Sonntag, 8. September 2019

„Was muss ich tun, um heilig zu werden?“ (Johannes 19,30)

[Predigt als MP3]

Einleitung

MOTIVATION: Zu dieser Andacht hat mich ein Vers aus den Evangelien inspiriert - das Wort Jesu am Kreuz aus Johannes 19,30 "Es ist vollbracht“. In Verbindung mit anderen Stellen aus der Bibel hat mir diese Stelle einmal mehr die Augen dafür geöffnet, was dieses "es ist vollbracht" für mich ganz persönlich bedeutet – was es für uns bedeutet - und was es insbesondere für unsere Heiligung bedeutet - und für unsere oftmals völlig falschen Vorstellungen davon. Doch bevor ich davon anfange, wie das mit der Heiligung denn nun wirklich funktioniert und was des Rätsels Lösung ist, möchte ich Euch erst mal mit hinein nehmen, wie ich meine Heiligung oft erlebt habe: Frustrierend! Ich habe ganz oft das Gefühl: „Ich werde ja nie „fertig“ werden!“

MEINE GRÖßTEN HINDERNISSE IN DER HEILIGUNG: Furcht vor neuen Herausforderungen; Zukunftsängste; Überlebensängste; Gefühl un-geborgen und verlassen zu sein. Lust der Augen: in Zeiten von starker Frustration und Anfechtung: Flucht die Scheinwelt von Nähe und Geborgenheit. Zorn: bei Unrecht und Gefährdung im Straßenverkehr; bei Respektlosigkeit im täglichen Leben.

DAS EIGENTLICHE PROBLEM: Nicht das wir sündigen ist das eigentliche Problem, sondern dass wir nicht damit aufhören können. Aus Römer 7 wissen wir: Alle eigene Anstrengung führt ja zu nichts – außer zu noch mehr Sündenerkenntnis: In Römer 7,15 lesen wir: „Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich.“ Und aus Römer 7,19: "Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich." Und schließlich aus Römer 7,24: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes?“. Es scheint einfach hoffnungslos! Daher dann auch die Frage: „Wie funktioniert das mit Römer 8 – das mit dem "Leben im Geist"?“ Schließlich lesen wir in Römer 8,13: „[…] wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben.“» Aber wie soll das gehen? Kennt ihr dieses Ringen? Diese Verzweiflung, von der Paulus hier schreibt?

DIE FRAGE IST ALSO SCHEINBAR: „Was muss ich tun, um heilig zu werden?“  Und, damit es konkret wird, möchte ich Euch da mal ganz persönlich in die Pflicht nehmen und Euch bitten, Euch mal ganz im Stillen eine Frage zu beantworten, was Eure ganz persönliche Heiligung angeht: 

WAS IST DEIN GRÖßTES HINDERNIS IN DER HEILIGUNG? 

  • Arroganz, Hochmut, Eingebildetsein und Stolz?
  • Geldliebe? Geiz? Habgier?
  • Süchte? Pornografie? Drogen? Spielsucht?
  • Maßlosigkeit? Völlerei? Kaufräusche?
  • Neid? Eifersucht? Missgunst? Bitterkeit?
  • Faulheit? Lauheit? Feigheit? Trägheit?

Du musst es niemandem sagen. Aber wenn Gottes Geist Dir beim Anhören dieser Liste auf die Schulter getippt hat, dann halte diesen Gedanken bitte fest. Denn an genau an diesem Punkt geht es um Deine ganz persönliche Heiligung. <PAUSE> Und genau diesem Punkt ist die heutige Andacht gewidmet. Denn das ZIEL DER HEUTIGEN ANDACHT ist es: die Frage zu beantworten: "Heiligung? Ja! - Aber wie?"


Inhalt

Diese Frage nach der Heiligung, danach, wie das gelingen kann mit der Heiligung – darum soll es heute gehen. Die Frage lautet also: „Was muss ich tun, um heilig zu werden?“ Diese Frage möchte ich beantworten. Dazu werde ich ein Wort Christi am Kreuz aus Johannes 19,30 in den Mittelpunkt stellen. Und ich werde einige andere Bibelworte dazu in Bezug setzen. Dazu möchte ich
  1. Gottes Sicht auf das Thema aus Seinem Wort beleuchten
  2. Die Kernaussage von Johannes 19,30 (und der dazu in Bezug gesetzten Verse) klar herausstellen. 
  3. Und letztlich die Frage stellen, was das für uns für eine praktische Bedeutung hat.
Zum Schluss möchte ich Dir 2 Fragen stellen - Fragen an Dein Herz

