Montag, 30. April 2012

Vom Sinn der Gleichnisse (Matthäus 13:10-17)

Text

10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? 11 Er antwortete und sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, diesen aber ist's nicht gegeben. 12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. 13 Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht. 14 Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da sagt (Jesaja 6,9-10): »Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen. 15 Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe.« 16 Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören. 17 Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, zu sehen, was ihr seht, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben's nicht gehört.


Kommentar

10 Die Jünger verstehen nicht, warum Jesus in Vergleichen spricht, anstatt direkt und frei heraus zu sagen, um was es geht. Darum suchen sie seine Nähe und fragen ihn nach dem Grund.

11-13a Die Antwort, die Jesus gibt ist ein tiefes und schweres Wort: Ein Wort der Gnade und des Gerichts. Ein Wort der Erwählung und des freien Willens, ein Wort des Glaubens und der Verstockung. Jesus beantwortet die Frage seiner Schüler mit drei Begründungen. Zum Ersten spricht er von der souveränen Wahl Gottes, wenn er erklärt, dass es den Jüngern von Gott aus Gnaden geschenkt wurde, die Geheimnisse Seines Reiches zu verstehen, hier konkret: Wie Gottes Reich gegründet wird, nämlich durch Aussaat des Wortes Gottes und durch die Aufnahme in gute Herzen. Zum Zweiten spricht er davon, dass es Menschen gibt, denen diese Gnade nicht geschenkt wird. Als Begründung dafür gibt Jesus an, dass die Jünger haben, jene aber nicht. Doch was haben die Jünger, was die anderen nicht haben? Es ist Jesus, Gottes Sohn, den sie haben und damit die Quelle allen Segens. Darum wird ihnen auch die Fülle zuteil. Die Jesus aber nicht haben, denen wird, spätestens im Gericht Gottes, auch das genommen werden, was sie haben, oder zu haben meinen: ihre Erkenntnis der Welt. Jesus ist also der Gnadenwahl Gottes gehorsam, wenn er zu denen in Gleichnissen spricht, die Chrisus nicht haben und daher auch nicht die Quelle haben, aus denen ihnen die Fülle zuteil werden könnte.

13b-15a Zum Dritten, so erklärt es Jesus seinen Jüngern, liegt der Grund in der Verstocktheit des Herzens derer, die Christus nicht angenommen haben. Die Augen und Ohren ihrer Herzen sind aufgrund ihrer Bosheit blind und taub, so dass sie, wie es Jesaja bereits mehr als 700 Jahre zuvor geweissagt hatte, zwar mit ihren leiblichen Ohren hören und doch das Evangelium im Herzen nicht verstehen, ja mit ihren leiblichen Augen den Menschen Jesus sehen und doch in ihren Herzen in ihm nicht den verheißenen Messias, den Christus erkennen.

So nennt Christus als Grund ein Geheimnis: Das Geheimnis von der Freiheit des Menschen, der seinen verstockten und ungläubigen freien Willen behalten darf, mit dem er Gott und seinen Christus ablehnt und das Geheimnis der souveränen Freiheit Gottes, der die Gläubigen schon vor der Grundlegung des Universums zur Gnade erwählt hat (vgl. Eph 1,4).

Vers 15b ist eines der schrecklichsten Gerichtsworte im Neuen Testament. In ihm wird die ganze Tragweite und Schärfe des Urteils Gottes über die Sünde der Menschen deutlich: Ungläubigkeit und Verstockung ihrer Herzen sind bereits Gericht Gottes an ihnen: Weil sie sündig sind und die Finsternis ihrer Sünde mehr lieben als das Licht des Evangeliums (Joh 3,19), hat Gott sie, so wie sie es wollten, ihrer eigenen Verstockung überlassen, so dass sie sich selbst damit die Möglichkeit nehmen, Gott und seinen Christus mit den Augen und Ohren ihrer Herzen zu sehen und sein Evangelium von der Gnade Gottes, welches in ihnen den rettenden Glauben entzünden kann, zu hören. Ohne ihn jedoch, der aus Liebe zu ihnen die Schuld ihrer Sünde am Kreuz bezahlte und der allein ihnen seine göttliche Gerechtigkeit, mit der sie vor Gott bestehen können (Mt 22:11ff), schenken kann und will - ohne ihn sind sie verloren. So reichen sich Gottes Souveränität und der von der Sünde untergrabene freie Menschenwille selbst noch in Gottes Gericht die Hand: Indem Gott dem Menschen seinen verstockten und ungläubigen Willen lässt, spricht er über ihm das Gericht aus, denn dem ungläubigen und sündigen Willen des Menschen ist es letztendlich unmöglich, Gottes Willen zu wollen oder gar zu tun (Rö 8,7). So schließen sie sich selber aus von Gottes Gnade und sind doch gleichwohl von Gott ausgeschlossen, der ihre Herzen in ihrem Unglauben belässt.

16-17 Angesichts dieser Tiefe der Souveränität Gottes und angesichts dieser Tragweite von Gottes Gericht weist Jesus seine Nachfolger darauf hin, wie unendlich wertvoll ist, was ihnen durch seine Gegenwart und Lehre geschenkt ist: viele Propheten und Gerechten des Alten Testaments haben sich herzlich gewünscht, Christus zu sehen und haben ihn nicht gesehen, haben sich danach gesehnt, die Geheimnisse seines Reiches zu hören und haben sie nicht gehört. Um so mehr sollen die Jünger sich glückselig schätzen, dass ihnen diese in der Geschichte der Menschheit einzigartige Möglichkeit zuteil wurde, dem Mensch gewordenen Gott, Jesus Christus, von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und auf seine Weisheit hören zu dürfen.

Wer so an Christus glaubt und ihn bekennt, der wird gerettet (Rö 10,10) und ihm werden die Geheimnisse des Reiches Gottes erklärt. Wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet (Joh 3,18) und wird auf immer in seinem Unverstand belassen.

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