Sonntag, 20. Februar 2022

"Wenn die Liebe immer reicher wird..." (Philipper 1,9-11)



Was mir zum Thema 'Liebe' wichtig ist

Guten Morgen, ihr Lieben. Unser Thema heute heißt ja, wenn die Liebe immer reicher wird und bei der Liebe geht es, wer hätte das gedacht, hauptsächlich um unser Verhalten, nicht um unsere Gefühle. Und bei unserem Verhalten, hauptsächlich weil die Liebe sich ja nicht mit sich selbst beschäftigt, sondern mit dem Gegenüber, um die Frage "Wie gehe ich mit meinem Mitmenschen um?" Und ich habe mir gedacht zum Einstieg bringe ich euch mal zwei Beispiele mit aus meinem Leben, wie es nicht geht und wie es geht.

Ich erinnere mich noch gut. Es war um 1991 herum (habe ich glaube ich schon mal erzählt), da hatte ich schwerste Depressionen, hatte Angstzustände, Panikattacken, habe nächtelang nicht geschlafen, also wirklich nicht geschlafen (da kommt man in so einen ganz seltsamen Zustand) und wusste eigentlich gar nicht mehr ein und aus. Das einzige, was ich wirklich brauchte, war Hilfe. Auf der anderen Seite, wenn man eine Depression hat, ist man überhaupt nicht mehr in der Lage selber einen Beitrag zu leisten. Also wenn mich jemand damals gefragt hat, wie spät es ist, habe ich mir gedacht "Wie kann der dir so eine Frage stellen? Begreift er nicht, was das für ein Akt ist, das abzulesen und dann auch noch einen Satz zu sprechen?" Es war einfach zu viel. Und das ist kein Witz. Also die Uhrzeit abzulesen war zu viel. Ja, und in dieser Zeit hätte ich sehr gebraucht, dass jemand mir hilft, jemand sich mir zuwendet, hätte mir Geborgenheit gewünscht.

Und dann hatten wir einen Bruder bei uns in der Gemeinde, der war außergewöhnlich intelligent, außergewöhnlich gebildet. Also der hat mit Leuten wie Karl Barth und Sören Kierkegaard nur so um sich geschmissen. Und der hat mich in dieser Zeit mit Briefen, die er mir in die Klinik geschrieben hat (ich war drei Monate in der Nervenklinik), also er hat mir Briefe geschrieben, und hat mich mit Worten regelrecht seziert. Der hat mich in Stücke geschnitten und auseinandergenommen. Und man muss jetzt fairerweise sagen, der Anlass, den er gesehen hat, war sicherlich richtig. Und es war sicherlich auch die richtige Richtung, die er sich gewünscht hätte. Er hat mir gesagt "Du sollst Gott gehorsam sein." Und dieses Thema hat er mir mit jedem nur denkbaren Argument in meine Seele gebrannt. Aber die Art und Weise, wie er das gemacht hat, die hat am Ende bei mir zu unglaublich viel Schmerzen und Verzweiflung geführt. Und eins weiß ich heute: So geht es ganz bestimmt nicht.

Und als Kontrast Erinnerung aus der gleichen Zeit, kurz bevor ich in die Klinik gekommen bin: Erinnerungen an die Seelsorge bei Thomas Mayer. Damals waren wir noch in der Gemeinde in Erding am Wasserturm, ich weiß nicht, wer von euch die noch kennt und oben über der Gemeinde hat der Thomas seine Wohnung gehabt mit der Irmi. Die Kathi war geradezu zur Welt gekommen. Das war noch ein Strops und ich war genau so, wie ich das eben beschrieben habe, am Boden zerstört, voller Ängste, depressiv. Und wir sind immer bei Thomas im Büro gesessen und er hat zugehört. Er war zugewandt, er war liebevoll, er war geduldig. Thomas eben. Und das Ergebnis davon war Ich glaube, der Thomas ist der einzige von zwei Menschen, für die ich jemals ein Lied geschrieben habe, weil ich so dankbar war, so glücklich darüber war, dass da ein Mensch war, wo ich sein konnte, wo ich mein Herz ausschütten können konnte und der einfach für mich da war.


