Dienstag, 26. Juni 2012

Lügner, Irrer oder Herr?

Das 'Trilemma' - adaptiert aus 'Mere Christianity' von C.S. Lewis

In seinem klassischen Werk 'Mere Christianity' (1) bietet C.S. Lewis ein überwältigendes Argument dafür, dass wir Jesus nicht einfach als guten Morallehrer ansehen können und dürfen. Jesus lehrte und verkündete vieles was ihn selbst betraf. In Johannes 16,28 finden wir folgende Aussagen, welche Jesus seinen Jüngern, ihn selbst betreffend, klar darlegte:

"Ich bin vom Vater ausgegangen 
und in die Welt gekommen; 
ich verlasse die Welt wieder 
und gehe zum Vater." 

(Johannes 16,28)


1. Seine Prä-Existenz beim Vater
2. Seine Inkarnation
3. Seinen Tod, Beerdigung und Auferstehung
4. Seine Himmelfahrt zum Vater

Diese Aussagen offenbaren uns den Kern der Identität und Mission Jesu: Er ist der ewige Gott. Er wurde Fleisch. Er litt und starb, um uns zu Gott zu bringen. Er auferstand aus dem Grab. Er fuhr auf zur rechten Hand des Vaters. Große Gefahr droht, wenn wir dieses große, gewichtige Zentrum von seiner Lehre und seinem Beispiel trennen. Gehen wir vorsichtig vor! Doch gehen wir mit zuversichtlicher Gewissheit über das biblische Zeugnis vor; bestätigt aus dem Mund Jesu und der Feder der Apostel. 


Doch lassen wir C.S. Lewis zu Wort kommen.

"Dort taucht plötzlich ein Mann auf unter den Juden der herumgeht und redet, als ob er Gott wäre. Er behauptet, Sünden zu vergeben. Er sagt, Er habe schon immer existiert. Er sagt, dass Er wiederkommen wird, um die Welt zu richten, am Ende der Zeiten. Nun lasst uns das klar stellen: Unter Pantheisten, wie den Hindus, kann jeder sagen, dass er ein Teil von Gott oder eins mit Gott ist: Daran wäre nichts wirklich Seltsames. Doch dieser Mann, weil er ein Jude war, konnte nicht diese Art von Gott meinen. Gott, in ihrer Sprache, bedeutete das Wesen außerhalb der Welt, welches sie gemacht hatte und uneendlich verschieden von allem anderen war. Und wenn Sie das begriffen haben, werden Sie sehen, dass das, was dieser Mann sagte, ganz einfach das Schockierendste war, was jemals von menschlichen Lippen geäußert wurde.

Ein Teil des Anspruches droht uns unbemerkt zu entgehen, weil wir ihn schon so oft gehört haben, dass wir nicht mehr sehen, worauf er hinausläuft. Ich meine den Anspruch, Sünden zu vergeben: Jede Sünde. Nun, es sei denn der Sprecher ist Gott, ist diese Aussage so absurd, dass sie fast komisch wäre. Wir können alle verstehen, dass ein Mann Beleidigungen gegen ihn selbst vergibt. Sie treten auf meine Zehen und ich vergebe Ihnen. Aber was sollen wir mit einem Mann machen, selbst unberaubt und ungetreten, der ankkündigt, dass er Ihnen vergäbe, dass Sie auf anderer Männer Füße getreten sind und anderer Männer Geld gestohlen haben? 'Idiotische Einfältigkeit' wäre wohl die freundlichste Umschreibung, die wir über Sein Verhalten abgeben würden. Doch das ist, was Jesus tat. Er sagte Menschen, dass ihre Sünden vergeben wären und wartete nie, um all die anderen Menschen zu befragen, welche deren Sünden unzweifelhaft verletzt hatten. Er benahm sich ohne zu zögern so, als ob Er die am meisten betroffene Seite, die in allen Delikten am meisten beleidigte Person sei. Das macht nur Sinn, wenn Er wirklich Gott war, dessen Liebe verwundet und dessen Gesetze mit jeder Sünde gebrochen werden. Im Munde jedes Sprechers, der nicht Gott ist, würden diese Worte implizieren, was ich nur als eine Dummheit und Einbildung ansehen kann, die unter allen Charakteren der Geschichte ihresgleichen sucht.