1. Unser Text

„Jesus [...] sprach [...] Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30)

Ich hatte Euch ja eingangs gesagt, dass dieses Wort Christi am Kreuz mir einmal mehr die Augen dafür geöffnet hat, was dieses „Es ist vollbracht“ für meine ganz persönliche Heiligung bedeutet. Und das hat etwas mit einigen Bibelstellen zu tun. Die möchte ich Euch jetzt einmal vorstellen und Euch dann mal 2 Fragen dazu stellen:

Jes 43,1 „Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, [...] und dich gemacht hat, [...] Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ WER hat uns geschaffen? Gott. Wieviel Leistung mussten wir dafür erbringen? Keine. ---- Mussten wir dafür etwas bezahlen? --- Unsere Schöpfung war also ein Geschenk!!

Römer 8,29-30  „Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, daß sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.  Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.“ WER hat uns ausersehen, vorherbestimmt, berufen und gerecht gemacht? Das war auch Gott, richtig? Mussten wir da irgendwas großartig leisten, damit Gott das macht? Nein? Dass hat auch Gott ganz alleine gemacht! Dazu ist Jesus aus Liebe am Kreuz gestorben: um die Strafe für unsere Schuld zu bezahlen. Und dazu ist er auferstanden: Um uns Seine Gerechtigkeit zu schenken. Unsere Erwählung und unsere Rechtfertigung sind also auch ein Geschenk. WER wird uns eines Tages verherrlichen? Wer wird machen, dass wir mit einem unsterblichen Leib für alle Ewigkeit in Gesundheit und Freude leben können? In vollkommener Liebesgemeinschaft mit Gott? Das wird auch Gott machen. Unsere Verherrlichung ist also auch ein Geschenk.

Aber jetzt kommen wir, oder? Jetzt müssen wir uns kräftig anstrengen, damit das auch was wird mit der Heiligung. Oder? Wir müssen feste glauben und uns noch mehr anstrengen, damit wir auch ganz bestimmt heilig werden, oder? Schauen wir mal:

Joh 6,29 „Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ WER macht, dass wir Glauben? Wessen Werk ist das? <PAUSE> Also der Glaube ist auch ein Geschenk!

Phil 1,6 „ich bin darin guter Zuversicht, daß der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.“ Und was ist das für ein Werk? 2Kor 3,18 „Wir alle sehen in Christus mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit Gottes wie in einem Spiegel. Dabei werden wir selbst in das Spiegelbild verwandelt und bekommen mehr und mehr Anteil an der göttlichen Herrlichkeit. Das bewirkt der Herr durch seinen Geist.“ (GNB). WER verwandelt uns in Christi Spiegelbild? WER wirkt unsere Heiligung? Gott wirkt sie! Durch den Heiligen Geist! <PAUSE> Ihr Lieben! Auch unsere Heiligung ist ein Geschenk!

Ich finde, das ist so unfassbar. Das ist so zum Gott loben! Das ist doch der Kracher, oder?! Ich finde, das ist überhaupt nicht zu fassen! Gott schenkt uns einfach alles!! ALLES!!

2. Die Kernaussage


Also noch mal langsam zum Mitschreiben: Gott tut in unserer Errettung und Erlösung einfach alles: Vom Vorherwissen und -bestimmen (Rö 8,29) über das erschaffen (Jes 43,1), hin zum Berufen (Rö 8,30), Erlösen (Lk 1,68), Glauben (Joh 6,29) und Rechtfertigen (Rö 8,30), das Verwandeln und Gleichgestalten (2Kor 3,18), bis hin zum Vollenden (Phil 1,6) und Verherrlichen (Rö 8,30). 

Unsere Aufgabe ist daher keine krampfhafte Aktivität. Es ist ja GOTTES WERK. Nicht unseres. Wir müssen uns nicht abkrampfen. Wir müssen nicht angsvoll zittern, ob wir es schaffen werden. Gott selbst hat uns versprochen, dass Er das das gute Werk, das Er in uns angefangen hat auch vollenden wird bis an den Tag Christi Jesu. (Phil 1,6). Und warum: Weil Jesus am Kreuz dafür bezahlt hat. Weil Jesus am Kreuz dafür den Grundstein gelegt hat. Den Preis bezahlt hat. Darum heißt es „Es ist vollbracht“. Aus Gottes Sicht ist unsere Erlösung und Heiligung und Verherrlichung eine längst ausgemachte Sache. Nur für uns vollzieht sie sich in der zeit. Aus Gottes Perspektive ist Sein Werk längst fertig. Und es gibt für Gott keinen Zweifel: „Es ist vollbracht!“

Aber was bleibt uns dann zu tun? Die Bibel ist doch voller Anweisungen und Gebote und Mahnungen?

