Montag, 30. April 2012

Die Deutung des Gleichnisses vom Sämann (Matthäus 13:18-23)


Text

18 So hört nun ihr dies Gleichnis von dem Sämann: 19 Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Böse und reißt hinweg, was in sein Herz gesät ist; das ist der, bei dem auf den Weg gesät ist. 20 Bei dem aber auf felsigen Boden gesät ist, das ist, der das Wort hört und es gleich mit Freuden aufnimmt; 21 aber er hat keine Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so fällt er gleich ab. 22 Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht. 23 Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach.


Kommentar

18 Nachdem Jesus seinen Jüngern die außerordentliche Gnade verdeutlicht hat, dass sie die Auserwählten sind, denen eine Gnade zuteil wird, nach der die Gerechten und Propheten der Vorzeit, darunter Mose, Elia und Jesaja!, sich vergeblich ausgestreckt haben, nämlich in die Geheimnisse des Himmelreiches und des Evangeliums von der Gnade Gottes hineinschauen zu dürfen, welches selbst die Engel begehren zu sehen (1Pe 1,10ff), nachdem er ihnen diese Gnade verdeutlicht hat, fordert er sie auf sein Angebot anzunehmen und ihm bei der Auslegung dieses Gleichnisses vom Himmelreich und von der Verkündigung des Evangeliums zuzuhören.

Dieses Gleichnis beginnt Jesus, wie schon gesagt, mit einer in seinem Umfeld leicht verständlichen und leicht zugänglichen, weil alltäglichen Geschichte von einem Bauern, der sein Feld bestellt. Dabei teilt dieses Gleichnis die Hörer des Evangeliums in vier Gruppen, von denen jede Gruppe das Evangelium zwar hört, aber nur eine Gruppe es auch wirklich versteht; die anderen drei Gruppen geraten unter den Einfluss der Erzfeinde des Evangeliums: Den Satan, das Fleisch und die Welt; und nur die letzte Gruppe bringt die Frucht des Geistes (vgl. Gal 5,22) hervor.

19 Die erste Gruppe der Hörer des Evangeliums wird vom Satan bestohlen, der ihnen das Wort Gottes aus dem Herzen reißt, weil sie es zwar mit den Ohren hören, aber nicht mit dem Herzen verstehen; weil sie in ihren Herzen verstockt sind (Mt 13,15). Sie vergleicht Jesus mit dem Samen, der auf den Weg gesät ist und der von den Vögeln gefressen wird, noch bevor er die Möglichkeit hatte zu keimen. Wessen Herz so verstockt und hart ist, wie der festgetretene Weg, der gibt Gottes Wort nicht den Raum im Herzen, den es braucht, um sich mit dem Glauben zu verbinden und Wurzeln zu schlagen. Für ihn ist das Evangelium "Schall und Rauch", nur eine unwesentliche Glaubensüberzeugung unter vielen. Sie sind Götzendiener ihrer selbst. Ihre Götzen sind ihr Intellekt, ihre Macht und ihr Status. Sie dienen dem Stolz und damit der satanischsten aller Sünden.

20-21 Die zweite Gruppe hört das Evangelium und freut sich augenscheinlich über die ihm im Evangelium angebotene Gnade. Doch auch hier kommt die Gute Nachricht in der Tiefe der Herzen nicht an. Die Freude ist oberflächlich, denn die Hörer sind Opportunisten, die ihr Fähnlein nach dem Wind hängen und sich nur dort hin wenden, wo ihnen ein Nutzen ohne Kosten zu erzielen scheint. Sie können nicht Schüler Christi werden, denn sie wollen Sein Kreuz nicht tragen (Lk 14,27), haben die Kosten der Nachfolge nicht überschlagen (Lk 14,28) und wollen die Bedrängnisse vermeiden, durch die doch jeder Christ innerlich oder äußerlich gehen muss, der ins Reich Gottes hinein kommt (Apg 14,22). Sie haben nicht begriffen, dass es nicht allein um die Glückseligkeit des ewigen Lebens im Himmel geht, sondern vor allem um die Umkehr von ihren Sünden, um ihre Heiligung und um ihre Treue gegen Ihn, der sie bis in den Tod geliebt hat. Sie erkennen weder ihre eigene Gottlosigkeit, noch die ihnen drohende Verdammnis in Gottes Gericht. Sie sind zwar religiös und begeisterungsfähig und hören Gottes Wort anfangs mit Freuden, aber sie ertragen die Schmerzen der Bedrängnis und Christenverfolgung nicht, obwohl ihnen von Christus doch vorausgesagt wurde, dass sie als 'Christen', die Seinen Namen tragen, um eben dieses Namens willen gehasst werden von allen Menschen (Mt 10,22), wie es aktuell in aller Welt passiert. Auch sie sind Götzendiener ihrer selbst. Ihr Götze ist ihr 'Bauch' (Phil 3,18f), sie sind Sklaven ihrer Gefühle und Emotionen, statt Diener Christi (1Kor 4,1). Sie dienen ihrer Wolllust und nicht Christus.