Und doch (und das ist die merkwürdige, bedeutende Sache) selbst seine Feinde haben, wenn sie die Evangelien lesen, für gewöhnlich nicht den Eindruck von Dummheit oder Einbildung. Noch viel weniger unvoreingenommene Leser. Christus sagt, er sei "demütig und bescheiden" und wir glauben Ihm; ohne zu bemerken dass, wäre Er lediglich ein Mensch, Demut und Bescheidenheit wohl die letzten Eigenschaften wären, die wir einigen Seiner Aussprüche beimessen würden.

Ich versuche hier, jeden davon abzuhalten, diese wirklich alberne Sache zu sagen, die Leute oft über Ihn sagen: "Ich bin bereit, Jesus als einen großen Morallehrer anzuerkennen, aber ich erkennene nicht Seinen Anspruch an, Gott zu sein." Das ist das Eine, was wir nicht sagen dürfen. Ein Mensch, der nur ein Mensch war und die Sorte von Dingen sagte, die Jesus sagte, wäre sicher nicht ein großer Morallehrer. Er wäre entweder ein Irrer - auf einer Ebene mit dem Mann der sagte er sei ein gekochtes Ei - oder er wäre der Teufel der Hölle. Sie müssen sich entscheiden. Entweder war und ist dieser Mann der Sohn Gottes: oder aber ein Verrückter oder etwas noch Schlimmeres. Sie können Ihn als einen Irren einsperren, Sie können Ihn anspucken und als einen Dämon töten; oder Sie können zu Seinen Füßen niederfallen und Ihn Herr und Gott nennen. Aber kommen Sie mir nicht mit so einem gönnerhaften Unsinn wie, Er wäre ein großer menschlicher Lehrer gewesen. Das hat er uns nicht offen gelassen. Das hat er nicht beabsichtigt.


So sind wir mit einer beängstigenden Alternative konfrontiert. Dieser Mann über den wir sprechen war entweder (und ist) genau das, was er sagte oder aber ein Irrer oder etwas Schlimmeres. Nun scheint es mir offensichtlich zu sein, dass Er weder ein Irrer noch ein Unhold war: und konsequenterweise, so fremd oder furchteinflößend oder unwahrscheinlich es auch scheinen mag, habe ich die Sicht zu akzeptieren, das Er Gott war und ist. Gott ist in menschlicher Gestalt auf dieser feindbesetzten Welt gelandet.

Und nun, was war der Sinn von alledem? Was ist Er gekommen zu tun? "Nun, um zu lehren, natürlich," ist für gewöhnlich die Antwort.

Doch sobald Sie ins Neue Testament oder irgend ein anderes christliches Schriftstück schauen, werden Sie finden, dass man ständig über etwas anderes redet - über Seinen Tod und Seine Auferstehung. Es ist offensichtlich, dass die Christen denken, dass der Hauptpunkt der Geschichte hier liegt. Sie denken, der Hauptgrund, weshalb Er auf die Erde kam, war, zu leiden und zu sterben.

Ein Mensch kann annehmen, was Christus getan hat, ohne zu verstehen, wie es funktioniert: In der Tat, er wird nicht verstehen, wie es funktioniert, bis er es angenommen hat.

Uns wird gesagt, dass Christus für uns getötet wurde, das Sein Tod unsere Sünden abgewaschen und dass er durch Sein Sterben den Tod selbst außer Gefecht gesetzt hat. Das ist die Formel. Das ist das Christentum. Das ist, was zu glauben ist.

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(1) Erstmals in deutscher Sprache erschienen unter dem Titel "Christentum schlechthin". Neuere deutsche Ausgaben tragen den Titel 'Pardon, ich bin Christ' und den Untertitel 'Meine Argumente für den Glauben'.