3. Praktische Anwendung


Das was uns bleibt ist – wenn alles tatsächlich Gottes Werk ist – eine „aktive Passivität“: eine ganz bewusste Entscheidung, Ihn in unserem Leben wirken zu lassen: in dem wir auf Sein leises Reden hören und dann im Vertrauen auf Seine Kraft das zu tun, was Er uns sagt – indem wir also Jesus im Glauben auf Seinem Weg ans Kreuz nachfolgen – und mit Christus beten: „[…] nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Indem wir loslassen. Unsere Vorstellungen: wie die Dinge zu sein haben. Unseren Willen: wie wir es gerne hätten. Unsere Emotionen und unsere Ungeduld: wann wir es gerne hätten. Sondern stattdessen loszu lassen – und einfach darauf zu vertrauen, dass ER hält, was ER uns verspricht.

Wir müssen nichts beisteuern; nichts leisten; nichts machen. Es geht vielmehr darum, IHN machen zu lassen; IHM zu erlauben uns so zu gestalten und zu gebrauchen, wie ER es für richtig hält – und wann ER es für richtig hält. Das ist genau das, was Jesus getan hat – was ER für uns getan hat: Er hat sich selber, Seine Wünsche, Seinen Willen, Seine Ehre, Seine Macht, Sein Wohlbefinden, Er hat einfach alles losgelassen - aus Liebe zu Dir und zu mir! Und Er hat uns fest versprochen: Diese Liebe wird uns nicht aufgeben / wird nicht aufhören, uns zu heiligen / wird sich nicht von unseren Sünden erbittern lassen / wird uns das Böse nicht zurechnen (1Kor 13:5) - bis sie am Ziel ist.

Es ist alles Gottes Wirken! / Nicht unsere Leistung! ---- Es ist alles Geschenk! / Wir müssen nichts bezahlen!

Was für uns bleibt, ist Gott nicht im Wege zu stehen. IHN machen zu lassen. Es IHM zu erlauben. Indem wir uns loslassen – uns IHM überlassen. Und annehmen und darauf vertrauen, dass Er das schon hinkriegt, was uns so unmöglich scheint. Jetzt können wir hingehen und sagen: "Jesus hat alles getan und darum kann ich in seiner Kraft das tun, was Er von mir verlangt." Oder noch besser: "Jesus hat alles getan und darum kann ER in mir in seiner Kraft das tun, was Er von mir verlangt."  Alles was Gott von Dir erwartet ist, dass Du Dich ihm hingibst! Ihn machen lässt. 

Ich nenne das „aktive Passivität“: die völlige Hingabe meines Willens an Ihn im völligen Vertrauen auf Sein Wirken. Gnade statt Werke. Geist statt Fleisch (Sach 4,6 und Joh 6,63). Es geht nicht um das krampfhafte Kämpfen um Heiligung aus eigener Kraft - sondern darum, eine der wichtigsten Lektionen im Leben zu lernen: das Loslassen von dem "was ich will" und "wie ich es will" und "wann ich es will" - und stattdessen dieses andere zu lernen "sondern, wie Du willst", "zu Deiner Zeit" und "in Deiner Kraft". Es geht um das Loslassen des eigenen (Vorstellungen, Willen, Anstrengungen), und das Annehmen des Göttlichen (Wortes, Willens) und das Vertrauen auf Seine Kraft (Wort, Verheißung, Glaube, Erhörung).

Jesus hat sich für Dich verschenkt – Er hat Dich so sehr geliebt, dass Er bereit war, für Dich Sein Leben zu geben – ER will Dich beschenken – Und was ER sich dazu von Dir wünscht, das möchte ich Dich nun fragen:


Fragen an Dein Herz


  1. Wo kämpfst Du noch in eigener Kraft, heilig zu werden, anstatt Dich Jesus anzuvertrauen; Ihn wirken zu lassen? Willst Du Sein Geschenk annehmen?

  2. Spürst Du das Ziehen des Heiligen Geistes? Inneren Widerstand? Was willst Du loslassen?  Dich ganz Gott überlassen?

„[...] nicht wie ich will, sondern wie du willst!“
(Matthäus 26,36)




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