22 Die dritte Gruppe hört das Evangelium, doch sie versucht das Unmögliche: Gott und dem Mammon zu dienen, was doch unmöglich ist (
Mt 6,24), und der Welt, das ist: der Mode, dem Zeitgeist, der 'political correctness', zu gefallen. Auch sie sind Götzendiener. Ihre Götzen sind die Gier und die Menschenfurcht (Mt 21,46 und Mt 23,25), sie lieben die Welt, die sie doch nicht lieben sollten (1Joh 2,5). Sie dienen ihrem Geldbeutel und ihrem Ansehen und nicht Christus. Die Folge ihrer Abgötterei sind unzählige Sorgen, ums Geld und die Gunst der Mächtigen, die am Ende das Evangelium in ihren Herzen ersticken, so dass sie, entgegen Gottes Gebot (Mt 3,8) fruchtlos bleiben und von der Verbindung zu Christus abgeschnitten werden (Joh 15,2).

23 Die letzte Gruppe sind die wahren Christen, die nicht nur Christi Namen tragen, sondern durch das Wort ihres Bekenntnisses (Mt 10,32, Rö 10,10, 1Joh 2,23), die Verkündigung des Evangeliums trotz Verfolgung (Off 12,11), das Einhalten der Gebote Gottes (Joh 15,10) und durch ihre Taten der Liebe (1Joh 4,12) beweisen, dass sie auch wirklich zu Christus gehören und Ihm nicht nur in aller Freude sondern auch und in allem Leid die Treue halten. Sie sind es, die in der Tiefe ihrer Herzen verstanden haben, was Evangelium bedeutet: die Gute Nachricht von der Begnadigung von Gottes Gericht für all diejenigen, die von ihrer Gottlosigkeit umkehren und ihr Leben fortan in den Dienst Jesu stellen. Auch hier gibt es noch Unterschiede, doch alle bringen sie Frucht: Manche, wie z.B. Paulus von Tarsus, Aurelius Augustinus Bischof von Hippo, John Owen, Anselm von Canterbury, Martin Luther, Johannes Calvin oder Jonathan Edwards u.a. hundertfach, andere, wie z.B. C.S. Lewis, G.K. Chesterton, A.W. Tozer, J.R.R. Tolkien, u.v.a. sechzigfach und wieder andere, wie wir einfache Christen, dreißigfach. Sie sind echte Gottesdiener, denn sie dienen mit ihrem Leben allein dem, der sie gemacht hat und lassen sich, dank der Gnade Gottes, vom Stolz Satans, der Lust ihres Fleisches und den Verlockungen der Welt nicht dauerhaft vom rechten Weg der Wahrheit, des Schönen und des Guten, das ist: vom Weg der Liebe, abbringen.


Die Beantwortung Hintergrundfrage, warum Jesus in Gleichnissen predigte findet sich hier.

2 Kommentare:

  1. Mehrheitlich stimme ich deinen Ausführungen zu. Aber die "Kategorisierung" der Personen angefangen von Paulus von Tarsus bis hin zum "einfachen Christen" kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Liegt es wirklich an uns, hier eine Wertung geben zu können. Klar es gab Männer die haben viele "literarische Spuren" hinterlassen, doch sind das dann auch effektiv die Früchte, welche hier Jesus ansprechen will. Es gibt durchaus Früchte von denen nicht die ganze Welt spricht und doch sind sie da, angefangen beim "einfachsten Christen", wenn man so will. Ich glaube hier denkt Gott ohnehin in anderen Kategorien.

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  2. Die Motivation hinter der "Einschränkung" meines Blickwinkels auf solche Menschen, die literarische Spuren hinterlassen haben, ist offensichtlich interpretierbar. Das war mir nicht bewusst.

    Gleichwohl scheint mir das literarische Erbe die einzige Möglichkeit, weiter in die Vergangenheit zu blicken, als es mein eigenes Leben mir erlaubt. Insofern sehe ich keine andere Möglichkeit, als Menschen zu nennen, deren Früchte mir literarisch überliefert sind.

    Die Früchte der genannten Personen waren durchaus in ihrer Qualität unterschiedlich - und dazu zählen, da bin ich ganz bei Dir, sicher auch die mehr verborgenen Gaben. Allen aber ist, unabhängig von der Reichweite ihrer Publikationen, mehr oder weniger ihre Gottesliebe und Erkenntnis Gottes abzuspüren, ihre Demut, ihr Zerbrochensein und ihre Hoffnung auf Gottes Wort.

    Christus hat jedoch nicht nur von verschiedenen Qualitäten der Geistesfrüchte gesprochen, sondern ganz klar auch von verschiedenen Quantitäten. Und auch hier unterscheiden sich die genannten Personen von einander: Kein demütiger Gläubiger würde es wagen, sich in seiner geistlichen Reife und damit hinsichtlich der von Gott geschenkten geistlichen Frucht, mit Paulus von Tarsus, Aurelius Augustinus oder Martin Luther gleichzustellen.

    Aus den oben genannten Gründen halte ich es für unumgänglich, Menschen zu nennen, deren Frucht dank der Literatur über die Zeit erhalten geblieben ist und deren Frucht nicht nur von unterschiedlicher Qualität, sondern dem Gleichnis folgend, auch von unterschiedlicher Quantität war.

    Was in unserer demokratischen, nach 'Fairness' und damit eigentlich nach Gleichmachung rufenden, Zeit fremd anmutet ist vielleicht die Tatsache, dass es in Gottes Reich auch in Ewigkeit Unterschiede geben wird. Doch eben dies wird uns auch im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (Lk 19:11-25) nahegelegt.

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