Sonntag, 17. Juni 2012

Wie man ein Wunder übersieht

Als wir vor kurzem bei einem befreundeten Ehepaar eingeladen waren, fiel mir etwas auf. An mir. Oder besser: an meiner Wahrnehmung. Etwas, das mir noch nie so bewusst aufgefallen war: Ich war überrascht von meiner "Fähigkeit zur geistlichen Blindheit". Meiner Blindheit gegenüber dem Handeln Gottes in dem sich sein Wesen so klar und eindeutig widerspiegelte: Seine Gutheit, Seine Barmherzigkeit, Seine Treue. 

Doch von Anfang an.

Ich habe einen Freund; nennen wir ihn G. Vor vielen Jahren war G. ein einsamer Mensch, der sein Dasein, zumindest aus dem Blickwinkel anderer, eher am Rande der Gesellschaft fristete. Ihm ging es nicht gut, weder äußerlich, noch innerlich. Weder finanziell noch emotional. Er war arbeitslos, ehelos, hoffnungslos. Er war mir und einem weiteren Freund von uns ein ständiges Gebetsanliegen.

Und was er für Wünsche hatte! Er sehnte sich nicht nur nach einer festen Anstellung, was aus diversen Gründen schon eine Herausforderung darstellte, nicht nur nach einem festen Einkommen, sondern - in seiner Lage! - auch noch nach einer Frau. Und nicht nach irgend einer Frau. Nein, eine Frau von einem ganz bestimmten Fleck auf diesem Planenten sollte es sein. Das war für G. ausgemachte Sache.

Wenn ich mich heute zurück erinnere, spüre ich noch gut meine innere Zerrissenheit: Auf der einen Seite wollte ich G. nicht enttäuschen, indem ich ihm seine, aus meiner Sicht etwas hoch gestochenen, Wünsche ausredete. Auf der anderen Seite wollte ich nüchtern bleiben und realistisch. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er eine Arbeit finden würde, geschweige denn eine Frau. Und dann noch eine aus dieser ganz besonderen Region auf unserem Planeten. Das war für mich einfach zu viel.

Doch meine Zuneigung und vielleicht auch mein Mitgefühl überwogen und so sagte ich ein ums andere Mal zu, für G. zu beten. Und mit ihm zu beten; wie auch mein anderer Freund und viele andere mit uns.

Die Jahre vergingen. G. fand eine Arbeit. G. fand eine Frau. Alles geschah so natürlich, so unauffällig, so leise, so ohne Pomp und Klimbim. So leise und unauffällig sogar, dass ich gar nicht realisierte, was sich da eigentlich direkt vor meinen Augen zugetragen hatte.

Und so saßen wir dann neulich zusammen und sprachen über alte Zeiten. Und G. fragte mich: "Weißt Du noch, wie anders damals alles war?" Dieser Satz traf mich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel und es fiel mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Ja! Es war in der Tat alles anders. Denn Gott hatte unsere Gebete erhört und alle unsere Erwartungen -zumindest meine- bei weitem übertroffen:

Inzwischen steht G. vor seinem 10-jährigen Firmenjubiläum in einem Unternehmen, an welches wir damals nicht im Traum zu denken gewagt hätten. Nicht nur ist er inzwischen verheiratet und Vater eines gesunden und ganz wunderbaren Kindes. Er ist vor allem auch der Ehemann einer wunderbaren Frau - einer Frau, die von genau dem Ort auf unserer Erde kommt, den er sich so sehr gewünscht hatte.

Diese Erkenntnis traf mich mitten ins Herz: So liebevoll ist Jesus (Mt. 11,28), so sehr interessiert daran, uns Freude zu bereiten, so beharrlich darin, unseren Wünschen und Gebeten zuzuhören und uns am Ende zu geben, was unser Herz sich so sehr ersehnt (Ps 37,4). Auch darin liegt seine Herrlichkeit: Dass ER - ungleich uns - nicht allein an Sich selber denkt, sondern sein Höchstes für uns gibt, damit wir glücklich sind.