Inwiefern betrifft mich das?

Jetzt könnte man natürlich fragen Ja, das ist jetzt schön für dich. Aber inwiefern betrifft mich das? Ich denke, wir leben in einer Zeit von Kontroversen. Wir leben in einer Zeit nicht nur von so internationalen Konflikten wie jetzt Russland, Ukraine. Ich denke, auch in den USA und auch in Europa und in Deutschland wird die Welt immer polarer; immer mehr schwarz und weiß; immer mehr vereinfachend. Und es gibt einen immer größeren Graben zwischen den Parteien. Und ich glaube, das, was wie ein Stück weit verlernt haben als Gesellschaft ist die Fähigkeit zu einem wertschätzenden Dialog.

Und ich glaube, dass sich so etwas bemerkbar macht auch in unseren Gesprächen, in unseren Gesprächen mit unserer Familie, mit Freunden, mit Kollegen, mit Bekannten, vielleicht auch mit Fremden. Und auf der anderen Seite mal abgesehen von diesen Gräben, von diesem Schwarz und Weiß, von diesem einander nicht mehr verstehen oder einander nicht mehr zuhören - oder einfach auch mal so eine Plakette draufkleben, so "Ich weiß, du bist ein Depp, dann brauche ich mich mit der ja nicht mehr auseinanderzusetzen - glaube ich auch, dass wir in einer Zeit leben, die uns emotional sehr viel abverlangt. Bei manchen macht sich das bemerkbar als Einsamkeit: nicht mehr rauskommen aus der Bude. Oder auch als Not, weil man nicht mehr rauskommt aus der Bude und sich gegenseitig den ganzen Tag lang auf der Pelle hockt. Bei manchem macht sich das bemerkbar in Form von Unsicherheit. Wie lange wird das noch so gehen? Bei manchen vielleicht sogar als Trostlosigkeit oder als Depression, weil man sagt Jetzt geht das schon Jahre so. Ich habe Angst, das hört gar nicht mehr auf.

Kurz gesagt: Ich glaube, dass es Herausforderungen und Nöte allerorten gibt und genügend Bedarf, wo man mit anpacken kann. Und wenn ich jetzt mal von der Welt und vom persönlichen Leben in den Gemeindekontext gehe, dann würde ich mal behaupten: so wie wir hier sitzen, glauben wir zwar alle an den gleichen Gott, aber ich glaube nicht, dass wir alle gleich sind, sondern wir kommen aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen; wir kommen aus ganz unterschiedlichen Prägungen; wir sind verschieden. Gott sei Dank. Aber ich glaube auch, dass diese Verschiedenheit auch Herausforderungen mit sich bringt.

Und da kann man natürlich schon mal fragen "Wie gehe ich jetzt damit um?" Wie gehe ich zum Beispiel mit Meinungsverschiedenheiten um? Das sagt mir jemand etwas, wo ich sage "Das sehe ich jetzt aber mal komplett anders. Das tut mir wirklich leid, aber das sehe ich anders." Wie gehe ich damit um? Da gibt es ja mehrere Möglichkeiten. Ich kann den anderen - das war früher meine Strategie - ich kann Leute tot quatschen und zwar so lange, bis die aufgeben und sagen "Es hat keinen Wert, der hört mir nicht zu." Ich kann dir auch einfach ignorieren, kann sagen "Ja. Depp! Brauche ich nicht hinzuhören." Problem gelöst. Ja oder ich kann es prinzipiell ignorieren. Kann sagen, es geht mich gar nichts an. Oder wie gehe ich mit Nöten um? Da kann ich auch den Kopf in den Sand stecken und sagen irgendjemand wird sich schon kümmern? Ich kann mein Gegenüber auch einfach in eine Schublade stecken, das ist auch sehr einfach. Also ich glaube, es gibt tausend Arten und Weisen, wie man es falsch machen kann.

