Text
1 Ein Psalm Davids. Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der
Erdkreis und die darauf wohnen. 2 Denn er hat ihn über den Meeren
gegründet und über den Wassern bereitet. 3 Wer darf auf des HERRN Berg
gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? 4 Wer unschuldige
Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug
und nicht falsche Eide schwört: 5 der wird den Segen vom HERRN
empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles. 6 Das ist das
Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs.
SELA. 7 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der
König der Ehre einziehe! 8 Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR,
stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. 9 Machet die Tore weit
und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehre einziehe! 10 Wer
ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der
Ehre. SELA.
Kommentar
1a Dieses Psalmlied Davids
besingt die Herrlichkeit Gottes und die Konsequenz die sich aus dieser
Herrlichkeit für uns Menschen ergibt.
1b-2 Zum Ersten stellt
David uns Gott als den Herrscher über alle Welt vor: die Erde, alle ihre
Güter und alle ihre Bewohner sind Sein Eigentum - weil Er ihr Schöpfer
und damit ihr rechtmäßiger Eigentümer ist.
Diese Erde, das feste Land,
hat Gott höher als die Meere gegründet, das weiß David aus der Genesis,
in der Gott einst sprach: "Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an
besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so" (1Mo 1,9). Auch das Buch Hiob, eines der ältesten Bücher des Alten
Testaments, war David sicher wohlbekannt. Dort heißt es unisono: "Wer
hat das Meer mit Toren verschlossen [...] als ich ihm seine Grenze
bestimmte mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Tore und sprach:
»Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen
deine stolzen Wellen!«?" (Hi 38,8-11).
Es geht in diesem Psalm um den heiligen, ewigen und allmächtigen Gott. Um den, der uns gesagt hat: „[...] heiligt euch! und seid heilig!; denn ICH bin der HERR, euer Gott.“ (3Mo 20,7).
3-6 Ausgehend von
dieser Stellung Gottes als Eigentümer und als heiliger Herrscher der
Welt, fragt David sich und uns in Seinem Lied: Wer darf denn dann
überhaupt in Gottes heilige Gegenwart kommen - das war damals: auf den
heiligen Berg Horeb auf dem Sinai? Auf den Berg also, den ohne Erlaubnis
zu betreten aufgrund der schieren Heiligkeit des Allmächtigen bei Todesstrafe
verboten war (2Mo 19,12ff)? Der Berg, auf dem Gott dem Volk Israel und
mit ihm der ganzen Menschheit die 10 Gebote gab?
Die Antwort ist heute
die gleiche, wie damals (vgl. 1Tim 2,8, Jak 4,8): Wer die Gebote Gottes achtet, das ist, wer Gott liebt und deshalb seine Mitmenschen weder bestiehlt noch tötet, wer nicht lügt noch betrügt oder gar die Ehe bricht, oder vor Gericht Meineide schwört, wer nicht gierig ist und nicht neidisch. Kurz: wer ein reines Herz hat und nicht böse Dinge gegen seine Mitmenschen plant.
Doch solch ein Herz
haben wir nicht aus uns selbst: wir sind Sünder, suchen von Natur aus nur unseren eigenen
Vorteil und lehnen Gottes Worte ab (Rö 8,7, Rö 1:21ff, Joh 14,24). Wir sind sündhafte, gefallene Menschen (1Mo
8,21, Ps 51,7, Ps 19,14).
Gottes Wort lehrt uns
vielmehr, dass ein Mensch nur dann so handelt, wenn er
von Gott selbst ein neues Herz geschenkt bekommen hat (Hes 36:26), das aus Liebe zu Gott und Seinem Christus
handelt: Joh 14,15.21: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine
Gebote halten. [...] Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der
mich liebt. “
Solchen Menschen ist
Gottes Segen verheißen: Die von Gott geschenkte Gerechtigkeit, die aus dem
Glauben kommt und nicht aus der Religiosität des Menschen (siehe 1Mo
15,6, Rö 3,22ff, Rö 4,11ff, Apg
13,38-39, Gal 2,16, Gal 3,11, Phil 3,9, Heb 11,1ff).