Mich hat dieses Erlebnis eine -theologisch längst bekannte- Wahrheit in ganz neuem, viel realistischerem Licht erkennen lassen: dass Jesus unseren Gebeten tatsächlich zuhört. Dass sie Ihm wichtig sind. Dass Er sie erhört. Nicht, weil wir es verdient hätten. Sondern weil Er uns gnädig ist. Weil Er uns wirklich liebt.

Und sie hat mich noch etwas gelehrt. Über einen Widerspruch in meinem Denken und Empfinden. Dass es scheinbar recht einfach für mich ist, Dinge zu übersehen, die ich, als sie noch in der Zukunft lagen, für richtige Wunder gehalten habe, für absolut menschenunmöglich. Und die ich, als sie so selbstverständlich und natürlich geschahen und in dann in der Vergangenheit verblassten, als gegeben hinnahm, als seien sie das Normalste von der ganzen Welt.


Doch vielleicht geht es nicht nur mir so? Vielleicht gibt es auch im Leben meiner Mitmenschen Dinge, für die sie in ihrer Not zu Gott gerufen haben, gefleht und gebetet. Dinge, von denen sie glaubten, sie seien undenkbar. Und die Gott in seiner Gnade dann doch hat wahr werden lassen, weil uns Menschen liebt. Dinge, die vielleicht bis heute übersehen wurden, weil sie so völlig natürlich in's Leben kamen, so bescheiden, so leise, so unscheinbar... - ganz so, wie es Gottes Wesen entspricht. Denn Er ist demütig, sanftmütig und bescheiden... (Mt 11,29)

Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut (Matthäus 13:36-43)

Text

36 Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. 37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist's, der den guten Samen sät. 38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. 39 Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende der Welt gehen. 41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!


Kommentar

36a Nach einem wohl anstrengenden Tag entlässt Jesus das Volk. Er ist souverän und Er allein definiert, wann Er spricht und wann Er schweigt. Jesus führt das Volk, Er wird nicht geführt und lässt sich nicht führen, denn Er ist der Mensch gewordene Gott.

36b Wir haben die Gleichnisse Jesu vielleicht schon so oft gehört oder gelesen, dass uns das Unverständnis der Jünger fremd ist, ja beinahe begriffsstutzig vorkommt. Die Jünger jedoch waren die ersten Menschen in der Geschichte, die dieses Gleichnis hörten. Für sie war zwar sicher verständlich, dass die Erzählung, rein von der ackerbaulichen Perspektive betrachtet, vollkommen Sinn machte: Der Weizen sollte geschont werden, indem sicher gestellt wurde, dass am Ende nur das deutlich erkennbare Unkraut vernichtet wurde. Doch worauf Jesus mit diesem Bild hinaus wollte, das war ihnen allen völlig verborgen. Und so bitten sie Ihn um eine Erklärung.

Und obwohl Er sicher müde war von einem Tag an dem er sich mit dem Stolz und der Bosheit der Pharisäer auseinandersetzen musste und den Rest des Tages gelehrt hatte - und wer schon einmal einen Tag am Stück referiert hat weiß, von welcher Erschöpfung hier die Rede ist - nimmt Jesus sich die Zeit, seinen Jüngern zu dienen und Ihnen alles zu erklären, worum sie ihn bitten.

37-39 Jesus leitet daraufhin seine Auslegung mit einer Übersicht über die Bedeutung der Bilder im Gleichnis und deren Abbildung auf reale Subjekte und Objekte ein und definiert so, was was und wer wer ist. Dies tut er so effizient, dass ein Kommentar an dieser Stelle nur noch eine Wiederholung des von Jesus Gesagten sein könnte; daher kann auf eine Auslegung der Verse 37-39 an dieser Stelle getrost verzichtet werden.

40 Dann schlägt er, mit einem "so, wie..." die Brücke zwischen Bild und Realität. Dabei setzt Er den Fokus gezielt auf die Objekte und Handlungen, die für im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stehen sollen, weil sie das Motiv für das Gleichnis bilden: Das Unkraut, das Feuer und das Ende der Welt.