Ich glaube aber auch, dass es eine andere Art gibt, nämlich zu sagen: das ist jetzt vielleicht schwierig; das ist jetzt vielleicht herausfordernd - entweder weil der andere eine Position vertritt, die ich nicht habe, oder weil der andere in einer Not ist, die wirklich Arbeit erfordern würde - wo ich sage: Das ist mein Bruder, das ist meine Schwester oder das ist mein Mitmensch, der braucht Hilfe. Und mir dann Mühe gebe, mich da hineinzuversetzen. Mal zu fragen wie "Wie kommst du zu so einer Ansicht?" Oder "Wie geht es dir in dieser Situation?" Um mich zu fragen "Was kann ich jetzt Gutes sagen?" Oder "Wo kann ich ganz praktisch helfen?"

Ich hab mir da noch ein Buch aufgeschrieben. Also, wenn sich jemand dafür interessiert, wie man gute Gespräche führt, kann er sich nachher bei mir eine Buchempfehlung abholen von jemandem, der am Massachusetts Institute of Technology ein Buch geschrieben hat mit dem Thema "Theory U". Da geht es insbesondere darum, dass wir sehr oft, wenn wir in Gesprächen sind, auf eine Art und Weise zuhören, die er 'downloading' nennt. 'Downloading' ist das, was wir "links rein, rechts raus" nennen: "Kenne ich schon." "Ja, ja, ja, kenne ich schon." Und was er in dem Buch beschreibt, ist wie Wie kann man wirklich auf eine Art und Weise zuhören, dass etwas Neues entsteht? Kann man, kann man nachher drüber reden.


Was hat Gott uns zu diesem Thema zu sagen?

Ich möchte uns jetzt erst mal fragen, was hat Gott denn zu diesem Thema zu sagen? In unserem heutigen Text, Philipper 1 Vers 9-11 steht (und es ist der Paulus, der da betet) "Ich bete zu Gott, dass eure Liebe immer reicher wird an Einsicht und Verständnis. Dann könnt ihr in jeder Lage entscheiden, was das Rechte ist und werdet an dem Tag, an dem Christus Gericht hält, rein und ohne Fehler dastehen. Reich an guten Taten, die Jesus Christus zum Ruhm und zur Ehre Gottes durch euch gewirkt hat."

Und ich habe da jetzt mit Absicht ein paar Wörter fett markiert, weil ich zu diesen Wörtern ein bisschen was sagen will. Und ich fange nicht mit dem ersten an. Lasst euch nicht ablenken. Das mit ich bete kommt schon noch. Das zentrale Thema von diesem Text ist die Liebe. Und "Das zentrale Thema dieses Textes ist Die Liebe" heißt nicht nur, dass das zentrale Thema von diesem Text ist, sondern das zentrale Thema dieses Universums ist die Liebe. Die Liebe ist das größte Gebot, das wissen wir alle. Jesus hat uns gesagt "Liebe den Herrn, deinen Gott von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand. Das ist das größte und wichtigste Gebot. Aber gleich wichtig ist ein zweites: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. In diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst, was das Gesetz und die Propheten fordern."