Für solche Menschen ist
Gott keine Einbildung und kein abstraktes philosophisches Konstrukt. Sie wissen: Er ist real. Er ist ihr Retter und - durch
Seine Geburt, Sein Erdenleben, Seine Kreuzigung, Seine Auferstehung, Seine
Himmelfahrt und Seine heiligende Innewohnung in den Gläubigen durch den Heiligen Geist (Joh 14,16, Joh 16,13, 1Petr 1,2) - der Urheber ihres
Heils, ihr Heiland.
Nur solche Menschen sind es, die den Segen des Höchsten
erhalten: Seine Gerechtigkeit, die sie niemals aus eigener Kraft und mit
eigenen Taten bewirken könnten (Gal
2:16). Diese Gerechtigkeit
wird uns von Gott allein durch den Glauben geschenkt (1Kor 2:12, Rö 4:13).
Solche Menschen sind durch Gott von der Macht der egozentrischen Sünde Erlöste, die nach Ihm fragen, die sich ihr Leben lang nach Seiner Gegenwart und Seinem
Angesicht sehnen (Ps 42,2-3). Sie sind das heilige
Geschlecht von dem David hier singt (1Petr
2,9).
7-10 Nach dem
SELA, einem instrumentalen Zwischenspiel im Psalm, das das bisher
Gesungene tiefer sinken lässt, ruft Gott uns in diesem Psalm dazu auf,
Ihn einzulassen in unsere Welt. Ihn, das ist: Christus, der das Wort
Gottes ist, das Licht der Welt, Gott selbst (Joh 1,1-4). In Christus hat
Gott selbst unsere Welt besucht (Joh 12,46, Joh 16,28) und unsere
Leiblichkeit angenommen (Heb 10,5).
Ihn sollen wir, die wir
in der Welt sind, annehmen. Ihm sollen wir die Türen und Tore der Welt
unserer Herzen öffnen, damit Er, der allein, wegen Seines Wesens und
Seines Erlösungswerkes, der allerhöchsten Ehre wert ist (Heb 3,3) zu uns
kommen kann. Er, dessen Allmacht (Hi 42,2) das Universum schuf (Offb 4,11) und der selbst die größte Kriegsmacht auf Erden für Seine Kinder
zu bezwingen vermag. (2Mo 15,4).
Zweimal fragt uns Gott durch
David in seinem Psalm, ob wir wissen, wer dieser König sei. Zweimal
antwortet er: der HERR, das ist: Christus unser König (Joh 18,37).
Zweimal fordert er uns auf, Ihn hinein zu lassen in unsere Welt. Und das
zweite Mal unterstreicht David noch einmal Seine Macht und Herrlichkeit und nennt Ihn
den HERRN Zebaoth, das ist: den HERRN der Heerscharen.
Dieses
"zweimal" samt dem Hinweis auf die unendliche Macht, Ehre und Größe
Gottes zeigt uns an, wie herrlich unser Gott ist; und wie ernst Sein Ruf
an uns Menschen, Ihn in Christus hinein zu lassen in unsere Welt, in
unser Leben und in unsere Herzen. Umzukehren zu Ihm, der für uns starb
(Joh 3,16) und der allein die Macht hat, unsere Sünden zu vergeben (Lk 5,21).
Aus der Geschichte kennen wir den traurigen Grund für
den zweifachen Ruf, denn dort heißt es über die Reaktion Seines Volkes:
"Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Joh 1,11). Gott gebe uns Gnade, dass wir Ihn, der allein uns retten kann
(Joh 14,6, Apg 4,12) in unsere Herzen hinein lassen - IHN, der zu uns spricht: "Siehe,
ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde
ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.
" (Offb 3:20).
Der Psalm schließt, fast nachdenklich, mit einem instrumentalen SELA.
[Predigt als MP3]
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