41-42 Jetzt erst beginnt Jesus mit der Erläuterung der Handlungen der Subjekte und Objekte und macht somit die Botschaft des Gleichnisses verständlich: Am Ende der Welt wird ein schreckliches Gericht über all diejenigen herein brechen, die zwar am Anfang so aussehen mögen, wie echte junge Kinder Gottes, deren Verhalten und Taten jedoch, je länger, je mehr, deutlich macht, wer sie wirklich sind: sie brechen Gottes Gebote indem sie Unrecht verüben und Menschen, wie die Pharisäer es taten, vom Glauben abhalten an die Gnade, Barmherzigkeit und Liebe Gottes und Seine Erlösung allein aus Gnaden und ohne Werke. Diese Heuchler werden mit unwiderstehlicher Gewalt von den Engeln Gottes an einen Ort der Qual verbannt werden, an dem diese Menschen ihre gerechte Strafe empfangen, die so schmerzhaft ist, dass sie jammern und wehklagen werden. Das Schlimmste aber wird sein, dass sie sehen werden, was sie in ihrem Stolz ausgeschlagen haben: sie werden die Herrlichkeit und die Glückseligkeit der Gerechtfertigten sehen können (vgl. Lk 13,28), die demütig ihre Schuld bekannten und von Gott begnadigt und verherrlicht wurden. Das wird sie vollends zerknirschen.

43a Obwohl das Bild des Gleichnisses mit dem Gericht endet und die Auslegung somit eigentlich zu ende ist, fügt Jesus noch zwei weitere Sätze an. Zum Ersten: Das Gericht Gottes ist zwar das Zentrum dieses Gleichnisses, aber es ist nicht Gottes letztes Wort. Gottes letztes Wort ist das Evangelium, die gute Nachricht von Seiner Gnade und Barmherzigkeit und davon, was das Ende der Schöpfung sein wird: Menschen, die Ihm gleich sind, wie Er es zu Beginn der Schöpfung geplant hatte (1Mo 1,26) und die, wie Er, strahlen, wie die Sonne (Apg 26,13, Offb 1,14) - zu Seiner Ehre (Jes 43,7).

43b Jesus beendet diesen Tag mit einer einzigen Aufforderung: Alle, aber auch wirklich *alles* was Er gesagt und gelehrt hat, ist ernst zu nehmen, es ist absolut ernst zu nehmen, weil es in allem Gesagten um nicht mehr und nicht weniger geht, als unser ewiges Heil.

Dazu hat Gott uns Ohren gegeben, dass wir auf Ihn hören, wenn Er spricht. Er allein ist der allein Weise, Allwissende und Allmächtige (Joh 21,17, Hi 42,2). Er ist am Ende der Tage der Richter über unser Leben. Und von Seinem Urteil hängt aboslut alles ab. Ohne Christus: unsere ewige Verdammnis für unsere Gottlosigkeit und den sich daraus ergebenden Lebenswandel. Mit Christus: unser ewiges Glück und immerwährende Herrlichkeit. (Das Gleichnis zu dieser Auslegung findet sich hier.)

Samstag, 2. Juni 2012

Der gute Hirte (Ps 23:1-6)

Text

1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. 5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. 6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.


Kommentar

1 Dieses Psalmlied Davids verherrlicht die liebende Fürsorge, die tröstende Geborgenheit und treue Zuwendung Gottes gegenüber David und jedem, der mit ihm sprechen kann: "Der HERR ist mein Hirte".

"Mir wird nichts mangeln", ist dabei nicht vorrangig in weltlicher, sondern vor allem in geistlicher Hinsicht zu verstehen. Heb 11:32-40 lehrt klar, dass Gott durch unser Vertrauen auf Ihn verherrlicht wird, durch unsere Verbundenheit mit Ihm, ganz unabhängig davon, was die weltlichen Auswirkungen sein mögen. So sind die Bilder dieses Psalms in jedem Falle Bilder für unsere innere Welt der Seele. Und dort, wo Gottes Gnade es so fügen will, auch Bilder der äußeren, sichtbaren Welt.