Jetzt könnte man sich ganz blöd stellen. Das habe ich mal getan in der Vorbereitung und habe mich gefragt Was ist das denn? Liebe? Wichtig ist ja, wenn man über ein Thema ins Gespräch kommt, das man am Anfang mal die Begriffe klarstellt, weil sonst würde ich zum zum Joi sagen: "Ich gehe auf die Bank." Und der wird sagen "Super, dann bringt er mir endlich die 50 Euro mit, die ich ihm geliehen habe." Und alles was ich ihm sagen wollte ist: "Ich gehe in den Park. Ich geh' auf die Bank. Ich wollte mich mal ein Stündchen hinlegen." Also es ist schon wichtig, dass man vorher mal definiert, worum geht es denn hier eigentlich? Und wenn man jetzt fragt "Was ist Liebe?" Dann kriegt man sehr unterschiedliche Antworten. Das sagt viel über das Weltbild eines Menschen. Wenn man fragt "Was ist Liebe?" Bei sehr vielen kommt dann eine von Film und Fernsehen und von unserer Popkultur inspirierte Antwort. Da geht es dann um Emotionen, Romantik oder Sex. Meine Definition von Liebe ist. Ich werde die zwei Mal vorlesen, weil der Satz ein bisschen lang geraten ist: "Liebe ist das unerschütterliche und selbstvergessene Streben, für den Mitmenschen stets das Beste zu wollen und zu tun, ja, sich im Notfall sogar für ihn hinzugeben." Und wir haben ja heute auch Abendmahl, denkt dabei gerne mal an Christus, denkt an Jesus am Kreuz. Ich lese es noch mal: "Liebe ist das unerschütterliche und selbstvergessene Streben, für den Mitmenschen stets das Beste zu wollen und zu tun, ja, sich im Notfall sogar für ihn hinzugeben." Das ist Liebe. Liebe hat etwas mit Entscheidungen zu tun, nicht nur mit Gefühlen. Liebe hat etwas mit Taten zu tun, nicht nur mit Romantik und Emotionen.

Und diese Liebe, um die es da geht, die soll immer reicher werden. Das ist das, was der Paulus sich wünscht. Das Wort, was da im Griechischen steht, bedeutet so viel wie überfließen. Also wenn ich jetzt so eine Teetasse habe und ich die Stadt hier rein und hier rein und irgendwann ist die voll und irgendwann fließt die über. Wie soll ein Wasserfall? Das heißt, diese Liebe soll immer noch mehr werden. Einer der Ausleger, die ich im Vorfeld studiert hab, Robertson, der sagt Das, was Gott sich wünscht oder was Paulus sich an der Stelle wünscht, ist eine immerwährende Flut von Liebe. Die immer noch zunimmt.

Und jetzt redet Paulus da in diesem Zusammenhang von Einsicht und Verständnis. Wo man dann denkt "Tja!" Wenn man jetzt so eine romantische Vorstellung von Liebe hat, wird man sagen "Was hat jetzt Einsicht und Verständnis mit Liebe zu tun, bitte?" Aber wenn man weiß: bei der Liebe geht es um Hingabe, da geht es um den anderen, da geht es um Aktivität. Dann ist es vielleicht schon ganz wichtig, Einsicht und Verständnis zu haben, um in jeder Situation zu wissen, was das Rechte ist. 

Und ich denke, bei der Einsicht und bei dem praktischen Verständnis, da geht es um zwei Aspekte. Das eine ist, grundsätzlich einmal zu wissen, was Gott eigentlich möchte. Ein kleiner Tipp: Meistens ist 'Liebe' die richtige Antwort - und ich meine das wirklich ernst: Wenn ich in irgendeiner Situation bin, wo ich nicht mehr weiter weiß, wo ich auch nicht mehr weiß "Steht da irgendwas dazu in der Bibel? Was mache ich jetzt?", dann weiß ich, dass 'Liebe' auf jeden Fall die richtige Antwort ist. Aber ich denke, es geht auch darum, im Detail und vielleicht ein bisschen "fein ziselierter" - mehr und mehr - zu lernen, was Gott sich eigentlich wünscht. Und dazu müsste ich die Bibel lesen, weil da steht das alles drin im Alten und dem Neuen Testament. Und beim Verständnis glaube ich, geht es darum, auch ganz praktisch im Leben (ich und du, wir sind jetzt in einer Situation: du hast eine Not, ich habe eine Not, wir haben ein Gespräch über ein Thema, wo wir uns nicht einig sind, was es auch ist) und dann ist die Frage "Was ist jetzt dran?"

