Antwort lautet: "ihnen ... zum Zeugnis". Gott möchte in Seiner Liebe, dass "allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1Tim 2:4). Allein darum ruft Christus uns auch heute noch auf: "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach" (Mk 8:34). Nachfolge bedeutet also auch, das Kreuz der Verfolgung zu tragen. Verfolgt zu werden bedeutet Schmerz und Leid. Die Erfahrung von Hass und Gewalt. Verfolgt zu werden bedeutet, in meinem Menschsein existenziell herausgefordert zu sein durch Emotionen von Trauer und Verletzung, Sorge und Furcht. 

Und das bedeutet, herausgefordert zu sein im Glauben und in der Verkündigung: Nicht zurück zu hassen, ängstlich einzuknicken und sich mundtot machen zu lassen. Nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten, aus Furcht vor Schmerzen die Flucht zu ergreifen oder zu schweigen. Sondern darauf zu vertrauen: "Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt" (1Kor 10:13). Und, im Angesicht von Leid und Furcht, mit den ersten Christen zu beten: "Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort" (Apg 4:29).

Diese Herausforderung jedoch ist ein Kampf. Und dabei "haben [wir] nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel" (Eph 6:12). Daher sind auch die Waffen, mit denen wir diesen Kampf zu kämpfen haben, "nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören" (2Kor 10:4). Diese Waffen sind: Wahrheit, Gerechtigkeit, Zeugnis, Frieden, Glauben, Errettung (Eph 6:11-17a). Vor allem aber sind es das Wort Gottes und das Gebet (Eph 6:17b+18). 

Und zwar nicht allein das Gebet für uns selbst, sondern für vor allem für unsere Glaubensgeschwister, die den Gefahren der Verfolgung ausgesetzt sind. Darum betete Paulus damals: "Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen und für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, dessen Bote ich bin in Ketten, dass ich mit Freimut davon rede, wie ich es muss" (Eph 6:18-20).

Wenn schon Paulus es nötig hatte, für sich beten zu lassen: wieviel mehr unsere verfolgten Geschwister in Ländern, wie Syrien, Ägypten, Nigeria, Sudan, Somalia, Pakistan, Indien oder China? Es ist wahr: "wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit" (1Kor 12:26). Unsere Geschwister haben es nötig, dass wir mit ihnen gemeinsam "die Waffenrüstung Gottes [ergreifen], damit [wir] an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten" können (Eph 6:13).


Darum bitte ich Euch gemeinsam mit Open Doors: Unterstützt unsere verfolgten Geschwister mit Eurem Gebet und gebt ihnen damit die Gewissheit: Ihr seid nicht allein, wir stehen an eurer Seite! Konkrete Infos darüber, wofür ihr beten könnt, findet ihr auf der Gebetsseite von Open Doors. Aus aktuellem Anlass hier auch noch der Hinweis auf die laufende Petition für Syrien. Bitte nehmt daran teil und unterstützt damit unsere Geschwister, die nicht unter dem Regime von Präsident Baschar al-Assad zu leiden haben, sondern aktuell laut UN-Resolution noch immer von Konsequenzen, die von wirtschaftlichen Sanktionen bis hin zu einem Militärschlag reichen können, bedroht sind. 

Weitergehende Informationen zur Situation der Christen in Syrien findet ihr hier in einem Artikel aus der 'Welt'. Auch Informatinoen über die UN-Resolution sind auf der Seite der 'Welt' einsehbar.

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