Und ein weiterer Gedanke schwingt mit in dem "mir wird nichts mangeln": dass Gottes allwissende Vorsehung und Seine barmherzige Liebe zu jeder Zeit nur das in meinem Leben zulassen wird, was ich ertragen kann (1. Kor 10:13) und was sich zuletzt als das Beste für mich herausstellen wird; auch wenn mir dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt in meiner leiblich- und seelischen Bedürftigkeit noch nicht einsichtig und in meiner zeitlichen Begrenztheit und Unwissenheit noch nicht offenbar sein mag. In diesem Sinne dichtete schon Paul Gerhardt 1656:
Dein' ew'ge Treu' und Gnade,
O Vater, weiß und sieht,
Was gut sei oder schade
Dem sterblichen Geblüt
...
Ihn, ihn laß tun und walten,
er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten,
daß du dich wundern wirst

Letztlich und vieleicht vor allem bedeutet "mir wird nichts mangeln" aber auch, dass ich mit Christi Hilfe lerne, was schon Paulus gelernt hat: Die Frucht der Genügsamkeit, der Dankbarkeit und der Zufriedenheit mit dem, was Gott in mein Leben hineinstellt. Nur so ist es möglich, dass eine Situation äußeren Mangels nicht zu einem Empfinden inneren Mangels führt, oder wie es Paulus Phil 4:11-13 ausdrückt: "Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie's mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluß haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht."

2-3 So sind auch die folgenden Bilder Ausdruck der inneren Gemeinschaft mit unserem Erlöser in unseren Herzen: Es ist Christus, der uns, die Schafe Seiner Weide (vgl. Ps 100:3), durch Andacht und Predigt auf der grünen Aue Seines unerschöpflichen Wortes weidet. Es ist Christus, der uns in der Gemeinschaft untereinander, im Gebet und im Abendmahl an die erfrischende Quelle Seiner Gegenwart führt. Es ist Christus, der Mt 11:28 spricht "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken". Es ist Christus, der uns führt (Joh 10:27) und es ist Christus allein, der sagen darf: "Ich bin der gute Hirte." (Joh 10:11).

4-5 Christus ist es auch, der in Zeiten der Bedrängnis bei uns ist, so wie Er alle Tage bei uns ist (Mt 28:20), auch wenn wir Ihn nicht sehen, hören oder fühlen können. Er erspart uns die Bedrängnis nicht, vielmehr führt Er uns mitten hindurch. Dabei tröstet er uns, indem er uns zueinander sammelt und immer wieder, auf unser Gebet und das unserer Geschwister hin, unsere Feinde vertreibt. Darum müssen wir uns nicht fürchten, auch wenn die Angst uns noch so nah kommt. Wir dürfen fest darauf vertrauen: Er hält sein Wort und trägt uns durch bis in die Ewigkeit und stellt uns untadelig vor Sein Angsicht (1 Kor 1:8). Und mitten in unserer Bedrängnis ruft Jesus uns immer wieder an Seinen Tisch, das Abendmahl mit Ihm zu feiern - um nicht zu vergessen, dass Er, der aus Liebe Sein Leben für uns gab, unser Leiden wie kein zweiter versteht. Ja, selbst angesichts unserer Widersacher bereitet Christus für uns noch zu, was uns hilft und uns zum Leben dient. Er wendet sich uns zu und ehrt uns und tut uns wohl; er überschüttet uns mit Seinem Geist und Segen. Er sorgt dafür, dass der Kelch Seiner Gnade für uns immer bis zum Rand gefüllt ist, denn Er liebt uns.

6 Weil das so ist - und weil Christus, Gott, sich nicht ändert (Heb 13:8, Jak 1:17), wird Seine fürsorgende Liebe und Barmherzigkeit uns begleiten bis an unser irdisches Ende. Dann aber werden wir für immer bei IHM sein dürfen, der zu uns spricht: "Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit." (Offb 1:17-18) Und: "Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir" (Offb 22:12).