Erinnert euch an die Geschichte, die ich euch erzählt habe. Der Thomas hat gewusst, was dran ist. Der hätte sicherlich genauso wie der andere Bruder gesagt Ja, Gehorsam ist wichtig. Natürlich ist es wichtig, aber es ist gerade nicht dran, der kann das jetzt gerade gar nicht, der kann es auch gar nicht frühstücken, das Thema. Was ist dran? Also da eine praktische Weisheit zu entwickeln? Das heißt, ich glaube, dass es darum geht, einen Geschmacks-, Geruchs- und Empfindungssinn zu entwickeln, der sozusagen "gebadet" oder "eingelegt" ist in Gottes Wort, der wirklich durchtränkt ist von Gottes Wort und der dann ganz praktisch in der jeweiligen Situation weiß, was dran ist, was zu tun ist. Das heißt, ich denke, eine der Sachen, um die der Paulus hier betet, ist, dass wir geistlich sehen und fühlen und schmecken und hören lernen. Das heißt, es geht nicht darum, sich von der eigenen Emotionalität in der Situation (egal ob man jetzt sauer ist oder begeistert) von der eigenen Erkenntnis wegreißen zu lassen wie ein Blatt im Wasserfall. Das heißt, es geht nicht um blinden Eifer oder um Aktionismus, sondern um Einfühlungsvermögen. Darum, dem Gegenüber von Herzen zugewandt zu sein. Da wo er in Not ist oder auch da, wo ich mit ihm im Konflikt bin. Von Herzen zugewandt bleiben.

Und wenn ich dem Paulus so zuhöre beim Beten, dann merke ich, er hat ein Ziel. Er sagt Diese Einsicht, dieses Verständnis, die haben kein Selbstzweck, sondern die sollen dazu dienen, ein einziges Ziel zu erreichen. Nämlich reich an guten Taten zu werden. Das heißt reich an Aktionen, die meinen Mitmenschen wirklich nützen. Handlungen, die so wohltuend sind, dass sie deswegen vielleicht sogar Gott loben; oder ein Lied schreiben. Das heißt, es geht nicht um selbstgefällige, hochmütige und übergestülpte Erkenntnis. Das war der andere Bruder. Er hatte sicherlich inhaltlich recht. Aber das war mit Gewalt. Erkenntnis, das steht schon im ersten Korinther 13, Erkenntnis ohne Liebe ist wertlos. Es bringt nichts, wenn du die ganze Bibel auswendig kannst und Leute damit erschlagen kannst. Wenn du keine Liebe hast, dann bist du nichts. Und es geht auch nicht um viele schöne Worte. Das lesen wir schon im Jakobusbrief. Von Worten wird keiner satt. Ihr erkennt diese Stelle: "Geht hin sehr wärmt euch, sättigt euch und Gott soll euch segnen. Tschüss! Ist nicht mein Problem." Von schönen Worten allein wird man nicht satt. Sondern es geht vielmehr um die Frage Was braucht mein Gegenüber? Womit kann ich helfen? Wie kann ich Gutes tun? Einer der Ausleger, die ich auch lese, wenn ich Predigten vorbereite, nicht immer, aber ab und zu ist der gute alte Adolf Schlatter - ich weiß nicht, wer von euch den noch kennt - und der bringt Sachen manchmal wirklich schön auf den Punkt. Er hat das in diesem Fall so getan: Er hat gesagt "Das Mittel, durch das die Liebe zunimmt, ist die Erkenntnis, die mit deutlicher Beobachtung sieht, was unsere Hilfe und Arbeit in Anspruch nimmt." "Das Mittel, durch das die Liebe zunimmt, ist die Erkenntnis, die mit deutlicher Beobachtung sieht, was unsere Hilfe und Arbeit in Anspruch nimmt."


Was hat das Thema 'Liebe' mit Dir zu tun?

Nach allem, was wir bis jetzt gesehen und gehört haben, könnte man natürlich fragen Was hat es mit mir zu tun? Ich möchte, das etwas persönlicher fragen. Wie gehst du damit um? Wie gehst du mit der Not deiner Mitmenschen um? In deiner Familie? In deiner Ehe? In deinen Freundschaften? Am Arbeitsplatz? Oder ganz einfach im alltäglichen Leben? Wie gehst du um mit Konflikten? In der Familie? In der Ehe? In Freundschaften? Steckst du den Kopf in den Sand? Nach dem Motto: "Irgendjemand wird sich schon kümmern." Oder er schlägst du dein Gegenüber mit Worten? Oder brichst du einfach den Dialog ab? Oder ignorierst du einfach die Not?

Oder fühlst du dich eher ein, versuchst dein Gegenüber zu verstehen? Und fragst dich Was kann ich jetzt Gutes antworten? Was kann ich jetzt Gutes tun? Wie kann ich ganz praktisch eine Hilfe sein? Oder noch mal anders gefragt: Hinterfrag' mal deine Motive. Was treibt dich eigentlich im Tiefsten an in solchen schwierigen Situationen; in Not oder im Konflikt? Ist es Selbstschutz? Nach dem Motto" Hauptsache ich kriege nix ab!" Oder ist es eine Art von überheblicher Selbstgerechtigkeit oder Selbstgefälligkeit? So nach dem Motto "Ich habe sowieso recht! Die anderen sind alle Deppen. Das werde ich denen schon zeigen. Oder ist es Faulheit? "Da müsste man schon was tun. Aber es ist gerade so schön bequem hier." Oder es ist echte Liebe? Barmherzigkeit? Mitgefühl? Hilfsbereitschaft? Oder in einer Frage zusammengefasst "Bist du für deinen Mitmenschen da? Auch wenn's eng wird, bist du für deinen Mitmenschen da?"

Kann sein, dass du dir jetzt denkst "Na ja, es ist schon richtig, was du sagst, aber wie soll das gehen? Ich krieg es halt nicht besser hin!" Und falls es dir so geht, dann habe ich gute Nachrichten. Weil wenn man ganz genau hinschaut am Anfang von diesem Text, da schreibt der Paulus "Ich bete zu Gott. Dass eure Liebe immer reicher wird." Der sagt nicht "Jetzt strengt euch aber mal an!" "Jetzt gebt euch aber mal Mühe!" "Jetzt reißt euch aber mal zusammen!" Sondern er sagt "Ich bete zu Gott." Er weiß ganz genau, wo die Liebe herkommt. Die kommt nicht aus unserem Anstrengen. Paulus weiß ganz genau Hiebe kann man nicht "machen". Liebe ist ein Geschenk. Oder noch deutlicher 1. Johannes 4,16. Gott ist Liebe. Einer der kürzesten Sätze in der Bibel. "Gott ist Liebe." Und Gott kann man ganz bestimmt nicht machen. Aber Gott kann man einladen in sein Leben. Gott kann sich schenken,

Gott kann in dir und durch dich wirken, wenn du ihn lässt. Und genau das sehen wir am Ende vom Text. Da steht etwas über die guten Taten, nämlich dass Jesus Christus sie gewirkt hat. Es geht hier also nicht um deine Leistung. Es geht nicht um deine Kraft. Sondern es geht darum - und das denke ich ist eine Erkenntnis, an der muss ich mein Leben lang lernen, mein Leben lang - Christus lebt in uns! Ihr Lieben! Haben wir den Ansatz einer Ahnung, was das bedeutet? Er hat uns das versprochen. Er hat gesagt Wenn ihr mich liebt, dann werden mein Vater und ich, wir werden bei euch Wohnung machen. Oder an anderer Stelle sagt er "Ihr seid ein Tempel des Heiligen Geistes." Gott wohnt in uns! Die Frage ist nicht, ob er da ist. Er hat gesagt "Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt." Die Frage ist auch nicht, ob er in gewissen Situationen die Macht oder die Weisheit hat, was zu tun. Die hat er ganz sicher. Die Frage ist, ob wir ihn lassen. Erlauben wir ihm das? Uns zu gebrauchen? Oder ist unser Eigenwille stärker? Es geht darum, dass Christus in uns wohnt. Und es geht darum, dass er in uns und durch uns wirken will.

Das beste Buch, was ich zu dem Thema jemals gelesen habe, der das wirklich rüberbringt, so dass man es verstehen kann (ok, da fällt mir noch ein zweites ein: Major Ian Thomas von den Fackelträgern, der hat es auch begriffen: "Christus in euch: Die Hoffnung der Herrlichkeit."), das ist Martin Schleske, einer der weltbesten Geigenbauer. Er hat ein Buch geschrieben, das heißt "Der Klang". Und oberflächlich geht es in dem Buch darum, wie man eine Geige baut. Von der Auswahl des Holzes im Wald, über das Trocknen und so weiter, bis am Ende eine Geige da ist. Aber er benutzt das Buch auch auf einer tieferen Ebene, um zu beschreiben, wie Gott letzten Endes uns auserwählt. Wie er uns zubereitet. Weil er am Ende durch unsere Herzen die Melodie der Liebe in dieser Welt spielen will. Martin Schleske: "Der Klang. Das heißt, Gott will gar nicht, dass du etwas machst. Gott möchte, dass du dich ihm zur Verfügung stellst. Weil er weiß das ganz genau, er hat uns das selber gesagt Johannes 15,5 "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Nicht wenig. Nichts.

Jetzt kann man fragen "Wie soll das gehen: sich zur Verfügung stellen?" Oder noch konkreter: Was kannst du tun, damit Gottes Liebe in dir immer reicher wird? Dass Gott seine Liebe in dir wachsen lässt? Oder wie Paulus das am Anfang von unserem Text betet "Ich bete zu Gott. Dass eure Liebe immer reicher wird." Oder in Epheser 3,19 betet er was ähnliches. "Dass ihr die Liebe Christi erkennt, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt habt." Weil genau das ist es nämlich, was unsere Liebe entfacht. Ich weiß nicht wie es euch geht. Aber das was mich bewegt ist, wenn ich ans Kreuz schaue. Dass der allmächtige Gott des Universums überhaupt auf diesen kaputten Planeten kommt, das wäre schon genug gewesen. Und ihr könnt froh sein, dass ich nicht Gott bin, weil ich hätte den ganzen Laden aufgeräumt, hätte gesagt jetzt reichts mir. Was ihr hier treibt, das ist nicht zum Aushalten. Gott sei Dank ist Gott nicht so, sondern er geht ans Kreuz und bezahlt unsere Schuld. Stirbt an unserer Stelle. Und daran erinnern wir uns immer wieder; auch heute im Abendmahl. Und diese Liebe, das ist das, was zweite Korinther 3,18 steht: "Von uns allen wurde der Schleier weggenommen, so dass wir die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel sehen können. Und der Geist des Herrn wirkt in uns, dass wir ihm immer ähnlicher werden und immer stärker seine Herrlichkeit widerspiegeln." Der Geist des Herrn wirkt das, wenn wir Christus anschauen. Wenn wir sehen, wie er uns liebt. Das ist das, was unsere Herzen bewegt und verändert.

Was kann ich also tun, was kannst du tun? Als allererstes kannst du beten, weil alles in Gottes Reich beginnt mit Gebet. Du kannst beten, dass Gott dir Weisheit gibt, Einsicht und Verständnis. Und er hat versprochen, dass er "jedermann gern gibt und niemanden schimpft". Du kannst die Bibel lesen. Da steht etliches drin. Zum Beispiel in den Sprüchen ganz praktische Ratschläge fürs Leben. So nach dem Motto "Wenn du dich bei einem Hohen an einen Tisch setzt, dann bedenke, was du sagst." Ganz praktische Ratschläge. Oder wenn du mit Menschen zu tun hast, die Trost brauchen. Lies Psalmen. Lies dir vielleicht sogar zusammen. Es gibt unglaublich schöne Psalmen, wo Trostworte drin sind. Auch in einigen der Propheten: Jesaja; Jeremia. Niemand kann so trösten wie Gott. Und natürlich ganz allgemein über die ganze Bibel verteilt finden wir das, was Gott am Herzen liegt. Und noch mal: im Zweifel ist es immer die Liebe.

Und natürlich kannst du auch auf dich selber achtgeben. Aufmerksam sein. Wie verhältst du dich in herausfordernden Situationen? Sei offen! Versuch' zu verstehen; versetze dich hinein in dein Gegenüber. Was bewegt deinen Mitmenschen? Warum denkt und handelt oder redet er gerade so, wie er es tut und nicht anders? Warum? Was ist deinem Mitmenschen wichtig? Wo sitzt eigentlich die Not? Oder wo sitzt der Widerspruch? Wie kannst du helfen? Vor allem aber, damit es kein Krampf wird: Sich hingegeben - Gott hingegeben - durch sein Leben bewegen. Lebe hingegeben. Lass dich von Gott zum Gutes tun gebrauchen. Eins von den Bildern, was der Martin Schleske in seinem Buch gebraucht - ich kriegt das nicht mehr genau auf die Reihe; sinngemäß ist das so - wie der Künstler eine seiner Geigen nimmt und darauf ein ein wunderschönes Violinkonzert spielt: die Geige, die ist nur da. Die lässt sich vom Künstler gebrauchen. Und so möchte Gott, der selber die Liebe ist, dich gebrauchen als sein Instrument. Um seine Symphonie der Liebe in das Leben deiner Mitmenschen hinein klingen zu lassen. Stell dich Gott zur Verfügung. Lass ihn machen. Ich möchte es noch mal mit den Worten aus dem Römerbrief zusammenfassen Römer 12,1 "Weil ihr Gottes reiche Barmherzigkeit erfahren habt, fordere ich euch auf, liebe Brüder, liebe Schwestern, Euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung zu stellen. Seit ein lebendiges Opfer, das Gott dargebracht wird und ihm gefällt. Auf diese Weise zu dienen, das ist der wahre Gottesdienst und die angemessene Antwort auf seine Liebe."


Wie wäre das?

Stellt euch das mal vor, was das bewirken würde. Was wäre das für ein Zeugnis? In deiner Ehe. In deinen Freundschaften. In deinen Beziehungen, an deinem Arbeitsplatz. Was wäre das für ein Zeugnis für uns als Gemeinde hier in Hadern? Wie viel heiler würden unsere Beziehungen werden? Wie viel Freude und Licht würde das in unsere Umwelt bringen? Und wie wäre das - versuch' dir das mal vorzustellen, wie wäre das - wenn jedermann erkennen würde, dass du ein Jünger Jesu bist, weil sie deine Liebe spüren. Das ist nämlich genau das, was Jesus gesagt hat "An eurer Liebe werden sie erkennen, dass ihr meine Jünger seid." Wie würdest du dann wohl wahrgenommen werden?


Ich möchte für uns alle zum Abschluss beten; ihr könnt sitzen bleiben, aufstehen, wie es euch recht ist:

"HERR, ich bitte dich, schenk uns dieses hingegebene Herz. Dieses hingegebene Herz, das dich und unsere Mitmenschen mit Haut und Haaren liebt. Auch wenn es herausfordernd wird; auch wenn es eng wird. Nicht verkrampft und nicht aus unserer Kraft. Sondern allein in deiner Kraft und durch deinen Geist. Damit die Welt erkennt, dass wir deine Kinder sind. Amen."


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